Mathematik und Schach und Schönheit - Mathematik.de
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Wegen <strong>de</strong>r Tripelfreiheit <strong>de</strong>r Zahlenfolge gibt es keine<br />
noch so kurze o<strong>de</strong>r lange Zugfolge, die sich dreimal unmittelbar<br />
wie<strong>de</strong>rholt. Die angedachte Regel erlaubt also<br />
bei dieser „Partie“ keine Remisreklamation. Euwes Analyse<br />
veranlasste <strong>de</strong>n Weltschachb<strong>und</strong> <strong>de</strong>nn auch, diese<br />
Regel nicht einzuführen.<br />
<strong>Mathematik</strong> mit <strong>Schach</strong>brett <strong>und</strong> Figuren<br />
„Geht Dir in <strong>de</strong>r Bar das Geld aus? . . . Lass Deinen<br />
Fre<strong>und</strong> bezahlen!“ schreibt Greg Gutfeld in <strong>de</strong>r Zeitschrift<br />
Men’s Health:<br />
Lass ihn zwei Kartenspiele mischen <strong>und</strong> nebeneinan<strong>de</strong>r<br />
legen. Erkläre, dass Du gleichzeitig immer je eine<br />
Karte von je<strong>de</strong>m Stapel von oben nehmen wirst.<br />
Und wette darauf, dass irgendwann ein Paar i<strong>de</strong>ntischer<br />
Karten erscheinen wird.<br />
Intuitiv scheint es recht unwahrscheinlich zu sein, dass in<br />
zwei gemischten Kartenspielen i<strong>de</strong>ntische Karten in i<strong>de</strong>ntischen<br />
Positionen auftreten. Aber die Intuition kann täuschen.<br />
Ist es wirklich unwahrscheinlich?<br />
Zwecks Arbeitserleichterung gehen wir zu einer an<strong>de</strong>ren<br />
aber äquivalenten Art <strong>de</strong>r Darstellung über. Dazu<br />
schreiben wir die Zahlen 1, 2,...,52 in dieser Reihenfolge<br />
nebeneinan<strong>de</strong>r. Dann notieren wir eine rein zufällige<br />
Verwürfelung, also Permutation, <strong>de</strong>r Zahlen 1 bis 52 in<br />
die Reihe direkt darunter, generiert etwa durch wie<strong>de</strong>rholtes<br />
Ziehen ohne Zurücklegen aus einer Urne. Wie<br />
wahrscheinlich ist es, zwei gleiche Zahlen in <strong>de</strong>rselben<br />
Position in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Reihen anzutreffen? Dies ist die<br />
Frage nach <strong>de</strong>r Wahrscheinlichkeit eines Fixpunktes bei<br />
einer Zufalls-Permutation.<br />
An<strong>de</strong>rs gewen<strong>de</strong>t fällt die Aufgabenstellung in <strong>de</strong>n Kontext<br />
von Problemen, die nach <strong>de</strong>r Anzahl von Permutationen<br />
mit verbotenen Positionen fragen.<br />
Eine an<strong>de</strong>res Beispiel für diesen Problemtyp ist das folgen<strong>de</strong>:<br />
In einem Institut gibt es vier Dozenten <strong>und</strong> vier zu halten<strong>de</strong><br />
Vorlesungen. Die Dozenten haben Spezialisierungen<br />
<strong>und</strong> Vorlieben, können <strong>de</strong>shalb bestimmte Vorlesungen<br />
halten (+) bzw. nicht halten (−).<br />
Vorlesung<br />
Dozent Algebra Geometrie Stochastik Topologie<br />
Adler + + − −<br />
Bauer − − + +<br />
Conrad − + + +<br />
Dorfmann + + + −<br />
Je<strong>de</strong>r Dozent muss genau eine Vorlesung anbieten, <strong>und</strong><br />
je<strong>de</strong> Vorlesung muss genau einmal angeboten wer<strong>de</strong>n.<br />
Auf wie viele verschie<strong>de</strong>ne Arten können die Dozenten<br />
<strong>de</strong>n Vorlesungen zugeordnet wer<strong>de</strong>n?<br />
Je<strong>de</strong> mögliche Zuweisung <strong>de</strong>r Dozenten zu Vorlesungen<br />
be<strong>de</strong>utet die Auswahl genau eines Symbols + aus je<strong>de</strong>r<br />
Zeile <strong>und</strong> je<strong>de</strong>r Spalte. Dies kann in eine Sprache <strong>de</strong>s<br />
<strong>Schach</strong>s übersetzt wer<strong>de</strong>n. Ein Turm beim <strong>Schach</strong> greift<br />
ja bekanntlich eine Figur an, die in <strong>de</strong>rselben Reihe o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>rselben Spalte wie <strong>de</strong>r Turm steht. Die Zuordnung<br />
von Dozenten zu Vorlesungen ist <strong>de</strong>shalb gleichbe<strong>de</strong>utend<br />
mit <strong>de</strong>r Platzierung von vier sich nicht angreifen<strong>de</strong>n<br />
Türmen auf die nicht durchgestrichenen Fel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s folgen<strong>de</strong>n<br />
4 × 4-<strong>Schach</strong>bretts:<br />
Abbildung 1. 4 × 4-<strong>Schach</strong>brett mit verbotenem Bereich<br />
Die durchgestrichenen Fel<strong>de</strong>r zusammengenommen seien<br />
mit V bezeichnet <strong>und</strong> bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n verbotenen Bereich.<br />
Es ist eine Teilmenge von Fel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s nxn-<strong>Schach</strong>bretts<br />
S. Auch je<strong>de</strong> Permutation f von n Zahlen ist auf einem<br />
nxn-<strong>Schach</strong>brett darstellbar: Die Spalten bezeichnen<br />
etwa i = 1, 2,...,n <strong>und</strong> die Reihen bezeichnen die<br />
f(i),i = 1, 2,...,n. Je<strong>de</strong> Permutation entspricht dann<br />
einer teilweisen Färbung <strong>de</strong>s <strong>Schach</strong>brettes, bei <strong>de</strong>r in<br />
je<strong>de</strong>r Reihe <strong>und</strong> je<strong>de</strong>r Spalte genau ein Feld (i, f (i)) gefärbt<br />
ist. Wir nennen die Menge <strong>de</strong>r gefärbten Fel<strong>de</strong>r das<br />
Muster <strong>de</strong>r Permutation f. Analog kann man sagen: Je<strong>de</strong><br />
Permutation entspricht <strong>de</strong>r Platzierung von n sich nicht<br />
angreifen<strong>de</strong>n Türmen auf einem nxn-<strong>Schach</strong>brett.<br />
Sei nun Nj die Anzahl <strong>de</strong>r Permutationen, bei <strong>de</strong>nen exakt<br />
j <strong>de</strong>r Einträge (i, f (i)), i = 1, 2,...,n,in<strong>de</strong>nverbotenen<br />
Bereich V fallen. Das ist gleich <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r<br />
Möglichkeiten, n sich nicht angreifen<strong>de</strong> Türme so auf das<br />
<strong>Schach</strong>brett S mit verbotenem Bereich V zu stellen, dass<br />
genau j auf <strong>de</strong>n in V enthaltenen Fel<strong>de</strong>rn stehen. Sei ferner<br />
tk(S) o<strong>de</strong>r kurz tk die Anzahl <strong>de</strong>r Möglichkeiten, k<br />
sich nicht angreifen<strong>de</strong> Türme auf das <strong>Schach</strong>brett S zu<br />
stellen, so dass alle im verbotenen Bereich V stehen.<br />
Nach diesen Festsetzungen <strong>de</strong>finieren wir nun das Polynom<br />
Nn(x) = N0 + N1x 1 + N2x 2 +···+Nnx n<br />
Wir sind auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>m Wert <strong>de</strong>s Koeffizienten<br />
N0, <strong>de</strong>r Anzahl verschie<strong>de</strong>ner Permutationen ohne<br />
verbotene Positionen. Das ist <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>s Polynoms<br />
Nn(x) ausgewertet an <strong>de</strong>r Stelle 0. Dieses Polynom gehorcht<br />
<strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Beziehung:<br />
Nn(x) =<br />
n�<br />
tk(n − k)!(x − 1) k<br />
k=0<br />
Als Begründung mag diese Überlegung dienen: Sei mk die<br />
Anzahl <strong>de</strong>r Paare (f , B), wobeif eine Permutation <strong>und</strong><br />
B eine aus k Fel<strong>de</strong>rn bestehen<strong>de</strong> Teilmenge <strong>de</strong>s Musters<br />
MDMV 17 / 2009 | 156–161 FOKUS 159