Bad_Fuessing_aktuell_05-2024
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Entdeckungstouren ins Europareservat Unterer Inn<br />
Auf Heilkräuterwanderung und Vogelstimmen-Tour im Auwald<br />
38<br />
Der Auwald am Inn bietet seinen Besuchern<br />
eine überraschend große Flora<br />
und Fauna: Seltene Orchideen, verwunschene<br />
Baumriesen und Algen, die ohne<br />
Sauerstoff leben, neben einer Tierwelt<br />
vom Seeadler und Biber über jede Menge<br />
Zugvogelarten bis hin zu den kleinen<br />
Gliederfüßlern lässt sich vieles entdecken,<br />
beobachten und fotografieren.<br />
Dazu gehört auch der oft unauffällige<br />
Schwarzblaue Ölkäfer, der jetzt auf vielen<br />
der ersten Blumenblüten entlang des<br />
Inndammes herumklettert.<br />
Wildbienen als Wirtstier<br />
Alles beginnt mit der Eiablage. Zu Tausenden<br />
werden die Eier vom Weibchen<br />
in der Erde vergraben, wo sie beinahe<br />
ein Jahr lang bleiben. Dann schlüpfen<br />
die Larven, die auf Blüten klettern, um<br />
dort von bestimmten Wildbienen abgeholt<br />
und mit in deren Nest genommen<br />
zu werden. Mit speziellen Haftklauen<br />
und ihrem Kiefer klammern sich die<br />
Ölkäfer-Larven am Bienenpelz fest. Im<br />
Nest angekommen, schmarotzen sie<br />
am Bienen-Ei und den Pollenvorräten.<br />
Noch den ganzen Winter verbringen sie<br />
im Boden, bevor zwischen März und Mai<br />
Nur einer der Vertreter der seltenen Tiervielfalt<br />
im Europareservat Unterer Inn: Der Schwarzblaue<br />
Ölkäfer ist ein umweltsensibler Spezialist.<br />
Foto: Bruckmeier<br />
die fertigen Ölkäfer schlüpfen. Aber nur<br />
aus schätzungsweise jeder 1.000sten<br />
Larve wird am Ende ein Käfer. Während<br />
die Larvenentwicklung insgesamt zwei<br />
Jahre dauert, leben die erwachsenen<br />
Käfer nur einen Monat, um sich erneut<br />
fortzupflanzen.<br />
Umweltsensibler Spezialist<br />
Die hochspezialisierte Lebensweise des<br />
Ölkäfers bringt entsprechend vielfältige<br />
Ansprüche an den Lebensraum mit sich.<br />
Neben Blütenpflanzen und Wildbienen<br />
müssen auch offene Bodenstellen<br />
vorhanden sein. Deshalb reagiert die<br />
Art äußerst sensibel schon auf kleinste<br />
Veränderungen in ihrer Umgebung.<br />
Die eingeschränkte Mobilität durch ihre<br />
Flugunfähigkeit erschwert zudem einen<br />
Ortswechsel. Hieraus ergeben sich die<br />
Haupt-Gefährdungs-Ursachen für den<br />
Ölkäfer: Lebensraum-Verlust und Straßenverkehr.<br />
Extensiv genutzte landwirtschaftliche<br />
Flächen, Trockenrasen und<br />
Streuobstwiesen gelten als der bevorzugte<br />
Lebensraum der Ölkäfer. Am Unteren<br />
Inn findet man sie zwischen April<br />
und Juni beispielsweise auf der Biotopfläche<br />
in Eglsee und im Eringer Auwald,<br />
wo sich die erwachsenen Insekten von<br />
Blütenpflanzen wie Bärlauch und Scharbockskraut<br />
ernähren.<br />
Vorsicht bei Hautkontakt!<br />
Gegen Fressfeinde wehren sich die<br />
Ölkäfer hingegen recht effektiv durch<br />
die Produktion eines Reiz- und Nervengiftes.<br />
Bereits ein Käfer kann die für<br />
Erwachsene tödliche Dosis Cantharidin<br />
enthalten. Igel und Vögel sind jedoch<br />
gegen das Gift immun. Bereits seit den<br />
alten Ägyptern verwendeten Menschen<br />
den Stoff zudem als vielseitiges Heilmit-