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Der Imre-Nagy-Prozeß in Ungarn und seine - EPA

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Gy. Harsay: <strong>Der</strong> <strong>Imre</strong>-<strong>Nagy</strong>-<strong>Prozeß</strong> <strong>in</strong> <strong>Ungarn</strong> 343<br />

ten Reihe der politischen Hierarchie der Rákosi-Zeit <strong>in</strong> die politische Führung<br />

aufgestiegen waren, hätte die Rückkehr <strong>Nagy</strong>s oder die E<strong>in</strong>führung<br />

der Demokratie <strong>in</strong> <strong>Ungarn</strong> das Ende ihrer politischen Karriere bedeutet.<br />

Die Rehabilitierung <strong>Nagy</strong>s<br />

Drei Jahrzehnte lang versuchte das Regime die Er<strong>in</strong>nerung an <strong>Nagy</strong> zu<br />

verdrängen, aber er geriet nie <strong>in</strong> Vergessenheit. Nach der Ablösung Kádárs<br />

von der Parteispitze <strong>und</strong> unter dem wachsenden Druck der Bevölkerung<br />

war es möglich geworden, die Gräber <strong>Nagy</strong>s <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Gefährten zu öffnen<br />

<strong>und</strong> sie zu exhumieren. Die Särge von <strong>Nagy</strong> <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Gefährten<br />

wurden auf dem Heldenplatz <strong>in</strong> Budapest an se<strong>in</strong>em Todestag, dem 16.<br />

Juni 1989, <strong>in</strong> Anwesenheit von über 200.000 Menschen, e<strong>in</strong>ige h<strong>und</strong>ert Meter<br />

von der jugoslawischen Botschaft entfernt, wo er im November 1956<br />

vergeblich um Asyl ersucht hatte, aufgebahrt <strong>und</strong> von der Bevölkerung<br />

feierlich verabschiedet. Auf Wunsch der Angehörigen wurde die kommunistische<br />

Führung zu den Trauerfeierlichkeiten nicht zugelassen. <strong>Nagy</strong> <strong>und</strong><br />

se<strong>in</strong>e Gefährten fanden ihre letzte Ruhestätte zusammen mit vielen anderen<br />

zum Tode verurteilten Aufständischen <strong>in</strong> der Parzelle 301 des Budapester<br />

Zentralfriedhofs, die entsprechend würdig zu e<strong>in</strong>er nationalen Gedenkstätte<br />

umgestaltet wurde. Kádár, der bereits zu dieser Zeit körperlich<br />

<strong>und</strong> geistig e<strong>in</strong> Wrack war, konnte noch das Begräbnis <strong>Nagy</strong>s im ungarischen<br />

Fernsehen verfolgen. 95 Laut Aczél ist Kádár schon e<strong>in</strong>ige Monate vor<br />

dem Begräbnis, als die öffentliche Diskussion über die Rehabilitierung<br />

<strong>Nagy</strong>s begann, halb verrückt geworden. 96 Aus Angst <strong>und</strong> sogar vom<br />

schlechten Gewissen geplagt, lief er zu Hause ruhelos <strong>und</strong> verwirrt umher<br />

wie e<strong>in</strong>st König Lear - e<strong>in</strong> Verräter, den se<strong>in</strong>e Schuld quälte. In se<strong>in</strong>er letzten<br />

Rede vor dem Zentralkomitee am 12. April 1989, schon todkrank, versuchte<br />

er sich mit Halbwahrheiten zu rechtfertigen. Kádár, der Atheist,<br />

sprach vor dem Plenum sogar öfters vom Herrgott, 97 aber die volle Wahrheit<br />

gab er nicht zu. In e<strong>in</strong>em Interview versuchte er, die Schuld auf die<br />

Gerichte abzuschieben, die ihn überzeugt hätten, daß die Verurteilung<br />

<strong>Nagy</strong>s rechtens erfolgte.<br />

Kádár starb am 6. Juli 1989, am gleichen Tag <strong>und</strong> sogar <strong>in</strong> der St<strong>und</strong>e, als<br />

der Oberste Gerichtshof <strong>Ungarn</strong>s <strong>Nagy</strong> <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Gefährten <strong>in</strong> allen Anklagepunkten<br />

freisprach.<br />

Magyar Hírlap 20. Januar 1996.<br />

Erényi - Sipos 29-30.<br />

Magyar Hírlap 18. Mai 1996.

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