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2015-04

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Gesellschaft<br />

Reparieren ist angesagt<br />

Kindergarten besucht das Repaircafé in Siegen<br />

Zwanzig quirlige Kindergaren-Kids laufen in gesitteten<br />

Zweierreihen vom Bus ins Mehrgenerationenzentrum<br />

MGZ in der Siegener St. Johann-Strraße 7.<br />

Ziel ist das bereits im August eröffnete „Repaircafé“ des Vereins<br />

Alter Aktiv. Dort entdecken sie gleich die Arbeitstische<br />

mit allerlei Werkzeug darauf. Doch ehe sie sich das alles<br />

genauer anschauen<br />

dürfen,<br />

bringt<br />

Günter<br />

Westerholt,<br />

Diakon der<br />

Kirchengemeinde<br />

und<br />

Hobbytüftler,<br />

sie ins<br />

Technik ist spannend<br />

Bistro des<br />

MGZ. Zu einem „Repaircafé“ gehört wie der Name schon<br />

sagt, natürlich auch ein Café. Zuerst erfahren die kleinen Besucher<br />

bei Limo und Keksen, was die Experten des „Repaircafés“<br />

so alles machen und warum sie das tun. Sie hören, dass<br />

alle elektrisch betriebenen Kleingeräte einen Motor haben,<br />

der kann kaputt gehen oder einen Kabelschaden haben. Auf<br />

die Frage von Günter Westerholt: „Wenn der Motor keinen<br />

Strom bekommt, was passiert dann?, wissen die Kids sofort<br />

eine Antwort. „Nichts geht mehr“. Im „Repaircafé“, so erfahren<br />

die Kinder, versuchen die Experten herauszufinden,<br />

warum der Motor nicht mehr läuft. Dazu muss man aber<br />

das Gerät aufschrauben können. Das geht leider nicht bei<br />

allen Geräten. Was sonst noch so an elektrischen Helfern im<br />

Haushalt und auch an Spielgeräten kaputtgehen kann, auch<br />

das wisssen die Kinder ganz genau. Sie wissen auch, dass<br />

die kaputten Sachen dann meist im Müll landen und finden<br />

es toll, dass sie wieder ganz gemacht werden können. Wie<br />

einfach das manchmal geht, werden sie gleich erfahren.<br />

Gestärkt geht es ab zu den Tischen mit den Werkzeugen<br />

und Geräten. Hier wird es dann richtig spannend: Was<br />

ist ein Spannungsprüfer? Wozu braucht man den, und wie<br />

funktioniert der? Das zeigt der Experte den Kindern am<br />

Beispiel einer Glühbirne. Der Spannungsprüfer zeigt Grün,<br />

das heißt, die Lampe ist ganz und leuchtet. Was kann man<br />

alles mit einem Lötkolben anfangen? Wozu braucht man<br />

den? Auch das wird den Kindern vorgeführt. Was braucht<br />

man zum Öffnen der Elektrogeräte? Einen Schraubenzieher,<br />

richtig! Vieles können die Fünfjährigen schon selbst<br />

zuordnen und sind ganz bei der Sache.<br />

In einem nächsten Raum liegt ein auseinandergenommener<br />

kleiner Motor. Den haben Jugendliche ausgebaut, die<br />

hier auch werkeln und basteln. Im Innern des Motors entdecken<br />

die Kinder Kupferdraht, wertvoller Rohstoff also, wie<br />

Foto: Anne Alhäuser<br />

Foto: Anne Alhäuser<br />

Günter Westerholt ihnen erklärt. „Und wo landet so ein kaputtes<br />

Ding?“ fragt er. „Im Mülleimer“, antwortet eines der<br />

Kinder. „Und dann im Müllauto“, weiß ein anderes. „Ja, und<br />

dann?“ „Auf der Müllhalde!“ Auch das wissen die Kinder<br />

sehr genau. Ja, aber wieso ist das ein Problem? Das erklärt ihnen<br />

Günter Westerholt ausführlich. Rohstoffe werden immer<br />

weniger. Wenn wir die kaputten Geräte einfach wegwerfen,<br />

vernichten wir damit auch die wertvollen Rohstoffe, die noch<br />

darinstecken. „Und was machen wir, wenn es keine Rohstoffe<br />

mehr gibt?“, fragt Westerholt. „Dann gehen wir auf<br />

die Müllhalde und holen sie wieder raus“, erwidert ein ganz<br />

pfiffiges Kerlchen. Alle haben schnell begriffen, worum es<br />

im „Repaircafé“ geht. Reparieren statt wegschmeißen, Rohstoffe<br />

erhalten statt sie zu vernichten.<br />

An einem anderen Tag waren überwiegend „Oldies“ im<br />

„Repaircafé“. Neben einem wunderschönen alten Kofferradio<br />

aus den Sechzigern, das ein Senior repariert haben wollte,<br />

schoss an diesem Tag ein alter Plattenspieler aus den fünfziger<br />

Jahren den Vogel ab. Sein auch schon in die Jahre gekommener<br />

Besitzer gab an, dass er wohl noch einwandfrei liefe,<br />

aber die Lautstärke leider nicht mehr verstellbar sei. Das<br />

alte, spröde gewordene Bakeliträdchen zur Lautverstellung<br />

saß fest. Es würde mit hoher Wahrscheinlichkeit zerbrechen,<br />

wenn man es mit Gewalt zu lösen versuche. Zu schade! Zur<br />

Freude seines Besitzers gelang es einem Experten, einen alten<br />

quietschgelben CD-Player wieder ans Laufen zu bringen.<br />

So wechseln sich Erfolg und Misserfolg ab.<br />

Was wie eine „nette Beschäftigungsidee“ daherkommt,<br />

ist sicher nicht die Lösung von Zukunftsproblemen, aber<br />

ein Anstoß zum Umdenken. Das haben die Erzieherinnen<br />

des Rosterberg-Kindergartens erkannt und pädagogisch genutzt.<br />

Ein „Repaircafé“ gibt es auch in Hilchenbach.<br />

Öffnungszeiten siehe Seite 58 Anne Alhäuser<br />

58 durchblick 4/<strong>2015</strong>

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