Dokumentation als PDF - Berliner Wirtschaftskonferenz

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ZUKUNfTSdIALog, ZUSAmmENfASSUNg „Zum Energiemix 2050. Lokale Versorgungssicherheit, internationale Verantwortung “ Teilnehmer: • Prof. Dr. Claudia Kemfert: Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und Professorin für Energieökonomie und Nachhaltigkeit an der Hertie School of Governance (HSoG) • Rainer Knauber: Generalbevollmächtigter der Vattenfall Europe AG für Berlin und die neuen Bundesländer • Dr. Nikolaus Meyer: Gründer und Geschäftsführer der Soltecture GmbH Moderator: Ulrich Kissing, Vorsitzender des Vorstandes der Investitionsbank Berlin (IBB) Als energiehungriges Industrieland hat Deutschland den Atomausstieg beschlossen und will bis zum Ende des Jahres 2022 alle Kernkraftwerke sukzessive vom Netz nehmen. Dieser Ausstieg ereignet sich im Kontext einer global drastisch steigenden Energienachfrage durch die Schwellenländer und sich rasch verknappender Ressourcen fossiler Energieträger. Volatile und rasch steigende Rohstoffpreise sind die Folge. Ein effizienterer Energieeinsatz und der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energien sind das Gebot der Stunde. So soll der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung von heute 16 % bis zum Jahr 2050 auf 80 % steigen. Welchen Beitrag die Berliner Industrie dazu leisten kann, ist Thema der 5. Berliner Wirtschaftskonferenz. Aber lässt sich damit auch die rund um die Uhr erforderliche Versorgungssicherheit der deutschen Industrie zu akzeptablen Preisen gewährleisten? Was ist, wenn der Ausbau der erneuerbaren Energien nicht rasch genug gelingt und auch die Effizienzziele nicht schnell genug realisiert werden, so dass auf den Einsatz fossiler Brennstoffe nicht verzichtet werden kann? Wird die einzig vorrätige heimische Ressource, Kohle, durch den Einsatz der CCS-Technologie so umweltverträglich, dass ihr forcierter Einsatz auch mit den 30 | Zukunftsdialog Zukunftsdialog (links) Rainer Knauber (rechts oben) Moderator Ulrich Kissing (rechts unten)
ZUKUNfTSdIALog, ZUSAmmENfASSUNg ambitionierten Umweltzielen vereinbar ist? Kommt Erdgas als Brückenenergie in Betracht? Welche Einsparungen lassen sich durch Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz erzielen? Frau Professor Kemfert erinnert daran, dass bereits das Energiekonzept der Bundesregierung aus dem Jahr 2010 vorsah, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung in den nächsten Jahrzehnten auf 80 % zu steigern. Der Kernenergie war dabei eine Brückenfunktion zugedacht, die nach dem vollzogenen Atomausstieg spätestens ab dem Jahr 2022 nicht mehr wahrgenommen werden kann. Ziel ist es, den Anteil der Kernenergie, der derzeit bei rund 11 % am Primärenergieverbrauch und rund 20 % an der Stromerzeugung liegt, durch erneuerbare Energien zu substituieren. Professor Kemfert hält es für machbar, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung im nächsten Jahrzehnt auf mehr als 30 % zu steigern. Der Kernenergieanteil wäre zwar immer zu ersetzen, wichtig ist aber, dass der Anteil von Kohlestrom sinkt. Als optimale Brückentechnologie empfiehlt Professor Kemfert Gaskraftwerke, die besonders gut zur Koppelung mit erneuerbaren Energien geeignet und dabei sehr umweltverträglich sind. Das sei besser, als alte durch moderne Kohlekraftwerke zu ersetzen, zumal es in Deutschland keine Gesetzesgrundlage für die unterirdische CO 2 Speicherung (CCS-Technologie) gäbe und neben der Energieversorgung eben auch die Erreichung der Klimaschutzziele zu beachten sei. Die Zukunft gehöre deshalb erneuerbaren Energien, die auch die Versorgungssicherheit erhöhten, weil sie die Abhängigkeit von Energieimporten reduzierten. Zudem sei die Energiewende in Deutschland eine große Chance für die deutsche Industrie. Schon heute sind in Deutschland rund 370.000 Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren Energien angesiedelt, die bis zum Jahr 2020 auf 600.000 Stellen anwachsen könnten. Langfristig könnten bis zu einer Million zusätzlicher Arbeitsplätze im Zuge der Energiewende entstehen. Rainer Knauber greift dies auf und betont die große Bedeutung des Energiesektors für die Wirtschaft in Ostdeutschland. Sieben der zehn größten ostdeutschen Unternehmen seien Energieunternehmen. Brandenburg sei führend in der Nutzung von Windenergie und Vattenfall ein stark diversifiziertes Unternehmen mit einem breit angelegten Energiemix. Man könne sich hier keine Fixierung auf einzelne Energieträger leisten. So gehöre Vattenfall zu den weltgrößten Erzeugern von offshore-Windenergie. Aber auch Kohle habe Zukunft. Man könne es sich nicht leisten, die großen hier noch verfügbaren Ressourcen ungenutzt zu lassen. Viel zu wenig diskutiert werde die Frage der Versorgungssicherheit. 70 % der Energie werde in Deutschland für industrielle Prozesse benötigt, die 30 % des Bruttoinlandsproduktes hervorbringen. Hier sei Versorgungssicherheit und ein breit angelegtes Energieportfolio unverzichtbar. Trotz der Energiewende und der starken Ausrichtung auf erneuerbare Energien konstatiert Dr. Nikolaus Meyer, dass die Solarbranche derzeit in Deutschland in einer Krise steckt. Er hält diese aufgrund von Marktverwerfungen durch große asiatische Billiganbieter, die nur wenig Geld in die Entwicklung der Technologie stecken mussten, aber nur für temporär und sieht durchaus eine Zukunft für die Solarproduktion in 31 | Zukunftsdialog Ulrich Kissing mit Sabine Beckmann Prof. Dr. Claudia Kemfert Ulrich Kissing mit Dr. Nikolaus Meyer (rechts)
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