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Hautprobleme: Das äußere Gesicht - Springer GuP

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t i t e l t h e m a <<br />

<strong>Das</strong> <strong>äußere</strong> <strong>Gesicht</strong><br />

Schätzungen zufolge bekommen 36 Prozent der Bevölkerung<br />

mindestens einmal im Jahr<br />

einen Sonnenbrand (Dermatitis solaris). Zu den weltweit<br />

häufigsten infektiösen Hauterkrankungen gehören Warzen<br />

(Verrucae). Rasierte Haut quittiert den „Klingengang“ nicht<br />

selten mit Reizungen oder Pickelchen, während Mücken gerade<br />

im Sommer juckende „Andenken“ hinterlassen.<br />

Sonnenbrand – Kühlen oberstes Gebot<br />

Die schmerzenden Hautrötungen gehören zu den häufigsten<br />

Verbrennungen 1. Grades. Obwohl sie in der Regel nach einigen<br />

Tagen ohne sichtbare Spuren zu hinterlassen abklingen,<br />

sollten sie nicht auf die leichte Schulter genommen werden.<br />

Gerade im Kindes- und Jugendalter mehrfach mit der Sonne<br />

zu intensiv in Kontakt gekommen, erhöhen Sonnenbrände<br />

langfristig das Risiko für Hautkrebs.<br />

Ursachen und Symptome<br />

Übersteigt die UV-B-Strahlendosis die Sonnenbrandschwelle<br />

(Erythemschwelle, minimale Erythemdosis MED), kommt es<br />

vor allem an nicht vorgebräunten Hautarealen zu einer Verbrennung<br />

1. Grades. Zeigen sich neben Rötungen (Erythemen)<br />

auch Blasen, ist bereits Grad 2 erreicht. <strong>Das</strong> Ausmaß einer Dermatitis<br />

solaris hängt vom individuellen Haut(Pigmentierungs-)<br />

typ ab sowie von der Dauer und der Intensität der UV-Bestrahlung.<br />

Typischerweise beginnt die Haut drei bis fünf Stunden<br />

nach einer UV-Strahlenüberdosis „rot zu sehen“. <strong>Das</strong> Erythem<br />

erreicht ein Maximum nach zwölf bis 24 Stunden und<br />

klingt nach etwa 72 Stunden ab. Anschließend schuppt sich die<br />

Haut. War die Sonneneinwirkung sehr intensiv, können sich<br />

noch allgemeines Unwohlsein mit Fieber, Übelkeit, Erbrechen,<br />

10 > DAS PTA MAGAZIN -- 0 8 / 2 0 1 0 -- Heft 08 <<br />

[ von Stefanie Fastnacht ]<br />

Erste Anlaufstelle für Menschen mit leichten <strong>Hautprobleme</strong>n ist oft<br />

die Apotheke. Gerade in den Sommermonaten bekommt die PTA von<br />

Sonnenbrand über Warzen und Insektenstiche bis hin zu rasurbedingten<br />

Entzündungen eine breite Palette an Hautveränderungen präsentiert.<br />

Gut, wenn Sie jetzt vorbereitet sind und entsprechende Tipps und<br />

Empfehlungen auf Lager haben.<br />

Kopfschmerzen und Kreislaufkollaps (Heliosis, Insolation =<br />

Sonnenstich) dazu gesellen.<br />

Verbrennungen 1. Grades führen in der Oberhaut (Epidermis)<br />

zu Strukturveränderungen (Denaturieren) von Proteinen<br />

und zu Brüchen in den Desoxyribonukleinsäuren (DNS),<br />

dem genetischen Material der Hautzellen. Neben DNS und<br />

Proteinen werden auch die am Aufbau der Hautbarriere beteiligten<br />

Fette in Mitleidenschaft gezogen. In Folge ist die<br />

Barrierefunktion beeinträchtigt, was neben Feuchtigkeitsverlusten<br />

Infektionen Vorschub leistet. Mit einem Sonnenbrand<br />

einhergehende Schmerzen entstehen durch das Reizen von<br />

freien Nervenendigungen, die in großer Zahl in der Epidermis<br />

vorkommen. Die an die Oberhaut grenzende Lederhaut<br />

(Dermis) wird zwar nicht direkt geschädigt. Indirekt kommt<br />

es aber zu einer Gefäßerweiterung mit Austritt von Serum<br />

(Ödembildung) und zum Einwandern von Entzündungszellen<br />

(z. B. Zytokine, Neuropeptide, chemotaktische Faktoren) in<br />

das betroffene Areal.<br />

therapeutisches<br />

Die Behandlung eines Sonnenbrandes zielt darauf ab, entzündliche<br />

Rötungen und Schmerzen zu lindern sowie die gestörte<br />

Hautbarriere wieder herzustellen. Oberstes Behandlungsgebot<br />

ist das Kühlen der Haut. Zu Hause können mit kaltem Leitungswasser<br />

getränkte Baumwolltücher verwendet werden. Wasser<br />

ohne Trinkqualität eignet sich nicht, weil eventuell darin vorhandene<br />

Keime Infektionen begünstigen. Auch von Eis oder<br />

Kühlkissen ist abzuraten. Unsachgemäß angewendet, schädigt die<br />

Kälte das Gewebe. Ebenfalls nicht empfehlenswert sind alkoholhaltige<br />

Externa. Vor allem kurzkettige Alkohole reizen zusätzlich.<br />

Nach dem Kühlen stabilisieren pflegende Zubereitungen in<br />

Form von Öl-in-Wasser-(O/W) Emulsionen die angegrif-<br />

© mauritius images / SELF


fene Hautbarriere. Die wasserhaltigen Cremes, Lotionen und<br />

Schaumsprays sollten zwei- bis dreimal täglich mindestens zwei<br />

bis fünf, besser noch 14 Tage lang aufgetragen werden. Durch<br />

die Verdunstungskälte des Wassers kühlen sie ebenfalls, während<br />

die enthaltenen Lipide die Barrierefunktion wieder her-<br />

stellen. Schaumsprays (z. B. Bepanthen Schaumspray, Panthenol<br />

Spray), die aus einer Entfernung von zwei bis fünf Zentimetern<br />

auf die Haut gesprüht werden, lassen sich leicht, gleichmäßig<br />

und schmerzfrei applizieren. Zusätze von Dexpanthenol binden<br />

Feuchtigkeit in der Haut und fördern die Wundheilung. Vorsicht<br />

geboten ist bei sehr fetten, wasserarmen bzw. wasserfreien<br />

Formulierungen. Sie begünstigen durch zu starkes Abdecken<br />

(Okklusion) der Hautoberfläche einen Wärmestau und verstärken<br />

die entzündlichen Vorgänge im verbrannten Gewebe. Für<br />

das Beratungsgespräch sollte die PTA im Hinterkopf behalten,<br />

dass Duftstoffe die Haut irritieren und zu Sensibilisierungen<br />

Sonnenbrände sollten nicht auf die leichte Schulter genommen<br />

werden. Besonders jene im Kindes- und Jugendalter erhöhen<br />

das Risiko, nach vielen Jahren Hautkrebs zu bekommen.<br />

führen, weshalb unparfümierten Präparaten der Vorzug zu geben<br />

ist. Umstritten ist zudem der topische Einsatz von H1-<br />

Antihistaminika. Ein Effekt auf die Erytheme ist allenfalls in<br />

der Frühphase des Sonnenbrandes zu erwarten. Großflächig<br />

angewendet stehen sie in Verdacht, allergische Kontaktekzeme<br />

und Photosensibilisierungen auszulösen.<br />

> DAS PTA MAGAZIN -- 0 8 / 2 0 1 0 -- Heft 08 < 11


t i t e l t h e m a <<br />

Was sonst noch hilft<br />

Eine weitere Sonnenexposition muss unbedingt vermieden<br />

werden. Mit den Rötungen einhergehende Schmerzen lindern<br />

nicht opioide Analgetika wie Acetylsalicylsäure, Diclofenac sowie<br />

Paracetamol oder Naproxen. Bei sonnenbrandbedingten<br />

Schmerzen sollte der Kunde zum Arzt geschickt werden.<br />

Homöopathisch können Atropa belladonna bei brennenden<br />

Schmerzen mit Hautrötung, Apis mellifica bei glänzend, rot<br />

geschwollenen Stellen sowie Lytta vesicatoria bei Blasen helfen.<br />

Unterwegs kühlen Thermalwassersprays (z. B. Eau Thermale<br />

Avène Thermalwasserspray, Vichy Thermalwasserspray)<br />

die verbrannten Partien. Auch das Auftragen von Lotio Zinci<br />

kühlt und lindert den Juckreiz. Rezeptfreie Glukokortikoide<br />

wie Hydrocortison können etwa zwei Tage auf kleinflächige<br />

Stellen aufgetragen werden.<br />

Warzen – heilen oft spontan<br />

Kinder und Jugendliche leiden besonders oft unter Warzen.<br />

Einmal abgeheilt, hinterlassen sie eine Teilimmunität, die einen<br />

gewissen Schutz gegenüber Reinfektionen bietet.<br />

Ursachen und Symptome<br />

Die Auslöser von Warzen sind Viren. Mit Ausnahme der Dellwarzen,<br />

deren Wachstum auf das Konto des Pockenvirus Molluscum<br />

contagiosum geht, werden sie durch humane Papillomaviren<br />

(HPV) hervorgerufen. Die Übertragung erfolgt durch<br />

direkten Körperkontakt von Mensch zu Mensch oder über an<br />

Hautschuppen haftende Viren in Umkleideräumen, Saunen<br />

und Schwimmbädern. Kleinste, oft unsichtbare Verletzungen<br />

ebnen den Erregern den Weg in die Epidermiszellen, wo sie<br />

sich vermehren. Auch Selbstansteckung als Folge wiederholten<br />

Kratzens kommt häufig vor. Die Inkubationszeit kann von<br />

vier Wochen bis zu mehreren Monaten betragen und ist außer<br />

vom Immunstatus der Patienten auch von deren Hautzustand<br />

abhängig. Übermäßiges Schwitzen oder ekzematöse Grunderkrankungen<br />

wie zum Beispiel das Atopische Ekzem können<br />

einer Infektion mit HPV Vorschub leisten.<br />

�<br />

12 > DAS PTA MAGAZIN -- 0 8 / 2 0 1 0 -- Heft 08 <<br />

Sonnenbrandähnliche Reaktionen auf antibiotika<br />

Antibiotika wie die Fluorchinolone (z. B. Ciprofloxacin), die Tetracycline<br />

(z. B. Doxycyclin) und die Sulfonamide (z. B. Cotrimoxazol = Sulfamethoxazol<br />

und Trimethoprim) können unter UV­Einwirkung sonnenbrandähnliche<br />

Reaktionen auslösen. Bei der Abgabe der Substanzen sollten PTA<br />

den Patienten folgende Hinweise mit auf den Weg geben:<br />

» direktes Sonnenlicht meiden<br />

» UV­undurchlässige Kleidung tragen<br />

» Sonnenschutzmittel mit breiter Wirkung im UV­A­ und UV­B­Bereich<br />

verwenden<br />

» antibiotische Substanzen wenn möglich abends einnehmen.<br />

Verrucae vulgaris (vulgäre Warzen) entwickeln sich sehr häufig<br />

an den Händen, zwischen den Fingern und den Zehen.<br />

Zunächst eher stecknadelgroß, nimmt die halbkugelig nach<br />

vorn gewölbte Wucherung schnell an Größe zu. Typisch sind<br />

schwarze Punkte in der rauen und zerklüfteten Oberfläche,<br />

die virusindizierte Papillennekrosen genannt werden. Verrucae<br />

plantares (Dornwarzen) entstehen an den Fußsohlen und können<br />

beim Belasten starke Schmerzen hervorrufen. Im Bereich<br />

des Warzendorns finden sich zahlreiche bräunlich-schwarze<br />

Punkte oder kleine Streifen, die durch Blutungen aus dermalen<br />

Kapillaren entstehen. Gelblich-rote plane Warzen (Verrucae<br />

planes juveniles) treten bei Kindern und Jugendlichen in großer<br />

Zahl an Stirn und Wangen sowie auf dem Handrücken auf.<br />

Stecknadelkopf- bis linsengroße, perlartige weiße Erhebungen<br />

mit glatter Oberfläche und einer zentralen Delle in der Mitte<br />

gehören dagegen zu den Dellwarzen (Molluscum contagiosum).<br />

Auf Druck geben sie eine krümelig weiße Masse frei,<br />

die zahlreiche Viren enthält. Betroffen sind vor allem Kinder<br />

mit trockener Haut, junge Erwachsene, aber auch immunsupprimierte<br />

Personen. Auch dieser Warzentyp heilt meist nach<br />

einigen Monaten spontan aus.<br />

therapie<br />

Sofern die Warzen keine Beschwerden verursachen, kann zunächst<br />

einfach abgewartet werden. In rund 60 Prozent der Fälle<br />

kommt es innerhalb von zwei Jahren zu einer Spontanheilung.<br />

Stören die Hautwucherungen allerdings kosmetisch oder bereiten<br />

Schmerzen, weil sie ungünstig liegen, etwa unter dem<br />

Fuß, oder sich auszusäen beginnen, sollte behandelt werden.<br />

© comosaydice / shutterstock.com


�<br />

> t i t e l t h e m a <<br />

mollusken chancenlos<br />

Der Hautarzt entfernt Dellwarzen durch Anritzen, Ausdrücken und anschließendes<br />

Desinfizieren. Um Kindern dabei die Schmerzen zu nehmen,<br />

wird eine Stunde vor dem Eingriff eine lokalanästhesierende Creme<br />

(Emla®) unter einem okkludierenden Pflaster aufgetragen. Alternativ<br />

können Dellwarzen bei Kindern ab zwei Jahren zweimal täglich sparsam<br />

mit Kaliumhydroxid­Lösung (Infectodell®) bepinselt werden. Sobald eine<br />

Entzündung bzw. eine mindestens zwölf Stunden anhaltende Rötung<br />

auftritt, ist das Auftragen zu beenden.<br />

Auch bei Dellwarzen (s. Kasten) empfehlen Fachleute eine<br />

Therapie, um Selbstansteckung und das Infizieren von anderen<br />

Personen zu vermeiden.<br />

Mittel der Wahl bei vulgären und Fußsohlenwarzen sind hornhautlösende<br />

Substanzen (Keratolytika). Bewährt hat sich das<br />

Auftragen von Salicylsäure in Form von filmbildendem Kollodium<br />

(syn. Collodium, leicht brennbare Lösung von Zellulosedinitrat<br />

in einer Äther-Alkohol-Mischung, z. B. in Verrucid ® )<br />

oder Pflastern (z. B. Guttaplast ® , Warzenpflaster Wurzeltod ® )<br />

Auch Kombinationen mit Milchsäure sind auf dem Markt<br />

(z. B. Clabin ® plus, Duofilm ® ). Um die gesunde Haut zu schonen,<br />

sollte sie mit Zinkpaste oder Vaseline abgedeckt werden.<br />

Anschließend werden die keratolytischen Formulierungen aufgetragen,<br />

und zwar mehrmals täglich. <strong>Das</strong> aufgeweichte Hornmaterial<br />

lässt sich – am besten nach einem Bad – vorsichtig<br />

mit einem Hornhauthobel abtragen. Dieses Procedere wird<br />

so lange wiederholt, bis die virushaltigen Hornmassen komplett<br />

entfernt sind. Der Hautarzt kann zudem zusätzlich eine<br />

Warzensalbe mit Dithranol (syn. Cignolin, z. B. Warzensalbe<br />

NRF 11.31) oder Lösungen mit dem topischen Zytostatikum<br />

5-Fluorouracil und Salicylsäure (Verrumal ® ) verordnen.<br />

Auch das Vereisen (Kryotherapie) geht den Warzen an die<br />

Substanz. Während der Dermatologe mit flüssigem Stickstoff<br />

arbeitet, stehen für das Anwenden zu Hause Mischungen aus<br />

Dimethylether und Propangas (Wartner ® ) oder Isobutan, Kohlenwasserstoffen<br />

und Propan (Scholl Freeze Warzenentferner<br />

® ) zur Verfügung. Nach dem Auftragen entsteht eine Blase<br />

14 > DAS PTA MAGAZIN -- 0 8 / 2 0 1 0 -- Heft 08 <<br />

Keratolytika weichen das Hornmaterial auf, welches dann vorsichtig entfernt werden kann<br />

unter der Warze, so dass diese sich anhebt und nach etwa 14<br />

Tagen von allein abfällt. In der Regel genügt eine Anwendung.<br />

In hartnäckigen Fällen, zum Beispiel bei Dornwarzen, kann<br />

die Behandlung nach einer jeweils zweiwöchigen Pause bis<br />

zu dreimal wiederholt werden. Sind die Warzen dann immer<br />

noch vorhanden, sollte ein Hautarzt zu Rate gezogen werden.<br />

Auch bei Kindern, Diabetikern oder Menschen mit Durchblutungsstörungen<br />

gehört das Vereisen unter ärztliche Kontrolle.<br />

Wegätzen lassen sich Warzen in Eigenregie mit Monochloressigsäure<br />

(Acetocaustin ® ). Bei dieser Methode muss die gesunde<br />

Haut vor dem wöchentlichen Auftrag der Lösung ebenfalls<br />

geschützt werden. Präparate mit einer Kombination aus Essig-,<br />

Milch- und Salpetersäure (Solco-Derman ® , Rp) dürfen in<br />

Eigenregie erst nach einer Einweisung durch den Arzt oder<br />

medizinisch geschultes Personal angewendet werden.<br />

„Nicht zu früh aufgeben“ heißt die Devise beim Behandeln von<br />

Warzen. Konsequenz, viel Geduld und die Wahl der richtigen<br />

Präparate gehen den Wucherungen an die Substanz.<br />

Was sonst noch hilft<br />

Homöopathisch steht Thuja occidentalis als Tinktur zum<br />

Auftragen oder als Globuli zur Verfügung. Durchblutungsfördernde<br />

Maßnahmen wie wechselwarme Hand- oder<br />

Fußbäder, Kneippsche Güsse oder Wassertreten sollen das<br />

Immunsystem stärken und so den Viren Paroli bieten. In öffentlichen<br />

Einrichtungen ist es empfehlenswert, nicht barfuss<br />

zu laufen. Wer zudem dauerfeuchte Füße durch übermäßiges<br />

Schwitzen vermeidet, schützt sich nicht nur vor Warzen, sondern<br />

auch vor Fußpilz.<br />

r. o. © Matt Valentine / shutterstock.com; l. u. © IDAL / shutterstock.com


t i t e l t h e m a <<br />

Besonders Staphylococcus aureus steht im Verdacht, Haarbalgentzündungen auszulösen<br />

achtung Rasur – Pickel statt glatter haut<br />

Glatte Haut ohne störende Haare liegt im Trend. Männer<br />

und Frauen greifen deshalb regelmäßig zum Rasiermesser,<br />

um Achseln, Beine oder den Intimbereich zu enthaaren. Nicht<br />

selten reagiert die Haut auf diese Prozedur mit Pickelchen,<br />

Haarbalgentzündungen oder gar Furunkeln.<br />

Ursachen und Symptome<br />

Eine Haarbalgentzündung (Follikulitis) kann sich mit Ausnahme<br />

der follikelfreien Handflächen und Fußsohlen überall am Körper<br />

entwickeln. Bevorzugt trifft es Hautareale im Bereich des Bartes,<br />

des Gesäßes, der Oberschenkel oder in der Intimregion. Zu den<br />

Auslösern gehört vor allem das Bakterium Staphylococcus aureus.<br />

Aber auch Candida-, Pseudomonas- und Pityrosporumarten<br />

sowie Propionibakterien und Herpes-simplex-Viren spielen eine<br />

Rolle. Leitsymptom der Follikulitis sind von einem roten Hof<br />

umgebene stecknadelkopfgroße, prall gespannte, gelbliche Pusteln,<br />

in deren Mitte ein Haar steckt. Durch Schmierinfektionen<br />

entwickelt sich aus einer Follikulitis ein Furunkel. Dabei dringen<br />

die Bakterien von außen in den Haarfollikel ein und bilden einen<br />

tief sitzenden, äußerst schmerzhaften, entzündlichen Knoten<br />

mit einem zentralen Eiterpropf. Fließen mehrere Furunkel zusammen,<br />

entsteht ein Karbunkel mit brettharten Schwellungen<br />

und Eiterdurchbrüchen.<br />

therapie<br />

Haarbalgentzündungen werden örtlich mit Zinkschüttelmixturen<br />

(Lotio alba) oder Öl-in-Wasser-Emulsionen mit antiseptischen<br />

Zusätzen wie Triclosan (2 %) oder Chlorhexidin<br />

(1 %) behandelt. Auch das Anwenden antibakterieller Reinigungslösungen<br />

(z. B. Betaisodona ® Lösung, Dermowas ® )<br />

beim Waschen oder Duschen ist hilfreich. Furunkel werden<br />

16 > DAS PTA MAGAZIN -- 0 8 / 2 0 1 0 -- Heft 08 <<br />

zu Beginn mit feuchten Umschlägen, die ebenfalls mit antimikrobiellen<br />

Zusätzen getränkt sind, behandelt. „Zugsalben“<br />

mit Ammoniumbituminosulfonat (Ichtholan ® ) oder Zusätzen<br />

von Lärchenterpentin und gereinigtem Terpentinöl (Ilon ®<br />

Abszess) sollen den Austritt von Eiter fördern. Der Arzt kann<br />

systemische Antibiotika verordnen. Mittel der Wahl sind Oralcephalosporine<br />

vom Cefalexintyp, Penicilline wie Flucloxacillin<br />

sowie die Kombination von Amoxicillin und Clavulansäure.<br />

Was sonst noch hilft<br />

Wer zu Haarbalgentzündungen und Furunkeln neigt, sollte<br />

streng auf Hygiene achten. Vor jeder Rasur gehören die Hände<br />

mit leicht sauer eingestellten, synthetischen waschaktiven<br />

Substanzen (Syndets) gereinigt. Rasierschaum macht die Haare<br />

weicher, und für die Haut fällt die Prozedur weniger reizend<br />

aus. Zudem empfiehlt es sich, stets nur mit der eigenen (!)<br />

Klinge die Haare zu kappen. Dabei immer in Haarwuchsrichtung<br />

arbeiten und das Areal anschließend desinfizieren.<br />

Spezielle Pflegebalsame (z. B. Sagella sensitive, Skindoctors<br />

Ingrowlotion) beugen dem Entstehen von Hautirritationen<br />

nach der Rasur vor. Homöopathisch – in Form von Tabletten,<br />

Dilutionen oder Globuli – hilft bei eitrigen Entzündungen<br />

Myristica sebifera. Belladonna empfiehlt sich, wenn die Haut<br />

heiß ist. Hepar sulfuris ist die Domäne stechender Schmerzen.<br />

mücken und Wespen – insekten im anflug<br />

Einen warmen Sommerabend im Garten oder den sonntäglichen<br />

Zwetschgenkuchen auf der Terrasse können Stechmücken,<br />

Bienen und Wespen gründlich verleiden. Im Gegensatz shutterstock.com<br />

/<br />

zu den Angriffen ihrer tropischen Schwestern, bei denen Mala-<br />

errni<br />

ria, Gelb- und Denguefieber oder die Schlafkrankheit übertra- © u. r.<br />

gen werden, verlaufen die Mückenattacken hierzulande bislang<br />

noch harmlos. Bienen- und Wespenstiche werden gefährlich,<br />

wenn Sensibilisierungen gegen deren Gifte vorliegen.<br />

shutterstock.com; /<br />

Stiche von Bienen und Wespen führen zu Schwellungen und<br />

schmerzen heftig. Für Menschen, die allergisch auf das Gift<br />

CandyBoxPhoto © o.<br />

der Hymenopteren reagieren, sind sie sogar lebensbedrohlich. l.


t i t e l t h e m a <<br />

Der Speichel der Stechmücken ruft eine allergische Reaktion hervor<br />

Ursachen und Symptome<br />

Stechmücken aus der Familie der Zweiflügler (Diptera) spritzen<br />

beim Stich Speichel unter die Haut. Darin enthaltene<br />

Antigene rufen eine allergische Reaktion mit Ausschüttung<br />

von Histamin hervor. Nach wenigen Minuten ist ein weißliches,<br />

von einer roten und juckenden Zone umringtes Hautmal<br />

entstanden (Sofortreaktion). Daraus entwickelt sich 20<br />

bis 24 Stunden nach dem Stich ein juckender, geröteter Fleck<br />

(verzögerte Reaktion). Kompliziert wird es, wenn sich zum<br />

Juckreiz bakterielle Infekte gesellen. Die Stiche von Hautflüglern<br />

(Hymenoptera), zu deren Familie Bienen und Wespen gehören,<br />

schwellen um die Einstichstelle stark an, röten sich und<br />

verursachen heftige Schmerzen. Neben zum Teil sehr heftigen<br />

Lokalreaktionen können Hymenopterengifte bei etwa ein bis<br />

fünf Prozent der Bevölkerung allergische Reaktionen bis hin<br />

zum anaphylaktischen Schock hervorrufen.<br />

therapie<br />

Bei Mückenstichen lindert Kälte in Form von feuchten Umschlägen<br />

mit Zinkschüttelmixtur sowie Gelkompressen<br />

(z. B. Mobilat ® Kältepack, Nexcare Cold Hot) Juckreiz und<br />

Schwellungen. H1-Antihistamin-Gele (z. B. Bamipin in Soventol<br />

®, Dimetinden in Fenistil ® ) kühlen ebenfalls, blockieren<br />

die Histaminwirkung und stillen so den Juckreiz. Bei großflächigen<br />

Beschwerden sind orale Zubereitungen wegen möglicher<br />

Sensibilisierungen die bessere Wahl. Auch Salben mit<br />

Hydrocortison (z. B. Ebenol ® , Fenistil ® Hydrocort) wirken<br />

entzündungshemmend und juckreizstillend. Unmittelbar nach<br />

einem Bienenstich sollte der verbleibende Stachel mit einer<br />

Pinzette entfernt werden, weil die Muskulatur des abgerissenen<br />

Stechapparates weiterhin Gift in die Wunde pumpt.<br />

Wespen können ihren kürzeren Stachel in der Regel wieder<br />

aus der Haut des Opfers herausziehen. Feuchte, alkoholische<br />

oder wässrige Umschläge grenzen das Anschwellen ein und<br />

lindern Schmerz und Juckreiz. Die Stichstelle kann zudem<br />

mit Zinkschüttelmixtur, glukokortikoid- oder antihistaminhaltigen<br />

Formulierungen versorgt werden. Insektengiftallergiker<br />

infomaterial | Broschüren<br />

18 > DAS PTA MAGAZIN -- 0 8 / 2 0 1 0 -- Heft 08 <<br />

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Sie ab dem 01.09.2010 unter www.das­pta­magazin.de/haut<br />

müssen stets ein ärztlich verordnetes Notfallset bei sich führen.<br />

Dies sollte laut AWMF-Leitline „Insektengiftallergie“ aus<br />

einem oralen H1-Antihistaminikum mit raschem Wirkeintritt<br />

(z. B. Clemastin 4 mg, Dimetindenmaleat 8 mg), einem oralen<br />

Glukokortikoid (100 mg Prednisolonäquivalent) sowie Epinephrin<br />

(Adrenalin) zur Inhalation (Infectokrupp Inhal) oder<br />

Selbstinjektion (z. B. Anapen ® , Fastjekt ® ) bestehen. Im Ernstfall<br />

das Antihistaminikum und das Glukokortikoid sofort anwenden.<br />

Treten systemische Beschwerden und vor allem Atemnot<br />

auf, kommt das Adrenalin zum Einsatz.<br />

Was sonst noch hilft<br />

Weil der Kontakt mit Bienen und Wespen sich nicht völlig<br />

vermeiden lässt, ist es für Insektengiftallergiker ratsam, eine<br />

Hyposensibilisierung durchführen lassen. Durch die Therapie<br />

kann in den meisten Fällen die Empfindlichkeit auf das<br />

Hymenopterengift herabgesetzt werden. Im Sommer sollten<br />

die Betroffenen nicht barfuss laufen, nichts Süßes im Freien<br />

essen oder trinken, intensiv gefärbte gelbe und rote Kleidung<br />

vermeiden, keine starken Parfums verwenden und nicht nach<br />

den Bienen und Wespen schlagen. Durch plötzliche Bewegungen<br />

fühlen sich die Tiere bedroht und reagieren aggressiv.<br />

Repellenzien (z. B. Diethyltoluamid, Icaridin) schützen<br />

nicht vor Wespen und Bienen, sondern nur vor<br />

Stechmücken, Bremsen oder Zecken.<br />

Weitere Informationen zu diesem Thema finden<br />

Sie in unserem Serviceteil auf Seite 74 in der Rubrik<br />

Broschüren.<br />

© eprom / shutterstock.com

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