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Fachreferenten für die EFL-Beratung in den Diözesen

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Norbert Wilbertz, Dipl.Psych.<br />

Leiter der <strong>EFL</strong>-<strong>Beratung</strong> im Bistum Münster<br />

Mitglied im Vorstand der<br />

Kath. Bundeskonferenz <strong>für</strong> Ehe-, Familien- und Lebensberatung<br />

Zu neuen Wegen des Zusammenlebens<br />

Kurz<strong>in</strong>formation zur Ehe-, Familien- und Lebensberatung (<strong>EFL</strong>)<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> deutschen Bistümern<br />

1. Die Aufgabe der Ehe-, Familien- und Lebensberatung<br />

<strong>EFL</strong>-<strong>Beratung</strong> ist e<strong>in</strong> psychologisches <strong>Beratung</strong>sangebot. Sie richtet sich an Menschen,<br />

<strong>die</strong> Unterstützung suchen<br />

� bei der Bewältigung von Partnerschaftsproblemen und<br />

� <strong>in</strong> persönlichen Konflikten und Lebenskrisen.<br />

Typische Partnerschaftsprobleme s<strong>in</strong>d z. B. gegenseitige Entfremdung, Außenbeziehungen,<br />

sexuelle Probleme, eskalierender Streit, Abgrenzung gegenüber der Herkunftsfamilie,<br />

Trennung und Scheidung; <strong>die</strong> Themen im Rahmen der Lebensberatung reichen<br />

von Krankheit und Pflegebedürftigkeit bis h<strong>in</strong> zu Berufs- und Arbeitsplatzwahl,<br />

vom Verlust e<strong>in</strong>es nahen Angehörigen bis zur Verarbeitung von Schuld und Misserfolg,<br />

von Mobb<strong>in</strong>g am Arbeitsplatz bis zur Bewältigung von S<strong>in</strong>nkrisen und persönlicher E<strong>in</strong>samkeit.<br />

In ca. drei Viertel der <strong>Beratung</strong>sfälle geht es um Partnerschaftsfragen e<strong>in</strong>schließlich der<br />

Trennungs- und Scheidungsberatung, im restlichen Viertel stehen Lebensprobleme im<br />

Vordergrund.<br />

Angeboten wer<strong>den</strong> E<strong>in</strong>zel-, Paar-, Familien- und Gruppengespräche sowie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Regionen auch mehrtägige Sem<strong>in</strong>are <strong>für</strong> Paare. Die <strong>Beratung</strong> ist <strong>für</strong> je<strong>den</strong> zugänglich,<br />

unabhängig von Alter, Konfession und Familienstand. Sie ist <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ratsuchen<strong>den</strong><br />

kostenlos und erfolgt nach telefonischer oder persönlicher Voranmeldung.


2. Die Organisation des Angebotes<br />

2<br />

Institutionelle <strong>EFL</strong>-<strong>Beratung</strong> gibt es <strong>in</strong> Deutschland seit rund 40 Jahren. Bis auf wenige<br />

Ausnahmen wird sie ausschließlich <strong>in</strong> kirchlicher Trägerschaft angeboten; auf evangelischer<br />

Seite häufig <strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrierten <strong>Beratung</strong>sstellen zusammen mit der Erziehungsberatung,<br />

auf katholischer Seite überwiegend <strong>in</strong> eigenständigen E<strong>in</strong>richtungen. Die Trägerschaft<br />

der katholischen <strong>EFL</strong>-<strong>Beratung</strong>sstellen liegt <strong>in</strong> <strong>den</strong> alten Bundesländern <strong>in</strong> der<br />

Regel bei <strong>den</strong> Bistümern oder <strong>den</strong> Kirchengeme<strong>in</strong><strong>den</strong> und <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Bundesländern<br />

bei <strong>den</strong> Caritasverbän<strong>den</strong>.<br />

Mit 350 <strong>EFL</strong>-<strong>Beratung</strong>sstellen hält <strong>die</strong> katholische Kirche <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong> weitgehend<br />

flächendeckendes Angebot vor. Man kann davon ausgehen, dass <strong>in</strong>nerhalb der<br />

alten Bundesländer <strong>in</strong> jedem Landkreis bzw. <strong>in</strong> jeder Stadt über 50.000 E<strong>in</strong>wohnern<br />

e<strong>in</strong>e entsprechende <strong>Beratung</strong>sstelle anzutreffen ist; <strong>in</strong> <strong>den</strong> neuen Bundesländern wird<br />

<strong>die</strong>se <strong>Beratung</strong>sstellendichte allerd<strong>in</strong>gs nicht erreicht.<br />

Insgesamt s<strong>in</strong>d an <strong>die</strong>sen <strong>Beratung</strong>sstellen ca. 1.300 Fachkräfte tätig, im Durchschnitt<br />

je <strong>Beratung</strong>sstelle e<strong>in</strong> Team von 3 bis 4 Berater<strong>in</strong>nen und Berater. Allerd<strong>in</strong>gs arbeitet<br />

nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil <strong>die</strong>ser Fachkräfte als Vollzeitangestellte. Die meisten s<strong>in</strong>d Teilzeitangestellt<br />

und viele arbeiten freiberuflich auf Honorarbasis. Die Honorarstun<strong>den</strong> mit<br />

e<strong>in</strong>gerechnet ist jede <strong>Beratung</strong>sstelle im Durchschnitt mit 54 Stun<strong>den</strong> pro Woche bzw.<br />

1,4 Planstellen besetzt; h<strong>in</strong>zu kommen noch ca. 11 Sekretariatsstun<strong>den</strong>.<br />

3. Die Nachfrage<br />

Jahr Klienten Veränderung<br />

gegenüber 1993<br />

1993 76.514<br />

1994 80.340 5,0%<br />

1995 84.268 10,1%<br />

1996 85.266 11,4%<br />

1997 89.322 16,7%<br />

1998 96.070 25,6%<br />

2000 91.509 19,6%<br />

2001 101.641 32,8%<br />

120.000<br />

100.000<br />

80.000<br />

60.000<br />

40.000<br />

20.000<br />

Das <strong>Beratung</strong>sangebot wird über <strong>die</strong> Konfessionsgrenzen h<strong>in</strong>weg und von allen<br />

sozialen Schichten <strong>in</strong> Anspruch genommen. Die Konfessionalität der Ratsuchen<strong>den</strong><br />

entspricht ziemlich genau der konfessionellen Zusammensetzung im jeweiligen E<strong>in</strong>zugsgebiet.<br />

0<br />

1993<br />

1994<br />

Entwicklung der Nachfrage<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

2000<br />

2001


Beispiel <strong>für</strong> <strong>die</strong> Konfession der<br />

Ratsuchen<strong>den</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gemischtkonfessionellen<br />

E<strong>in</strong>zugsgebiet<br />

(Nordrand des Ruhrgebietes)<br />

Konfession Ratsuchende<br />

katholisch 128 47,4%<br />

evangelisch 96 35,6%<br />

sonst.Konf./Rel. 10 3,7%<br />

ohne Konfession 36 13,3%<br />

270 100,0%<br />

Quelle: <strong>EFL</strong> Lünen<br />

3<br />

Nimmt man <strong>den</strong> letzten Ausbildungsabschluss als Indikator <strong>für</strong> <strong>die</strong> Schichtzugehörigkeit,<br />

so ist bemerkenswert, dass <strong>die</strong> Hälfte der Ratsuchen<strong>den</strong> auf Hauptschule und<br />

Lehre verweisen. Rund e<strong>in</strong> Viertel verfügt über e<strong>in</strong>en mittleren Abschluss (Realschule,<br />

Fachschule, Meisterprüfung) und e<strong>in</strong> weiteres Viertel verfügt über Abitur oder über e<strong>in</strong>en<br />

(Fach-)Hochschulabschluss.<br />

Letzter Ausbildungsabschluß<br />

der <strong>EFL</strong>-Ratsuchen<strong>den</strong><br />

im Bistum Münster<br />

Letzter Ausbild./Abschluß<br />

ohne Abschluß 177 2,2%<br />

Volksschule / Haupts. 636 7,8%<br />

Lehre 3559 43,4%<br />

Meisterprüfung 399 4,9%<br />

Realschule / Fachsch. 1461 17,8%<br />

FHS- Reife / Abitur 626 7,6%<br />

FHS-Abschluß / Uni 1346 16,4%<br />

8204 100,0%<br />

Quelle: <strong>EFL</strong>-Statistik 2002<br />

Konfession der Ratsuchen<strong>den</strong><br />

2% 8%<br />

Das Auffälligste an der Nachfrage ist jedoch der quantitative Umfang der Nachfrage<br />

selbst: Trotz e<strong>in</strong>er vergleichsweise engen Stellenbesetzung wird das <strong>Beratung</strong>sangebot<br />

jährlich von über 100.000 Ratsuchen<strong>den</strong> <strong>in</strong> Anspruch genommen, <strong>die</strong> an <strong>den</strong> <strong>Beratung</strong>sstellen<br />

im Jahr 2001 421.000 <strong>Beratung</strong>sstun<strong>den</strong> erhielten. (Ane<strong>in</strong>andergereiht<br />

ergibt <strong>die</strong>s e<strong>in</strong>en Zeitraum von 48 Jahren ununterbrochener <strong>Beratung</strong>szeit rund um <strong>die</strong><br />

Uhr!) Die Nachfrage wächst von Jahr zu Jahr, wobei der Anteil der Männer stärker<br />

8%<br />

3,7%<br />

35,6%<br />

18%<br />

13,3%<br />

katholisch evangelisch<br />

16%<br />

43%<br />

5%<br />

ohne Abschluß Volksschule / Haupts.<br />

Lehre Meisterprüfung<br />

Realschule / Fachsch. FHS- Reife / Abitur<br />

FHS-Abschluß / Uni<br />

47,4%<br />

sonst.Konf./Rel. ohne Konfession


4<br />

steigt als der der Frauen (er liegt zur Zeit bei 40%). Dass immer mehr Männer <strong>die</strong><br />

Schwellenangst zum Besuch der <strong>Beratung</strong>sstelle überw<strong>in</strong><strong>den</strong>, hat zur Folge, dass es<br />

uns <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> jedem zweiten <strong>Beratung</strong>sfall gel<strong>in</strong>gt, <strong>den</strong> Partner mit <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Beratung</strong><br />

e<strong>in</strong>zubeziehen und <strong>die</strong> <strong>Beratung</strong> als Paarberatung anzubieten.<br />

Unterschiedliche Entwicklung<br />

der Nachfrage<br />

Jahr Anteil Steigerung<br />

Männer Frauen Männer Frauen<br />

1991 37,1% 62,9% 0,0% 0,0%<br />

1993 38,0% 62,0% 20,4% 15,6%<br />

1995 39,1% 60,9% 48,8% 36,5%<br />

1997 39,1% 60,9% 69,4% 55,6%<br />

1999 40,1% 59,9% 92,8% 70,0%<br />

2001 41,3% 58,7% 137,4% 99,1%<br />

2002 41,3% 58,7% 152,9% 111,4%<br />

Quelle: <strong>EFL</strong>-<strong>Beratung</strong> im Bistum Münster<br />

Statistik 2002<br />

5.000<br />

4.500<br />

4.000<br />

3.500<br />

3.000<br />

2.500<br />

2.000<br />

1.500<br />

1.000<br />

500<br />

0<br />

Das folgende Diagramm, das <strong>die</strong> Entwicklung des Stellenplans, <strong>die</strong> Anzahl der angebotenen<br />

<strong>Beratung</strong>sgespräche sowie <strong>die</strong> Anzahl der Ratsuchen<strong>den</strong> e<strong>in</strong>ander gegenüberstellt,<br />

verdeutlicht am Beispiel e<strong>in</strong>er Diözese, <strong>in</strong> welchem hohen Maße derzeit Angebot<br />

und Nachfrage im Bereich der <strong>EFL</strong>-<strong>Beratung</strong> ause<strong>in</strong>anderdriften.<br />

Jahr Planstellen Berat.Kontakte 1<br />

Ratsuchende 2<br />

1) <strong>in</strong> 1.000 2) <strong>in</strong> 100<br />

1991 18,34 0,0% 16,20 0,0% 36,18 0,0%<br />

1993 22,10 20,5% 18,66 15,2% 42,47 17,4%<br />

1997 25,55 39,3% 24,37 50,5% 58,16 60,8%<br />

1999 26,22 43,0% 25,44 57,1% 64,56 78,4%<br />

2001 31,12 69,7% 27,37 69,0% 77,16 113,3%<br />

2002 32,70 78,3% 29,11 79,7% 82,04 126,8%<br />

Quelle: <strong>EFL</strong>-<strong>Beratung</strong> im Bistum Münster - Statistik 2002<br />

Anteil der Männer und Frauen<br />

1991<br />

90,00<br />

80,00<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

1993<br />

1991<br />

1995<br />

1997<br />

1999<br />

Männer Frauen<br />

1993<br />

1997<br />

1999<br />

2001<br />

2001<br />

2002<br />

2002<br />

Planstellen Berat.Kontakte1<br />

Ratsuchende2


5<br />

Dieses Anwachsen der Klientenzahl geht zu Lasten der Wartezeit (sie beträgt <strong>für</strong> 80%<br />

der Ratsuchen<strong>den</strong> zwischen 2 und 8 Wochen) und zu Lasten der Abstände zwischen<br />

<strong>den</strong> e<strong>in</strong>zelnen <strong>Beratung</strong>ssitzungen. An e<strong>in</strong>igen Orten wird versucht, <strong>die</strong> steigende<br />

Nachfrage durch zusätzliche Gruppenangebote aufzufangen.<br />

4. Die F<strong>in</strong>anzierung<br />

F<strong>in</strong>anzierung der <strong>EFL</strong>-<strong>Beratung</strong><br />

Kommunen 2.930.000,00 8,4%<br />

Land 3.900.000,00 11,2%<br />

kirchliche Mittel 26.386.000,00 75,9%<br />

Kl.beitrag/Spen<strong>den</strong> 1.553.000,00 4,5%<br />

<strong>in</strong>sgesamt 34.769.000,00 100,0%<br />

5. Die fachlichen Standards<br />

77%<br />

F<strong>in</strong>anzierung<br />

4% 8%<br />

11%<br />

Kommunen Land<br />

kirchliche Mittel Kl.beitrag/Spen<strong>den</strong><br />

Die erhöhte Nachfrage nach <strong>Beratung</strong> ist zunächst e<strong>in</strong>mal Folge der vielfältigen Probleme<br />

im Bereich von Ehe- und Partnerschaft, sichtbar etwa an der hohe Scheidungsrate.<br />

E<strong>in</strong> Drittel der Ratsuchen<strong>den</strong> meldet sich aufgrund der Empfehlung ehemaliger<br />

Klienten an; <strong>in</strong>sofern ist <strong>die</strong> hohe Nachfrage wohl auch Ausdruck des Vertrauens <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />

fachlichen Standards <strong>die</strong>ses Angebotes. Die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter stammen<br />

aus unterschiedlichen Grundberufen: e<strong>in</strong> Drittel verfügt über e<strong>in</strong> Diplom <strong>in</strong> Psychologie;<br />

e<strong>in</strong> weiteres Drittel über e<strong>in</strong> Diplom <strong>in</strong> Sozialarbeit oder Sozialpädagogik und das<br />

letzten Drittel setzt sich aus Vertreter<strong>in</strong>nen und Vertretern anderer Fachbereiche zusammen<br />

(Mediz<strong>in</strong>, Pädagogik, Rechtswissenschaft und Theologie). Alle Fachkräfte verfügen<br />

zusätzlich über e<strong>in</strong>e vierjährige Weiterbildung <strong>in</strong> <strong>EFL</strong>-<strong>Beratung</strong> nach <strong>den</strong><br />

Richtl<strong>in</strong>ien der katholischen Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>für</strong> <strong>Beratung</strong>. Das Abschlusszertifikat<br />

wird von <strong>den</strong> Mitgliedsverbän<strong>den</strong> des Deutschen Arbeitskreises <strong>für</strong> Jugend-,<br />

Ehe- und Familienberatung (DAK) 1 anerkannt.<br />

Regelmäßige Supervision, differenzierte, auf <strong>die</strong> Anforderungen der Paarberatung zugeschnittene<br />

Fortbildung sowie e<strong>in</strong> breit angelegtes Evaluationsprogramm haben <strong>in</strong><br />

der <strong>EFL</strong>-<strong>Beratung</strong> bereits e<strong>in</strong>e lange Tradition, ebenso <strong>die</strong> enge Zusammenarbeit im<br />

Deutschen Arbeitskreis.<br />

1 Dem Deutschen Arbeitskreis <strong>für</strong> Jugend-, Ehe- und Familienberatung gehören an: Bundeskonferenz <strong>für</strong><br />

Erziehungsberatung e.V. (BKE), Evangelische Konferenz <strong>für</strong> Familien- und Lebensberatung e.V. (EK-<br />

FuL), Deutsche Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>für</strong> Jugend- und Eheberatung e.V. (DAJEB), Kath. Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

<strong>für</strong> Ehe-, Familien- und Lebensberatung, Telefonseelsorge und Offene Tür e.V. (BAG), pro<br />

familia – Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung e.V.


6. Typische Szenen aus dem <strong>Beratung</strong>salltag<br />

6<br />

Herr und Frau G. suchen e<strong>in</strong>e <strong>EFL</strong>-<strong>Beratung</strong>sstelle auf. Sie s<strong>in</strong>d seit 15<br />

Jahren verheiratet und haben sich ause<strong>in</strong>andergelebt. Spätestens seit der<br />

Geburt des zweiten K<strong>in</strong>des wer<strong>den</strong> <strong>die</strong> Ause<strong>in</strong>andersetzungen immer unerbittlicher.<br />

Sie fordert von ihm mehr Präsenz <strong>in</strong> der Familie und e<strong>in</strong> stärkeres<br />

Engagement <strong>in</strong> der Erziehung der K<strong>in</strong>der; er leidet unter der ständig<br />

gereizten Stimmung und sieht se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong>sbesondere <strong>für</strong> <strong>die</strong> materielle<br />

Absicherung der Familie nicht genug gewürdigt. Beide fühlen sich<br />

vom Partner alle<strong>in</strong> gelassen und e<strong>in</strong> Stück weit ausgenutzt. Beide beklagen,<br />

dass sich das Verhältnis von Lust und Pflicht e<strong>in</strong>seitig <strong>in</strong> Richtung<br />

Pflicht verschoben habe und geben jeweils dem anderen <strong>die</strong> Schuld.<br />

Herr L. kommt völlig verzweifelt auf Anraten se<strong>in</strong>es Arztes <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Beratung</strong>.<br />

Vor wenigen Tagen ist es ihm zur Gewissheit gewor<strong>den</strong>, dass se<strong>in</strong>e Frau<br />

e<strong>in</strong>e Außenbeziehung e<strong>in</strong>gegangen ist. Natürlich hatte er seit längerer Zeit<br />

e<strong>in</strong>en entsprechen<strong>den</strong> Verdacht, <strong>den</strong> se<strong>in</strong>e Frau aber jedes mal unter H<strong>in</strong>weis<br />

auf se<strong>in</strong>e „krankhafte Eifersucht“ zurückgewiesen habe. Inzwischen<br />

stehe sie dazu, dass sie mit dem jungen Kollegen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>time Beziehung<br />

habe; sie brauche <strong>die</strong>s und er müsse es e<strong>in</strong>fach akzeptieren! Herr L. ist außer<br />

sich: Unter dem Vorwand, zu müde und zu erschöpft zu se<strong>in</strong>, habe sie<br />

sich ihm sexuell entzogen; der neue Freund aber bekomme von ihr alles.<br />

Herr L. reagiert mit Schlaf- und Appetitlosigkeit und kann sich nicht konzentrieren.<br />

Der Arzt hat ihn zunächst e<strong>in</strong>mal <strong>für</strong> zwei Wochen krank geschrieben.<br />

Der Vater von Frau M. hat im letzten Jahr Selbstmord begangen. Auch<br />

heute wacht Frau M. nachts schweißgebadet auf, da sie geträumt habe,<br />

sie hätte ihren Vater retten können. Sie ist voller Schuldgefühle, <strong>den</strong><br />

Selbstmord ihres Vater nicht verh<strong>in</strong>dert zu haben. Ständig fragt sie sich,<br />

ob sie etwas übersehen habe. Ihr Mann würde langsam ungeduldig; er<br />

könne nicht verstehen, dass sie nicht zur Ruhe käme. Anfänglich sei er<br />

noch verständnisvoll gewesen, nun erwarte er aber, dass sie wieder „<strong>die</strong><br />

alte“ würde.<br />

Frau S. ist alle<strong>in</strong>erziehend; ihre bei<strong>den</strong> K<strong>in</strong>der besuchen <strong>in</strong>zwischen <strong>die</strong><br />

dritte und erste Klassen der Grundschule. Als ihr Mann sich von ihr trennte<br />

und mit se<strong>in</strong>er Freund<strong>in</strong> zusammenzog, kam es ihr vor, als würde ihr der<br />

Bo<strong>den</strong> unter <strong>den</strong> Füßen weggezogen. Sie hatte Angst, verrückt zu wer<strong>den</strong>,<br />

und hätte um e<strong>in</strong> Haar wegen Alkoholproblemen <strong>den</strong> Führersche<strong>in</strong> verloren.<br />

Inzwischen hat sie das Schlimmste überstan<strong>den</strong>. Immer seltener grübelt sie<br />

über <strong>die</strong> Ursachen der gescheiterten Partnerschaft. Wenn da nur nicht <strong>die</strong><br />

Besuche der K<strong>in</strong>der bei ihrem ehemaligen Mann wären und ihre Angst,<br />

dass <strong>die</strong> neue Partner<strong>in</strong> <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der auf ihre Seite ziehen könnte!


7. Die Möglichkeiten und Chancen der <strong>Beratung</strong><br />

7<br />

<strong>Beratung</strong> kann Leid und Enttäuschung nicht e<strong>in</strong>fach abschaffen, ebenso wenig können<br />

Zuneigung und Zärtlichkeit herbei gezaubert wer<strong>den</strong>. <strong>Beratung</strong> kann <strong>die</strong> Ratsuchen<strong>den</strong><br />

unterstützen, sich auf ihre persönlichen Stärken zu bes<strong>in</strong>nen und wieder an <strong>den</strong> eigenen<br />

Kräften anzuknüpfen; sie kann <strong>die</strong> Partner, wenn sie es <strong>den</strong>n wünschen, e<strong>in</strong>la<strong>den</strong>,<br />

neue Wege des Zusammenlebens zu entwickeln und damit <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> zu bereiten, auf<br />

dem <strong>die</strong> genannten Anziehungskräfte wieder wachsen können.<br />

Wenn etwa Herr und Frau G. im oben genannten Beispiel<br />

� lernen, ihren Kommunikationsstil zu verändern, und feste Regeln e<strong>in</strong>führen, mit<br />

<strong>den</strong>en sie <strong>den</strong> Dauerstreit unterb<strong>in</strong><strong>den</strong>, bei dem ohneh<strong>in</strong> immer nur <strong>die</strong>selben Argumente<br />

e<strong>in</strong>ander vorgehalten wer<strong>den</strong>,<br />

� sich mit ihrem eigenen Anteil an <strong>den</strong> Ursachen des Konfliktes ause<strong>in</strong>andersetzen,<br />

statt stets nur <strong>die</strong> Schuld beim Partner zu suchen,<br />

� <strong>in</strong> Kontakt kommen mit ihren Träumen vom Leben und erkennen, wie sich im Problem<br />

e<strong>in</strong> Stück des nicht gelebten Lebens zu Wort meldet,<br />

� aufmerksam wer<strong>den</strong> auf Verletzungen, <strong>die</strong> aus der geme<strong>in</strong>samen Paargeschichte<br />

immer noch zwischen ihnen stehen, und nach Lösungen suchen, sie e<strong>in</strong> <strong>für</strong> allemal<br />

„aus der Welt zu schaffen“,<br />

� <strong>die</strong> Verwobenheit ihrer Probleme mit ungelösten Problemen, Sehnsüchten und<br />

B<strong>in</strong>dungen der K<strong>in</strong>dheit oder überhaupt der Herkunftsfamilie entdecken,<br />

� sich entschließen, <strong>in</strong> ihre Paarbeziehung bewusst etwas zu <strong>in</strong>vestieren (z. B.<br />

sich mehr Zeit <strong>für</strong>e<strong>in</strong>ander nehmen, etwa da<strong>für</strong>, sich täglich e<strong>in</strong> paar M<strong>in</strong>uten darauf<br />

zu konzentrieren, was der Partner heute <strong>für</strong> mich getan hat und wo<strong>für</strong> ich ihm Danke<br />

sagen sollte; <strong>für</strong> <strong>den</strong> täglichen Kuschelkontakt; <strong>für</strong> <strong>den</strong> allabendlichen Austausch<br />

über <strong>die</strong> Tagesereignisse oder etwa <strong>für</strong> das wöchentliche (klärende) Gespräch <strong>in</strong><br />

ungestörter Atmosphäre),<br />

� <strong>den</strong> Mut f<strong>in</strong><strong>den</strong>, unveränderbare Realitäten zu akzeptieren statt gegen das Unabänderliche<br />

anzukämpfen und dabei zu erfahren, wie sich <strong>in</strong> der Annahme des Unabwendbaren<br />

e<strong>in</strong>e neue Freiheit eröffnet.<br />

........ dann hat das Paar vielleicht e<strong>in</strong>e Chance und jeder der bei<strong>den</strong> Partner e<strong>in</strong>en<br />

Gew<strong>in</strong>n: In der Ause<strong>in</strong>andersetzung mit dem Partner wird jeder mit sich selbst konfrontiert<br />

und zur persönlichen Weiterentwicklung herausgefordert, etwa dann, wenn das<br />

Fremde und Andersartige des Partners nicht nur als Ärgernis erlebt, sondern als Anlass<br />

genommen wird, <strong>die</strong> eigene E<strong>in</strong>seitigkeit <strong>in</strong> <strong>den</strong> Blick zu nehmen und <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

„befremdlichen“ Eigenschaften des Partners Lebensmöglichkeiten zu entdecken, <strong>die</strong><br />

e<strong>in</strong>em selbst vielleicht fehlen und <strong>die</strong> zu leben man sich nicht traut.<br />

Auch <strong>in</strong> Fällen, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en es um Trennung und Scheidung geht, ist <strong>die</strong> Übernahme der<br />

eigenen Verantwortung unerlässlich. Wer sich nur als Opfer des Partners def<strong>in</strong>iert, wird<br />

sich nicht wirklich von ihm lösen und das eigene Leben <strong>in</strong> <strong>die</strong> Hand nehmen können.<br />

Psychologische Trennung vom Partner setzt <strong>die</strong> Bereitschaft voraus, das Gute, das<br />

man von ihm bekommen hat, zu würdigen und <strong>den</strong> eigenen Teil der Verantwortung an<br />

dem, was schief g<strong>in</strong>g, zu übernehmen.


8. Evaluation<br />

8<br />

In e<strong>in</strong>er breit angelegten Klientennachbefragung der <strong>EFL</strong>-<strong>Beratung</strong> der NRW-<br />

Bistümer wur<strong>den</strong> 3.500 Ratsuchende e<strong>in</strong> halbes Jahr nach dem Ende der <strong>Beratung</strong> um<br />

e<strong>in</strong>e anonyme Rückmeldung gebeten. 48,24% der Klienten haben geantwortet.<br />

� In 73% der Fälle berichten <strong>die</strong> Ratsuchen<strong>den</strong>, dass sich ihre Fähigkeit, Probleme<br />

zu lösen, im Vergleich zur Zeit vor der <strong>Beratung</strong> verbessert habe.<br />

� G<strong>in</strong>g es um <strong>die</strong> Bearbeitung von Partnerschaftsfragen, schätzten zwei Drittel<br />

derjenigen, <strong>die</strong> geantwortet haben, ihre Paarbeziehung als befriedigender und<br />

stabiler e<strong>in</strong>.<br />

� Waren Trennung und Scheidung Thema, wurde <strong>die</strong> <strong>Beratung</strong> <strong>in</strong> 79% der Fälle<br />

als hilfreich erlebt.<br />

� Insgesamt wür<strong>den</strong> 94% derjenigen, <strong>die</strong> geantwortet haben, <strong>die</strong> <strong>Beratung</strong> weiterempfehlen.<br />

8%<br />

26%<br />

Me<strong>in</strong>e Partnerbeziehung erlebe ich<br />

heute im Vgl. z.Zt. vor der <strong>Beratung</strong><br />

66%<br />

befriedigender<br />

unverändert<br />

weniger<br />

befriedigend<br />

Wir haben uns getrennt. Im Zus.hang<br />

mit <strong>die</strong>sem Prozeß war <strong>Beratung</strong> <strong>für</strong><br />

mich<br />

13%<br />

1%<br />

5%<br />

7%<br />

80%<br />

Ich würde <strong>die</strong> <strong>Beratung</strong>sstelle<br />

94%<br />

hilfreich<br />

vielleicht<br />

hilfreich<br />

nicht<br />

hilfreich<br />

weiterempfehlen<br />

vielleicht<br />

weiterempf.<br />

nicht<br />

weiterempfehlen<br />

Me<strong>in</strong>e Fähigkeit, Probleme zu lösen,<br />

ist heute im Vgl. z. Zt. Vor der <strong>Beratung</strong><br />

verbessert 1.230 72,6%<br />

unverändert 456 26,9%<br />

verschlechtert 8 0,5%<br />

1.694 100,0%<br />

Me<strong>in</strong>e Partnerbeziehung erlebe ich<br />

heute im Vgl. zur Zeit vor der <strong>Beratung</strong><br />

befriedigender 760 66,1%<br />

unverändert 302 26,3%<br />

weniger befriedigend 88 7,7%<br />

1.150 100,0%<br />

Die Stabilität unsere Beziehung ist<br />

nach me<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schätzung heute im<br />

Vgl. zur Zeit vor der <strong>Beratung</strong><br />

größer 692 61,1%<br />

unverändert 318 28,1%<br />

ger<strong>in</strong>gen 123 10,9%<br />

1.133 100,0%<br />

Wir haben uns getrennt. Im Zus.hang<br />

mit <strong>die</strong>sem Prozeß war Berat. <strong>für</strong> mich<br />

hilfreich 331 79,4%<br />

vielleicht hilfreich 55 13,2%<br />

nicht hilfreich 31 7,4%<br />

417 100,0%<br />

Ich würde <strong>die</strong> <strong>Beratung</strong>sstelle<br />

weiterempfehlen 1.560 94,2%<br />

vielleicht weiterempf. 81 4,9%<br />

nicht weiterempfehlen 15 0,9%<br />

1.656 100,0%


9<br />

E<strong>in</strong>e kürzlich abgeschlossene bundesweite Untersuchung von KLANN 2 im Rahmen der<br />

„<strong>Beratung</strong>sbegleiten<strong>den</strong> Forschung II“ der Katholischen Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

<strong>für</strong> <strong>Beratung</strong>, <strong>die</strong> Testergebnisse zu Beg<strong>in</strong>n und nach der <strong>Beratung</strong> mite<strong>in</strong>ander verglich<br />

(Prä-/Post-Vergleich), ergab, dass <strong>die</strong> Ratsuchen<strong>den</strong> nach der <strong>Beratung</strong> mit ihrer<br />

Beziehung signifikant zufrie<strong>den</strong>er waren und ihre Probleme besser bewältigen konnten;<br />

<strong>die</strong> affektive Kommunikation war verbessert; <strong>die</strong> Partner waren zufrie<strong>den</strong>er mit der<br />

geme<strong>in</strong>samen Freizeitgestaltung, waren weniger depressiv gestimmt als zum Zeitpunkt<br />

vor der <strong>Beratung</strong> und hatten signifikant weniger Probleme – Ergebnisse, <strong>die</strong> sich im übrigen<br />

<strong>in</strong> der Follow-up-Messung e<strong>in</strong> halbes Jahr nach dem Ende der <strong>Beratung</strong> bestätigen<br />

ließen.<br />

Ehe- und Partnerschaftsfragebogen: Veränderungen im Prä-Post-Follow-up-Zeitraum<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Frauen der nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen Stichprobe (N = 69<br />

T-W erte<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

GZ AK PL FZ FP S Z RO EZ ZK KE<br />

GZ = Globale Zufrie<strong>den</strong>heit, AK = Affektive Kommunikation, PL = Problemlösung, FZ = Geme<strong>in</strong>same Freizeitgestaltung, FP<br />

= F<strong>in</strong>anzplanung, SZ = Sexuelle Zufrie<strong>den</strong>heit, RO = Rollenorientierung, EZ = Ehezufrie<strong>den</strong>heit der Eltern, ZK = Zufrie<strong>den</strong>heit<br />

mit K<strong>in</strong>dern, KE = K<strong>in</strong>dererziehung<br />

Ehe- und Partnerschaftsfragebogen: Veränderungen im Prä-Post-Follow-up-Zeitraum<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Männer der nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen Stichprobe (N = 69)<br />

T-Werte<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

GZ AK PL FZ FP S Z RO EZ ZK KE<br />

GZ = Globale Zufrie<strong>den</strong>heit, AK = Affektive Kommunikation, PL = Problemlösung, FZ = Geme<strong>in</strong>same Freizeitgestaltung, FP<br />

= F<strong>in</strong>anzplanung, SZ = Sexuelle Zufrie<strong>den</strong>heit, RO = Rollenorientierung, EZ = Ehezufrie<strong>den</strong>heit der Eltern, ZK = Zufrie<strong>den</strong>heit<br />

mit K<strong>in</strong>dern, KE = K<strong>in</strong>dererziehung<br />

2 Notker Klann, Institutionelle <strong>Beratung</strong> e<strong>in</strong> erfolgreiches Angebot, Freiburg 2002. Die abgedruckten Diagramme<br />

beziehen sich nur auf <strong>den</strong> nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen Teil der Gesamtstichprobe.<br />

prä<br />

pos t<br />

fu<br />

prä<br />

pos t<br />

fu


9. Auswirkung der <strong>EFL</strong> auf <strong>den</strong> Bereich der Gesundheit<br />

10<br />

Die Zufrie<strong>den</strong>heit mit der Paarbeziehung korreliert <strong>in</strong> hohem Maße mit persönlichem<br />

Wohlbef<strong>in</strong><strong>den</strong>, mit Lebensfreude und S<strong>in</strong>nerfahrung. Von daher hat <strong>die</strong> <strong>EFL</strong>-<strong>Beratung</strong><br />

Auswirkungen auf <strong>die</strong> körperliche und seelische Verfassung der Ratsuchen<strong>den</strong>. In der<br />

o. g. Untersuchung von KLANN zeigen zu Beg<strong>in</strong>n der <strong>Beratung</strong> <strong>die</strong> Hälfte der Frauen<br />

und e<strong>in</strong> Drittel der Männer auffällige Bee<strong>in</strong>trächtigungen sowohl auf der „Depressionsskala<br />

(ADS)“ als auch bei der „Beschwerdeliste“ (körperliche Beschwer<strong>den</strong>). Diese<br />

Ergebnisse liegen deutlich über <strong>den</strong> Werten der Normalbevölkerung (KLANN, S. 112).<br />

<strong>EFL</strong>-<strong>Beratung</strong> gehört per def<strong>in</strong>itionem nicht zum Bereich der Heilkunde. Es geht bei ihr<br />

grundsätzlich nicht um <strong>die</strong> Dimension „gesund – krank“; wer z. B. e<strong>in</strong>e Außenbeziehung<br />

hat, ist deshalb nicht krank, aber er erlebt sich häufig als „beratungsbedürftig“. Obwohl<br />

sich <strong>EFL</strong>-<strong>Beratung</strong> auf <strong>die</strong> Bearbeitung der Partnerkonflikte konzentriert und Heilung<br />

nicht <strong>in</strong>ten<strong>die</strong>rt, hat sie e<strong>in</strong>e beachtliche heilende (Neben-)Wirkung. Nach KLANN<br />

zeigten 55 % der Ratsuchen<strong>den</strong> e<strong>in</strong>e kl<strong>in</strong>isch signifikante Veränderung (Wechsel vom<br />

dysfunktionalen Bereich <strong>in</strong> <strong>den</strong> „Normalbereich“) bei der „Depressionsskala (ADS)“ und<br />

rund 37 % der Ratsuchen<strong>den</strong> bei der „Beschwerdeliste“. Die beobachtete Transferwirkung<br />

erwies sich auch bei der Follow-up-Messung als stabil (KLANN, S. 129, 147, 167).<br />

Damit wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> der <strong>EFL</strong>-<strong>Beratung</strong> offensichtlich Effekte erzielt, <strong>die</strong> <strong>den</strong> Effekten vergleichbar<br />

s<strong>in</strong>d, <strong>die</strong> <strong>in</strong> Psychotherapieangeboten erreicht wer<strong>den</strong>, <strong>die</strong> – wie häufig <strong>die</strong><br />

<strong>EFL</strong> - auf psychodynamisch/humanistischen Ansätzen basieren. Dabei ist <strong>die</strong> <strong>EFL</strong>-<br />

<strong>Beratung</strong> mit durchschnittlich ca. 10 <strong>Beratung</strong>sstun<strong>den</strong> im Vergleich zu e<strong>in</strong>er psychotherapeutischen<br />

Behandlung deutlich kürzer.<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

39%<br />

30%<br />

4%<br />

9%<br />

15%<br />

7%<br />

prä post follow-up<br />

Frauen<br />

Männer<br />

Prozentualer Anteil kl<strong>in</strong>isch depressiver<br />

Frauen und Männer zu <strong>den</strong> drei Erhebungszeitpunkten<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> nordrhe<strong>in</strong>westfälischen<br />

Klienten mit Follow-up-<br />

Daten (N = 69 Paare)<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

51%<br />

32%<br />

26%25%<br />

20% 19%<br />

prä post follow-up<br />

Frauen<br />

Männer<br />

Beschwer<strong>den</strong>liste: Prozentualer Anteil<br />

kl<strong>in</strong>isch auffälliger Frauen und Männer<br />

zu <strong>den</strong> drei Erhebungszeitpunkten <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen Klienten mit<br />

Follow-up-Daten (N= 69 Paare)


10. <strong>EFL</strong>-<strong>Beratung</strong> und betriebswirtschaftliche Aspekte<br />

11<br />

Wenn Partnerschaftsprobleme zu <strong>den</strong> Problemen gehören, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Menschen mit am<br />

stärksten belasten, dann hat <strong>die</strong>s auch Folgen <strong>für</strong> <strong>den</strong> Bereich der Arbeitswelt. Abgesehen<br />

von Unkonzentriertheit, Gereiztheit und erhöhter Unfallgefahr wirken sich Partnerschaftskrisen<br />

auf betriebliche Fehlzeiten aus. Immer wieder erfahren wir <strong>in</strong> der <strong>Beratung</strong>,<br />

dass Ratsuchende etwa nach der Aufdeckung e<strong>in</strong>er langjährigen Außenbeziehung<br />

oder weil der Partner erklärt, sich trennen zu wollen, aufgrund ihrer seelischen Belastung<br />

und e<strong>in</strong>er entsprechen<strong>den</strong> körperlichen Verfassung zunächst e<strong>in</strong>mal <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Woche<br />

oder länger krank geschrieben wer<strong>den</strong>.<br />

Angesichts der präventiven und deeskalieren<strong>den</strong> Wirkung der <strong>EFL</strong>-<strong>Beratung</strong> könnte es<br />

<strong>für</strong> Betriebe <strong>in</strong>teressant se<strong>in</strong>, mit <strong>Beratung</strong>sstellen zu kooperieren. Es könnte sich <strong>für</strong><br />

Betriebe „rechnen“, wenn ihre Betriebsangehörigen „rechtzeitig“, d. h. vor e<strong>in</strong>er Chronifizierung<br />

oder Eskalation der Probleme, von der Möglichkeit der <strong>EFL</strong>-<strong>Beratung</strong> erführen,<br />

wenn <strong>die</strong> Zugangsschwelle gesenkt und Wege oder Wartezeiten verkürzt wür<strong>den</strong>.<br />

Denkbar wären von <strong>den</strong> Betrieben f<strong>in</strong>anzierte Sprechstun<strong>den</strong> <strong>in</strong>nerhalb oder außerhalb<br />

des betrieblichen Sozial<strong>die</strong>nstes; <strong>den</strong>kbar wären Zuschüsse der Betriebe im Rahmen<br />

von Sponsor<strong>in</strong>g oder E<strong>in</strong>zelfallabrechnungen. Wenn z. B. aufgrund e<strong>in</strong>es zeitnah<br />

angebotenen und vom Betrieb f<strong>in</strong>anzierten Krisengespräches <strong>die</strong> Fehlzeit nur um<br />

e<strong>in</strong>en Tag verkürzt wäre, wäre <strong>die</strong>s betriebswirtschaftlich gesehen <strong>für</strong> das Unternehmen<br />

e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n – von der persönlichen Entlastung des Ratsuchen<strong>den</strong> e<strong>in</strong>mal ganz abgesehen!<br />

Kooperationsmöglichkeiten<br />

� Präventive Angebote (Kurse zum Thema „Partnerschaft“, zugeschnitten auf verschie<strong>den</strong>e<br />

betriebliche Ebenen<br />

� Sprechstun<strong>den</strong> nur <strong>für</strong> Betriebsangehörige<br />

� Drei zeitnah angebotene Krisengespräche zu <strong>den</strong> Kosten e<strong>in</strong>es Arbeitstages<br />

(E<strong>in</strong>zelfallabrechnung über e<strong>in</strong>e im Betrieb ausgegebene Berechtigungskarte)<br />

� Pauschalzuschuss / Spende im Rahmen von Sponsor<strong>in</strong>g<br />

� Abrechnung von E<strong>in</strong>zelfällen, <strong>die</strong> über e<strong>in</strong> vorher festgelegtes Kont<strong>in</strong>gent von<br />

(kostenlosen) Fällen h<strong>in</strong>ausgehen.<br />

� usw.


12<br />

<strong>Fachreferenten</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>EFL</strong>-<strong>Beratung</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Diözesen</strong><br />

(Erz-)<br />

Diözese<br />

Aachen Arnold Vitzer<br />

Augsburg Elmar Schütz<br />

Bamberg Dr. Johann Reiser<br />

Berl<strong>in</strong> Gabriela Hockertz<br />

Dres<strong>den</strong>-<br />

Meissen<br />

Andreas Groß<br />

Eichstätt Dr. Franz Mehlsteibl<br />

Name Adresse Tel.<br />

Bischöfliches Generalvikariat, HA Pastoral<br />

Eheberatung<br />

Klosterplatz 7, 52062 Aachen<br />

Ehe-, Fam.- u. Lebensberatung<br />

Klostersteige 18, 87435 Kempten<br />

<strong>Beratung</strong> u. Behandlung von<br />

Ehe-, Fam.- u. Lebensfragen<br />

Sandrartstr. 43, 90419 Nürnberg<br />

Caritasverband <strong>für</strong> das<br />

Erzbistum Berl<strong>in</strong> e. V.<br />

Tüb<strong>in</strong>ger Str. 5, 10715 Berl<strong>in</strong><br />

Ehe-, Familien- u. Lebensberatung<br />

Ulmenstraße 35, 09112 Chemnitz<br />

Ehe-, Fam.- u. Lebensberatung<br />

Kard<strong>in</strong>al Preys<strong>in</strong>gplatz 3, 85072 Eichstätt<br />

Erfurt Christian Maschke Caritasverband <strong>für</strong> das Bistum Erfurt e.V.<br />

Postfach 101462, 99014 Erfurt<br />

oder: Wilhelm-Külz-Straße 33, 99084 Erfurt<br />

Essen Michael Vogt<br />

Bischöfliches Generalvikariat<br />

Dez. 4 – Seelsorgeamt<br />

Zwölfl<strong>in</strong>g 16, 45127 Essen<br />

Freiburg Ra<strong>in</strong>er Fritz<br />

Psych. Ausbildungsstelle<br />

Ehe-, Familien- u. Lebensberatung<br />

Landsknechtstraße 4, 79102 Freiburg<br />

Fulda Thomas Hartung<br />

Görlitz Veronika Lattig Caritasverband <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Diözese Görlitz e.V., Referat Familienhilfe<br />

Adolph-Kolp<strong>in</strong>gstr. 15, 03046 Cottbus<br />

Hamburg Gustav Hasl<strong>in</strong>ger Ehe-, Familien- u. Lebensberatung<br />

Hildesheim<br />

Grevera<strong>den</strong>straße 1, 23554 Lübeck<br />

Norbert Koch Ehe-, Familien- u. Lebensberatung<br />

Fachbereich Diakonie<br />

Domhof 18-21, 31134 Hildesheim<br />

Köln Dr. Hannspeter Schmidt Erzbischöfliches Generalvikariat<br />

HA Seelsorge/Abt. Gem.-Pastoral<br />

Marzellenstr. 32, 50668 Köln<br />

Limburg Karlhe<strong>in</strong>z Kaspar Diözesan-AG <strong>Beratung</strong><br />

Bischöfl. Ord<strong>in</strong>ariat Limburg<br />

- Dezernat Kirche u. Gesellschaft -<br />

Roßmarkt 12, 65549 Limburg<br />

0241/452-370<br />

0831/23636<br />

0911/3780303<br />

030/85784-120<br />

0371/355 684-1/2<br />

08421/903050<br />

0361/6729-152<br />

0201/2204-468<br />

0761/7043-855<br />

0355/38065-15<br />

0451/78205<br />

05121/307-302<br />

0221/1642-1289<br />

06431/295-207


(Erz-)<br />

Diözese<br />

13<br />

Name Adresse Tel.<br />

Magde- Maria Faber Bischöfl. Ord<strong>in</strong>ariat<br />

burg<br />

M-J-Metzger Str. 1, 39104 Magdeburg<br />

Ma<strong>in</strong>z Clemens Frenzel-Göth Diözesan-Caritasverband<br />

Holzhofstr. 8, 55116 Ma<strong>in</strong>z<br />

München Alfred Haslbeck Ehe-, Partnerschafts- u. Fam.-<strong>Beratung</strong> München<br />

e.V.<br />

Rückertstraße 9, 80336 München<br />

Münster Norbert Wilbertz Ehe-, Familien- u. Lebensberatung<br />

Königsstr. 25, 48143 Münster<br />

Osnabrück<br />

Bernhard Plois<br />

Bischöfliches Generalvikariat<br />

Abt. Seelsorge, Ref. f. <strong>EFL</strong>/EB-<strong>Beratung</strong><br />

Domhof 12, 49074 Osnabrück<br />

Paderborn Manfred Frigger<br />

Passau Volker von Edl<strong>in</strong>ger<br />

Regensburg <br />

Rottenburg- <br />

Stuttgart<br />

Ernst Beier<br />

Thomas Nixdorf<br />

Speyer Arnold Himmighöfer<br />

Ehe-, Familien- u. Lebensberatung<br />

Erzbistum Paderborn<br />

Giersmauer 21, 33098 Paderborn<br />

Ehe-, Fam.- u. Lebensberatung<br />

Kapellplatz 8, 84503 Altött<strong>in</strong>g<br />

Kath. <strong>Beratung</strong>sstelle <strong>für</strong><br />

Ehe-, Fam.- u. Lebensfragen<br />

Landshuter Str. 16, 93047 Regensburg<br />

Fachstelle f. Psych. <strong>Beratung</strong><br />

<strong>in</strong> Ehe-, Familien- u. Lebensfragen<br />

Bischöfl. Ord<strong>in</strong>ariat, HA IVa –Pastorale<br />

Konzeption,<br />

Postfach 9, 72101 Rottenburg a.N.<br />

Ehe-, Familien- u. Lebensberatung<br />

Königstr. 42, 76829 Landau<br />

Trier Dr. Andreas Zimmer Bischöfliches Generalvikariat,<br />

H<strong>in</strong>ter dem Dom 6, 54290 Trier<br />

Würzburg Thomas Ziegler Ehe-, Familien- u. Lebensberatungsstelle ,<br />

Dom<strong>in</strong>ikanerplatz 8, 97070 Würzburg<br />

0391/5961-195<br />

06131/2826-276<br />

089/544311-24<br />

0251/13533-0<br />

0541/318-260<br />

05251/26071<br />

08671/1862<br />

0941/51670<br />

07472/169-526<br />

.<br />

06341/20166<br />

0651/7105-279<br />

0931/322-9230

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