TRENDYone | Das Magazin – Allgäu – April 2024

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M22 Wirtschaft & Politik Von Augsburg aus zu den Sternen – bei der RFA, Rocket Factory Augsburg, wird an der Zukunft „geschraubt“ Wenn man von Weltraumraketen spricht, dann denkt man meist zuerst an die NASA, Elon Musks Space X oder auch an die europäische Ariane. Dass bereits seit fünf Jahren das Augsburger Unternehmen RFA seine eigene Trägerrakete, die RFA ONE, entwickelt und zur Serienreife bringt, haben die Wenigsten auf dem Schirm. Dabei hat Hightech in dieser Branche in Augsburg durchaus Tradition. Bereits in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, wurde bei der MAN, mit der damals größten Kaltwalzanlage der Welt, eine Stufe der Ariane 5 gefertigt. Heute sind es bei der RFA etwa 300 Mitarbeiter aus 45 Nationen, an vier europäischen Standorten, DE, SW, PT u. GB tätig, die sich alle einem Ziel unterordnen: Eine mehrstufige Rakete wie vom Fließband zu bauen, die RFA ONE. Genauer gesagt, eine 30 Meter hohe, zwei Meter durchmessende, dreistufige Stahlröhre, um Nutzlasten in niedrige Umlaufbahnen zu bringen – und wenn nötig auch ein Stück weiter raus. Die Raketentechnik hat sich nie grundlegend geändert In Augsburg dachte man von Anfang an effektiv. Man möchte Startkosten von 5 Millionen Euro einhalten, in diesem Bereich ist der Kreis potentieller Kunden einfach ungleich größer als bei Startkosten im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Um dies zu erreichen, musste man findig sein. Im wahrsten Sinn des Wortes. Es musste ja die Technik nicht neu erfunden werden, also war von Anfang an bekannt, was man braucht. Mit der Entscheidung für Edelstahl als Material der Außenhaut der Tanks der Stufen war klar, so etwas muss es längst auf dem Markt geben. Edelstahltanks für Flüssigkeiten sind ein industrieller Standard. TECHNIKTEILE VON DER STANGE Man wurde fündig bei einem Hersteller für Getränketanks. Die in ihrer Größe gut passend sind. Dass die notwendige Druckstabilität durch den Hersteller nicht gewährleistet werden konnte, spielte dabei nur eine untergeordnete Rolle. Bei der RFA werden die Tanks nachgearbeitet; insbesondere die Schweißnähte werden sorgfältig überarbeitet, den Anforderungen entsprechend. Kaum zu vermeidende Transportdellen, an einer über 15m langen Stahlröhre mit nur wenigen mm Wandungsstärke, kann man getrost übersehen. Der Treibstoff wird später mit so hohem Druck eingefüllt, dass sich diese Fehler von selbst korrigieren und eine makellos ebene Außenhaut entsteht. 500.000 PS, neun mal, sind die Kraft für die Fluchtgeschwindigkeit Am unteren Ende der Rakete sitzen Sie, neun Stück Helix-Triebwerke mit einer Einzelleistung von 500.000 PS. Um sich diese Leistung nur ein bisschen vorzustellen sollte man wissen, dass man sich innerhalb eines Radius von 100 m um ein laufendes Triebwerk nicht aufhalten darf, will man nur durch die Vibration bewegter Luft keine körperlichen Schäden davontragen. Dabei handelt es sich bei einem einzelnen Helix nur um ein etwa halbmannshohes Bauteil. Aber diese „gestufte“ Raffinesse hat es in sich. Ein Teil des Treibstoffs, dabei hat man sich für Kerosin entschieden, wird durch ein ausgeklügeltes Leitungssystem um die Brennkammer geführt, mit dem flüssigen Sauerstoff gezündet, was für eine Vorerwärmung sorgt. Später, in der eigentlichen Brennkammer, wird der restliche Treibstoff mit dem jetzt gasförmigen Sauerstoff gezündet und sorgt hier für den Schub. Gleichzeitig sorgt der gekühlte Treibstoff für die notwendige Kühlung des Materials der Brennkammer. 3D Druck ist ein Schlüssel Wesentliche Bauteile für das Triebwerk kommen aus dem 3D Drucker. Die Vorteile dabei, man hat die aktuelle Ausbaustufe immer sofort im Haus und notwendige Änderungen am Design sind sofort abgespeichert und gleich reproduzierbar. Andere Teile, wie zB Hochleistungsventile, liefert die Industrie, ursprünglich gefertigt für ganz andere Anwendungen, aber damit im Dauerbetrieb längst erprobt. An der zweiten Stufe sitzt dann ein für das Vakuum modifiziertes Triebwerk des gleichen Typs. Mit seiner Hilfe erreicht die Rakete dann eine Umlaufbahn in etwa 500 km Höhe, das ist Bildquelle: RFA Ende August soll nun der erste kommerzielle Start der RFA ONE, so heißt die Trägerrakete aus Augsburg, erfolgen
Wirtschaft & Politik M23 UNIVERSITÄT AUGSBURG etwa die Höhe, wo sich die ISS. Bewegt. Dann ist die Hauptaufgabe der Rakete erledigt, die Nutzlast von bis zu 1.300 kg, in der Regel Satelliten, in den Orbit zu bringen. Das Redshift ist ein Multifunktionstool Das Redshift OTV, Orbital Transfer Vehicle, sinng. Raumschlepper, mit seinem mehrfach zündbaren Fenix – Triebwerk, wird nun aktiv. Mit Hilfe dieser Einheit lassen sich Satelliten in höhere Umlaufbahnen bringen, auch mehrere mit unterschiedlichen Zielkoordinaten. Gleichzeitig kann dieses Modul auch an ausrangierte Satelliten andocken und diese mit auf die Rückreise, zum Verglühen in der Atmosphäre, nehmen. Diese Möglichkeit unterschiedliche Aufgaben auf einer Mission zu bewältigen, verspricht ertragreiches Arbeiten. Die Shetlandinseln werden zum Weltraumbahnhof Ende August soll nun der erste kommerzielle Start der RFA ONE, so heißt die Trägerrakete aus Augsburg, erfolgen. Als Weltraumbahnhof wurde dafür eine Anlage auf den Shetlandinseln auserkoren. Eine ideale Lage für die Bahnen, in die man die ersten Nutzlasten schießen möchte. Zwei Starts sind bereits gebucht 55 Millionen Investitionskapital hat das Projekt inzwischen verschlungen und es wird sicher, auch bei perfektem Projektverlauf, noch etwas dauern, bis sich diese Summe auszahlt. Dennoch sind es solche Investitionen in Hightechunternehmen, die für positive Lichtblicke in der aktuellen Zeit sorgen. Diese positiven Gedanken lassen auch uns hoffen, dass das kleine Unternehmen aus unserer Heimat sich dauerhaft auf einem Markt behaupten kann, der in Europa drei und weltweit etwa 20 Hersteller hervorbrachte. Am Ende sollen die denkenden Köpfe, die Ingenieure der Raketenmanufaktur und die ausführenden Hände, die Techniker, Schweißer, Industriemechaniker, die auch immer wieder gesucht werden und über keinerlei Kenntnisse in der Raumfahrttechnologie verfügen müssen, für Ihre Leistungen belohnt werden, mit einem erfolgreichen ersten Start. Wir werden weiter beobachten und weiter berichten. Text: Tom Alt Finde Deinen Studiengang! StudienInfoTag SIT 2024 Samstag, 13. April Beim SIT bekommst Du alle Infos zu den über 40 Bachelor- und Staats examenstudiengängen und erfährst alles rund ums Studium an der Uni Augsburg. Komm vorbei! Informationen und Programm: www.uni-augsburg.de/studieren
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