Minijobs im Einzelhandel - Zur Beschäftigungssituation in Bremen und
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Stellungnahme Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />
Um die Situation der Beschäftigten <strong>im</strong> <strong>E<strong>in</strong>zelhandel</strong> gezielt zu verbessern, muss das<br />
Lohndump<strong>in</strong>g beendet werden. Dies kann über die Wiedere<strong>in</strong>führung der allgeme<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>dlichen<br />
Tarifverträge oder über die Festsetzung e<strong>in</strong>es M<strong>in</strong>destlohns erfolgen.<br />
Der Teufelskreis aus verschärftem Wettbewerb e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> M<strong>in</strong>ijob-Zunahme andererseits<br />
kann nur dann beendet werden, wenn das Problem von zwei Seiten „<strong>in</strong> die Zange“ genommen<br />
wird.<br />
Deshalb müssen auf landes- <strong>und</strong> kommunalpolitischer Ebene alle zur Verfügung stehenden<br />
E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten genutzt werden, um solche Betriebe zu schützen, die nach Tarif<br />
bezahlen <strong>und</strong> auf den E<strong>in</strong>satz von M<strong>in</strong>jobbern <strong>und</strong> M<strong>in</strong>ijobber<strong>in</strong>nen verzichten.<br />
Konkret sollte – wo möglich - die Ansiedlung von großflächigem <strong>E<strong>in</strong>zelhandel</strong> verh<strong>in</strong>dert werden,<br />
wenn er nicht darauf ausgerichtet ist, das bestehende Angebot zu erweitern oder aufzuwerten.<br />
Um dies f<strong>und</strong>iert beurteilen zu können, ist die Erstellung e<strong>in</strong>es <strong>E<strong>in</strong>zelhandel</strong>s- <strong>und</strong><br />
Zentrenkonzepts mit klar formulierten Zielen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er entsprechenden Flächenausweisung e<strong>in</strong>e<br />
gr<strong>und</strong>legende Voraussetzung. Das Konzept sollte e<strong>in</strong>e sorgfältige Bestandsanalyse der<br />
Nahversorgungssituation, die Entwicklung e<strong>in</strong>es Zielkonzepts <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es Maßnahmenkatalogs<br />
enthalten. Wichtig ist außerdem, dass hier die funktionale Arbeitsteilung zwischen Innenstadt<br />
<strong>und</strong> Entwicklungsschwerpunkten (zum Beispiel den großflächigen <strong>E<strong>in</strong>zelhandel</strong> <strong>und</strong> die<br />
Nahversorgung <strong>in</strong> den Stadtteilen) festgeschrieben wird.<br />
Im Rahmen e<strong>in</strong>es solchen <strong>E<strong>in</strong>zelhandel</strong>skonzepts könnten Standorte typisiert oder auch<br />
Ausschlusskriterien für die Ansiedlung von Vorhaben mit schädlichen Auswirkungen auf das<br />
bestehende Zentrengefüge festgesetzt werden. Vorrangig zu verfolgen ist dabei die Pflege <strong>und</strong><br />
Ergänzung bestehender Standorte, um ausgewiesene Zentren zu erweitern oder aufzuwerten. Um<br />
dies zu ermöglichen, ist häufig e<strong>in</strong>e Anpassung älterer Bebauungspläne an die neue<br />
Baunutzungsverordnung notwendig, was wiederum die Koord<strong>in</strong>ation zwischen allen<br />
Entscheidungsträgern <strong>und</strong> der Kommune erfordert – also ke<strong>in</strong>e leichte Aufgabe se<strong>in</strong> wird.<br />
Vorliegende Bauanträge für Nahversorgungse<strong>in</strong>richtungen sollten von der Verwaltung umfassend<br />
bezüglich der Auswirkungen auf das bestehende <strong>E<strong>in</strong>zelhandel</strong>sangebot analysiert <strong>und</strong><br />
gegebenenfalls abgelehnt werden.<br />
Auch <strong>im</strong> H<strong>in</strong>blick auf die gegenwärtig diskutierte weitere Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten<br />
sollte die Landesregierung konsequent bleiben, denn verlängerte Öffnungszeiten tragen zu e<strong>in</strong>er<br />
massiven Verschärfung des Wettbewerbs bei, die auf dem Rücken der Beschäftigten<br />
ausgetragen wird. Gerade <strong>in</strong> Regionen mit ger<strong>in</strong>ger Kaufkraft <strong>und</strong> entsprechend ‚kle<strong>in</strong>em<br />
Kuchen’ erhöht sich hierdurch für die E<strong>in</strong>zelhändler der Druck, die steigenden Personalkosten<br />
über ger<strong>in</strong>gere Löhne <strong>und</strong> die Ausweitung von <strong>M<strong>in</strong>ijobs</strong> zu kompensieren. Die am Beispiel des<br />
Mediterraneo aktuell geforderte Ausweitung der Sonntagsöffnungen wird zwar dadurch<br />
gerechtfertigt, dass gerade hierdurch externe Kaufkraft – nämlich die der Tourist<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Touristen – nach Bremerhaven geholt <strong>und</strong> der Kuchen so quasi vergrößert wird. Ob diese<br />
zusätzliche Kaufkraft allerd<strong>in</strong>gs ausreicht, um die steigenden Kosten zu kompensieren, darf<br />
bezweifelt werden. Immerh<strong>in</strong> wird durch e<strong>in</strong>e Ausweitung der Ladenöffnungszeiten erheblicher<br />
Druck auf die Geschäfte <strong>in</strong> der Innenstadt ausgeübt gleichzuziehen, was sicherlich viele – <strong>und</strong> an<br />
vorderster Front die kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zelhändler <strong>und</strong> solche, die noch nach Tarif bezahlen –<br />
überfordert. Mit den bereits ausführlich skizzierten Folgen. Verschärfend kommt h<strong>in</strong>zu, dass aller<br />
Voraussicht nach auch Bremer E<strong>in</strong>zelhändler – beispielsweise jene, die <strong>in</strong> der Waterfront<br />
angesiedelt s<strong>in</strong>d - auf entsprechende Ausnahmeregelungen dr<strong>in</strong>gen werden, sollte die<br />
Sonntagsöffnung für das Mediterraneo genehmigt werden. Bei dieser Entscheidung könnte es<br />
sich also um e<strong>in</strong>e Art Präzedenzfall handeln, die das Thema entweder von der Tagesordnung<br />
n<strong>im</strong>mt oder neue Spielräume für E<strong>in</strong>zelhändler schafft.<br />
Auch e<strong>in</strong>e gr<strong>und</strong>sätzliche Beschränkung der Sonntagsöffnungen auf das Mediterraneo selber<br />
kann ke<strong>in</strong>e Alternative se<strong>in</strong>, weil sie wiederum e<strong>in</strong>e Ungleichbehandlung der anderen Geschäfte<br />
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