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Der Imre-Nagy-Prozeß in Ungarn und seine - EPA

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326 <strong>Ungarn</strong>-Jahrbuch 24 (1998/1999)<br />

erreichen. 42 In der Zeit von Dezember 1956 bis April 1957 wurde auch ke<strong>in</strong><br />

Zentralkomitee-Beschluß über e<strong>in</strong>en möglichen <strong>Nagy</strong>-<strong>Prozeß</strong> gefaßt. Kádár<br />

g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> dieser Angelegenheit fortan brutal gegen die Zweifler vor <strong>und</strong> griff<br />

anläßlich e<strong>in</strong>er Zentralomitee-Sitzung Ende Februar 1957 die zögernden<br />

Mitglieder, die noch nicht auf die harte L<strong>in</strong>ie gegen <strong>Nagy</strong> umgeschwenkt<br />

waren, an <strong>und</strong> zwang sie zur Selbstkritik. Zwei Mitglieder wurden im<br />

Sommer 1957 sogar aus dem Zentralkomitee ausgeschlossen. 43 Den übrigen<br />

Zweiflern wurde damit vorgeführt, was sie zu erwarten hätten, wenn sie<br />

nicht der L<strong>in</strong>ie Kádárs folgten. Diese Sitzung war e<strong>in</strong> Sieg Kádárs <strong>und</strong><br />

stärkte ihm den Rücken für se<strong>in</strong>e bevorstehende Reise nach Moskau.<br />

Über e<strong>in</strong>en <strong>Prozeß</strong> gegen <strong>Nagy</strong> wurde zwar <strong>in</strong> der Zentralkomitee-Sitzung<br />

noch nicht gesprochen, die unmittelbare Umgebung Kádárs begann<br />

jedoch bereits mit den politischen <strong>und</strong> organisatorischen Vorbereitungen<br />

dafür. Kállai fuhr Anfang März 1957 nochmals nach Bukarest, sprach dort<br />

mit dem sowjetischen Zentralkomitee-Mitglied Ponomarjow <strong>und</strong> <strong>in</strong>formierte<br />

ihn, daß man sich im Politbüro entschlossen habe, <strong>Nagy</strong> den <strong>Prozeß</strong><br />

zu machen. Die Zentralkomitee-Mitglieder sollten allmählich darauf vorbereitet<br />

werden. Zweck se<strong>in</strong>er Reise nach Bukarest war, sich mit der rumänischen<br />

Regierung im weiteren Vorgehen gegen die <strong>Nagy</strong>-Gruppe abzustimmen.<br />

Kállai vere<strong>in</strong>barte, daß mehrere Mitarbeiter des ungarischen Innenm<strong>in</strong>isteriums<br />

nach Bukarest kommen sollten. Die ungarischen Staatssicherheits-Offiziere<br />

würden zunächst diejenigen Mitglieder der Gruppe<br />

verhören, gegen die schon genügend »Belastungsmaterial« <strong>in</strong> Budapest zusammengestellt<br />

worden sei. Kállai teilte se<strong>in</strong>en rumänischen Gesprächspartnern<br />

mit, daß die ungarische Führung beschlossen habe, die Untersuchungen<br />

<strong>in</strong> mehreren Etappen durchführen zu lassen. Sie sollten sukzessive<br />

auf alle Mitglieder der Gruppe ausgedehnt werden. Die rumänischen<br />

Gesprächspartner bek<strong>und</strong>eten ihre Bereitschaft, <strong>in</strong> dieser Angelegenheit<br />

mit den ungarischen Staatssicherheits-Offizieren zusammenzuarbeiten,<br />

teilten aber Kállai mit, daß die <strong>in</strong>terne Bewachung der Gruppe <strong>und</strong> die<br />

Verhöre von den ungarischen Sicherheitsorganen durchgeführt werden<br />

sollten. Kállai sprach diesmal nur mit denjenigen Mitgliedern der Gruppe,<br />

die nach <strong>Ungarn</strong> zurückkehren durften, wie Lukács <strong>und</strong> Szántó. Nach der<br />

Abreise Kaliais äußerten die rumänischen Politiker gegenüber Ponomarjow,<br />

daß das Verfahren gegen <strong>Nagy</strong> nicht mit dem nötigen Druck vorangetrieben<br />

würde. Ponomarjow schlug <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Bericht an Moskau vor, <strong>in</strong><br />

dieser Angelegenheit e<strong>in</strong>ige »Berater« aus dem sowjetischen Innenm<strong>in</strong>isterium<br />

zur Unterstützung der <strong>Ungarn</strong> nach Rumänien zu schicken. Aber offensichtlich<br />

wurde ke<strong>in</strong> Druck auf Kállai oder Kádár ausgeübt, weitere<br />

Schritte gegen <strong>Nagy</strong> zu unternehmen. 44 Kádár fuhr Ende März 1957 mit e<strong>in</strong>er<br />

Regierungsdelegation für e<strong>in</strong>e Woche nach Moskau. Bei den Verhand-<br />

Magyar Nemzet 10. Januar 1994.<br />

Ebenda.<br />

Ponomarjows Bericht nach Moskau, 12. März 1957. In: Hiányzó lapok 260-263.

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