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Der Imre-Nagy-Prozeß in Ungarn und seine - EPA

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Gy. Harsay: <strong>Der</strong> <strong>Imre</strong>-<strong>Nagy</strong>-<strong>Prozeß</strong> <strong>in</strong> <strong>Ungarn</strong> 329<br />

<strong>Der</strong> ehemalige Staatspräsident Zoltán Tildy von der Kle<strong>in</strong>landwirtepartei<br />

<strong>und</strong> der Journalist Miklós Gimes wurden neben Maiéter <strong>und</strong> Kopácsi <strong>in</strong><br />

den Kreis der Angeklagten e<strong>in</strong>bezogen. Über General Béla Király, der <strong>in</strong> die<br />

Verenigten Staaten von Amerika geflüchtet war, wollte man <strong>in</strong> Abwesenheit<br />

verhandeln. Mit den Beschuldigungen sollte bewiesen werden, daß<br />

<strong>Nagy</strong> während des Auf Standes mit Personen <strong>und</strong> Gruppierungen zusammengearbeitet<br />

hatte, die gegenüber der Partei <strong>und</strong> dem Sozialismus fe<strong>in</strong>dlich<br />

e<strong>in</strong>gestellt waren. Die Parteiführung wollte die Bevölkerung auf den<br />

<strong>Prozeß</strong> gegen <strong>Nagy</strong> vorbereiten <strong>und</strong> griff darum <strong>in</strong> den folgenden Monaten<br />

<strong>Nagy</strong> <strong>und</strong> andere Teilnehmer des Aufstandes <strong>in</strong> öffentlichen Reden<br />

immer härter an. Gleichzeitig fanden Massenverhaftungen <strong>und</strong> zahlreichen<br />

Prozesse gegen weitere Beteiligte des Aufstandes statt. Die Volksgerichtshöfe<br />

arbeiteten fleißig <strong>und</strong> unbarmherzig.<br />

Mitte Juni fand e<strong>in</strong>e Sitzung des Zentralkomitees statt, <strong>und</strong> Kádár beschuldigte<br />

die Gruppe <strong>Nagy</strong>, 1956 <strong>in</strong> das Lager der Fe<strong>in</strong>de des Sozialismus<br />

übergewechselt zu se<strong>in</strong>. Kádár sagte, daß die Ermittlungen gegen <strong>Nagy</strong><br />

<strong>und</strong> die anderen noch andauerten. Wenn die gr<strong>und</strong>legenden Tatbestände<br />

geklärt seien, werde er diese Angelegenheit dem Zentralkomitee wieder<br />

vorlegen. 53 Um jegliche abweichende Me<strong>in</strong>ung auszuschalten, wurden<br />

zwei Mitglieder des Zentralkomitees, die im November 1956 e<strong>in</strong>e sanftere<br />

Gangart gegenüber <strong>Nagy</strong> befürwortet hatten, aus diesem Gremium ausgeschlossen,<br />

wodurch die übrigen möglichen Zweifler e<strong>in</strong>geschüchtert <strong>und</strong><br />

endgültig auf die harte L<strong>in</strong>ie Kádárs gezwungen wurden. 54 Kurz vor dieser<br />

Sitzung war Kádár mit Biszku heimlich <strong>in</strong> Moskau gewesen, wo er von den<br />

Untersuchungen gegen <strong>Nagy</strong> berichtet hatte. 55 Die Verhöre der <strong>Nagy</strong>-<br />

Gruppe g<strong>in</strong>gen weiter, sie waren im erwähnten Gefängnis e<strong>in</strong>gesperrt <strong>und</strong><br />

hatten ke<strong>in</strong>en Kontakt zu Verwandten <strong>und</strong> zur Außenwelt. Physischer<br />

Zwang wurde zwar nicht angewendet, aber die Untersuchungsbehörden<br />

versuchten krampfhaft, <strong>Nagy</strong> <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Mitangeklagten Verb<strong>in</strong>dungen<br />

zu den sogenannten »Reaktionären« <strong>und</strong> den »imperialistischen Kreisen«<br />

nachzuweisen, wobei Kle<strong>in</strong>igkeiten <strong>und</strong> Belanglosigkeiten zu wesentlichen<br />

Tatsachen aufgebauscht wurden. <strong>Nagy</strong> wurde der geistigen Vorbereitung<br />

<strong>und</strong> Führung des Aufstandes beschuldigt. Trotzdem dauerten die Ermittlungen<br />

lange an, da die Verhöre im Gr<strong>und</strong>e genommen nicht viel brauchbares<br />

Material ergaben. Die Anschuldigungen bestanden meistens aus propagandistisch<br />

motivierten Vorwürfen <strong>und</strong> Unterstellungen, <strong>und</strong> die Ermittlungen<br />

<strong>und</strong> Verhöre wurden von Mitarbeitern des Innenm<strong>in</strong>isteriums<br />

unter größter Geheimhaltung durchgeführt. <strong>Der</strong> sowjetische Botschafter <strong>in</strong><br />

Budapest, Andropow, führte Ende August e<strong>in</strong> Gespräch mit dem ungarischen<br />

Innenm<strong>in</strong>ister Béla Biszku über die Vorbereitungen des Prozesses.<br />

Aufschlußreich war die Meldung Andropows über dieses Gespräch an das<br />

53 Ra<strong>in</strong>er 19.<br />

54 Horváth 276.<br />

ss Ra<strong>in</strong>er 20.

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