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Entlassungsmanagement<br />
Bethesda-Krankenhaus Freudenberg<br />
Der Minister will eine angeblich hohe Summe für die Verbesserung<br />
der Pflegestellen in den Krankenhäusern bereitstellen.<br />
Das würde konkret bedeuten, dass in einem 500-Betten<br />
Haus etwa drei neue Stellen geschaffen werden, fällt somit<br />
in der Gesamtheit überhaupt nicht auf und wird auch nicht<br />
sofort in einem Schritt umgesetzt. Niemand glaubt hier an<br />
einen durchschlagenden Erfolg. Die genauen Zahlen sind folgende:<br />
insgesamt werden offiziell 6350 Stellen geschaffen<br />
für etwa 2000 Kliniken*. Mit einem gewissen Recht fürchten<br />
Patienten wegen der Überlastung des Pflegepersonals und<br />
auch der Ärzte folgenschwere Behandlungsfehler. So haben<br />
eine Mehrheit der Patienten Angst vor Methicillin-resistenter<br />
Staphylococcus aureus (MRSA) -Infektionen – man rechnet<br />
hier pro Jahr mit ungefähr 10.000 – 15.000 Todesfällen – und<br />
etwa die Hälfte der Patienten befürchten Behandlungsfehler<br />
der Ärzte durch Überlastung und Zeitmangel, und immerhin<br />
noch ein Viertel der Patienten fürchten, aus dem gleichen<br />
Grund falsche Medikamente verabreicht zu bekommen. Der<br />
jetzt bestehende Personalmangel bei dem unzureichenden<br />
Personalschlüssel kann nicht die von Herrn Minister Gröhe<br />
geforderte Qualität in der Pflege erreichen! Immerhin ist doch<br />
bemerkenswert: nach dem jetzigen Pflegeschlüssel kommt<br />
eine Pflegekraft auf zehn Patienten (das ist zusammen mit<br />
Spanien das Schlusslicht im europäischen Vergleich). Gefordert<br />
und ideal wäre ein Verhältnis von 1:4 (bis 1:6).<br />
*Dt.Ärtzeblatt Jahrg.112, Nov. 2015 Seite 728-729<br />
Kreisklinikum Siegen-Weidenau<br />
Weitere bisher unbefriedigend gelöste Probleme sind<br />
die des Entlassungsmanagements und die Regelung des<br />
ärztlichen Notfalldienstes. Die DRGs und der Zwang<br />
zum Sparen bedingen eine nur möglichst kurze Liegezeit<br />
in der Klinik und eine schnelle Entlassung. Ein<br />
sorgfältiges Entlassungsmanagement ist auch deshalb<br />
notwendig, weil immer mehr ältere Menschen betroffen<br />
sind. Es ist immer die Frage, in welchem Zustand<br />
wird der Patient entlassen, braucht er anschließend noch<br />
Hilfe und wer vor allem leistet diese Hilfe? Die Familie, der<br />
Pflegedienst, der Hausarzt, der Facharzt? Diese Probleme<br />
müssen sicher geregelt sein damit die Qualität der ärztlichen<br />
Behandlung in der Klinik auch erhalten bleibt. Ist der Patient<br />
gesund? Ist eine allgemeine oder spezifische Nachsorgebehandlung<br />
notwendig? Ist die Familie in der Lage diese Nachsorge<br />
sachgerecht durchzuführen? Das alles muss bis in alle<br />
Einzelheiten geregelt sein, damit der gefürchtete Drehtüreffekt<br />
nicht eintritt. Die Sozialarbeiter im klinischen Entlassungsmanagement<br />
haben deswegen eine wirklich wichtige<br />
Funktion im sozialen Gefüge einer Klinik, und sie sollten<br />
eigentlich schon zum Zeitpunkt der klinischen Aufnahme<br />
in Aktion treten. Sie müssen sich kümmern um die eventuell<br />
notwendigen Hilfsmittel, müssen schon Hausbesuche<br />
durch die sozialen Dienste organisieren, müssen die Zuständigkeit<br />
der Pflegeversicherung klären, sich eventuell. um<br />
eine Wohnraumanpassung bei fortschreitender Hilflosigkeit<br />
bemühen, eventuell. mit Pflegeheimen, Angehörigen- oder<br />
Selbsthilfegruppen Kontakte aufnehmen.<br />
Foto:Ulla D'Amico<br />
Die Notdienste<br />
Die Notaufnahmen und die Notdienste in den Krankenhäusern<br />
sind überall stark überlastet, sind absolut unterfinanziert<br />
und werden immer stärker zum Lückenbüßer für die eigentlich<br />
zuständigen Bereitschaftsdienste<br />
der kassenärztlichen<br />
Vereinigung. Die Kliniken<br />
können keine weitergehende<br />
Öffnung für die ambulante<br />
Versorgung der Patienten verkraften.<br />
Mehr als 50 % der in<br />
den Kliniken versorgten Notfälle<br />
können ebenso gut in<br />
der allgemeinen Notfallversorgung<br />
behandelt werden.<br />
Bei einer Inanspruchnahme<br />
in einer Notfallklinik werden<br />
nicht nur Ärzte und Pflegekräfte<br />
belastet, es werden<br />
auch Kosten ausgelöst, die an<br />
sich nicht in die Tätigkeit der<br />
Krankenhäuser abgestimmt<br />
sind, weil z.B. die Kliniken<br />
viel mehr an Personal und<br />
Technik bereitstellen müssen.<br />
Einem Gutachten zufolge er-<br />
Foto:Rita Petri<br />
62 durchblick 2/<strong>2016</strong>