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2015-04

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Kultur<br />

Hier stehe ich, es war ganz anders<br />

Mit Luther auf dem Weg zum Reformationsjubiläum<br />

Siegerländer CVJM-Senioren vor dem Lutherdenkmal in Eisleben<br />

Wuchtig und erhaben steht er auf einem Sockel<br />

mitten auf dem Marktplatz von Eisleben. Die<br />

Rede ist von dem Reformator Martin Luther,<br />

dessen Thesenanschlag an die Tür der Schlosskirche zu<br />

Wittenberg sich am 31. Oktober 2017 zum 500. Mal jährt.<br />

Dieser Ort in Sachsen-Anhalt, der die Bezeichnung Lutherstadt<br />

im Namen hat, hat auch viele Bezüge zu dem Reformator.<br />

Hier ist er geboren, hier hat er gepredigt und hier<br />

ist er gestorben. Auf dem Weg zum Reformationsjubiläum<br />

hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) eine<br />

Lutherdekade unter dem Motto „Luther 2017 – 500 Jahre<br />

Reformation“ ausgerufen. Wichtige Themen wie Freiheit,<br />

Bildung, Sprache und Musik werden auf Tagungen und<br />

Kongressen vielschichtig erörtert. In diesem Jahr geht es<br />

um „Bild und Bibel“.<br />

Während in früheren Jahren Reformationsjubiläen<br />

national und in konfessioneller<br />

Abgrenzung gefeiert wurden, soll das kommende<br />

Jubiläum von Offenheit, Freiheit<br />

und Ökumene geprägt sein. Es soll nicht<br />

nur 500 Jahre Reformation gefeiert , sondern<br />

auch daran erinnert werden, welche<br />

Auswirkungen das Geschehen im 16. Jahrhundert<br />

bei der Entstehung der Moderne<br />

gespielt hat. So sollen jene Impulse in den<br />

Mittelpunkt gerückt werden, deren Auswirkungen<br />

bis in unsere Zeit reichen. Das<br />

Reformationsjubiläum 2017 wird deshalb –<br />

anders als alle Luther- und Reformationsjubiläen<br />

bisher – in vielen Ländern der Erde<br />

gefeiert. Dazu gibt es internationale Projekte,<br />

wie Wanderausstellungen und Chorreisen,<br />

die Zusammenarbeit von Stiftungen<br />

und Auslandspfarrstellen, internationale<br />

Kongresse und touristische Angebote und<br />

vieles mehr zeigen die weltweite Dimension des Jubiläums.<br />

Dazu ist das interessante Buch „Hier stehe ich, es war<br />

ganz anders“ von dem Theologen, dem Hörfunk und Fernsehjournalist<br />

und erfolgreichen Buchautor Andreas Malessa<br />

erschienen. Er zeigt in diesem Beitrag zum Reformationsjubiläum<br />

ein profundes Wissen über viele Begebenheiten<br />

in Luthers Leben und Details aus Luthers Schriften. Dabei<br />

weiß man nicht immer, ob man alles ernst nehmen soll,<br />

wenn er zum Beispiel über Luthers Erscheinen vor dem<br />

Reichstag zu Worms 1521 berichtet, dass sein berühmter<br />

Ausspruch vor dem Kaiser und den hohen Herren „Hier<br />

stehe ich, ich kann nicht anders“ tatsächlich so gar nicht<br />

gesagt worden ist. Was war geschehen? Zu Luthers Zeiten<br />

war der „Reichstag“ eine alle paar Jahre einberufene Konferenz<br />

an wechselnden Orten. In diesem Jahr trafen sich in<br />

Worms am Rhein 80 Fürsten, 130 Grafen, viele Reichsstädter<br />

und eine große Zahl von Rittern, Edelleuten und Reisigen<br />

(berittenen Soldaten), dazu kam Karl V., der Kaiser<br />

des „Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation“. Luther<br />

war geladen, weil er „angehört“ werden sollte, mit dem Ziel<br />

seine Thesen und den Inhalt seiner Schriften zu widerrufen.<br />

Am 17. April 1521 fasst er in einer langen Rede vor den<br />

hohen Herren die wesentlichen Punkte seiner Lehre zusammen<br />

und provoziert diese zum Beispiel mit der Behauptung:<br />

Jeder Christ müsse seinem an die Bibel gebundenen<br />

Gewissen mehr gehorchen als den Dogmen, die ein Konzil<br />

beschlossen hat. Auch der Papst stehe unter der Bibel und<br />

sei dem Kirchenvolk gegenüber rechenschaftspflichtig. Der<br />

Kaiser befiehlt: „Widerrufe!“ Aber Luther widerruft nicht<br />

und darf zuerst einmal „in Begleitung“ den Saal verlassen.<br />

50 durchblick 4/<strong>2015</strong><br />

Foto: Klaus Gerhard

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