[ Klinik Nette-Gut ] - Landeskrankenhaus
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Heinrich Breitbach<br />
zur person: Heinrich Breitbach hat seine<br />
Ausbildung zum staatlich examinierten<br />
Krankenpfleger im Januar 1964 in der<br />
damaligen Landesnervenklinik Andernach<br />
begonnen und nach dem erfolgreich absolvierten<br />
Examen seine berufliche Tätigkeit auf<br />
einer psychiatrischen Aufnahmestation<br />
aufgenommen, wo er 1973 zum Stv. Stationsleiter<br />
ernannt wurde. Im April 1974 wechselte<br />
er in die <strong>Klinik</strong> <strong>Nette</strong>-<strong>Gut</strong> und wurde 1976<br />
Stationsleiter im Haus K, bevor er im<br />
Oktober 1992 mit dem Aufgabenbereich des<br />
Oberpflegers betraut wurde. Von Oktober 2001<br />
bis Januar 2009 arbeitete Heinrich Breitbach<br />
in der Position des Pflegedienstleiters der<br />
Psychomedizinischen Abteilung der <strong>Klinik</strong><br />
<strong>Nette</strong>-<strong>Gut</strong>. π<br />
forum interview.<br />
Interview mit Heinrich Breitbach, Pflegedienstleiter <strong>Klinik</strong> <strong>Nette</strong>-<strong>Gut</strong> (im Ruhestand)<br />
… seit 11. April 1974 …<br />
forum: Im Januar dieses Jahres sind<br />
Sie nach über 45 Jahren im Berufsleben<br />
in den Ruhestand gegangen. Wie geht<br />
es Ihnen heute?<br />
heinrich breitbach: In den Ruhestand<br />
gegangen bin ich mit einem<br />
lachenden und einem weinenden Auge,<br />
inzwischen habe ich mich aber an den<br />
neuen Lebensabschnitt gewöhnt. Meine<br />
Garage ist jetzt nicht mehr für mein<br />
Auto reserviert, sondern darin habe ich<br />
eine kleine Werkstatt für mich eingerichtet.<br />
Außerdem habe ich einen Garten.<br />
Die Arbeit in der <strong>Klinik</strong> lasse ich auch<br />
nicht komplett hinter mir, sondern<br />
versuche, gemeinsam mit meinem<br />
ebenfalls pensionierten langjährigen<br />
Kollegen Werner Weinand, eine Chronik<br />
über die <strong>Klinik</strong> <strong>Nette</strong>-<strong>Gut</strong> zu verfassen.<br />
forum: Über einen Zeitraum von<br />
mehr als 30 Jahren waren Sie in der<br />
<strong>Klinik</strong> <strong>Nette</strong>-<strong>Gut</strong> für Forensische Psychiatrie<br />
tätig. Können Sie sich noch an<br />
Ihren ersten Arbeitstag erinnern?<br />
heinrich breitbach: Daran kann ich<br />
mich sehr gut erinnern. Ich war Anfang<br />
der 70er Jahre im Haus Männer III der<br />
damaligen Landesnervenklinik Andernach<br />
tätig. Dieses Haus war für die<br />
Suchtabteilung vorgesehen, so dass die<br />
dort befindlichen Patienten der Stationen<br />
Männer III C und D in die <strong>Klinik</strong><br />
<strong>Nette</strong>-<strong>Gut</strong> umziehen sollten. Es handelte<br />
sich dabei nicht um psychisch kranke<br />
Straftäter, sondern um chronisch<br />
psychisch kranke Menschen. Mein erster<br />
Arbeitstag in der <strong>Klinik</strong> <strong>Nette</strong>-<strong>Gut</strong> war<br />
der 11. April 1974 – an diesem Tag fand<br />
der Umzug von Haus Männer III in das<br />
Haus K der <strong>Klinik</strong> <strong>Nette</strong>-<strong>Gut</strong> statt.<br />
Durch das Gelände der <strong>Klinik</strong> <strong>Nette</strong>-<strong>Gut</strong><br />
zog sich damals von der Pforte bis zum<br />
anderen Ende eine ca. zwei Meter hohe<br />
Betonmauer. Auf der linken Seite waren<br />
rund 80 psychisch kranke Straftäter<br />
untergebracht, auf der rechten Seite<br />
zogen wir mit unseren Patienten ein.<br />
Diese Regelung hatte aber nur wenige<br />
Jahre Bestand. Ab 1976 nahm die Zahl<br />
der Einweisungen psychisch kranker<br />
Straftäter massiv zu, so dass diese<br />
Patienten auch auf der »anderen Seite«<br />
der Mauer untergebracht werden<br />
mussten.<br />
forum: Welche Unterschiede sehen<br />
Sie ansonsten, wenn Sie die damalige<br />
mit der heutigen Zeit vergleichen?<br />
heinrich breitbach: Die <strong>Klinik</strong> <strong>Nette</strong>-<br />
<strong>Gut</strong> insgesamt war von einem einfachen<br />
Maschendrahtzaun umgeben. Die Sicherungsanlagen,<br />
wie wir sie heute kennen,<br />
gab es noch nicht ansatzweise. Das<br />
<strong>Nette</strong>-<strong>Gut</strong> wurde damals als eine Abteilung<br />
der Landesnervenklinik Andernach<br />
geführt ohne die heutige weitgehende<br />
direktoriale und administrative Selbstständigkeit.<br />
Ein enormer Unterschied<br />
zwischen damals und heute liegt natürlich<br />
auch in der Personalbesetzung:<br />
Mitte der 70er Jahre waren für die<br />
Patienten in der <strong>Klinik</strong> <strong>Nette</strong>-<strong>Gut</strong> ein<br />
Arzt, ein Psychologe, eine Sozialarbeiterin<br />
und etwa 50 bis 60 Pflegekräfte<br />
zuständig. Rückblickend erscheint es<br />
mir so, dass wir deutlich mehr Zeit für<br />
die Patienten aufbringen konnten als es<br />
heute der Fall ist. Soweit ich mich<br />
erinnere bestand der bürokratische<br />
Aufwand damals ausschließlich in der<br />
Bestellung von Medikamenten und<br />
Lebensmitteln sowie dem Ausfüllen von<br />
Kleideranträgen und Taschengeldlisten.<br />
Vom Pflegepersonal wurde ein Wachbuch<br />
für die jeweilige Station angelegt,<br />
für körperliche Erkrankungen wurden<br />
Patientenkurven geführt, die Beurteilung<br />
der psychischen Entwicklung war allein<br />
dem Arzt vorbehalten.<br />
forum: Auf welche Weise sind Sie<br />
damals mit den Patienten umgegangen?<br />
Forum |61