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Tätigkeitsbericht der Kerntechnischen Gesellschaft eV KTG 2006

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6 Grußwort<br />

eine Aufnahme dieses Themas in die Tagesordnung und damit dem überfälligen Beginn einer politischen<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung herum.<br />

Die Erörterung des Stellenwerts von Kernkraft im nationalen und europäischen Energiemix durch die Bundesregierung<br />

ist dringend geboten. Die gestellten Anträge <strong>der</strong> Energieversorgungsunternehmen RWE und<br />

EnBW auf Übertragung von Reststrommengen machen dies deutlich. In <strong>der</strong> öffentlichen Debatte wurden<br />

die Begrifflichkeiten von Laufzeiten und Reststrommengen vermischt, was die Diskussion nicht einfacher<br />

macht. Fakt ist, dass das Atomgesetz die Möglichkeit <strong>der</strong> Übertragung von Strommengen von einem Kernkraftwerk<br />

auf ein an<strong>der</strong>es ausdrücklich vorsieht. Die <strong>KTG</strong> hofft auf eine zügige Entscheidung des Bundesumweltministeriums<br />

über die Anträge. Dabei muss die Entscheidung laut Atomgesetz in Einvernehmen mit<br />

dem Bundeskanzleramt und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie erfolgen. Daher werde<br />

ich nicht allein sein mit <strong>der</strong> Erwartung, dass sich die Entscheidung ausschließlich an gesetzlichen und<br />

fachlichen Gründen und nicht an ideologischen Standpunkten orientiert sollte.<br />

Fakt ist: Im Jahr <strong>2006</strong> wurden in den 17 in Betrieb befindlichen deutschen Kernkraftwerken rund 167,4 Milliarden<br />

Kilowattstunden (Mrd. kWh) Strom erzeugt. Damit wurde die Produktivität des Vorjahres (2005:<br />

163,0 Mrd. kWh) deutlich gesteigert und 26% des deutschen Gesamtstrombedarfs aus Kernenergie gedeckt.<br />

Strom aus Kernenergie steht praktisch rund um die Uhr zur Verfügung und stellt so einen Grundpfeiler <strong>der</strong><br />

Versorgungssicherheit in Deutschland dar. Die CO 2 -freie Stromerzeugung aus Kernenergie trug somit im<br />

Jahr <strong>2006</strong> einmal mehr zur Stärkung des deutschen Wirtschafts- und Energiestandortes und damit zur Zukunftssicherung<br />

unseres Landes ebenso wie zum Klimaschutz bei.<br />

Deutschland steht mit dem Ausstieg aus <strong>der</strong> friedlichen Nutzung <strong>der</strong> Kernenergie international zunehmend<br />

isoliert da. Im Jahr <strong>2006</strong> hat die Regierung unseres Nachbarlandes Nie<strong>der</strong>lande beschlossen, die Laufzeit ihres<br />

Kernkraftwerkes auf 60 Jahre zu verlängern. International sind 437 Kernkraftwerke im Betrieb. 29 Anlagen<br />

befinden sich in zehn Staaten im Bau. Eine hochkarätig besetzte Tagung zur europäischen Perspektive<br />

<strong>der</strong> Kernenergie im November <strong>2006</strong> zeigte, dass <strong>der</strong> deutsche Alleingang in vielen Län<strong>der</strong>n mit Befremden<br />

und Unverständnis zur Kenntnis genommen wird. Schließlich hat die Abschlusserklärung des G8-Gipfels<br />

von St. Petersburg das Argument Klimaschutz und damit verbunden die Kernenergie auf die aktuelle politische<br />

Agenda gerückt. Dabei äußerten die übrigen G8-Mitglie<strong>der</strong> Verständnis für die deutsche Position; teilen<br />

wollte diese Haltung aber keiner.<br />

Neben vielen positiven Ereignissen hat allerdings auch <strong>der</strong> Vorfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark<br />

im Juli <strong>2006</strong> eines gezeigt: An einer Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Thema Sicherheit kommen auch wir<br />

nicht vorbei. Die Kernkraftwerke in Deutschland verfügen über höchste Sicherheitsstandards und sind daher<br />

vorbildlich für die internationale Sicherheitsphilosophie. In diesem Bemühen dürfen wir nicht nachlassen und<br />

müssen entsprechend für hoch motivierte, optimal ausgebildete Mitarbeiter in allen kerntechnischen Bereichen<br />

sorgen. Deshalb müssen wir am neuesten internationalen Wissensstand teilhaben dürfen. Gleichzeitig muss<br />

durch Aufhebung des bekanntlich im Kernenergiebereich existierenden Forschungsverbotes dafür gesorgt<br />

werden, dass wir den Anschluss an die weltweite Entwicklung und damit auch unsere Mitsprachemöglichkeit<br />

bei künftigen internationalen Sicherheitsstandards nicht verlieren. An<strong>der</strong>nfalls drohen kerntechnischer Kompetenzverlust<br />

und damit <strong>der</strong> schrittweise Abschied aus dieser Hochtechnologie. Wir müssen alles daran setzen,<br />

weiter junge Menschen für die Kerntechnik zu begeistern. Die Erhöhung <strong>der</strong> Interessenten und die steigende<br />

Zahl neuer kerntechnischer Lehrstühle an deutschen Hochschulen sind ermutigende Signale.<br />

Ich bin überzeugt, dass <strong>der</strong> Ausstieg aus <strong>der</strong> Kernenergie ein energie- und umweltpolitischer Irrweg ist. Das<br />

Jahr 2007 wird ein entscheidendes Jahr sein für die Nutzung <strong>der</strong> Kernenergie in Deutschland. Für eine breite<br />

und sachliche Diskussion müssen wir in <strong>der</strong> <strong>KTG</strong>, dessen Mitglie<strong>der</strong>n ich für die im vergangenen Jahr geleistete<br />

Arbeit recht herzlich danke, uns weiter engagieren.<br />

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