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Die CJD Jugenddorf-Christophorusschule auf Spurensuche

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nigswinter, die Familie Süsskind aus Oberdollendorf und die Familie Levy, ebenfalls<br />

Oberdollendorf, aus. <strong>Die</strong> Unmöglichkeit, heute eine lückenlose Dokumentation eines<br />

Schicksals zu recherchieren, liegt <strong>auf</strong> der Hand. <strong>Die</strong> meisten der Zeitzeugen sind leider<br />

bereits verstorben. <strong>Die</strong> wenigen Überlebenden aber unterstützten die Schüler sehr<br />

engagiert.<br />

So machte sich Frau de Fries, die Enkelin der Familie Süsskind, von Amsterdam, wo sie<br />

heute lebt, <strong>auf</strong> den Weg ins <strong>CJD</strong>. Dort erzählte sie von ihrer Familie, ihrer eigenen <strong>Spurensuche</strong><br />

nach Erinnerungen an ihre Familienmitglieder und von dem, was sie aus ihrer<br />

Königswinterer Zeit noch weiß.<br />

Einzige Überlebende der Familie Cahn ist die damals nach England ausgewanderte<br />

Tochter, Ruth Decker. Heute wohnt sie wieder in Deutschland. Sie konnte ihren Vater<br />

in letzter Minute vor dem Abtransport durch die Nazis bewahren. Vater Cahn besaß<br />

in der Hauptstraße von Königswinter einen Schuhladen. Er fühlte sich bis zuletzt sehr<br />

sicher in seiner Heimat Königswinter. Das Haus steht auch heute noch in der Fußgängerzone.<br />

Auch Günter Steeg, der einzige noch lebende Nachfahre von Karoline Levy,<br />

kam ins <strong>CJD</strong>, erzählte und stellte sich den Fragen der Schülerinnen, Schüler und Lehrerinnen.<br />

Besonders spannend war für die Schüler die Entdeckung, dass der heute 76-jährige<br />

Günther Steeg, direkt gegenüber der Schule (Bushaltestelle Longenburg) versteckt in einem<br />

Keller, der Verfolgung und Ermordung durch die Nazis entging. Erstaunlich war<br />

auch, dass das Verhältnis von Juden und Königswinterer Bürgern sehr gut gewesen sein<br />

muss. Viele haben Juden mit Lebensmitteln versorgt, als deren Lebensmittelmarken gestrichen<br />

wurden. Andere bewahrten Karoline Levy, so Günther Steeg , mehrfach vor der<br />

Deportation ins KZ, bevor die Nazis sie doch abholten. Ein jüdisches Ehepaar und ihre<br />

Tochter überlebten im evangelischen Pfarrhaus in Königswinter, geschützt von Pastor<br />

Hermann Röhrig und seiner Familie. Ebenso bemerkenswert war, dass der Dorfpolizist,<br />

bekennender Nazi, Günther Steeg und seine Mutter vor der drohenden Verhaftung<br />

warnte. Neben den ausführlichen Gesprächen mit den Zeitzeugen und Pfarrer Kalckert,<br />

sammelten die Schüler Informationen im Siebengebirgsmuseum und <strong>auf</strong> dem jüdischen<br />

Friedhof in Königswinter.<br />

Das Ergebnis der <strong>Spurensuche</strong> der Schüler über die Juden von Königswinter liegt in einem<br />

Ordner als Teil der Ausstellung im Brückenhofmuseum aus. Auf Dauer sollen an<br />

diese jüdischen Mitbürger Gedenksteine oder Tafeln erinnern. In über 126 Orten in<br />

Deutschland hat der Künstler Günter Demnig solche Gedenksteine in Bürgersteige eingelassen.<br />

Auf diese Weise gibt er jüdischen Opfern des Naziregimes ihre Namen und ihre<br />

Lebensdaten zurück. Neben anderen geplanten Aktionen, z.B. Gottesdienste zum<br />

Thema , sollen im Frühjahr 2007 die Gedenksteine für drei der recherchierten Menschen<br />

vor deren letzten Wohnsitz verlegt werden.<br />

38<br />

Religionspädagogik und soziales Engagement<br />

Pia Haase-Leh, Astrid Karres<br />

1. Halbjahr 2006/2007

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