Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe - Compass-Infodienst
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durchaus übereinstimmte. Seine finalen Gespräche mit Hitler, die Otto Strasser in<br />
„Ministersessel oder Revolution?“ rekapitulierte, zeigen, daß Strasser geradezu daran<br />
verzweifelte, daß Hitler ganz dem rassistischen Geschichtsbild <strong>Rosenberg</strong>s folgte, den<br />
Strasser „für den stärksten geistigen Gegenpol meiner Anschauungen“ 50 hielt. Strasser zitiert<br />
Hitler mit den folgenden Worten:<br />
„Wenn Sie einmal das neue Buch <strong>Rosenberg</strong>s lesen, dann werden Sie diese Dinge begreifen, denn<br />
dieses Buch ist das gewaltigste seiner Art, größer noch als Chamberlains ‚Grundlagen des 19.<br />
Jahrhunderts’.“ 51<br />
Strasser sah sich mit seiner Sicht der Dinge auf verlorenem Posten:<br />
„Alle Wandlungen im Kulturellen, Staatlichen und Wirtschaftlichen führt Hitler, der Theorie<br />
<strong>Rosenberg</strong>s folgend, auf Rassenkämpfe zurück und führt damit eine ähnliche einseitige<br />
Betrachtungsweise ein, wie es Marx mit seiner Klassenkampftheorie getan hat.“ 52<br />
Wenn <strong>Hitlers</strong> Bannstrahl <strong>Rosenberg</strong> nicht traf, hatte das nicht nur mit seinem Respekt vor<br />
dessen Leistungen in frühen Aufbaujahren zu tun. Mehr noch fiel ins Gewicht, daß Hitler<br />
zwar in Fragen der äußeren Form und der Taktik mit <strong>Rosenberg</strong> nicht immer einverstanden<br />
war, sie im Kern aber dieselben Überzeugungen teilten. Ähnlich stand auch Heinrich<br />
Himmlers zentrale Position niemals in Frage, obwohl Hitler seiner Germanenschwärmerei<br />
äußerst skeptisch gegenüberstand und ihn z.B. zwang, den völkischen Phantasten Karl Maria<br />
Wiligut, der unter Himmlers Protektion zu hohen SS-Ehren aufgestiegen war, zu degradieren.<br />
So hielt Hitler auch nicht nur die von <strong>Rosenberg</strong> eröffnete Front gegen die Kirchen für einen<br />
Fehler, er hatte auch wenig Sinn für seine Neigung zum Mystizismus. Das ließ ihn aber nicht<br />
übersehen, daß <strong>Rosenberg</strong>s Arbeit für die Ausbildung des rassistischen nationalsozialistischen<br />
Weltbilds grundlegend war.<br />
Für <strong>Rosenberg</strong> war dabei das eine vom anderen nicht zu trennen. Die Gedanken, die im<br />
„Mythus des 20. Jahrhunderts“ ihren Niederschlag fanden, hatten ihn seit frühester Zeit<br />
beschäftigt, und dabei hatte gerade ein antireligiöser Impuls eine große Rolle gespielt. In<br />
50 Strasser, o.J. a, S. 11.<br />
51 Ebd., S. 13.<br />
52 Ebd., S. 30.<br />
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