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Schlesischer Gottesfreund

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BEITRÄGE 38<br />

immerhin bringen es beide Stadtteile zusammen auf<br />

100.000 Einwohner. Die einen trauern immer noch dem<br />

nach, was ihnen genommen wurde und die anderen blicken<br />

neidisch auf das, was sie nie haben werden: eine Stadt mit<br />

Charme, wertvollen Bauwerken und Kulturgütern, kurzum<br />

einen Ort, dessen Geschichte man in Ermanglung eigener<br />

Wurzeln notfalls adoptieren kann. Was in anderen Teilen<br />

Schlesiens mittlerweile guter Brauch geworden ist, die<br />

deutsche Vergangenheit als Bestandteil eigener Geschichte<br />

anzunehmen und zu erforschen, in Görlitz funktioniert<br />

das nicht. Das beginnt schon beim Namen. Jeder Pole<br />

akzeptiert mittlerweile, daß Besucher Schlesiens sich der<br />

alten deutschen Ortsbezeichnungen bedienen. Der polnische<br />

Stadtführer in Breslau, genauso wie der in Hirschberg<br />

oder Liegnitz verwendet selbstverständlich die Namen, die<br />

diese Städte jahrhundertelang trugen. In Görlitz ist das<br />

nicht möglich, denn hier verweist die polnische Bezeichnung<br />

eben nicht nur auf die Ergebnisse geschichtlicher<br />

Entwicklungen, sondern auf die<br />

Tatsache, daß hier der westlichste<br />

Punkt Polens ist. Daran halten<br />

sich die Bewohner des Ostteils<br />

fest, das ist ihr verbindendes<br />

Element. Darum sind Deutsche<br />

als Besucher von Gaststätten, Geschäften,<br />

Tankstellen und Zigarettenläden<br />

gern gesehene Gäste.<br />

Alles Andere aber, kulturelle<br />

oder künstlerische Zusammenarbeit<br />

und intensives menschliches<br />

Aufeinanderzugehen wird durch<br />

Vorurteile und falsch verstandenen<br />

Nationalismus nach wie vor<br />

Die neuerrichtete Görlitzer Altstadtbrücke Zeichnung: ANN<br />

Rohbauten am ehemaligen Töpferberg Foto: ANN<br />

ausgebremst und beschränkt sich auf die Kreise einer kleinen<br />

intellektuellen Elite.“<br />

So weit die sinngemäß wiedergegeben Aussagen eines<br />

Polen, die von hoher Auffassungs- und scharfer Beobachtungsgabe<br />

zeugen und die in Teilen auch auf die deutsche<br />

Seite Anwendung finden können. Kehren wir nochmals<br />

zum Tag der Brückeneröffnung zurück. Einer der Redner<br />

formulierte damals: „Heute schlagen wir eine neue Seite<br />

auf, im Buch der Geschichte unserer Völker“. Hier und<br />

heute beginnen wir diese Seite zu füllen. Die Brücke ist<br />

nicht das Ende einer Entwicklung,<br />

sondern deren Anfang.“<br />

Bleibt zu wünschen, daß die<br />

derzeitige Ruhe im Görlitz-<br />

Zgorzelecer Miteinander nur<br />

vorübergehender Natur ist und<br />

daß sich alle Seiten bald wieder<br />

des hoffnungsvollen Beginns<br />

erinnern. �<br />

Dank an Pfarrer Paul Gerhard Eberlein<br />

RENATE MORLOCK-GULITZ / REDAKTIONELL<br />

Am Sonntag, den 31. Januar 2010 verabschiedete im<br />

Rahmen eines festlichen Gottesdienstes die<br />

Gemeinschaft Evangelischer Schlesier Baden<br />

Württemberg, ihren 1. Vorsitzenden Herrn Pfarrer Dr. Paul<br />

Gerhard Eberlein aus seinem Amt, wohl aber nicht aus der<br />

Gemeinschaft. Er tritt nun ins zweite Glied zurück. Die<br />

Zeit seines Ruhestandes - insgesamt 27 Jahre - hat er der<br />

Aufgabe gewidmet, die Erinnerung an die Heimat lebendig<br />

zu halten, die Entwicklung nach 1954 und nach dem Zusammenbruch<br />

des Sozialismus zu beobachten.<br />

Paul Gerhard Eberlein ist 1928 in Kupferberg im Riesengebirge<br />

geboren. Seine Eltern waren Lic. Helmut<br />

Eberlein und dessen Frau Hildegard. Die Familie gehörte<br />

väterlicherseits zu einem bekannten schlesischen Pfarrergeschlecht<br />

mit großer Kinderschar. Bei Prof. Klapper finden<br />

wir in der Charakteristik für den deutschen Schlesier

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