D A S K U L T U R M A G A Z I N - Strandgut
D A S K U L T U R M A G A Z I N - Strandgut
D A S K U L T U R M A G A Z I N - Strandgut
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Museum Judengasse: Devise Sauberkeit, © Jüdisches Museum Frankfurt<br />
es uns bundesweit besorgen, und<br />
zeigt Kadaverreste in den schönsten<br />
Verwesungsfarben. So würde<br />
Hieronymus Bosch heute die Hölle<br />
malen, hat Julia Voss in der FAZ<br />
geschrieben.<br />
Bis 4. März; Di, Mi, Fr: 11-18 Uhr,<br />
Do: 11-20 Uhr, Sa,So: 10-18 Uhr<br />
Duftmarken<br />
und Markendüfte<br />
Museum Judengasse:<br />
Devise Sauberkeit<br />
Es hat wie wild geduftet rund<br />
um das Parfumgeschäft »Dr. M<br />
Albersheim – Khasana« in der<br />
Kaiserstraße 9. Und überall lagen<br />
Scherben. Was die Nazihorden<br />
am 10. November 1938 zurück<br />
gelassen hätten, sei es nicht wert<br />
gewesen, gestohlen zu werden, berichtete<br />
Inhaberin Elsa Albersheim<br />
von der Pogromnacht in Frankfurt.<br />
Trotzdem hat die Witwe des Juden<br />
Moritz M. Albersheim, der das<br />
Kosmetikunternehmen 1892 hier<br />
gegründet hat, ihr Geschäft gegen<br />
alle Schikanen weitergeführt. Der<br />
Amerikanerin gelang es gar, die<br />
Firma zu verkaufen, bevor sie noch<br />
1939 zurück in die Staaten ging.<br />
Der Bericht, den sie 1940 für die<br />
Harvard-Uni verfaßte, ist in Auszügen<br />
in der Ausstellung »Devise<br />
Sauberkeit« im Museum Judengasse<br />
nachzulesen. Es ist das notgedrungen<br />
düsterste Kapitel der nun<br />
breit dokumentierten Geschichte<br />
des Frankfurter Unternehmens,<br />
das die Schönheitsindustrie in<br />
Deutschland prägte. Der Chemiker<br />
Albersheim war nicht nur ein<br />
deutscher Jean-Baptiste Grenouille<br />
(»Das Parfum«), sondern auch<br />
genialer Vermarkter. Er entwickelte<br />
als erster einheitlich duftende<br />
und gestaltete Produktserien<br />
berühmter Marken wie Khasana,<br />
oder Li für Verliebte und bewarb sie<br />
Caricatura Museum: Satiricon Tomi Ungerer, © Caricatura<br />
emotional und mit Werbefilmen:<br />
»Khasana im Duft so eigen wie im<br />
Klang«.<br />
Das Jüdische Museum Frankfurt<br />
stellt in Kooperation mit dem<br />
Jüdischen Museum Berlin auch<br />
den verwandtschaftlichen Hauptstadtableger<br />
der Frankfurter, die<br />
Parfümerie Scherk, vor. Beide<br />
Firmen konnten nach dem Krieg<br />
zurückgekauft und weiterbetrieben<br />
werden. Dr. M Albersheim<br />
– Khasana in der Kaiserstraße bis<br />
1959 und Scherk bis 1969 in Berlin.<br />
Die reich bebilderte und bestückte<br />
Ausstellung gewährt zugleich einen<br />
Einblick in die Geschichte der<br />
Kosmetik und Hygiene in Deutschland.<br />
Bis 1. April; Di, Do bis So: 10-17 Uhr,<br />
Mi: 10-20 Uhr<br />
Relativ lustig<br />
Caricatura Museum:<br />
Satiricon Tomi Ungerer<br />
Schon in früher Kindheit und<br />
ganz ohne Einstein entdeckt Tomi<br />
Ungerer, wie relativ die Dinge des<br />
Lebens sind. Klein Tomi hat gerade<br />
zwei Münzen auf Kante gestellt,<br />
als seine Mutter die Stube betritt<br />
und ein Windstoß eine der Münzen<br />
klimpernd umfallen läßt. Frau<br />
Mama aber bedeutet dem Buben,<br />
»ein Wunder, ein Wunder« erlebt<br />
zu haben. Sie habe die Tür zugeschlagen,<br />
sagt sie, und die Münze<br />
sei aufgestanden.<br />
So hat der kleine Ungerer mitbekommen,<br />
daß man alles auch anders<br />
betrachten kann, und daraus<br />
sehr erfolgreiche Konsequenzen<br />
gezogen, die anläßlich seines 80.<br />
Geburtstages im Caricatura-Museum<br />
belächelt und bewundert<br />
werden können. Auf rund 170<br />
ausgewählten Arbeiten ist »das satirisch-komische<br />
Werk« des Elsässers,<br />
das mit Zeichnungen aus der<br />
deutschen Besatzungszeit anhebt,<br />
dokumentiert.<br />
Nachgerade ulkig mutet heute die<br />
als Buch erschienene Farbtusch-<br />
Serie »Das Kamasutra der Frösche«<br />
aus den 60ern an, die »frisch,<br />
frosch, fröhlich, frei« Sex als reine<br />
Verschlußsache von geschlechtlich<br />
primären, sekundären oder gar<br />
tertiären Körperöffnungen zeigt<br />
und die sexuelle Revolution karikiert.<br />
Ernst, böse und bissig sind die<br />
Plakate gegen den Vietnam-Krieg,<br />
feist, fett und selbstgerecht die<br />
Gesichter aus dem Amerika der<br />
Nixon-Ära. Zu den Pretiosen der<br />
Schau dürfte der Handmob gehören,<br />
der als Punk-Konterfei auch in<br />
der Schirn-Ausstellung »Surreale<br />
Dinge« durchgegangen wäre.<br />
Bis 18. März; Di, Mi, Do - So: 10 -18Uhr,<br />
Mi: 10-21 Uhr<br />
Lorenz Gatt<br />
Kunst<br />
Ausstellung-<br />
Tips<br />
CHARLIE, THE BESTSELLER<br />
Dokumente und Objekte aus dem Chaplin-Archiv<br />
Wilhelm Staudinger, einer<br />
Dauerleihgabe Adolf und Luisa Haeuser-<br />
Stiftung<br />
Deutsches Filmmuseum,<br />
22.02.–13.05.2012, Di.–So. 10:00–18:00,<br />
Mi. bis 20:00<br />
http://deutsches-fi lminstitut.de<br />
CLAUDE LORRAIN:<br />
DIE VERZAUBERTE LANDSCHAFT<br />
Landschaftsbilder des französischen<br />
Barockmalers<br />
Städel Museum, 03.02.–06.05.2012,<br />
Di.–So. 10:00–18:00,<br />
Mi., Do. bis 21:00<br />
www.staedelmuseum.de<br />
EDVARD MUNCH:<br />
DER MODERNE BLICK<br />
140 Gemälde, Fotografien, Stiche, Zeichnungen,<br />
Skulpturen und Filme, einige<br />
zum ersten Mal in Deutschland.<br />
Schirn Kunsthalle, 09.02.–13.05.2012,<br />
Di.–So. 10:00-19:00, Mi. + Do. bis 22:00<br />
www.schirn-kunsthalle.de<br />
KINDERMEDIENWELTEN<br />
Medienspielzeug begleitet die Kinder seit<br />
Ende des 19. Jahrhunderts. Kindern und<br />
Eltern soll ein anschaulicher Einblick in die<br />
Veränderung der Kindermedienwelten<br />
geboten werden.<br />
Musem für Kommunikation, bis<br />
19.02.2012, Di.–Fr. 9:00-18:00,<br />
Sa. + So. 11:00-19:00<br />
www.mfk-frankfurt.de<br />
NICLAUS GERHAERT<br />
Der Bildhauer des Mittelalters<br />
Der Niederländer, der vermutlich um<br />
1430 in Leiden geboren wurde, 1462 in<br />
Straßburg erstmal bezeugt ist und 1473<br />
in Wiener Neustadt starb, ist zweifellos einer<br />
der wichtigsten und einflussreichsten<br />
Künstler der Spätgotik.<br />
Liebieghaus, bis 04.03.2012,<br />
Di.–So. 10:00-18:00, Mi. + Do. bis 21:00<br />
www.liebieghaus.de<br />
RANDSCHARF<br />
Design in Island<br />
100 Exponate aus allen Gestaltungsbereichen<br />
Museum für Angewandte Kunst,<br />
bis 19.02.2012, Di.-So. 10:00–17:00,<br />
Mi. bis 21:00<br />
www.angewandtekunst-frankfurt.de<br />
TOKYO ART DIRECTORS CLUB<br />
Die besten Arbeiten für den Wettbewerb<br />
japanisches Kommunikationsdesign<br />
Museum für Angewandte Kunst,<br />
09.02.–15.04.2012,<br />
Di.–So. 10:00–17:00, Mi. bis 20:00<br />
www.angewandtekunst-frankfurt.de<br />
WARHOL: HEADLINES<br />
Angekünigt sind alle Arbeiten Andy Warhols,<br />
in denen er sich mit Massenmedien<br />
auseinandersetzt.<br />
Museum für Moderne Kunst (MMK),<br />
11.02.–13.05.2012, Di.-So. 10:00–18:00,<br />
Mi. bis 20:00<br />
www.mmk-frankfurt.de<br />
WOHA. ARCHITEKTUR ATMET<br />
Architekten aus Singapur realisieren<br />
die Durchdringung von Gebäude und<br />
Landschaft<br />
Dt. Architekturmuseum, bis 29.04.2012,<br />
Di., Do.–Sa. 11:00-20:00, Mi. 11:00–20.00;<br />
So. 11.00-19:00<br />
<strong>Strandgut</strong> 02/2012 | 29