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Es lebe der Friedhof! Mehr Infos unter: www.es-lebe-der-friedhof.de

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sch<strong>es</strong>chrank d<strong>es</strong> Gästezimmers räumen.<br />

Christel legt dort ihre Sachen<br />

ab und macht einfach die Schiebetüren<br />

zu.<br />

Außer<strong>de</strong>m schließt sie nachts immer<br />

die Tür vom Gästezimmer. Das mag<br />

ich eigentlich gar nicht. Bei an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Gästen kratze ich so lange an die Tür,<br />

bis sie offen ist. Ich habe mich entschlossen,<br />

Christel in Ruhe zu lassen.<br />

Ich spüre, dass <strong>es</strong> ihr nicht so gut<br />

geht und sie viel Schlaf braucht.<br />

Dafür sehen wir bei<strong>de</strong> am Abend<br />

dann fern. Ich setze mich neben ihren<br />

S<strong>es</strong>sel. Mit Magdalena ist ja abends<br />

nichts anzufangen, sie schläft sehr<br />

früh. Wahrscheinlich will sie fit sein,<br />

um mich nachts zu suchen. So gegen<br />

22.00 Uhr drehe ich dann draußen<br />

meine Run<strong>de</strong>n.<br />

Weil Christel mich in Ruhe lässt und<br />

außer<strong>de</strong>m ganz nett ist, habe ich b<strong>es</strong>chlossen,<br />

ihr ein G<strong>es</strong>chenk zu machen.<br />

Draußen fing ich eine kleine<br />

Feldmaus. Sie bekam von mir einen<br />

Klatsch mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Pfote, damit ich sie<br />

b<strong>es</strong>ser transportieren konnte.<br />

Christel saß abends am Tisch und<br />

las. Ich miaute ganz laut, damit sie<br />

auf mich aufmerksam wur<strong>de</strong>. Als sie<br />

mich dann ansah, legte ich ihr die<br />

GE-NIOR - Das Magazin für Junggebliebene in Gelsenkirchen.<br />

etwas benommene Maus zu Füßen.<br />

Erwartungsvoll sah ich sie mit meinen<br />

schönen, grünen Augen an. Na?<br />

Wie find<strong>es</strong>t du mein G<strong>es</strong>chenk.<br />

Sie schaute erschreckt auf und tat<br />

erst mal gar nichts. Ich glaube, die<br />

Menschen nennen das Schrecksekun<strong>de</strong>.<br />

Dann stand sie ganz langsam<br />

auf, ging in die Küche an <strong>de</strong>n Schrank<br />

und kam mit einer Glasschüssel wie<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Was wollte sie damit? Vorsichtig<br />

stülpte sie die Schüssel über die<br />

Maus. ????<br />

Ich versuchte, die Schüssel mit <strong>de</strong>n<br />

Pfoten hochzuheben, aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Bo<strong>de</strong>n<br />

war viel zu glatt. So eine Ge-<br />

Niemand darf verg<strong>es</strong>sen wer<strong>de</strong>n<br />

70 Jahre nach Kriegsen<strong>de</strong> wer<strong>de</strong> viele<br />

Erinnerungen wach. Nicht nur an<br />

all die kleinen und großen Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>,<br />

die in KZ’s umgebracht wur<strong>de</strong>n, die<br />

beim Einmarsch <strong><strong>de</strong>r</strong> Nazitruppen in<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Län<strong><strong>de</strong>r</strong> umkamen o<strong><strong>de</strong>r</strong> im<br />

Bombenhagel <strong>unter</strong> <strong>de</strong>n Trümmern<br />

begraben wur<strong>de</strong>n. – <strong>Es</strong> waren die eigenen<br />

Soldaten und die <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Völker, die auf Land, Luft und Wasser<br />

sich gegenseitig umbrachten,<br />

obwohl sie noch nie ein Wort miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gewechselt hatten.<br />

Wir heutigen Senioren waren damals<br />

Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> bzw. Jugendliche. Wir<br />

sehnten uns nach ruhigen Nächten<br />

ohne Fliegeralarm, wollten uns satt<br />

<strong>es</strong>sen, schöne Sachen kaufen, in <strong>de</strong>n<br />

Ferien verreisen. Ja, und wir wollten,<br />

dass all<strong>es</strong> mal schöner wird, ohne<br />

Krieg, ohne Heil Hitler. Wir warteten<br />

auf Papa und Bru<strong><strong>de</strong>r</strong>, die vermisst<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> in Kriegsgefangenschaft waren.<br />

Und wenn die Nachbarn was<br />

hörten, freuten sich die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en mit<br />

und hofften, auch bald Nachricht zu<br />

bekommen.<br />

Die letzten Kriegsmonate waren<br />

schlimm. Die Industri<strong>es</strong>tätten, die<br />

Städte Dr<strong>es</strong><strong>de</strong>n, Berlin usw. wur<strong>de</strong>n<br />

39<br />

meinheit. Dann rief sie nach Magdalena,<br />

die schlaftrunken ankam.<br />

Di<strong>es</strong>e warf einen Blick auf die Maus,<br />

die ja noch lebte, griff nach Küchenkrepp,<br />

holte die Maus damit <strong>unter</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Schüssel hervor und beför<strong><strong>de</strong>r</strong>te<br />

sie an die frische Luft.<br />

Die ganze Arbeit war umsonst. Ich<br />

bin ganz schön beleidigt. Sie bekommt<br />

nie wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ein G<strong>es</strong>chenk von<br />

mir. Inzwischen ist Christel wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

abgereist und ich habe mein Reich<br />

für mich alleine. Ja, ja Gäste!<br />

Eure T<strong>es</strong>sy<br />

Nacherzählt von Christel Jordan<br />

zerbombt. Endlich, am 08. Mai war<br />

Nazi<strong>de</strong>utschland g<strong>es</strong>chlagen. Die<br />

Rote Armee war in Berlin. Die Antifa-<br />

und Frie<strong>de</strong>nsbewegungen nahm<br />

sich vor: 1. September – Antikriegstag<br />

nutzen, um die Jugend zu gewinnen.<br />

Die Gewerkschaftsjugend<br />

<strong>de</strong>monstrierte in unserem Gelsenkirchen<br />

am Mahnmal im Stadtgarten.<br />

Viel<strong>es</strong> wur<strong>de</strong> getan, um nicht<br />

zu verg<strong>es</strong>sen, und <strong><strong>de</strong>r</strong> Jugend eine<br />

friedliche Zukunft zu ermöglichen.<br />

Marianne Konze

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