31.12.2012 Aufrufe

Interview mit Johannes Ortner Transkription des Interviews

Interview mit Johannes Ortner Transkription des Interviews

Interview mit Johannes Ortner Transkription des Interviews

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

einem interministeriellen Ko<strong>mit</strong>ee nach Wien unternommen haben, um das ESRO-<br />

Programm <strong>mit</strong> dem Ziel zu präsentieren, dass Österreich Mitglied bei der ESRO wird.<br />

Wir waren zu dritt in Wien, es war damals ein deutscher Rechtsanwalt der ESA, Hans<br />

Kaltenecker, dann ein späterer Mitarbeiter der EU, Jean-Pierre Contzen, ein Belgier<br />

und ich. Wir kamen zu dritt nach Wien und haben das Programm präsentiert. Die<br />

Antwort war, dass man keine Möglichkeit sieht, den industriellen Rückfluss aus den<br />

Beiträgen zu den ESA-Programmen zu absorbieren. Weil es keine<br />

Weltraumaktivitäten in der österreichischen Industrie gab, war das dann, so glaube<br />

ich, auch der Grund, warum man sich in Österreich überlegt hat, eine österreichische<br />

Weltraumagentur zu schaffen. Um eben eine Basis zu schaffen, ein Potential zu<br />

schaffen für den Rückfluss aus den ESA-Programmen. Zu der Zeit, wo wir das<br />

ESRO- Programm präsentiert haben, gab es in Österreich vielleicht die Planseewerke,<br />

die harte, hitzebeständige Werkstoffe erzeugt haben, die sie in die USA exportierten,<br />

auch zur NASA, aber man hat nicht gewusst wofür sie verwendet wurden. Sie wurden<br />

wahrscheinlich beim Raketenbau verwendet. Und dann gab es den österreichischen<br />

Weltraumkugelschreiber, die „Space Pen“, die <strong>mit</strong> Gasdruck funktioniert. Es war ein<br />

Österreicher, ein Herr Friedrich Schächter, der ihn erfunden hat. Die Astronauten und<br />

Kosmonauten haben in der bemannten Raumfahrt <strong>mit</strong> österreichischem Know-how<br />

zwar ihre Notizen gemacht, aber das war alles, es gab sonst nichts in Österreich.<br />

Gut also, Willi Riedler hat mir den Anstoß gegeben und ich habe mich beworben. Es<br />

gab 51 Bewerbungen und wie ich dann letzten En<strong>des</strong> zum <strong>Interview</strong> nach Wien kam,<br />

wollte ich zunächst ausprobieren, ob ich in Österreich noch etwas werden kann. Ich<br />

hatte ja einen sehr guten Job bei der ESA und war nicht überzeugt, dass ich das<br />

wirklich aufgeben werde. Dann kam ich zum <strong>Interview</strong>. Sektionschef Wilhelm<br />

Grimburg war damals zuständiger Sektionschef für Forschung im<br />

Wissenschaftsministerium. Wie ich schon bei der Tür hereinkomme sagt er: „Das ist<br />

unser Mann“. Na ja, da<strong>mit</strong> habe ich gewusst, das <strong>Interview</strong> wird positiv laufen, es hat<br />

auch nicht lange gedauert und man hat mir den Job angeboten. Wolfgang Lothaller,<br />

den ich schon genannt habe, der bei der ESTEC einen Job hatte, hat sich auch für<br />

diesen Posten beworben und wurde dann mein erster Mitarbeiter. Also haben wir im<br />

Jänner 1974 unsere Aktivitäten in Österreich begonnen. Bis dahin war Ministerialrat<br />

Otto Zellhofer der „Acting Geschäftsführer“ der österreichischen Gesellschaft,<br />

„Austrian Space Agency“ haben wir sie später genannt. Eigentlich war es die<br />

„Österreichische Gesellschaft für Weltraumfragen“. Das war schwierig zu übersetzen.<br />

Eine „Austrian Society for Space Questions“ wollten wir nicht als Titel und <strong>des</strong>wegen<br />

haben wir sie dann „Austrian Space Agency“(ASA) genannt. So begann es dann in<br />

Österreich.<br />

00:37:13 PH: Nachdem du im Jänner 1974 nach Österreich zurückgekommen bist und<br />

als Geschäftsführer der ASA ernannt wur<strong>des</strong>t, war das alles noch sehr jung und neu<br />

und es gab jede Menge Aufgaben als neuer Geschäftsführer. Was waren die<br />

hauptsächlichen Herausforderungen, waren diese mehr politischer Natur, waren sie<br />

mehr finanzieller oder eher organisatorischer Natur oder einfach alles zusammen?<br />

00:37:51 JO: Die schwierigste Herausforderung war, den Rückfluss aus den ESA-<br />

Programmen in der österreichischen Industrie sicherzustellen. Denn wie ich schon<br />

gesagt habe, es gab in der österreichischen Industrie praktisch nichts, man musste von<br />

vorne anfangen. Bei der UNO war Österreich eine Weltraummacht, wissenschaftlich<br />

hat Österreich schon im Rahmen <strong>des</strong> Weltrauminstituts der Österreichischen<br />

8

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!