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Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe - Compass-Infodienst

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Auch auf den Orientalisten und Kulturphilosophen Paul de Lagarde (1821-1891) berief sich<br />

<strong>Rosenberg</strong> ausdrücklich. Fast 30 Jahre früher als Chamberlain geboren, gehörte de Lagarde<br />

mit Wagner, Gobineau und Langbehn noch zur Generation der Gründerväter des modernen<br />

Antisemitismus. <strong>Rosenberg</strong> übernahm von ihm zum einen seine radikale Zivilisationskritik,<br />

zum anderen seinen mit der Reinerhaltung des Blutes argumentierenden völkischen<br />

Antisemitismus und wurde zum maßgeblichen Protagonisten der Lagarde-Renaissance nach<br />

1933. Auf dem Reichsparteitag 1934 stellte <strong>Rosenberg</strong> de Lagarde in eine Reihe mit Goethe,<br />

Hölderlin, Wagner, Nietzsche und Chamberlain als Vorkämpfer „für eine Neugeburt des<br />

deutschen Wesens“, wobei sein Beitrag darin bestand, von einem „kulturellen religiösen<br />

Erwachen“ zu träumen. 67 „Unter den Männern, die einst als Propheten der neuen<br />

Weltanschauung und Miterbauer des völkischen Staates genannt sein werden, strahlt einer<br />

besonders hervor: Paul de Lagarde.“, hatte <strong>Rosenberg</strong> schon 1927 geschrieben. 68 Die<br />

Nationalsozialistischen Monatshefte eröffnete er 1930 mit einem Aufsatz, der wiederum de<br />

Lagarde zum Gegenstand hatte. Heute gelte es, der Vernichtung der seelisch-rassischen<br />

Substanz der deutschen Nation und ihrer echten religiösen Werte zu wehren. 69 Der „Erste<br />

Deutsche Nationalstaat“ müsse erstehen aus dem nationalistischen Ehrbegriff Friedrich des<br />

Großen, der sozialistischen Rechtsidee des Freiherr von Stein und der Blutsidee de<br />

Lagardes. 70 Tatsächlich hatte de Lagarde in seinen „Deutschen Schriften“ die Schwächen des<br />

Bismarck-Reiches mit äußerster Schärfe gegeißelt, das, da es noch Juden in seiner Mitte<br />

duldete, kein deutscher Nationalstaat war. 71 Der erste deutsche Nationalstaat bedurfte auch<br />

einer nationalen Religion, die das von den Kirchen gelehrte und repräsentierte Christentum<br />

nicht sein konnte. Deshalb war de Lagarde auch, so wie später <strong>Rosenberg</strong>, aus der Kirche<br />

ausgetreten. Schlüssel zu der erforderlichen religiösen Erneuerung sollte das vergleichende<br />

Studium aller historischen Religionen sein 72 , eine Idee, die sich im „Mythus“ ebenfalls<br />

wiederfindet. Die neue Religion sollte aus einer Verschmelzung der alten Lehren des<br />

Evangeliums mit den „natürlichen Eigenschaften des deutschen Volkes“ hervorgehen. 73<br />

67<br />

<strong>Rosenberg</strong>, Die Welt des Auges, Eröffnungsrede zur Kultur-Tagung auf dem Reichsparteitag am 5.9.1934, in:<br />

<strong>Rosenberg</strong>, Gestaltung der Idee, 1943, S. 142. Vgl. Paul, Ina Ulrike, Paul Anton de Lagarde, in: Handbuch zur<br />

„Völkischen Bewegung“ 1871-1918, Hg. Uwe Puschner, Walter Schmitz und Justus H. Ulbricht, München u.a.<br />

1996, S. 87.<br />

68<br />

<strong>Rosenberg</strong>, Paul de Lagarde, VB vom 10.9.1927, wiedergegeben in: <strong>Rosenberg</strong>, Blut und Ehre, 1943, S. 228.<br />

69<br />

<strong>Rosenberg</strong>, Um die Erfüllung, 1930, S. 2 f.<br />

70<br />

Ebd., S. 5.<br />

71<br />

Dazu Stern, 1986, S. 51 ff.<br />

72<br />

Ebd., S. 73.<br />

73<br />

Ebd., S. 75.<br />

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