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OAM Ausgabe Mai 2010 - Online Aquarium-Magazin

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Es gibt keine Putzerfische und Algenfresser. Alle Fische<br />

müssen artspezifisch gefüttert werden. Die Bodenbewohner<br />

benötigen Spezialfutter, das zu Boden sinkt. Fehlt dieses,<br />

müssen viele von ihnen verhungern. Zudem wird den<br />

Aquarienfischen eine gute Ernährung vorenthalten. Dies,<br />

weil die Leute glauben eine Fütterung mit Flockenfutter sei<br />

ausreichend. In der Folge sind Mangelerscheinungen nicht<br />

auszuschliessen. Obschon diese nicht zu sehen sind, wirken<br />

sie sich sehr wahrscheinlich lebensverkürzend aus.<br />

Oftmals werden die Lebensweisen der Fische nicht beachtet.<br />

Beispielsweise müssen Neonfische und Diskusfische,<br />

die Nachts nahe des Bodenrundes ruhen, mit nachtaktiven,<br />

bodenlebenden Welsen auskommen. Weiter werden<br />

unterschiedliche Futterspezialisten miteinander vergesellschaftet.<br />

Eine gezielte Fütterung ist in Aquarien meist nicht<br />

möglich. Zum Beispiel leben oftmals pflanzen- und algenfressende<br />

Fische mit Arten zusammen, die ausschliesslich<br />

tierische Nahrung benötigen.<br />

Die Kundenstrukturen des Fischtierheimes<br />

Die BesucherInnen der Fischauffangstation FAS bestehen<br />

aus rund 60-80 % Frauen und 20-40 % Männer. Davon<br />

sind 10 % Jugendliche, 60 % Familien im mittleren Alter<br />

und 30 % bestehen aus Personen über 50.<br />

Die Gründe für die Vermittlung sind mannigfaltig. Rund<br />

40-50 % der Leute geben das Hobby auf. 10-20 % der Leute<br />

sind mit den Fischen überfordert, da die Tiere zu gross<br />

geworden sind oder ein aggressives Verhalten vorliegt.<br />

5 % der Leute habe zu viele Jungfische im <strong>Aquarium</strong> –<br />

meist Lebendgebärende oder Buntbarsche. 35 % geben<br />

andere Gründe für die Abgabe der Fische an – meist<br />

unglückliche Zusammenstellungen im Gesellschaftsaquarium.<br />

Am häufigsten werden Goldfische und Farbkarpfen aus<br />

Teichen abgegeben. Dicht gefolgt von Salmlern und Buntbarschen<br />

sowie den Barben. Zu den Spitzenreitern zählen<br />

die Welse und die Lebendgebärenden Fische, wie Guppys<br />

und Black Mollys. In geringeren Stückzahlen werden<br />

Labyrinthfische, Regenbogenfische und Schmerlen abgegeben.<br />

Im vergangenen Jahr war ebenso ein Aal vertreten,<br />

wie einige Apfelschnecken, Rotarmgarnelen und einige<br />

Wassersalamander (Axolotl).<br />

Gesundheitszustand der Fische<br />

Einem Grossteil der in der FAS abgegebenen Fische geht<br />

es gut. Rund 10 % sind unterernährt. 20 % wurden überfüttert.<br />

Etwa 30 % fielen durch aggressives Verhalten, bei<br />

zu engen Raumverhältnissen auf, was leichte Blässuren zur<br />

Folge hat.<br />

Salmler, wie zum Beispiel Neonfische sind sehr stressanfällig.<br />

Deswegen kommt es bei solchen Arten durch das<br />

Umsetzen gelegentlich zu Ausfällen – rund 20 %.<br />

Bei Fischen, die aus stark verschmutzten Aquarien<br />

stammen, treten im sauberem Wasser häufiger die Weisspünktchenkrankheit<br />

oder bakterielle Infektionskrankheiten<br />

auf. Trotzdem stellen Krankheiten in der FAS kein<br />

Problem dar.<br />

Tierschutz bei Aquarienfischen<br />

Die Ansicht der Zoofachhändler, dass durch stetige Neuzugänge<br />

aus Heimaquarien das Krankheitsrisiko in den<br />

eigenen Anlagen ansteigt kann nach fünfjähriger Erfahrung<br />

nicht bestätigt werden.<br />

Die zu erwartende Körpergrösse und Aggressivität der<br />

Zitronenbuckelkopf-Buntbarsche führt dazu, dass sie oft<br />

im Fischtierheim abgegeben werden.<br />

Schwierige Aufklärungsarbeit<br />

Die Tätigkeit der FAS beinhaltet ebenfalls die Verbreitung<br />

von Informationen zur Pflege von Aquarienfischen. Dem<br />

gegenüber stehen unzählige, veraltete Betrachtungsweisen<br />

sowie unsachgemässe Werbeversprechen.<br />

Die Werbung verspricht viel: in einem 60 l-Gesellschafts-<br />

<strong>Aquarium</strong> sollen angeblich ein Paar Skalare, ein Schwarm<br />

Roter Phantomsalmer, ein Schwarm Neonfische, ein Paar<br />

Fadenfische, eine Gruppe Corydoras-Welse, ein Paar<br />

Schmetterlingsbuntbarsche, 2 L-Welse zusammen leben<br />

können. Ein Nachfragen bei der entsprechenden Firma<br />

führte zur folgenden, knapp formulierten Rechtfertigung:<br />

Selbstverständlich verstehen sich die gezeigten Einrichtungsvorschläge<br />

lediglich als Anregungen. Diese Antwort<br />

zeigt, dass Werbeinhalte sorgfältig geprüft werden sollten.<br />

Tatsache ist, dass sich ein solch kleines <strong>Aquarium</strong> nicht als<br />

Gesellschaftsaquarium eignet. Zudem betrachten im eben<br />

genannten Fall die Skalare die Neonfische als Beute.<br />

Bei der Summe an Falschinformationen ist die Aufklärungsarbeit<br />

eine Daueraufgabe. Darüber hinaus sind Beratungsgespräche<br />

eine heikle Aufgabe. Wie das Beispiel eines<br />

Buchladen in Bern aufzeigt. Die dort gepflegten Fische<br />

waren mehr oder weniger gut gehalten. Bereits aber schon<br />

die Nachfrage, ob es den Fischen gut gehe, führte zu einer<br />

ablehnenden Reaktion bei der Besitzerin.<br />

Das Aufstellen von Aquarien in Restaurants ist ebenso umstritten.<br />

Es gibt zurecht viele Reklamationen. Gegen die<br />

Missstände lässt sich nichts ausrichten, ausser die kleine<br />

Hoffnung das ein Aufklärungsgespräch Gehör findet. Insbesondere<br />

in asiatischen Restaurants werden die Fische<br />

falsch gepflegt. Dabei macht sich bei der Aufklärungsarbeit<br />

sehr deutlich das andersartige Mensch-Tier-Verständnis<br />

bemerkbar, welches die Asiaten im Gegensatz zu den<br />

Europäern aufweisen.<br />

<strong>Online</strong> <strong>Aquarium</strong>-<strong>Magazin</strong> www.aquariummagazin.de <strong>Ausgabe</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2010</strong> Seite 20

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