jahn report jahn report - Friedrich-Ludwig-Jahn-Gesellschaft
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35. Ausgabe, Dezember 2012 JAHN REPORT<br />
den Fleiß, das Pflichtgefühl und die Tüchtigkeit<br />
der Bewohner seines ruhmreichen<br />
Vaterlandes, mahnt das preußische Volk aber<br />
auch, sich intensiver mit seiner Geschichte zu<br />
beschäftigen, die vaterländischen Gedenktage<br />
würdig zu begehen und zur Erinnerung<br />
an die bedeutendsten Schlachten Denkmäler<br />
zur Stärkung des preußischen Patriotismus<br />
zu errichten.<br />
Den Anstoß für diese kleine Bekenntnisschrift<br />
gab wohl die Lektüre des utopischen<br />
Staatsromans „Dya-Na-Sore oder Die Wanderer“<br />
des österreichischen Offiziers und<br />
Schriftstellers W. F. v. Meyern. Der radikale<br />
Aufklärer und strenge Protestant v. Meyern<br />
war als Student mit der Freimaurerei und dem<br />
Ordenswesen in Berührung gekommen. Seine<br />
Gedanken über vaterländische Erziehung, Wehrpflicht und die Beteiligung der Bürger<br />
am Staatsleben haben nicht nur den jungen Studenten <strong>Jahn</strong> erreicht, sondern auch hohe<br />
preußische Beamte und Militärs, die nach dem Desaster von 1806/07 die Modernisierung<br />
Preußens durch Reformen erstrebten. Sätze wie „Der Mensch ist nur groß durch den<br />
Begriff eines Vaterlandes“ durchziehen geradezu wie ein „roter Faden“ <strong>Jahn</strong>s Erstlingsschrift.<br />
<strong>Jahn</strong>, der 1798 in Halle dem Unitistenorden beigetreten war, nahm aber auch zur<br />
Kenntnis, dass der Kosmopolitismus für v. Meyern ein Abstraktum war, wahrhaft lieben<br />
könne ein Mann nur sein eigenes Vaterland. Nicht Kosmopolitismus sei des Bürgers Ziel,<br />
sondern Verantwortung für das politische Gemeinwesen und aktive Teilhabe an den Staatsgeschäften.<br />
Als höchstes Gut pries v. Meyern die Erringung der „republikanischen Freiheit“<br />
auf der Grundlage einer konstitutionellen Monarchie. Zur „Wiederherstellung des Vaterlandes“<br />
müssten „Männerbünde“ gebildet werden und die Führung übernehmen.<br />
Die Lektüre dieses Romans hat die Gedankenwelt des damals 21jährigen nachhaltig<br />
beeinflusst und zur Ausformung seiner politischen Grundhaltung beigetragen, denn die<br />
Leitgedanken von „Dya-Na-Sore“ lassen sich – wie Bernett (s. u.) nachgewiesen hat - noch<br />
in <strong>Jahn</strong>s 1810 erschienenem Hauptwerk „Deutsches Volksthum“ nachweisen.<br />
Nicht nur die militärische Niederlage Preußens gegen Napoleon, sondern auch der<br />
durch die napoleonische Expansion hervorgerufene sang- und klanglose Untergang des<br />
„Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ im Jahre 1806 haben <strong>Jahn</strong>s Entwicklung<br />
von einem preußischen zu einem nationaldeutschen Patrioten forciert. „Seinem“ Vaterland<br />
Preußen fühlte er sich nach wie vor verbunden, doch erweiterte sich sein Vaterlandsbegriff<br />
nach 1806/07 um die Dimension des einstigen Reiches, das in seiner Zerrissenheit ohnmächtig<br />
am Boden lag und von Napoleon abhängig war. In das Stammbuch der Wartburg<br />
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