jahn report jahn report - Friedrich-Ludwig-Jahn-Gesellschaft
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35. Ausgabe, Dezember 2012 JAHN REPORT<br />
lich, dass einige Unitisten aus Jena, die es wie <strong>Jahn</strong> nach Berlin verschlagen hatte, 1810 zu<br />
den Gründungsmitgliedern des geheimen „Deutschen Bundes“ gehörten. Überraschend ist<br />
auch nicht, dass die formale Organisationsstruktur des Deutschen Bundes Ähnlichkeiten<br />
zum früheren Unitistenorden erkennen lässt.<br />
Der neue Geheimbund hatte die Vorbereitung auf eine bewaffnete Erhebung und eine<br />
innere sittliche Erneuerung des ganzen deutschen Volkes, insbesondere der Studentenschaft,<br />
zum Ziel. Unter den Bedingungen der französischen Fremdherrschaft hatten die<br />
Unitisten in Jena – nicht ohne den Einfluss <strong>Jahn</strong>s - ihre kosmopolitischen Ideale zugunsten<br />
einer nationaldeutschen Perspektive aufgegeben. „Noch leben die alten Gefühle, noch immer<br />
suchen wir das alte Ziel, nur nicht mehr in der Menschheit, sondern in der Deutschheit“<br />
schrieb <strong>Jahn</strong> seinem ehemaligen Ordensbruder Feuerstein 1811 nach Jena und suchte<br />
ihn für eine Mitarbeit im „Deutschen Bund“ zu gewinnen. <strong>Jahn</strong> sah in dieser „scheinbaren<br />
Beschränkung“ eine „wahre Steigerung“, denn das „bloß Menschliche“ hätten alle Freundschaften.<br />
Mit den Bundesmitgliedern, den „Eidgenossen des Rüttli“, war er davon überzeugt,<br />
dass „alles Volksheil und jede Lösung und Wiedergeburt“ „noch allezeit“ von einer<br />
vergleichsweisen kleinen Gruppe Begeisterter ausgegangen sei. In der Auseinandersetzung<br />
mit der Geschichte glaubte er auch erkannt zu haben, dass durch „auserwählte Wüthriche“<br />
wie Napoleon „erst der Ketten Knechtschaft erklirren“ mussten, „ehe die Freiheit mit<br />
Riesengewalt ihr siegreiches Rachschwert zückte.“ Diese Ansichten scheinen Feuerstein<br />
überzeugt zu haben, denn er schloss sich wenig später dem „Deutschen Bund“ an.<br />
„…sich körperlich zum Kampf gegen den Feind des Vaterlandes zu erkräftigen…“<br />
Ein Kapitel seines „Deutschen Volksthums“ widmete <strong>Jahn</strong> den „Leibesübungen“, die<br />
für ihn „ein Mittel zu einer vollkommenen Volksbildung“ darstellten. Sie waren für ihn ein<br />
unabdingbares Erfordernis zur Vorbereitung auf den Befreiungskampf: „Eine wahre Volkserziehung<br />
muß die Vorarbeit für künftige Vaterlandsverteidiger ebenso wohl übernehmen<br />
als andere Ausbildung: denn jede Schule soll überhaupt sein ein Lehren für künftigen Gebrauch.“<br />
Ein Volk könne erst als wehrhaft gelten, wenn „alle wehrbare Mannschaft durch<br />
Leibesübungen waffenfähig geworden, streitbar durch Waffenübungen, schlagfertig durch<br />
erneuerte Kriegsspiele und Immergerüstetsein [und] kriegskühn durch Vaterlandsliebe“.<br />
Um die „allgemeine Waffenfertigkeit der wehrhaften Mannschaft“ zu erreichen, werden<br />
die Leibesübungen „die Vorbereitung in der Kindheit und im Knabenalter. In der<br />
Jünglingszeit dient jede Mannsperson drei Jahre im stehenden Heere […]“. Auch die Mädchen<br />
sollten entsprechend vorgebildet werden: „Schießen, das heißt eine leichte Flinte abfeuern;<br />
mit der Pistole leidlich treffen, um nicht kunstgerecht wehrlos zu sein und beim<br />
Knall des Gewehrs zusammenzufahren wie Gänse beim Donner, ist höchstnotwendig.“<br />
Die allgemeine Wehrfähigkeit sollte durch Landwehrübungen, durch Schützengilden und<br />
die Einführung des Scheiben- und Vogelschießens erhalten und gefestigt werden.<br />
Der Theorie folgte bald die praktische Umsetzung.<br />
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