GETRÄNKE KONTRAPUNKT von Marie Schäfers LEH | SHOP | GASTRONOMIE In Neuseeland qualmt es wieder EIN FNG MAGAZIN Die Entscheidung sorgte für Furore. Neuseelands neue Regierung zieht ein Anti-<strong>Tabak</strong>-Gesetz der linken Vorgängerregierung aus dem Verkehr. Allen ab 2009 in Neuseeland geborenen Menschen (also heute 15- bis 16-Jährige und Jüngere) sollte nie im Leben <strong>Tabak</strong> verkauft werden dürfen. Niemals. Ministerpräsident Christopher Luxon hat das Gesetz aufgehoben. Weil es „prohibitionistisch“ sei. Und die Geschichte zeigt: Prohibition sorgt nicht dafür, dass Menschen nicht mehr nach Genussmitteln streben. Jugendliche sollten in Neuseeland mit dieser drastischen Maßnahme erst gar nicht in Situationen kommen, die zum Anfangen mit dem Rauchen verführen. Verständlicher Ansatz in Sachen Jugendschutz. Aber als Erwachsene? Niemals im Leben etwas kosten, was alles anderen probiert haben? Jugendschutz muss gewährleistet sein. Aber über ein ganzes Leben zu entscheiden mit Verboten, das ist schon ein extremer Eingriff in die Selbstbestimmung. Zumal man sich fragt, wie man sicherstellen will, dass dies immer kontrolliert wird? Passkontrollen auch bei 60-Jährigen in der Zukunft? Ein Opi, der in 44 Jahren im Laden nachweisen muss, dass er vor 2009 geboren wurde? Na, für den „Sich-nochmal-jung-fühlen“-Moment sicher „spaßig“. Das „Sich-bevormundet-fühlen“ ist inklusive. Ansatz zu radikal „Neuseeland hat in den letzten Jahren weltweit den größten Rückgang der Raucherquoten verzeichnet, und wir wollen auf den praktischen Instrumenten und Ansätzen aufbauen, die bisher funktioniert haben", sagte Neuseelands Vize-Gesundheitsministerin Casey Costello. Der Ansatz sei aber zu radikal. Tatsächlich zeigt ein Blick in die US-amerikanische Geschichte, dass Prohibition (dort von Alkohol) nicht gerade gut funktionierte. 1920 trat das entsprechende Gesetz in Kraft, von 1922 bis 1927 stieg allein in New York die Anzahl von Speakeasys, der sogenannten Flüsterkneipen, auf schätzungsweise bis zu 30 000 Clubs an, die heimlich schön weiter Alkohol verkauften. 1933 hob Franklin D. Roosevelt die Prohibition wieder auf. Seltsames Gesetz in einem liberalen Land Jetzt mahnen Wissenschaftler, dass die <strong>Tabak</strong>industrie in Neuseeland gesiegt habe. Dabei ist Neuseeland nach wie vor eines der strengsten Länder, wenn es um das Rauchen geht. Weitreichende Verbote jedoch für Erwachsene für alle Zeiten ihres Lebens wirken seltsam in einer so liberalen Gesellschaft wie der neuseeländischen. Sich einfach einmal anschauen, in welchen Ländern Alkohol verboten ist. Und sich fragen, wie hoch dort der Alkoholkonsum ist, der nach wie vor existiert (aber natürlich keinen Eingang in offizielle Statistiken findet), und dies trotz zum Teil grausamer Strafen. Und außerdem: Eine neue Metastudie, die gerade im Medizinjournal BMJ veröffentlicht wurde, behauptet nun, dass hochverarbeitete Lebensmittel wie Chips ebenso gefährlich seien wie Zigaretten. Bald also Knabberei-Verbot auf Lebenszeit? Nur die Beschaffung ändert sich Hierzulande nehmen wir gerade ein weiteres Genussmittel in den legalen Katalog mit auf. Cannabis. Jeder weiß: Die Leute greifen zu einem Genussmittel, ob verboten oder nicht. Bei uns geht der Zigarettenkonsum zurück, der von Wasserpfeifentabak aber nach oben. Cannabis wurde ein immer größeres Thema, das in seiner Illegalität nur für die Überlastung der Strafverfolgungsbehörden und der Justiz sorgte. Aber allein mit Verboten lernt man nicht, seinen Konsum zu zügeln. Ein Maß zu finden. Man findet nur andere Wege. 1<strong>2024</strong> Die nächste Ausgabe erscheint im Mai genussatelier@harnisch.com 26 TABAK PROFI
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