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2016-02

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sen beginnen mit WWW.“ Doch Simon glaubte die bessere<br />

Idee zu haben: „Das könnte doch Wald- und Wiesensause<br />

heißen!“ Da meldete sich Frau Stock noch mal zu Wort:<br />

„Kürzlich habe ich in der Zeitung was über Drogen mit dem<br />

Namen „Wilde-Wolke-Saudia“ gelesen.“ Völlig aufgeregt<br />

und entsetzt meinte ich: „Das hätte ich doch längst bemerkt,<br />

wenn Karo diese Richtung interessieren würde. Vielleicht<br />

heißt es ja einfach nur: Wir-Werden- Sehen. Nur was bedeutet<br />

dann NOK mit Ausrufezeichen?“ „Na vielleicht „Nackt<br />

oder Kunst“, räumte Silke grinsend ein. „Quatsch, ich hab‘s:<br />

Nationales-Olympisches-Komitee! Vielleicht trainiert deine<br />

Tochter heimlich für die nächste Olympiade.“ Für einen<br />

Moment grübelte ich, bevor ich fragte: „Nur in welcher<br />

Disziplin?“ „Fragen sie doch Karo einfach“, schlug Frau<br />

Stock vor. Und genau das machte ich auch.<br />

Als Karo am nächsten Tag zum Mittagessen kam, lag<br />

das Handy auf ihrem Teller. „Gibt es heute kein Essen?“,<br />

fragte sie ganz erstaunt. Und so bat ich sie erst einmal um<br />

Erklärung zu all den merkwürdigen Ausdrücken. „Wieso<br />

merkwürdige Ausdrücke, ich simse doch nur mit meinen<br />

Freunden.“ Völlig genervt fragte ich dann: „Na, und was<br />

bedeutet denn nun schon wieder simsen?“ „Na, SMS verschicken<br />

– das sind elektronische Nachrichten.“ Und dann<br />

sprudelte es nur so aus mir heraus: „Aha, und diese Freunde<br />

sind im olympischen Komitee? Und wieso haben die<br />

nicht eingegriffen, als du mit der Wilden-Wolke-Saudia zu<br />

geföhnt wurdest?“ „Welches Komitee, welche Wolke?“,<br />

fragte Karo sichtlich irritiert. Resolut griff ich zum Handy<br />

und rief alle Geheimbotschaften auf und ließ mir jedes Wort<br />

genauestens erklären. Ich glaube, mir fiel ein ganzer Berg<br />

Steine vor Erleichterung vom Herzen, als sich herausstellte,<br />

dass alles wirklich harmlos war.<br />

Nachmittags ging ich erneut zum Internet-Cafe. Dort<br />

nahm ich Simon zur Seite und beschimpfte ihn „allwissend“:<br />

„Du machst hier einen auf Superhirn, obwohl du<br />

eigentlich null Ahnung hast, was bei der Jugend und ihren<br />

Handys so abgeht.“ Ich erklärte dem völlig Sprachlosen,<br />

wenn die Rede von Bierdeckel sei, redet die Jugend von<br />

CD’s. Zugeföhnt bedeutet vollgequatscht und switschen<br />

heißt einfach abhauen! Weiterhin klärte ich ihn darüber<br />

auf, dass WWS nicht irgendeine Wolke aus Saudia wäre,<br />

sondern eine ganz normale Frage: „Wollen wir shoppen?“<br />

Und das Kürzel NOK bedeutet deshalb auch nicht, dass<br />

Karo eine olympische Disziplin daraus macht, sondern es<br />

war eine ganz klare Absage: „Nicht ohne Kohle!“ So, jetzt<br />

sag du mir mal, was sollte sie sich denn ohne Kohle leisten?<br />

Das wäre ja dann wirklich schon „Nackte Kunst“, um<br />

Silkes Idee noch einmal aufzugreifen.<br />

Erleichtert machte ich mich am nächsten Tag auf den<br />

Weg, um mein eigenes Handy beim Reparatur-Dienst abzuholen.<br />

Dort teilte man mir mit, dass für solche „alten<br />

Schätzchen“ sich eine Reparatur nicht mehr lohnen würde.<br />

Traurig und enttäuscht ging ich nach Hause. Ich habe<br />

lange gezögert bis ich mir dann ein Smartphone gekauft<br />

habe. Und nun sitze ich wieder in einem Volkshochschul-<br />

Kurs und nehme Nachhilfe, um es auch richtig bedienen<br />

zu können.<br />

Ulla D’Amico<br />

2/<strong>2016</strong> durchblick 53

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