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OFFENE TORE - Orah.ch

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<strong>OFFENE</strong> <strong>TORE</strong> 1 / 2009 4<br />

gegenwärtige Urtextausgabe, die Biblia Hebraica Stuttgartensia (BHS). Und au<strong>ch</strong> die<br />

Biblia Hebraica Quinta (BHQ), die bis 2010 vollständig vorliegen und dann an die Stelle<br />

der BHS treten soll, wird den Codex Leningradensis abdrucken.<br />

Der Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en der BHS und den hebräis<strong>ch</strong>en Bibeln Swedenborgs besteht<br />

weniger im Text als vielmehr in seiner Darbietung in Verbindung mit einem textkritis<strong>ch</strong>en<br />

Apparat. Er befindet si<strong>ch</strong> am Ende jeder Seite der BHS und verzei<strong>ch</strong>net vom<br />

Codex Leningradensis abwei<strong>ch</strong>ende Lesarten. Swedenborg konnte in seiner Biblia<br />

Hebraica von Everardus von der Hooght (1740) zwar s<strong>ch</strong>on am Ende Variantenverzei<strong>ch</strong>nisse<br />

5 finden, die ersten wirkli<strong>ch</strong> kritis<strong>ch</strong>en Ausgaben ers<strong>ch</strong>ienen aber erst na<strong>ch</strong><br />

seinem Tod. Zu nennen sind die Ausgabe von Benjamin Kennicott (1718-1783) 6 und<br />

die Variantensammlung von Giovanni Bernardo de Rossi (1742-1831) 7 . Allerdings darf<br />

man die Bedeutung dieser gelehrten Arbeiten ni<strong>ch</strong>t übers<strong>ch</strong>ätzen. Mit Ernst Würthwein<br />

ist festzuhalten: »Der wirkli<strong>ch</strong>e Ertrag für die Herstellung des ursprüngli<strong>ch</strong>en Textes ist<br />

bei beiden Variantensammlungen sehr gering … Es fehlt … an wirkli<strong>ch</strong> bedeutsamen<br />

Sinnvarianten …« 8 Sol<strong>ch</strong>e tau<strong>ch</strong>en erst da auf, wo man beispielsweise mittels des samaritanis<strong>ch</strong>en<br />

Pentateu<strong>ch</strong>s, der Funde von Qumran oder der Septuaginta Einblicke in die<br />

vormasoretis<strong>ch</strong>e Gestalt des Textes erhalten kann.<br />

Sehr viel anders ist die Situation im Neuen Testament. Swedenborg arbeitete auf der<br />

Grundlage des Textus receptus. Was heißt das? Die erste grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>-lateinis<strong>ch</strong>e Ausgabe<br />

des Neuen Testaments wurde 1516 von Erasmus von Rotterdam (1466 od. '69 bis<br />

1536) veröffentli<strong>ch</strong>t (Novum Instrumentum omne, Basel 1516). Ihr lagen Hands<strong>ch</strong>riften<br />

des 12. und 13. Jahrhunderts zu Grunde, die den byzantinis<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong>stext (au<strong>ch</strong><br />

Mehrheitstext genannt) enthielten, das heißt »den spätesten und s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>testen der<br />

5 Am Ende der »Biblia Hebraica secundum Editionem Belgicam Everardi van der Hooght …« (1740)<br />

konnte Swedenborg die folgenden zwei Verzei<strong>ch</strong>nisse finden: »Eigentümli<strong>ch</strong>e Besonderheiten im<br />

Text der Ausgaben von (Joseph) Athias, (Daniel) Bomberg, (Christoph) Plantin und anderer. Beoba<strong>ch</strong>tet<br />

von Everardus van der Hooght (Praecipua diversitas lectionis inter editiones Athiae, Bombergi,<br />

Plantini, et Aliorum. Observata ab Everardo van der Hooght)«. »Die vers<strong>ch</strong>iedenen Lesarten,<br />

die am Rand notiert, wegen Platzmangel aber weggelassen wurden, sind hier nun gesondert angefügt<br />

worden, aus den heiligen Bü<strong>ch</strong>ern (Variantes lectiones notatae in Marginae ob spatii angustiam<br />

omissae, separatim hic subjunctae sunt, ex Hagiographis)«.<br />

6 »Benjamin Kennicott … veranstaltete eine umfangrei<strong>ch</strong>e und bis heute gebrau<strong>ch</strong>te Variantensammlung:<br />

Vetus Testamentum Hebraicum cum variis lectionibus, 2 Bände, Oxford 1776-1780 … In dem<br />

umfangrei<strong>ch</strong>en Apparat werden Abwei<strong>ch</strong>ungen von über 600 hebräis<strong>ch</strong>en Hands<strong>ch</strong>riften, 52 Ausgaben<br />

und 16 samaritanis<strong>ch</strong>en Kodizes notiert, soweit sie den Konsonantentext betreffen.« (Ernst<br />

Würthwein, Der Text des Alten Testaments, 1988, Seite 48).<br />

7 »Keine Ausgabe, sondern ledigli<strong>ch</strong> eine Variantensammlung ist das Werk von J. B. de Rossi. Es bietet<br />

ausgewählte und wi<strong>ch</strong>tigere Lesarten aus 1475 Hands<strong>ch</strong>riften und Ausgaben«. Der Titel: »Variae<br />

Lectiones Veteris Testamenti, ex immensa MSS …«, 4 Bände, Parma (1784/88). (Ernst Würthwein,<br />

Der Text des Alten Testaments, 1988, Seite 49).<br />

8 Ernst Würthwein, Der Text des Alten Testaments, 1988, Seite 49.

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