2015-04
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es nach Polen verschlagen) und in den Jahren des Wiederaufbaus<br />
wurde daraus (fast) nichts. Mit dem damaligen Bild<br />
als „dienende“ Pfarrersfrau freundete sie sich zwar an, aber<br />
echte Erfüllung „war das nicht“. So war für das Multitalent<br />
(Studieren, Malen, Schreiben von Gedichten, Prosa und<br />
Märchenbüchern) Rosemarie Achenbach das Eintauchen<br />
in die Geisteswissenschaften nach dem Tode ihres Mannes<br />
Herzenswunsch und emanzipatorische Selbstverwirklichung<br />
zugleich. Ruck zuck ging sie die Sache an. Hat alles<br />
gut geklappt. Und jetzt steht bald der Titel ins Haus. Die<br />
Promotion ist angesagt.<br />
Seismografisch erspürt sie wachen Sinnes das Geschehen<br />
rund um den eigenen Kirchturm und in der Welt. Sie<br />
macht es sich nicht einfach. So sei sie beispielsweise nicht<br />
dazu bereit, dem lieben Gott alles in die Schuhe zu schieben<br />
was da heute so passiert. Aber: „Der liebe Gott rauft sich<br />
bestimmt manchmal die Haare.“ Sie selbst sei eine ausgesprochen<br />
kritische Christin. In Zeiten, in denen der Glaube<br />
immer öfter in Frage gestellt werde, sollte man daran denken,<br />
dass die Entsendung Jesus Christus in die Welt Gottes<br />
bedeutet, dass er für Dich da ist.<br />
„Pedaltheologie“ kommt zu kurz<br />
In der heutigen Zeit komme die so genannte „Pedaltheologie“<br />
zu kurz. Will sagen: Wenn der Mensch nicht in<br />
die Kirche kommt, dann geht der Pfarrer zu ihnen. Andererseits:<br />
In der überall sichtbaren Wandlung der Kirche<br />
(siehe Projekt 2025) hat kein Gottesmann mehr die Zeit,<br />
sich die Hacken abzulaufen. Rosemarie Achenbach: „Für<br />
mich steht fest, dass die Basisarbeit zu kurz kommt.“ Sie<br />
zuckt die Schultern.<br />
Ihre „Studentenbude“ ist ein schmuckes Einfamilienhaus.<br />
Hat auch nicht jeder. Vorzüge des Alters. Die Eiserfelder<br />
Doktorandin: „Ich bin unendlich dankbar dafür,<br />
dass ich mir das im hohen Alter überhaupt leisten kann.“<br />
Ihre wachen Augen gleiten über Fotos an den Wänden.<br />
„Mein Mann und ich sind viel gereist. Ja, wir haben die<br />
Welt gesehen. Jede Menge Fotos haben wir geschossen. Bei<br />
60 000 habe ich aufgehört zu zählen. Dias über Dias…“ Das<br />
komplette Portfolio hat sie dem Heimatmuseum Wilnsdorf<br />
überlassen. Die Welt: Sie hat sie gesehen, wie sie war, sie<br />
erlebt wie sie ist. Der Blick aus dem Fenster. Wunderschön.<br />
Die Sieg-Auen im satten Grün. Das sanfte Licht der Nachmittagssonne.<br />
Friedlich. Die Natur hat Rosemarie Achenbach<br />
mit ihrem Studien („Mein Lebenselexier“) in einen<br />
kraftspendenden Rahmen gebettet. Dieter Gerst<br />
Rosemarie Achenbachs Veröffentlichungen<br />
Foto: Dieter Gerst<br />
4/<strong>2015</strong> durchblick 43