Risiken für eine Erwerbsminderungsrente - bei der ...
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SOZIAL- UND GESUNDHEITSPOLITIK<br />
<strong>Risiken</strong> für <strong>eine</strong><br />
<strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />
Bremen<br />
im Län<strong>der</strong>vergleich<br />
www.ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer.de<br />
Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer<br />
Bremen
<strong>Risiken</strong> für <strong>eine</strong><br />
<strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> Bremen im<br />
Län<strong>der</strong>vergleich<br />
V E R FA S S E R I N N E N / V E R FA S S E R<br />
Rolf Müller, Zentrum für Sozialpolitik,<br />
Abteilung Gesundheitsökonomie,<br />
Gesundheitspolitik und Versorgungsforschung,<br />
Universität Bremen<br />
Christine Hagen, Deutsches Zentrum<br />
für Altersfragen, Berlin.<br />
Ralf K. Himmelreicher, Institut für<br />
Soziologie, Technische Universität<br />
Dortmund<br />
H E R AU S G E B E R I N<br />
Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer Bremen<br />
Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />
Bürgerstraße 1, 28195 Bremen<br />
Telefon: 0421 · 36301-0<br />
Telefax: 0421 · 36301-89<br />
info@ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer.de<br />
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Bremen, Mai 2013<br />
Schutzgebühr 5,50 Euro<br />
Für Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer<br />
Bremen ist diese Broschüre kostenlos.<br />
Umschlagfoto: © toscana – Fotolia.com
<strong>Risiken</strong> für <strong>eine</strong><br />
Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />
in<strong>der</strong>ungsrente<br />
rente<br />
Bremen im Län<strong>der</strong>vergleich<br />
Eine Analyse des Rentenzugangs in<br />
<strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> auf Basis von<br />
Daten <strong>der</strong> Deutschen Rentenversicherung
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort ...................................................................................... 5<br />
1 Zusammenfassung .......................................................... 9<br />
1.1 Untersuchungsziel und Datengrundlage ............................. 9<br />
1.2 Untersuchungsergebnisse ...................................................... 11<br />
2 Einleitung<br />
..................................................................... 14<br />
3 Institutionelle Rahmenbedingungen ........................... 17<br />
4 Fragestellungen ............................................................ 21<br />
4.1 Wie hoch ist das Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrisiko in Bremen<br />
im Vergleich zu den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n? .... 21<br />
4.2 Intervenierende soziodemografische Faktoren:<br />
Welche Bedeutung haben Geschlecht, Alter und<br />
Nationalität? ........................................................................... 23<br />
4.3 Intervenierende sozioökonomische Faktoren: Bildung<br />
und beruflicher Status .......................................................... 25<br />
5 Datenbasis und Methode ............................................... 26<br />
6 Empirische Ergebnisse .................................................. 39<br />
6.1 Deskriptive Befunde ............................................................... 40<br />
6.2 Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsquoten nach verschiedenen<br />
Merkmale ................................................................................ 44<br />
6.3 Analysen des Erwerbsmin<strong>der</strong>ungszugangsrisikos ............... 56<br />
7 Diskussion .................................................................... 65<br />
7.1 Das Frühberentungsrisiko in Bremen .................................. 65<br />
7.2 Soziodemografische Faktoren ............................................... 66<br />
7.3 Sozioökonomische Faktoren ................................................. 68<br />
7.4 Fazit ......................................................................................... 69<br />
8 Literatur ........................................................................ 70
5<br />
Vorwort<br />
In <strong>der</strong> Diskussion um Altersarmut und die Rentenpolitik wird häufig<br />
übersehen, dass viele Beschäftigte erst gar nicht bis zum Rentenalter<br />
ar<strong>bei</strong>ten können – aus gesundheitlichen Gründen und das ist<br />
k<strong>eine</strong> Ran<strong>der</strong>scheinung: Rund jede fünfte <strong>der</strong> in den vergangenen<br />
Jahren bewilligten Renten (ohne die Hinterbliebenenrenten) ist <strong>eine</strong><br />
<strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>. Mehr als die Hälfte aller Anträge auf Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />
werden in <strong>der</strong> Regel abgelehnt.<br />
Von 2004 bis 2008 wurde im Land Bremen rund 6.500 Menschen<br />
<strong>eine</strong> Rente aufgrund <strong>eine</strong>r Erwerbsmin<strong>der</strong>ung bewilligt. Meist geht<br />
<strong>der</strong> Frühverentung <strong>eine</strong> langwierige Krankheitsgeschichte voraus,<br />
die zu langfristigen Einschränkungen <strong>der</strong> Gesundheit und Leistungsfähigkeit<br />
führt und das Ende <strong>der</strong> beruflichen Laufbahn markiert.<br />
Das frühzeitige Ausscheiden aus dem Erwerbsleben ist für die Betroffenen<br />
in mehrfacher Hinsicht ein gravierendes krankheitsbezogenes<br />
und soziales Ereignis.<br />
„Wer krank ist, darf nicht arm werden" – weil dies vor mehr als<br />
100 Jahren noch gesellschaftlicher Konsens war, sollten <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Einführung<br />
<strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung diejenigen abgesichert<br />
werden, <strong>der</strong>en Lohn wegfällt, weil sie dauerhaft erwerbsunfähig<br />
sind.<br />
Der Paradigmenwechsel in <strong>der</strong> Rentenpolitik zu Beginn <strong>der</strong> 2000er<br />
Jahre leitete den Abschied vom Ziel <strong>der</strong> Lebensstandardsicherung<br />
ein. Die Leistungsän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> vergangenen Jahre senken das<br />
Niveau <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung um bis zu 25 Prozent.<br />
Bis 2030 werden die Renten auf voraussichtlich 43 Prozent <strong>eine</strong>s<br />
Durchschnittslohns abgesenkt und zudem das Rentenalter auf<br />
67 Jahre hochgesetzt.<br />
Neu geregelt wurde auch die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
die seit 2001 eingeführten Abschläge von bis zu 10,8 Prozent<br />
wirken sich drastisch aus, wenn die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> vor<br />
dem 63. Lebensjahr in Anspruch genommen wird. Mittlerweile wer-
6<br />
den mehr als 95 Prozent aller neu bewilligten <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>n<br />
um entsprechende Abschläge gekürzt. Die durchschnittlichen<br />
Beträge liegen im Land Bremen nur knapp über <strong>der</strong> durchschnittlichen<br />
Höhe <strong>der</strong> Grundsicherung <strong>bei</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ung von<br />
660 Euro o<strong>der</strong> gar darunter.<br />
Beschäftigte, die aus gesundheitlichen Gründen aus dem Erwerbsleben<br />
ausscheiden müssen, unterliegen <strong>eine</strong>m hohen Armutsrisiko.<br />
Die Ursachen für die diskutierten künftig steigenden Altersarmutsrisiken<br />
sind bekannt: Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Rentenpolitik und die Entwicklungen<br />
am Ar<strong>bei</strong>tsmarkt.<br />
Zudem weist gerade diese Gruppe von Beschäftigten in den Jahren,<br />
bevor <strong>eine</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ung anerkannt wird, häufig niedrigere<br />
Einkommen o<strong>der</strong> gar Versicherungslücken auf. Denn aufgrund ihrer<br />
Einschränkungen sind sie häufiger und länger krank, ar<strong>bei</strong>tslos<br />
o<strong>der</strong> in prekärer Beschäftigung wie Teilzeit, Minijob o<strong>der</strong> ar<strong>bei</strong>ten<br />
als Solo-Selbstständige. Damit wird die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> für<br />
immer mehr Betroffene zu <strong>eine</strong>m Armutsrisiko, denn über die Bewertung<br />
<strong>der</strong> Zurechnungszeiten schlagen sich die Versicherungslücken<br />
überproportional <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Rentenhöhe nie<strong>der</strong>.<br />
Das Risiko <strong>eine</strong>r Erwerbsmin<strong>der</strong>ung trifft vor allem Beschäftigte <strong>der</strong>en<br />
berufliche Tätigkeit häufig mit körperlich schweren und psychisch<br />
belastenden Ar<strong>bei</strong>tsbedingungen einhergeht. Zudem sind die<br />
Erwerbsbiografien dieser Beschäftigten häufig unterbrochen. Denn<br />
sie sind beson<strong>der</strong>s von <strong>der</strong> Ausweitung des Niedriglohnsektors, von<br />
(Langzeit-) Erwerbslosigkeit und von <strong>der</strong> Zunahme versicherungsfreier<br />
Erwerbsformen betroffen. Die Beschäftigten können somit nur<br />
unzureichende Rentenanwartschaften aufbauen.<br />
Handlungsbedarf gibt es daher nicht nur in Bezug auf die Alterssicherung,<br />
son<strong>der</strong>n auch <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>.<br />
Eine armutsvermeidende und solidarische Regelung ist nur im<br />
Rahmen <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung möglich. Das Armutsrisiko<br />
<strong>bei</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ung kann nicht durch private o<strong>der</strong>
7<br />
betriebliche Zusatzvorsorge wirksam bekämpft werden, denn diese<br />
kann nicht gleiche Konditionen für alle Versicherten anbieten und<br />
damit k<strong>eine</strong> flächendeckende Absicherung des Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrisikos<br />
bieten.<br />
Um das Armutsrisiko <strong>bei</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ung zu reduzieren, sind<br />
zusätzlich Maßnahmen in <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung erfor<strong>der</strong>lich<br />
wie<br />
• die Abschaffung <strong>der</strong> Abschläge;<br />
• <strong>eine</strong> erhöhte Gesamtleistungsbewertung durch <strong>eine</strong> bessere<br />
Bewertung <strong>der</strong> Zeiten vor Eintritt in die Erwerbsmin<strong>der</strong>ung;<br />
• <strong>eine</strong> verlängerte Zurechnungszeit;<br />
• mehr und effektivere Maßnahmen zur Prävention und Rehabilitation.<br />
Im Auftrag <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer Bremen hat das Zentrum für<br />
Sozialpolitik <strong>der</strong> Universität Bremen auf Basis von Daten <strong>der</strong> Deutschen<br />
Rentenversicherung das Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsgeschehen im<br />
Land Bremen untersucht: Fragestellung da<strong>bei</strong> war, welche soziodemografischen<br />
(Geschlecht, Alter, Nationalität) und sozioökonomischen<br />
(Bildung, beruflicher Status) Unterschiede <strong>bei</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />
im Land Bremen bestehen und wie sich diese im Vergleich zu<br />
den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n darstellen.<br />
Mit den neu vorliegenden Ergebnissen wollen wir <strong>eine</strong> Diskussion<br />
anregen über menschenwürdige und gesundheitsför<strong>der</strong>liche Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tswelt, die Beseitigung von prekären Beschäftigungsverhältnissen,<br />
von Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrisiken und <strong>eine</strong> notwendige<br />
Prävention.
8<br />
„Gesundheit bis ins Rentenalter“ und Maßnahmen zur Verbesserung<br />
des Schutzes vor den Folgen von Erwerbsmin<strong>der</strong>ung müssen<br />
da<strong>bei</strong> sowohl in Bremen wie auf Bundesebene in den Fokus rücken.<br />
Peter Kruse<br />
Präsident<br />
Ingo Schierenbeck<br />
Hauptgeschäftsführer
9<br />
1 Zusammenfassung<br />
1.1 Untersuchungsziel und Datengrundlage<br />
Das Risiko durch <strong>eine</strong> Erkrankung o<strong>der</strong> <strong>eine</strong>n Unfall teilweise o<strong>der</strong><br />
vollständig erwerbsgemin<strong>der</strong>t zu werden, besteht für jede Ar<strong>bei</strong>tnehmerin<br />
und jeden Ar<strong>bei</strong>tnehmer. Sei es durch <strong>eine</strong>n Unfall, <strong>eine</strong><br />
Erkrankung mit schwerem Verlauf o<strong>der</strong> durch Verschleiß – <strong>der</strong><br />
o<strong>der</strong> die Betroffene ist nicht mehr in <strong>der</strong> Lage, ihrer Erwerbstätigkeit<br />
wie gewohnt nachzugehen.<br />
Soziale Unterschiede <strong>bei</strong>m Zugang in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />
(EM-Rente) werden in <strong>der</strong> vorliegenden Studie auf Basis von Daten<br />
<strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) untersucht. Diese Daten<br />
werden vom Forschungsdatenzentrum <strong>der</strong> Rentenversicherung<br />
(FDZ-RV) zur Verfügung gestellt. Bei den Analysen wird davon ausgegangen,<br />
dass soziodemografische und sozioökonomische Unterschiede<br />
<strong>eine</strong> hohe Bedeutung <strong>bei</strong>m Risiko <strong>eine</strong>r krankheitsbedingten<br />
Frühberentung haben. Ziel <strong>der</strong> Untersuchung ist es, die spezifischen<br />
EM-<strong>Risiken</strong> in Bremen herauszuar<strong>bei</strong>ten. Diese werden im<br />
Vergleich zu den EM-<strong>Risiken</strong> in den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
dargestellt. Neben den genannten soziodemografischen und sozioökonomischen<br />
Dimensionen werden auch die zugrunde liegenden<br />
und für die Rentenbewilligung maßgeblichen Krankheitsdiagnosen<br />
berücksichtigt. Der Fokus liegt da<strong>bei</strong> auf Herz-Kreislauf -, Muskel -<br />
Skelett- und psychischen Erkrankungen, die prozentual zu den häufigsten<br />
Diagnosegruppen <strong>der</strong> Frühberentung gehören.<br />
Empirische Grundlage <strong>der</strong> Analysen zu sozialen Unterschieden <strong>bei</strong>m<br />
Zugang in <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>n sind prozessproduzierte Daten<br />
<strong>der</strong> GRV. Sie enthalten Informationen über den in <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Rentenversicherung versicherten Personenkreis. Die Bremer Verhältnisse<br />
werden auf Basis des Gesamtdatenbestands <strong>der</strong> GRV <strong>der</strong><br />
Jahre 2004 bis 2008 gemessen. Die Datenbasis für die Betrachtung<br />
<strong>der</strong> alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong> sind die Scientific Use Files des<br />
Forschungsdatenzentrums <strong>der</strong> Rentenversicherung (FDZ-RV), eben-
10<br />
falls für den Zeitraum 2004 bis 2008. Betrachtet wird <strong>der</strong> erstmalige<br />
Bezug <strong>eine</strong>r EM-Rente <strong>bei</strong> Versicherten, die zwischen 30 und 59 Jahre<br />
alt sind und in Deutschland leben. Dieses Altersspektrum wurde<br />
gewählt, weil <strong>bei</strong> jüngeren und älteren Menschen vergleichsweise<br />
selten Zugänge in EM-Rente vorkommen. Soziodemografische Unterschiede<br />
werden am Geschlecht, am Alter und an <strong>der</strong> Nationalität<br />
festgemacht. Als sozioökonomische Faktoren stehen im Datensatz<br />
die berufliche Qualifikation und <strong>der</strong> letzte Beruf vor Rentenzugang<br />
zur Verfügung.<br />
Das Ausmaß <strong>der</strong> EM-Verrentungen wird durch das Verhältnis <strong>der</strong><br />
Zugänge in <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> zu den entsprechenden aktiv<br />
Versicherten, die formal-rechtlich <strong>eine</strong>n Anspruch auf <strong>eine</strong> EM-Verrentung<br />
erworben haben, dargestellt. Dieses Verhältnis wird in <strong>der</strong><br />
Analyse EM-Quote genannt.<br />
In Bremen wird jedes Jahr <strong>bei</strong> <strong>eine</strong>m von zweihun<strong>der</strong>t aktiv Versicherten<br />
<strong>eine</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ung anerkannt. Die entsprechende jährliche<br />
EM-Quote liegt damit in Bremen mit 0,50 Prozent etwas niedriger<br />
als in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n (0,60 %), ist jedoch etwas höher<br />
als in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n (0,46 %).<br />
Zwischen 2004 und einschließlich 2008 wurden in Bremen 6.564<br />
EM-Verrentungen bewilligt – das heißt, es scheiden pro Jahr durchschnittlich<br />
1.300 Menschen aufgrund schwerwiegen<strong>der</strong> Erkrankungen<br />
aus dem Erwerbsleben aus und beziehen <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>.<br />
Für die vorliegende Studie wurden lediglich die Bewilligungen herangezogen,<br />
die erstmals <strong>eine</strong>n Bezug von <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />
erhielten und im Alter zwischen 30 und 59 Jahren waren. Damit<br />
umfasste <strong>der</strong> untersuchte Datensatz zwischen 2004 und 2008 rund<br />
5.000 EM-Verrentungen.
11<br />
1.2 Untersuchungsergebnisse<br />
Die Ergebnisse <strong>der</strong> Untersuchung belegen für bestimmte Gruppen<br />
<strong>der</strong> Erwerbstätigen und auch im regionalen Vergleich deutlich erhöhte<br />
<strong>Risiken</strong> <strong>der</strong> vermin<strong>der</strong>ten Erwerbsfähigkeit:<br />
• Generell sind Unterschiede hinsichtlich des Geschlechts, <strong>der</strong><br />
Region und des Bildungsstands zu erkennen. Das höchste<br />
Risiko besteht <strong>bei</strong>spielsweise für gering qualifizierte Männer<br />
in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n. Am an<strong>der</strong>en Ende <strong>der</strong> Risikoskala<br />
befinden sich hoch qualifizierte Frauen in den alten<br />
Bundeslän<strong>der</strong>n. Sie weisen ein zehnmal geringeres Risiko<br />
<strong>eine</strong>r Erwerbsmin<strong>der</strong>ung auf.<br />
• Die EM-Verrentungsquote liegt in Ostdeutschland in jedem<br />
Alter höher als in Westdeutschland. Die Bremer altersspezifischen<br />
EM-Verrentungsquoten liegen in jüngeren Jahren<br />
auf dem erhöhten Niveau von Ostdeutschland, ab dem<br />
50. Lebensjahr ungefähr auf dem niedrigeren westdeutschen<br />
Niveau.<br />
• Der Anteil <strong>der</strong> Frauen unter den EM-Rentenzugängen ist in<br />
allen drei Regionen geringer als <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Frauen unter<br />
den aktiv Versicherten. Das heißt das Risiko <strong>eine</strong>r EM-Verrentung<br />
ist für Männer mit 1,8 Prozentpunkten in Westdeutschland<br />
und mit 5,5 Prozentpunkten in Ostdeutschland<br />
deutlich höher. An<strong>der</strong>s in Bremen: Hier besteht für Frauen<br />
mit <strong>eine</strong>r Differenz von 0,3 Prozentpunkten ein nahezu<br />
gleich hohes EM-Verrentungsrisiko wie für Männer.<br />
• Auffällig im Vergleich zu den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
ist, dass das Durchschnittsalter <strong>bei</strong> den EM-Rentenzugängen<br />
in Bremen um ein gutes halbes Jahr niedriger ist.<br />
Insgesamt ist das Durchschnittsalter <strong>bei</strong> den EM-Rentenzugängen<br />
ca. sechs Jahre höher als <strong>bei</strong> den aktiv Versicherten.<br />
Dies zeigt, dass die EM-Rente nicht gleichmäßig über alle
1 2<br />
Altersstufen verteilt ist, son<strong>der</strong>n chronische Erkrankungen<br />
und das Risiko <strong>eine</strong>r EM-Rente im höheren Alter zunehmen.<br />
• Das Risiko, <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> zu beziehen, ist in Bremen<br />
<strong>bei</strong> Deutschen wie <strong>bei</strong> Personen mit ausländischer<br />
Staatsangehörigkeit annähernd gleich hoch. In den alten<br />
Bundeslän<strong>der</strong>n zeigen die Nicht-Deutschen <strong>eine</strong> leicht höhere<br />
Quote, in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n <strong>eine</strong> niedrigere.<br />
• In je<strong>der</strong> Region gibt es deutliche Unterschiede in den EM-<br />
Verrentungsquoten nach Bildungsniveau. Die höchsten<br />
Quoten ergeben sich für Personen mit geringer Bildung und<br />
die geringsten Quoten für Personen mit hoher Bildung.<br />
Auch unter Kontrolle des Alters und an<strong>der</strong>er Variablen<br />
bleibt dieser Effekt bestehen. Dies gilt für Bremen ebenso<br />
wie für die neuen und alten Bundeslän<strong>der</strong>.<br />
• Eine geringe berufliche Qualifikation o<strong>der</strong>/und manuelle Tätigkeit<br />
haben <strong>eine</strong>n vergleichbaren Effekt auf die EM-Verrentungsquoten.<br />
Menschen mit geringer beruflicher Qualifikation<br />
o<strong>der</strong>/und manuelle Tätigkeit sind stärker von Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />
betroffen. Auch diese Unterschiede sind in<br />
allen Regionen in vergleichbarem Ausmaß zu finden.<br />
• Für die unterschiedlichen Berufsklassifikationen ergeben<br />
sich teilweise deutliche Unterschiede in den Anteilen unter<br />
den aktiv Versicherten und den Anteilen unter den EM-Rentenzugängen.<br />
Ein höherer Anteil unter den EM-Rentenzugängen<br />
findet sich <strong>bei</strong> den qualifizierten manuellen Berufen<br />
(Ausnahme: Ostdeutschland), <strong>bei</strong> den gering qualifizierten<br />
Angestelltenberufen und <strong>bei</strong> den gering qualifizierten manuellen<br />
Berufen. Es sind also vor allem die körperliche Ar<strong>bei</strong>t<br />
und die geringe Qualifikation, die ein höheres EM-Risiko<br />
bedingen. Verdeutlicht wird dieser Sachverhalt, wenn<br />
die Krankheitsbil<strong>der</strong> hinzugezogen werden. Demnach sind<br />
Muskel- und Skelett-Erkrankungen die häufigste Ursache für<br />
Erwerbsmin<strong>der</strong>ung <strong>bei</strong> gering qualifizierten Männern.
13<br />
Bei höher qualifizierten Personen dominieren psychische Erkrankungen<br />
als Hauptursache.<br />
• Unterschiede hinsichtlich des Geschlechts zeigen sich in allen<br />
Regionen, wenn man nach Diagnosegruppen unterscheidet:<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen <strong>bei</strong> Männern<br />
<strong>eine</strong> größere Rolle als <strong>bei</strong> Frauen. In Bremen ist die EM-<br />
Quote wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen <strong>bei</strong> Männern<br />
mehr als dreimal so hoch als <strong>bei</strong> Frauen. In den neuen und<br />
alten Bundeslän<strong>der</strong>n ist diese Relation etwas geringer ausgeprägt.<br />
• Vermehrt rufen psychische Erkrankungen <strong>eine</strong> Erwerbsunfähigkeit<br />
hervor. Diese sind vor allem <strong>bei</strong> Frauen Auslöser<br />
für <strong>eine</strong> vermin<strong>der</strong>te Erwerbsfähigkeit, was auch damit zu<br />
erklären ist, dass Frauen oftmals in emotional belastenden<br />
Berufen, wie <strong>bei</strong>spielsweise <strong>der</strong> Pflege, tätig sind. In Bremen<br />
ist die EM-Quote wegen psychischer Erkrankungen <strong>bei</strong><br />
Frauen etwa 30 Prozent höher als <strong>bei</strong> Männern.
14<br />
2 Einleitung<br />
Die sozialepidemiologische Forschung und die Gesundheitsberichterstattung<br />
haben inzwischen zahlreiche empirische Befunde dafür<br />
erbracht, dass zwischen <strong>der</strong> sozialen und gesundheitlichen Lage <strong>der</strong><br />
Bevölkerung ein enger Zusammenhang besteht. Für viele chronische<br />
Krankheiten und Beschwerden gilt, dass sie <strong>bei</strong> Personen, die in Bezug<br />
auf Qualifikation, Berufsstatus und Einkommen als benachteiligt<br />
angesehen werden können, vermehrt auftreten und zudem oftmals<br />
<strong>eine</strong>n ungünstigeren Verlauf nehmen (vgl. Mielck 2000, 2005;<br />
Zinke et al. 2006). Als Grund hierfür wird neben <strong>eine</strong>m riskanteren<br />
Gesundheitsverhalten, das z. B. an <strong>eine</strong>m höheren Tabak- und Alkoholkonsum,<br />
<strong>eine</strong>r geringeren körperlich-sportlichen Aktivität und<br />
<strong>eine</strong>r ungünstigeren Ernährung festgemacht wird, vor allem auf die<br />
schlechteren Ar<strong>bei</strong>ts- und Lebensbedingungen sowie die geringeren<br />
sozialen Teilhabechancen verwiesen (vgl. Braun et al. 2006; Lampert<br />
et al. 2005; Richter und Hurrelmann 2009). Die soziale Ungleichverteilung<br />
vieler Krankheiten und Risikofaktoren spiegelt sich letztlich<br />
in <strong>der</strong> Lebenserwartung wi<strong>der</strong>. Wie aktuelle Studien zeigen, liegt die<br />
mittlere Lebenserwartung <strong>bei</strong> Geburt in den Bevölkerungsgruppen,<br />
die <strong>eine</strong>m Armutsrisiko ausgesetzt sind, etwa fünf bis zehn Jahre<br />
niedriger als in den Bevölkerungsgruppen mit hohen Einkommen<br />
(vgl. Himmelreicher et al. 2008; Lampert et al. 2007; SVR 2006; Unger<br />
2003).<br />
Das frühzeitige Ausscheiden aus dem Erwerbsleben durch Frühberentung<br />
ist für die Betroffenen in mehrfacher Hinsicht ein gravierendes<br />
krankheitsbezogenes und soziales Ereignis. Zum <strong>eine</strong>n geht<br />
<strong>der</strong> Frühberentung zumeist <strong>eine</strong> Krankheitsgeschichte voraus, die<br />
zu langfristigen Einschränkungen <strong>der</strong> Gesundheit und Leistungsfähigkeit<br />
führt und häufig das Ende <strong>eine</strong>r beruflichen Laufbahn markiert.<br />
Zum an<strong>der</strong>en ist <strong>der</strong> Bezug <strong>eine</strong>r <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> mit<br />
finanziellen Einbußen und weiteren Nachteilen verbunden (vgl.<br />
Dragano et al. 2008; Sternberg-Fray 2011). Im Mittelpunkt des vorliegenden<br />
Beitrags steht die Frage nach <strong>der</strong> sozialen Selektivität des<br />
Zugangs in <strong>eine</strong> EM-Rente. Da<strong>bei</strong> gehen wir von zwei Thesen aus,<br />
die sich im Rahmen <strong>der</strong> sozialepidemiologischen Forschung und des
15<br />
Themas „soziale Ungleichheit und Morbidität“ verorten lassen<br />
(vgl. Mielck 2000: 85 ff.): Es gibt soziodemografische Unterschiede<br />
und es gibt sozioökonomische Unterschiede im Hinblick auf EM-<br />
<strong>Risiken</strong> (vgl. Hien et al. 2006). Die Kernfrage, die hier beantwortet<br />
werden soll, lautet: Wie sehen diese Unterschiede in Bremen aus?<br />
Gibt es in Bremen an<strong>der</strong>e EM-<strong>Risiken</strong> als in den alten und neuen<br />
Bundeslän<strong>der</strong>n? Worin bestehen die Unterschiede und wie lassen<br />
sie sich erklären?<br />
In Deutschland basieren die meisten Untersuchungen zum Zusammenhang<br />
zwischen <strong>der</strong> sozialen und gesundheitlichen Lage auf Daten<br />
bevölkerungsrepräsentativer Gesundheitssurveys. Zu verweisen<br />
ist insbeson<strong>der</strong>e auf die Gesundheitssurveys des Robert Koch-Instituts,<br />
die bereits seit Mitte <strong>der</strong> 1980er-Jahre durchgeführt werden<br />
und die ein breites Themenspektrum abdecken (vgl. Kurth et al.<br />
2009). Daneben gibt es <strong>eine</strong> Reihe weiterer Gesundheitssurveys und<br />
gesundheitsbezogener Studien, die teilweise sehr stark thematisch<br />
eingegrenzt sind, z. B. <strong>der</strong> Epidemiologische Suchtsurvey des Instituts<br />
für Therapieforschung (vgl. Kraus et al. 2008) o<strong>der</strong> die Deutsche<br />
Mundgesundheitsstudie des Instituts <strong>der</strong> Deutschen Zahnärzte (vgl.<br />
Micheelis und Schiffer 2006). Auch größere Panel-Erhebungen mit<br />
Gesundheitsbezug (siehe Mueller und Bormann 2004) überschreiten<br />
bislang nie fünfstellige Stichprobengrößen. Da<strong>bei</strong> werden sie oftmals<br />
nur regional durchgeführt und sind in aller Regel ebenfalls<br />
thematisch begrenzt.<br />
Für die Analyse des sozial ungleich verteilten Krankheits- und Sterberisikos<br />
werden oftmals auch Daten sozialwissenschaftlicher Umfragen<br />
und <strong>der</strong> amtlichen Statistik genutzt, z. B. des sozio-ökonomischen<br />
Panels (vgl. Grabka 2002, 2008) o<strong>der</strong> des Mikrozensus (vgl.<br />
Helmert 2008). Zunehmende Bedeutung kommt den Routinedaten<br />
<strong>der</strong> Sozialversicherungsträger zu (vgl. Himmelreicher et. al. 2008).<br />
So werden die Daten einzelner gesetzlicher Krankenkassen, z. B. <strong>der</strong><br />
BARMER GEK, im Rahmen von Kooperationsvereinbarungen für<br />
wissenschaftliche Zwecke genutzt (vgl. Glaeske und Schicktanz<br />
2011; Rothgang et al. 2011; Kemper et al. 2011; Grobe et al. 2012)<br />
o<strong>der</strong> die Daten z. B. <strong>der</strong> Techniker Krankenkasse und <strong>der</strong> AOK durch
16<br />
angeglie<strong>der</strong>te wissenschaftliche Institute (WINEG und WIdO) ausgewertet.<br />
Die genannten Datengrundlagen für die Gesundheitsforschung haben<br />
aber zumeist die Einschränkung, k<strong>eine</strong> o<strong>der</strong> nur unzureichende<br />
Informationen über die soziale Situation und den Erwerbsverlauf zu<br />
<strong>bei</strong>nhalten, <strong>eine</strong> zu geringe Stichprobengröße für regionale Analysen<br />
aufzuweisen o<strong>der</strong> nicht frei zugänglich zu sein. Eine vielversprechende<br />
Datenbasis zur Messung chronischer Erkrankungen stellen<br />
die Scientific Use Files des Forschungsdatenzentrums <strong>der</strong> Rentenversicherung<br />
(FDZ-RV) dar. Im Folgenden werden diese herangezogen,<br />
um soziale Unterschiede <strong>bei</strong>m Zugang in <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>n<br />
zu untersuchen. Neben den großen Fallzahlen ist ein<br />
Vorteil dieser Datenbasis, dass diese Rentenzugänge unter Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> zugrunde liegenden Diagnosen betrachtet werden<br />
können. Für die vorliegende Analyse wurden mit Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen, psychischen Erkrankungen und Muskel-Skelett-Erkrankungen<br />
drei Diagnosegruppen geson<strong>der</strong>t untersucht, denen für<br />
den Zugang zu <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>n ein hoher Stellenwert<br />
zukommt (vgl. Voges 2008: 185). Soziale Unterschiede im Rentenzugang<br />
werden in erster Linie an <strong>der</strong> höchsten schulischen und beruflichen<br />
Qualifikation festgemacht, die sowohl für die Positionierung<br />
auf dem Ar<strong>bei</strong>tsmarkt als auch für ar<strong>bei</strong>tsbedingte Belastungen und<br />
<strong>Risiken</strong> von erheblicher Bedeutung ist. Daneben werden geschlechtsspezifische<br />
Unterschiede und Beson<strong>der</strong>heiten jeweils für<br />
die drei Regionen Bremen, Ost- und Westdeutschland aufgezeigt<br />
und diskutiert. Bevor die verwendeten Daten näher beschrieben und<br />
die Ergebnisse <strong>der</strong> statistischen Auswertungen dargestellt werden,<br />
wird zunächst auf die gesetzlichen Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />
eingegangen und die untersuchungsleitenden Fragestellungen<br />
und Thesen erörtert.
17<br />
3 Institutionelle Rahmenbedingungen<br />
Seit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung gehört die<br />
soziale Absicherung <strong>bei</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ung zu ihren Kernaufgaben.<br />
Im Jahr 1957 wurden die Renten in <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung<br />
wegen Berufsunfähigkeit (BU) und wegen Erwerbsunfähigkeit<br />
(EU) einheitlich für Ar<strong>bei</strong>ter und Angestellte durch das Rentenreformgesetz<br />
(vgl. RRG 1957) modifiziert. Zum 1.1.2001 trat das Gesetz<br />
zur Reform <strong>der</strong> Renten wegen vermin<strong>der</strong>ter Erwerbsfähigkeit (EM-<br />
ReformG) in Kraft. Damit wurden die bisherigen Renten wegen Berufs-<br />
und Erwerbsunfähigkeit für Neufälle abgelöst (§ 43 SGB VI, vgl.<br />
Dünn 2011). Nicht zuletzt infolge <strong>der</strong> Einführung des EM-ReformG<br />
haben die Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> (EM-Rente) zunächst<br />
stetig abgenommen (Brussig und Wojtkowski 2006: 5). 1 In<br />
den letzten Jahren sind sie aber wie<strong>der</strong> etwas angestiegen (vgl. DRV<br />
2011a: 48).<br />
Die EM-Rente versichert insbeson<strong>der</strong>e abhängig Beschäftigte gegen<br />
das Risiko <strong>eine</strong>r dauerhaften Ar<strong>bei</strong>tsunfähigkeit aufgrund von<br />
Krankheit und den damit verbundenen materiellen <strong>Risiken</strong>, dem<br />
weggefallenen Lohn. Entscheidendes Kriterium dafür, ob Versicherte<br />
<strong>eine</strong> EM-Rente erhalten, ist, inwieweit die berufliche Leistungsfähigkeit<br />
<strong>eine</strong>r Person durch Krankheit auf dem allgem<strong>eine</strong>n Ar<strong>bei</strong>tsmarkt<br />
eingeschränkt ist. Bei <strong>eine</strong>m Leistungsvermögen von<br />
sechs und mehr Stunden pro Tag besteht kein Anspruch auf <strong>eine</strong><br />
EM-Rente. Sind Versicherte in <strong>der</strong> Lage, zwischen drei bis unter<br />
sechs Stunden täglich zu ar<strong>bei</strong>ten, erhalten sie <strong>eine</strong> Rente wegen<br />
teilweiser EM. Ist es für die Versicherten nicht möglich, mindestens<br />
drei Stunden täglich erwerbstätig zu sein, erhalten sie <strong>eine</strong> volle<br />
<strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>. 2<br />
1<br />
2<br />
Im Jahr 2000 wurden in Deutschland 214.082 EM-Rentenzugänge gezählt,<br />
im Jahr 2008 waren es lediglich 162.839 (vgl. DRV 2009a: 78).<br />
Der Rentenartfaktor, <strong>der</strong> multiplikativ in die Rentenberechnung eingeht,<br />
beträgt <strong>bei</strong> vollen EM-Renten 1,0, <strong>bei</strong> teilweisen EM-Renten 0,5. Bei<br />
individuell identischen Voraussetzungen beträgt die teilweise EM-Rente<br />
somit 50 % <strong>eine</strong>r vollen EM-Rente.
18<br />
Das Verfahren zur Feststellung <strong>eine</strong>r EM-Rente wird auf Antrag des<br />
Versicherten vom zuständigen Rentenversicherungsträger eröffnet.<br />
Grundlage ist das Gesetz zur Rente wegen Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />
(§ 43 SGB VI). Neben dem bereits genannten reduzierten Ar<strong>bei</strong>tsvermögen<br />
von weniger als sechs Stunden pro Tag gibt es weitere<br />
wesentliche Voraussetzungen zum Bezug <strong>eine</strong>r EM-Rente:<br />
Die Regelaltersgrenze für die Altersrente ist noch nicht erreicht.<br />
Die Erwerbsfähigkeit kann durch Rehabilitationsmaßnahmen nicht<br />
mehr hergestellt werden.<br />
Die Wartezeit ist erfüllt, d.h., die Antragstellenden sind seit mindestens<br />
fünf Jahren in <strong>der</strong> GRV versichert. Dazu zählen Beitragszeiten,<br />
d. h. auch <strong>der</strong> Bezug von Krankengeld, Ar<strong>bei</strong>tslosengeld I und teilweise<br />
Ar<strong>bei</strong>tslosengeld II, Zeiten <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>erziehung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> häuslichen<br />
Pflege, Zeiten mit freiwilligen Beitragszahlungen sowie Ersatzzeiten,<br />
z. B. politische Verfolgung in <strong>der</strong> DDR, etc.<br />
Daneben müssen innerhalb <strong>der</strong> letzten fünf Jahre vor Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />
drei Jahre lang Pflicht<strong>bei</strong>träge abgeführt worden sein. Die<br />
Wartezeit von fünf Jahren kann kürzer sein, wenn z. B. die Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />
innerhalb von sechs Jahren nach <strong>eine</strong>r Ausbildung eintritt<br />
o<strong>der</strong> <strong>eine</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ung durch Ar<strong>bei</strong>tsunfall o<strong>der</strong> Berufskrankheit<br />
vorliegt und zu diesem Zeitpunkt Versicherungspflicht<br />
bestand o<strong>der</strong> in den letzten zwei Jahren wenigstens 12 Monate lang<br />
Pflicht<strong>bei</strong>träge bezahlt wurden. Weitere Sachverhalte, durch die die<br />
fünfjährige Wartezeit vorzeitig erfüllt sein kann, sind in § 53 SGB<br />
VI (Vorzeitige Wartezeiterfüllung) geregelt.<br />
Der medizinische Teil des Verfahrens zur Feststellung <strong>eine</strong>r EM-Rente<br />
beruht auf ärztlichen Befunden und sozialmedizinischen Diagnosen<br />
von bestellten Gutachtern. Letztere ermitteln, ob und in welchem<br />
Maße die berufliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist. Diesen<br />
Diagnosen wird grundsätzlich <strong>eine</strong> hohe Validität bescheinigt,<br />
da gegen abgelehnte Bescheide geklagt werden kann. Die Diagnosestellungen<br />
müssen also gerichtsfest sein.
19<br />
Nach Dragano et al. (2008: 110) „(…) ist mit einiger Sicherheit davon<br />
auszugehen, dass <strong>der</strong> Umstand <strong>eine</strong>r bewilligten <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />
ein vali<strong>der</strong> Indikator für <strong>eine</strong> zugrundeliegende schwerwiegende<br />
Erkrankung ist.“<br />
Hinzuweisen ist auf <strong>eine</strong> gewisse Selektivität des EM-Rentenbezugs:<br />
Zum <strong>eine</strong>n, weil nicht die gesamte Erwerbsbevölkerung versichert<br />
ist. So ist etwa das Gros <strong>der</strong> Selbstständigen und Beamten nicht in<br />
<strong>der</strong> GRV versichert. Zum an<strong>der</strong>en, weil Versicherte trotz Krankheit<br />
k<strong>eine</strong>n Antrag auf EM-Rente stellen und deshalb z. B. häufiger<br />
krank (ar<strong>bei</strong>tsunfähig) werden o<strong>der</strong> weil sie sich krankheitsbedingt<br />
<strong>eine</strong> weniger belastende berufliche Tätigkeit, u. U. in <strong>eine</strong>m Teilzeitbeschäftigungsverhältnis,<br />
gesucht haben. Zudem kann <strong>eine</strong> vorangegangene<br />
erfolgreiche Rehabilitationsmaßnahme die Ar<strong>bei</strong>tsfähigkeit<br />
wie<strong>der</strong> hergestellt haben. Ferner können Beschäftigte auf<br />
an<strong>der</strong>en Wegen ihre Erwerbsbiografien beenden, z.B. im Rahmen<br />
von Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit o<strong>der</strong> durch den Bezug von Altersrenten o<strong>der</strong><br />
den Rückzug in die Familie.<br />
Die EM-Renten sind <strong>eine</strong> bedeutende Leistung <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung<br />
(GRV). Knapp jede fünfte Versichertenrente (ohne<br />
Renten wegen Todes), die die GRV neu ausbezahlt, ist <strong>eine</strong> EM-<br />
Rente. Im Jahr 2001 waren es rund 200.000. Diese Zahl sank dann<br />
bis zum Jahr 2006 auf knapp unter 160.000 und stieg dann wie<strong>der</strong><br />
bis auf über 180.000 im Jahr 2010 an (vgl. DRV 2011a: 48).<br />
Tendenziell wie<strong>der</strong> zunehmende Fallzahlen <strong>bei</strong> den EM-Rentenzugängen<br />
werden begleitet von sinkenden durchschnittlichen Zahlbeträgen<br />
<strong>bei</strong> den neu bewilligten <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>n. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Einführung von Abschlägen in Höhe von maximal<br />
10,8 % <strong>bei</strong> Inanspruchnahme <strong>eine</strong>r <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> vor<br />
Vollendung des 63. Lebensjahres – dies ist die Regel – macht sich<br />
da<strong>bei</strong> bemerkbar. Hinzu kommt, dass die Erwerbsbiografien vieler<br />
Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrentnerinnen und -rentner zunehmende Versicherungslücken<br />
und prekäre Ar<strong>bei</strong>tsverhältnisse aufweisen und<br />
daher immer häufiger nur unzureichende Rentenanwartschaften<br />
erworben werden. So sind die durchschnittlichen Rentenzahlbeträge
20<br />
von vollen EM-Renten im Zeitraum von 2000 bis 2010 nominal von<br />
738 Euro auf 640 Euro gesunken. Der Rentenzahlbetrag <strong>bei</strong> teilweiser<br />
Erwerbsmin<strong>der</strong>ung ging gleichzeitig von 547 Euro auf 359 Euro<br />
zurück. Die durchschnittlichen Rentenzahlbeträge aller EM-rentenbeziehenden<br />
lagen im Jahr 2010 <strong>bei</strong> 600 Euro pro Monat und damit<br />
gut 10 Prozent unter dem Rentenzahlbetrag für Altersrente, <strong>der</strong> im<br />
Jahr 2010 <strong>bei</strong> 673 Euro lag (vgl. DRV 2011a: 103 ff.). Insofern sind<br />
EM-Rentnerinnen und -Rentner beson<strong>der</strong>s vom Paradigmenwechsel<br />
in <strong>der</strong> Alterssicherung – in Richtung verstärkter Eigenvorsorge –<br />
betroffen (vgl. Viebrok et al. 2004). Je nach Alter <strong>bei</strong> EM-Rentenzugang<br />
variieren die durchschnittlichen Zahlbeträge zwischen 500<br />
und knapp 800 Euro (vgl. Köhler-Rama et al. 2010: 80) und stellen<br />
<strong>bei</strong> etwa jedem zweiten EM-Rentner die einzige persönliche Einkommensquelle<br />
dar (vgl. Albrecht et al. 2007).<br />
Weitere Ursachen sinken<strong>der</strong> Rentenzahlbeträge sind darin zu sehen,<br />
dass sich <strong>der</strong> Zugang stärker auf Jüngere mit geringeren versicherten<br />
Entgelten verlagert hat und dass vermehrt Personen mit niedrigen<br />
Anwartschaften die Voraussetzungen zum Bezug von EM-Renten<br />
erfüllen, wie (bisher noch) Ar<strong>bei</strong>tslosengeld-II-Beziehende (vgl.<br />
Köhler-Rama et al. 2010). Wegen dieser enormen Einbußen for<strong>der</strong>t<br />
die CDU/FDP-Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag, „dass<br />
auch erwerbsgemin<strong>der</strong>te Menschen angemessen sozial abgesichert<br />
sind“ (Koalitionsvertrag 2009). 3 Gerade diejenigen, die ihre Erwerbs-<br />
3<br />
Es soll geprüft werden, wie Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrisiken in <strong>der</strong> staatlich<br />
geför<strong>der</strong>ten Vorsorge kostenneutral verbessert werden können. Kostenneutral<br />
bedeutet da<strong>bei</strong>, dass EM-<strong>Risiken</strong> ohne staatliche o<strong>der</strong> betriebliche<br />
För<strong>der</strong>ung von den Beschäftigten zu finanzieren sind, und zwar im<br />
Rahmen <strong>der</strong> bereits geför<strong>der</strong>ten Altersvorsorge à la „Erwerbsmin<strong>der</strong>ungs-Riester“.<br />
Ein solches Produkt würde die Altersvorsorge verringern,<br />
weil <strong>bei</strong> <strong>eine</strong>m gegebenen Beitrag ein weiteres Risiko zu versichern wäre<br />
o<strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tnehmern würden höhere Kosten entstehen. Vor allem die<br />
Gruppe mit den höchsten <strong>Risiken</strong> würde vermutlich auch zukünftig<br />
nicht in <strong>der</strong> Lage sein, die <strong>Risiken</strong> <strong>eine</strong>s niedrigeren Lebensstandards<br />
durch private Vorsorge auszugleichen. Dies gilt sowohl für die Deckungslücke<br />
<strong>bei</strong> Altersrenten als auch für EM-Renten.
21<br />
karriere mit <strong>eine</strong>r <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> beenden müssen, sind<br />
so sehr gesundheitlich beeinträchtigt, dass ihre Lebenserwartung<br />
deutlich geringer ist als jene von Altersrentnern (vgl. Brockmann et<br />
al. 2009: 162; Rohwer 2006: 195).<br />
4 Fragestellungen<br />
Der Fokus dieser Ar<strong>bei</strong>t liegt auf dem Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrisiko im<br />
Land Bremen; diese wird in Abgrenzung zu den alten und neuen<br />
Bundeslän<strong>der</strong>n dargestellt. Da<strong>bei</strong> wird berücksichtigt, dass unterschiedliche<br />
sozio-demografische Bevölkerungsstrukturen und unterschiedliche<br />
Verteilungen in den sozioökonomischen Merkmalen für<br />
das Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrisiko <strong>eine</strong> Rolle spielen können.<br />
4.1 Wie hoch ist das Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsr<br />
rungsrisiko in Bremen im<br />
Vergleich zu den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n?<br />
Für den Wandel des Krankheitspanoramas ist insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />
Wandel unserer Lebens- und Ar<strong>bei</strong>tsverhältnisse verantwortlich.<br />
Chronische Erkrankungen gewinnen da<strong>bei</strong> immer mehr an epidemiologischer,<br />
individueller, sozialpolitischer sowie gesundheitsökonomischer<br />
Bedeutung. Gesundheitsschäden, die im Laufe <strong>eine</strong>s (Ar<strong>bei</strong>ts-)Lebens<br />
entstehen, hängen in <strong>der</strong> Regel von <strong>eine</strong>r Vielzahl von<br />
Faktoren aus <strong>der</strong> Berufssphäre, <strong>der</strong> privaten Lebenssituation sowie<br />
des individuellen Gesundheitsverhaltens ab. Zu den häufigsten<br />
chronischen Erkrankungen, die zu <strong>eine</strong>m vorzeitigen Ausscheiden<br />
aus dem Erwerbsleben bzw. zu <strong>eine</strong>m Bezug von <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />
führen, zählen psychische Erkrankungen, Muskel-Skelett-Erkrankungen<br />
und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems.<br />
Diese drei Erkrankungsgruppen machen in Bremen 64%, in den<br />
alten Bundeslän<strong>der</strong>n 63% und in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n 56%<br />
aller Frühberentungen aus.<br />
Die berufsbedingten Ursachen für <strong>eine</strong> Zunahme <strong>der</strong> psychischen<br />
Erkrankungen werden insbeson<strong>der</strong>e durch <strong>eine</strong> Beschleunigung von<br />
Ar<strong>bei</strong>tsprozessen, steigende Anfor<strong>der</strong>ungen an Qualifikationen und
22<br />
Weiterbildungen, wachsende Eigenverantwortung <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
in Verbindung mit erhöhter Komplexität, aber auch durch instabile<br />
Beschäftigungsverhältnisse und berufliche Unsicherheit beeinflusst.<br />
Für die weiterhin hohe Betroffenheit von Muskel-Skelett-Erkrankungen<br />
sind physisch belastende und mit Fehlbelastungen des Muskel-Skelett-Systems<br />
einhergehende Tätigkeiten verantwortlich. Entsprechende<br />
Tätigkeiten sind ungeachtet des Wandels <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tswelt<br />
weit verbreitet und auch weiterhin für viele Ar<strong>bei</strong>tnehmerinnen<br />
und Ar<strong>bei</strong>tnehmer relevante Risikofaktoren (vgl. Kuhn 2007).<br />
Zu den ar<strong>bei</strong>tsbedingten Risikofaktoren von Herz-Kreislauf-Krankheiten<br />
zählt insbeson<strong>der</strong>e Stress, anhaltend hoher Zeitdruck, ein<br />
hohes Maß an Überstunden und Schichtar<strong>bei</strong>t, mangelnde Mitbeteiligung<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten an <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsbedingungen,<br />
Mobbing o<strong>der</strong> prekäre Beschäftigungsverhältnisse (vgl. ebenda). Diese<br />
verschiedenen Ar<strong>bei</strong>tsbelastungen sind in unterschiedlichen beruflichen<br />
Tätigkeiten und Branchen gehäuft anzutreffen und können<br />
als möglicher Verursacher ungleicher Berentungsrisiken gewertet<br />
werden.<br />
Inwiefern sich Bremen als kl<strong>eine</strong>r Stadtstaat im Vergleich zu den<br />
alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n unterscheidet, dies wird <strong>der</strong> Fokus<br />
<strong>der</strong> Untersuchung sein. Obgleich sich die Situation in den neuen<br />
Bundeslän<strong>der</strong>n hinsichtlich <strong>der</strong> Strukturen und Qualität <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />
sowie Morbidität und Mortalität weitgehend<br />
an die alten Bundeslän<strong>der</strong> angeglichen hat (vgl. RKI 2009), ist davon<br />
auszugehen, dass insbeson<strong>der</strong>e unter Berücksichtigung von transformationsbedingten<br />
Entwertungen auch hoher beruflicher Abschlüsse<br />
sowie regionaler Ar<strong>bei</strong>tsmarktdisparitäten (vgl. Frommert<br />
und Himmelreicher 2010, Schmidtke 1997) das EM-Rentenrisiko in<br />
den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n höher als in den alten und auch höher<br />
als in Bremen sein dürfte. Für das Verrentungsrisiko in Bremen<br />
könnte aber jenseits <strong>der</strong> Bedingungen des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes auch die<br />
unterschiedliche Altersverteilung im Vergleich zu alten o<strong>der</strong> neuen<br />
Bundeslän<strong>der</strong>n <strong>eine</strong> Rolle spielen – die Bremer Bevölkerung ist mit<br />
43,8 Jahren im Vergleich zur Bundesbevölkerung im Jahr 2009 immerhin<br />
um 0,6 Jahre älter (vgl. Statistisches Bundesamt 2011: 21).
23<br />
4.2 Intervenierende soziodemografische Faktoren: Welche<br />
Bedeutung haben Geschlecht, Alter und Nationalität?<br />
Männer und Frauen sind wegen geschlechtsspezifischer Segregation<br />
des Ar<strong>bei</strong>tsmarktes nach wie vor häufig unterschiedlichen Ar<strong>bei</strong>tsumgebungen<br />
und Formen von Anfor<strong>der</strong>ungen und Belastungen<br />
ausgesetzt: Männer-Berufe zeichnen sich in einigen Bereichen durch<br />
höhere körperliche Belastungen o<strong>der</strong> auch technisch-sachliche Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
aus. Allerdings sind sie auch häufiger in Führungs-positionen<br />
anzutreffen. Männer werden öfter als Frauen durch körperliche<br />
Umgebungsfaktoren, wie Lärm o<strong>der</strong> schlechter Luft gesund<br />
heitlich belastet und sie ar<strong>bei</strong>ten häufiger in unfallträchtigeren<br />
Branchen (vgl. Beermann et. al. 2008, Kuhn 2008, Lademann et al.<br />
2005, Koppelin et al. 2004). Frauen gehen häufiger <strong>eine</strong>r Teilzeitbeschäftigung<br />
nach, Männer leisten mehr Überstunden und ar<strong>bei</strong>ten<br />
öfter in Schicht- und/o<strong>der</strong> Nachtar<strong>bei</strong>t. Für die Ar<strong>bei</strong>tsbedingungen<br />
von Männern werden insgesamt höhere physische Gesundheitsrisiken<br />
angenommen, psychische Belastungen werden in zahlreichen<br />
Studien als eher kennzeichnend für die berufsbedingte Belastung<br />
von Frauen ausgewiesen. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e, wenn nicht nur die<br />
Expositionssituation als solche betrachtet wird, son<strong>der</strong>n die Frage<br />
nach <strong>der</strong> wahrgenommenen Belastung herangezogen wird (vgl.<br />
Beermann et al. 2008; BiBB/BAuA 2006; Europäische Agentur für<br />
Sicherheit und Gesundheitsschutz am Ar<strong>bei</strong>tsplatz 2006). Zur Erklärung<br />
<strong>der</strong> Geschlechterdifferenzen von Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrisiken<br />
lassen sich neben den unterschiedlichen Ar<strong>bei</strong>tsbelastungen auch<br />
verhaltensbezogene Faktoren anführen. Männer verhalten sich in<br />
Bezug auf ihre Gesundheit häufig deutlich riskanter als Frauen. So<br />
weisen Männer durchschnittlich z. B. <strong>eine</strong>n höheren Alkohol- und<br />
Tabakkonsum auf und ernähren sich weniger gesund als Frauen,<br />
was jeweils zur Entstehung <strong>eine</strong>r Reihe von schwerwiegenden und<br />
chronischen Erkrankungen (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs)<br />
<strong>bei</strong>tragen kann (vgl. Brandes 2003; DAK-Gesundheitsreport 2008;<br />
Mensink 2004). Darüber hinaus zeigen Untersuchungen, dass Männer<br />
eher zur Bagatellisierung von Symptomen neigen und das Gesundheitswesen<br />
seltener o<strong>der</strong> später in Anspruch nehmen (vgl. RKI<br />
2006). Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> genannten Argumente weisen
24<br />
Männer ein durchschnittlich höheres Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrisiko auf<br />
als Frauen.<br />
Bezüglich des Alters lässt sich aus <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsunfähigkeitsforschung<br />
folgende Formel übernehmen: Jüngere sind öfter, Ältere sind länger<br />
ar<strong>bei</strong>tsunfähig (z. B. DAK-Gesundheitsreport 2008). Dies liegt auch<br />
an den unterschiedlichen Erkrankungsarten, die in den jeweiligen<br />
Alterskategorien auftreten. Im jüngeren Alter sind Infektionskrankheiten<br />
und Unfälle häufiger und im späteren Ar<strong>bei</strong>tsleben sind<br />
chronisch degenerative Krankheiten von größerer Bedeutung. Die<br />
chronisch degenerativen Erkrankungen sind schließlich diejenigen,<br />
die das Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrisiko erhöhen. Die Wahrscheinlichkeit<br />
<strong>eine</strong>r Frühverrentung korreliert somit in hohem Maße mit dem Alter<br />
(vgl. Voges 1994: 244).<br />
Zum Effekt <strong>der</strong> Migration lässt sich noch sehr wenig sagen. Hier gibt<br />
es mehrere gegenläufige Hypothesen. Einerseits bringt die zumeist<br />
geringere soziale Position verbunden mit belastenden Ar<strong>bei</strong>tsbedingungen<br />
auch ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche <strong>Risiken</strong> und<br />
damit für <strong>eine</strong> <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> mit sich. Nicht-Deutsche<br />
sind zu <strong>eine</strong>m erhöhten Anteil in den Wirtschaftszweigen „Land-,<br />
Forstwirtschaft und Fischerei“, „Gastgewerbe“ und „Wirtschaftliche<br />
Dienstleistungen“ beschäftigt. Deutlich weniger sind sie in den<br />
Wirtschaftszweigen „Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“<br />
o<strong>der</strong> „Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung“<br />
beschäftigt (vgl. Statistik <strong>der</strong> Bundesagentur für Ar<strong>bei</strong>t<br />
2012). An<strong>der</strong>erseits sprechen aber auch mindestens zwei Faktoren<br />
gegen <strong>eine</strong> höhere Übergangsrate in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>.<br />
Erstens handelt es sich <strong>bei</strong> den sogenannten „Gastar<strong>bei</strong>tern“,<br />
die z. B. in den 1960er-Jahren aus <strong>der</strong> Türkei nach Deutschland kamen,<br />
um überdurchschnittlich gesunde Personen; zudem wurden<br />
sie <strong>eine</strong>m Gesundheitsscheck unterzogen. Hier gab es also <strong>eine</strong>n<br />
Selektionseffekt (Healthy Migrant). Zweitens haben Personen, die<br />
nicht in Deutschland aufgewachsen sind, häufig geringere Kenntnisse<br />
vom hiesigen Gesundheits- und Sozialsystem. Dies kann zusammen<br />
mit etwaigen Sprachschwierigkeiten zu <strong>eine</strong>r vergleichsweise<br />
geringeren Neigung führen, <strong>eine</strong> EM-Rente zu beantragen.
25<br />
Des Weiteren haben Nicht-Deutsche häufig transnationale Erwerbsbiografien<br />
mit Zeiten <strong>der</strong> Beschäftigung im Ausland, wodurch die<br />
Rentenhöhe verringert und ein Rentenzugang in Deutschland erschwert<br />
werden könnte (vgl. Himmelreicher und Scheffelmeier<br />
2012: 7).<br />
4.3 Intervenierende nierende sozioökonomische Faktoren: Bildung<br />
und beruflicher Status<br />
Der Qualifikation kommt ein hoher Stellenwert für die Gesundheit<br />
und damit auch für das Risiko <strong>eine</strong>r krankheitsbedingten Frühberentung<br />
zu. Sie hat zum <strong>eine</strong>n Einfluss auf die beruflichen Chancen<br />
und den zu erreichenden Lebensstandard, wo<strong>bei</strong> ein enger Zusammenhang<br />
zwischen diesen Merkmalen unterstellt wird (vgl. Kreckel<br />
1992). Zum an<strong>der</strong>en variieren körperliche und psychische Ar<strong>bei</strong>ts--<br />
belastungen mit dem Qualifikationsniveau. Erwerbstätige mit niedrigem<br />
Qualifikationsniveau üben häufiger Berufe aus, die mit körperlichen<br />
Fehlbelastungen und psychischem Stress verbunden sind,<br />
was das Risiko für Erkrankungen erhöht (vgl. Dragano 2007,<br />
Marmot et al. 1999, Robert und House 2000). Hochqualifizierte<br />
können eher selbstbestimmt ar<strong>bei</strong>ten, haben geringere Dequalifizierungs-,<br />
Ar<strong>bei</strong>tslosigkeits- und gesundheitliche <strong>Risiken</strong> (vgl. Radl<br />
2007) und weisen deshalb geringere EM-Renten-<strong>Risiken</strong> auf. Aber<br />
auch außerhalb <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tswelt stellt Qualifikation <strong>eine</strong> wichtige<br />
Ressource für die Gesundheit dar. Über schulische und berufliche<br />
Qualifikation werden Wissen und Handlungskompetenzen vermittelt,<br />
die den Umgang mit alltäglichen Belastungssituationen prägen<br />
sowie auf die Stabilisierung gesundheitsför<strong>der</strong>licher Lebensweisen<br />
wirken. Empirische Analysen bestätigen, dass ein höheres Qualifikationsniveau<br />
mit besserer Gesundheit und <strong>eine</strong>m geringeren Erkrankungs-<br />
und Sterberisiko einhergeht. Auch das Gesundheitsverhalten,<br />
wie z. B. Rauchen und sportliche Aktivität, wird durch die Qualifikation<br />
beeinflusst (vgl. Helmert 2003, Lampert et al. 2005, Mielck<br />
2005, Nocon et al. 2007). Vor dem Hintergrund niedrigerer berufsbedingter<br />
Belastungen und <strong>Risiken</strong> sowie gesundheitsbewussterer<br />
Lebens- und Verhaltensweisen von Höherqualifizierten ist davon
26<br />
auszugehen, dass auch das Risiko <strong>eine</strong>r krankheitsbedingten Frühberentung<br />
dieser Personen geringer ist als <strong>bei</strong> Niedrigqualifizierten.<br />
5 Datenbasis und Methode<br />
Die empirische Grundlage <strong>der</strong> Analysen zu sozialen Unterschieden<br />
<strong>bei</strong>m Zugang in <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>n sind prozessproduzierte<br />
Daten <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung (GRV). Zur Messung <strong>der</strong><br />
Bremer Verhältnisse wurden Daten aus diesen Routinedaten extrahiert,<br />
die nur die Bremer aktiv Versicherten und die Bremer Rentenzugänge<br />
in die Erwerbsmin<strong>der</strong>ung umfassen. Die Zuordnung erfolgt<br />
über den Wohnort. Integriert sind die Informationen aus den Jahren<br />
2004–2008. 4 Diese verwendeten Datensätze werden für die Auswertungen<br />
gepoolt. 5<br />
Die Routinedaten <strong>der</strong> GRV werden vom Forschungsdatenzentrum<br />
<strong>der</strong> Rentenversicherung (FDZ-RV 6 ) auch als Scientific Use Files (SUFs)<br />
aufbereitet und stehen wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen<br />
für nicht kommerzielle Forschungsvorhaben auf Antrag und nach<br />
abgeschlossenem Nutzervertrag zur Verfügung. Für den Vergleich<br />
<strong>der</strong> Bremer Verhältnisse mit den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
wurden folgende SUFs benutzt: Zur Analyse <strong>der</strong> Zugänge in <strong>eine</strong> EM-<br />
Rente wurden die Themendatenfiles „Erwerbsmin<strong>der</strong>ung und Diagnosen“<br />
<strong>der</strong> Jahre 2004–2008 herangezogen. 7 Bei diesen fünf SUFs<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
Diese Daten werden im Folgenden mit "aktiv Versicherte 2004–2008<br />
(Bremen) Quelle: FDZ-RV" bzw. "Versichertenrentenzugang 2004–2008<br />
(Bremen) – Themenfile Erwerbsmin<strong>der</strong>ung und Diagnosen Quelle: FDZ-<br />
RV" benannt. Als Quellenangaben im Text und unter den Abbildungen<br />
und Tabellen werden sie folgen<strong>der</strong>maßen abgekürzt: FDZ-RV –<br />
AKVS04-08BREMEN bzw. FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN.<br />
Die gepoolten Datensätze werden im Folgenden abgekürzt mit: FDZ-RV<br />
– RTZN04-08BREMEN, AKVS04-08BREMEN, gepoolt.<br />
Zum Datenangebot und den Zugangswegen siehe www.fdz-rv.de sowie<br />
Himmelreicher und Stegmann (2008).<br />
Die SUFs sind folgen<strong>der</strong>maßen benannt: SUFRTZN04XVSTEM,<br />
SUFRTZN05XVSTEM, SUFRTZN06XVSTEM, SUFRTZN07XVSTEM und
27<br />
handelt es sich um zufällig ausgewählte 20%-Stichproben aller Zugänge<br />
in EM-Renten im jeweiligen Berichtsjahr mit teilweiser o<strong>der</strong><br />
voller EM-Rente. Diese fünf Datensätze werden gepoolt, um hinreichende<br />
Fallzahlen insbeson<strong>der</strong>e für jüngere EM-Rentenzugänge zu<br />
erhalten. Die zugrunde liegenden Fallzahlen im gepoolten Datensatz<br />
belaufen sich auf 163.498 Zugänge in EM-Renten.<br />
Um EM-Rentenrisiken berechnen zu können, werden als Kontrollgruppe<br />
die SUFs <strong>der</strong> aktiv Versicherten 8 <strong>der</strong> Jahre 2004–2008 genutzt.<br />
9 Bei diesen fünf SUFs handelt es sich um <strong>eine</strong> systematisch<br />
ausgewählte 1%-Zufallsauswahl aller aktiv Versicherten im jeweiligen<br />
Berichtsjahr. Diese fünf Datensätze werden ebenfalls gepoolt.<br />
Die zugrunde liegende Fallzahl <strong>der</strong> gepoolten SUFs <strong>der</strong> aktiv Versicherten<br />
beläuft sich auf 1.930.207 aktiv Versicherte in den Berichtsjahren.<br />
Die SUFs <strong>der</strong> aktiv Versicherten wurden für die Auszählungen<br />
mit dem Faktor 100 und die SUFs-Zugänge in EM-Renten mit<br />
dem Faktor 5 multipliziert. Durch diese Hochrechnung wurden<br />
Größeneffekte <strong>der</strong> verschiedenen Stichprobenumfänge (1% und<br />
20%) egalisiert und die Ergebnisse beziehen sich auf die Gesamtzahl<br />
<strong>der</strong> aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in EM-Rente. Für die multivariaten<br />
Analysen werden die Fallzahlen <strong>der</strong> EM-Renten nicht<br />
hochgerechnet, jedoch wird die Zahl <strong>der</strong> aktiv Versicherten als Risikopopulation<br />
mit dem Faktor 20 angepasst. Die zehn verwendeten<br />
8<br />
9<br />
SUFRTZN08XVSTEM. Zur Beschreibung <strong>der</strong> Themendatenfiles „Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />
und Diagnosen“ siehe die jeweiligen Codepläne unter<br />
www.fdz-rv.de. Link: Datenangebot für die wissenschaftliche Forschung /<br />
Querschnittsdatensätze / Themenfiles.<br />
Diese Eingrenzung schließt alle Versicherten ein, die irgendwann im<br />
Berichtsjahr <strong>eine</strong> Beitragszeit o<strong>der</strong> <strong>eine</strong> Anrechnungszeit zurückgelegt<br />
haben.<br />
Die SUFs sind folgen<strong>der</strong>maßen benannt: SUFAKVS04XVSBB,<br />
SUFAKVS05XVSBB, SUFAKVS06XVSBB, SUFAKVS07XVSBB und<br />
SUFAKVS08XVSBB. Zur Beschreibung <strong>der</strong> Basisfiles „aktiv Versicherte“<br />
siehe die jeweiligen Codepläne unter www.fdzrv.de Link: Datenangebot<br />
für die wissenschaftliche Forschung / Querschnittsdatensätze / Basisfiles.
28<br />
Datensätze werden im Folgenden abgekürzt mit: FDZ-RV –<br />
SUFRTZN04-08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB, gepoolt.<br />
In allen genannten Datensätzen wurde die Untersuchungspopulation<br />
eingegrenzt auf in Deutschland lebende Menschen (Inlandskonzept)<br />
im Alter von 30 bis einschließlich 59 Jahren. Dieses Altersspektrum<br />
wurde gewählt, weil Zugänge in EM-Rente vor dem Alter<br />
von 30 und nach dem Alter von 60 Jahren sehr selten sind (vgl. Abb.<br />
3). Ferner wurden Menschen mit Vorerkrankungen (Behin<strong>der</strong>te und<br />
Rehabilitanden) sowie pflegende Angehörige von <strong>der</strong> Analyse ausgeschlossen.<br />
10 Es werden ausschließlich solche Zugänge in <strong>eine</strong> EM-<br />
Rente betrachtet, <strong>bei</strong> denen erstmals ein <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>nbezug<br />
vorliegt. 11 Damit wird die Analyse auf Neurenten-beziehende<br />
eingegrenzt. Ferner werden die aktiv Versicherten auf solche<br />
begrenzt, die im Berichtsjahr k<strong>eine</strong> Rente bezogen haben (RTJA = 0).<br />
Durch diese Modifikationen in den Datensätzen lässt sich die Untersuchungspopulation<br />
auf in Deutschland lebende versicherte Personen<br />
(Inlandskonzept) im Alter von 30 bis einschließlich 59 Jahren<br />
zuschneiden, die erstmals <strong>eine</strong> EM-Rente beziehen. Die Kontrollgruppe,<br />
die aktiv Versicherten, wird von solchen inländischen Versicherten<br />
repräsentiert, die im jeweiligen Berichtsjahr k<strong>eine</strong> Rente<br />
bezogen haben und k<strong>eine</strong> Beschäftigungszeiten nach dem Altersteilzeitgesetz<br />
aufweisen. Insgesamt können aber mit den zugrunde<br />
liegenden Daten die Grundvoraussetzungen <strong>eine</strong>r Rentenanwartschaft<br />
nicht exakt abgebildet werden. Daher wird in <strong>der</strong> hier vorgelegten<br />
Analyse die Anzahl <strong>der</strong> aktiv Versicherten geringfügig zu<br />
hoch ausgewiesen. Dies bedeutet im Hinblick auf Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrisiken,<br />
dass diese eher unterschätzt werden. 12<br />
10<br />
Diese Personen können über die Variable TTSC1 identifiziert werden<br />
(TTSC1= 555 - Behin<strong>der</strong>te, TTSC1= 666 - Rehabilitanden, TTSC1= 888 –<br />
Pflegepersonen.)<br />
11<br />
Dies erfolgt durch die Variable MEGD. (MEGD = 10: Festsetzung ohne<br />
unmittelbar vorhergehenden Rentenbezug aus <strong>eine</strong>r gesetzlichen Rentenversicherung.)<br />
12 Innerhalb <strong>der</strong> letzten fünf Jahre vor Eintritt <strong>der</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ung
29<br />
Ein Differenzierungsmerkmal <strong>der</strong> Untersuchung ist die Region<br />
(Wohnort). Menschen in Bremen werden mit Menschen in den alten<br />
und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n verglichen. Darüber hinaus sind in dem<br />
Datensatz Informationen zu Krankheiten enthalten und nach ICD-<br />
10-GM-Version in Haupt- und Nebendiagnosen verschlüsselt. 13 Aus<br />
den differenzierten ICD-10-GM-Diagnosen werden Diagnosegrundgruppen<br />
erstellt, in denen ähnliche Diagnosen zusammengefasst<br />
sind. In den Analysen werden die drei am häufigsten vorkommenden<br />
Diagnosegruppen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Muskel-Skelett-<br />
Erkrankungen und psychische Erkrankungen differenziert untersucht.<br />
Als weitere Merkmale werden soziodemografische und sozioökonomische<br />
Faktoren berücksichtigt. Differenziert wird innerhalb <strong>der</strong><br />
Regionen nach Alter, Geschlecht und Nationalität.<br />
13<br />
Die Nationalität wird in dem Datensatz durch die deutsche Staatsbürgerschaft<br />
abgebildet, unterschieden wird zwischen Deutschen<br />
und Nicht-Deutschen. Gewonnen wurde die Information aus <strong>der</strong><br />
Variablen SAVS, die in allen Datensätzen enthalten ist. Alle Indivimüssen<br />
grundsätzlich drei Jahre Pflicht<strong>bei</strong>träge für <strong>eine</strong> versicherte Beschäftigung<br />
o<strong>der</strong> Tätigkeit vorhanden sein. Tritt die Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />
aufgrund <strong>eine</strong>s Ar<strong>bei</strong>tsunfalls o<strong>der</strong> innerhalb von sechs Jahren nach Beendigung<br />
<strong>eine</strong>r Ausbildung ein, entfällt diese Anfor<strong>der</strong>ung. Insofern<br />
müssten die Individuen aus <strong>der</strong> Kontrollgruppe <strong>der</strong> aktiv Versicherten<br />
ausgeschlossen werden, die in den letzten fünf Jahren k<strong>eine</strong> drei Jahre<br />
Pflicht<strong>bei</strong>träge entrichtet haben und nicht vor weniger als sechs Jahren<br />
<strong>eine</strong> Ausbildung abgeschlossen haben, etc. Zu den wesentlichen Voraussetzungen,<br />
die zum Bezug <strong>eine</strong>r EM-Rente erfüllt sein müssen, siehe Kapitel<br />
3. Da Informationen darüber, ob Individuen z. B. in den letzten<br />
fünf Jahren mindestens drei Jahre Pflicht<strong>bei</strong>träge entrichtet haben, im<br />
Datensatz <strong>der</strong> aktiv Versicherten nicht enthalten sind, kann die oben<br />
genannte Son<strong>der</strong>regelung <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Beobachtungs- und Kontrollgruppe<br />
nicht berücksichtigt werden.<br />
Zur Verschlüsselung <strong>der</strong> Diagnosen nach <strong>der</strong> Version ICD-10-GM siehe<br />
Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information<br />
(2012).
30<br />
duen mit dem Wert 0 (deutsch) werden als Deutsche betrachtet und<br />
alle an<strong>der</strong>en als Nicht-Deutsche.<br />
Zur Kontrolle des sozioökonomischen Status werden das Bildungsniveau<br />
und die Berufstätigkeit herangezogen. Zudem wird ein langfristiger<br />
Trend im zeitlichen Verlauf durch die Erhebungsjahre kontrolliert.<br />
Die Bildung wird aus den Themendatenfiles „Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />
und Diagnosen“ aus <strong>der</strong> Variablen „Ausbildung“ (TTSC3)<br />
bzw. <strong>bei</strong> den aktiv Versicherten aus <strong>der</strong> Variablen „Tätigkeitsschlüssel<br />
- Ausbildung“ (TTSC3JA) herausgelesen. Beide Variablen sind vergleichbar<br />
codiert, haben sieben Ausprägungen und werden drei<br />
Qualifikationsniveaus zugeordnet (siehe Tabelle 1). 14<br />
14<br />
Zur Zuordnung <strong>der</strong> Variable Ausbildung in den Datensätzen des FDZ-RV<br />
in Bildungsniveaus siehe u. a. Himmelreicher et al. (2009). Das Merkmal<br />
Ausbildung ist nicht rechtserheblich, d. h., es beeinflusst nicht die Rentenhöhe,<br />
weshalb es weniger valide ist als rentenrelevante Merkmale.<br />
Bei Fällen, <strong>bei</strong> denen k<strong>eine</strong> Ar<strong>bei</strong>tgebermeldung existiert, wie z. B. <strong>bei</strong><br />
Ar<strong>bei</strong>tslosen, Minijobbern, passiv Versicherten (Haufrauen und -<br />
männer), liegt häufig k<strong>eine</strong> Meldung vor.
31<br />
Tabelle<br />
1: Umkodierung<br />
<strong>der</strong> DEÜV-Angaben zum Ausbildungs-<br />
Niveau<br />
Angaben nach DEÜV*<br />
Son<strong>der</strong>-, Volks-, Haupt-, Realschule ohne Berufsausbildung<br />
Son<strong>der</strong>-, Volks-, Haupt-, Realschule mit Berufsausbildung<br />
o<strong>der</strong> Abitur ohne und mit Berufsausbildung<br />
Fachhochschul-, Universitäts- bzw. Hochschulabschluss<br />
Ausbildung unbekannt; Angabe nicht möglich;<br />
k<strong>eine</strong> Angabe<br />
Umkodierung<br />
Niedrig<br />
Mittel<br />
Hoch<br />
K<strong>eine</strong> Angabe<br />
*Verordnung über die Erfassung und Übermittlung von Daten für die Träger<br />
<strong>der</strong> Sozialversicherung (Datenerfassungs- und -übermittlungsverordnung -<br />
DEÜV).<br />
Quelle: eigene Darstellung.<br />
Die Berufsklassifikation beruht auf den Angaben aus dem Tätigkeitsschlüssel.<br />
Dieser ist in den Themendatenfiles „Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />
und Diagnosen“ in <strong>der</strong> Variablen TTSC1 (im Jahr 2004 TAT1)<br />
bzw. <strong>bei</strong> den aktiv Versicherten in <strong>der</strong> Variablen „Tätigkeitsschlüssel<br />
- Berufsordnung“ (TTSC1JA) gespeichert. Das Merkmal Berufsordnung<br />
stammt ebenso wie das Merkmal Ausbildung aus <strong>der</strong> Meldung<br />
<strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tgeber zur Sozialversicherung (DEÜV). Die im Datensatz<br />
angegebenen vielzähligen Tätigkeitsbeschreibungen werden für die<br />
Analyse in Kategorien zusammengefasst. Hier<strong>bei</strong> wird auf <strong>eine</strong> in<br />
<strong>der</strong> Soziologie übliche Berufsklassifikation von Blossfeld (1989: 61)<br />
zurückgegriffen. Darin werden Berufe nach sozialem Status und <strong>der</strong><br />
Art <strong>der</strong> Tätigkeit in verschiedene Kategorien zusammengefasst.<br />
Blossfeld unterscheidet nach folgenden Berufskategorien: 'Nicht<br />
zuordenbar', 'Agrarberufe', 'Einfache manuelle Berufe', 'Qualifizierte<br />
manuelle Berufe', 'Techniker', 'Ingenieure', 'Einfache Dienste',<br />
'Qualifizierte Dienste', 'Semiprofessionen', 'Professionen', 'Einfache
32<br />
kaufmännische und Verwaltungsberufe', 'Qualifizierte kaufmännische<br />
und Verwaltungsberufe' und 'Manager'. Da auch diese Differenzierung<br />
für <strong>eine</strong> erste Auswertung noch zu fein ist, werden diese<br />
Kategorien noch weiter zusammengefasst (Tabelle 2).<br />
Tabelle 2: Zusammenfassung <strong>der</strong> Berufsgruppen nach Blossfeld<br />
in Berufshauptgruppen<br />
B<br />
Berufshauptgruppen Berufsgruppen<br />
nach Blossfeld<br />
Häufigste Beispiele nach dem im<br />
Jahr 2003 gültigen Tätigkeitsschlüssel<br />
für die DEÜV-Meldung<br />
Berufe mit hohem<br />
Status und technische<br />
Berufe<br />
Qualifizierte<br />
Angestelltenberufe<br />
Techniker;<br />
Ingenieure;<br />
Semiprofessionen;<br />
Professionen; Manager<br />
Qualif. Dienste;<br />
qualif. kaufmännische<br />
u. Verwaltungsberufe<br />
853 (Krankenschwestern,<br />
-pfleger, Hebammen)<br />
861 (Sozialar<strong>bei</strong>ter, Sozialpfleger)<br />
628 (Sonstige Techniker)<br />
864 (Kin<strong>der</strong>gärtner, Kin<strong>der</strong>pfleger,<br />
Erzieher)<br />
751 (Unternehmer,<br />
Geschäftsführer,<br />
Geschäftsbereichsleiter)<br />
862 (Heimleiter, Sozialpädagogen)<br />
607 (Sonstige Ingenieure)<br />
781 (Bürofachkräfte)<br />
691 (Bankfachleute)<br />
774 (Datenverar<strong>bei</strong>tungsfachleute)<br />
856 (Sprechstundenhelfer)<br />
681 (Groß- und Einzelhandelskaufleute,<br />
Verkäufer)<br />
854 (Helfer i.d. Krankenpflege)<br />
772 (Buchhalter)
33<br />
qualifizierte<br />
manuelle Berufe<br />
gering qualifizierte<br />
Angestelltenberufe<br />
gering qualifizierte<br />
manuelle Berufe<br />
und Agrarberufe<br />
kein gemeldeter<br />
Beruf und nicht<br />
zuordenbare<br />
qualifizierte<br />
manuelle Berufe<br />
einfache Dienste;<br />
einfache kaufmännische<br />
und<br />
Verwaltungsberufe<br />
Agrarberufe; einfache<br />
manuelle<br />
Berufe<br />
hierzu <strong>bei</strong><br />
Blossfeld k<strong>eine</strong><br />
Erwähnung<br />
411 (Köche)<br />
311 (Elektroinstallateure, -<br />
Monteure)<br />
281 (Kraftfahrzeuginstandsetzer)<br />
273 (Maschinenschlosser)<br />
441 (Maurer)<br />
262 (Rohrinstallateure)<br />
274 (Betriebsschlosser, Reparatur<br />
schlosser)<br />
682 (Verkäufer)<br />
933 (Raum-, Hausratreiniger)<br />
714 (Kraftfahrzeugführer)<br />
744 (Lager-, Transportar<strong>bei</strong>ter)<br />
912 (Kellner, Stewards)<br />
782 (Stenografen, Stenotypisten,<br />
Maschinenschreiber)<br />
784 (Bürohilfskräfte)<br />
531 (Hilfsar<strong>bei</strong>ter ohne nähere<br />
Tätigkeitsangabe)<br />
522 (Warenaufmacher, Versand<br />
fertigmacher)<br />
323 (Metallar<strong>bei</strong>ter)<br />
51 (Gärtner, Gartenar<strong>bei</strong>ter)<br />
151 (Kunststoffverar<strong>bei</strong>ter)<br />
141 (Chemiebetriebswerker)<br />
521 (Warenprüfer, -sortierer)<br />
0 (k<strong>eine</strong> gemeldete Tätigkeit)<br />
991 (Ar<strong>bei</strong>tskräfte ohne nähere<br />
Tätigkeitsangabe)
34<br />
Codierung<br />
677 (ohne Bezeichnung)<br />
40 (ohne Bezeichnung)<br />
982 (Praktikanten, Volontärinnen<br />
noch ohne feststehenden<br />
Beruf)<br />
995 (Vorruhestands- / Altersübergangsgeldbezieher)<br />
983 (Ar<strong>bei</strong>tskräfte (ar<strong>bei</strong>tsuchend)<br />
noch ohne bestimmten<br />
Beruf)<br />
Anmerkung: In den Klassifikationen von Blossfeld fehlen einige berufliche<br />
Tätigkeiten.<br />
Ergänzende Zuordnung zu den „qualifizierten Angestelltenberufen“:<br />
832-836 (Darstellende Künstler; Bildende Künstler, Grafiker; Dekorationen-,<br />
Schil<strong>der</strong>maler; Künstlerische und zugeordnete Berufe <strong>der</strong> Bühnengestalter;<br />
Raum-, Schauwerbegestalter) entsprechend <strong>der</strong> Musiker (831) und Fotografen<br />
(837).<br />
Ergänzende Zuordnung zu den „qualifizierten manuellen Berufen“:<br />
071 (Bergleute); 270 (Schlosser o.n.A.)<br />
Ergänzende Zuordnung zu den „gering qualifizierten Angestelltenberufen“:<br />
924 (Haushaltsgehilfen mit Haushaltsscheckverfahren gemeldete Ar<strong>bei</strong>tnehmer)<br />
Ergänzende Zuordnung zu den „gering qualifizierten manuellen Berufen“:<br />
470 (Bauhilfsar<strong>bei</strong>ter), 549 (Maschineneinrichter o.n.A.)<br />
Die in den Daten gefundenen Ausprägungen, die nicht in <strong>der</strong> Klassifikation<br />
<strong>der</strong> Berufe von 2003 benannt sind (1, 2, 3, 4, 5, 6, 30, 40, 70, 199, 300, 677)<br />
und Ausprägungen, aus denen k<strong>eine</strong> spezielle berufliche Tätigkeit ableitbar<br />
ist (971 und höher), wurden unter die nicht zuordenbaren Codierungen<br />
gefasst.<br />
Quelle: eigene Darstellung.<br />
Bevor im empirischen Teil auf Basis <strong>der</strong> hochgerechneten Daten<br />
Ergebnisse präsentiert werden, werden zunächst in Tabelle 3 die<br />
Verteilungen <strong>der</strong> Variablen im Rohzustand dargestellt. Diese Dar-
stellung dient dazu, die <strong>der</strong> Untersuchung zugrunde liegenden Fallzahlen<br />
zu sehen, um die Aussagefähigkeit im empirischen Teil beurteilen<br />
zu können. Für Bremen und Westdeutschland beruhen die<br />
Berechnungen auf jeweils über <strong>eine</strong>r Million und für Ostdeutschland<br />
auf fast <strong>eine</strong>r Viertelmillion Angaben aus den Daten <strong>der</strong> aktiv<br />
Versicherten. Für Bremen sind es 5.000 EM-Rentenzugänge in den<br />
Jahren 2004–2008. Die Auswertungen für Westdeutschland und<br />
Ostdeutschland basieren mit fast 100.000 und fast 30.000 Fällen auf<br />
deutlich höheren Zahlen. Dafür handelt es sich aber <strong>bei</strong> den Bremer<br />
Daten um <strong>eine</strong> Vollerhebung und <strong>bei</strong> den Daten für Westdeutschland<br />
und Ostdeutschland um Stichproben.<br />
35
36<br />
Tabelle 3: : Grundauszählung <strong>der</strong> gepoolten Daten<br />
Aktiv<br />
Versichert.<br />
Bremen Westdeutschland Ostdeutschland<br />
EM- Aktiv EM-Renten<br />
EM-<br />
Renten Versicherte<br />
Renten<br />
Aktiv<br />
Versicherte<br />
Gesamtzahl 1.021.660 5.157 1.047.473 97.707 245.930 29.576<br />
EM-Diagnosenkategorie<br />
psychische Erkrankungen<br />
Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen<br />
Muskel-Skelett-<br />
Erkrankungen<br />
sonstige Erkrankungen<br />
1.952 33.778 8.145<br />
504 9.677 3.693<br />
812 16.018 5.221<br />
1.889 38.234 12.517<br />
Alter<br />
30-34 Jahre 159.223 176 153.867 2.822 31.536 726<br />
35-39 Jahre 188.780 395 196.508 6.093 39.915 1.642<br />
40-44 Jahre 204.769 637 218.095 10.685 48.869 3.177<br />
45-49 Jahre 182.633 952 193.149 16.550 47.655 5.466<br />
50-54 Jahre 154.345 1.263 157.915 25.745 43.844 8.420<br />
55-59 Jahre 131.910 1.734 127.939 35.812 34.111 10.145
37<br />
Geschlecht<br />
Aktiv<br />
Versichert.<br />
Bremen Westdeutschland Ostdeutschland<br />
EM- Aktiv EM-Renten<br />
EM-<br />
Renten Versicherte<br />
Renten<br />
Aktiv<br />
Versicherte<br />
Männer 530.766 2.693 544.112 52.511 123.615 16.495<br />
Frauen 490.894 2.464 503.361 45.196 122.315 13.081<br />
Nationalität<br />
Deutsch 893.747 4.530 933.358 85.840 240.154 29.251<br />
Nicht-Deutsch 127.913 627 114.115 11.867 5.776 325<br />
formale<br />
Bildung<br />
niedrig 86.280 764 108.061 16.715 8.014 1.719<br />
mittel 425.949 2.037 532.286 45.557 133.001 15.425<br />
hoch 85.757 139 80.120 1.995 20.376 1.046<br />
k<strong>eine</strong> Angabe 423.674 2.217 327.006 33.440 84.539 11.386<br />
Berufshauptgruppen<br />
hoher Status/<br />
techn. Berufe<br />
qualif. Angestelltenberufe<br />
qualif. manuelle<br />
Berufe<br />
gering qualif.<br />
Angestelltenberufe<br />
gering qualif.<br />
manuell. Berufe<br />
k<strong>eine</strong> Angabe/<br />
ohne Zuordnung<br />
175.148 605 172.903 10.122 40.498 3.367<br />
207.650 754 250.994 16.500 48.237 3.817<br />
96.088 573 112.394 12.453 28.176 3.326<br />
269.514 1.537 256.993 27.267 51.132 6.979<br />
94.133 663 129.362 15.808 32.241 5.974<br />
179.127 1.025 124.827 15.557 45.646 6.113<br />
Quelle: FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN, AKVS04-08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV –<br />
SUFRTZN04-08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB, gepoolt, eigene Berechnungen.
38<br />
Die in den Rohdaten am häufigsten vertretenen, <strong>eine</strong> <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />
begründenden Diagnosen sind psychische Erkrankungen<br />
und sonstige Erkrankungen. Muskel- und Skelett-Erkrankungen<br />
sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind seltener. Die Alterskategorien<br />
sind in Fünfjahresschritte eingeteilt und es zeigt sich <strong>eine</strong> relative<br />
Gleichverteilung <strong>der</strong> Individuen über die Alterskategorien mit<br />
<strong>eine</strong>r Häufung <strong>bei</strong> den 40-44-Jährigen aktiv Versicherten. Männer<br />
sind etwas mehr vertreten als Frauen. Deutliche Unterschiede zwischen<br />
den Regionen zeigen sich bezüglich <strong>der</strong> Nationalität: In Ostdeutschland<br />
sind vergleichsweise wenige <strong>der</strong> gepoolten aktiv Versicherten<br />
und erstmaligen Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrentner nicht deutsch.<br />
In Bremen und Westdeutschland sind es deutlich mehr.<br />
Bezüglich <strong>der</strong> Berufshauptgruppen gibt es die größten Besetzungen<br />
<strong>bei</strong> den gering qualifizierten Angestelltenberufen und den qualifizierten<br />
Angestelltenberufen. Berufe mit hohem Status sind ebenfalls<br />
noch gut vertreten; genauso wie qualifizierte und gering qualifizierte<br />
manuelle Berufe. Die Zahl <strong>der</strong> Versicherten ohne Angabe o<strong>der</strong><br />
ohne Zuordnung liegt aber höher.<br />
In Bremen gibt es Abweichungen in den Verteilungen nach formaler<br />
Bildung. Versicherte mit hohem Bildungsgrad sind in Bremen im<br />
leicht höheren Anteil gemeldet als in Westdeutschland und Ostdeutschland;<br />
aber es gibt deutlich mehr Versicherte ohne Angaben<br />
zum Bildungsgrad als in den Vergleichsregionen. Dafür gibt es anteilig<br />
deutlich weniger Versicherte mit mittlerem Bildungsgrad. Der<br />
Anteil <strong>der</strong> Versicherten mit niedrigem Bildungsgrad ist in Ostdeutschland<br />
am geringsten und in Westdeutschland am höchsten.<br />
Bremen liegt dazwischen.<br />
Die Zellbesetzung <strong>der</strong> Risikopopulation liegt <strong>bei</strong> den erklärenden<br />
Variablenausprägungen stets im vierstelligen Bereich o<strong>der</strong> höher.<br />
Die Zahl <strong>der</strong> EM-Ereignisse liegt für alle Merkmalsausprägungen<br />
stets im dreistelligen Bereich o<strong>der</strong> höher.
39<br />
6 Empirische Ergebnisse<br />
Die im Folgenden dargestellten empirischen Ergebnisse beruhen für<br />
Bremen auf <strong>eine</strong>r Vollerhebung, für die alten und die neuen Bundeslän<strong>der</strong><br />
auf Stichproben. Um für die verschiedenen regionalen<br />
Datenquellen vergleichbare Befunde präsentieren zu können, werden<br />
im ersten Schritt die Werte auf die jeweilige Grundgesamtheit<br />
hochgerechnet (Abschnitt 6.1). Im Anschluss daran werden die EM-<br />
Quoten differenziert nach den einzelnen Merkmalen separat für<br />
Bremen und die alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong> dargestellt<br />
(Abschnitt 6.2). Die Darstellungen <strong>der</strong> EM-Quoten in Abschnitt 6.2<br />
sollen Antwort auf die Frage geben, wie hoch die EM-Quoten je Differenzierung<br />
nach den erwähnten Unterscheidungskriterien sind.<br />
Betrachtet werden in Abschnitt 6.2 nur die Verteilungen <strong>der</strong> Population<br />
mit EM-Rentenzugang mit den aktiv Versicherten nach einzelnen<br />
Merkmalen. Da diese einzelnen Merkmale auch strukturell<br />
durch an<strong>der</strong>e Bedingungen als die gesundheitliche Beeinträchtigung<br />
zwischen diesen <strong>bei</strong>den Populationen unterschiedlich ausgeprägt<br />
sind, müssen für <strong>eine</strong> genauere Risikobewertung diese unterschiedlichen<br />
Faktoren kontrolliert werden. Beispielsweise gibt es über die<br />
Geburtsjahre hinweg <strong>eine</strong>n steigenden Anteil höherer beruflicher<br />
Qualifikationen. Außerdem gibt es in den untersuchten Regionen<br />
unterschiedliche Anteile von Auslän<strong>der</strong>n und die Altersverteilung<br />
ist leicht unterschiedlich. Um die unabhängigen Effekte <strong>der</strong> untersuchten<br />
Merkmale auf das EM-Risiko zu bestimmen, werden in Abschnitt<br />
6.3 die Populationen <strong>der</strong> erstmaligen EM-Rentenbezieher in<br />
multivariaten Modellen mit den Populationen <strong>der</strong> aktiv Versicherten<br />
verglichen. Wegen <strong>der</strong> bekannten Abhängigkeiten z. B. von Alter<br />
und Ar<strong>bei</strong>tsbelastung ist <strong>eine</strong> Bewertung <strong>der</strong> partiellen Effekte<br />
<strong>der</strong> untersuchten erklärenden Merkmale auf die EM-Rente nur <strong>bei</strong><br />
gemeinsamer Betrachtung aller Kontrollvariablen im statistischen<br />
Modell möglich (Abschnitt 6.3).
40<br />
6.1 Deskriptive Befunde<br />
Insgesamt zeigen sich für Bremen etwas höhere EM-Zugangsquoten<br />
als in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n (0,50 % vs. 0,46 %) (siehe Tabelle 4).<br />
Die Quote in Bremen ist im Vergleich zu den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
(0,60 %) jedoch deutlich geringer. Differenziert nach den drei Hauptdiagnosegruppen<br />
sind die psychischen Erkrankungen in allen drei<br />
Regionen am häufigsten ursächlich für den Renteneintritt (0,16 %–<br />
0,19 %), allerdings fällt auf, dass insbeson<strong>der</strong>e in Bremen <strong>der</strong> Anteil<br />
<strong>der</strong> Personen, die aufgrund von psychischen Erkrankungen <strong>eine</strong><br />
<strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> erhalten am höchsten ist. Hier ist es mehr<br />
als jede dritte EM-Rente, die aufgrund von psychischen Erkrankungen<br />
bewilligt wird. In den alten Bundeslän<strong>der</strong>n liegt <strong>der</strong> entsprechende<br />
Anteil etwas darunter, in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n wird<br />
hingegen gut jede vierte EM-Rente aufgrund von psychischen Erkrankungen<br />
bewilligt. Sogenannte „Verschleißerkrankungen“ <strong>der</strong><br />
Muskeln, des Skeletts und des Bindegewebes erweisen sich als <strong>der</strong><br />
zweithäufigste Grund für <strong>eine</strong> EM-Rente. In den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
sind hier die höchsten <strong>Risiken</strong> zu konstatieren. Bei den Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen, <strong>der</strong> dritthäufigsten Diagnose, sind die Quoten<br />
in Ostdeutschland ebenfalls höher als in Bremen o<strong>der</strong> in Westdeutschland.
41<br />
Tabelle 4: : Anteile an EM-Rentenzugängen pro Jahr<br />
Bremen West Ost<br />
Quote<br />
Quote<br />
Anzahl<br />
Anzahl<br />
Anzahl<br />
%<br />
%<br />
Quote<br />
%<br />
EM-Rentenzugang<br />
gesamt<br />
5.157 0,50% 488.535 0,46 147.880 0,60<br />
wg. psychischer<br />
Erkrankungen<br />
1.952 0,19 168.890 0,16 40.725 0,16<br />
wg. Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen<br />
504 0,05 48.385 0,05 18.465 0,07<br />
wg. Muskel-<br />
Skelett-Erkrankungen<br />
812 0,08 80.090 0,08 26.105 0,11<br />
wg. sonstiger<br />
Erkrankungen<br />
1.889 0,18 191.170 0,18 62.585 0,25<br />
aktiv Versichert<br />
+ EM- 1.026.817 100,00 105.235.835 100,00 24.740.880 100,00<br />
Renten<br />
Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und hochgerechneten Datensätze<br />
<strong>der</strong> aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> für die Jahre<br />
2004–2008. Quelle: FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN, AKVS04-08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV<br />
– SUFRTZN04-08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB, gepoolt, eigene Berechnungen.
42<br />
Tabelle 5: : Mittelwerte und Anteile<br />
Aktiv<br />
Versicherte<br />
Bremen Westdeutschland Ostdeutschland<br />
EM-<br />
EM-Ren-<br />
Aktiv<br />
Aktiv<br />
Rentenzugängtenzugänge<br />
Versicherte<br />
Versicherte<br />
EM-Rentenzugänge<br />
Durchschnittsalter 43,8 J. 49,8 J. 43,8 J. 50,5 J. 44,7 J. 50,5 J.<br />
Anteil Frauen 48,1% 47,8% 48,1% 46,3% 49,7% 44,2%<br />
Anteil Auslän<strong>der</strong> 12,5% 12,2% 10,9% 12,1% 2,3% 1,1%<br />
Bildung<br />
Anteil mit niedriger<br />
Bildung<br />
Anteil mit mittlerer<br />
Bildung<br />
Anteil mit hoher<br />
Bildung<br />
Anteil ohne<br />
Bildungsangaben<br />
Berufsstatus<br />
Anteil hoher Status/<br />
techn. Berufe<br />
Anteil qualifizierte<br />
Angestelltenberufe<br />
Anteil qualifizierte<br />
manuelle Berufe<br />
Anteil gering qualif.<br />
Angestelltenberufe<br />
Anteil gering qualif.<br />
manuelle<br />
Berufe<br />
Anteil ohne Angabe<br />
/ohne Zuordnung<br />
8,5% 14,8% 10,3% 17,1% 3,3% 5,8%<br />
41,7% 39,5% 50,8% 46,6% 54,1% 52,2%<br />
8,4% 2,7% 7,6% 2,0% 8,3% 3,5%<br />
41,5% 43,0% 31,2% 34,2% 34,4% 38,5%<br />
17,1% 11,7% 16,5% 10,4% 16,5% 11,4%<br />
20,3% 14,6% 24,0% 16,9% 19,6% 12,9%<br />
9,4% 11,1% 10,7% 12,7% 11,5% 11,2%<br />
26,4% 29,8% 24,5% 27,9% 20,8% 23,6%<br />
9,2% 12,9% 12,3% 16,2% 13,1% 20,2%<br />
17,5% 19,9% 11,9% 15,9% 18,6% 20,7%<br />
Anzahl 1.021.660 5.157 104.747.300 488.535 24.593.000 147.880<br />
Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und hochgerechneten Datensätze <strong>der</strong><br />
aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> für die Jahre 2004–2008.<br />
Quelle: FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN, AKVS04-08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV – SUFRTZN04-<br />
08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB, gepoolt, eigene Berechnungen.
43<br />
Im Land Bremen wurde in den fünf Jahren im Zeitraum von 2004-<br />
2008 <strong>bei</strong> insgesamt 5.157 Menschen <strong>eine</strong> <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />
bewilligt. Auffällig im Vergleich zu den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
ist, dass das Durchschnittsalter <strong>bei</strong> den EM-Rentenzugängen<br />
in Bremen um ein gutes halbes Jahr niedriger ist. Insgesamt ist das<br />
Durchschnittsalter <strong>bei</strong> den EM-Rentenzugängen ca. 6 Jahre höher als<br />
<strong>bei</strong> den aktiv Versicherten. Dies zeigt, dass die EM-Rente nicht<br />
gleichmäßig über alle Altersstufen verteilt ist, son<strong>der</strong>n – wie zu<br />
erwarten – chronische Erkrankungen und das Risiko <strong>eine</strong>r EM-<br />
Rente im höheren Alter zunimmt.<br />
Der Anteil <strong>der</strong> Frauen unter den EM-Rentenzugängen ist in allen<br />
drei Regionen geringer als <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Frauen unter den aktiv<br />
Versicherten. Das heißt, dass das Risiko <strong>eine</strong>r EM-Verrentung für<br />
Männer deutlich höher ist. Allerdings ist dieser Unterschied in Bremen<br />
am geringsten. Hier ist nur ein Unterschied von 0,3 Prozentpunkten<br />
zu sehen. In Westdeutschland (1,8 Prozentpunkte) und<br />
Ostdeutschland (5,5 Prozentpunkte) sind die Unterschiede deutlich<br />
größer.<br />
Der Anteil von Menschen mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit<br />
unter den aktiv Versicherten und jener <strong>bei</strong> den EM-Rentenzugängen<br />
ist in Bremen nahezu gleich groß. In den alten Bundeslän<strong>der</strong>n ist<br />
<strong>der</strong> Anteil von Nicht-Deutschen <strong>bei</strong> den EM-Rentenzugängen rund<br />
1,3 Prozentpunkte höher und in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n rund<br />
1,3 Prozentpunkte geringer als unter den jeweiligen Anteilen von<br />
Nicht-Deutschen <strong>der</strong> aktiv Versicherten.<br />
Bezüglich <strong>der</strong> Bildung zeigt sich, dass sowohl <strong>bei</strong> den Versicherten<br />
als auch <strong>bei</strong> den EM-Rentenzugängen das mittlere Qualifikationsniveau<br />
dominiert. Auffällig ist, dass <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> EM-Rentnerinnen<br />
und -Rentner mit niedriger Qualifikation vergleichsweise hoch, <strong>der</strong><br />
Anteil mit hohem Qualifikationsniveau hingegen niedriger als <strong>bei</strong><br />
den aktiv Versicherten ist. Zudem ist festzustellen, dass fehlende Bildungsangaben<br />
<strong>bei</strong> den Zugängen in EM-Rente durchweg anteilig<br />
häufiger vorkommen als <strong>bei</strong> den Versicherten. Dies ist u. a. darauf<br />
zurückzuführen, dass die Bildungsangabe erst 2001 in die Daten <strong>der</strong><br />
Rentenversicherung eingeführt wurde und somit insbeson<strong>der</strong>e für<br />
eher ar<strong>bei</strong>tsmarktferne Zugänge in <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> <strong>eine</strong>
44<br />
Aktualisierung des Status im Rahmen <strong>eine</strong>r Ar<strong>bei</strong>tgebermeldung<br />
nicht durchgeführt wurde (vgl. Himmelreicher et al. 2009).<br />
Für die unterschiedlichen Berufsklassifikationen ergeben sich teilweise<br />
deutliche Unterschiede in den Anteilen unter den aktiv Versicherten<br />
und den Anteilen unter den EM-Rentenzugängen. Ein höherer<br />
Anteil unter den EM-Rentenzugängen findet sich <strong>bei</strong> den qualifizierten<br />
manuellen Berufen (Ausnahme: Ostdeutschland), <strong>bei</strong> den<br />
geringqualifizierten Angestelltenberufen und <strong>bei</strong> den gering qualifizierten<br />
manuellen Berufen. Es ist also vor allem die körperliche Ar<strong>bei</strong>t<br />
und die geringe Qualifikation, die ein höheres EM-Risiko bedingen.<br />
6.2 Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsquoten uoten nach verschiedenen<br />
Merkmalen<br />
Abbildung 1 weist für Frauen und Männer für die Jahre 2004–2008<br />
die Zugänge in <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong>n in Relation zu den jeweiligen<br />
aktiv Versicherten aus. Diese Verhältnisse werden im Folgenden<br />
als EM-Quoten pro 1.000 Versicherte ausgegeben. Differenziert<br />
wird da<strong>bei</strong> nach Region sowie nach häufig vorkommenden Diagnosegruppen.<br />
Es zeigt sich, dass ostdeutsche Männer die höchsten EM-<br />
Quoten aufweisen, gefolgt von ostdeutschen Frauen. Die Quoten <strong>der</strong><br />
westdeutschen Männer und Frauen sind die niedrigsten, die Quoten<br />
in Bremen liegen etwas höher als in Westdeutschland. An<strong>der</strong>s als in<br />
den Vergleichsregionen ist in Bremen die EM-Quote <strong>bei</strong> Frauen und<br />
Männern gleich groß.<br />
Differenziert man die EM-Quoten nach häufig vorkommenden Diagnosegruppen,<br />
so fällt auf, dass die Bremer Frauen das höchste EM-<br />
Risiko aufgrund von psychischen Erkrankungen aufweisen. Mehr<br />
als zwei von tausend versicherten Frauen in Bremen werden jährlich<br />
aufgrund psychischer Erkrankungen mit <strong>eine</strong>r EM-Rente berentet.<br />
Aber auch die Bremer Männer haben im Vergleich zu den Männern<br />
in den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n ein höheres Risiko<br />
aufgrund von psychischen Erkrankungen <strong>eine</strong> EM-Rente zu beziehen.<br />
Wie bereits oben erwähnt, rangieren die Muskel- und Skelett-<br />
Erkrankungen als Ursache für EM-Renten auf dem zweiten Platz. Bei
45<br />
dieser Diagnosegruppe zeigen sich <strong>bei</strong> den Männern und Frauen in<br />
den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n die höchsten Quoten. Für Bremen ist auffällig,<br />
dass hier anteilig mehr Frauen als Männer von Muskel- und<br />
Skelett-Erkrankungen betroffen sind. In den neuen und alten Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
zeigt sich genau das entgegengesetzte Geschlechterverhältnis,<br />
hier sind <strong>bei</strong> den Männern die höheren <strong>Risiken</strong> zu verzeichnen.<br />
Bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen als drittgrößte Diagnosegruppe<br />
sind die Quoten ebenfalls in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n am<br />
höchsten und es gibt in allen Regionen ein deutlich höheres Risiko<br />
für Männer als für Frauen aufgrund dieser Diagnose in EM-Rente zu<br />
gehen. Auffällig für Bremen ist, dass hier die Quoten <strong>der</strong> Frauen am<br />
niedrigsten ausfallen; die Quoten <strong>der</strong> Bremer Männer liegen etwas<br />
höher als die <strong>der</strong> westdeutschen Männer, jedoch immer noch deutlich<br />
unter denen <strong>der</strong> ostdeutschen Männer. 15<br />
15<br />
Die in Abbildung 1 dargestellten Befunde entsprechen weitgehend denen<br />
von Rehfeld et al. (2008: Abb. 10.5) und denen von Hagen et al.<br />
(2010a: 90; 2010b: 12; 2011: 339). <strong>der</strong>en Berechnungen auf den Vollerhebungen<br />
des Jahres 2005 (vgl. Rehfeld et al. 2008), den SUFs von<br />
2004–2006 (Hagen et al. 2010a; 2010b) o<strong>der</strong> auf den Vollerhebungen<br />
des Jahres 2008 (Hagen et al. 2011) beruhen.
46<br />
Abbildung 1: Quote <strong>der</strong> Zugänge in EM-Rente pro 1.000 aktiv Versicherte –<br />
inländische 30–59-jährige Versicherte nach Region, Geschlecht und Diagnosegruppen<br />
(2004–2008)<br />
Gesamt<br />
Bremen West Ost<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Gesamt<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Gesamt<br />
Frauen<br />
Männer<br />
0 1 2 3 4 5 6 7<br />
Bremen West Ost<br />
Männer Frauen Gesamt Männer Frauen Gesamt Männer Frauen Gesamt<br />
Psych 1,66 2,16 1,90 1,41 1,81 1,60 1,56 1,74 1,65<br />
Herz/Kreisl 0,75 0,21 0,49 0,65 0,25 0,46 1,08 0,41 0,75<br />
Muskel 0,75 0,84 0,79 0,80 0,72 0,76 1,18 0,93 1,06<br />
Sonstig 1,89 1,79 1,84 1,94 1,69 1,82 2,81 2,24 2,53<br />
Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und hochgerechneten Datensätze<br />
<strong>der</strong> aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> für die Jahre<br />
2004-2008. Quelle: FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN, AKVS04-08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV<br />
– SUFRTZN04-08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB, gepoolt, eigene Berechnungen.<br />
Abbildung 2 weist die Unterschiede des EM-Risikos zwischen Deutschen<br />
und Nicht-Deutschen bzw. Auslän<strong>der</strong>n aus. In Bremen ist <strong>der</strong><br />
Unterschied zwischen Deutschen und Auslän<strong>der</strong>n nicht beson<strong>der</strong>s<br />
ausgeprägt. Je 1.000 aktiv Versicherte in Bremen finden sich 5,04<br />
EM-Rentenzugänge unter den Deutschen und 4,88 EM-Rentenzugänge<br />
unter den Auslän<strong>der</strong>n. Auch wenn insgesamt die EM-Quote<br />
<strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong> in Bremen leicht unter <strong>der</strong> <strong>der</strong> Deutschen liegt, so<br />
zeigt sich ein an<strong>der</strong>es Bild, wenn man nach Diagnosegruppen differenziert.<br />
Auslän<strong>der</strong> haben ein höheres Risiko als Deutsche aufgrund<br />
von psychischen und auch von Muskel-Skelett-Erkrankungen <strong>eine</strong><br />
EM-Rente zu beziehen. Die Differenzen zwischen Deutschen und<br />
Nicht-Deutschen sind in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n jedoch etwas
47<br />
stärker ausgeprägt; hier zeigt sich auch ein höheres Risiko <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>innen<br />
und Auslän<strong>der</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> Quoten insgesamt.<br />
In Ostdeutschland ist die EM-Quote unter den Nicht-Deutschen<br />
mit 2,81 je 1.000 aktiv Versicherter weitaus geringer als <strong>bei</strong><br />
allen an<strong>der</strong>en Vergleichskategorien und nicht einmal halb so groß<br />
wie <strong>bei</strong> den Deutschen.<br />
Abbildung<br />
2: Quote <strong>der</strong> Zugänge in EM-Rente pro 1.000 aktiv Versicherte<br />
– inländische 30–59-jährige Versicherte nach Region, Nationalität<br />
und Diagnosegruppen (2004–2008)<br />
Gesamt<br />
Bremen West Ost<br />
Nicht-Deutsche<br />
Deutsche<br />
Gesamt<br />
Nicht-Deutsche<br />
Deutsche<br />
Gesamt<br />
Nicht-Deutsche<br />
Deutsche<br />
0 1 2 3 4 5 6 7<br />
Bremen West Ost<br />
Deutsche<br />
Nicht-<br />
Deutsche Gesamt Deutsche Nicht-<br />
Deutsche Gesamt Deutsche Nicht-<br />
Deutsche<br />
Gesamt<br />
Psych 1,88 2,06 1,90 1,55 2,09 1,60 1,67 0,73 1,65<br />
Herz/Kreisl 0,49 0,49 0,49 0,45 0,53 0,46 0,75 0,40 0,75<br />
Muskel 0,78 0,86 0,79 0,75 0,85 0,76 1,07 0,46 1,06<br />
Sonstig 1,89 1,46 1,84 1,83 1,70 1,82 2,56 1,23 2,53<br />
Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und hochgerechneten<br />
Datensätze <strong>der</strong> aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />
für die Jahre 2004-2008. Quelle: FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN,<br />
AKVS04-08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV – SUFRTZN04-08XVSTEM, SUFAKVS04-<br />
08XVSBB, gepoolt, eigene Berechnungen.
48<br />
Abbildung 3 zeigt die Entwicklung <strong>der</strong> EM-Quoten nach Alter <strong>der</strong><br />
Versicherten in Bremen, den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n. Während<br />
diese Quoten <strong>bei</strong> 30- bis 45-Jährigen vergleichsweise gering<br />
sind, steigen die EM-Quoten bis zum Ende des fünften Lebensjahrzehnts.<br />
Weitgehend unabhängig von <strong>der</strong> Region zeigt sich ein mit<br />
dem Alter leicht exponentiell ansteigende EM-Quote, die im Alter<br />
von 58 Jahren das Maximum erreicht. Mit 59 Jahren bricht dann die<br />
EM-Quote ein. Letzteres ist darauf zurückzuführen, dass manche<br />
Versicherte vermutlich abwarten und kurz darauf <strong>eine</strong> Altersrente<br />
ohne Gesundheitsprüfung beziehen. In jedem Alter sind die EM-<br />
Quoten in <strong>der</strong> Erwerbsphase <strong>bei</strong> Versicherten in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
geringfügig höher als in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n. Die Bremer<br />
EM-Quoten liegen in den Altersjahren bis Mitte 40 etwa auf<br />
dem Niveau <strong>der</strong> ostdeutschen Versicherten. In den Altersjahren ab<br />
50, in denen auch das gesamte Niveau <strong>der</strong> EM-Quoten höher ist,<br />
liegt das Bremer Niveau dann auf westdeutschem Niveau. Bremen<br />
unterscheidet sich also in den EM-Quoten von Westdeutschland<br />
durch erhöhte Quoten in <strong>der</strong> jüngeren Population.
49<br />
Abbildung 3: Quote <strong>der</strong> Zugänge in EM-Rente pro 1.000 aktiv Versicherte<br />
gleichen Alters – inländische 30–59-jährige Versicherte nach Region<br />
(2004–2008)<br />
18<br />
16<br />
14<br />
Bremen<br />
West<br />
Ost<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59<br />
Alter<br />
Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und hochgerechneten<br />
Datensätze <strong>der</strong> aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />
für die Jahre 2004-2008. Quelle: FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN, AKVS04-<br />
08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV – SUFRTZN04-08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB,<br />
gepoolt, eigene Berechnungen.<br />
Noch einmal kompakter mit Fünf-Jahres-Kategorien und differenziert<br />
nach Diagnosen zeigt Abbildung 4 die EM-Quoten nach Alter<br />
und Region. Im Vergleich zu Westdeutschland zeigt sich hier für<br />
Bremen deutlich die geringere EM-Quote <strong>bei</strong> den 55-59-Jährigen,<br />
<strong>eine</strong> vergleichbare EM-Quote <strong>bei</strong> den 50-54-Jährigen und <strong>eine</strong> höhere<br />
Quote <strong>bei</strong> den Jüngeren. Über alle Regionen nimmt die diagnosebezogene<br />
EM-Quote mit dem Alter zu. So steigt die EM-Quote ei-
50<br />
ner Rente wegen psychischer Erkrankungen in Bremen von 0,68 in<br />
<strong>der</strong> jüngsten Alterskategorie auf 3,53 in <strong>der</strong> ältesten Alterskategorie.<br />
Dieser Anstieg ist in ähnlicher Weise auch in Westdeutschland und<br />
in Ostdeutschland gegeben. Deutlich mehr im Vergleich zum Ausgangswert<br />
steigen aber die Quoten mit Muskel-Skelett-Erkrankungen<br />
und mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei den 30-34-jährigen<br />
Bremerinnen und Bremern beträgt die EM-Quote wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen<br />
lediglich 0,08, während sie unter den 55-59-Jährigen<br />
schließlich <strong>bei</strong> 2,71 liegt. Eine ähnliche Steigerung <strong>der</strong> Quote<br />
mit dem Alter zeigt sich <strong>bei</strong> den Herz-Kreislauf-Erkrankungen von<br />
0,04 auf 1,73 EM-Verrentungen je 1.000 aktiv Versicherte. Diese<br />
Entwicklungen zeigen sich auf leicht unterschiedlichem Niveau<br />
auch in Westdeutschland und in Ostdeutschland.
51<br />
Abbildung 4: Quote <strong>der</strong> Zugänge in EM-Rente pro 1.000 aktiv Versicherte<br />
gleicher Altersklassen – inländische 30–59-jährige Versicherte nach Region<br />
und Diagnosegruppen (2004–2008)<br />
Bremen West Ost<br />
55-59<br />
50-54<br />
45-49<br />
40-44<br />
35-39<br />
30-34<br />
55-59<br />
50-54<br />
45-49<br />
40-44<br />
35-39<br />
30-34<br />
55-59<br />
50-54<br />
45-49<br />
40-44<br />
35-39<br />
30-34<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />
Bremen West Ost<br />
30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59<br />
Psych 0,68 1,10 1,61 2,22 2,74 3,53 0,47 0,75 1,10 1,65 2,63 3,77 0,51 0,84 1,23 1,78 2,42 3,03<br />
Herz/Kreisl 0,04 0,10 0,12 0,47 0,88 1,73 0,03 0,07 0,14 0,35 0,82 1,83 0,05 0,10 0,25 0,63 1,31 2,27<br />
Muskel 0,08 0,14 0,27 0,75 1,40 2,71 0,06 0,12 0,24 0,57 1,29 3,10 0,08 0,15 0,33 0,86 1,78 3,37<br />
Sonstig 0,31 0,75 1,10 1,74 3,10 5,01 0,35 0,61 0,97 1,70 3,34 5,11 0,51 0,97 1,43 2,43 4,00 5,99<br />
Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und hochgerechneten<br />
Datensätze <strong>der</strong> aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />
für die Jahre 2004-2008. Quelle: FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN, AKVS04-<br />
08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV – SUFRTZN04-08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB,<br />
gepoolt, eigene Berechnungen.<br />
In Abbildung 5 werden EM-Quoten differenziert nach Qualifikationsniveaus<br />
in <strong>der</strong> Erwerbsphase ausgewiesen. Es zeigt sich sehr<br />
deutlich, dass in je<strong>der</strong> Region Geringqualifizierte höhere EM-Quoten<br />
haben als Hochqualifizierte. In Bremen liegt die EM-Quote von Versicherten<br />
mit niedrigem Qualifikationsniveau etwa fünfmal so hoch<br />
wie die von Versicherten mit hohem Qualifikationsniveau. In den<br />
neuen Bundeslän<strong>der</strong>n fällt dieser Unterschied etwas geringer aus.
52<br />
Hier beträgt die EM-Quote unter den gering qualifizierten ein Vierfaches<br />
<strong>der</strong> Quote unter den Hochqualifizierten. Am Größten ist <strong>der</strong><br />
Unterschied in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n mit <strong>eine</strong>m Faktor von über<br />
sechs. Bemerkenswert ist hier<strong>bei</strong>, dass in allen Regionen die Quoten<br />
nach Qualifikationsunterschieden <strong>bei</strong> den Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
sowie <strong>bei</strong> den Muskel-Skelett-Erkrankungen wesentlich<br />
stärker ausfallen, als <strong>bei</strong> den psychischen Erkrankungen.<br />
Allerdings muss <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Betrachtung dieser Unterschiede zwischen<br />
gering und höher Qualifizierten bedacht werden, dass es <strong>eine</strong> hohe<br />
Korrelation zwischen Bildungsabschluss und Geburtsjahr gibt. D.h.,<br />
wenn die Quote <strong>der</strong> Geringqualifizierten im Vergleich zu den hoch<br />
qualifizierten in Bremen fünfmal so hoch liegt, so lässt sich das<br />
nicht als ein fünffaches Risiko <strong>der</strong> gering qualifizierten interpretieren.<br />
Formal höher gebildete Menschen in Deutschland sind in <strong>der</strong><br />
Regel jünger. Die wenigen Fälle <strong>der</strong> EM-Rentenzugänge älterer Versicherter<br />
werden somit mit <strong>eine</strong>r großen Population jüngerer Menschen<br />
verglichen, die in erhöhtem Maße höhere Bildungsabschlüsse<br />
haben. In Abschnitt 6.3 wird diesen Unterschieden mit Hilfe von<br />
multivariaten Analysen, die u. a. nach Alter kontrollieren, Rechnung<br />
getragen.
53<br />
Abbildung 5: Quote <strong>der</strong> Zugänge in EM-Rente pro 1.000 aktiv Versicherte<br />
– inländische 30–59-jährige Versicherte nach Qualifikationsniveau, Region<br />
und Diagnosegruppen (2004–2008)<br />
Bremen West Ost<br />
hoch<br />
mittel<br />
niedrig<br />
K. A.<br />
hoch<br />
mittel<br />
niedrig<br />
K. A.<br />
hoch<br />
mittel<br />
niedrig<br />
K. A.<br />
0 2 4 6 8 10 12<br />
Bremen West Ost<br />
K. A. niedrig mittel hoch K. A. niedrig mittel hoch K. A. niedrig mittel hoch<br />
Psych 2,23 2,91 1,59 0,83 1,91 2,71 1,36 0,50 2,06 3,50 1,38 0,90<br />
Herz/Kreisl 0,50 0,88 0,48 0,09 0,52 0,83 0,40 0,09 0,78 1,40 0,76 0,25<br />
Muskel 0,76 1,52 0,82 0,05 0,83 1,26 0,72 0,08 1,14 1,72 1,09 0,26<br />
Sonstig 1,72 3,47 1,87 0,65 1,83 2,87 1,78 0,57 2,71 3,99 2,54 1,14<br />
Quelle: FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN, AKVS04-08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV –<br />
SUFRTZN04-08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB, gepoolt, eigene Berechnungen.<br />
Anmerkung: niedrig – niedriges Qualifikationsniveau.<br />
mittel – mittleres Qualifikationsniveau.<br />
hoch – hohes Qualifikationsniveau.<br />
In <strong>der</strong> Grundauszählung hatte sich schon gezeigt, dass die geringere<br />
berufliche Qualifikation und die körperliche Tätigkeit mit <strong>eine</strong>r höheren<br />
EM-Quote verbunden sind. Abbildung 6 zeigt die EM-<strong>Risiken</strong><br />
differenziert nach <strong>der</strong> letzten beruflichen Tätigkeit. Die größte Quote<br />
lässt sich in Bremen und in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n in den gering<br />
qualifizierten manuellen Berufen zusammen mit den Agrarberufen<br />
finden. Auch in dieser Kategorie zeigen sich in Ostdeutsch-
54<br />
land die höchsten Quoten und in Bremen höhere Quoten als in<br />
Westdeutschland. Das gleiche Ranking lässt sich <strong>bei</strong> den gering qualifizierten<br />
Angestelltenberufen feststellen. Bei den qualifizierten<br />
manuellen Berufen zeigen sich in Bremen sogar noch höhere Quoten<br />
als in Ostdeutschland. Eine deutlich geringere Quote findet sich<br />
dann <strong>bei</strong> den qualifizierten Angestelltenberufen und <strong>bei</strong> den technischen<br />
Berufen zusammen mit den Berufen mit hohem Status. In<br />
allen diesen Berufskategorien finden sich wie<strong>der</strong> in Ostdeutschland<br />
die höchsten Quoten, in Bremen die zweithöchsten Quoten und in<br />
Westdeutschland die niedrigsten Quoten.<br />
Abbildung 6: Quote <strong>der</strong> Zugänge in EM-Rente pro 1.000 aktiv Versicherte<br />
– inländische 30–59-jährige Versicherte nach Berufskategorien<br />
und Region (2004–2008)<br />
Bremen West Ost<br />
k<strong>eine</strong> Angabe/ohne Zuordn.<br />
gering qualif. manuelle Berufe<br />
gering qualif. Angestelltenberufe<br />
qualif. manuelle Berufe<br />
qualif. Angestelltenberufe<br />
Hoher Status/ techn. Berufe<br />
k<strong>eine</strong> Angabe/ohne Zuordn.<br />
gering qualif. manuelle Berufe<br />
gering qualif. Angestelltenberufe<br />
qualif. manuelle Berufe<br />
qualif. Angestelltenberufe<br />
Hoher Status/ techn. Berufe<br />
k<strong>eine</strong> Angabe/ohne Zuordn.<br />
gering qualif. manuelle Berufe<br />
gering qualif. Angestelltenberufe<br />
qualif. manuelle Berufe<br />
qualif. Angestelltenberufe<br />
Hoher Status/ techn. Berufe<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
55<br />
Diagnosehauptgruppe<br />
Psychisch<br />
Herz-<br />
Kreislauf<br />
Muskel-<br />
Skelett<br />
Sonstige<br />
Ost hoher Status/ techn. Berufe 1,34 0,39 0,66 1,75<br />
qualif. Angestelltenberufe 1,23 0,32 0,62 1,77<br />
qualif. manuelle Berufe 1,04 0,93 1,38 2,51<br />
gering qual. Angest.-berufe 1,68 0,93 1,19 2,98<br />
gering qualif. manuelle Berufe 2,19 1,44 1,65 3,89<br />
k<strong>eine</strong> Angabe/ohne Zuordnung 2,31 0,70 1,09 2,55<br />
West hoher Status/ techn. Berufe 1,17 0,20 0,40 1,15<br />
qualif. Angestelltenberufe 1,28 0,22 0,40 1,38<br />
qualif. manuelle Berufe 1,37 0,71 1,27 2,16<br />
gering qual. Angest.-berufe 1,77 0,55 0,90 2,05<br />
gering qualif. manuelle Berufe 1,96 0,75 1,05 2,32<br />
k<strong>eine</strong> Angabe/ohne Zuordnung 2,37 0,58 0,93 2,31<br />
Bremen hoher Status/ techn. Berufe 1,51 0,19 0,48 1,26<br />
qualif. Angestelltenberufe 1,34 0,25 0,41 1,61<br />
qualif. manuelle Berufe 1,58 0,85 1,27 2,22<br />
gering qual. Angest.-berufe 1,96 0,61 1,04 2,07<br />
gering qualif. manuelle Berufe 2,41 0,90 1,12 2,57<br />
k<strong>eine</strong> Angabe/ohne Zuordnung 2,74 0,48 0,74 1,74<br />
Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und hochgerechneten<br />
Datensätze <strong>der</strong> aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />
für die Jahre 2004-2008. Quelle: FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN, AKVS04-08BREMEN,<br />
gepoolt; FDZ-RV – SUFRTZN04-08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB, gepoolt, eigene<br />
Berechnungen.
56<br />
6.3 Analysen des Erwerbsmin<strong>der</strong>ungszugangsrisikos<br />
ugangsrisikos<br />
Um den Einfluss mehrerer Variablen – im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit,<br />
in <strong>eine</strong>m bestimmten Jahr <strong>eine</strong> EM-Rente zu beziehen<br />
– schätzen zu können, werden im Folgenden die Ergebnisse<br />
von verschiedenen logistischen Regressionsmodellen präsentiert.<br />
Die in den Tabellen dargestellten Odds Ratios zeigen ein größeres<br />
(>1) o<strong>der</strong> geringeres (
57<br />
Tabelle 6: EM-Renten-<strong>Risiken</strong> von inländischen 30-59-jährigen<br />
Versicherten nach Jahr, Alter und Region (logistische Regression,<br />
Modell 1): Odds Ratios<br />
Bremen West Ost<br />
Jahr 0,98 0,96 *** 0,96 ***<br />
Alter 1,11 *** 1,06 *** 1,13 ***<br />
Alter2 1,00 1,00 *** 1,00<br />
Alter59 0,76 *** 0,79 *** 0,84 ***<br />
Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und hochgerechneten<br />
Datensätze <strong>der</strong> aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die<br />
<strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> für die Jahre 2004-2008. Quelle: FDZ-RV –<br />
RTZN04-08BREMEN, AKVS04-08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV –<br />
SUFRTZN04-08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB, gepoolt, eigene Berechnungen.<br />
Signifikanzniveaus: * signifikant (p
58<br />
Tabelle 7: EM-Renten-<strong>Risiken</strong> von inländischen 30-59-jährigen<br />
Versicherten nach Jahr, soziodemografischen Merkmalen und<br />
Region (logistische Regression, Modell 2) : Odds Ratios<br />
Bremen West Ost<br />
Jahr 0,98 0,96 *** 0,96 ***<br />
Alter 1,11 *** 1,06 *** 1,13 ***<br />
Alter2 1,00 1,00 *** 1,00<br />
Alter59 0,76 *** 0,79 *** 0,85 ***<br />
Frau 0,96 0,92 *** 0,78 ***<br />
Nicht-Deutsch 1,17 *** 1,29 *** 0,56 ***<br />
Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und gewichteten<br />
Datensätze <strong>der</strong> aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />
für die Jahre 2004-2008. Quelle: FDZ-RV – RTZN04-<br />
08BREMEN, AKVS04-08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV – SUFRTZN04-<br />
08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB, gepoolt, eigene Berechnungen.<br />
Signifikanzniveaus: * signifikant (p
59<br />
Die Nationalität zeigte sich in Abbildung 2 noch als nicht beson<strong>der</strong>s<br />
bedeutsam für ein EM-Risiko in Bremen. Die EM-Quote <strong>der</strong> Nicht-<br />
Deutschen stellte sich in Bremen leicht geringer dar; dies ist aber<br />
wohl <strong>der</strong> Alters- o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschlechterverteilung geschuldet. Im Regressionsmodell<br />
unter Kontrolle dieser Variablen zeigt sich für Auslän<strong>der</strong><br />
ein etwas höheres EM-Risiko in Bremen im Vergleich zu den<br />
deutschen Versicherten. Signifikant höhere <strong>Risiken</strong> gibt es für Auslän<strong>der</strong><br />
außerdem in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n. Für diese zeigte sich<br />
das höhere Risiko allerdings schon in <strong>der</strong> Abbildung 2 ohne Kontrolle<br />
<strong>der</strong> weiteren Variablen. In den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n hingegen<br />
zeigen sich entsprechend <strong>der</strong> Abbildung 2 sehr niedrige EM-<strong>Risiken</strong><br />
für ausländische Versicherte. Hier spielt sicherlich die unterschiedliche<br />
Bevölkerungsstruktur in den neuen und alten Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
<strong>eine</strong> Rolle.<br />
Abbildung 5 zeigte schon die deutlich höheren EM-<strong>Risiken</strong> <strong>der</strong> Versicherten<br />
mit niedrigem Bildungsniveau im Vergleich zu jenen mit<br />
mittlerem und hohem Bildungsniveau. Die relativen Unterschiede<br />
stellen sich da<strong>bei</strong> in Bremen sowie in den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
sehr ähnlich dar. Interpretiert man die Odds Ratios als relative<br />
<strong>Risiken</strong>, so zeigen sich auch unter Kontrolle des Alters die gut<br />
viermal so großen <strong>Risiken</strong> unter den Geringqualifizierten im Vergleich<br />
zu den Hochqualifizierten.<br />
Während die Bildungseffekte auf die EM-Renten kaum die Zeit- und<br />
Alterseffekte beeinflussen, lässt sich ein Zusammenhang von Bildung<br />
und Geschlecht und von Bildung und Nationalität feststellen.<br />
Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen werden durch die<br />
Berücksichtigung des Bildungsgrades größer, während die Unterschiede<br />
zwischen Deutschen und Nicht-Deutschen geringer werden.<br />
Ein gewisser Unterschied zwischen Deutschen und Nicht-Deutschen<br />
bezüglich des EM-Risikos ist also dem unterschiedlichen Bildungsgrad<br />
geschuldet. An<strong>der</strong>erseits haben Frauen im Vergleich zu Männern<br />
<strong>bei</strong> gleichem Bildungsgrad ansch<strong>eine</strong>nd ein geringeres EM-<br />
Risiko.
60<br />
Tabelle 8: EM-Renten-<strong>Risiken</strong> von inländischen 30-59-jährigen<br />
Versicherten nach Jahr, soziodemografischen Merkmalen, Bildungsgrad<br />
und Region (logistische Regression, Modell 2) : Odds<br />
Ratios<br />
Bremen West Ost<br />
Jahr 0,99 0,97 *** 0,97 ***<br />
Alter 1,11 *** 1,06 *** 1,13 ***<br />
Alter2 1,00 1,00 *** 1,00<br />
Alter59 0,76 *** 0,79 *** 0,84 ***<br />
Frau 0,92 ** 0,87 *** 0,78 ***<br />
Nicht-Deutsch 1,05 1,14 ** 0,56 ***<br />
fehlende Bildungsangabe 1,13 *** 1,15 *** 1,10 ***<br />
niedriger Bildungsgrad 1,76 *** 1,58 *** 1,84 ***<br />
hoher Bildungsgrad 0,36 *** 0,33 *** 0,40 ***<br />
Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und gewichteten<br />
Datensätze <strong>der</strong> aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />
für die Jahre 2004-2008. Quelle: FDZ-RV – RTZN04-<br />
08BREMEN, AKVS04-08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV – SUFRTZN04-<br />
08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB, gepoolt, eigene<br />
Berechnungen.<br />
Signifikanzniveaus: * signifikant (p
61<br />
Tabelle 9: EM-Renten-<strong>Risiken</strong> von inländischen 30-59-jährigen<br />
Versicherten nach Jahr, soziodemografischen und sozioökonomischen<br />
Merkmalen und Region (logistische Regression, Modell<br />
3) : Odds Ratios<br />
Bremen West Ost<br />
Jahr 0,99 0,97 *** 0,96 ***<br />
Alter 1,10 *** 1,06 *** 1,12 ***<br />
Alter2 1,00 1,00 *** 1,00<br />
Alter59 0,75 *** 0,79 *** 0,85 ***<br />
Frau 1,01 0,95 *** 0,86 **<br />
Nicht-Deutsch 1,00 1,10 *** 0,57 ***<br />
fehlende Bildungsangabe 1,06 1,05 *** 1,17 ***<br />
niedriger Bildungsgrad 1,57 *** 1,40 *** 1,62 ***<br />
hoher Bildungsgrad 0,41 *** 0,39 *** 0,48 ***<br />
Beruf hoher Status / technisch<br />
0,72 *** 0,68 *** 0,84 ***<br />
qualifizierte Angestellte 0,65 *** 0,67 *** 0,76 ***<br />
gering qualifizierte Angst. 0,86 ** 0,87 *** 1,08 ***<br />
gering qualifizierte manuelle<br />
Tätigkeit und Agrarberufe<br />
kein gemeldeter Beruf / ohne<br />
Zuordnung<br />
1,12 1,01 1,48 ***<br />
0,87 * 0,92 *** 0,88 ***<br />
Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und gewichteten<br />
Datensätze <strong>der</strong> aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong><br />
für die Jahre 2004-2008. Quelle: FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN, AKVS04-<br />
08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV – SUFRTZN04-08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB,<br />
gepoolt, eigene Berechnungen.<br />
Signifikanzniveaus: * signifikant (p
62<br />
Abbildung 6 lässt vermuten, dass körperliche Tätigkeiten und Berufe<br />
mit geringer Qualifikation mit <strong>eine</strong>m erhöhten EM-Risiko verbunden<br />
sind. Tabelle 9 erweitert nun das vorherige Regressionsmodell<br />
(Tabelle 8) um die letzte berufliche Tätigkeit. Während sich <strong>der</strong><br />
Zeiteffekt und <strong>der</strong> Alterseffekt durch die zusätzliche Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> Berufstätigkeit kaum verän<strong>der</strong>n, verringern sich die Effekte<br />
von Geschlecht und Bildung auf das EM-Risiko. Das bedeutet,<br />
dass die berufliche Tätigkeit mit diesen Variablen korreliert ist und<br />
so zum Teil den Unterschied von Frauen und Männern im Zugang<br />
zur EM-Rente erklärt.<br />
Die Betrachtung <strong>der</strong> Effekte <strong>der</strong> beruflichen Klassifikation zeigt Folgendes:<br />
Im Vergleich zur qualifizierten manuellen Tätigkeit gibt es<br />
<strong>eine</strong> Berufsklassifikation, die sich als noch riskanter im Hinblick auf<br />
<strong>eine</strong> EM-Verrentung zeigt. Das sind die gering qualifizierten manuellen<br />
Tätigkeiten zusammen mit den Agrarberufen (vor allem in<br />
Bremen und in Ostdeutschland). In Bremen sowie in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
ist das EM-Risiko für die gering qualifizierten Angestelltenberufe<br />
etwas geringer und in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n etwas<br />
höher als <strong>bei</strong> qualifizierten manuellen Tätigkeiten. Die Berufe mit<br />
hohem Status zusammen mit den technischen Berufen und die qualifizierten<br />
Angestelltenberufe weisen durchweg deutlich geringere<br />
EM-<strong>Risiken</strong> auf. Insgesamt ist also <strong>der</strong> Effekt <strong>der</strong> höheren EM-Quote<br />
in gering qualifizierten Berufen wohl eher mit den durch die Tätigkeiten<br />
verbundenen Belastungen anstelle von Geschlecht, Nationalität<br />
o<strong>der</strong> Region zu erklären.
63<br />
Tabelle 10: Nach Geschlecht differenzierte EM-Renten-<strong>Risiken</strong> von inländischen<br />
30-59-jährigen Versicherten nach Jahr, soziodemografischen und<br />
sozioökonomischen Merkmalen und Region (logistische Regression, Modell<br />
4): Odds Ratios<br />
Männer<br />
Frauen<br />
Bremen West Ost Bremen West Ost<br />
Jahr 0,98 0,96 *** 0,96 *** 1,00 0,98 *** 0,97 ***<br />
Alter 1,10 ** 1,08 *** 1,13 *** 1,10 ** 1,04 *** 1,11 ***<br />
Alter2 1,00 1,00 *** 1,00 1,00 1,00 *** 1,00<br />
Alter59 0,75 ** 0,80 *** 0,87 *** 0,77 * 0,78 *** 0,82 ***<br />
nicht-deutsch 0,87 * 0,98 0,62 *** 1,16 * 1,24 *** 0,50 ***<br />
fehlende<br />
Bildungsangabe<br />
niedriger<br />
Bildungsgrad<br />
hoher<br />
Bildungsgrad<br />
Beruf hoher Status<br />
/ technisch<br />
qualifizierte<br />
Angestellte<br />
gering qualifizierte<br />
Angestellte<br />
gering qualifizierte<br />
manuelle<br />
Tätigkeit<br />
1,22 *** 1,20 *** 1,20 *** 0,93 0,94 *** 1,14 ***<br />
1,56 *** 1,49 *** 1,57 *** 1,55 *** 1,35 *** 1,70 ***<br />
0,42 *** 0,41 *** 0,45 *** 0,47 *** 0,47 *** 0,55 ***<br />
0,54 *** 0,48 *** 0,71 *** 0,75 ** 0,90 *** 0,91<br />
0,60 *** 0,59 *** 0,78 *** 0,60 *** 0,71 *** 0,74 ***<br />
0,98 0,94 *** 1,09 ** 0,70 *** 0,84 *** 1,05<br />
1,15 * 1,00 1,49 *** 0,99 1,01 1,42 ***<br />
kein gemeldeter<br />
Beruf / ohne 0,87 * 0,84 *** 0,86 *** 0,74 ** 0,93 * 0,87 **<br />
Zuordnung<br />
Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf die gepoolten und gewichteten Datensätze <strong>der</strong><br />
aktiv Versicherten und <strong>der</strong> Zugänge in die <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> für die Jahre 2004-2008.<br />
Quelle: FDZ-RV – RTZN04-08BREMEN, AKVS04-08BREMEN, gepoolt; FDZ-RV – SUFRTZN04-<br />
08XVSTEM, SUFAKVS04-08XVSBB, gepoolt, eigene Berechnungen.<br />
Signifikanzniveaus: * signifikant (p
64<br />
Um zeigen zu können, welchen Einfluss die sozioökonomischen<br />
und soziodemographischen Variablen auf die EM-<strong>Risiken</strong> von Frauen<br />
und Männern haben, werden in Tabelle 10 die Modelle aus Tabelle<br />
9 differenziert nach Geschlecht dargestellt: Während die zeitlichen<br />
Effekte und die Alterseffekte für Frauen und Männer fast identisch<br />
sind, gibt es <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Nationalität, dem Bildungsgrad und <strong>der</strong><br />
beruflichen Tätigkeit einige Beson<strong>der</strong>heiten. Während ausländische<br />
Männer in allen drei Regionen tendenziell ein geringeres EM-Risiko<br />
aufweisen als deutsche Männer, zeigen sich für ausländische Frauen<br />
im Vergleich zu deutschen Frauen höhere EM-<strong>Risiken</strong>. Der messbare<br />
Bildungsgrad wirkt für Männer und Frauen in die gleiche Richtung:<br />
Höherer Bildungsgrad führt zu geringerem EM-Risiko. Etwas an<strong>der</strong>s<br />
stellt es sich für Frauen und Männer mit fehlenden Bildungsangaben<br />
im Vergleich zu Frauen und Männern mit mittleren Bildungsangaben<br />
dar. Bei den Frauen ohne Bildungsangaben wird in Bremen<br />
(nicht signifikant) und in Westdeutschland signifikant ein minimal<br />
geringeres EM-Risiko gemessen.<br />
Deutlichere Unterschiede <strong>der</strong> Effekte <strong>bei</strong> Frauen und Männern lassen<br />
sich bezüglich <strong>der</strong> Berufshauptgruppen erkennen. Während <strong>bei</strong><br />
den Männern die Berufe mit hohem Status und technische Berufe<br />
zu deutlich geringeren EM-<strong>Risiken</strong> führen, stellt sich für Frauen dieser<br />
Unterschied wesentlich geringer dar. Dies könnte u. a. darin begründet<br />
sein, dass Frauen seltener als Männer in Berufen mit hohem<br />
Status beschäftigt sind. Zu den Berufen mit hohem Status gehören<br />
auch Krankenpflegekräfte, die zu 85 % weiblich sind. Solche überwiegend<br />
von Frauen ausgeübten sowohl körperlich als auch psychisch<br />
belastenden Gesundheitsberufe erhöhen – trotz hohen Status<br />
– die gemessenen EM-<strong>Risiken</strong>. Während offensichtlich Männerberufe<br />
mit hohem Status besser vor EM-<strong>Risiken</strong> schützen.
65<br />
7 Diskussion<br />
Chronische Erkrankungen spielen <strong>bei</strong> gesundheitsbedingten Frühberentungen<br />
<strong>eine</strong> beson<strong>der</strong>e Rolle. Nahezu je<strong>der</strong> fünfte Neuzugang<br />
in die gesetzliche Rentenversicherung bezieht <strong>eine</strong> EM-Rente. Dem<br />
Bezug <strong>eine</strong>r EM-Rente ist in aller Regel <strong>eine</strong> lange Krankheitsgeschichte<br />
vorgelagert. Zudem sind die Betroffenen mit deutlichen<br />
finanziellen Einschränkungen konfrontiert. Eine Vermeidung chronischer<br />
Krankheiten liegt damit sowohl im Interesse <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
als auch insbeson<strong>der</strong>e im Interesse <strong>der</strong> Betroffenen.<br />
Die Analysen für die zugrunde liegende Untersuchungspopulation<br />
– in Deutschland lebende versicherte Menschen im Alter von 30 bis<br />
einschließlich 59 Jahren (2004-2008) – zeigen, dass die EM-Renten-<br />
<strong>Risiken</strong> ungleich verteilt sind: Sowohl die Bildung und die berufliche<br />
Tätigkeit als auch das Geschlecht und <strong>der</strong> Wohnort haben <strong>eine</strong>n<br />
Einfluss auf das Risiko, <strong>eine</strong> <strong>Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente</strong> zu beziehen.<br />
7.1 Das Frühberentungsrisiko in Bremen<br />
Die Messung des EM-Risikos in Bremen bezieht sich auf die versicherten<br />
Menschen im Alter von 30 bis 59 Jahren mit Wohnort in<br />
Bremen. Insbeson<strong>der</strong>e für regionale Analysen sind die FDZ-RV-Daten<br />
von beson<strong>der</strong>em Nutzen, weil hohe Fallzahlen für wissenschaftliche<br />
Untersuchungen zur Verfügung stehen, die zuvor lediglich den Beschäftigten<br />
<strong>der</strong> Rentenversicherung (vgl. Rehfeld et al. 2008) o<strong>der</strong><br />
spezifischen Forschungsprojekten vorbehalten waren und lediglich<br />
über Daten bestimmter Rentenversicherungsträger verfügten (vgl.<br />
Bödeker et al. 2006).<br />
Insgesamt wurden für die Zeit von 2004–2008 ca. 5.000 Menschen<br />
aufgrund vermin<strong>der</strong>ter Erwerbsfähigkeit in Bremen verrentet, dies<br />
entspricht in <strong>der</strong> Größenordnung z. B. dem Beschäftigungsverhältnis<br />
<strong>der</strong> Bremer Firmen Kraft Foods Deutschland GmbH o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Brauerei Beck GmbH und Co. KG (vgl. WFB 2009). Als relatives Maß<br />
ergibt sich daraus ein Anteil von ca. 0,5 % <strong>der</strong> aktiv Versicherten <strong>der</strong>
66<br />
Rentenversicherung im Land Bremen, die jährlich in die EM-Rente<br />
gehen.<br />
Das EM-Risiko stellt sich insgesamt in Bremen geringer dar als in<br />
den neuen, aber höher als in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n. In den erklärenden<br />
Faktoren unterscheidet sich Bremen von den Vergleichsregionen<br />
folgen<strong>der</strong>maßen: Es gibt pro Jahr im beobachteten Zeitraum<br />
<strong>eine</strong>n geringeren Rückgang (unter Kontrolle <strong>der</strong> soziodemografischen<br />
und sozioökonomischen Struktur <strong>der</strong> Versicherten) <strong>der</strong><br />
EM-Zugänge als in den alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n. Der Geschlechterunterschied<br />
ist in Bremen praktisch nicht vorhanden. Ansonsten<br />
entsprechen die soziodemografischen und die sozioökonomischen<br />
Unterschiede im EM-Zugangsrisiko in Bremen denen in<br />
Westdeutschland und in Ostdeutschland. Da<strong>bei</strong> sind die Unterschiede<br />
im Vergleich zu Westdeutschland geringer als im Vergleich zu<br />
Ostdeutschland.<br />
7.2 Soziodemografische Faktoren<br />
Das Alter bleibt auch in den Analysen ein hauptsächlich bestimmen<strong>der</strong><br />
Faktor für das EM-Risiko. Mit steigendem Alter steigt das<br />
Risiko deutlich an. Dies gilt sowohl in Bremen als auch in Westdeutschland<br />
und Ostdeutschland. In allen Regionen gibt es im Alter<br />
von 59 Jahren <strong>eine</strong>n Einbruch im Zugangsrisiko, was auf die alternativen<br />
Möglichkeiten <strong>eine</strong>s baldigen Zugangs über die Altersrente<br />
zu erklären ist.<br />
Die geschlechterdifferenzierten Analysen bestätigen hinsichtlich <strong>der</strong><br />
globalen Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrisiken die These: Männer beziehen<br />
durchschnittlich häufiger als Frauen <strong>eine</strong> EM-Rente. Auffällig ist<br />
da<strong>bei</strong>, dass die Geschlechterdifferenzen in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
ausgeprägter sind als in den alten. Bremen stellt sich hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> EM-Verrentung sogar als geschlechtsneutral dar.<br />
Die Analysen nach Diagnosegruppen ergeben allerdings ein differenzierteres<br />
Bild: Während Männer aufgrund von Herz-Kreislaufsowie<br />
von Muskel-Skelett-Erkrankungen für Deutschland ein erhöh-
67<br />
tes EM-Risiko haben, zeigt sich hingegen ein umgekehrtes Bild <strong>bei</strong><br />
den EM-Rentenzugängen auf Grund von psychischen Erkrankungen:<br />
Hier sind es die Frauen, die ein höheres EM-Risiko im Vergleich zu<br />
den Männern haben. Zudem sind die Geschlechterdifferenzen <strong>bei</strong><br />
psychischen Erkrankungen in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n höher als in<br />
den neuen. In Bremen ist an<strong>der</strong>s als im Bundestrend die Zugangswahrscheinlichkeit<br />
aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen für<br />
Frauen höher als für Männer.<br />
Die Ursachen <strong>der</strong> geschlechtsspezifischen Unterschiede hinsichtlich<br />
des EM-Risikos können hier nicht abschließend geklärt werden. Vor<br />
dem Hintergrund, dass Berufe mit hohem gesundheitlichen Gefährdungspotenzial<br />
mehrheitlich von (niedrig qualifizierten) Männern<br />
ausgeübt werden, ist das erhöhte EM-Risiko von Männern aufgrund<br />
von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Muskel-Skelett-Erkrankungen<br />
plausibel.<br />
Das erhöhte Risiko <strong>der</strong> Frauen, psychisch zu erkranken, könnte damit<br />
begründet werden, dass Frauen häufiger als Männer in emotional<br />
belastenden Berufen tätig sind, die zu stressbedingten Erkrankungen<br />
wie Depressionen und Burnout führen (vgl. Beermann et al.<br />
2008, BiBB/BAuA 2006). Allerdings sind neben <strong>der</strong> Risikoexposition<br />
auch die unterschiedliche Wahrnehmung und Verar<strong>bei</strong>tung <strong>der</strong><br />
psychischen Belastungen von Frauen und Männern sowie Geschlechter<br />
spezifische Zuschreibungen im Gesundheitssystem zu berücksichtigen.<br />
Männer zeigen an<strong>der</strong>e Symptome als Frauen, sie<br />
kompensieren ihre Probleme an<strong>der</strong>s und haben ein an<strong>der</strong>es Hilfesuchverhalten<br />
als Frauen (vgl. DAK-Gesundheitsreport 2008, Ar<strong>bei</strong>tsgruppe<br />
"Geschlechterperspektive für wirksameren Ar<strong>bei</strong>ts- und Gesundheitsschutz"<br />
2011).<br />
Deutsche und ausländische Versicherte unterscheiden sich in Bremen<br />
nicht hinsichtlich ihres EM-Risikos. Die Unterschiede, die sich<br />
ohne Kontrolle weiterer Variablen zwischen Deutschen und Nicht-<br />
Deutschen finden lassen, sind in Bremen durch die unterschiedliche<br />
soziodemografische und sozioökonomische Struktur erklärbar. In<br />
den alten Bundeslän<strong>der</strong>n liegen die EM-<strong>Risiken</strong> auch unter Kontrol-
68<br />
le weiterer Merkmale leicht über denen <strong>der</strong> Deutschen, während sie<br />
in Ostdeutschland deutlich niedriger liegen. Dies mag an unterschiedlichen<br />
Herkunftslän<strong>der</strong>n, Bildungsgraden, Altersstrukturen<br />
und Wan<strong>der</strong>ungsbewegungen in den alten und den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
liegen, was hier aber nicht überprüft werden kann.<br />
7.3 Sozioökonomische Faktoren<br />
Die Analysen zeigen, dass in je<strong>der</strong> Region Versicherte mit hoher<br />
Qualifikation weitaus seltener als diejenigen mit mittlerer und vor<br />
allem diejenigen mit niedriger Qualifikation <strong>eine</strong> EM-Rente beziehen.<br />
Dies gilt sowohl für den Grad <strong>der</strong> formalen Bildung als auch<br />
für das Qualifikationsniveau <strong>der</strong> ausgeübten Tätigkeit. Die Unterschiede<br />
im EM-Rentenzugang, die sich in Bremen zwischen den<br />
Qualifikationsniveaus finden, entsprechen weitgehend den Unterschieden,<br />
wie sie auch im gesamten Bundesgebiet vorzufinden sind.<br />
Diese Unterschiede sind somit nichts spezifisch Bremisches.<br />
Die Ursachen <strong>der</strong> Ungleichheit zwischen Hochqualifizierten und<br />
Geringqualifizierten sind vielfältig. Zum <strong>eine</strong>n können sie auf gesundheitsbewusstere<br />
Lebens- und Verhaltensweisen von Höherqualifizierten<br />
zurückgeführt werden, zum an<strong>der</strong>en können sie in Zusammenhang<br />
mit <strong>der</strong> ausgeübten beruflichen Tätigkeit und den<br />
damit verbundenen <strong>Risiken</strong>, aber auch Ressourcen stehen. Erwerbstätige<br />
mit höherer Qualifikation üben im Vergleich zu Niedrigqualifizierten<br />
seltener Berufe aus, in denen ständige körperliche Fehlbelastungen<br />
auftreten und sie haben größere Handlungs- und Gestaltungsspielräume<br />
als Beschäftigte mit geringerer Qualifikation. Diese<br />
Handlungs- und Gestaltungsspielräume zusammen mit <strong>eine</strong>m proaktiven<br />
Gesundheitsverhalten wirken sich nachweislich positiv aus,<br />
im Sinne von niedrigeren EM-<strong>Risiken</strong> und somit besserer Gesundheit<br />
von höher Qualifizierten.
69<br />
7.4 Fazit<br />
Die vorliegende Studie hat gezeigt, dass das Ausmaß des EM-Risikos<br />
ausgesprochen hoch ist und dass soziodemografische und sozioökonomische<br />
Positionen individuelle EM-<strong>Risiken</strong> erheblich beeinflussen.<br />
Im Rahmen dieser jeweils die gesamte Population - differenziert<br />
nach Geschlecht, Region, Beruf, Bildung sowie Diagnosehauptgruppen<br />
- umfassenden Darstellung lassen sich einige Spezifika allerdings<br />
nicht abbilden. Gemeint sind damit u. a. spezifische Belastungen<br />
einzelner Berufsgruppen, die zu beson<strong>der</strong>en EM-<strong>Risiken</strong> führen<br />
könnten. Weitergehende Erkenntnisse wären zu erwarten, wenn<br />
spezifische Untersuchungen für z. B. Krankenpflegerinnen o<strong>der</strong><br />
Schlosser realisiert werden würden. Allerdings sind in den Daten<br />
<strong>der</strong> Rentenversicherung stets die letzten beruflichen Tätigkeiten<br />
ausgewiesen. Da jedoch gesellschaftliche Inklusion überwiegend<br />
über den Ar<strong>bei</strong>tsmarkt stattfindet, ist davon auszugehen, dass gerade<br />
die letzte berufliche Tätigkeit, die <strong>eine</strong> Person innehatte, bevor<br />
sie wegen <strong>eine</strong>r chronischen Krankheit in EM-Rente gegangen ist,<br />
oftmals nicht jene war, die sie zu <strong>der</strong> Zeit ausübte, als sie noch gesund<br />
war. Insbeson<strong>der</strong>e im Feld von krankheitsbedingten beruflichen<br />
Verläufen besteht weitergehen<strong>der</strong> Forschungsbedarf, um adäquate<br />
Instrumente zur Prävention entwickeln zu können.
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Status und Gesundheit, Strategien <strong>der</strong> Primärprävention.<br />
Baden-Baden: Nomos Verlag.<br />
Unger, R. (2003): Soziale Differenzierung <strong>der</strong> aktiven Lebenserwartung<br />
im internationalen Vergleich. Eine Längsschnittanalyse mit<br />
den Daten des Sozio-ökonomischen Panel und <strong>der</strong> Panel Study of<br />
Income Dynamics. Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag.<br />
Viebrok, H. (2003): Disability pensions in Germany. In: C. Prinz (Ed.),<br />
European Pension Policies: 11 County Trends 1970-2002. Al<strong>der</strong>shot:<br />
Ashgate, S. 197-224.
80<br />
Viebrok, H., Himmelreicher, R. K. und Schmähl, W. (2004): Private<br />
Altersvorsorge statt Rente: Wer gewinnt, wer verliert?, Beiträge zur<br />
Sozial- und Verteilungspolitik (Hrsg. W. Schmähl) Band 3, Münster<br />
u.a.O.: LIT Verlag.<br />
Voges, W. (1994): Mißbrauch des Rentensystems? Invalidität als Mittel<br />
<strong>der</strong> Frühverrentung. Frankfurt a. M., New York: Campus.<br />
Voges, W. (2008): Soziologie des höheren Lebensalters. Ein Studienbuch<br />
zur Gerontologie. Augsburg: MaroVerlag.<br />
WFB – [Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung Bremen GmbH] (2009): Bremen in<br />
Zahlen. Große Unternehmen in Bremen. URL: http://www.wfb-bremen.de/de/Gro%C3%9Fe-Unternehmen-in-Bremen/194192<br />
(Zugriff<br />
am 13.04.2012).<br />
Zinke, M., Müller, R. und Braun, B. (2006): Chronizität ar<strong>bei</strong>tsbedingter<br />
Rückenbeschwerden am Beispiel von fünf Berufsgruppen.<br />
In: Müller, Rolf; Braun, Bernard (Hrsg.): Vom Quer- zum Längsschnitt.<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Analysen mit GKV-Daten. St. Augustin:<br />
Asgard-Verlag. S. 103-125.
Eine Kammer für Ar<strong>bei</strong>tnehmerinnen<br />
und Ar<strong>bei</strong>tnehmer im Land Bremen<br />
❚ Die Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer Bremen vertritt als Körperschaft<br />
des öffentlichen Rechts die Interessen <strong>der</strong> Beschäftigten.<br />
❚ Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer sind – so bestimmt es<br />
das ›Gesetz über die Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer im Lande Bremen‹<br />
– alle im Bundesland Bremen abhängig Beschäftigten (mit<br />
Ausnahme <strong>der</strong> Beamten). Zurzeit sind dies rund 291.000<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und knapp 70.500<br />
Minijobber. Auch Ar<strong>bei</strong>tslose, die zuletzt ihren Ar<strong>bei</strong>tsplatz<br />
im Land Bremen hatten, sind Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer.<br />
❚ Neben <strong>eine</strong>r umfassenden Rechtsberatung bietet die Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer<br />
ihren Mitglie<strong>der</strong>n zahlreiche Informationen<br />
zu den Themen Wirtschaft, Ar<strong>bei</strong>t, Bildung und Kultur.<br />
❚ Darüber hinaus berät sie Betriebs- und Personalräte sowie<br />
die Politik und öffentliche Verwaltung im Land Bremen.<br />
❚ Die berufliche Weiterbildung übernimmt die Wirtschaftsund<br />
Sozialakademie (wisoak).<br />
❚ Zusätzlichen Service und Vergünstigungen gibt es mit <strong>der</strong><br />
KammerCard, die jedes Mitglied auf Wunsch kostenlos erhält.<br />
www.ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer.de<br />
Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer<br />
Bremen