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2012-03

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Buchbesprechung<br />

KALEIDOSKOP<br />

Lesenswertes aus der „durchblick-buchreihe“<br />

Jeder, der eine Buchbesprechung<br />

durchführen will, lebt gefährlich,<br />

nicht nur, weil schon Goethe<br />

gesagt hat: „Schlagt ihn tot, er ist<br />

ein Rezensent“, mit der Erinnerung<br />

an Verrisse, die unsensible Rezensenten<br />

der unkritischen Leserschaft<br />

verantwortungslos vorstellten, sondern<br />

auch, weil der Kritiker, wenn<br />

er es ernst meint, bei seinen Ausführungen<br />

unweigerlich vieles von<br />

sich selbst preisgibt, was vielleicht<br />

besser ungesagt bliebe. Wie leicht<br />

könnte das Gesagte gegen ihn verwendet<br />

werden, weil er vielleicht<br />

unbequeme Wahrheiten ausspricht,<br />

die dem besprochenen Autoren nicht<br />

recht behagen.<br />

Bei dem Buch von Erika Krumm, erschienen im durchblick-Verlag,<br />

braucht mir nicht bange zu sein. Es gibt keinen<br />

schrill klingenden Tadel, ich bin damit vollkommen einverstanden.<br />

Das fängt schon beim treffenden Titel an.<br />

Ein Kaleidoskop! Wer erinnert sich nicht daran, als<br />

Kind das kleine Röhrchen in der Hand gehabt zu haben,<br />

um lustvoll die glänzenden Bilder anzusehen, die bei jedem<br />

Schütteln neue Formen annahmen und sich in tausenden<br />

neuen glänzenden Facetten zusammenfügten.<br />

Bei dem Buch von Erika Krumm ist es ähnlich, jedes Umschlagen<br />

einer Seite entspricht dem Schütteln des Röhrchens<br />

und bringt neue Figuren und Bilder, die Assoziationen hervorrufen,<br />

alte, liebgewordene Gedanken neu beleben, neue<br />

Ideen vorstellen. Sie schreibt in erfrischender Weise und lässt<br />

den ganzen Reichtum ihrer tiefsinnigen Gedanken Form annehmen,<br />

dabei aus dem Erfahrungsschatz eines langen, mit<br />

offenen Augen gelebten Lebens schöpfend und einer großen<br />

Menge verarbeiteter Literatur. Erika Krumm spielt auch<br />

Klavier. Das gibt mir schnell die Idee von einer glücklichen<br />

Symbiose zwischen ihrem feinen Empfinden für Literatur<br />

und ihrer Musikalität, die uns Leser überrascht und dankbar<br />

aufhorchen lässt. Offenbar gibt es in ihrem Leben zwei große<br />

Einflussebenen, die ihr Dasein bestimmen, die Dichtung und<br />

die Musik, die sich gegenseitig bereichern, bewusst oder<br />

unbewusst überschneiden und durch ihre Wechselwirkung<br />

ihr Schreiben beflügeln, Ausdruck des Wunsches nach einer<br />

idealen Gesellschaft, die sich in der ständigen Auseinandersetzung<br />

zwischen Ideal und beschränkter Bürgerlichkeit sieht.<br />

Dabei wendet sie sich mit bewegter Anteilnahme den<br />

unterschiedlichsten Themen zu, sie aus den verschiedensten<br />

Blickwinkeln beleuchtend und doch nur zögernd<br />

von Streifzügen sprechend.<br />

Der Schlüssel zu ihrem Schrifttum, der<br />

sich auch im „durchblick“ dokumentiert, liegt<br />

wohl in einem großen Begreifen, in das sie<br />

uns einbezieht, wenn wir ihr bei ihren Gedanken<br />

um eine Wohngemeinschaft folgen, ihren<br />

fürsorglichen Umgang mit anderen Menschen<br />

sehen, ihre Bedenken beim Umgang mit dem<br />

Alter erspüren, ihre einfühlsamen Skizzen<br />

über Personen vergangener Zeiten lesen, tapfere<br />

Gedanken über Leben und Tod.<br />

Erika Krumm bringt eine Fülle von Anstößen,<br />

die uns geradezu auffordern, ihr<br />

Buch immer wieder zur Hand zu nehmen,<br />

den Geist spielen zu lassen, die angerissenen<br />

Welten zu betreten und darin umherzuwandern<br />

und neue Bilder zu entwickeln.<br />

Dabei führt sie uns in eine sprachliche Welt,<br />

die frei ist von Sentimentalität und Süßlichkeit<br />

und Imitation einer vorausgegangenen Zeit, sondern<br />

gekennzeichnet von überzeugender Transparenz und Symbolhaftigkeit,<br />

von Klarheit und Ausdrucksstärke.<br />

Das Buch ist ein Gewinn für jeden Bücherschrank. Es<br />

ist kein intelligentes Buch, weil es weder intelligente noch<br />

andere mit geistigen Eigenschaften ausgestattete Bücher<br />

gibt, das wäre Stilschlamperei, aber es ist ein intelligent<br />

geschriebenes Buch, ein Buch voller kluger Gedanken,<br />

flüssig und überzeugend geschrieben. Lassen wir es nicht<br />

im Bücherschrank stehen, nehmen wir es immer wieder heraus,<br />

lassen wir uns inspirieren. Johannes Buhl<br />

Zur Sicherheit!<br />

Johanniter-<br />

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28 durchblick 3/<strong>2012</strong>

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