audimax ABI Bayern 1/2024

Ever heard of
Reverse
Culture
Shock?
arrival
»Ich habe in der gesamten Zeit nur
einmal geweint, und zwar, als ich auf
die Fähre nach Deutschland gefahren
bin – mein gesamtes ›neues‹ Leben hinter
mir und all mein Besitz in meinem Auto. Ich
wusste, dass ich das Leben, das ich in den letzten
sechs Monaten gelebt hatte, nie wieder haben werde«,
berichtet Ilona. »Es ist auch tatsächlich ein komisches
Gefühl, zu wissen, dass man nun so viel
reifer und älter ist, aber an seinem ›alten‹ Leben
anknüpfen muss.« Nach ihrem Auslandspraktikum
in England erlebt sie wie viele andere Heimkehrer
den Reverse Culture Shock. Der Schweregrad
dieses Kulturschocks fällt bei jedem anders
aus und hängt von verschiedenen Faktoren ab wie
der Unterstützung in der Heimat, der Länge des
Auslandsaufenthalts oder der Größe des Kulturunterschieds.
Genauso wie du dich dem fremden
Land angepasst hast, musst du dich nun wieder
der deutschen Kultur annähern. Je stärker die Anpassung
im Ausland stattfand, desto mehr triffst
du nun wahrscheinlich auf Widerstand. Isabel, die
zwei Auslandsstudien, ein Auslandspraktikum
culture shock
acculturation
und eine Rundreise erlebt hat, beobachtet: »Der
Kulturschock wird verstärkt, wenn du nicht zurückkommen
möchtest und dich gegen die Heimkehr
sträubst, statt dich geistig darauf vorzubereiten.
Dann bist du mit der Situation Zuhause noch
unzufriedener.« Sie erklärt, dass man die Heimat
und die Dinge, die einem früher normal vorkamen,
danach mit einem anderen Auge sehe. Dann
fallen einem auch manche Missstände auf, im Vergleich
zu dem, was im Ausland besser funktioniert
hat. Diese Rolle als Vermittler zwischen zwei Kulturen
kannst du zu deinem Vorteil nutzen, indem
du aufzeigst, was bei uns besser gemacht werden
kann. Besonders müssen Ilona und Isabel hier
an die fehlende Leichtigkeit und den unnötigen
Illustration: leremy/depositphotos.com