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Die außergewöhnliche Liebe<br />
Wussten Sie, liebe Leserin, verehrter Leser, dass<br />
ein besonders bissiger Hund früher zur Wildschweinjagd<br />
eingesetzt wurde? Aus dieser Zeit<br />
rührt wahrscheinlich auch der Begriff „Sauhund“ bzw.<br />
„Schweinehund“ her? Es lag daher nahe, dass diese Bezeichnung<br />
irgendwann auch für freche oder gehässige Menschen<br />
als Schimpfwort übernommen wurde. Und jüngst<br />
kamen wir in unserer Familie in die Situation, uns in besonderer<br />
Weise mit dem Begriff auseinanderzusetzen. Aber<br />
ich fange von vorne an.<br />
Vor nunmehr drei Jahren kam Eddy in unser Haus. Der<br />
Ursprungsgedanke bei mir war damals schon die Angst<br />
vor den Schwarzkitteln, deren zerstörerischen Spuren ich<br />
auf meinen Wanderungen sah. Ein kleiner frecher Terrier,<br />
so dachte ich, sei ein idealer Weggefährte und Beschützer.<br />
Doch ich hatte mich geirrt. Schnell stellte sich heraus, dass<br />
er mich keineswegs beschützen würde. Stattdessen nährte<br />
sein Verhalten den Verdacht, dass er die Begabung habe, jeden<br />
Angreifer fröhlich mit dem Schwanz wedelnd als Spielgefährten<br />
zu begrüßen. Und was die Schwarzkittel betrifft,<br />
sollte sich diese Vermutung tatsächlich einmal erfüllen.<br />
Schnell stellten wir fest, unser Eddy ist ein eigenartiger<br />
Geselle. Ganz besonders reizt er sein Herrchen zu außergewöhnlich-psychologischen<br />
Hunde-Studien. Es wurde seitdem<br />
nicht langweilig. Frauchen muss nun häufiger putzen.<br />
Eddy schleppt mehr Schmutz ins Haus als unsere beiden<br />
Enkel und ein Hund lässt sich nichts sagen! Seitdem Eddy<br />
weiß mit welchen Blick er sein Herrchen verzaubern<br />
kann, werden Machtworte zum Kuschelkurs und Frauchen<br />
hat verloren. Eddy ist flink und sobald sich eine Tür öffnet<br />
wird er zu einem blitzartigen Geschoß. Egal ob raus oder<br />
rein, der Hund ist zu Herrchens Leidwesen nicht zu halten.<br />
Er holt sein Halsband vom Schuhschrank und signalisiert<br />
„jetzt will ich raus“ und bevor Herrchen ihn an die Leine<br />
legt ist er schon über alle Berge. Für Abendstunden wurde<br />
extra ein Blink-Leuchtehalsband angeschafft, damit er sehen<br />
kann, in welche Richtung der Hund entschwunden ist.<br />
Nach langen Spaziergängen wurde es zu einem Ritual,<br />
das Herrchen seinen Liebling schon an der Kellertür<br />
empfängt. Als erzieherische Maßnahme gedacht gefiel es<br />
unserem Hund sofort. Ja, er wartet geduldig bis Herrchen<br />
für die Dusch-Wellness-Prozedur vor ihn in die Knie geht<br />
und ihn shampooniert, frottiert und anschließend sogar<br />
föhnt. Mit der Meinung, dass Eddy etwas sehr verwöhnt sei,<br />
stehe ich, das Frauchen vollkommen allein. Anfangs hatte<br />
ich noch gemeckert, finde es jetzt sehr sinnvoll und nehme<br />
sogar in Kauf, dass zuweilen mein Shampoo oder Duschgel<br />
für Herrchens Hundele zweckentfremdet wird. Unser<br />
Eddy liebt das Wasser. Kaum draußen planscht er durch<br />
den nahen Heckenbach, durch das matschig, sumpfige Gelände<br />
des Bachbiotops und mit seinen kurzen Beinen hängt<br />
48 durchblick 2/<strong>2016</strong><br />
Foto: Marie Schröder