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Risiken für eine Erwerbsminderungsrente - bei der ...

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SOZIAL- UND GESUNDHEITSPOLITIK<br />

<strong>Risiken</strong> für <strong>eine</strong><br />

<strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />

Bremen<br />

im Län<strong>der</strong>vergleich<br />

www.ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer.de<br />

Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer<br />

Bremen


<strong>Risiken</strong> für <strong>eine</strong><br />

<strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> Bremen im<br />

Län<strong>der</strong>vergleich<br />

V E R FA S S E R I N N E N / V E R FA S S E R<br />

Rolf Müller, Zentrum für Sozialpolitik,<br />

Abteilung Gesundheitsökonomie,<br />

Gesundheitspolitik und Versorgungsforschung,<br />

Universität Bremen<br />

Christine Hagen, Deutsches Zentrum<br />

für Altersfragen, Berlin.<br />

Ralf K. Himmelreicher, Institut für<br />

Soziologie, Technische Universität<br />

Dortmund<br />

H E R AU S G E B E R I N<br />

Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer Bremen<br />

Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />

Bürgerstraße 1, 28195 Bremen<br />

Telefon: 0421 · 36301-0<br />

Telefax: 0421 · 36301-89<br />

info@ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer.de<br />

www.ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer.de<br />

Bremen, Mai 2013<br />

Schutzgebühr 5,50 Euro<br />

Für Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer<br />

Bremen ist diese Broschüre kostenlos.<br />

Umschlagfoto: © toscana – Fotolia.com


<strong>Risiken</strong> für <strong>eine</strong><br />

Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />

in<strong>der</strong>ungsrente<br />

rente<br />

Bremen im Län<strong>der</strong>vergleich<br />

Eine Analyse des Rentenzugangs in<br />

<strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> auf Basis von<br />

Daten <strong>der</strong> Deutschen Rentenversicherung


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort ...................................................................................... 5<br />

1 Zusammenfassung .......................................................... 9<br />

1.1 Untersuchungsziel und Datengrundlage ............................. 9<br />

1.2 Untersuchungsergebnisse ...................................................... 11<br />

2 Einleitung<br />

..................................................................... 14<br />

3 Institutionelle Rahmenbedingungen ........................... 17<br />

4 Fragestellungen ............................................................ 21<br />

4.1 Wie hoch ist das Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrisiko in Bremen<br />

im Vergleich zu den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n? .... 21<br />

4.2 Intervenierende soziodemografische Faktoren:<br />

Welche Bedeutung haben Geschlecht, Alter und<br />

Nationalität? ........................................................................... 23<br />

4.3 Intervenierende sozioökonomische Faktoren: Bildung<br />

und beruflicher Status .......................................................... 25<br />

5 Datenbasis und Methode ............................................... 26<br />

6 Empirische Ergebnisse .................................................. 39<br />

6.1 Deskriptive Befunde ............................................................... 40<br />

6.2 Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsquoten nach verschiedenen<br />

Merkmale ................................................................................ 44<br />

6.3 Analysen des Erwerbsmin<strong>der</strong>ungszugangsrisikos ............... 56<br />

7 Diskussion .................................................................... 65<br />

7.1 Das Frühberentungsrisiko in Bremen .................................. 65<br />

7.2 Soziodemografische Faktoren ............................................... 66<br />

7.3 Sozioökonomische Faktoren ................................................. 68<br />

7.4 Fazit ......................................................................................... 69<br />

8 Literatur ........................................................................ 70


5<br />

Vorwort<br />

In <strong>der</strong> Diskussion um Altersarmut und die Rentenpolitik wird häufig<br />

übersehen, dass viele Beschäftigte erst gar nicht bis zum Rentenalter<br />

ar<strong>bei</strong>ten können – aus gesundheitlichen Gründen und das ist<br />

k<strong>eine</strong> Ran<strong>der</strong>scheinung: Rund jede fünfte <strong>der</strong> in den vergangenen<br />

Jahren bewilligten Renten (ohne die Hinterbliebenenrenten) ist <strong>eine</strong><br />

<strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>. Mehr als die Hälfte aller Anträge auf Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />

werden in <strong>der</strong> Regel abgelehnt.<br />

Von 2004 bis 2008 wurde im Land Bremen rund 6.500 Menschen<br />

<strong>eine</strong> Rente aufgrund <strong>eine</strong>r Erwerbsmin<strong>der</strong>ung bewilligt. Meist geht<br />

<strong>der</strong> Frühverentung <strong>eine</strong> langwierige Krankheitsgeschichte voraus,<br />

die zu langfristigen Einschränkungen <strong>der</strong> Gesundheit und Leistungsfähigkeit<br />

führt und das Ende <strong>der</strong> beruflichen Laufbahn markiert.<br />

Das frühzeitige Ausscheiden aus dem Erwerbsleben ist für die Betroffenen<br />

in mehrfacher Hinsicht ein gravierendes krankheitsbezogenes<br />

und soziales Ereignis.<br />

„Wer krank ist, darf nicht arm werden" – weil dies vor mehr als<br />

100 Jahren noch gesellschaftlicher Konsens war, sollten <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Einführung<br />

<strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung diejenigen abgesichert<br />

werden, <strong>der</strong>en Lohn wegfällt, weil sie dauerhaft erwerbsunfähig<br />

sind.<br />

Der Paradigmenwechsel in <strong>der</strong> Rentenpolitik zu Beginn <strong>der</strong> 2000er<br />

Jahre leitete den Abschied vom Ziel <strong>der</strong> Lebensstandardsicherung<br />

ein. Die Leistungsän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> vergangenen Jahre senken das<br />

Niveau <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung um bis zu 25 Prozent.<br />

Bis 2030 werden die Renten auf voraussichtlich 43 Prozent <strong>eine</strong>s<br />

Durchschnittslohns abgesenkt und zudem das Rentenalter auf<br />

67 Jahre hochgesetzt.<br />

Neu geregelt wurde auch die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die seit 2001 eingeführten Abschläge von bis zu 10,8 Prozent<br />

wirken sich drastisch aus, wenn die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> vor<br />

dem 63. Lebensjahr in Anspruch genommen wird. Mittlerweile wer-


6<br />

den mehr als 95 Prozent aller neu bewilligten <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>n<br />

um entsprechende Abschläge gekürzt. Die durchschnittlichen<br />

Beträge liegen im Land Bremen nur knapp über <strong>der</strong> durchschnittlichen<br />

Höhe <strong>der</strong> Grundsicherung <strong>bei</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ung von<br />

660 Euro o<strong>der</strong> gar darunter.<br />

Beschäftigte, die aus gesundheitlichen Gründen aus dem Erwerbsleben<br />

ausscheiden müssen, unterliegen <strong>eine</strong>m hohen Armutsrisiko.<br />

Die Ursachen für die diskutierten künftig steigenden Altersarmutsrisiken<br />

sind bekannt: Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Rentenpolitik und die Entwicklungen<br />

am Ar<strong>bei</strong>tsmarkt.<br />

Zudem weist gerade diese Gruppe von Beschäftigten in den Jahren,<br />

bevor <strong>eine</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ung anerkannt wird, häufig niedrigere<br />

Einkommen o<strong>der</strong> gar Versicherungslücken auf. Denn aufgrund ihrer<br />

Einschränkungen sind sie häufiger und länger krank, ar<strong>bei</strong>tslos<br />

o<strong>der</strong> in prekärer Beschäftigung wie Teilzeit, Minijob o<strong>der</strong> ar<strong>bei</strong>ten<br />

als Solo-Selbstständige. Damit wird die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> für<br />

immer mehr Betroffene zu <strong>eine</strong>m Armutsrisiko, denn über die Bewertung<br />

<strong>der</strong> Zurechnungszeiten schlagen sich die Versicherungslücken<br />

überproportional <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Rentenhöhe nie<strong>der</strong>.<br />

Das Risiko <strong>eine</strong>r Erwerbsmin<strong>der</strong>ung trifft vor allem Beschäftigte <strong>der</strong>en<br />

berufliche Tätigkeit häufig mit körperlich schweren und psychisch<br />

belastenden Ar<strong>bei</strong>tsbedingungen einhergeht. Zudem sind die<br />

Erwerbsbiografien dieser Beschäftigten häufig unterbrochen. Denn<br />

sie sind beson<strong>der</strong>s von <strong>der</strong> Ausweitung des Niedriglohnsektors, von<br />

(Langzeit-) Erwerbslosigkeit und von <strong>der</strong> Zunahme versicherungsfreier<br />

Erwerbsformen betroffen. Die Beschäftigten können somit nur<br />

unzureichende Rentenanwartschaften aufbauen.<br />

Handlungsbedarf gibt es daher nicht nur in Bezug auf die Alterssicherung,<br />

son<strong>der</strong>n auch <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>.<br />

Eine armutsvermeidende und solidarische Regelung ist nur im<br />

Rahmen <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung möglich. Das Armutsrisiko<br />

<strong>bei</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ung kann nicht durch private o<strong>der</strong>


7<br />

betriebliche Zusatzvorsorge wirksam bekämpft werden, denn diese<br />

kann nicht gleiche Konditionen für alle Versicherten anbieten und<br />

damit k<strong>eine</strong> flächendeckende Absicherung des Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrisikos<br />

bieten.<br />

Um das Armutsrisiko <strong>bei</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ung zu reduzieren, sind<br />

zusätzlich Maßnahmen in <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung erfor<strong>der</strong>lich<br />

wie<br />

• die Abschaffung <strong>der</strong> Abschläge;<br />

• <strong>eine</strong> erhöhte Gesamtleistungsbewertung durch <strong>eine</strong> bessere<br />

Bewertung <strong>der</strong> Zeiten vor Eintritt in die Erwerbsmin<strong>der</strong>ung;<br />

• <strong>eine</strong> verlängerte Zurechnungszeit;<br />

• mehr und effektivere Maßnahmen zur Prävention und Rehabilitation.<br />

Im Auftrag <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer Bremen hat das Zentrum für<br />

Sozialpolitik <strong>der</strong> Universität Bremen auf Basis von Daten <strong>der</strong> Deutschen<br />

Rentenversicherung das Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsgeschehen im<br />

Land Bremen untersucht: Fragestellung da<strong>bei</strong> war, welche soziodemografischen<br />

(Geschlecht, Alter, Nationalität) und sozioökonomischen<br />

(Bildung, beruflicher Status) Unterschiede <strong>bei</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />

im Land Bremen bestehen und wie sich diese im Vergleich zu<br />

den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n darstellen.<br />

Mit den neu vorliegenden Ergebnissen wollen wir <strong>eine</strong> Diskussion<br />

anregen über menschenwürdige und gesundheitsför<strong>der</strong>liche Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tswelt, die Beseitigung von prekären Beschäftigungsverhältnissen,<br />

von Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrisiken und <strong>eine</strong> notwendige<br />

Prävention.


8<br />

„Gesundheit bis ins Rentenalter“ und Maßnahmen zur Verbesserung<br />

des Schutzes vor den Folgen von Erwerbsmin<strong>der</strong>ung müssen<br />

da<strong>bei</strong> sowohl in Bremen wie auf Bundesebene in den Fokus rücken.<br />

Peter Kruse<br />

Präsident<br />

Ingo Schierenbeck<br />

Hauptgeschäftsführer


9<br />

1 Zusammenfassung<br />

1.1 Untersuchungsziel und Datengrundlage<br />

Das Risiko durch <strong>eine</strong> Erkrankung o<strong>der</strong> <strong>eine</strong>n Unfall teilweise o<strong>der</strong><br />

vollständig erwerbsgemin<strong>der</strong>t zu werden, besteht für jede Ar<strong>bei</strong>tnehmerin<br />

und jeden Ar<strong>bei</strong>tnehmer. Sei es durch <strong>eine</strong>n Unfall, <strong>eine</strong><br />

Erkrankung mit schwerem Verlauf o<strong>der</strong> durch Verschleiß – <strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> die Betroffene ist nicht mehr in <strong>der</strong> Lage, ihrer Erwerbstätigkeit<br />

wie gewohnt nachzugehen.<br />

Soziale Unterschiede <strong>bei</strong>m Zugang in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />

(EM-Rente) werden in <strong>der</strong> vorliegenden Studie auf Basis von Daten<br />

<strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) untersucht. Diese Daten<br />

werden vom Forschungsdatenzentrum <strong>der</strong> Rentenversicherung<br />

(FDZ-RV) zur Verfügung gestellt. Bei den Analysen wird davon ausgegangen,<br />

dass soziodemografische und sozioökonomische Unterschiede<br />

<strong>eine</strong> hohe Bedeutung <strong>bei</strong>m Risiko <strong>eine</strong>r krankheitsbedingten<br />

Frühberentung haben. Ziel <strong>der</strong> Untersuchung ist es, die spezifischen<br />

EM-<strong>Risiken</strong> in Bremen herauszuar<strong>bei</strong>ten. Diese werden im<br />

Vergleich zu den EM-<strong>Risiken</strong> in den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

dargestellt. Neben den genannten soziodemografischen und sozioökonomischen<br />

Dimensionen werden auch die zugrunde liegenden<br />

und für die Rentenbewilligung maßgeblichen Krankheitsdiagnosen<br />

berücksichtigt. Der Fokus liegt da<strong>bei</strong> auf Herz-Kreislauf -, Muskel -<br />

Skelett- und psychischen Erkrankungen, die prozentual zu den häufigsten<br />

Diagnosegruppen <strong>der</strong> Frühberentung gehören.<br />

Empirische Grundlage <strong>der</strong> Analysen zu sozialen Unterschieden <strong>bei</strong>m<br />

Zugang in <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>n sind prozessproduzierte Daten<br />

<strong>der</strong> GRV. Sie enthalten Informationen über den in <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Rentenversicherung versicherten Personenkreis. Die Bremer Verhältnisse<br />

werden auf Basis des Gesamtdatenbestands <strong>der</strong> GRV <strong>der</strong><br />

Jahre 2004 bis 2008 gemessen. Die Datenbasis für die Betrachtung<br />

<strong>der</strong> alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong> sind die Scientific Use Files des<br />

Forschungsdatenzentrums <strong>der</strong> Rentenversicherung (FDZ-RV), eben-


10<br />

falls für den Zeitraum 2004 bis 2008. Betrachtet wird <strong>der</strong> erstmalige<br />

Bezug <strong>eine</strong>r EM-Rente <strong>bei</strong> Versicherten, die zwischen 30 und 59 Jahre<br />

alt sind und in Deutschland leben. Dieses Altersspektrum wurde<br />

gewählt, weil <strong>bei</strong> jüngeren und älteren Menschen vergleichsweise<br />

selten Zugänge in EM-Rente vorkommen. Soziodemografische Unterschiede<br />

werden am Geschlecht, am Alter und an <strong>der</strong> Nationalität<br />

festgemacht. Als sozioökonomische Faktoren stehen im Datensatz<br />

die berufliche Qualifikation und <strong>der</strong> letzte Beruf vor Rentenzugang<br />

zur Verfügung.<br />

Das Ausmaß <strong>der</strong> EM-Verrentungen wird durch das Verhältnis <strong>der</strong><br />

Zugänge in <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> zu den entsprechenden aktiv<br />

Versicherten, die formal-rechtlich <strong>eine</strong>n Anspruch auf <strong>eine</strong> EM-Verrentung<br />

erworben haben, dargestellt. Dieses Verhältnis wird in <strong>der</strong><br />

Analyse EM-Quote genannt.<br />

In Bremen wird jedes Jahr <strong>bei</strong> <strong>eine</strong>m von zweihun<strong>der</strong>t aktiv Versicherten<br />

<strong>eine</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ung anerkannt. Die entsprechende jährliche<br />

EM-Quote liegt damit in Bremen mit 0,50 Prozent etwas niedriger<br />

als in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n (0,60 %), ist jedoch etwas höher<br />

als in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n (0,46 %).<br />

Zwischen 2004 und einschließlich 2008 wurden in Bremen 6.564<br />

EM-Verrentungen bewilligt – das heißt, es scheiden pro Jahr durchschnittlich<br />

1.300 Menschen aufgrund schwerwiegen<strong>der</strong> Erkrankungen<br />

aus dem Erwerbsleben aus und beziehen <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>.<br />

Für die vorliegende Studie wurden lediglich die Bewilligungen herangezogen,<br />

die erstmals <strong>eine</strong>n Bezug von <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />

erhielten und im Alter zwischen 30 und 59 Jahren waren. Damit<br />

umfasste <strong>der</strong> untersuchte Datensatz zwischen 2004 und 2008 rund<br />

5.000 EM-Verrentungen.


11<br />

1.2 Untersuchungsergebnisse<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Untersuchung belegen für bestimmte Gruppen<br />

<strong>der</strong> Erwerbstätigen und auch im regionalen Vergleich deutlich erhöhte<br />

<strong>Risiken</strong> <strong>der</strong> vermin<strong>der</strong>ten Erwerbsfähigkeit:<br />

• Generell sind Unterschiede hinsichtlich des Geschlechts, <strong>der</strong><br />

Region und des Bildungsstands zu erkennen. Das höchste<br />

Risiko besteht <strong>bei</strong>spielsweise für gering qualifizierte Männer<br />

in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n. Am an<strong>der</strong>en Ende <strong>der</strong> Risikoskala<br />

befinden sich hoch qualifizierte Frauen in den alten<br />

Bundeslän<strong>der</strong>n. Sie weisen ein zehnmal geringeres Risiko<br />

<strong>eine</strong>r Erwerbsmin<strong>der</strong>ung auf.<br />

• Die EM-Verrentungsquote liegt in Ostdeutschland in jedem<br />

Alter höher als in Westdeutschland. Die Bremer altersspezifischen<br />

EM-Verrentungsquoten liegen in jüngeren Jahren<br />

auf dem erhöhten Niveau von Ostdeutschland, ab dem<br />

50. Lebensjahr ungefähr auf dem niedrigeren westdeutschen<br />

Niveau.<br />

• Der Anteil <strong>der</strong> Frauen unter den EM-Rentenzugängen ist in<br />

allen drei Regionen geringer als <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Frauen unter<br />

den aktiv Versicherten. Das heißt das Risiko <strong>eine</strong>r EM-Verrentung<br />

ist für Männer mit 1,8 Prozentpunkten in Westdeutschland<br />

und mit 5,5 Prozentpunkten in Ostdeutschland<br />

deutlich höher. An<strong>der</strong>s in Bremen: Hier besteht für Frauen<br />

mit <strong>eine</strong>r Differenz von 0,3 Prozentpunkten ein nahezu<br />

gleich hohes EM-Verrentungsrisiko wie für Männer.<br />

• Auffällig im Vergleich zu den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

ist, dass das Durchschnittsalter <strong>bei</strong> den EM-Rentenzugängen<br />

in Bremen um ein gutes halbes Jahr niedriger ist.<br />

Insgesamt ist das Durchschnittsalter <strong>bei</strong> den EM-Rentenzugängen<br />

ca. sechs Jahre höher als <strong>bei</strong> den aktiv Versicherten.<br />

Dies zeigt, dass die EM-Rente nicht gleichmäßig über alle


1 2<br />

Altersstufen verteilt ist, son<strong>der</strong>n chronische Erkrankungen<br />

und das Risiko <strong>eine</strong>r EM-Rente im höheren Alter zunehmen.<br />

• Das Risiko, <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> zu beziehen, ist in Bremen<br />

<strong>bei</strong> Deutschen wie <strong>bei</strong> Personen mit ausländischer<br />

Staatsangehörigkeit annähernd gleich hoch. In den alten<br />

Bundeslän<strong>der</strong>n zeigen die Nicht-Deutschen <strong>eine</strong> leicht höhere<br />

Quote, in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n <strong>eine</strong> niedrigere.<br />

• In je<strong>der</strong> Region gibt es deutliche Unterschiede in den EM-<br />

Verrentungsquoten nach Bildungsniveau. Die höchsten<br />

Quoten ergeben sich für Personen mit geringer Bildung und<br />

die geringsten Quoten für Personen mit hoher Bildung.<br />

Auch unter Kontrolle des Alters und an<strong>der</strong>er Variablen<br />

bleibt dieser Effekt bestehen. Dies gilt für Bremen ebenso<br />

wie für die neuen und alten Bundeslän<strong>der</strong>.<br />

• Eine geringe berufliche Qualifikation o<strong>der</strong>/und manuelle Tätigkeit<br />

haben <strong>eine</strong>n vergleichbaren Effekt auf die EM-Verrentungsquoten.<br />

Menschen mit geringer beruflicher Qualifikation<br />

o<strong>der</strong>/und manuelle Tätigkeit sind stärker von Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />

betroffen. Auch diese Unterschiede sind in<br />

allen Regionen in vergleichbarem Ausmaß zu finden.<br />

• Für die unterschiedlichen Berufsklassifikationen ergeben<br />

sich teilweise deutliche Unterschiede in den Anteilen unter<br />

den aktiv Versicherten und den Anteilen unter den EM-Rentenzugängen.<br />

Ein höherer Anteil unter den EM-Rentenzugängen<br />

findet sich <strong>bei</strong> den qualifizierten manuellen Berufen<br />

(Ausnahme: Ostdeutschland), <strong>bei</strong> den gering qualifizierten<br />

Angestelltenberufen und <strong>bei</strong> den gering qualifizierten manuellen<br />

Berufen. Es sind also vor allem die körperliche Ar<strong>bei</strong>t<br />

und die geringe Qualifikation, die ein höheres EM-Risiko<br />

bedingen. Verdeutlicht wird dieser Sachverhalt, wenn<br />

die Krankheitsbil<strong>der</strong> hinzugezogen werden. Demnach sind<br />

Muskel- und Skelett-Erkrankungen die häufigste Ursache für<br />

Erwerbsmin<strong>der</strong>ung <strong>bei</strong> gering qualifizierten Männern.


13<br />

Bei höher qualifizierten Personen dominieren psychische Erkrankungen<br />

als Hauptursache.<br />

• Unterschiede hinsichtlich des Geschlechts zeigen sich in allen<br />

Regionen, wenn man nach Diagnosegruppen unterscheidet:<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen <strong>bei</strong> Männern<br />

<strong>eine</strong> größere Rolle als <strong>bei</strong> Frauen. In Bremen ist die EM-<br />

Quote wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen <strong>bei</strong> Männern<br />

mehr als dreimal so hoch als <strong>bei</strong> Frauen. In den neuen und<br />

alten Bundeslän<strong>der</strong>n ist diese Relation etwas geringer ausgeprägt.<br />

• Vermehrt rufen psychische Erkrankungen <strong>eine</strong> Erwerbsunfähigkeit<br />

hervor. Diese sind vor allem <strong>bei</strong> Frauen Auslöser<br />

für <strong>eine</strong> vermin<strong>der</strong>te Erwerbsfähigkeit, was auch damit zu<br />

erklären ist, dass Frauen oftmals in emotional belastenden<br />

Berufen, wie <strong>bei</strong>spielsweise <strong>der</strong> Pflege, tätig sind. In Bremen<br />

ist die EM-Quote wegen psychischer Erkrankungen <strong>bei</strong><br />

Frauen etwa 30 Prozent höher als <strong>bei</strong> Männern.


14<br />

2 Einleitung<br />

Die sozialepidemiologische Forschung und die Gesundheitsberichterstattung<br />

haben inzwischen zahlreiche empirische Befunde dafür<br />

erbracht, dass zwischen <strong>der</strong> sozialen und gesundheitlichen Lage <strong>der</strong><br />

Bevölkerung ein enger Zusammenhang besteht. Für viele chronische<br />

Krankheiten und Beschwerden gilt, dass sie <strong>bei</strong> Personen, die in Bezug<br />

auf Qualifikation, Berufsstatus und Einkommen als benachteiligt<br />

angesehen werden können, vermehrt auftreten und zudem oftmals<br />

<strong>eine</strong>n ungünstigeren Verlauf nehmen (vgl. Mielck 2000, 2005;<br />

Zinke et al. 2006). Als Grund hierfür wird neben <strong>eine</strong>m riskanteren<br />

Gesundheitsverhalten, das z. B. an <strong>eine</strong>m höheren Tabak- und Alkoholkonsum,<br />

<strong>eine</strong>r geringeren körperlich-sportlichen Aktivität und<br />

<strong>eine</strong>r ungünstigeren Ernährung festgemacht wird, vor allem auf die<br />

schlechteren Ar<strong>bei</strong>ts- und Lebensbedingungen sowie die geringeren<br />

sozialen Teilhabechancen verwiesen (vgl. Braun et al. 2006; Lampert<br />

et al. 2005; Richter und Hurrelmann 2009). Die soziale Ungleichverteilung<br />

vieler Krankheiten und Risikofaktoren spiegelt sich letztlich<br />

in <strong>der</strong> Lebenserwartung wi<strong>der</strong>. Wie aktuelle Studien zeigen, liegt die<br />

mittlere Lebenserwartung <strong>bei</strong> Geburt in den Bevölkerungsgruppen,<br />

die <strong>eine</strong>m Armutsrisiko ausgesetzt sind, etwa fünf bis zehn Jahre<br />

niedriger als in den Bevölkerungsgruppen mit hohen Einkommen<br />

(vgl. Himmelreicher et al. 2008; Lampert et al. 2007; SVR 2006; Unger<br />

2003).<br />

Das frühzeitige Ausscheiden aus dem Erwerbsleben durch Frühberentung<br />

ist für die Betroffenen in mehrfacher Hinsicht ein gravierendes<br />

krankheitsbezogenes und soziales Ereignis. Zum <strong>eine</strong>n geht<br />

<strong>der</strong> Frühberentung zumeist <strong>eine</strong> Krankheitsgeschichte voraus, die<br />

zu langfristigen Einschränkungen <strong>der</strong> Gesundheit und Leistungsfähigkeit<br />

führt und häufig das Ende <strong>eine</strong>r beruflichen Laufbahn markiert.<br />

Zum an<strong>der</strong>en ist <strong>der</strong> Bezug <strong>eine</strong>r <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> mit<br />

finanziellen Einbußen und weiteren Nachteilen verbunden (vgl.<br />

Dragano et al. 2008; Sternberg-Fray 2011). Im Mittelpunkt des vorliegenden<br />

Beitrags steht die Frage nach <strong>der</strong> sozialen Selektivität des<br />

Zugangs in <strong>eine</strong> EM-Rente. Da<strong>bei</strong> gehen wir von zwei Thesen aus,<br />

die sich im Rahmen <strong>der</strong> sozialepidemiologischen Forschung und des


15<br />

Themas „soziale Ungleichheit und Morbidität“ verorten lassen<br />

(vgl. Mielck 2000: 85 ff.): Es gibt soziodemografische Unterschiede<br />

und es gibt sozioökonomische Unterschiede im Hinblick auf EM-<br />

<strong>Risiken</strong> (vgl. Hien et al. 2006). Die Kernfrage, die hier beantwortet<br />

werden soll, lautet: Wie sehen diese Unterschiede in Bremen aus?<br />

Gibt es in Bremen an<strong>der</strong>e EM-<strong>Risiken</strong> als in den alten und neuen<br />

Bundeslän<strong>der</strong>n? Worin bestehen die Unterschiede und wie lassen<br />

sie sich erklären?<br />

In Deutschland basieren die meisten Untersuchungen zum Zusammenhang<br />

zwischen <strong>der</strong> sozialen und gesundheitlichen Lage auf Daten<br />

bevölkerungsrepräsentativer Gesundheitssurveys. Zu verweisen<br />

ist insbeson<strong>der</strong>e auf die Gesundheitssurveys des Robert Koch-Instituts,<br />

die bereits seit Mitte <strong>der</strong> 1980er-Jahre durchgeführt werden<br />

und die ein breites Themenspektrum abdecken (vgl. Kurth et al.<br />

2009). Daneben gibt es <strong>eine</strong> Reihe weiterer Gesundheitssurveys und<br />

gesundheitsbezogener Studien, die teilweise sehr stark thematisch<br />

eingegrenzt sind, z. B. <strong>der</strong> Epidemiologische Suchtsurvey des Instituts<br />

für Therapieforschung (vgl. Kraus et al. 2008) o<strong>der</strong> die Deutsche<br />

Mundgesundheitsstudie des Instituts <strong>der</strong> Deutschen Zahnärzte (vgl.<br />

Micheelis und Schiffer 2006). Auch größere Panel-Erhebungen mit<br />

Gesundheitsbezug (siehe Mueller und Bormann 2004) überschreiten<br />

bislang nie fünfstellige Stichprobengrößen. Da<strong>bei</strong> werden sie oftmals<br />

nur regional durchgeführt und sind in aller Regel ebenfalls<br />

thematisch begrenzt.<br />

Für die Analyse des sozial ungleich verteilten Krankheits- und Sterberisikos<br />

werden oftmals auch Daten sozialwissenschaftlicher Umfragen<br />

und <strong>der</strong> amtlichen Statistik genutzt, z. B. des sozio-ökonomischen<br />

Panels (vgl. Grabka 2002, 2008) o<strong>der</strong> des Mikrozensus (vgl.<br />

Helmert 2008). Zunehmende Bedeutung kommt den Routinedaten<br />

<strong>der</strong> Sozialversicherungsträger zu (vgl. Himmelreicher et. al. 2008).<br />

So werden die Daten einzelner gesetzlicher Krankenkassen, z. B. <strong>der</strong><br />

BARMER GEK, im Rahmen von Kooperationsvereinbarungen für<br />

wissenschaftliche Zwecke genutzt (vgl. Glaeske und Schicktanz<br />

2011; Rothgang et al. 2011; Kemper et al. 2011; Grobe et al. 2012)<br />

o<strong>der</strong> die Daten z. B. <strong>der</strong> Techniker Krankenkasse und <strong>der</strong> AOK durch


16<br />

angeglie<strong>der</strong>te wissenschaftliche Institute (WINEG und WIdO) ausgewertet.<br />

Die genannten Datengrundlagen für die Gesundheitsforschung haben<br />

aber zumeist die Einschränkung, k<strong>eine</strong> o<strong>der</strong> nur unzureichende<br />

Informationen über die soziale Situation und den Erwerbsverlauf zu<br />

<strong>bei</strong>nhalten, <strong>eine</strong> zu geringe Stichprobengröße für regionale Analysen<br />

aufzuweisen o<strong>der</strong> nicht frei zugänglich zu sein. Eine vielversprechende<br />

Datenbasis zur Messung chronischer Erkrankungen stellen<br />

die Scientific Use Files des Forschungsdatenzentrums <strong>der</strong> Rentenversicherung<br />

(FDZ-RV) dar. Im Folgenden werden diese herangezogen,<br />

um soziale Unterschiede <strong>bei</strong>m Zugang in <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>n<br />

zu untersuchen. Neben den großen Fallzahlen ist ein<br />

Vorteil dieser Datenbasis, dass diese Rentenzugänge unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> zugrunde liegenden Diagnosen betrachtet werden<br />

können. Für die vorliegende Analyse wurden mit Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen, psychischen Erkrankungen und Muskel-Skelett-Erkrankungen<br />

drei Diagnosegruppen geson<strong>der</strong>t untersucht, denen für<br />

den Zugang zu <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>n ein hoher Stellenwert<br />

zukommt (vgl. Voges 2008: 185). Soziale Unterschiede im Rentenzugang<br />

werden in erster Linie an <strong>der</strong> höchsten schulischen und beruflichen<br />

Qualifikation festgemacht, die sowohl für die Positionierung<br />

auf dem Ar<strong>bei</strong>tsmarkt als auch für ar<strong>bei</strong>tsbedingte Belastungen und<br />

<strong>Risiken</strong> von erheblicher Bedeutung ist. Daneben werden geschlechtsspezifische<br />

Unterschiede und Beson<strong>der</strong>heiten jeweils für<br />

die drei Regionen Bremen, Ost- und Westdeutschland aufgezeigt<br />

und diskutiert. Bevor die verwendeten Daten näher beschrieben und<br />

die Ergebnisse <strong>der</strong> statistischen Auswertungen dargestellt werden,<br />

wird zunächst auf die gesetzlichen Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />

eingegangen und die untersuchungsleitenden Fragestellungen<br />

und Thesen erörtert.


17<br />

3 Institutionelle Rahmenbedingungen<br />

Seit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung gehört die<br />

soziale Absicherung <strong>bei</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ung zu ihren Kernaufgaben.<br />

Im Jahr 1957 wurden die Renten in <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung<br />

wegen Berufsunfähigkeit (BU) und wegen Erwerbsunfähigkeit<br />

(EU) einheitlich für Ar<strong>bei</strong>ter und Angestellte durch das Rentenreformgesetz<br />

(vgl. RRG 1957) modifiziert. Zum 1.1.2001 trat das Gesetz<br />

zur Reform <strong>der</strong> Renten wegen vermin<strong>der</strong>ter Erwerbsfähigkeit (EM-<br />

ReformG) in Kraft. Damit wurden die bisherigen Renten wegen Berufs-<br />

und Erwerbsunfähigkeit für Neufälle abgelöst (§ 43 SGB VI, vgl.<br />

Dünn 2011). Nicht zuletzt infolge <strong>der</strong> Einführung des EM-ReformG<br />

haben die Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> (EM-Rente) zunächst<br />

stetig abgenommen (Brussig und Wojtkowski 2006: 5). 1 In<br />

den letzten Jahren sind sie aber wie<strong>der</strong> etwas angestiegen (vgl. DRV<br />

2011a: 48).<br />

Die EM-Rente versichert insbeson<strong>der</strong>e abhängig Beschäftigte gegen<br />

das Risiko <strong>eine</strong>r dauerhaften Ar<strong>bei</strong>tsunfähigkeit aufgrund von<br />

Krankheit und den damit verbundenen materiellen <strong>Risiken</strong>, dem<br />

weggefallenen Lohn. Entscheidendes Kriterium dafür, ob Versicherte<br />

<strong>eine</strong> EM-Rente erhalten, ist, inwieweit die berufliche Leistungsfähigkeit<br />

<strong>eine</strong>r Person durch Krankheit auf dem allgem<strong>eine</strong>n Ar<strong>bei</strong>tsmarkt<br />

eingeschränkt ist. Bei <strong>eine</strong>m Leistungsvermögen von<br />

sechs und mehr Stunden pro Tag besteht kein Anspruch auf <strong>eine</strong><br />

EM-Rente. Sind Versicherte in <strong>der</strong> Lage, zwischen drei bis unter<br />

sechs Stunden täglich zu ar<strong>bei</strong>ten, erhalten sie <strong>eine</strong> Rente wegen<br />

teilweiser EM. Ist es für die Versicherten nicht möglich, mindestens<br />

drei Stunden täglich erwerbstätig zu sein, erhalten sie <strong>eine</strong> volle<br />

<strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>. 2<br />

1<br />

2<br />

Im Jahr 2000 wurden in Deutschland 214.082 EM-Rentenzugänge gezählt,<br />

im Jahr 2008 waren es lediglich 162.839 (vgl. DRV 2009a: 78).<br />

Der Rentenartfaktor, <strong>der</strong> multiplikativ in die Rentenberechnung eingeht,<br />

beträgt <strong>bei</strong> vollen EM-Renten 1,0, <strong>bei</strong> teilweisen EM-Renten 0,5. Bei<br />

individuell identischen Voraussetzungen beträgt die teilweise EM-Rente<br />

somit 50 % <strong>eine</strong>r vollen EM-Rente.


18<br />

Das Verfahren zur Feststellung <strong>eine</strong>r EM-Rente wird auf Antrag des<br />

Versicherten vom zuständigen Rentenversicherungsträger eröffnet.<br />

Grundlage ist das Gesetz zur Rente wegen Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />

(§ 43 SGB VI). Neben dem bereits genannten reduzierten Ar<strong>bei</strong>tsvermögen<br />

von weniger als sechs Stunden pro Tag gibt es weitere<br />

wesentliche Voraussetzungen zum Bezug <strong>eine</strong>r EM-Rente:<br />

Die Regelaltersgrenze für die Altersrente ist noch nicht erreicht.<br />

Die Erwerbsfähigkeit kann durch Rehabilitationsmaßnahmen nicht<br />

mehr hergestellt werden.<br />

Die Wartezeit ist erfüllt, d.h., die Antragstellenden sind seit mindestens<br />

fünf Jahren in <strong>der</strong> GRV versichert. Dazu zählen Beitragszeiten,<br />

d. h. auch <strong>der</strong> Bezug von Krankengeld, Ar<strong>bei</strong>tslosengeld I und teilweise<br />

Ar<strong>bei</strong>tslosengeld II, Zeiten <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>erziehung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> häuslichen<br />

Pflege, Zeiten mit freiwilligen Beitragszahlungen sowie Ersatzzeiten,<br />

z. B. politische Verfolgung in <strong>der</strong> DDR, etc.<br />

Daneben müssen innerhalb <strong>der</strong> letzten fünf Jahre vor Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />

drei Jahre lang Pflicht<strong>bei</strong>träge abgeführt worden sein. Die<br />

Wartezeit von fünf Jahren kann kürzer sein, wenn z. B. die Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />

innerhalb von sechs Jahren nach <strong>eine</strong>r Ausbildung eintritt<br />

o<strong>der</strong> <strong>eine</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ung durch Ar<strong>bei</strong>tsunfall o<strong>der</strong> Berufskrankheit<br />

vorliegt und zu diesem Zeitpunkt Versicherungspflicht<br />

bestand o<strong>der</strong> in den letzten zwei Jahren wenigstens 12 Monate lang<br />

Pflicht<strong>bei</strong>träge bezahlt wurden. Weitere Sachverhalte, durch die die<br />

fünfjährige Wartezeit vorzeitig erfüllt sein kann, sind in § 53 SGB<br />

VI (Vorzeitige Wartezeiterfüllung) geregelt.<br />

Der medizinische Teil des Verfahrens zur Feststellung <strong>eine</strong>r EM-Rente<br />

beruht auf ärztlichen Befunden und sozialmedizinischen Diagnosen<br />

von bestellten Gutachtern. Letztere ermitteln, ob und in welchem<br />

Maße die berufliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist. Diesen<br />

Diagnosen wird grundsätzlich <strong>eine</strong> hohe Validität bescheinigt,<br />

da gegen abgelehnte Bescheide geklagt werden kann. Die Diagnosestellungen<br />

müssen also gerichtsfest sein.


19<br />

Nach Dragano et al. (2008: 110) „(…) ist mit einiger Sicherheit davon<br />

auszugehen, dass <strong>der</strong> Umstand <strong>eine</strong>r bewilligten <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />

ein vali<strong>der</strong> Indikator für <strong>eine</strong> zugrundeliegende schwerwiegende<br />

Erkrankung ist.“<br />

Hinzuweisen ist auf <strong>eine</strong> gewisse Selektivität des EM-Rentenbezugs:<br />

Zum <strong>eine</strong>n, weil nicht die gesamte Erwerbsbevölkerung versichert<br />

ist. So ist etwa das Gros <strong>der</strong> Selbstständigen und Beamten nicht in<br />

<strong>der</strong> GRV versichert. Zum an<strong>der</strong>en, weil Versicherte trotz Krankheit<br />

k<strong>eine</strong>n Antrag auf EM-Rente stellen und deshalb z. B. häufiger<br />

krank (ar<strong>bei</strong>tsunfähig) werden o<strong>der</strong> weil sie sich krankheitsbedingt<br />

<strong>eine</strong> weniger belastende berufliche Tätigkeit, u. U. in <strong>eine</strong>m Teilzeitbeschäftigungsverhältnis,<br />

gesucht haben. Zudem kann <strong>eine</strong> vorangegangene<br />

erfolgreiche Rehabilitationsmaßnahme die Ar<strong>bei</strong>tsfähigkeit<br />

wie<strong>der</strong> hergestellt haben. Ferner können Beschäftigte auf<br />

an<strong>der</strong>en Wegen ihre Erwerbsbiografien beenden, z.B. im Rahmen<br />

von Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit o<strong>der</strong> durch den Bezug von Altersrenten o<strong>der</strong><br />

den Rückzug in die Familie.<br />

Die EM-Renten sind <strong>eine</strong> bedeutende Leistung <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung<br />

(GRV). Knapp jede fünfte Versichertenrente (ohne<br />

Renten wegen Todes), die die GRV neu ausbezahlt, ist <strong>eine</strong> EM-<br />

Rente. Im Jahr 2001 waren es rund 200.000. Diese Zahl sank dann<br />

bis zum Jahr 2006 auf knapp unter 160.000 und stieg dann wie<strong>der</strong><br />

bis auf über 180.000 im Jahr 2010 an (vgl. DRV 2011a: 48).<br />

Tendenziell wie<strong>der</strong> zunehmende Fallzahlen <strong>bei</strong> den EM-Rentenzugängen<br />

werden begleitet von sinkenden durchschnittlichen Zahlbeträgen<br />

<strong>bei</strong> den neu bewilligten <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>n. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Einführung von Abschlägen in Höhe von maximal<br />

10,8 % <strong>bei</strong> Inanspruchnahme <strong>eine</strong>r <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> vor<br />

Vollendung des 63. Lebensjahres – dies ist die Regel – macht sich<br />

da<strong>bei</strong> bemerkbar. Hinzu kommt, dass die Erwerbsbiografien vieler<br />

Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrentnerinnen und -rentner zunehmende Versicherungslücken<br />

und prekäre Ar<strong>bei</strong>tsverhältnisse aufweisen und<br />

daher immer häufiger nur unzureichende Rentenanwartschaften<br />

erworben werden. So sind die durchschnittlichen Rentenzahlbeträge


20<br />

von vollen EM-Renten im Zeitraum von 2000 bis 2010 nominal von<br />

738 Euro auf 640 Euro gesunken. Der Rentenzahlbetrag <strong>bei</strong> teilweiser<br />

Erwerbsmin<strong>der</strong>ung ging gleichzeitig von 547 Euro auf 359 Euro<br />

zurück. Die durchschnittlichen Rentenzahlbeträge aller EM-rentenbeziehenden<br />

lagen im Jahr 2010 <strong>bei</strong> 600 Euro pro Monat und damit<br />

gut 10 Prozent unter dem Rentenzahlbetrag für Altersrente, <strong>der</strong> im<br />

Jahr 2010 <strong>bei</strong> 673 Euro lag (vgl. DRV 2011a: 103 ff.). Insofern sind<br />

EM-Rentnerinnen und -Rentner beson<strong>der</strong>s vom Paradigmenwechsel<br />

in <strong>der</strong> Alterssicherung – in Richtung verstärkter Eigenvorsorge –<br />

betroffen (vgl. Viebrok et al. 2004). Je nach Alter <strong>bei</strong> EM-Rentenzugang<br />

variieren die durchschnittlichen Zahlbeträge zwischen 500<br />

und knapp 800 Euro (vgl. Köhler-Rama et al. 2010: 80) und stellen<br />

<strong>bei</strong> etwa jedem zweiten EM-Rentner die einzige persönliche Einkommensquelle<br />

dar (vgl. Albrecht et al. 2007).<br />

Weitere Ursachen sinken<strong>der</strong> Rentenzahlbeträge sind darin zu sehen,<br />

dass sich <strong>der</strong> Zugang stärker auf Jüngere mit geringeren versicherten<br />

Entgelten verlagert hat und dass vermehrt Personen mit niedrigen<br />

Anwartschaften die Voraussetzungen zum Bezug von EM-Renten<br />

erfüllen, wie (bisher noch) Ar<strong>bei</strong>tslosengeld-II-Beziehende (vgl.<br />

Köhler-Rama et al. 2010). Wegen dieser enormen Einbußen for<strong>der</strong>t<br />

die CDU/FDP-Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag, „dass<br />

auch erwerbsgemin<strong>der</strong>te Menschen angemessen sozial abgesichert<br />

sind“ (Koalitionsvertrag 2009). 3 Gerade diejenigen, die ihre Erwerbs-<br />

3<br />

Es soll geprüft werden, wie Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrisiken in <strong>der</strong> staatlich<br />

geför<strong>der</strong>ten Vorsorge kostenneutral verbessert werden können. Kostenneutral<br />

bedeutet da<strong>bei</strong>, dass EM-<strong>Risiken</strong> ohne staatliche o<strong>der</strong> betriebliche<br />

För<strong>der</strong>ung von den Beschäftigten zu finanzieren sind, und zwar im<br />

Rahmen <strong>der</strong> bereits geför<strong>der</strong>ten Altersvorsorge à la „Erwerbsmin<strong>der</strong>ungs-Riester“.<br />

Ein solches Produkt würde die Altersvorsorge verringern,<br />

weil <strong>bei</strong> <strong>eine</strong>m gegebenen Beitrag ein weiteres Risiko zu versichern wäre<br />

o<strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tnehmern würden höhere Kosten entstehen. Vor allem die<br />

Gruppe mit den höchsten <strong>Risiken</strong> würde vermutlich auch zukünftig<br />

nicht in <strong>der</strong> Lage sein, die <strong>Risiken</strong> <strong>eine</strong>s niedrigeren Lebensstandards<br />

durch private Vorsorge auszugleichen. Dies gilt sowohl für die Deckungslücke<br />

<strong>bei</strong> Altersrenten als auch für EM-Renten.


21<br />

karriere mit <strong>eine</strong>r <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> beenden müssen, sind<br />

so sehr gesundheitlich beeinträchtigt, dass ihre Lebenserwartung<br />

deutlich geringer ist als jene von Altersrentnern (vgl. Brockmann et<br />

al. 2009: 162; Rohwer 2006: 195).<br />

4 Fragestellungen<br />

Der Fokus dieser Ar<strong>bei</strong>t liegt auf dem Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrisiko im<br />

Land Bremen; diese wird in Abgrenzung zu den alten und neuen<br />

Bundeslän<strong>der</strong>n dargestellt. Da<strong>bei</strong> wird berücksichtigt, dass unterschiedliche<br />

sozio-demografische Bevölkerungsstrukturen und unterschiedliche<br />

Verteilungen in den sozioökonomischen Merkmalen für<br />

das Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrisiko <strong>eine</strong> Rolle spielen können.<br />

4.1 Wie hoch ist das Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsr<br />

rungsrisiko in Bremen im<br />

Vergleich zu den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n?<br />

Für den Wandel des Krankheitspanoramas ist insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />

Wandel unserer Lebens- und Ar<strong>bei</strong>tsverhältnisse verantwortlich.<br />

Chronische Erkrankungen gewinnen da<strong>bei</strong> immer mehr an epidemiologischer,<br />

individueller, sozialpolitischer sowie gesundheitsökonomischer<br />

Bedeutung. Gesundheitsschäden, die im Laufe <strong>eine</strong>s (Ar<strong>bei</strong>ts-)Lebens<br />

entstehen, hängen in <strong>der</strong> Regel von <strong>eine</strong>r Vielzahl von<br />

Faktoren aus <strong>der</strong> Berufssphäre, <strong>der</strong> privaten Lebenssituation sowie<br />

des individuellen Gesundheitsverhaltens ab. Zu den häufigsten<br />

chronischen Erkrankungen, die zu <strong>eine</strong>m vorzeitigen Ausscheiden<br />

aus dem Erwerbsleben bzw. zu <strong>eine</strong>m Bezug von <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />

führen, zählen psychische Erkrankungen, Muskel-Skelett-Erkrankungen<br />

und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems.<br />

Diese drei Erkrankungsgruppen machen in Bremen 64%, in den<br />

alten Bundeslän<strong>der</strong>n 63% und in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n 56%<br />

aller Frühberentungen aus.<br />

Die berufsbedingten Ursachen für <strong>eine</strong> Zunahme <strong>der</strong> psychischen<br />

Erkrankungen werden insbeson<strong>der</strong>e durch <strong>eine</strong> Beschleunigung von<br />

Ar<strong>bei</strong>tsprozessen, steigende Anfor<strong>der</strong>ungen an Qualifikationen und


22<br />

Weiterbildungen, wachsende Eigenverantwortung <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

in Verbindung mit erhöhter Komplexität, aber auch durch instabile<br />

Beschäftigungsverhältnisse und berufliche Unsicherheit beeinflusst.<br />

Für die weiterhin hohe Betroffenheit von Muskel-Skelett-Erkrankungen<br />

sind physisch belastende und mit Fehlbelastungen des Muskel-Skelett-Systems<br />

einhergehende Tätigkeiten verantwortlich. Entsprechende<br />

Tätigkeiten sind ungeachtet des Wandels <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tswelt<br />

weit verbreitet und auch weiterhin für viele Ar<strong>bei</strong>tnehmerinnen<br />

und Ar<strong>bei</strong>tnehmer relevante Risikofaktoren (vgl. Kuhn 2007).<br />

Zu den ar<strong>bei</strong>tsbedingten Risikofaktoren von Herz-Kreislauf-Krankheiten<br />

zählt insbeson<strong>der</strong>e Stress, anhaltend hoher Zeitdruck, ein<br />

hohes Maß an Überstunden und Schichtar<strong>bei</strong>t, mangelnde Mitbeteiligung<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten an <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsbedingungen,<br />

Mobbing o<strong>der</strong> prekäre Beschäftigungsverhältnisse (vgl. ebenda). Diese<br />

verschiedenen Ar<strong>bei</strong>tsbelastungen sind in unterschiedlichen beruflichen<br />

Tätigkeiten und Branchen gehäuft anzutreffen und können<br />

als möglicher Verursacher ungleicher Berentungsrisiken gewertet<br />

werden.<br />

Inwiefern sich Bremen als kl<strong>eine</strong>r Stadtstaat im Vergleich zu den<br />

alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n unterscheidet, dies wird <strong>der</strong> Fokus<br />

<strong>der</strong> Untersuchung sein. Obgleich sich die Situation in den neuen<br />

Bundeslän<strong>der</strong>n hinsichtlich <strong>der</strong> Strukturen und Qualität <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />

sowie Morbidität und Mortalität weitgehend<br />

an die alten Bundeslän<strong>der</strong> angeglichen hat (vgl. RKI 2009), ist davon<br />

auszugehen, dass insbeson<strong>der</strong>e unter Berücksichtigung von transformationsbedingten<br />

Entwertungen auch hoher beruflicher Abschlüsse<br />

sowie regionaler Ar<strong>bei</strong>tsmarktdisparitäten (vgl. Frommert<br />

und Himmelreicher 2010, Schmidtke 1997) das EM-Rentenrisiko in<br />

den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n höher als in den alten und auch höher<br />

als in Bremen sein dürfte. Für das Verrentungsrisiko in Bremen<br />

könnte aber jenseits <strong>der</strong> Bedingungen des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes auch die<br />

unterschiedliche Altersverteilung im Vergleich zu alten o<strong>der</strong> neuen<br />

Bundeslän<strong>der</strong>n <strong>eine</strong> Rolle spielen – die Bremer Bevölkerung ist mit<br />

43,8 Jahren im Vergleich zur Bundesbevölkerung im Jahr 2009 immerhin<br />

um 0,6 Jahre älter (vgl. Statistisches Bundesamt 2011: 21).


23<br />

4.2 Intervenierende soziodemografische Faktoren: Welche<br />

Bedeutung haben Geschlecht, Alter und Nationalität?<br />

Männer und Frauen sind wegen geschlechtsspezifischer Segregation<br />

des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes nach wie vor häufig unterschiedlichen Ar<strong>bei</strong>tsumgebungen<br />

und Formen von Anfor<strong>der</strong>ungen und Belastungen<br />

ausgesetzt: Männer-Berufe zeichnen sich in einigen Bereichen durch<br />

höhere körperliche Belastungen o<strong>der</strong> auch technisch-sachliche Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

aus. Allerdings sind sie auch häufiger in Führungs-positionen<br />

anzutreffen. Männer werden öfter als Frauen durch körperliche<br />

Umgebungsfaktoren, wie Lärm o<strong>der</strong> schlechter Luft gesund<br />

heitlich belastet und sie ar<strong>bei</strong>ten häufiger in unfallträchtigeren<br />

Branchen (vgl. Beermann et. al. 2008, Kuhn 2008, Lademann et al.<br />

2005, Koppelin et al. 2004). Frauen gehen häufiger <strong>eine</strong>r Teilzeitbeschäftigung<br />

nach, Männer leisten mehr Überstunden und ar<strong>bei</strong>ten<br />

öfter in Schicht- und/o<strong>der</strong> Nachtar<strong>bei</strong>t. Für die Ar<strong>bei</strong>tsbedingungen<br />

von Männern werden insgesamt höhere physische Gesundheitsrisiken<br />

angenommen, psychische Belastungen werden in zahlreichen<br />

Studien als eher kennzeichnend für die berufsbedingte Belastung<br />

von Frauen ausgewiesen. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e, wenn nicht nur die<br />

Expositionssituation als solche betrachtet wird, son<strong>der</strong>n die Frage<br />

nach <strong>der</strong> wahrgenommenen Belastung herangezogen wird (vgl.<br />

Beermann et al. 2008; BiBB/BAuA 2006; Europäische Agentur für<br />

Sicherheit und Gesundheitsschutz am Ar<strong>bei</strong>tsplatz 2006). Zur Erklärung<br />

<strong>der</strong> Geschlechterdifferenzen von Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrisiken<br />

lassen sich neben den unterschiedlichen Ar<strong>bei</strong>tsbelastungen auch<br />

verhaltensbezogene Faktoren anführen. Männer verhalten sich in<br />

Bezug auf ihre Gesundheit häufig deutlich riskanter als Frauen. So<br />

weisen Männer durchschnittlich z. B. <strong>eine</strong>n höheren Alkohol- und<br />

Tabakkonsum auf und ernähren sich weniger gesund als Frauen,<br />

was jeweils zur Entstehung <strong>eine</strong>r Reihe von schwerwiegenden und<br />

chronischen Erkrankungen (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs)<br />

<strong>bei</strong>tragen kann (vgl. Brandes 2003; DAK-Gesundheitsreport 2008;<br />

Mensink 2004). Darüber hinaus zeigen Untersuchungen, dass Männer<br />

eher zur Bagatellisierung von Symptomen neigen und das Gesundheitswesen<br />

seltener o<strong>der</strong> später in Anspruch nehmen (vgl. RKI<br />

2006). Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> genannten Argumente weisen


24<br />

Männer ein durchschnittlich höheres Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrisiko auf<br />

als Frauen.<br />

Bezüglich des Alters lässt sich aus <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsunfähigkeitsforschung<br />

folgende Formel übernehmen: Jüngere sind öfter, Ältere sind länger<br />

ar<strong>bei</strong>tsunfähig (z. B. DAK-Gesundheitsreport 2008). Dies liegt auch<br />

an den unterschiedlichen Erkrankungsarten, die in den jeweiligen<br />

Alterskategorien auftreten. Im jüngeren Alter sind Infektionskrankheiten<br />

und Unfälle häufiger und im späteren Ar<strong>bei</strong>tsleben sind<br />

chronisch degenerative Krankheiten von größerer Bedeutung. Die<br />

chronisch degenerativen Erkrankungen sind schließlich diejenigen,<br />

die das Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrisiko erhöhen. Die Wahrscheinlichkeit<br />

<strong>eine</strong>r Frühverrentung korreliert somit in hohem Maße mit dem Alter<br />

(vgl. Voges 1994: 244).<br />

Zum Effekt <strong>der</strong> Migration lässt sich noch sehr wenig sagen. Hier gibt<br />

es mehrere gegenläufige Hypothesen. Einerseits bringt die zumeist<br />

geringere soziale Position verbunden mit belastenden Ar<strong>bei</strong>tsbedingungen<br />

auch ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche <strong>Risiken</strong> und<br />

damit für <strong>eine</strong> <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> mit sich. Nicht-Deutsche<br />

sind zu <strong>eine</strong>m erhöhten Anteil in den Wirtschaftszweigen „Land-,<br />

Forstwirtschaft und Fischerei“, „Gastgewerbe“ und „Wirtschaftliche<br />

Dienstleistungen“ beschäftigt. Deutlich weniger sind sie in den<br />

Wirtschaftszweigen „Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“<br />

o<strong>der</strong> „Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung“<br />

beschäftigt (vgl. Statistik <strong>der</strong> Bundesagentur für Ar<strong>bei</strong>t<br />

2012). An<strong>der</strong>erseits sprechen aber auch mindestens zwei Faktoren<br />

gegen <strong>eine</strong> höhere Übergangsrate in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>.<br />

Erstens handelt es sich <strong>bei</strong> den sogenannten „Gastar<strong>bei</strong>tern“,<br />

die z. B. in den 1960er-Jahren aus <strong>der</strong> Türkei nach Deutschland kamen,<br />

um überdurchschnittlich gesunde Personen; zudem wurden<br />

sie <strong>eine</strong>m Gesundheitsscheck unterzogen. Hier gab es also <strong>eine</strong>n<br />

Selektionseffekt (Healthy Migrant). Zweitens haben Personen, die<br />

nicht in Deutschland aufgewachsen sind, häufig geringere Kenntnisse<br />

vom hiesigen Gesundheits- und Sozialsystem. Dies kann zusammen<br />

mit etwaigen Sprachschwierigkeiten zu <strong>eine</strong>r vergleichsweise<br />

geringeren Neigung führen, <strong>eine</strong> EM-Rente zu beantragen.


25<br />

Des Weiteren haben Nicht-Deutsche häufig transnationale Erwerbsbiografien<br />

mit Zeiten <strong>der</strong> Beschäftigung im Ausland, wodurch die<br />

Rentenhöhe verringert und ein Rentenzugang in Deutschland erschwert<br />

werden könnte (vgl. Himmelreicher und Scheffelmeier<br />

2012: 7).<br />

4.3 Intervenierende nierende sozioökonomische Faktoren: Bildung<br />

und beruflicher Status<br />

Der Qualifikation kommt ein hoher Stellenwert für die Gesundheit<br />

und damit auch für das Risiko <strong>eine</strong>r krankheitsbedingten Frühberentung<br />

zu. Sie hat zum <strong>eine</strong>n Einfluss auf die beruflichen Chancen<br />

und den zu erreichenden Lebensstandard, wo<strong>bei</strong> ein enger Zusammenhang<br />

zwischen diesen Merkmalen unterstellt wird (vgl. Kreckel<br />

1992). Zum an<strong>der</strong>en variieren körperliche und psychische Ar<strong>bei</strong>ts--<br />

belastungen mit dem Qualifikationsniveau. Erwerbstätige mit niedrigem<br />

Qualifikationsniveau üben häufiger Berufe aus, die mit körperlichen<br />

Fehlbelastungen und psychischem Stress verbunden sind,<br />

was das Risiko für Erkrankungen erhöht (vgl. Dragano 2007,<br />

Marmot et al. 1999, Robert und House 2000). Hochqualifizierte<br />

können eher selbstbestimmt ar<strong>bei</strong>ten, haben geringere Dequalifizierungs-,<br />

Ar<strong>bei</strong>tslosigkeits- und gesundheitliche <strong>Risiken</strong> (vgl. Radl<br />

2007) und weisen deshalb geringere EM-Renten-<strong>Risiken</strong> auf. Aber<br />

auch außerhalb <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tswelt stellt Qualifikation <strong>eine</strong> wichtige<br />

Ressource für die Gesundheit dar. Über schulische und berufliche<br />

Qualifikation werden Wissen und Handlungskompetenzen vermittelt,<br />

die den Umgang mit alltäglichen Belastungssituationen prägen<br />

sowie auf die Stabilisierung gesundheitsför<strong>der</strong>licher Lebensweisen<br />

wirken. Empirische Analysen bestätigen, dass ein höheres Qualifikationsniveau<br />

mit besserer Gesundheit und <strong>eine</strong>m geringeren Erkrankungs-<br />

und Sterberisiko einhergeht. Auch das Gesundheitsverhalten,<br />

wie z. B. Rauchen und sportliche Aktivität, wird durch die Qualifikation<br />

beeinflusst (vgl. Helmert 2003, Lampert et al. 2005, Mielck<br />

2005, Nocon et al. 2007). Vor dem Hintergrund niedrigerer berufsbedingter<br />

Belastungen und <strong>Risiken</strong> sowie gesundheitsbewussterer<br />

Lebens- und Verhaltensweisen von Höherqualifizierten ist davon


26<br />

auszugehen, dass auch das Risiko <strong>eine</strong>r krankheitsbedingten Frühberentung<br />

dieser Personen geringer ist als <strong>bei</strong> Niedrigqualifizierten.<br />

5 Datenbasis und Methode<br />

Die empirische Grundlage <strong>der</strong> Analysen zu sozialen Unterschieden<br />

<strong>bei</strong>m Zugang in <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>n sind prozessproduzierte<br />

Daten <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung (GRV). Zur Messung <strong>der</strong><br />

Bremer Verhältnisse wurden Daten aus diesen Routinedaten extrahiert,<br />

die nur die Bremer aktiv Versicherten und die Bremer Rentenzugänge<br />

in die Erwerbsmin<strong>der</strong>ung umfassen. Die Zuordnung erfolgt<br />

über den Wohnort. Integriert sind die Informationen aus den Jahren<br />

2004–2008. 4 Diese verwendeten Datensätze werden für die Auswertungen<br />

gepoolt. 5<br />

Die Routinedaten <strong>der</strong> GRV werden vom Forschungsdatenzentrum<br />

<strong>der</strong> Rentenversicherung (FDZ-RV 6 ) auch als Scientific Use Files (SUFs)<br />

aufbereitet und stehen wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen<br />

für nicht kommerzielle Forschungsvorhaben auf Antrag und nach<br />

abgeschlossenem Nutzervertrag zur Verfügung. Für den Vergleich<br />

<strong>der</strong> Bremer Verhältnisse mit den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

wurden folgende SUFs benutzt: Zur Analyse <strong>der</strong> Zugänge in <strong>eine</strong> EM-<br />

Rente wurden die Themendatenfiles „Erwerbsmin<strong>der</strong>ung und Diagnosen“<br />

<strong>der</strong> Jahre 2004–2008 herangezogen. 7 Bei diesen fünf SUFs<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

Diese Daten werden im Folgenden mit "aktiv Versicherte 2004–2008<br />

(Bremen) Quelle: FDZ-RV" bzw. "Versichertenrentenzugang 2004–2008<br />

(Bremen) – Themenfile Erwerbsmin<strong>der</strong>ung und Diagnosen Quelle: FDZ-<br />

RV" benannt. Als Quellenangaben im Text und unter den Abbildungen<br />

und Tabellen werden sie folgen<strong>der</strong>maßen abgekürzt: FDZ-RV –<br />

AKVS04-08BREMEN bzw. FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN.<br />

Die gepoolten Datensätze werden im Folgenden abgekürzt mit: FDZ-RV<br />

– RTZN04-08BREMEN, AKVS04-08BREMEN, gepoolt.<br />

Zum Datenangebot und den Zugangswegen siehe www.fdz-rv.de sowie<br />

Himmelreicher und Stegmann (2008).<br />

Die SUFs sind folgen<strong>der</strong>maßen benannt: SUFRTZN04XVSTEM,<br />

SUFRTZN05XVSTEM, SUFRTZN06XVSTEM, SUFRTZN07XVSTEM und


27<br />

handelt es sich um zufällig ausgewählte 20%-Stichproben aller Zugänge<br />

in EM-Renten im jeweiligen Berichtsjahr mit teilweiser o<strong>der</strong><br />

voller EM-Rente. Diese fünf Datensätze werden gepoolt, um hinreichende<br />

Fallzahlen insbeson<strong>der</strong>e für jüngere EM-Rentenzugänge zu<br />

erhalten. Die zugrunde liegenden Fallzahlen im gepoolten Datensatz<br />

belaufen sich auf 163.498 Zugänge in EM-Renten.<br />

Um EM-Rentenrisiken berechnen zu können, werden als Kontrollgruppe<br />

die SUFs <strong>der</strong> aktiv Versicherten 8 <strong>der</strong> Jahre 2004–2008 genutzt.<br />

9 Bei diesen fünf SUFs handelt es sich um <strong>eine</strong> systematisch<br />

ausgewählte 1%-Zufallsauswahl aller aktiv Versicherten im jeweiligen<br />

Berichtsjahr. Diese fünf Datensätze werden ebenfalls gepoolt.<br />

Die zugrunde liegende Fallzahl <strong>der</strong> gepoolten SUFs <strong>der</strong> aktiv Versicherten<br />

beläuft sich auf 1.930.207 aktiv Versicherte in den Berichtsjahren.<br />

Die SUFs <strong>der</strong> aktiv Versicherten wurden für die Auszählungen<br />

mit dem Faktor 100 und die SUFs-Zugänge in EM-Renten mit<br />

dem Faktor 5 multipliziert. Durch diese Hochrechnung wurden<br />

Größeneffekte <strong>der</strong> verschiedenen Stichprobenumfänge (1% und<br />

20%) egalisiert und die Ergebnisse beziehen sich auf die Gesamtzahl<br />

<strong>der</strong> aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in EM-Rente. Für die multivariaten<br />

Analysen werden die Fallzahlen <strong>der</strong> EM-Renten nicht<br />

hochgerechnet, jedoch wird die Zahl <strong>der</strong> aktiv Versicherten als Risikopopulation<br />

mit dem Faktor 20 angepasst. Die zehn verwendeten<br />

8<br />

9<br />

SUFRTZN08XVSTEM. Zur Beschreibung <strong>der</strong> Themendatenfiles „Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />

und Diagnosen“ siehe die jeweiligen Codepläne unter<br />

www.fdz-rv.de. Link: Datenangebot für die wissenschaftliche Forschung /<br />

Querschnittsdatensätze / Themenfiles.<br />

Diese Eingrenzung schließt alle Versicherten ein, die irgendwann im<br />

Berichtsjahr <strong>eine</strong> Beitragszeit o<strong>der</strong> <strong>eine</strong> Anrechnungszeit zurückgelegt<br />

haben.<br />

Die SUFs sind folgen<strong>der</strong>maßen benannt: SUFAKVS04XVSBB,<br />

SUFAKVS05XVSBB, SUFAKVS06XVSBB, SUFAKVS07XVSBB und<br />

SUFAKVS08XVSBB. Zur Beschreibung <strong>der</strong> Basisfiles „aktiv Versicherte“<br />

siehe die jeweiligen Codepläne unter www.fdzrv.de Link: Datenangebot<br />

für die wissenschaftliche Forschung / Querschnittsdatensätze / Basisfiles.


28<br />

Datensätze werden im Folgenden abgekürzt mit: FDZ-RV –<br />

SUFRTZN04-08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB, gepoolt.<br />

In allen genannten Datensätzen wurde die Untersuchungspopulation<br />

eingegrenzt auf in Deutschland lebende Menschen (Inlandskonzept)<br />

im Alter von 30 bis einschließlich 59 Jahren. Dieses Altersspektrum<br />

wurde gewählt, weil Zugänge in EM-Rente vor dem Alter<br />

von 30 und nach dem Alter von 60 Jahren sehr selten sind (vgl. Abb.<br />

3). Ferner wurden Menschen mit Vorerkrankungen (Behin<strong>der</strong>te und<br />

Rehabilitanden) sowie pflegende Angehörige von <strong>der</strong> Analyse ausgeschlossen.<br />

10 Es werden ausschließlich solche Zugänge in <strong>eine</strong> EM-<br />

Rente betrachtet, <strong>bei</strong> denen erstmals ein <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>nbezug<br />

vorliegt. 11 Damit wird die Analyse auf Neurenten-beziehende<br />

eingegrenzt. Ferner werden die aktiv Versicherten auf solche<br />

begrenzt, die im Berichtsjahr k<strong>eine</strong> Rente bezogen haben (RTJA = 0).<br />

Durch diese Modifikationen in den Datensätzen lässt sich die Untersuchungspopulation<br />

auf in Deutschland lebende versicherte Personen<br />

(Inlandskonzept) im Alter von 30 bis einschließlich 59 Jahren<br />

zuschneiden, die erstmals <strong>eine</strong> EM-Rente beziehen. Die Kontrollgruppe,<br />

die aktiv Versicherten, wird von solchen inländischen Versicherten<br />

repräsentiert, die im jeweiligen Berichtsjahr k<strong>eine</strong> Rente<br />

bezogen haben und k<strong>eine</strong> Beschäftigungszeiten nach dem Altersteilzeitgesetz<br />

aufweisen. Insgesamt können aber mit den zugrunde<br />

liegenden Daten die Grundvoraussetzungen <strong>eine</strong>r Rentenanwartschaft<br />

nicht exakt abgebildet werden. Daher wird in <strong>der</strong> hier vorgelegten<br />

Analyse die Anzahl <strong>der</strong> aktiv Versicherten geringfügig zu<br />

hoch ausgewiesen. Dies bedeutet im Hinblick auf Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrisiken,<br />

dass diese eher unterschätzt werden. 12<br />

10<br />

Diese Personen können über die Variable TTSC1 identifiziert werden<br />

(TTSC1= 555 - Behin<strong>der</strong>te, TTSC1= 666 - Rehabilitanden, TTSC1= 888 –<br />

Pflegepersonen.)<br />

11<br />

Dies erfolgt durch die Variable MEGD. (MEGD = 10: Festsetzung ohne<br />

unmittelbar vorhergehenden Rentenbezug aus <strong>eine</strong>r gesetzlichen Rentenversicherung.)<br />

12 Innerhalb <strong>der</strong> letzten fünf Jahre vor Eintritt <strong>der</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ung


29<br />

Ein Differenzierungsmerkmal <strong>der</strong> Untersuchung ist die Region<br />

(Wohnort). Menschen in Bremen werden mit Menschen in den alten<br />

und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n verglichen. Darüber hinaus sind in dem<br />

Datensatz Informationen zu Krankheiten enthalten und nach ICD-<br />

10-GM-Version in Haupt- und Nebendiagnosen verschlüsselt. 13 Aus<br />

den differenzierten ICD-10-GM-Diagnosen werden Diagnosegrundgruppen<br />

erstellt, in denen ähnliche Diagnosen zusammengefasst<br />

sind. In den Analysen werden die drei am häufigsten vorkommenden<br />

Diagnosegruppen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Muskel-Skelett-<br />

Erkrankungen und psychische Erkrankungen differenziert untersucht.<br />

Als weitere Merkmale werden soziodemografische und sozioökonomische<br />

Faktoren berücksichtigt. Differenziert wird innerhalb <strong>der</strong><br />

Regionen nach Alter, Geschlecht und Nationalität.<br />

13<br />

Die Nationalität wird in dem Datensatz durch die deutsche Staatsbürgerschaft<br />

abgebildet, unterschieden wird zwischen Deutschen<br />

und Nicht-Deutschen. Gewonnen wurde die Information aus <strong>der</strong><br />

Variablen SAVS, die in allen Datensätzen enthalten ist. Alle Indivimüssen<br />

grundsätzlich drei Jahre Pflicht<strong>bei</strong>träge für <strong>eine</strong> versicherte Beschäftigung<br />

o<strong>der</strong> Tätigkeit vorhanden sein. Tritt die Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />

aufgrund <strong>eine</strong>s Ar<strong>bei</strong>tsunfalls o<strong>der</strong> innerhalb von sechs Jahren nach Beendigung<br />

<strong>eine</strong>r Ausbildung ein, entfällt diese Anfor<strong>der</strong>ung. Insofern<br />

müssten die Individuen aus <strong>der</strong> Kontrollgruppe <strong>der</strong> aktiv Versicherten<br />

ausgeschlossen werden, die in den letzten fünf Jahren k<strong>eine</strong> drei Jahre<br />

Pflicht<strong>bei</strong>träge entrichtet haben und nicht vor weniger als sechs Jahren<br />

<strong>eine</strong> Ausbildung abgeschlossen haben, etc. Zu den wesentlichen Voraussetzungen,<br />

die zum Bezug <strong>eine</strong>r EM-Rente erfüllt sein müssen, siehe Kapitel<br />

3. Da Informationen darüber, ob Individuen z. B. in den letzten<br />

fünf Jahren mindestens drei Jahre Pflicht<strong>bei</strong>träge entrichtet haben, im<br />

Datensatz <strong>der</strong> aktiv Versicherten nicht enthalten sind, kann die oben<br />

genannte Son<strong>der</strong>regelung <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Beobachtungs- und Kontrollgruppe<br />

nicht berücksichtigt werden.<br />

Zur Verschlüsselung <strong>der</strong> Diagnosen nach <strong>der</strong> Version ICD-10-GM siehe<br />

Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information<br />

(2012).


30<br />

duen mit dem Wert 0 (deutsch) werden als Deutsche betrachtet und<br />

alle an<strong>der</strong>en als Nicht-Deutsche.<br />

Zur Kontrolle des sozioökonomischen Status werden das Bildungsniveau<br />

und die Berufstätigkeit herangezogen. Zudem wird ein langfristiger<br />

Trend im zeitlichen Verlauf durch die Erhebungsjahre kontrolliert.<br />

Die Bildung wird aus den Themendatenfiles „Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />

und Diagnosen“ aus <strong>der</strong> Variablen „Ausbildung“ (TTSC3)<br />

bzw. <strong>bei</strong> den aktiv Versicherten aus <strong>der</strong> Variablen „Tätigkeitsschlüssel<br />

- Ausbildung“ (TTSC3JA) herausgelesen. Beide Variablen sind vergleichbar<br />

codiert, haben sieben Ausprägungen und werden drei<br />

Qualifikationsniveaus zugeordnet (siehe Tabelle 1). 14<br />

14<br />

Zur Zuordnung <strong>der</strong> Variable Ausbildung in den Datensätzen des FDZ-RV<br />

in Bildungsniveaus siehe u. a. Himmelreicher et al. (2009). Das Merkmal<br />

Ausbildung ist nicht rechtserheblich, d. h., es beeinflusst nicht die Rentenhöhe,<br />

weshalb es weniger valide ist als rentenrelevante Merkmale.<br />

Bei Fällen, <strong>bei</strong> denen k<strong>eine</strong> Ar<strong>bei</strong>tgebermeldung existiert, wie z. B. <strong>bei</strong><br />

Ar<strong>bei</strong>tslosen, Minijobbern, passiv Versicherten (Haufrauen und -<br />

männer), liegt häufig k<strong>eine</strong> Meldung vor.


31<br />

Tabelle<br />

1: Umkodierung<br />

<strong>der</strong> DEÜV-Angaben zum Ausbildungs-<br />

Niveau<br />

Angaben nach DEÜV*<br />

Son<strong>der</strong>-, Volks-, Haupt-, Realschule ohne Berufsausbildung<br />

Son<strong>der</strong>-, Volks-, Haupt-, Realschule mit Berufsausbildung<br />

o<strong>der</strong> Abitur ohne und mit Berufsausbildung<br />

Fachhochschul-, Universitäts- bzw. Hochschulabschluss<br />

Ausbildung unbekannt; Angabe nicht möglich;<br />

k<strong>eine</strong> Angabe<br />

Umkodierung<br />

Niedrig<br />

Mittel<br />

Hoch<br />

K<strong>eine</strong> Angabe<br />

*Verordnung über die Erfassung und Übermittlung von Daten für die Träger<br />

<strong>der</strong> Sozialversicherung (Datenerfassungs- und -übermittlungsverordnung -<br />

DEÜV).<br />

Quelle: eigene Darstellung.<br />

Die Berufsklassifikation beruht auf den Angaben aus dem Tätigkeitsschlüssel.<br />

Dieser ist in den Themendatenfiles „Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />

und Diagnosen“ in <strong>der</strong> Variablen TTSC1 (im Jahr 2004 TAT1)<br />

bzw. <strong>bei</strong> den aktiv Versicherten in <strong>der</strong> Variablen „Tätigkeitsschlüssel<br />

- Berufsordnung“ (TTSC1JA) gespeichert. Das Merkmal Berufsordnung<br />

stammt ebenso wie das Merkmal Ausbildung aus <strong>der</strong> Meldung<br />

<strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tgeber zur Sozialversicherung (DEÜV). Die im Datensatz<br />

angegebenen vielzähligen Tätigkeitsbeschreibungen werden für die<br />

Analyse in Kategorien zusammengefasst. Hier<strong>bei</strong> wird auf <strong>eine</strong> in<br />

<strong>der</strong> Soziologie übliche Berufsklassifikation von Blossfeld (1989: 61)<br />

zurückgegriffen. Darin werden Berufe nach sozialem Status und <strong>der</strong><br />

Art <strong>der</strong> Tätigkeit in verschiedene Kategorien zusammengefasst.<br />

Blossfeld unterscheidet nach folgenden Berufskategorien: 'Nicht<br />

zuordenbar', 'Agrarberufe', 'Einfache manuelle Berufe', 'Qualifizierte<br />

manuelle Berufe', 'Techniker', 'Ingenieure', 'Einfache Dienste',<br />

'Qualifizierte Dienste', 'Semiprofessionen', 'Professionen', 'Einfache


32<br />

kaufmännische und Verwaltungsberufe', 'Qualifizierte kaufmännische<br />

und Verwaltungsberufe' und 'Manager'. Da auch diese Differenzierung<br />

für <strong>eine</strong> erste Auswertung noch zu fein ist, werden diese<br />

Kategorien noch weiter zusammengefasst (Tabelle 2).<br />

Tabelle 2: Zusammenfassung <strong>der</strong> Berufsgruppen nach Blossfeld<br />

in Berufshauptgruppen<br />

B<br />

Berufshauptgruppen Berufsgruppen<br />

nach Blossfeld<br />

Häufigste Beispiele nach dem im<br />

Jahr 2003 gültigen Tätigkeitsschlüssel<br />

für die DEÜV-Meldung<br />

Berufe mit hohem<br />

Status und technische<br />

Berufe<br />

Qualifizierte<br />

Angestelltenberufe<br />

Techniker;<br />

Ingenieure;<br />

Semiprofessionen;<br />

Professionen; Manager<br />

Qualif. Dienste;<br />

qualif. kaufmännische<br />

u. Verwaltungsberufe<br />

853 (Krankenschwestern,<br />

-pfleger, Hebammen)<br />

861 (Sozialar<strong>bei</strong>ter, Sozialpfleger)<br />

628 (Sonstige Techniker)<br />

864 (Kin<strong>der</strong>gärtner, Kin<strong>der</strong>pfleger,<br />

Erzieher)<br />

751 (Unternehmer,<br />

Geschäftsführer,<br />

Geschäftsbereichsleiter)<br />

862 (Heimleiter, Sozialpädagogen)<br />

607 (Sonstige Ingenieure)<br />

781 (Bürofachkräfte)<br />

691 (Bankfachleute)<br />

774 (Datenverar<strong>bei</strong>tungsfachleute)<br />

856 (Sprechstundenhelfer)<br />

681 (Groß- und Einzelhandelskaufleute,<br />

Verkäufer)<br />

854 (Helfer i.d. Krankenpflege)<br />

772 (Buchhalter)


33<br />

qualifizierte<br />

manuelle Berufe<br />

gering qualifizierte<br />

Angestelltenberufe<br />

gering qualifizierte<br />

manuelle Berufe<br />

und Agrarberufe<br />

kein gemeldeter<br />

Beruf und nicht<br />

zuordenbare<br />

qualifizierte<br />

manuelle Berufe<br />

einfache Dienste;<br />

einfache kaufmännische<br />

und<br />

Verwaltungsberufe<br />

Agrarberufe; einfache<br />

manuelle<br />

Berufe<br />

hierzu <strong>bei</strong><br />

Blossfeld k<strong>eine</strong><br />

Erwähnung<br />

411 (Köche)<br />

311 (Elektroinstallateure, -<br />

Monteure)<br />

281 (Kraftfahrzeuginstandsetzer)<br />

273 (Maschinenschlosser)<br />

441 (Maurer)<br />

262 (Rohrinstallateure)<br />

274 (Betriebsschlosser, Reparatur<br />

schlosser)<br />

682 (Verkäufer)<br />

933 (Raum-, Hausratreiniger)<br />

714 (Kraftfahrzeugführer)<br />

744 (Lager-, Transportar<strong>bei</strong>ter)<br />

912 (Kellner, Stewards)<br />

782 (Stenografen, Stenotypisten,<br />

Maschinenschreiber)<br />

784 (Bürohilfskräfte)<br />

531 (Hilfsar<strong>bei</strong>ter ohne nähere<br />

Tätigkeitsangabe)<br />

522 (Warenaufmacher, Versand<br />

fertigmacher)<br />

323 (Metallar<strong>bei</strong>ter)<br />

51 (Gärtner, Gartenar<strong>bei</strong>ter)<br />

151 (Kunststoffverar<strong>bei</strong>ter)<br />

141 (Chemiebetriebswerker)<br />

521 (Warenprüfer, -sortierer)<br />

0 (k<strong>eine</strong> gemeldete Tätigkeit)<br />

991 (Ar<strong>bei</strong>tskräfte ohne nähere<br />

Tätigkeitsangabe)


34<br />

Codierung<br />

677 (ohne Bezeichnung)<br />

40 (ohne Bezeichnung)<br />

982 (Praktikanten, Volontärinnen<br />

noch ohne feststehenden<br />

Beruf)<br />

995 (Vorruhestands- / Altersübergangsgeldbezieher)<br />

983 (Ar<strong>bei</strong>tskräfte (ar<strong>bei</strong>tsuchend)<br />

noch ohne bestimmten<br />

Beruf)<br />

Anmerkung: In den Klassifikationen von Blossfeld fehlen einige berufliche<br />

Tätigkeiten.<br />

Ergänzende Zuordnung zu den „qualifizierten Angestelltenberufen“:<br />

832-836 (Darstellende Künstler; Bildende Künstler, Grafiker; Dekorationen-,<br />

Schil<strong>der</strong>maler; Künstlerische und zugeordnete Berufe <strong>der</strong> Bühnengestalter;<br />

Raum-, Schauwerbegestalter) entsprechend <strong>der</strong> Musiker (831) und Fotografen<br />

(837).<br />

Ergänzende Zuordnung zu den „qualifizierten manuellen Berufen“:<br />

071 (Bergleute); 270 (Schlosser o.n.A.)<br />

Ergänzende Zuordnung zu den „gering qualifizierten Angestelltenberufen“:<br />

924 (Haushaltsgehilfen mit Haushaltsscheckverfahren gemeldete Ar<strong>bei</strong>tnehmer)<br />

Ergänzende Zuordnung zu den „gering qualifizierten manuellen Berufen“:<br />

470 (Bauhilfsar<strong>bei</strong>ter), 549 (Maschineneinrichter o.n.A.)<br />

Die in den Daten gefundenen Ausprägungen, die nicht in <strong>der</strong> Klassifikation<br />

<strong>der</strong> Berufe von 2003 benannt sind (1, 2, 3, 4, 5, 6, 30, 40, 70, 199, 300, 677)<br />

und Ausprägungen, aus denen k<strong>eine</strong> spezielle berufliche Tätigkeit ableitbar<br />

ist (971 und höher), wurden unter die nicht zuordenbaren Codierungen<br />

gefasst.<br />

Quelle: eigene Darstellung.<br />

Bevor im empirischen Teil auf Basis <strong>der</strong> hochgerechneten Daten<br />

Ergebnisse präsentiert werden, werden zunächst in Tabelle 3 die<br />

Verteilungen <strong>der</strong> Variablen im Rohzustand dargestellt. Diese Dar-


stellung dient dazu, die <strong>der</strong> Untersuchung zugrunde liegenden Fallzahlen<br />

zu sehen, um die Aussagefähigkeit im empirischen Teil beurteilen<br />

zu können. Für Bremen und Westdeutschland beruhen die<br />

Berechnungen auf jeweils über <strong>eine</strong>r Million und für Ostdeutschland<br />

auf fast <strong>eine</strong>r Viertelmillion Angaben aus den Daten <strong>der</strong> aktiv<br />

Versicherten. Für Bremen sind es 5.000 EM-Rentenzugänge in den<br />

Jahren 2004–2008. Die Auswertungen für Westdeutschland und<br />

Ostdeutschland basieren mit fast 100.000 und fast 30.000 Fällen auf<br />

deutlich höheren Zahlen. Dafür handelt es sich aber <strong>bei</strong> den Bremer<br />

Daten um <strong>eine</strong> Vollerhebung und <strong>bei</strong> den Daten für Westdeutschland<br />

und Ostdeutschland um Stichproben.<br />

35


36<br />

Tabelle 3: : Grundauszählung <strong>der</strong> gepoolten Daten<br />

Aktiv<br />

Versichert.<br />

Bremen Westdeutschland Ostdeutschland<br />

EM- Aktiv EM-Renten<br />

EM-<br />

Renten Versicherte<br />

Renten<br />

Aktiv<br />

Versicherte<br />

Gesamtzahl 1.021.660 5.157 1.047.473 97.707 245.930 29.576<br />

EM-Diagnosenkategorie<br />

psychische Erkrankungen<br />

Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen<br />

Muskel-Skelett-<br />

Erkrankungen<br />

sonstige Erkrankungen<br />

1.952 33.778 8.145<br />

504 9.677 3.693<br />

812 16.018 5.221<br />

1.889 38.234 12.517<br />

Alter<br />

30-34 Jahre 159.223 176 153.867 2.822 31.536 726<br />

35-39 Jahre 188.780 395 196.508 6.093 39.915 1.642<br />

40-44 Jahre 204.769 637 218.095 10.685 48.869 3.177<br />

45-49 Jahre 182.633 952 193.149 16.550 47.655 5.466<br />

50-54 Jahre 154.345 1.263 157.915 25.745 43.844 8.420<br />

55-59 Jahre 131.910 1.734 127.939 35.812 34.111 10.145


37<br />

Geschlecht<br />

Aktiv<br />

Versichert.<br />

Bremen Westdeutschland Ostdeutschland<br />

EM- Aktiv EM-Renten<br />

EM-<br />

Renten Versicherte<br />

Renten<br />

Aktiv<br />

Versicherte<br />

Männer 530.766 2.693 544.112 52.511 123.615 16.495<br />

Frauen 490.894 2.464 503.361 45.196 122.315 13.081<br />

Nationalität<br />

Deutsch 893.747 4.530 933.358 85.840 240.154 29.251<br />

Nicht-Deutsch 127.913 627 114.115 11.867 5.776 325<br />

formale<br />

Bildung<br />

niedrig 86.280 764 108.061 16.715 8.014 1.719<br />

mittel 425.949 2.037 532.286 45.557 133.001 15.425<br />

hoch 85.757 139 80.120 1.995 20.376 1.046<br />

k<strong>eine</strong> Angabe 423.674 2.217 327.006 33.440 84.539 11.386<br />

Berufshauptgruppen<br />

hoher Status/<br />

techn. Berufe<br />

qualif. Angestelltenberufe<br />

qualif. manuelle<br />

Berufe<br />

gering qualif.<br />

Angestelltenberufe<br />

gering qualif.<br />

manuell. Berufe<br />

k<strong>eine</strong> Angabe/<br />

ohne Zuordnung<br />

175.148 605 172.903 10.122 40.498 3.367<br />

207.650 754 250.994 16.500 48.237 3.817<br />

96.088 573 112.394 12.453 28.176 3.326<br />

269.514 1.537 256.993 27.267 51.132 6.979<br />

94.133 663 129.362 15.808 32.241 5.974<br />

179.127 1.025 124.827 15.557 45.646 6.113<br />

Quelle: FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN, AKVS04-08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV –<br />

SUFRTZN04-08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB, gepoolt, eigene Berechnungen.


38<br />

Die in den Rohdaten am häufigsten vertretenen, <strong>eine</strong> <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />

begründenden Diagnosen sind psychische Erkrankungen<br />

und sonstige Erkrankungen. Muskel- und Skelett-Erkrankungen<br />

sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind seltener. Die Alterskategorien<br />

sind in Fünfjahresschritte eingeteilt und es zeigt sich <strong>eine</strong> relative<br />

Gleichverteilung <strong>der</strong> Individuen über die Alterskategorien mit<br />

<strong>eine</strong>r Häufung <strong>bei</strong> den 40-44-Jährigen aktiv Versicherten. Männer<br />

sind etwas mehr vertreten als Frauen. Deutliche Unterschiede zwischen<br />

den Regionen zeigen sich bezüglich <strong>der</strong> Nationalität: In Ostdeutschland<br />

sind vergleichsweise wenige <strong>der</strong> gepoolten aktiv Versicherten<br />

und erstmaligen Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrentner nicht deutsch.<br />

In Bremen und Westdeutschland sind es deutlich mehr.<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Berufshauptgruppen gibt es die größten Besetzungen<br />

<strong>bei</strong> den gering qualifizierten Angestelltenberufen und den qualifizierten<br />

Angestelltenberufen. Berufe mit hohem Status sind ebenfalls<br />

noch gut vertreten; genauso wie qualifizierte und gering qualifizierte<br />

manuelle Berufe. Die Zahl <strong>der</strong> Versicherten ohne Angabe o<strong>der</strong><br />

ohne Zuordnung liegt aber höher.<br />

In Bremen gibt es Abweichungen in den Verteilungen nach formaler<br />

Bildung. Versicherte mit hohem Bildungsgrad sind in Bremen im<br />

leicht höheren Anteil gemeldet als in Westdeutschland und Ostdeutschland;<br />

aber es gibt deutlich mehr Versicherte ohne Angaben<br />

zum Bildungsgrad als in den Vergleichsregionen. Dafür gibt es anteilig<br />

deutlich weniger Versicherte mit mittlerem Bildungsgrad. Der<br />

Anteil <strong>der</strong> Versicherten mit niedrigem Bildungsgrad ist in Ostdeutschland<br />

am geringsten und in Westdeutschland am höchsten.<br />

Bremen liegt dazwischen.<br />

Die Zellbesetzung <strong>der</strong> Risikopopulation liegt <strong>bei</strong> den erklärenden<br />

Variablenausprägungen stets im vierstelligen Bereich o<strong>der</strong> höher.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> EM-Ereignisse liegt für alle Merkmalsausprägungen<br />

stets im dreistelligen Bereich o<strong>der</strong> höher.


39<br />

6 Empirische Ergebnisse<br />

Die im Folgenden dargestellten empirischen Ergebnisse beruhen für<br />

Bremen auf <strong>eine</strong>r Vollerhebung, für die alten und die neuen Bundeslän<strong>der</strong><br />

auf Stichproben. Um für die verschiedenen regionalen<br />

Datenquellen vergleichbare Befunde präsentieren zu können, werden<br />

im ersten Schritt die Werte auf die jeweilige Grundgesamtheit<br />

hochgerechnet (Abschnitt 6.1). Im Anschluss daran werden die EM-<br />

Quoten differenziert nach den einzelnen Merkmalen separat für<br />

Bremen und die alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong> dargestellt<br />

(Abschnitt 6.2). Die Darstellungen <strong>der</strong> EM-Quoten in Abschnitt 6.2<br />

sollen Antwort auf die Frage geben, wie hoch die EM-Quoten je Differenzierung<br />

nach den erwähnten Unterscheidungskriterien sind.<br />

Betrachtet werden in Abschnitt 6.2 nur die Verteilungen <strong>der</strong> Population<br />

mit EM-Rentenzugang mit den aktiv Versicherten nach einzelnen<br />

Merkmalen. Da diese einzelnen Merkmale auch strukturell<br />

durch an<strong>der</strong>e Bedingungen als die gesundheitliche Beeinträchtigung<br />

zwischen diesen <strong>bei</strong>den Populationen unterschiedlich ausgeprägt<br />

sind, müssen für <strong>eine</strong> genauere Risikobewertung diese unterschiedlichen<br />

Faktoren kontrolliert werden. Beispielsweise gibt es über die<br />

Geburtsjahre hinweg <strong>eine</strong>n steigenden Anteil höherer beruflicher<br />

Qualifikationen. Außerdem gibt es in den untersuchten Regionen<br />

unterschiedliche Anteile von Auslän<strong>der</strong>n und die Altersverteilung<br />

ist leicht unterschiedlich. Um die unabhängigen Effekte <strong>der</strong> untersuchten<br />

Merkmale auf das EM-Risiko zu bestimmen, werden in Abschnitt<br />

6.3 die Populationen <strong>der</strong> erstmaligen EM-Rentenbezieher in<br />

multivariaten Modellen mit den Populationen <strong>der</strong> aktiv Versicherten<br />

verglichen. Wegen <strong>der</strong> bekannten Abhängigkeiten z. B. von Alter<br />

und Ar<strong>bei</strong>tsbelastung ist <strong>eine</strong> Bewertung <strong>der</strong> partiellen Effekte<br />

<strong>der</strong> untersuchten erklärenden Merkmale auf die EM-Rente nur <strong>bei</strong><br />

gemeinsamer Betrachtung aller Kontrollvariablen im statistischen<br />

Modell möglich (Abschnitt 6.3).


40<br />

6.1 Deskriptive Befunde<br />

Insgesamt zeigen sich für Bremen etwas höhere EM-Zugangsquoten<br />

als in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n (0,50 % vs. 0,46 %) (siehe Tabelle 4).<br />

Die Quote in Bremen ist im Vergleich zu den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

(0,60 %) jedoch deutlich geringer. Differenziert nach den drei Hauptdiagnosegruppen<br />

sind die psychischen Erkrankungen in allen drei<br />

Regionen am häufigsten ursächlich für den Renteneintritt (0,16 %–<br />

0,19 %), allerdings fällt auf, dass insbeson<strong>der</strong>e in Bremen <strong>der</strong> Anteil<br />

<strong>der</strong> Personen, die aufgrund von psychischen Erkrankungen <strong>eine</strong><br />

<strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> erhalten am höchsten ist. Hier ist es mehr<br />

als jede dritte EM-Rente, die aufgrund von psychischen Erkrankungen<br />

bewilligt wird. In den alten Bundeslän<strong>der</strong>n liegt <strong>der</strong> entsprechende<br />

Anteil etwas darunter, in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n wird<br />

hingegen gut jede vierte EM-Rente aufgrund von psychischen Erkrankungen<br />

bewilligt. Sogenannte „Verschleißerkrankungen“ <strong>der</strong><br />

Muskeln, des Skeletts und des Bindegewebes erweisen sich als <strong>der</strong><br />

zweithäufigste Grund für <strong>eine</strong> EM-Rente. In den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

sind hier die höchsten <strong>Risiken</strong> zu konstatieren. Bei den Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen, <strong>der</strong> dritthäufigsten Diagnose, sind die Quoten<br />

in Ostdeutschland ebenfalls höher als in Bremen o<strong>der</strong> in Westdeutschland.


41<br />

Tabelle 4: : Anteile an EM-Rentenzugängen pro Jahr<br />

Bremen West Ost<br />

Quote<br />

Quote<br />

Anzahl<br />

Anzahl<br />

Anzahl<br />

%<br />

%<br />

Quote<br />

%<br />

EM-Rentenzugang<br />

gesamt<br />

5.157 0,50% 488.535 0,46 147.880 0,60<br />

wg. psychischer<br />

Erkrankungen<br />

1.952 0,19 168.890 0,16 40.725 0,16<br />

wg. Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen<br />

504 0,05 48.385 0,05 18.465 0,07<br />

wg. Muskel-<br />

Skelett-Erkrankungen<br />

812 0,08 80.090 0,08 26.105 0,11<br />

wg. sonstiger<br />

Erkrankungen<br />

1.889 0,18 191.170 0,18 62.585 0,25<br />

aktiv Versichert<br />

+ EM- 1.026.817 100,00 105.235.835 100,00 24.740.880 100,00<br />

Renten<br />

Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und hochgerechneten Datensätze<br />

<strong>der</strong> aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> für die Jahre<br />

2004–2008. Quelle: FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN, AKVS04-08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV<br />

– SUFRTZN04-08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB, gepoolt, eigene Berechnungen.


42<br />

Tabelle 5: : Mittelwerte und Anteile<br />

Aktiv<br />

Versicherte<br />

Bremen Westdeutschland Ostdeutschland<br />

EM-<br />

EM-Ren-<br />

Aktiv<br />

Aktiv<br />

Rentenzugängtenzugänge<br />

Versicherte<br />

Versicherte<br />

EM-Rentenzugänge<br />

Durchschnittsalter 43,8 J. 49,8 J. 43,8 J. 50,5 J. 44,7 J. 50,5 J.<br />

Anteil Frauen 48,1% 47,8% 48,1% 46,3% 49,7% 44,2%<br />

Anteil Auslän<strong>der</strong> 12,5% 12,2% 10,9% 12,1% 2,3% 1,1%<br />

Bildung<br />

Anteil mit niedriger<br />

Bildung<br />

Anteil mit mittlerer<br />

Bildung<br />

Anteil mit hoher<br />

Bildung<br />

Anteil ohne<br />

Bildungsangaben<br />

Berufsstatus<br />

Anteil hoher Status/<br />

techn. Berufe<br />

Anteil qualifizierte<br />

Angestelltenberufe<br />

Anteil qualifizierte<br />

manuelle Berufe<br />

Anteil gering qualif.<br />

Angestelltenberufe<br />

Anteil gering qualif.<br />

manuelle<br />

Berufe<br />

Anteil ohne Angabe<br />

/ohne Zuordnung<br />

8,5% 14,8% 10,3% 17,1% 3,3% 5,8%<br />

41,7% 39,5% 50,8% 46,6% 54,1% 52,2%<br />

8,4% 2,7% 7,6% 2,0% 8,3% 3,5%<br />

41,5% 43,0% 31,2% 34,2% 34,4% 38,5%<br />

17,1% 11,7% 16,5% 10,4% 16,5% 11,4%<br />

20,3% 14,6% 24,0% 16,9% 19,6% 12,9%<br />

9,4% 11,1% 10,7% 12,7% 11,5% 11,2%<br />

26,4% 29,8% 24,5% 27,9% 20,8% 23,6%<br />

9,2% 12,9% 12,3% 16,2% 13,1% 20,2%<br />

17,5% 19,9% 11,9% 15,9% 18,6% 20,7%<br />

Anzahl 1.021.660 5.157 104.747.300 488.535 24.593.000 147.880<br />

Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und hochgerechneten Datensätze <strong>der</strong><br />

aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> für die Jahre 2004–2008.<br />

Quelle: FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN, AKVS04-08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV – SUFRTZN04-<br />

08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB, gepoolt, eigene Berechnungen.


43<br />

Im Land Bremen wurde in den fünf Jahren im Zeitraum von 2004-<br />

2008 <strong>bei</strong> insgesamt 5.157 Menschen <strong>eine</strong> <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />

bewilligt. Auffällig im Vergleich zu den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

ist, dass das Durchschnittsalter <strong>bei</strong> den EM-Rentenzugängen<br />

in Bremen um ein gutes halbes Jahr niedriger ist. Insgesamt ist das<br />

Durchschnittsalter <strong>bei</strong> den EM-Rentenzugängen ca. 6 Jahre höher als<br />

<strong>bei</strong> den aktiv Versicherten. Dies zeigt, dass die EM-Rente nicht<br />

gleichmäßig über alle Altersstufen verteilt ist, son<strong>der</strong>n – wie zu<br />

erwarten – chronische Erkrankungen und das Risiko <strong>eine</strong>r EM-<br />

Rente im höheren Alter zunimmt.<br />

Der Anteil <strong>der</strong> Frauen unter den EM-Rentenzugängen ist in allen<br />

drei Regionen geringer als <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Frauen unter den aktiv<br />

Versicherten. Das heißt, dass das Risiko <strong>eine</strong>r EM-Verrentung für<br />

Männer deutlich höher ist. Allerdings ist dieser Unterschied in Bremen<br />

am geringsten. Hier ist nur ein Unterschied von 0,3 Prozentpunkten<br />

zu sehen. In Westdeutschland (1,8 Prozentpunkte) und<br />

Ostdeutschland (5,5 Prozentpunkte) sind die Unterschiede deutlich<br />

größer.<br />

Der Anteil von Menschen mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit<br />

unter den aktiv Versicherten und jener <strong>bei</strong> den EM-Rentenzugängen<br />

ist in Bremen nahezu gleich groß. In den alten Bundeslän<strong>der</strong>n ist<br />

<strong>der</strong> Anteil von Nicht-Deutschen <strong>bei</strong> den EM-Rentenzugängen rund<br />

1,3 Prozentpunkte höher und in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n rund<br />

1,3 Prozentpunkte geringer als unter den jeweiligen Anteilen von<br />

Nicht-Deutschen <strong>der</strong> aktiv Versicherten.<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Bildung zeigt sich, dass sowohl <strong>bei</strong> den Versicherten<br />

als auch <strong>bei</strong> den EM-Rentenzugängen das mittlere Qualifikationsniveau<br />

dominiert. Auffällig ist, dass <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> EM-Rentnerinnen<br />

und -Rentner mit niedriger Qualifikation vergleichsweise hoch, <strong>der</strong><br />

Anteil mit hohem Qualifikationsniveau hingegen niedriger als <strong>bei</strong><br />

den aktiv Versicherten ist. Zudem ist festzustellen, dass fehlende Bildungsangaben<br />

<strong>bei</strong> den Zugängen in EM-Rente durchweg anteilig<br />

häufiger vorkommen als <strong>bei</strong> den Versicherten. Dies ist u. a. darauf<br />

zurückzuführen, dass die Bildungsangabe erst 2001 in die Daten <strong>der</strong><br />

Rentenversicherung eingeführt wurde und somit insbeson<strong>der</strong>e für<br />

eher ar<strong>bei</strong>tsmarktferne Zugänge in <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> <strong>eine</strong>


44<br />

Aktualisierung des Status im Rahmen <strong>eine</strong>r Ar<strong>bei</strong>tgebermeldung<br />

nicht durchgeführt wurde (vgl. Himmelreicher et al. 2009).<br />

Für die unterschiedlichen Berufsklassifikationen ergeben sich teilweise<br />

deutliche Unterschiede in den Anteilen unter den aktiv Versicherten<br />

und den Anteilen unter den EM-Rentenzugängen. Ein höherer<br />

Anteil unter den EM-Rentenzugängen findet sich <strong>bei</strong> den qualifizierten<br />

manuellen Berufen (Ausnahme: Ostdeutschland), <strong>bei</strong> den<br />

geringqualifizierten Angestelltenberufen und <strong>bei</strong> den gering qualifizierten<br />

manuellen Berufen. Es ist also vor allem die körperliche Ar<strong>bei</strong>t<br />

und die geringe Qualifikation, die ein höheres EM-Risiko bedingen.<br />

6.2 Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsquoten uoten nach verschiedenen<br />

Merkmalen<br />

Abbildung 1 weist für Frauen und Männer für die Jahre 2004–2008<br />

die Zugänge in <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>n in Relation zu den jeweiligen<br />

aktiv Versicherten aus. Diese Verhältnisse werden im Folgenden<br />

als EM-Quoten pro 1.000 Versicherte ausgegeben. Differenziert<br />

wird da<strong>bei</strong> nach Region sowie nach häufig vorkommenden Diagnosegruppen.<br />

Es zeigt sich, dass ostdeutsche Männer die höchsten EM-<br />

Quoten aufweisen, gefolgt von ostdeutschen Frauen. Die Quoten <strong>der</strong><br />

westdeutschen Männer und Frauen sind die niedrigsten, die Quoten<br />

in Bremen liegen etwas höher als in Westdeutschland. An<strong>der</strong>s als in<br />

den Vergleichsregionen ist in Bremen die EM-Quote <strong>bei</strong> Frauen und<br />

Männern gleich groß.<br />

Differenziert man die EM-Quoten nach häufig vorkommenden Diagnosegruppen,<br />

so fällt auf, dass die Bremer Frauen das höchste EM-<br />

Risiko aufgrund von psychischen Erkrankungen aufweisen. Mehr<br />

als zwei von tausend versicherten Frauen in Bremen werden jährlich<br />

aufgrund psychischer Erkrankungen mit <strong>eine</strong>r EM-Rente berentet.<br />

Aber auch die Bremer Männer haben im Vergleich zu den Männern<br />

in den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n ein höheres Risiko<br />

aufgrund von psychischen Erkrankungen <strong>eine</strong> EM-Rente zu beziehen.<br />

Wie bereits oben erwähnt, rangieren die Muskel- und Skelett-<br />

Erkrankungen als Ursache für EM-Renten auf dem zweiten Platz. Bei


45<br />

dieser Diagnosegruppe zeigen sich <strong>bei</strong> den Männern und Frauen in<br />

den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n die höchsten Quoten. Für Bremen ist auffällig,<br />

dass hier anteilig mehr Frauen als Männer von Muskel- und<br />

Skelett-Erkrankungen betroffen sind. In den neuen und alten Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

zeigt sich genau das entgegengesetzte Geschlechterverhältnis,<br />

hier sind <strong>bei</strong> den Männern die höheren <strong>Risiken</strong> zu verzeichnen.<br />

Bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen als drittgrößte Diagnosegruppe<br />

sind die Quoten ebenfalls in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n am<br />

höchsten und es gibt in allen Regionen ein deutlich höheres Risiko<br />

für Männer als für Frauen aufgrund dieser Diagnose in EM-Rente zu<br />

gehen. Auffällig für Bremen ist, dass hier die Quoten <strong>der</strong> Frauen am<br />

niedrigsten ausfallen; die Quoten <strong>der</strong> Bremer Männer liegen etwas<br />

höher als die <strong>der</strong> westdeutschen Männer, jedoch immer noch deutlich<br />

unter denen <strong>der</strong> ostdeutschen Männer. 15<br />

15<br />

Die in Abbildung 1 dargestellten Befunde entsprechen weitgehend denen<br />

von Rehfeld et al. (2008: Abb. 10.5) und denen von Hagen et al.<br />

(2010a: 90; 2010b: 12; 2011: 339). <strong>der</strong>en Berechnungen auf den Vollerhebungen<br />

des Jahres 2005 (vgl. Rehfeld et al. 2008), den SUFs von<br />

2004–2006 (Hagen et al. 2010a; 2010b) o<strong>der</strong> auf den Vollerhebungen<br />

des Jahres 2008 (Hagen et al. 2011) beruhen.


46<br />

Abbildung 1: Quote <strong>der</strong> Zugänge in EM-Rente pro 1.000 aktiv Versicherte –<br />

inländische 30–59-jährige Versicherte nach Region, Geschlecht und Diagnosegruppen<br />

(2004–2008)<br />

Gesamt<br />

Bremen West Ost<br />

Frauen<br />

Männer<br />

Gesamt<br />

Frauen<br />

Männer<br />

Gesamt<br />

Frauen<br />

Männer<br />

0 1 2 3 4 5 6 7<br />

Bremen West Ost<br />

Männer Frauen Gesamt Männer Frauen Gesamt Männer Frauen Gesamt<br />

Psych 1,66 2,16 1,90 1,41 1,81 1,60 1,56 1,74 1,65<br />

Herz/Kreisl 0,75 0,21 0,49 0,65 0,25 0,46 1,08 0,41 0,75<br />

Muskel 0,75 0,84 0,79 0,80 0,72 0,76 1,18 0,93 1,06<br />

Sonstig 1,89 1,79 1,84 1,94 1,69 1,82 2,81 2,24 2,53<br />

Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und hochgerechneten Datensätze<br />

<strong>der</strong> aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> für die Jahre<br />

2004-2008. Quelle: FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN, AKVS04-08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV<br />

– SUFRTZN04-08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB, gepoolt, eigene Berechnungen.<br />

Abbildung 2 weist die Unterschiede des EM-Risikos zwischen Deutschen<br />

und Nicht-Deutschen bzw. Auslän<strong>der</strong>n aus. In Bremen ist <strong>der</strong><br />

Unterschied zwischen Deutschen und Auslän<strong>der</strong>n nicht beson<strong>der</strong>s<br />

ausgeprägt. Je 1.000 aktiv Versicherte in Bremen finden sich 5,04<br />

EM-Rentenzugänge unter den Deutschen und 4,88 EM-Rentenzugänge<br />

unter den Auslän<strong>der</strong>n. Auch wenn insgesamt die EM-Quote<br />

<strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong> in Bremen leicht unter <strong>der</strong> <strong>der</strong> Deutschen liegt, so<br />

zeigt sich ein an<strong>der</strong>es Bild, wenn man nach Diagnosegruppen differenziert.<br />

Auslän<strong>der</strong> haben ein höheres Risiko als Deutsche aufgrund<br />

von psychischen und auch von Muskel-Skelett-Erkrankungen <strong>eine</strong><br />

EM-Rente zu beziehen. Die Differenzen zwischen Deutschen und<br />

Nicht-Deutschen sind in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n jedoch etwas


47<br />

stärker ausgeprägt; hier zeigt sich auch ein höheres Risiko <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>innen<br />

und Auslän<strong>der</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> Quoten insgesamt.<br />

In Ostdeutschland ist die EM-Quote unter den Nicht-Deutschen<br />

mit 2,81 je 1.000 aktiv Versicherter weitaus geringer als <strong>bei</strong><br />

allen an<strong>der</strong>en Vergleichskategorien und nicht einmal halb so groß<br />

wie <strong>bei</strong> den Deutschen.<br />

Abbildung<br />

2: Quote <strong>der</strong> Zugänge in EM-Rente pro 1.000 aktiv Versicherte<br />

– inländische 30–59-jährige Versicherte nach Region, Nationalität<br />

und Diagnosegruppen (2004–2008)<br />

Gesamt<br />

Bremen West Ost<br />

Nicht-Deutsche<br />

Deutsche<br />

Gesamt<br />

Nicht-Deutsche<br />

Deutsche<br />

Gesamt<br />

Nicht-Deutsche<br />

Deutsche<br />

0 1 2 3 4 5 6 7<br />

Bremen West Ost<br />

Deutsche<br />

Nicht-<br />

Deutsche Gesamt Deutsche Nicht-<br />

Deutsche Gesamt Deutsche Nicht-<br />

Deutsche<br />

Gesamt<br />

Psych 1,88 2,06 1,90 1,55 2,09 1,60 1,67 0,73 1,65<br />

Herz/Kreisl 0,49 0,49 0,49 0,45 0,53 0,46 0,75 0,40 0,75<br />

Muskel 0,78 0,86 0,79 0,75 0,85 0,76 1,07 0,46 1,06<br />

Sonstig 1,89 1,46 1,84 1,83 1,70 1,82 2,56 1,23 2,53<br />

Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und hochgerechneten<br />

Datensätze <strong>der</strong> aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />

für die Jahre 2004-2008. Quelle: FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN,<br />

AKVS04-08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV – SUFRTZN04-08XVSTEM, SUFAKVS04-<br />

08XVSBB, gepoolt, eigene Berechnungen.


48<br />

Abbildung 3 zeigt die Entwicklung <strong>der</strong> EM-Quoten nach Alter <strong>der</strong><br />

Versicherten in Bremen, den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n. Während<br />

diese Quoten <strong>bei</strong> 30- bis 45-Jährigen vergleichsweise gering<br />

sind, steigen die EM-Quoten bis zum Ende des fünften Lebensjahrzehnts.<br />

Weitgehend unabhängig von <strong>der</strong> Region zeigt sich ein mit<br />

dem Alter leicht exponentiell ansteigende EM-Quote, die im Alter<br />

von 58 Jahren das Maximum erreicht. Mit 59 Jahren bricht dann die<br />

EM-Quote ein. Letzteres ist darauf zurückzuführen, dass manche<br />

Versicherte vermutlich abwarten und kurz darauf <strong>eine</strong> Altersrente<br />

ohne Gesundheitsprüfung beziehen. In jedem Alter sind die EM-<br />

Quoten in <strong>der</strong> Erwerbsphase <strong>bei</strong> Versicherten in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

geringfügig höher als in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n. Die Bremer<br />

EM-Quoten liegen in den Altersjahren bis Mitte 40 etwa auf<br />

dem Niveau <strong>der</strong> ostdeutschen Versicherten. In den Altersjahren ab<br />

50, in denen auch das gesamte Niveau <strong>der</strong> EM-Quoten höher ist,<br />

liegt das Bremer Niveau dann auf westdeutschem Niveau. Bremen<br />

unterscheidet sich also in den EM-Quoten von Westdeutschland<br />

durch erhöhte Quoten in <strong>der</strong> jüngeren Population.


49<br />

Abbildung 3: Quote <strong>der</strong> Zugänge in EM-Rente pro 1.000 aktiv Versicherte<br />

gleichen Alters – inländische 30–59-jährige Versicherte nach Region<br />

(2004–2008)<br />

18<br />

16<br />

14<br />

Bremen<br />

West<br />

Ost<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59<br />

Alter<br />

Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und hochgerechneten<br />

Datensätze <strong>der</strong> aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />

für die Jahre 2004-2008. Quelle: FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN, AKVS04-<br />

08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV – SUFRTZN04-08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB,<br />

gepoolt, eigene Berechnungen.<br />

Noch einmal kompakter mit Fünf-Jahres-Kategorien und differenziert<br />

nach Diagnosen zeigt Abbildung 4 die EM-Quoten nach Alter<br />

und Region. Im Vergleich zu Westdeutschland zeigt sich hier für<br />

Bremen deutlich die geringere EM-Quote <strong>bei</strong> den 55-59-Jährigen,<br />

<strong>eine</strong> vergleichbare EM-Quote <strong>bei</strong> den 50-54-Jährigen und <strong>eine</strong> höhere<br />

Quote <strong>bei</strong> den Jüngeren. Über alle Regionen nimmt die diagnosebezogene<br />

EM-Quote mit dem Alter zu. So steigt die EM-Quote ei-


50<br />

ner Rente wegen psychischer Erkrankungen in Bremen von 0,68 in<br />

<strong>der</strong> jüngsten Alterskategorie auf 3,53 in <strong>der</strong> ältesten Alterskategorie.<br />

Dieser Anstieg ist in ähnlicher Weise auch in Westdeutschland und<br />

in Ostdeutschland gegeben. Deutlich mehr im Vergleich zum Ausgangswert<br />

steigen aber die Quoten mit Muskel-Skelett-Erkrankungen<br />

und mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei den 30-34-jährigen<br />

Bremerinnen und Bremern beträgt die EM-Quote wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen<br />

lediglich 0,08, während sie unter den 55-59-Jährigen<br />

schließlich <strong>bei</strong> 2,71 liegt. Eine ähnliche Steigerung <strong>der</strong> Quote<br />

mit dem Alter zeigt sich <strong>bei</strong> den Herz-Kreislauf-Erkrankungen von<br />

0,04 auf 1,73 EM-Verrentungen je 1.000 aktiv Versicherte. Diese<br />

Entwicklungen zeigen sich auf leicht unterschiedlichem Niveau<br />

auch in Westdeutschland und in Ostdeutschland.


51<br />

Abbildung 4: Quote <strong>der</strong> Zugänge in EM-Rente pro 1.000 aktiv Versicherte<br />

gleicher Altersklassen – inländische 30–59-jährige Versicherte nach Region<br />

und Diagnosegruppen (2004–2008)<br />

Bremen West Ost<br />

55-59<br />

50-54<br />

45-49<br />

40-44<br />

35-39<br />

30-34<br />

55-59<br />

50-54<br />

45-49<br />

40-44<br />

35-39<br />

30-34<br />

55-59<br />

50-54<br />

45-49<br />

40-44<br />

35-39<br />

30-34<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />

Bremen West Ost<br />

30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59<br />

Psych 0,68 1,10 1,61 2,22 2,74 3,53 0,47 0,75 1,10 1,65 2,63 3,77 0,51 0,84 1,23 1,78 2,42 3,03<br />

Herz/Kreisl 0,04 0,10 0,12 0,47 0,88 1,73 0,03 0,07 0,14 0,35 0,82 1,83 0,05 0,10 0,25 0,63 1,31 2,27<br />

Muskel 0,08 0,14 0,27 0,75 1,40 2,71 0,06 0,12 0,24 0,57 1,29 3,10 0,08 0,15 0,33 0,86 1,78 3,37<br />

Sonstig 0,31 0,75 1,10 1,74 3,10 5,01 0,35 0,61 0,97 1,70 3,34 5,11 0,51 0,97 1,43 2,43 4,00 5,99<br />

Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und hochgerechneten<br />

Datensätze <strong>der</strong> aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />

für die Jahre 2004-2008. Quelle: FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN, AKVS04-<br />

08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV – SUFRTZN04-08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB,<br />

gepoolt, eigene Berechnungen.<br />

In Abbildung 5 werden EM-Quoten differenziert nach Qualifikationsniveaus<br />

in <strong>der</strong> Erwerbsphase ausgewiesen. Es zeigt sich sehr<br />

deutlich, dass in je<strong>der</strong> Region Geringqualifizierte höhere EM-Quoten<br />

haben als Hochqualifizierte. In Bremen liegt die EM-Quote von Versicherten<br />

mit niedrigem Qualifikationsniveau etwa fünfmal so hoch<br />

wie die von Versicherten mit hohem Qualifikationsniveau. In den<br />

neuen Bundeslän<strong>der</strong>n fällt dieser Unterschied etwas geringer aus.


52<br />

Hier beträgt die EM-Quote unter den gering qualifizierten ein Vierfaches<br />

<strong>der</strong> Quote unter den Hochqualifizierten. Am Größten ist <strong>der</strong><br />

Unterschied in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n mit <strong>eine</strong>m Faktor von über<br />

sechs. Bemerkenswert ist hier<strong>bei</strong>, dass in allen Regionen die Quoten<br />

nach Qualifikationsunterschieden <strong>bei</strong> den Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

sowie <strong>bei</strong> den Muskel-Skelett-Erkrankungen wesentlich<br />

stärker ausfallen, als <strong>bei</strong> den psychischen Erkrankungen.<br />

Allerdings muss <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Betrachtung dieser Unterschiede zwischen<br />

gering und höher Qualifizierten bedacht werden, dass es <strong>eine</strong> hohe<br />

Korrelation zwischen Bildungsabschluss und Geburtsjahr gibt. D.h.,<br />

wenn die Quote <strong>der</strong> Geringqualifizierten im Vergleich zu den hoch<br />

qualifizierten in Bremen fünfmal so hoch liegt, so lässt sich das<br />

nicht als ein fünffaches Risiko <strong>der</strong> gering qualifizierten interpretieren.<br />

Formal höher gebildete Menschen in Deutschland sind in <strong>der</strong><br />

Regel jünger. Die wenigen Fälle <strong>der</strong> EM-Rentenzugänge älterer Versicherter<br />

werden somit mit <strong>eine</strong>r großen Population jüngerer Menschen<br />

verglichen, die in erhöhtem Maße höhere Bildungsabschlüsse<br />

haben. In Abschnitt 6.3 wird diesen Unterschieden mit Hilfe von<br />

multivariaten Analysen, die u. a. nach Alter kontrollieren, Rechnung<br />

getragen.


53<br />

Abbildung 5: Quote <strong>der</strong> Zugänge in EM-Rente pro 1.000 aktiv Versicherte<br />

– inländische 30–59-jährige Versicherte nach Qualifikationsniveau, Region<br />

und Diagnosegruppen (2004–2008)<br />

Bremen West Ost<br />

hoch<br />

mittel<br />

niedrig<br />

K. A.<br />

hoch<br />

mittel<br />

niedrig<br />

K. A.<br />

hoch<br />

mittel<br />

niedrig<br />

K. A.<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Bremen West Ost<br />

K. A. niedrig mittel hoch K. A. niedrig mittel hoch K. A. niedrig mittel hoch<br />

Psych 2,23 2,91 1,59 0,83 1,91 2,71 1,36 0,50 2,06 3,50 1,38 0,90<br />

Herz/Kreisl 0,50 0,88 0,48 0,09 0,52 0,83 0,40 0,09 0,78 1,40 0,76 0,25<br />

Muskel 0,76 1,52 0,82 0,05 0,83 1,26 0,72 0,08 1,14 1,72 1,09 0,26<br />

Sonstig 1,72 3,47 1,87 0,65 1,83 2,87 1,78 0,57 2,71 3,99 2,54 1,14<br />

Quelle: FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN, AKVS04-08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV –<br />

SUFRTZN04-08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB, gepoolt, eigene Berechnungen.<br />

Anmerkung: niedrig – niedriges Qualifikationsniveau.<br />

mittel – mittleres Qualifikationsniveau.<br />

hoch – hohes Qualifikationsniveau.<br />

In <strong>der</strong> Grundauszählung hatte sich schon gezeigt, dass die geringere<br />

berufliche Qualifikation und die körperliche Tätigkeit mit <strong>eine</strong>r höheren<br />

EM-Quote verbunden sind. Abbildung 6 zeigt die EM-<strong>Risiken</strong><br />

differenziert nach <strong>der</strong> letzten beruflichen Tätigkeit. Die größte Quote<br />

lässt sich in Bremen und in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n in den gering<br />

qualifizierten manuellen Berufen zusammen mit den Agrarberufen<br />

finden. Auch in dieser Kategorie zeigen sich in Ostdeutsch-


54<br />

land die höchsten Quoten und in Bremen höhere Quoten als in<br />

Westdeutschland. Das gleiche Ranking lässt sich <strong>bei</strong> den gering qualifizierten<br />

Angestelltenberufen feststellen. Bei den qualifizierten<br />

manuellen Berufen zeigen sich in Bremen sogar noch höhere Quoten<br />

als in Ostdeutschland. Eine deutlich geringere Quote findet sich<br />

dann <strong>bei</strong> den qualifizierten Angestelltenberufen und <strong>bei</strong> den technischen<br />

Berufen zusammen mit den Berufen mit hohem Status. In<br />

allen diesen Berufskategorien finden sich wie<strong>der</strong> in Ostdeutschland<br />

die höchsten Quoten, in Bremen die zweithöchsten Quoten und in<br />

Westdeutschland die niedrigsten Quoten.<br />

Abbildung 6: Quote <strong>der</strong> Zugänge in EM-Rente pro 1.000 aktiv Versicherte<br />

– inländische 30–59-jährige Versicherte nach Berufskategorien<br />

und Region (2004–2008)<br />

Bremen West Ost<br />

k<strong>eine</strong> Angabe/ohne Zuordn.<br />

gering qualif. manuelle Berufe<br />

gering qualif. Angestelltenberufe<br />

qualif. manuelle Berufe<br />

qualif. Angestelltenberufe<br />

Hoher Status/ techn. Berufe<br />

k<strong>eine</strong> Angabe/ohne Zuordn.<br />

gering qualif. manuelle Berufe<br />

gering qualif. Angestelltenberufe<br />

qualif. manuelle Berufe<br />

qualif. Angestelltenberufe<br />

Hoher Status/ techn. Berufe<br />

k<strong>eine</strong> Angabe/ohne Zuordn.<br />

gering qualif. manuelle Berufe<br />

gering qualif. Angestelltenberufe<br />

qualif. manuelle Berufe<br />

qualif. Angestelltenberufe<br />

Hoher Status/ techn. Berufe<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10


55<br />

Diagnosehauptgruppe<br />

Psychisch<br />

Herz-<br />

Kreislauf<br />

Muskel-<br />

Skelett<br />

Sonstige<br />

Ost hoher Status/ techn. Berufe 1,34 0,39 0,66 1,75<br />

qualif. Angestelltenberufe 1,23 0,32 0,62 1,77<br />

qualif. manuelle Berufe 1,04 0,93 1,38 2,51<br />

gering qual. Angest.-berufe 1,68 0,93 1,19 2,98<br />

gering qualif. manuelle Berufe 2,19 1,44 1,65 3,89<br />

k<strong>eine</strong> Angabe/ohne Zuordnung 2,31 0,70 1,09 2,55<br />

West hoher Status/ techn. Berufe 1,17 0,20 0,40 1,15<br />

qualif. Angestelltenberufe 1,28 0,22 0,40 1,38<br />

qualif. manuelle Berufe 1,37 0,71 1,27 2,16<br />

gering qual. Angest.-berufe 1,77 0,55 0,90 2,05<br />

gering qualif. manuelle Berufe 1,96 0,75 1,05 2,32<br />

k<strong>eine</strong> Angabe/ohne Zuordnung 2,37 0,58 0,93 2,31<br />

Bremen hoher Status/ techn. Berufe 1,51 0,19 0,48 1,26<br />

qualif. Angestelltenberufe 1,34 0,25 0,41 1,61<br />

qualif. manuelle Berufe 1,58 0,85 1,27 2,22<br />

gering qual. Angest.-berufe 1,96 0,61 1,04 2,07<br />

gering qualif. manuelle Berufe 2,41 0,90 1,12 2,57<br />

k<strong>eine</strong> Angabe/ohne Zuordnung 2,74 0,48 0,74 1,74<br />

Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und hochgerechneten<br />

Datensätze <strong>der</strong> aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />

für die Jahre 2004-2008. Quelle: FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN, AKVS04-08BREMEN,<br />

gepoolt; FDZ-RV – SUFRTZN04-08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB, gepoolt, eigene<br />

Berechnungen.


56<br />

6.3 Analysen des Erwerbsmin<strong>der</strong>ungszugangsrisikos<br />

ugangsrisikos<br />

Um den Einfluss mehrerer Variablen – im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit,<br />

in <strong>eine</strong>m bestimmten Jahr <strong>eine</strong> EM-Rente zu beziehen<br />

– schätzen zu können, werden im Folgenden die Ergebnisse<br />

von verschiedenen logistischen Regressionsmodellen präsentiert.<br />

Die in den Tabellen dargestellten Odds Ratios zeigen ein größeres<br />

(>1) o<strong>der</strong> geringeres (


57<br />

Tabelle 6: EM-Renten-<strong>Risiken</strong> von inländischen 30-59-jährigen<br />

Versicherten nach Jahr, Alter und Region (logistische Regression,<br />

Modell 1): Odds Ratios<br />

Bremen West Ost<br />

Jahr 0,98 0,96 *** 0,96 ***<br />

Alter 1,11 *** 1,06 *** 1,13 ***<br />

Alter2 1,00 1,00 *** 1,00<br />

Alter59 0,76 *** 0,79 *** 0,84 ***<br />

Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und hochgerechneten<br />

Datensätze <strong>der</strong> aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die<br />

<strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> für die Jahre 2004-2008. Quelle: FDZ-RV –<br />

RTZN04-08BREMEN, AKVS04-08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV –<br />

SUFRTZN04-08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB, gepoolt, eigene Berechnungen.<br />

Signifikanzniveaus: * signifikant (p


58<br />

Tabelle 7: EM-Renten-<strong>Risiken</strong> von inländischen 30-59-jährigen<br />

Versicherten nach Jahr, soziodemografischen Merkmalen und<br />

Region (logistische Regression, Modell 2) : Odds Ratios<br />

Bremen West Ost<br />

Jahr 0,98 0,96 *** 0,96 ***<br />

Alter 1,11 *** 1,06 *** 1,13 ***<br />

Alter2 1,00 1,00 *** 1,00<br />

Alter59 0,76 *** 0,79 *** 0,85 ***<br />

Frau 0,96 0,92 *** 0,78 ***<br />

Nicht-Deutsch 1,17 *** 1,29 *** 0,56 ***<br />

Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und gewichteten<br />

Datensätze <strong>der</strong> aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />

für die Jahre 2004-2008. Quelle: FDZ-RV – RTZN04-<br />

08BREMEN, AKVS04-08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV – SUFRTZN04-<br />

08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB, gepoolt, eigene Berechnungen.<br />

Signifikanzniveaus: * signifikant (p


59<br />

Die Nationalität zeigte sich in Abbildung 2 noch als nicht beson<strong>der</strong>s<br />

bedeutsam für ein EM-Risiko in Bremen. Die EM-Quote <strong>der</strong> Nicht-<br />

Deutschen stellte sich in Bremen leicht geringer dar; dies ist aber<br />

wohl <strong>der</strong> Alters- o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschlechterverteilung geschuldet. Im Regressionsmodell<br />

unter Kontrolle dieser Variablen zeigt sich für Auslän<strong>der</strong><br />

ein etwas höheres EM-Risiko in Bremen im Vergleich zu den<br />

deutschen Versicherten. Signifikant höhere <strong>Risiken</strong> gibt es für Auslän<strong>der</strong><br />

außerdem in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n. Für diese zeigte sich<br />

das höhere Risiko allerdings schon in <strong>der</strong> Abbildung 2 ohne Kontrolle<br />

<strong>der</strong> weiteren Variablen. In den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n hingegen<br />

zeigen sich entsprechend <strong>der</strong> Abbildung 2 sehr niedrige EM-<strong>Risiken</strong><br />

für ausländische Versicherte. Hier spielt sicherlich die unterschiedliche<br />

Bevölkerungsstruktur in den neuen und alten Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

<strong>eine</strong> Rolle.<br />

Abbildung 5 zeigte schon die deutlich höheren EM-<strong>Risiken</strong> <strong>der</strong> Versicherten<br />

mit niedrigem Bildungsniveau im Vergleich zu jenen mit<br />

mittlerem und hohem Bildungsniveau. Die relativen Unterschiede<br />

stellen sich da<strong>bei</strong> in Bremen sowie in den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

sehr ähnlich dar. Interpretiert man die Odds Ratios als relative<br />

<strong>Risiken</strong>, so zeigen sich auch unter Kontrolle des Alters die gut<br />

viermal so großen <strong>Risiken</strong> unter den Geringqualifizierten im Vergleich<br />

zu den Hochqualifizierten.<br />

Während die Bildungseffekte auf die EM-Renten kaum die Zeit- und<br />

Alterseffekte beeinflussen, lässt sich ein Zusammenhang von Bildung<br />

und Geschlecht und von Bildung und Nationalität feststellen.<br />

Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen werden durch die<br />

Berücksichtigung des Bildungsgrades größer, während die Unterschiede<br />

zwischen Deutschen und Nicht-Deutschen geringer werden.<br />

Ein gewisser Unterschied zwischen Deutschen und Nicht-Deutschen<br />

bezüglich des EM-Risikos ist also dem unterschiedlichen Bildungsgrad<br />

geschuldet. An<strong>der</strong>erseits haben Frauen im Vergleich zu Männern<br />

<strong>bei</strong> gleichem Bildungsgrad ansch<strong>eine</strong>nd ein geringeres EM-<br />

Risiko.


60<br />

Tabelle 8: EM-Renten-<strong>Risiken</strong> von inländischen 30-59-jährigen<br />

Versicherten nach Jahr, soziodemografischen Merkmalen, Bildungsgrad<br />

und Region (logistische Regression, Modell 2) : Odds<br />

Ratios<br />

Bremen West Ost<br />

Jahr 0,99 0,97 *** 0,97 ***<br />

Alter 1,11 *** 1,06 *** 1,13 ***<br />

Alter2 1,00 1,00 *** 1,00<br />

Alter59 0,76 *** 0,79 *** 0,84 ***<br />

Frau 0,92 ** 0,87 *** 0,78 ***<br />

Nicht-Deutsch 1,05 1,14 ** 0,56 ***<br />

fehlende Bildungsangabe 1,13 *** 1,15 *** 1,10 ***<br />

niedriger Bildungsgrad 1,76 *** 1,58 *** 1,84 ***<br />

hoher Bildungsgrad 0,36 *** 0,33 *** 0,40 ***<br />

Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und gewichteten<br />

Datensätze <strong>der</strong> aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />

für die Jahre 2004-2008. Quelle: FDZ-RV – RTZN04-<br />

08BREMEN, AKVS04-08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV – SUFRTZN04-<br />

08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB, gepoolt, eigene<br />

Berechnungen.<br />

Signifikanzniveaus: * signifikant (p


61<br />

Tabelle 9: EM-Renten-<strong>Risiken</strong> von inländischen 30-59-jährigen<br />

Versicherten nach Jahr, soziodemografischen und sozioökonomischen<br />

Merkmalen und Region (logistische Regression, Modell<br />

3) : Odds Ratios<br />

Bremen West Ost<br />

Jahr 0,99 0,97 *** 0,96 ***<br />

Alter 1,10 *** 1,06 *** 1,12 ***<br />

Alter2 1,00 1,00 *** 1,00<br />

Alter59 0,75 *** 0,79 *** 0,85 ***<br />

Frau 1,01 0,95 *** 0,86 **<br />

Nicht-Deutsch 1,00 1,10 *** 0,57 ***<br />

fehlende Bildungsangabe 1,06 1,05 *** 1,17 ***<br />

niedriger Bildungsgrad 1,57 *** 1,40 *** 1,62 ***<br />

hoher Bildungsgrad 0,41 *** 0,39 *** 0,48 ***<br />

Beruf hoher Status / technisch<br />

0,72 *** 0,68 *** 0,84 ***<br />

qualifizierte Angestellte 0,65 *** 0,67 *** 0,76 ***<br />

gering qualifizierte Angst. 0,86 ** 0,87 *** 1,08 ***<br />

gering qualifizierte manuelle<br />

Tätigkeit und Agrarberufe<br />

kein gemeldeter Beruf / ohne<br />

Zuordnung<br />

1,12 1,01 1,48 ***<br />

0,87 * 0,92 *** 0,88 ***<br />

Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und gewichteten<br />

Datensätze <strong>der</strong> aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />

für die Jahre 2004-2008. Quelle: FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN, AKVS04-<br />

08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV – SUFRTZN04-08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB,<br />

gepoolt, eigene Berechnungen.<br />

Signifikanzniveaus: * signifikant (p


62<br />

Abbildung 6 lässt vermuten, dass körperliche Tätigkeiten und Berufe<br />

mit geringer Qualifikation mit <strong>eine</strong>m erhöhten EM-Risiko verbunden<br />

sind. Tabelle 9 erweitert nun das vorherige Regressionsmodell<br />

(Tabelle 8) um die letzte berufliche Tätigkeit. Während sich <strong>der</strong><br />

Zeiteffekt und <strong>der</strong> Alterseffekt durch die zusätzliche Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Berufstätigkeit kaum verän<strong>der</strong>n, verringern sich die Effekte<br />

von Geschlecht und Bildung auf das EM-Risiko. Das bedeutet,<br />

dass die berufliche Tätigkeit mit diesen Variablen korreliert ist und<br />

so zum Teil den Unterschied von Frauen und Männern im Zugang<br />

zur EM-Rente erklärt.<br />

Die Betrachtung <strong>der</strong> Effekte <strong>der</strong> beruflichen Klassifikation zeigt Folgendes:<br />

Im Vergleich zur qualifizierten manuellen Tätigkeit gibt es<br />

<strong>eine</strong> Berufsklassifikation, die sich als noch riskanter im Hinblick auf<br />

<strong>eine</strong> EM-Verrentung zeigt. Das sind die gering qualifizierten manuellen<br />

Tätigkeiten zusammen mit den Agrarberufen (vor allem in<br />

Bremen und in Ostdeutschland). In Bremen sowie in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

ist das EM-Risiko für die gering qualifizierten Angestelltenberufe<br />

etwas geringer und in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n etwas<br />

höher als <strong>bei</strong> qualifizierten manuellen Tätigkeiten. Die Berufe mit<br />

hohem Status zusammen mit den technischen Berufen und die qualifizierten<br />

Angestelltenberufe weisen durchweg deutlich geringere<br />

EM-<strong>Risiken</strong> auf. Insgesamt ist also <strong>der</strong> Effekt <strong>der</strong> höheren EM-Quote<br />

in gering qualifizierten Berufen wohl eher mit den durch die Tätigkeiten<br />

verbundenen Belastungen anstelle von Geschlecht, Nationalität<br />

o<strong>der</strong> Region zu erklären.


63<br />

Tabelle 10: Nach Geschlecht differenzierte EM-Renten-<strong>Risiken</strong> von inländischen<br />

30-59-jährigen Versicherten nach Jahr, soziodemografischen und<br />

sozioökonomischen Merkmalen und Region (logistische Regression, Modell<br />

4): Odds Ratios<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Bremen West Ost Bremen West Ost<br />

Jahr 0,98 0,96 *** 0,96 *** 1,00 0,98 *** 0,97 ***<br />

Alter 1,10 ** 1,08 *** 1,13 *** 1,10 ** 1,04 *** 1,11 ***<br />

Alter2 1,00 1,00 *** 1,00 1,00 1,00 *** 1,00<br />

Alter59 0,75 ** 0,80 *** 0,87 *** 0,77 * 0,78 *** 0,82 ***<br />

nicht-deutsch 0,87 * 0,98 0,62 *** 1,16 * 1,24 *** 0,50 ***<br />

fehlende<br />

Bildungsangabe<br />

niedriger<br />

Bildungsgrad<br />

hoher<br />

Bildungsgrad<br />

Beruf hoher Status<br />

/ technisch<br />

qualifizierte<br />

Angestellte<br />

gering qualifizierte<br />

Angestellte<br />

gering qualifizierte<br />

manuelle<br />

Tätigkeit<br />

1,22 *** 1,20 *** 1,20 *** 0,93 0,94 *** 1,14 ***<br />

1,56 *** 1,49 *** 1,57 *** 1,55 *** 1,35 *** 1,70 ***<br />

0,42 *** 0,41 *** 0,45 *** 0,47 *** 0,47 *** 0,55 ***<br />

0,54 *** 0,48 *** 0,71 *** 0,75 ** 0,90 *** 0,91<br />

0,60 *** 0,59 *** 0,78 *** 0,60 *** 0,71 *** 0,74 ***<br />

0,98 0,94 *** 1,09 ** 0,70 *** 0,84 *** 1,05<br />

1,15 * 1,00 1,49 *** 0,99 1,01 1,42 ***<br />

kein gemeldeter<br />

Beruf / ohne 0,87 * 0,84 *** 0,86 *** 0,74 ** 0,93 * 0,87 **<br />

Zuordnung<br />

Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und gewichteten Datensätze <strong>der</strong><br />

aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> für die Jahre 2004-2008.<br />

Quelle: FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN, AKVS04-08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV – SUFRTZN04-<br />

08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB, gepoolt, eigene Berechnungen.<br />

Signifikanzniveaus: * signifikant (p


64<br />

Um zeigen zu können, welchen Einfluss die sozioökonomischen<br />

und soziodemographischen Variablen auf die EM-<strong>Risiken</strong> von Frauen<br />

und Männern haben, werden in Tabelle 10 die Modelle aus Tabelle<br />

9 differenziert nach Geschlecht dargestellt: Während die zeitlichen<br />

Effekte und die Alterseffekte für Frauen und Männer fast identisch<br />

sind, gibt es <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Nationalität, dem Bildungsgrad und <strong>der</strong><br />

beruflichen Tätigkeit einige Beson<strong>der</strong>heiten. Während ausländische<br />

Männer in allen drei Regionen tendenziell ein geringeres EM-Risiko<br />

aufweisen als deutsche Männer, zeigen sich für ausländische Frauen<br />

im Vergleich zu deutschen Frauen höhere EM-<strong>Risiken</strong>. Der messbare<br />

Bildungsgrad wirkt für Männer und Frauen in die gleiche Richtung:<br />

Höherer Bildungsgrad führt zu geringerem EM-Risiko. Etwas an<strong>der</strong>s<br />

stellt es sich für Frauen und Männer mit fehlenden Bildungsangaben<br />

im Vergleich zu Frauen und Männern mit mittleren Bildungsangaben<br />

dar. Bei den Frauen ohne Bildungsangaben wird in Bremen<br />

(nicht signifikant) und in Westdeutschland signifikant ein minimal<br />

geringeres EM-Risiko gemessen.<br />

Deutlichere Unterschiede <strong>der</strong> Effekte <strong>bei</strong> Frauen und Männern lassen<br />

sich bezüglich <strong>der</strong> Berufshauptgruppen erkennen. Während <strong>bei</strong><br />

den Männern die Berufe mit hohem Status und technische Berufe<br />

zu deutlich geringeren EM-<strong>Risiken</strong> führen, stellt sich für Frauen dieser<br />

Unterschied wesentlich geringer dar. Dies könnte u. a. darin begründet<br />

sein, dass Frauen seltener als Männer in Berufen mit hohem<br />

Status beschäftigt sind. Zu den Berufen mit hohem Status gehören<br />

auch Krankenpflegekräfte, die zu 85 % weiblich sind. Solche überwiegend<br />

von Frauen ausgeübten sowohl körperlich als auch psychisch<br />

belastenden Gesundheitsberufe erhöhen – trotz hohen Status<br />

– die gemessenen EM-<strong>Risiken</strong>. Während offensichtlich Männerberufe<br />

mit hohem Status besser vor EM-<strong>Risiken</strong> schützen.


65<br />

7 Diskussion<br />

Chronische Erkrankungen spielen <strong>bei</strong> gesundheitsbedingten Frühberentungen<br />

<strong>eine</strong> beson<strong>der</strong>e Rolle. Nahezu je<strong>der</strong> fünfte Neuzugang<br />

in die gesetzliche Rentenversicherung bezieht <strong>eine</strong> EM-Rente. Dem<br />

Bezug <strong>eine</strong>r EM-Rente ist in aller Regel <strong>eine</strong> lange Krankheitsgeschichte<br />

vorgelagert. Zudem sind die Betroffenen mit deutlichen<br />

finanziellen Einschränkungen konfrontiert. Eine Vermeidung chronischer<br />

Krankheiten liegt damit sowohl im Interesse <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

als auch insbeson<strong>der</strong>e im Interesse <strong>der</strong> Betroffenen.<br />

Die Analysen für die zugrunde liegende Untersuchungspopulation<br />

– in Deutschland lebende versicherte Menschen im Alter von 30 bis<br />

einschließlich 59 Jahren (2004-2008) – zeigen, dass die EM-Renten-<br />

<strong>Risiken</strong> ungleich verteilt sind: Sowohl die Bildung und die berufliche<br />

Tätigkeit als auch das Geschlecht und <strong>der</strong> Wohnort haben <strong>eine</strong>n<br />

Einfluss auf das Risiko, <strong>eine</strong> <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> zu beziehen.<br />

7.1 Das Frühberentungsrisiko in Bremen<br />

Die Messung des EM-Risikos in Bremen bezieht sich auf die versicherten<br />

Menschen im Alter von 30 bis 59 Jahren mit Wohnort in<br />

Bremen. Insbeson<strong>der</strong>e für regionale Analysen sind die FDZ-RV-Daten<br />

von beson<strong>der</strong>em Nutzen, weil hohe Fallzahlen für wissenschaftliche<br />

Untersuchungen zur Verfügung stehen, die zuvor lediglich den Beschäftigten<br />

<strong>der</strong> Rentenversicherung (vgl. Rehfeld et al. 2008) o<strong>der</strong><br />

spezifischen Forschungsprojekten vorbehalten waren und lediglich<br />

über Daten bestimmter Rentenversicherungsträger verfügten (vgl.<br />

Bödeker et al. 2006).<br />

Insgesamt wurden für die Zeit von 2004–2008 ca. 5.000 Menschen<br />

aufgrund vermin<strong>der</strong>ter Erwerbsfähigkeit in Bremen verrentet, dies<br />

entspricht in <strong>der</strong> Größenordnung z. B. dem Beschäftigungsverhältnis<br />

<strong>der</strong> Bremer Firmen Kraft Foods Deutschland GmbH o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Brauerei Beck GmbH und Co. KG (vgl. WFB 2009). Als relatives Maß<br />

ergibt sich daraus ein Anteil von ca. 0,5 % <strong>der</strong> aktiv Versicherten <strong>der</strong>


66<br />

Rentenversicherung im Land Bremen, die jährlich in die EM-Rente<br />

gehen.<br />

Das EM-Risiko stellt sich insgesamt in Bremen geringer dar als in<br />

den neuen, aber höher als in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n. In den erklärenden<br />

Faktoren unterscheidet sich Bremen von den Vergleichsregionen<br />

folgen<strong>der</strong>maßen: Es gibt pro Jahr im beobachteten Zeitraum<br />

<strong>eine</strong>n geringeren Rückgang (unter Kontrolle <strong>der</strong> soziodemografischen<br />

und sozioökonomischen Struktur <strong>der</strong> Versicherten) <strong>der</strong><br />

EM-Zugänge als in den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n. Der Geschlechterunterschied<br />

ist in Bremen praktisch nicht vorhanden. Ansonsten<br />

entsprechen die soziodemografischen und die sozioökonomischen<br />

Unterschiede im EM-Zugangsrisiko in Bremen denen in<br />

Westdeutschland und in Ostdeutschland. Da<strong>bei</strong> sind die Unterschiede<br />

im Vergleich zu Westdeutschland geringer als im Vergleich zu<br />

Ostdeutschland.<br />

7.2 Soziodemografische Faktoren<br />

Das Alter bleibt auch in den Analysen ein hauptsächlich bestimmen<strong>der</strong><br />

Faktor für das EM-Risiko. Mit steigendem Alter steigt das<br />

Risiko deutlich an. Dies gilt sowohl in Bremen als auch in Westdeutschland<br />

und Ostdeutschland. In allen Regionen gibt es im Alter<br />

von 59 Jahren <strong>eine</strong>n Einbruch im Zugangsrisiko, was auf die alternativen<br />

Möglichkeiten <strong>eine</strong>s baldigen Zugangs über die Altersrente<br />

zu erklären ist.<br />

Die geschlechterdifferenzierten Analysen bestätigen hinsichtlich <strong>der</strong><br />

globalen Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrisiken die These: Männer beziehen<br />

durchschnittlich häufiger als Frauen <strong>eine</strong> EM-Rente. Auffällig ist<br />

da<strong>bei</strong>, dass die Geschlechterdifferenzen in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

ausgeprägter sind als in den alten. Bremen stellt sich hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> EM-Verrentung sogar als geschlechtsneutral dar.<br />

Die Analysen nach Diagnosegruppen ergeben allerdings ein differenzierteres<br />

Bild: Während Männer aufgrund von Herz-Kreislaufsowie<br />

von Muskel-Skelett-Erkrankungen für Deutschland ein erhöh-


67<br />

tes EM-Risiko haben, zeigt sich hingegen ein umgekehrtes Bild <strong>bei</strong><br />

den EM-Rentenzugängen auf Grund von psychischen Erkrankungen:<br />

Hier sind es die Frauen, die ein höheres EM-Risiko im Vergleich zu<br />

den Männern haben. Zudem sind die Geschlechterdifferenzen <strong>bei</strong><br />

psychischen Erkrankungen in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n höher als in<br />

den neuen. In Bremen ist an<strong>der</strong>s als im Bundestrend die Zugangswahrscheinlichkeit<br />

aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen für<br />

Frauen höher als für Männer.<br />

Die Ursachen <strong>der</strong> geschlechtsspezifischen Unterschiede hinsichtlich<br />

des EM-Risikos können hier nicht abschließend geklärt werden. Vor<br />

dem Hintergrund, dass Berufe mit hohem gesundheitlichen Gefährdungspotenzial<br />

mehrheitlich von (niedrig qualifizierten) Männern<br />

ausgeübt werden, ist das erhöhte EM-Risiko von Männern aufgrund<br />

von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Muskel-Skelett-Erkrankungen<br />

plausibel.<br />

Das erhöhte Risiko <strong>der</strong> Frauen, psychisch zu erkranken, könnte damit<br />

begründet werden, dass Frauen häufiger als Männer in emotional<br />

belastenden Berufen tätig sind, die zu stressbedingten Erkrankungen<br />

wie Depressionen und Burnout führen (vgl. Beermann et al.<br />

2008, BiBB/BAuA 2006). Allerdings sind neben <strong>der</strong> Risikoexposition<br />

auch die unterschiedliche Wahrnehmung und Verar<strong>bei</strong>tung <strong>der</strong><br />

psychischen Belastungen von Frauen und Männern sowie Geschlechter<br />

spezifische Zuschreibungen im Gesundheitssystem zu berücksichtigen.<br />

Männer zeigen an<strong>der</strong>e Symptome als Frauen, sie<br />

kompensieren ihre Probleme an<strong>der</strong>s und haben ein an<strong>der</strong>es Hilfesuchverhalten<br />

als Frauen (vgl. DAK-Gesundheitsreport 2008, Ar<strong>bei</strong>tsgruppe<br />

"Geschlechterperspektive für wirksameren Ar<strong>bei</strong>ts- und Gesundheitsschutz"<br />

2011).<br />

Deutsche und ausländische Versicherte unterscheiden sich in Bremen<br />

nicht hinsichtlich ihres EM-Risikos. Die Unterschiede, die sich<br />

ohne Kontrolle weiterer Variablen zwischen Deutschen und Nicht-<br />

Deutschen finden lassen, sind in Bremen durch die unterschiedliche<br />

soziodemografische und sozioökonomische Struktur erklärbar. In<br />

den alten Bundeslän<strong>der</strong>n liegen die EM-<strong>Risiken</strong> auch unter Kontrol-


68<br />

le weiterer Merkmale leicht über denen <strong>der</strong> Deutschen, während sie<br />

in Ostdeutschland deutlich niedriger liegen. Dies mag an unterschiedlichen<br />

Herkunftslän<strong>der</strong>n, Bildungsgraden, Altersstrukturen<br />

und Wan<strong>der</strong>ungsbewegungen in den alten und den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

liegen, was hier aber nicht überprüft werden kann.<br />

7.3 Sozioökonomische Faktoren<br />

Die Analysen zeigen, dass in je<strong>der</strong> Region Versicherte mit hoher<br />

Qualifikation weitaus seltener als diejenigen mit mittlerer und vor<br />

allem diejenigen mit niedriger Qualifikation <strong>eine</strong> EM-Rente beziehen.<br />

Dies gilt sowohl für den Grad <strong>der</strong> formalen Bildung als auch<br />

für das Qualifikationsniveau <strong>der</strong> ausgeübten Tätigkeit. Die Unterschiede<br />

im EM-Rentenzugang, die sich in Bremen zwischen den<br />

Qualifikationsniveaus finden, entsprechen weitgehend den Unterschieden,<br />

wie sie auch im gesamten Bundesgebiet vorzufinden sind.<br />

Diese Unterschiede sind somit nichts spezifisch Bremisches.<br />

Die Ursachen <strong>der</strong> Ungleichheit zwischen Hochqualifizierten und<br />

Geringqualifizierten sind vielfältig. Zum <strong>eine</strong>n können sie auf gesundheitsbewusstere<br />

Lebens- und Verhaltensweisen von Höherqualifizierten<br />

zurückgeführt werden, zum an<strong>der</strong>en können sie in Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> ausgeübten beruflichen Tätigkeit und den<br />

damit verbundenen <strong>Risiken</strong>, aber auch Ressourcen stehen. Erwerbstätige<br />

mit höherer Qualifikation üben im Vergleich zu Niedrigqualifizierten<br />

seltener Berufe aus, in denen ständige körperliche Fehlbelastungen<br />

auftreten und sie haben größere Handlungs- und Gestaltungsspielräume<br />

als Beschäftigte mit geringerer Qualifikation. Diese<br />

Handlungs- und Gestaltungsspielräume zusammen mit <strong>eine</strong>m proaktiven<br />

Gesundheitsverhalten wirken sich nachweislich positiv aus,<br />

im Sinne von niedrigeren EM-<strong>Risiken</strong> und somit besserer Gesundheit<br />

von höher Qualifizierten.


69<br />

7.4 Fazit<br />

Die vorliegende Studie hat gezeigt, dass das Ausmaß des EM-Risikos<br />

ausgesprochen hoch ist und dass soziodemografische und sozioökonomische<br />

Positionen individuelle EM-<strong>Risiken</strong> erheblich beeinflussen.<br />

Im Rahmen dieser jeweils die gesamte Population - differenziert<br />

nach Geschlecht, Region, Beruf, Bildung sowie Diagnosehauptgruppen<br />

- umfassenden Darstellung lassen sich einige Spezifika allerdings<br />

nicht abbilden. Gemeint sind damit u. a. spezifische Belastungen<br />

einzelner Berufsgruppen, die zu beson<strong>der</strong>en EM-<strong>Risiken</strong> führen<br />

könnten. Weitergehende Erkenntnisse wären zu erwarten, wenn<br />

spezifische Untersuchungen für z. B. Krankenpflegerinnen o<strong>der</strong><br />

Schlosser realisiert werden würden. Allerdings sind in den Daten<br />

<strong>der</strong> Rentenversicherung stets die letzten beruflichen Tätigkeiten<br />

ausgewiesen. Da jedoch gesellschaftliche Inklusion überwiegend<br />

über den Ar<strong>bei</strong>tsmarkt stattfindet, ist davon auszugehen, dass gerade<br />

die letzte berufliche Tätigkeit, die <strong>eine</strong> Person innehatte, bevor<br />

sie wegen <strong>eine</strong>r chronischen Krankheit in EM-Rente gegangen ist,<br />

oftmals nicht jene war, die sie zu <strong>der</strong> Zeit ausübte, als sie noch gesund<br />

war. Insbeson<strong>der</strong>e im Feld von krankheitsbedingten beruflichen<br />

Verläufen besteht weitergehen<strong>der</strong> Forschungsbedarf, um adäquate<br />

Instrumente zur Prävention entwickeln zu können.


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Band I: Korporative Koordination und Wettbewerb, Sozioökonomischer<br />

Status und Gesundheit, Strategien <strong>der</strong> Primärprävention.<br />

Baden-Baden: Nomos Verlag.<br />

Unger, R. (2003): Soziale Differenzierung <strong>der</strong> aktiven Lebenserwartung<br />

im internationalen Vergleich. Eine Längsschnittanalyse mit<br />

den Daten des Sozio-ökonomischen Panel und <strong>der</strong> Panel Study of<br />

Income Dynamics. Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag.<br />

Viebrok, H. (2003): Disability pensions in Germany. In: C. Prinz (Ed.),<br />

European Pension Policies: 11 County Trends 1970-2002. Al<strong>der</strong>shot:<br />

Ashgate, S. 197-224.


80<br />

Viebrok, H., Himmelreicher, R. K. und Schmähl, W. (2004): Private<br />

Altersvorsorge statt Rente: Wer gewinnt, wer verliert?, Beiträge zur<br />

Sozial- und Verteilungspolitik (Hrsg. W. Schmähl) Band 3, Münster<br />

u.a.O.: LIT Verlag.<br />

Voges, W. (1994): Mißbrauch des Rentensystems? Invalidität als Mittel<br />

<strong>der</strong> Frühverrentung. Frankfurt a. M., New York: Campus.<br />

Voges, W. (2008): Soziologie des höheren Lebensalters. Ein Studienbuch<br />

zur Gerontologie. Augsburg: MaroVerlag.<br />

WFB – [Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung Bremen GmbH] (2009): Bremen in<br />

Zahlen. Große Unternehmen in Bremen. URL: http://www.wfb-bremen.de/de/Gro%C3%9Fe-Unternehmen-in-Bremen/194192<br />

(Zugriff<br />

am 13.04.2012).<br />

Zinke, M., Müller, R. und Braun, B. (2006): Chronizität ar<strong>bei</strong>tsbedingter<br />

Rückenbeschwerden am Beispiel von fünf Berufsgruppen.<br />

In: Müller, Rolf; Braun, Bernard (Hrsg.): Vom Quer- zum Längsschnitt.<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Analysen mit GKV-Daten. St. Augustin:<br />

Asgard-Verlag. S. 103-125.


Eine Kammer für Ar<strong>bei</strong>tnehmerinnen<br />

und Ar<strong>bei</strong>tnehmer im Land Bremen<br />

❚ Die Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer Bremen vertritt als Körperschaft<br />

des öffentlichen Rechts die Interessen <strong>der</strong> Beschäftigten.<br />

❚ Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer sind – so bestimmt es<br />

das ›Gesetz über die Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer im Lande Bremen‹<br />

– alle im Bundesland Bremen abhängig Beschäftigten (mit<br />

Ausnahme <strong>der</strong> Beamten). Zurzeit sind dies rund 291.000<br />

sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und knapp 70.500<br />

Minijobber. Auch Ar<strong>bei</strong>tslose, die zuletzt ihren Ar<strong>bei</strong>tsplatz<br />

im Land Bremen hatten, sind Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer.<br />

❚ Neben <strong>eine</strong>r umfassenden Rechtsberatung bietet die Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer<br />

ihren Mitglie<strong>der</strong>n zahlreiche Informationen<br />

zu den Themen Wirtschaft, Ar<strong>bei</strong>t, Bildung und Kultur.<br />

❚ Darüber hinaus berät sie Betriebs- und Personalräte sowie<br />

die Politik und öffentliche Verwaltung im Land Bremen.<br />

❚ Die berufliche Weiterbildung übernimmt die Wirtschaftsund<br />

Sozialakademie (wisoak).<br />

❚ Zusätzlichen Service und Vergünstigungen gibt es mit <strong>der</strong><br />

KammerCard, die jedes Mitglied auf Wunsch kostenlos erhält.<br />

www.ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer.de<br />

Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer<br />

Bremen

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