31.12.2012 Aufrufe

Interview mit Johannes Ortner Transkription des Interviews

Interview mit Johannes Ortner Transkription des Interviews

Interview mit Johannes Ortner Transkription des Interviews

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

dann der Internationale Astronautische Kongress in Innsbruck im Jahr 1986, wo ich<br />

zum Präsidenten der IAF gewählt wurde. Es war mir eine ganz große Ehre und ich<br />

habe insgesamt drei Jahre diese Aufgabe übernommen. Kongresse waren dann in<br />

Brighton in England (1987) und besonders aufsehenerregend und ein sehr guter<br />

Kongress war in Indien, in Bangalore (1988). Dort wurde sehr viel weitergebracht,<br />

um den Weltraum im Rahmen der Entwicklungshilfe für Entwicklungsprojekte<br />

einzusetzen, also um der Menschheit <strong>mit</strong> Hilfe der Weltraumtechnologie<br />

weiterzuhelfen.<br />

Durch diese Aufgaben habe ich natürlich weltweit ein großes Netzwerk aufbauen<br />

können. Wir haben dann auch für die Austrian Space Agency, die ASA, bilaterale<br />

Abkommen abgeschlossen, unter anderem <strong>mit</strong> der NASA und Weltraumbehörden<br />

anderer Länder, und so haben wir neben den ESA-Aktivitäten auch bilaterale<br />

Aktivitäten vorangetrieben. Ob es direkt <strong>mit</strong> meiner Position zusammenhängt? Es hat<br />

sich so ergeben. Die IAF war für mich schon ein Meilenstein, auch so quasi als<br />

Krönung. Ich wurde im Oktober 1986 zum Präsidenten gewählt, und am 1. Jänner<br />

1987 wurde Österreich Voll<strong>mit</strong>glied bei der ESA. Es war also so genau das Timing<br />

und hat wahnsinnig gut gepasst für diesen großen Schritt. Hier kann man vielleicht<br />

erwähnen, dass für die Vorbereitung zur Voll<strong>mit</strong>gliedschaft noch Herta Firnberg<br />

zuständig war. Unterschrieben hat es dann aber Heinz Fischer, der heute<br />

Bun<strong>des</strong>präsident ist. Fischer war Forschungsminister, hat das sehr stark betrieben, und<br />

die Krönung war dann seine Unterschrift am 12. Dezember 1985 für die<br />

Voll<strong>mit</strong>gliedschaft bei der ESA. Für mich eine schöne Sache, weil das eigentlich die<br />

härteste Zeit in Österreich war, diese dreizehn Jahre bis zur Voll<strong>mit</strong>gliedschaft<br />

durchzuziehen. In kleinen Schritten, also für mich das Beste daraus zu machen. Für<br />

den Rückfluss muss man kämpfen, aber der Rückflusskoeffizient war teilweise 1,1,<br />

also zehn Prozent über dem, was man hätte anstreben sollen. Es war also eine schöne<br />

Zeit und ich habe <strong>des</strong>wegen die Aufgaben als Präsident der IAF wirklich sehr gerne<br />

gemacht. Es war nicht so, dass mich die IAF belastet hätte und ich die Aktivitäten in<br />

Österreich vernachlässigt habe, sondern ganz im Gegenteil, es war eine Synergie.<br />

01:09:01 PH: Hier sieht man, wie die internationale Zusammenarbeit dich beflügelt<br />

hat, und das war sicher eine Zeit eines großen Höhepunktes in deinem beruflichen<br />

Leben. Österreich war ja schon viele Jahre vor seiner Mitgliedschaft bei der ESA in<br />

bilateralen Kontakten aktiv, speziell über die österreichische Akademie der<br />

Wissenschaften in Graz zur russischen Raumfahrt. Aus diesen Kontakten entsprang<br />

dann auch schließlich das Projekt AUSTROMIR <strong>mit</strong> dem Flug eines österreichischen<br />

Kosmonauten zur Raumstation MIR im Oktober 1991. Welche Rolle spielte in diesem<br />

Zusammenhang die österreichische Gesellschaft für Weltraumfragen (ASA) und wie<br />

siehst du diese Zeit in der Rückblende?<br />

01:10:15 JO: Die ASA war ganz am Anfang involviert, indem wir die<br />

Ausschreibungen gemacht haben für die Kosmonauten, oder wie wir sie später<br />

genannt haben die „Austronauten“, und auch die Ausschreibungen für die<br />

Experimente für die Station. Das Projekt war natürlich der Höhepunkt der bilateralen<br />

Zusammenarbeit <strong>mit</strong> Russland, aber es kam politisch zustande. Es war ein Besuch <strong>des</strong><br />

russischen Premierministers Nicolai Ryshkov in Wien und er hat Vranitzky<br />

angeboten, einen österreichischen Astronauten im Rahmen <strong>des</strong> russischen Programms<br />

<strong>mit</strong>fliegen zu lassen. Da<strong>mit</strong> keine Gelder aus der Raumfahrt abgezweigt werden, gab<br />

es ein eigenes Budget, ein wirklich unabhängiges Budget für dieses Projekt. Das war<br />

14

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!