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Mette Joensen<br />

»Ein Bild soll wie ein Stein im Schuh sein.« Wie ist<br />

diese Aussage, die ein kleinformatiges Bild von<br />

Mette Joensen ziert – nebenbei bemerkt ein umformulierter<br />

Satz des dänischen Regisseurs Lars<br />

von Trier –, zu verstehen? Ein Schuh sollte die<br />

Eigenschaften haben, bequem zu sein und je nach<br />

Wetterlage von praktischem Nutzen. Man legt<br />

Wert auf seine äußere Form, er sollte schön, vielleicht<br />

extravagant sein, die richtige Größe haben<br />

und sich möglichst von den Quadratlatschen, die<br />

schon zu Hause im Schrank stehen, unterscheiden.<br />

Es gibt wohl kaum ein Gebrauchsobjekt mit einer<br />

so klar definierten Aufgabe, welches so unterschiedliche<br />

Umsetzungen erfährt wie der Schuh.<br />

Schon Andy Warhol thematisierte den Schuh als<br />

personifiziertes Objekt mit einer Aussage über<br />

bestimmte Personen. Doch auch diese Schuhe<br />

drückten nicht. Geschweige denn befand sich ein<br />

Stein in ihnen.<br />

Mette Joensens Bilder erscheinen zunächst –<br />

sie möge mir diesen Vergleich zugestehen – wie<br />

Schuhe. Sie zeugen von eben solcher Vielfalt der<br />

möglichen Ausdrucksformen, Themen und Techniken.<br />

Ihre Aquarelle und andere Arbeiten auf<br />

Papier sind schön und extravagant. Doch in einem<br />

Punkt unterscheiden sie sich maßgeblich: Sie sind<br />

nicht bequem.<br />

Die dänische Künstlerin schafft skurrile, bizarre<br />

und humorvolle Szenerien. Man spürt in jeder<br />

Arbeit, dass ihr Kopf voll von Bildern ist, die heraus<br />

müssen. Als Inspirationsquelle dient ihr dabei das<br />

tägliche Leben. Sie hört und sieht ständig Dinge,<br />

die in ihr etwas auslösen. Das kann im Radio sein,<br />

auf der Straße oder im Theater. Manchmal genügt<br />

ein einziges Wort, um einen Prozess in Gang zu<br />

setzen, der wie selbstverständlich zu einer äußeren<br />

Form findet. Anstoß können auch gesellschaftliche<br />

Ereignisse sein und politische Auseinandersetzungen.<br />

Niemals jedoch als wirkliches Thema,<br />

sondern einzig als Auslöser begriffen. Von überall<br />

her lassen sich die Eingebungen beziehen –<br />

sie werden gesammelt im Kopf, auf Fotos oder<br />

schnellen Skizzen, wobei keine thematischen<br />

Schwerpunkte im Vordergrund stehen, sondern<br />

sich die Bilder rein über Assoziationen ergeben.<br />

Dabei zieht ein Gedankengang einen weiteren<br />

nach sich, und es entstehen zeitweilig Bilderzyklen<br />

– oder aber werden Motive in loser Reihenfolge<br />

immer wieder aufgegriffen, wenn ein aktueller<br />

Aspekt zu einer neuen Sichtweise führen könnte.<br />

Als ihre Art zu kommunizieren versteht Joensen<br />

ihr künstlerisches Werk. Ein innerer Drang, die<br />

vielen Bilder in ihrem Kopf auf Papier zu bannen,<br />

bringt unzählige Arbeiten hervor, von denen<br />

nur wenige der selbstkritischen Einschätzung der<br />

Künstlerin Stand halten.<br />

Mette Joensen liebt das Experimentieren. Auf<br />

den Blättern spielt sie alle möglichen Techniken<br />

durch, vermischt sie, überlagert sie und argumentiert<br />

so ständig in unterschiedliche Richtungen. Es<br />

entsteht ein Spiel von Form und Farbe, Hell und<br />

Dunkel, Linie und Fläche. Was spielerisch und<br />

ungezwungen aussieht, ist Ergebnis Hunderter<br />

Versuche, bis das Experiment ergibt, wonach die<br />

Künstlerin auf der Suche war. Mit nur wenigen<br />

Strichen verwandelt sich eine Farbfläche in einen<br />

Kopf, ein geflügeltes Pferd oder ein Paar. Alles, was<br />

Farbe von sich gibt, wird Mittel zum Zweck: Pinsel,

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