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Interview mit Johannes Ortner Transkription des Interviews

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hatte – selbst wenn alle Mitgliedsländer zusammengesteuert haben - waren wir weit<br />

unter dem Budget der NASA (National Aeronautics and Space Administration) und<br />

das erste Programm bei der ESRO war ja rein wissenschaftlich.<br />

00:21:50 PH: Österreich war kein Gründungs<strong>mit</strong>glied der ESRO und hielt auch relativ<br />

lange Zeit nur einen Beobachterstatus. Du schreibst in einem Artikel, dass dies<br />

vorwiegend finanzielle und auch politische Gründe hatte. Kannst du heute die<br />

politische Motivation und jene Gründe nennen, warum Österreich von Anfang an<br />

nicht Mitglied bei der ESA war?<br />

00:22:23 JO: Österreich war Mitglied bei COPERS. COPERS war vorbereitende<br />

Kommission. COPERS steht für „Commission Préparatoire Européenne de<br />

Recherches Spatiales“ und hier war Österreich Voll<strong>mit</strong>glied. Das hat natürlich nicht<br />

viel gekostet, weil es ging nur um die Diskussion sowie um Studien zur Vorbereitung<br />

von ESRO. Es sind Papierkosten angefallen, aber es sind keine Raketen oder<br />

Satelliten gebaut worden zu dieser Zeit. Und hier bei COPERS gab es auch Delegierte<br />

von Österreich. Das waren, soweit ich mich erinnern kann, Professor Ferdinand Cap<br />

aus Innsbruck als Wissenschaftler und dann war immer jemand von der Botschaft in<br />

Paris dabei, zu dieser Zeit war das Franz Ceska, der dann Botschafter wurde und in<br />

späteren Jahren Präsident der Industriellenvereinigung war. Franz Ceska und<br />

Ferdinand Cap haben versucht, Österreich in die ESRO zu bringen, aber es war<br />

wirklich das fehlende Geld und es war nicht politisch motiviert, dass Österreich der<br />

ESRO nicht beigetreten ist.<br />

Dann wurde neben der ESRO noch eine zweite Organisation gegründet, die ELDO,<br />

(European Launcher Development Organisation), wo Österreich aber auch in der<br />

Vorbereitungsphase nicht dabei war. Hier gab es politische Gründe: Man wollte nicht<br />

Raketen bauen, weil Raketen auch für militärische Zwecke verwendet werden<br />

könnten – theoretisch – und <strong>des</strong>wegen war man von Anfang an nicht dabei. Bei der<br />

ESA, die später durch die Fusion von ESRO und ELDO zustande kam, da war es klar,<br />

dass diese nur für zivilen Nutzen Raketen entwickelte. Aber bei der ERSO fehlte<br />

einfach das Geld um <strong>mit</strong>zumachen und da<strong>mit</strong> war es vorbei. Bei COPERS war<br />

Österreich Mitglied, bei ESRO war Österreich kein Mitglied mehr.<br />

00:24:52 PH: Da<strong>mit</strong> stellt sich als nächste Frage das Thema „Österreich und die<br />

Vereinten Nationen“, denn Österreich ist im Jahr 1955 Mitglied bei den Vereinten<br />

Nationen geworden und hat dann auch 1958 den Vorsitz <strong>des</strong> „Com<strong>mit</strong>tee on the<br />

Peaceful Uses of Outer Space“ (COPUOS) übernommen. Eine Auswirkung dieses<br />

Vorsitzes waren die drei UNISPACE-Konferenzen in Wien in den Jahren 1968, 1982<br />

und 1999. Inwieweit warst du in diese Aktivitäten involviert und welchen Einfluss<br />

hatten diese Konferenzen auf die Entwicklungen zum Beitritt Österreichs zur ESA<br />

bzw. auch dann noch danach?<br />

00:26:04 JO: Um <strong>mit</strong> der letzten Frage anzufangen: Ich glaube, dass die Beteiligung<br />

bei der UNO gar keinen Einfluss auf die Mitgliedschaft bei der ESRO hatte oder dann<br />

bei der ESA. Da gab es keinen Zusammenhang, und das muss ich erzählen. Wie ich<br />

1974 zurückgekommen bin nach Österreich wurde ich auch zu den Vereinten<br />

Nationen zu den Sitzungen <strong>des</strong> Ko<strong>mit</strong>ees für die friedliche Nutzung <strong>des</strong> Weltraums<br />

geschickt und ich war wirklich erstaunt, was für eine Macht Österreich in diesem<br />

Ko<strong>mit</strong>ee hatte. Das beruhte darauf, dass seit dem Beginn, seitdem es das Ko<strong>mit</strong>ee<br />

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