Abi92PDS-Yearbook

Bei der Generalprobe dann: Chaos.
Die Umbauarbeiten dauern viel zu
lange, die Scheinwerfer gehen nicht
an, die Musik wird an der falschen
Stelle eingespielt, die Schauspieler
können ihren Text immer noch
nicht, die Souffleuse ist völlig entnervt,
weil so großzügig zwischen
den Seiten hin- und hergesprungen
wird, daß sie keine Stelle mehr finden
kann, und der Regisseur ist ver­
' möchte am liebsten die
cken hinschmeißen.
Na ja, was soll's, eine vergeigte
Generalprobe gibt eine gelungene
Premiere, oder?
Zu viel mehr als einem gequälten
Lächeln hierzu sind die meisten von
uns jetzt nicht in der Lage. Wenn
das morgen so wird ....
Überall ist leichte Unruhe zu spüren,
Requisiten werden gesucht und
gefunden, der Text noch einmal
überflogen, bis es heißt: Umziehen,
alle in die Garderobe. Raus aus
Jeans und Sweatshirt, rein in Hemd,
Jacket, Anzug, Kleid oder Uniform
und ab zur Schminkprozedur.
Augen auf, Augen zu, linke Wange,
rechte Wange, "zappel doch nicht
so".
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Das wäre geschafft, Schuhe an und
fertig, das Warten beginnt. Du
fängst an, auf- und abzutiegern, hast
bereits zum dritten mal die Bio­
Sammlung durchquert, weißt, daß
dir jetzt niemand mehr helfen kann.
NOCH DREI MINUTEN ! Noch drei
Minuten? Ein letztes Nesteln an der
Krawatte, sitzt sie richtig? Ist sonst
alles in Ordnung, Hose, Jacke,
Hemd? Alles perfekt. Noch einmal
auf die Toilette (zum wievielten Mal
eigentlich?) und dann raus. Ein Ge-
"Komm, ganz ruhig,
wir schon" (wenn du wüßtest, wie's
in mir aussieht). Nicht Pfeifen au
Bühne, nicht Spucken. Noc
trennt mich der Vorhang vom Publikum.
Nur den ersten Satz sauber
gesprochen, dann geht alles, bloß
kein Versprecher in ersten Satz,
bloß kein Versprecher ! Der Scheinwerfer
leuchtet auf, der Vorhang
weicht zurück, es geht los ...
Nahezu Halbzeit, fast alles ging
glatt, doch plötzlich fehlt ein Stift.
Ein Stift, ja, ein Stift, ja, ja, wissen
sie, so ein Stift.. Zum Glück findet
sich ein Stift in der Tasche, wer
weiß, wie der da reingekommen ist,