Harald Salomann - Universität St.Gallen
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2.3 Self-Service 31<br />
Die Swiss Re, das weltweit grösste Rückversicherungsunternehmen mit Hauptsitz in<br />
Zürich, sah sich bei der Abwicklung kleiner und mittelgrosser Risiken durch die Underwriter<br />
mit einer Reihe von Ineffizienzen konfrontiert. Hierbei handelte es sich um<br />
zeitaufwändige Administrationsprozesse, redundante Aufgabenbearbeitung und unvollständige<br />
sowie inkonsistente Datengrundlagen. Dies resultierte in hohen Administrationskosten<br />
aufgrund derer die Risiken nicht mehr profitabel gezeichnet werden<br />
konnten. Im Jahr 2000 wurde daher ein Portal eingeführt, welches die Abwicklung<br />
kleiner und mittelgrosser Risiken im fakultativen Bereich online ermöglichte.<br />
Dadurch konnten die vorherrschenden Ineffizienzen erfolgreich adressiert und eine<br />
profitable Zeichnung dieser Risiken erreicht werden. Diese Ausrichtung des Internet<br />
Self-Service auf die Realisierung effizienter Prozessabläufe kommt auch in der<br />
Portalbezeichnung „SwiftRe“ zum Ausdruck.<br />
Unstreitig ist in der Literatur, dass Self-Service Transaktionen kostengünstiger durchgeführt<br />
werden können als persönliche Interaktionen. Die oben angeführten Zahlen<br />
belegen jedoch, dass die möglichen Kosteneinsparungen zum Teil beträchtlich variieren.<br />
Die genaue Höhe der Kosteneinsparungen kann somit nicht zweifelsfrei bestimmt<br />
werden. Weiterhin ist kritisch anzumerken, dass Self-Services nicht nur Kosten einsparen,<br />
sondern auch zusätzliche Kosten verursachen bzw. die Anbieter zu Preisreduktionen<br />
zwingen können:<br />
• Der verstärkte Einsatz von Self-Services (insb. Internet Self-Service) hat zu mehr<br />
Transparenz bei Produkten, Märkten und Preisen geführt. Zu nennen sind hier primär<br />
Internetvergleichsportale (z.B. Comparis in der Schweiz oder FinanceScout24<br />
in Deutschland), welche den Konsumenten die Möglichkeit geben, unterschiedliche<br />
Handlungsalternativen relativ leicht und kostenlos evaluieren und vergleichen zu<br />
können [Urban 2004]. In Deutschland werden solche Portale bereits von 73% aller<br />
Internetnutzer für Preisvergleiche bei Waren und Dienstleistungen eingesetzt [BdB<br />
2004a, 2]. Dies führt dazu, dass die Ausnutzung von Informationsasymmetrien<br />
durch die Anbieter nicht mehr (bzw. nicht mehr im gleichen Masse) möglich ist<br />
und gleichzeitig die Transaktionskosten für Nachfrager durch den Einsatz von Internet<br />
Self-Service in der ex-ante-Phase (d.h. vor dem Kauf) sinken [Picot et al.<br />
1997, 111; Hummel 2002, 720f]. Als Resultat steigt der Kostendruck auf Seiten der<br />
Anbieter. Dies kann am Beispiel der amerikanischen Lebensversicherungsbranche<br />
verdeutlicht werden. Dort sind aufgrund der Nutzung von Internetvergleichsportalen<br />
die von den Kunden zu zahlenden Prämien für Lebensversicherungen zwischen<br />
8% und 15% gesunken [Brown/Goolsbee 2002, 483ff].<br />
• Self-Services führen zu einem veränderten Kundenverhalten, welches sich auch in<br />
den Kostenstrukturen niederschlägt. So hat z.B. die Verfügbarkeit von Geldautomaten<br />
dazu geführt, dass Kunden – im Vergleich zur persönlichen Interaktion mit<br />
den Bankangestellten – die Transaktionshäufigkeit erhöhen, aber im Gegenzug das