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2012-03

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SIEGERLAND<br />

einst Land der<br />

vielen Feuer<br />

La-Tène-Ofen, eisenzeitlicher Schmelzofen, ca. 2500 Jahre alt, der in Wilnsdorf-Obersdorf zu finden ist.<br />

Foto: A.Bingener<br />

Das Land der vielen Feuer lag rechts am mittleren<br />

Rhein zwischen Ruhr und Lahn. Dort, wo sich vor<br />

langer, langer Zeit die Sieg mit ihren Nebenflüssen<br />

durch waldbewachsene Gebirgszüge gegraben hatte. Das<br />

Siegerland.<br />

Auf diesen Bergeshöhen standen einst viele Feuer und<br />

schickten Rauchsäulen gen Himmel. Das Feuer war der<br />

stärkste Gehilfe der Menschen, und es brannte hier wohl<br />

intensiver als sonst irgendwo in deutschen Landen. Denn<br />

nur durch seine Kraft wurde das Erz, das die Bergleiber<br />

einst reichlich spendeten, zur tosenden roten Glut, die Eisen<br />

und Schlacke voneinander trennten.<br />

Die Kelten hausten lange vor der Menschwerdung des<br />

Herrn in diesem Erzland. Sie verstanden es, in kleinen, fast<br />

mannshohen Lehmöfen, sogenannten Rennöfen, mit schwieligen<br />

Händen ein gutes Eisen zu gewinnen, das sie in alle<br />

Lande verschickten, und sie verstanden es wohl auch selbst,<br />

nutzbare Geräte und tödliche Waffen daraus zu formen. Diese<br />

Öfen, die man auch Wind- oder Gebläseöfen nannte, da sie<br />

bei starkem Wind am besten loderten und die größte Hitze<br />

hervorbrachten, standen aus diesen Gründen immer auf den<br />

Bergeshöhen. Auch deswegen, weil die Bergwälder ihnen<br />

das Holz für die Holzkohle lieferten. Etwa eintausend Feuer“<br />

haben seinerzeit auf den Siegerländer Höhen gebrannt und<br />

unserer Heimat den Namen „Land der vielen Feuer“ gegeben.<br />

Ja, im Siegerland soll einst die Wiege der deutschen<br />

Eisenherstellung gestanden haben.<br />

Dann kam aus Osten ein starkes kriegerisches Volk, die<br />

Sugambrer. Sie besiegten die Einwohner des Erzlandes,<br />

eroberten ihre Wallburgen und trieben die Kelten nach<br />

Westen weit über den Rhein. Die Eroberung der Fliehburgen<br />

ist bestimmt durch Aushungerung erfolgt, denn<br />

kämpferisch waren diese Wallburgen kaum einzunehmen.<br />

Die Sugambrer lebten von der Jagd und von der Viehzucht.<br />

Sie zogen auf den kargen Äckern etwas Frucht. Erz, das in<br />

den Bergen ruhte, kannten sie nicht, somit auch nicht die<br />

Kunst, Eisen daraus zu gewinnen. All ihre Waffen und Geräte<br />

bestanden zum größten Teil aus Knochen, Holz oder<br />

Stein. Überall fanden sie jedoch Eisengeräte, welche die<br />

Kelten zurückgelassen hatten. Schnell erkannten sie den<br />

großen Vorteil, der ihnen winkte, wenn auch sie Eisen zu<br />

machen und zu verformen verstünden. Sie wünschten sich<br />

nun auch Arbeitsgeräte, Waffen und andere Gegenstände<br />

aus Eisen.<br />

Unter ihnen waren noch einige Kelten, die das Geheimnis<br />

des Eisenmachens kannten. Es waren der höchste<br />

Priester und einige seiner Gehilfen. Sie wollten aber die<br />

heilige Stätte des Druidensteins nicht verlassen und lebten<br />

in einem Hain unterhalb des Opferstockes. Sie waren verschont<br />

worden, da sie die Stätte achteten. Aber man hatte<br />

auch Ehrfurcht vor der Gestalt des greisen Priesters mit<br />

Namen „Offa“.<br />

Der Sugambrer-König ging zu Offa und bat ihn zu<br />

lehren, wie man Eisen mache. Der Greis schüttelte sein<br />

54 durchblick 3/<strong>2012</strong>

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