2015-04

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Weihnachten Warten auf die Bescherung Seit dem 1. Dezember suchten Jana und Timmy jeden Morgen das richtige Türchen an ihrem Weihnachtskalender, öffneten es und verglichen die Schokoladenfiguren. Am zweiten Advent backte Mama zusammen mit ihnen Spekulatius, Spritzgebäck und Lebkuchen. Abends zündeten sie zwei dicke rote Kerzen am Adventskranz an und Jana und Timmy durften ab und zu vorsichtig eine Tannennadel in die Flammen fallen lassen. Die wurden dann für einen Moment fast doppelt so groß und knisterten geheimnisvoll. Derweil brutzelten im Backofen Omas Bratäpfel und Papa las Geschichten vor. Seitdem duftete es nach Weihnachten. Heute Morgen durften Jana und Timmy endlich am Adventskalender die großen Türen mit der 24 aufmachen. Nachmittags bat Mama ihre Lieblinge im Kinderzimmer zu bleiben. Sie versprachen es. Sobald sie aber Papier rascheln oder Schritte in der Diele hörten, fiel es ihnen sehr schwer. Gern hätten sie dann ganz leise die Türklinke herunter gedrückt, die Tür einen Spalt aufgezogen und geäugelt. Jana warf die Karten auf den Tisch. „Warum tust du das?“, fragte Timmy. „Es ist langweilig“, antwortete Jana. Timmy schnaufte, stützte die Ellbogen auf den Tisch, legte das Kinn in die Hände und starrte die Uhr an. Die Uhr tickte, aber die Zeiger rückten heute gar nicht weiter. Plötzlich sprang er auf und rief: „Ich weiß, was wir machen. Wir spielen Ostereier verstecken.“ „Heute?! Am Heiligen Abend!?“, fragte Jana und vergaß den Mund zu schließen. Timmy nickte, riss die Schublade mit dem Geschenkpapier auf, zog den Kasten mit dem Osterschmuck darunter hervor und klappte langsam den Deckel hoch. „Dürfen wir das denn auch?“, fragte Jana. Der Junge nickte wieder und hob den Osterhasen mit der Kiepe aus der Kiste. Jana kraulte die Küken. „Ihr seid ja ganz zerdrückt“, sagte sie, blies mehrmals in das flaumige Fell und strich es glatt. Danach ließ sie die gelben Wollknäuel mit den roten Beinchen über den Tisch spazieren und mit den winzigen Schnäbeln an ihrem Apfel picken. „Jana, ich verstecke die Ostereier und du suchst zuerst! Halt‘ dir die Augen zu!“, kommandierte Timmy. Jana kniff die Augen zu, wiegte die Küken und erzählte ihnen, dass heute der Heilige Abend ist und das Christkind kommt. Wilma Frohne Das amputierte Weihnachtsglöckchen Seit Jahren wurde in unserer Familie am Heiligen Abend die Bescherung für die Kinder mit einem Weihnachtsglöckchen eingeläutet. Dieses alte, kleine Glöckchen ist cirka 10 cm hoch, aus Messing und mit einem kleinen Schlegel versehen. Der hohe Ton klingt recht weihnachtlich. Auf diesem kleinen Glöckchen thront ein süßer nackter Junge auf einem kleinen Sockel mit der Aufschrift „BRUXELLES“ und macht Anstalten, sein kleines Geschäft in hohem Bogen zu erledigen. Ich erinnere mich, dass in meiner Kindheit an dieser Figur zwischen den Pobacken ein rotes Gummischläuchlein mit einem Ball angebracht war. Wenn meine Brüder und ich diesen Ball mit Wasser befüllten und zusammendrückten, schoss ein kleiner Wasserstrahl aus seinem Piemann, so wie man es von dem berühmten Brüsseler Brunnenmännlein kennt. Dieser Schlauch mit dem Bällchen sind schon vor langer Zeit entsorgt worden. Das Glöckchen selbst wurde zu jedem Weihnachtsfest hervor geholt, dann rief es mit dem immer gleichen feierlichen Klingeln zur Bescherung. Nach jeder Bescherung wurde das Glöckchen, gut verpackt wieder auf seinen Platz in den Schrank gestellt. Viele Jahre später ist mir beim Wegräumen des kostbaren Stückes, etwas Schlimmes aufgefallen. Das kleine Persönchen auf der Glocke war amputiert, grausam verstümmelt. Sein kleiner Piemann ist abgeschnitten, abgesägt oder abgeschliffen worden. Wie dies geschehen ist, weiß ich nicht. Sicherlich liegt die Amputation schon Jahre zurück und ist mir nur nicht aufgefallen. Der Vorgang passt in die Zeit, als das Glöckchen noch im Schrank meiner Eltern stand. Nein, das Männlein hat nicht gejammert, es hat sich sicher still in sein Schicksal gefügt. Wer ist aber nun verantwortlich für diese Freveltat? War es mein Vater, der dieses nackte Teilchen entfernt hat, - vielleicht durch Mutter animiert, weil sie es genierlich fand -? Oder, wie ich eher vermute, haben meine beiden längst verstorbenen Brüder in ihrer Lausbubenzeit diese Untat begangen. Ich kann sie nicht mehr fragen, aber das „Ding“ ist weg und bleibt weg! Ich wünsche, dass das Glöckchen auch in Zukunft noch jedes Jahr zu Weihnachten erklingt, dass bei seinem Klang die Kleinen mit großen Augen ins Geschenkezimmer stürmen und vielleicht das Christkind noch aus dem Fenster schweben sehen. Marie-Luise Uhr 18 4/2015 durchblick durchblick 4/2015
Wegweisung Weites Land watteweich eingehüllt verbrämtes Sonnenlicht am Horizont untergehend. Stille für Augenblicke dunkelste Winkel in Andacht versinken wenn unsichtbare Hände Wolkenwände öffnen für einen der geduldig wartend Stunde um Stunde Tag für Tag wie sonst niemand es vermag sein Licht zum Leuchten bringt wegweisend zu Bethlehem. Edith Maria Bürger Weihnachtszeit Reich geschmückte Tannenbäume, Plätzchenduft zieht durch die Räume und es lädt der Kerzenschein uns zu Dämmerstunden ein! Es lebe die Gemütlichkeit in der schönen Weihnachtszeit, denn bei einem heißen Punsch erfüllt sich mancher Weihnachtswunsch! Wir werden Weihnachtskarten schreiben, uns die stille Zeit vertreiben, schicken uns`re Wünsche gar für Weihnachten und «Neues Jahr!» Weihnachtsmärkte - Glühweinstände, Menschen reichen sich die Hände, halten sich für`s Fest bereit in der frohen Weihnachtszeit! Helga Düringer Das andere Lied Jetzt singt in uns allen wieder ein anderes Lied, und zwar eins, welches von Glaube, Licht und Liebe spielt. Es ist eine Melodie, die Töne ganz leise, und jeder vernimmt sie auf seine Weise. Eva Schumacher Foto: Rita Petri 4/2015 4/2015 durchblick durchblick 19 19
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