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Interview mit Johannes Ortner Transkription des Interviews

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00:00:12 Peter Habison (PH): Lieber <strong>Johannes</strong>! Die Raumfahrt hat dich dein ganzes<br />

Leben lang begleitet, wann bis du das erste Mal <strong>mit</strong> ihr in Verbindung gekommen und<br />

hat es einen Auslöser für deine Liebe und Begeisterung für den Weltraum gegeben?<br />

00:00:28 <strong>Johannes</strong> <strong>Ortner</strong> (JO): Das erste Mal war in Schweden und zwar wurde<br />

damals, als ich zur Ferialpraxis in Stockholm war, ein Posten ausgeschrieben für<br />

einen jungen Physiker, der bereit war nach Kiruna nördlich <strong>des</strong> Polarkreises zu fahren<br />

und dort als Pionier die ersten Arbeiten für Nordlichtuntersuchungen am<br />

geophysikalischen Observatorium der Königlich-Schwedischen Akademie der<br />

Wissenschaften zu machen. Im September 1957 kam ich nach Kiruna und im Oktober<br />

gab es Sputnik 1. Der erste Sputnik ist genau ein Monat, nachdem ich meinen Dienst<br />

in Kiruna begonnen habe, lanciert worden und da wusste ich, das ist das Gebiet für<br />

meine Zukunft. Meine Arbeiten in Kiruna waren ausgerichtet auf die Erforschung <strong>des</strong><br />

Nordlichts und gleichzeitig konnte ich da<strong>mit</strong> meine Dissertation für das Doktorrat an<br />

der Universität in Wien machen. Allerdings mein Doktorvater war ein berühmter<br />

schwedischer Professor von der Technischen Universität in Stockholm, nämlich<br />

Hannes Alfvén, der später auch den Nobelpreis bekommen hat. Nicht meiner<br />

Doktorarbeit wegen, er war wirklich ein sehr berühmter und sehr netter Doktorvater,<br />

der mich auch mehr oder weniger als seinen Sohn behandelt hat. Ich konnte <strong>mit</strong> ihm<br />

verschiedene Reisen machen und wir konnten das Thema Nordlicht immer wieder<br />

besprechen und über das Nordlicht kam ich dann in den Weltraum.<br />

00:02:47 PH: Wie du erzählt hast, hast du von 1957-62 am Geophysikalischen<br />

Observatorium gearbeitet, und das Thema Nordlicht hat dich hier beschäftigt. Erzähle<br />

noch ein bisschen etwas zum Thema Nordlicht und wie der Bezug vom Nordlicht zum<br />

Thema Weltraum sich ergeben hat. Durchaus auch in Zusammenhang <strong>mit</strong> deiner<br />

Arbeit und im Hinblick auf Hannes Alfvén, wie sehr er dich beeinflusst hat. Vielleicht<br />

weißt du auch noch die ein oder andere Geschichte über ihn, das wäre interessant.<br />

00:03:37 JO: Fangen wir an <strong>mit</strong> der Dissertation und dem Nordlicht. Da gibt es eine<br />

nette Anekdote, wie ich überhaupt zum Thema meiner Dissertation gekommen bin.<br />

Wir waren ganz wenige am Anfang am Observatorium. Es waren der Direktor, ein<br />

Techniker, ein Leiter der Werkstätte, dann der sogenannte Wachtmeister. Das war<br />

nichts anderes als unser Mann für alles, und ich war der erste Physiker neben dem<br />

Direktor Bengt Hultqvist. Mit dem Techniker habe ich am Observatorium gelebt und<br />

gewohnt und uns war natürlich etwas langweilig. Es gab noch kein Fernsehen in<br />

Kiruna. Wir haben uns aber trotzdem ein Fernsehgerät besorgt und mein Freund Sven<br />

Olsen, der Techniker, war der Meinung, wenn wir starke Antennen bauen, vielleicht<br />

erhalten wir Signale aus Stockholm. Nur Stockholm ist ungefähr 800 Kilometer<br />

südlich, also weit hinter dem Radiohorizont. Was haben wir gemacht? Wir haben eine<br />

große sogenannte Yagi-Antenne gebaut, auf das Dach gesetzt und der Techniker hat<br />

am Dach versucht, die Antenne einzurichten. Wenn er sie nach Stockholm gerichtet<br />

hat, war kein Empfang. Doch wenn er sie nach Norden gerichtet hat, gab es hie und<br />

da Fernsehbilder. Darauf sind wir natürlich aufmerksam geworden, dass vielleicht das<br />

Nordlicht eine Ionisierung der Atmosphäre <strong>mit</strong> sich bringt. Diese bewirkt, dass die<br />

Radiowellen, die von Stockholm nach Norden gehen, reflektiert werden und in Kiruna<br />

wieder zur Erde zurückkommen. Und das war auch so. Also wir haben dadurch eine<br />

Methode entwickelt, wo wir das Nordlicht quasi bei Tag und bei Nacht, im Sommer<br />

und im Winter, bei gutem und bei schlechtem Wetter, beobachten konnten aufgrund<br />

der Ionisierung der Moleküle der Atmosphäre. Das war dann das Thema meiner<br />

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