BOND MAGAZINE 24 (Erscheinungstermin ... - Fixed-Income.org
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„Mit der Anleihe wollen wir unser Wachstum Seite 6<br />
beschleunigen“<br />
Interview mit Dr. Michele Puller, Geschäftsführer,<br />
Steilmann-Boecker<br />
Inhalt<br />
Juni – Juli 2012<br />
Editorial Seite 3<br />
Kurz notiert Seite 4<br />
Entry und Prime Seite 6<br />
Standard Bonds<br />
Neuemissionen<br />
Steilmann-Boecker Seite 8<br />
Investment<br />
Interview mit Dr. Oliver Seite 10<br />
Schlick, BayernInvest<br />
EXIT Griechenland Seite 12<br />
Transparenz bei Seite 14<br />
Mittelstandsanleihen<br />
Übersicht Seite 16<br />
Mittelstandsanleihen<br />
GREEN <strong>BOND</strong>S<br />
Photovoltaik – Seite 18<br />
Marktentwicklung und Ausblick<br />
Green Bonds am Seite 20<br />
Mittelstandsanleihemarkt<br />
Windenergie Seite 23<br />
Ekosem-Agrar – Analyse Seite 25<br />
e.n.o. energy – Analyse Seite 26<br />
FFK Environment – Analyse Seite 27<br />
German Pellets – Analyse Seite 28<br />
GIF – Analyse Seite 29<br />
HELMA Eigenheimbau – Seite 30<br />
Analyse<br />
KTG Agrar – Analyse Seite 31<br />
MT-Energie – Analyse Seite 32<br />
Rena – Interview Seite 33<br />
SiC Processing – Interview Seite 34<br />
Windreich – Interview Seite 35<br />
Impressum Seite 3<br />
2. Jahrgang – Ausgabe <strong>24</strong> – Juni – Juli 2012 – www.fixed-income.<strong>org</strong> – 7,50 Euro<br />
Steilmann-Boecker<br />
Modehandelskonzern bietet attraktive Rendite<br />
Text: Robert Cleve, Christian Schiffmacher<br />
Nach den Bekleidungsherstellern Seidensticker<br />
und Golfino emittiert mit<br />
der Steilmann-Boecker Fashion Point<br />
GmbH & Co. KG erstmals ein Bekleidungshändler<br />
eine Mittelstandsanleihe. Die<br />
Gesellschaft betreibt zehn Modehäuser und<br />
fünf Outletstores mit einer Gesamtverkaufsfläche<br />
von 33.500 m2 . Bei einem Emissionsvolumen<br />
von 30 Mio. Euro, einem Unternehmensrating<br />
im Bereich Investment<br />
Grade (BBB durch Creditreform Rating)<br />
und einer bei Mittelstandsanleihen üblichen<br />
Laufzeit von 5 Jahren bietet die Modekette<br />
einen Kupon von 6,75%.<br />
„Mit unseren Rentenanlegern müssen wir neue Seite 10<br />
Wege gehen“<br />
Interview mit Dr. Oliver Schlick, Geschäftsführer<br />
der BayernInvest Kapitalanlagegesellschaft<br />
Mit 6,75% bietet Steilmann-Boecker zwar<br />
einen niedrigeren Kupon als Golfino und<br />
Seidensticker, hat aber ein besseres Rating<br />
und bessere Kennzahlen zur Kapitaldienstfähigkeit.<br />
Zudem sind Mittelstandsanleihen<br />
aus dem Bereich Konsum/Retail derzeit sehr<br />
gefragt und bieten höhere Sharpe Ratios, als<br />
Mittelstandsanleihen aus anderen Branchen<br />
vorweisen (s. <strong>BOND</strong> YEARBOOK<br />
2011/12, S. 32). Daher stehen die Chancen<br />
auf eine erfolgreiche Emission der Steilmann-Boecker-Anleihe<br />
sehr gut.<br />
Weiter auf Seite 8.<br />
Die nächsten Emissionen<br />
Emittent Zeichnungsfrist Kupon Analyse<br />
Steilmann-Boecker 11.06.-25.06.2012 6,750% S. 6 – 9<br />
René Lezard Ende Juni n.bek. Ausgabe 22<br />
Biogas Nord Juni/Juli n.bek. --<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong>
EDITORIAL<br />
Kleiner Gegenwind oder längere Sonnenfinsternis?<br />
Christian Schiffmacher<br />
Chefredakteur<br />
Impressum<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> <strong>24</strong><br />
Verlag: Institutional Investment Publishing GmbH, Bahnhofstr.<br />
28, D-82515 Wolfratshausen, www.fixed-income.<strong>org</strong>,<br />
Tel: +49 (0) 8171 / 41 80 4-91, Fax: +49 (0) 8171 / 41 80 4-99<br />
Redaktion: Christian Schiffmacher (Chefredakteur), Robert<br />
Cleve, André Hüsemann, Denis Kuhn, Stefan Scharff<br />
Mitwirkung bei dieser Ausgabe: Tobias Aichele, Sven Diermeier,<br />
Cosmin Filker, Felix Gode, Alexander Kuhn, Dieter Pape,<br />
Dr. Michael Sever, Sonja Weiler<br />
Mittelstandsanleihen aus dem Bereich Erneuerbare Energien haben mehrheitlich enttäuscht.<br />
Von den 16 emittierten Anleihen notieren mittlerweile zehn unter 80% und<br />
drei unter 50%, eines der Unternehmen ist längst insolvent. Zum Vergleich: Aus allen anderen<br />
Branchen notiert keine einzige Mittelstandsanleihe unter 80% ...<br />
Die Gründe hierfür sind sicher vielfältig. Allein einen deutlichen Rückgang der Einspeisevergütungen<br />
und billige Massenware aus dem Reich der Mitte dafür verantwortlich zu machen,<br />
wäre sicherlich zu kurz gegriffen. Managementfehler haben wohl auch ihren Teil dazu beigetragen.<br />
Und eines wird immer klarer: Die Vielzahl von Mittelstandsanleihen aus dem Bereich Erneuerbarer<br />
Energien gab es Branchenkennern zufolge nur deshalb, weil eine Platzierung von<br />
Equity zu dem Zeitpunkt längst nicht mehr möglich war.<br />
Einhergehend mit negativen Meldungen aus der Branche ist auch der Anteil von Anleihe -<br />
emissionen (in Mittelstandssegmenten) in den letzten Quartalen deutlich zurückgegangen.<br />
Es gibt zwar nach wie vor viele Investoren, die ihr Geld mit gutem Gewissen anlegen möchten.<br />
Aber die wenigsten möchten es dabei verlieren.<br />
Den Schaden haben gute und sinnvoll aufgestellte Unternehmen aus dem Bereich der Erneuerbaren<br />
Energien und natürlich die Investoren.<br />
Vorstände von Green Technologie-Unternehmen werden sich einiges einfallen lassen müssen,<br />
um das Vertrauen am Kapitalmarkt zurückzugewinnen.<br />
Aufgrund des nach wie vor sehr großen Risikos werden Solaranleihen in dieser Ausgabe nicht<br />
analysiert.<br />
Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen<br />
Christian Schiffmacher<br />
Graphik 1: Anteil von Anleiheemissionen aus dem Bereiche Erneuerbare<br />
Energien<br />
in Mittelstandssegmenten, Quelle: eigene Berechnungen<br />
Interviewpartner: Willi Balz, Stefan Baustert, Dirk Müller, Dr.<br />
Michele Puller, Dr. Oliver Schlick<br />
Bildredaktion: Denny Guzman Gonzalez, Angelika Schiffmacher<br />
Fotos: Fotolia © koya79 #36892548, Fotolia © Schulz-Design<br />
#41812304<br />
Gestaltung/Layout: signalrot – grafik & kommunikations design,<br />
Stephan Hörmann, 88677 Markdorf<br />
Haftung und Hinweise: Artikeln und Tabellen liegen Quellen<br />
zugrunde, welche die Redaktion für verlässlich hält. Eine Garantie<br />
für die Richtigkeit kann allerdings nicht übernommen<br />
werden.<br />
Nachdruck: © 2012 Institutional Investment Publishing<br />
GmbH, Wolfratshausen. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck,<br />
Vervielfältigungen oder Verbreitung mittels elektronischer Medien<br />
sind grundsätzlich nicht gestattet. Ausnahmen nur mit ausdrücklicher<br />
Genehmigung des Verlages.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 3
4<br />
KURZ NOTIERT<br />
Aéroports de Paris platziert Anleihe im<br />
Volumen von 800 Mio. Euro<br />
Der Flughafenbetreiber Aéroports de Paris<br />
hat Ende Mai eine Anleihe im Volumen von<br />
800 Mio. Euro und Laufzeiten von 7 bzw.<br />
12 Jahren (Dual Tranche) platziert. Die<br />
7-jährige Tranche hat ein Volumen von 300<br />
Mio. Euro und einen Kupon von 2,375%<br />
(Mid Swap +97 bp). Die 12-jährige Tranche<br />
hat ein Volumen von 500 Mio. Euro und<br />
einen Kupon von 3,125% (Mid Swap +135<br />
bp). Aéroports de Paris wird von S&P mit<br />
A+ gerated.<br />
Linde emittiert 7-jährige Anleihe<br />
Die Linde Finance BV hat eine durch die<br />
Linde AG garantierte Anleihe im Volumen<br />
von 500 Mio. Euro und einer Laufzeit von<br />
7 Jahren emittiert. Der Kupon beträgt<br />
1,75% (Mid Swap +35 bp). Der Emissionskurs<br />
betrug 99,641%. Die Transaktion war<br />
nach Unternehmensangaben mehr als<br />
5-fach überzeichnet und stieß auf große<br />
Nachfrage von langfristigen Bondinvestoren<br />
und Retailbanken. Die Mittel aus der Transaktion<br />
werden zur allgemeinen Unternehmensfinanzierung<br />
verwendet. „Trotz des volatilen<br />
Marktumfelds konnten wir uns sehr<br />
gute Finanzierungskonditionen sichern“, erklärte<br />
Ge<strong>org</strong> Denoke, Mitglied des Vorstands<br />
und CFO der Linde AG. „Die hohe<br />
Wertschätzung, die wir bei den Investoren<br />
erfahren, zeigt sich auch in der jüngsten Rating-Heraufstufung<br />
von A- auf A durch<br />
Standard & Poor’s.“<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
KTG Agrar AG plant Börsengang der<br />
Energiesparte<br />
Die KTG Agrar AG plant den Börsengang<br />
der Energiesparte KTG Energie AG noch<br />
für Juni 2012. Die WGZ Bank begleitet die<br />
Emission als Lead Manager und Bookrunner.<br />
Die KTG Agrar AG hat in den letzten<br />
Jahren massiv in die Produktion erneuerbarer<br />
Energie und Ackerland investiert und<br />
profitiert daher nachhaltig von der steigenden<br />
Nachfrage nach gesunder Nahrung und<br />
grüner Energie. Die KTG Energie, ehemals<br />
KTG Biogas, ist seit sieben Jahren am Markt<br />
und zählt damit zu den Pionieren in der<br />
noch jungen Biogasbranche. In den ersten<br />
Jahren stand der Aufbau des technologischen<br />
und biologischen Know-how im Vordergrund.<br />
Nachdem dieser wichtige Prozess<br />
abgeschlossen wurde, ist das Unternehmen<br />
in den vergangenen beiden Jahren kräftig<br />
gewachsen. Allein im Jahr 2011 wurde die<br />
Produktionskapazität von 11 auf 22 Megawatt<br />
(MW) verdoppelt. Heute gehört die<br />
KTG Energie zu den drei führenden Produzenten<br />
von Biogas in Deutschland und betreibt<br />
Biogasanlagen mit einer elektrischen<br />
Leistung von rund 30 MW – genug, um ca.<br />
eine Viertelmillion Menschen mit sauberer,<br />
umweltfreundlicher Energie zu vers<strong>org</strong>en.<br />
Den Umsatz hat die KTG Energie im vergangenen<br />
Jahr um 50% auf 21,5 Mio. Euro<br />
und das operative Ergebnis (EBIT) um 44%<br />
auf 4 Mio. Euro gesteigert. Das Unternehmen<br />
ist weiter auf Expansionskurs: Neben<br />
den 30 MW am Netz sind weitere 10 MW<br />
in der Planungs- und Bauphase.<br />
MITEC Automotive AG erhält Großauftrag<br />
von Fiat<br />
Die MITEC Automotive AG erhält einen<br />
Großauftrag in Höhe von rund 50 Mio.<br />
Euro von Fiat. „Der Zuschlag für diesen<br />
Großauftrag, der auf unserer guten Entwicklungsarbeit<br />
basiert, stärkt die Marktposition<br />
der Gruppe in Europa und stabilisiert<br />
den Produktionsstandort Eisenach auf hervorragende<br />
Weise“, so Dr.-Ing. Michael Militzer,<br />
CEO der MITEC Automotive AG.<br />
„Aufgeladene Benzin- und Dieselmotoren<br />
in Leichtbauweise und mit kleinem Hubraum,<br />
ausgerüstet mit der Wellenausgleichstechnik<br />
von MITEC, sind zu marktkonformen<br />
Kosten zu produzieren und stellen eine<br />
nachhaltige Antwort auf den Hype der Elektromobilisierung<br />
dar.“<br />
Anglo American emittiert EUR-Anleihe<br />
mit einer Laufzeit von 7 Jahren<br />
Der Rohstoffkonzern Anglo American hat<br />
eine EUR-Anleihe mit einer Laufzeit von 7<br />
Jahren und einem Volumen von 750 Mio.<br />
Euro begeben. Der Kupon beträgt 2,750%,<br />
der Emissionskurs wurde mit 99,975% festgesetzt.
EUR Corporate Bonds (Überblick)<br />
KURZ NOTIERT<br />
Anleihe ISIN Laufzeit Kupon Kurs Rendite<br />
Alpine Holding 2012/17 AT0000A0V834 22.05.2017 6,000% 101,80 5,8%<br />
Ardagh Packaging 2010/20 XS0547019777 15.10.2020 9,250% 97,20 9,8%<br />
BASF Fin. Europe 2009/15 XS0412154378 09.06.2015 5,125% 111,83 1,0%<br />
Conti-Gummi Fin. 201/15 DE000A1AY2A0 15.07.2015 8,500% 109,50 5,2%<br />
Gas Natural 2009/14 XS0436905821 09.07.2014 5,250% 101,19 4,9%<br />
Gaz Capital 2007/18 XS0327237136 13.02.2018 6,605% 112,65 4,1%<br />
HeidelbergCement 2009/17 XS0458230322 31.01.2017 8,000% 109,00 5,8%<br />
Hochtief 2012/17 DE000A1MA9X1 23.03.2017 5,500% 104,70 4,5%<br />
Lufthansa 2009/16 XS0438813536 07.07.2016 6,500% 112,15 3,2%<br />
Merck Fin. Serv. 2010/15 XS0497185511 <strong>24</strong>.03.2015 3,375% 105,49 1,3%<br />
Otto 2012/17 AT0000A0UJL6 29.09.2017 4,625% 104,50 3,7%<br />
Oxea 2010/17 XS0523636594 15.07.2017 9,625% 105,25 8,3%<br />
Peugeot 2012/17 FR0011233451 11.07.2017 5,625% 100,08 5,6%<br />
Renault 2009/14 FR0010809236 13.10.2014 6,000% 105,29 3,5%<br />
Renault 2011/16 FR0011052117 25.05.2016 4,625% 101,10 4,4%<br />
Repsol Int. Fin. 2011/16 XS0718395089 12.02.2016 4,250% 97,58 5,0%<br />
Schaeffler Fin. 2012/19 XS0741939788 15.02.2019 8,750% 103,26 8,5%<br />
Sixt 2012/18 DE000A1PGPF8 16.05.2018 3,750% 99,76 3,8%<br />
ThyssenKrupp 2012/17 DE000A1MA9H4 28.02.2017 4,375% 98,50 4,0%<br />
Volkswagen Intl. 2009/15 XS0470518605 02.02.2015 3,500% 105,56 1,4%<br />
Stada 2010/15 XS0503278847 21.04.2015 4,000% 104,18 2,4%<br />
Ziggo Fin. 2010/17 XS0552327768 15.11.2017 6,125% 104,75 5,4%<br />
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6<br />
ENTRY & PRIME STANDARD <strong>BOND</strong>S<br />
Die Filialkette Steilmann-Boecker betreibt<br />
15 Bekleidungsgeschäfte, davon<br />
fünf Outlet-Stores vorwiegend in Nordrhein-Westfalen,<br />
aber auch in Niedersachsen,<br />
Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.<br />
Im Fokus von Steilmann-Boecker stehen<br />
qualitäts- und markenbewusste Frauen<br />
und Männer ab 35. Als Teil der Miro Radici<br />
AG, die im vergangenen Jahr einen Umsatz<br />
von über 700 Mio. Euro erzielt hat, kann<br />
die Gesellschaft Synergien bei Beschaffung,<br />
Produktion und Marketing nutzen, wie Geschäftsführer<br />
Dr. Michele Puller im Gespräch<br />
mit <strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> erläutert.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: In welchen Bereichen<br />
ist Steilmann-Boecker tätig? Welche<br />
Zielgruppe sprechen Sie dabei an?<br />
Dr. Puller: Im Jahr 2005 haben wir Steilmann-Boecker<br />
als Filialkette neu positioniert.<br />
Seitdem sprechen wir eine große,<br />
kaufkräftige, aber bisher im Modemarkt<br />
eher unterrepräsentierte Zielgruppe an:<br />
Frauen und Männer über 35 Jahre, die qua-<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
„Mit der Anleihe wollen wir<br />
unser Wachstum beschleunigen“<br />
Dr. Michele Puller, Geschäftsführer, Steilmann-Boecker<br />
Interview<br />
mit Dr. Michele Puller, Geschäftsführer, Steilmann-Boecker<br />
litäts- und markenbewusst sind, mit klassisch-modischer<br />
Einstellung und einem Bedarf<br />
an Fachberatung und Service. Mit Erfolg:<br />
Seit 2005 wachsen wir mit zweistelligen<br />
Steigerungsraten bei Umsatz und Ergebnis.<br />
Derzeit betreiben wir 15 Bekleidungsgeschäfte,<br />
davon zehn „Boecker-Filialen“ und<br />
fünf Outlets („Fashion Factory Store“) mit<br />
einer Gesamtverkaufsfläche von 33.500 m²<br />
in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen,<br />
Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Aus welchem Grund<br />
haben Sie sich für die Emission einer Unternehmensanleihe<br />
im Entry Standard entschieden?<br />
Dr. Puller: Steilmann-Boecker Fashion<br />
Point wächst seit 2005 mit zweistelligen<br />
Steigerungsraten. Das belegt, dass wir als<br />
Modefilialist mit starken Eigenmarken des<br />
Konzerns, wie Steilmann, Apanage, Kapalua<br />
und Stones, und einem breiten Sortiment<br />
bekannter Fremdlabels hervorragend positioniert<br />
sind und das Potenzial haben, weiter zu<br />
wachsen. Die Börse Frankfurt als führende<br />
Wertpapierbörse in Europa bietet uns die<br />
richtige Plattform für die Anleiheemission<br />
zur Wachstumsfinanzierung.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie wollen Sie die<br />
Mittel aus der Anleiheemission verwenden?<br />
Dr. Puller: Wir verfügen über ein bewährtes<br />
Geschäftsmodell und sehen noch erhebliche<br />
Wachstumschancen in unserer Branche. Daher<br />
wollen wir unser Filialnetz weiter ausbauen.<br />
Ebenso sollen die bestehenden Filialen<br />
modernisiert und das Sortiment ausgebaut<br />
werden.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Und was unterscheidet<br />
Sie von Mitbewerbern?<br />
Dr. Puller: Als Teil des europäischen Modekonzerns<br />
Miro Radici mit mehr als 700 Mio.<br />
Euro Umsatz profitieren wir von vielfältigen<br />
Synergien, speziell in Beschaffung, Produktion<br />
und Marketing. Das verschafft uns deutliche<br />
Markt- und Wettbewerbsvorteile gegenüber<br />
anderen Bekleidungseinzelhändlern.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie möchten Sie<br />
weiter wachsen? Sind Übernahmen für Sie<br />
ein Thema?<br />
Dr. Puller: Wir wachsen seit Jahren aus eigener<br />
Kraft profitabel. Diese erfolgreiche<br />
Strategie wollen wir auch künftig fortsetzen,<br />
und die dafür nötigen attraktiven Einzelhandelsflächen<br />
sind verfügbar. Übernahmen<br />
spielen in unserer Wachstumsstrategie keine<br />
wesentliche Rolle.
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: In welchen Regionen<br />
möchten Sie expandieren? Werden Sie<br />
sich weiter auf NRW konzentrieren?<br />
Dr. Puller: In den nordrhein-westfälischen<br />
Ballungszentren und den angrenzenden<br />
Bundesländern sind wir sehr gut positioniert<br />
und verfügen dort noch über viel Wachstumspotenzial.<br />
Die Konzentration auf diese<br />
Regionen ist naheliegend, da wir Logistikvorteile<br />
nutzen können. Mittelfristig wollen<br />
wir eine Expansion in andere Bundesländer<br />
und ins Ausland nicht ausschließen.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: In den Anleihebedingungen<br />
sind keine Covenants v<strong>org</strong>esehen,<br />
Sie bieten statt dessen eine Erfüllungsübernahme<br />
der Muttergesellschaft Steilmann<br />
Holding AG. Weshalb haben Sie sich<br />
für eine solche Strukturierung entschieden?<br />
Dr. Puller: Die Creditreform hat uns mit<br />
dem Investmentgrade BBB eine starke Bonität<br />
attestiert, und mit der Erfüllungsübernahme<br />
durch die Muttergesellschaft bieten<br />
wir Anlegern eine zusätzliche Sicherheit.<br />
Kapital für Ihre Zukunft. Made in Germany<br />
Neue Anleihen im Entry Standard<br />
Emittent Handelsstart Kupon Fälligkeit<br />
FC Gelsenkirchen- 11.06.2012 6,75% 11.07.2019<br />
Schalke 04 e.V.<br />
EYEMAXX 11.04.2012 7,75% 01.11.2017<br />
REAL ESTATE AG<br />
GOLFINO AG 20.03.2012 7,25% 04.04.2017<br />
SINGULUS 14.03.2012 7,75% 23.03.2017<br />
Technologies AG<br />
Scholz AG 17.02.2012 8,50% 08.03.2017<br />
Peach Property 26.01.2012 6,60% 30.06.2016<br />
Wir haben uns bereits im Vorfeld der Emission<br />
bei institutionellen Investoren v<strong>org</strong>estellt<br />
und da das klare Feedback bekommen,<br />
dass unsere v<strong>org</strong>esehenen Covenants absolut<br />
ausreichen. Dies wird von den aktuellen<br />
Zeichnungsanfragen auch bestätigt. Wir haben<br />
erst kürzlich das Eigenkapital von Steilmann-Boecker<br />
durch die Umwandlung eines<br />
Gesellschafterdarlehens deutlich gestärkt.<br />
Dies ist ein klares Bekenntnis. Steilmann-Boecker<br />
ist ein wichtiger Baustein innerhalb<br />
unseres Konzerns und ein Gesellschafterwechsel<br />
daher undenkbar.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: In welcher Form<br />
sprechen Sie bei der Vermarktung der Anleihe<br />
auch Kunden Ihrer Modehäuser an?<br />
Dr. Puller: Wir sind stolz auf unsere<br />
150.000 Stammkunden. Sie haben einen<br />
wesentlichen Anteil am Erfolg der vergangenen<br />
Jahre. Daher sprechen wir sie selbstverständlich<br />
direkt an und geben ihnen die<br />
Chance, von der attraktiven Rendite und<br />
starken Bonität unseres Unternehmens zu<br />
profitieren.<br />
Events<br />
Unternehmensanleihe –<br />
Chance für den Mittelstand<br />
19. Juni 2012<br />
Rocco Forte Hotel The Charles, München<br />
19. September 2012<br />
IHK/Alte Börse, Frankfurt am Main<br />
www.xetra.com/listing > Events<br />
Nachgefragt<br />
Barbara Ge<strong>org</strong>, Head of Listing & Issuer<br />
Services, Deutsche Börse AG zum Entry<br />
Standard für Anleihen<br />
www.xetra.com/nachgefragt<br />
ENTRY & PRIME STANDARD <strong>BOND</strong>S<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Sie haben keine<br />
Bankverbindlichkeiten, wie sind Sie derzeit<br />
finanziert?<br />
Dr. Puller: Wir verfügen über eine sehr solide<br />
Kapitalausstattung und finanzieren uns<br />
bisher durch den Cashflow und Darlehen<br />
der Gesellschafter.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Vielen Dank für das<br />
Gespräch.<br />
Das Interview führte Christian Schiffmacher.<br />
www.xetra.com/anleihen<br />
Kennen Sie schon die Vorteile<br />
einer Fremdfinanzierung<br />
über die Deutsche Börse?<br />
Unabhängigkeit von der Kreditfinanzierung<br />
über die Banken<br />
Freie Verwendung des Finanzierungsvolumens<br />
Höhere Visibilität am Kapitalmarkt und<br />
größere Bekanntheit bei Geschäftspartnern<br />
und Kunden<br />
www.xetra.com/anleihen<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 7
8<br />
INVESTMENT<br />
Steilmann-Boecker betreibt mit 343 Mitarbeitern<br />
15 Bekleidungsgeschäfte, davon<br />
werden zehn als „Boecker“-Filialen und<br />
fünf als sogenannte Outlets („Fashion<br />
Factory“-Store) geführt. Die Standorte befinden<br />
sich in Innenstädten oder aber in<br />
Einkaufszentren in verkehrsgünstiger Stadtrandlage.<br />
Der Unterschied zwischen den<br />
Boecker-Filialen und den Outlets (Fashion<br />
Factory) besteht darin, dass in den Outlets<br />
überwiegend Artikel aus nicht mehr aktuellen<br />
Kollektionen angeboten werden. In allen<br />
Geschäften mit Ausnahme der kleinsten<br />
Filiale in Bad Godesberg werden Damenund<br />
Herrenbekleidung sowie kleine Accessoire-Sortimente<br />
angeboten. In den Filialen<br />
werden Konzernmarken, wie Steilmann,<br />
Apanage, Kapalua und Stones, und ein breites<br />
Sortiment bekannter Fremdlabels vertrieben.<br />
Die Hauptzielgruppe sind Männer<br />
und Frauen ab ca. 35 Jahren, mit gehobenem<br />
Anspruch und einer eher traditionellen,<br />
konservativen Einstellung in Sachen<br />
Mode.Der typische Boecker-Kunde sucht<br />
anspruchsvolle Markenmode, Qualität und<br />
Service (Fachberatung) und ein gutes Preis-<br />
/Leistungsverhältnis. Das Angebot in den<br />
Fashion Factory-Outlets zielt vorrangig auf<br />
die Zielgruppe, die Qualität zum besonders<br />
günstigen Preis sucht.<br />
Insgesamt haben die Filialen eine Gesamtverkaufsfläche<br />
von 33.500 m 2 . Der regionale<br />
Schwerpunkt liegt in Nordrhein-Westfalen,<br />
wo sich sechs Boecker-Filialen und vier<br />
Outlets befinden. In Rheinland-Pfalz hat<br />
Boecker drei Filialen. In Niedersachsen wird<br />
eine Boecker-Filiale betrieben und in Baden-Württemberg<br />
ein Outlet. Die Boecker-<br />
Filialen haben eine Verkaufsfläche zwischen<br />
1.000 und 6.000 m 2 , die Outlets sind mit<br />
einer Verkaufsfläche zwischen 300 und<br />
1.000 m 2 teilweise deutlich kleiner als die<br />
Boecker-Modehäuser.<br />
Rund 150.000 der mehr als 650.000 Kunden<br />
nutzen aktiv die Loyality Card des Un-<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
Steilmann-Boecker<br />
Modehandelskonzern bietet attraktive Rendite<br />
(Fortsetzung von Seite 1)<br />
ternehmens, mit der sie einen Sofortrabatt<br />
von 5% erhalten. Dabei wird rund 65% des<br />
Umsatzes mit Karteninhabern erzielt.<br />
Historie<br />
Im November 2004 übernahm das Modeunternehmen<br />
Miro Radici (heute Steilmann<br />
Holding AG) die Marke Boecker, die damals<br />
einen Umsatz von 19 Mio. Euro erzielte<br />
und einen Verlust von 4 Mio. Euro erwirtschaftete.<br />
Seitdem konnte der Umsatz<br />
auf 56 Mio. Euro verdreifacht werden, dabei<br />
erzielte die Gesellschaft in den letzten Jahren<br />
stets ein positives Ergebnis. 2006 erfolgte<br />
die Übernahme der Klaus Steilmann<br />
GmbH & Co. KG. Heute erzielt der Konzern<br />
mit weltweit rund 7.000 Mitarbeitern<br />
einen Umsatz von 700 Mio. Euro und ein<br />
EBITDA von 45 Mio. Euro.<br />
Geschäftsentwicklung<br />
Seit 2008 konnte die Gesellschaft ihren<br />
Umsatz um durchschnittlich 15% und den<br />
Vorsteuergewinn um 88% steigern. Im Geschäftsjahr<br />
2011 konnte Steilmann-Boecker<br />
einen Umsatz von 56 Mio. Euro erzielen<br />
und erwirtschaftete dabei einen Vorsteuergewinn<br />
von 3,3 Mio. Euro. Die Gesellschaft<br />
hat keine Bankverbindlichkeiten und finanziert<br />
sich durch den Cashflow sowie Darlehen<br />
der Gesellschafter. Im Vorfeld der<br />
Transaktion wurde das Eigenkapital durch<br />
Umwandlung eines Gesellschafterdarlehens<br />
deutlich gestärkt. Steilmann-Boecker verfügt<br />
eine solide Eigenkapitalquote von 35%.<br />
Erfüllungsübernahme der Konzernmutter<br />
statt Covenants<br />
Die Emittentin ist eng mit der Konzernmutter<br />
verflochten. Der Geschäftsführer der<br />
Komplementärin, Dr. Michele Puller, ist<br />
mit einem Anteil von 1,26% an der Emittentin<br />
beteiligt. Die übrigen 98,74% der<br />
Anteile werden von der Miro Radici Hometextile<br />
GmbH, einer 100% Tochtergesellschaft<br />
der Steilmann Holding AG, gehalten.<br />
Dr. Michele Puller ist auch mit 10% an der<br />
Steilmann Holding beteiligt, deren Vorstandsvorsitzender<br />
er ist. Massimo Giazzi,<br />
Geschäftsführer der Komplementärin, ist<br />
mittelbar mit einem Anteil von 10% an der<br />
Tab. 1: Vergleich der Anleihen von Golfino, Seidensticker und Steilmann-<br />
Boecker<br />
Golfino Seidensticker Steilmann-Boecker<br />
Umsatz (in Mio. Euro) 31,7 167,0 55,9<br />
EBITDA-Marge 8,6% 9,4% 5,7%<br />
EK-Quote 33,9% 10,3% 34,9%<br />
Nettoverschuldung / EBITDA 4,7 2,0 1,4<br />
Zinsdeckungsgrad (EBITDA) 2,7 4,7 5,7<br />
Rating BBB- BB+ BBB<br />
Laufzeit 5 Jahre 6 Jahre 5 Jahre<br />
Kupon 7,25% 7,25% 6,75%<br />
Rendite 7,3% 5,9% 6,75%
Steilmann Holding beteiligt. Er ist ebenfalls<br />
Vorstand der Steilmann Holding AG sowie<br />
Geschäftsführer der Kommanditistin Miro<br />
Radici Hometextile GmbH und Geschäftsführer<br />
weiterer zur Steilmann Holding AG<br />
gehörender Unternehmen.<br />
Die Ansprüche der Anleihegläubiger auf<br />
Zinszahlung und Rückzahlung sollen planmäßig<br />
durch den Cashflow der Emittentin<br />
bedient werden. Zudem besteht eine Erfüllungsübernahme<br />
der Steilmann Holding<br />
AG gegenüber der Emittentin in Höhe des<br />
Nominalbetrages der Anleihe nebst den jeweils<br />
fälligen Zinsen. Auf die üblichen Covenants<br />
hat die Gesellschaft hingegen verzichtet.<br />
Damit gibt es keine Begrenzung bei<br />
der Verschuldung, die Erfüllungsübernahme<br />
erscheint jedoch ausreichend.<br />
Mittelverwendung<br />
Der Emissionserlös aus der Anleiheemission<br />
soll der Wachstumsfinanzierung dienen, wie<br />
z.B. für die Neueröffnung von Filialen, dem<br />
Abbau von Verbindlichkeiten, Sortimentsergänzungen<br />
sowie für das Umlaufvermögen.<br />
Tab. 2: Steilmann-Boecker – Geschäftsentwicklung<br />
Bewertung<br />
Der Kupon von Steilmann-Boecker ist mit<br />
6,75% im unteren Bereich der bei Mittelstandsanleihen<br />
üblichen Range angesiedelt.<br />
Doch innerhalb der Peer Group erscheint<br />
der Kupon attraktiv, da die Gesellschaft solide<br />
finanziert ist, in den letzten Jahren kontinuierlich<br />
gewachsen ist und über sehr gute<br />
Kennzahlen zur Kapitaldienstfähigkeit verfügt.<br />
Fazit:<br />
Mittelstandsanleihen aus dem Bereich Konsum/Retail<br />
sind derzeit sehr gefragt und haben<br />
höhere Sharpe Ratios als (Mittelstands-)<br />
Anleihen aus anderen Branchen vorzuweisen<br />
(s. <strong>BOND</strong> YEARBOOK 2011/12, S.<br />
32). Steilmann-Boecker hat sich in den vergangen<br />
Jahren sehr positiv entwickelt. Die<br />
Kennzahlen zur Kapitaldienstfähigkeit und<br />
das Rating sind besser als bei den Anleihen<br />
anderer Modeunternehmen. Die Erfüllungsübernahme<br />
der Konzernmutter anstatt<br />
klassischer Covenats erscheint ausreichend.<br />
Die Chancen auf eine erfolgreiche Anleiheemission<br />
stehen damit für Steilmann-Boecker<br />
sehr gut. Wir raten zur Zeichnung.<br />
2010 2011 2012e 2013e<br />
Umsatz 47,9 55,9 63,5 79,8<br />
Rohertrag 21,7 25,1 28,1 35,9<br />
EBITDA 3,7 3,2 4,2 6,1<br />
EBIT 3,3 2,7 3,7 5,5<br />
Jahresüberschuss 0,9 2,0 2,4 3,4<br />
Nettoverschuldung 6,6 2,3 17,0 22,1<br />
Nettoverschuldung/EBITDA 1,7 1,4 2,3 3,2<br />
Eigenkapitalquote 8,8% 34,9% 18,2% 18,0%<br />
Zinsdeckungsgrad (EBITDA) 12,1 5,7 2,3 2,4<br />
Zinsdeckungsgrad (EBIT) 10,8 4,9 2,0 2,1<br />
Angaben in Mio. Euro<br />
Quelle: Independent Research, Steilmann-Boecker Fashion Point<br />
INVESTMENT<br />
Ein ausführliches Interview mit Geschäftsführer<br />
Dr. Michele Puller ist auf den Seiten<br />
6 und 7 zu finden.<br />
Tab. 3: Eckdaten zur Steilmann-<br />
Boecker-Anleihe<br />
Emittent Steilmann-Boecker Fashion<br />
Point GmbH & Co. KG<br />
Zeichnungsfrist 11.06.– 25.06.2012<br />
Emissionsvolumen 30 Mio. Euro<br />
WKN / ISIN A1PGWZ/DE000A1PGWZ2<br />
Kupon 6,75%<br />
Laufzeit 5 Jahre<br />
Zinszahlung jährlich, am 27.06.<br />
Stückelung 1.000 Euro<br />
Segment Entry Standard für Anleihen,<br />
Börse Frankfurt<br />
Unternehmensrating BBB (durch Creditreform<br />
Rating AG)<br />
Internet www.steilmann-boecker.de<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 9
10<br />
INVESTMENT<br />
Dr. Oliver Schlick, Geschäftsführer der BayernInvest<br />
Kapitalanlagegesellschaft München,<br />
erläutert die Auswirkungen der Euroland-<br />
Schuldenkrise und der Globalisierung auf Anlagestrategien<br />
im Bereich Renten.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie sehen Sie die Situation<br />
des Euroland-Rentenanlegers?<br />
Dr. Schlick: Die Welt des Rentenanlegers hat<br />
sich mit Ausbruch der Staatsschuldenkrise<br />
deutlich verändert und ist extrem schwierig<br />
geworden. Wirkungszusammenhänge, die in<br />
Zeiten vor der Krise Gültigkeit hatten, sind<br />
heute nicht mehr anwendbar. Darüber hinaus<br />
haben wir es mit einem „Anleger-Paradoxon“<br />
zu tun.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Was meinen Sie damit?<br />
Dr. Schlick: Darunter verstehe ich zunächst<br />
die Tatsache, dass Investitionen in ursprünglich<br />
sichere und vertraute Wirtschaftsräume<br />
heute große Risiken bergen können. So sind<br />
seit dem Ausbruch der Staatsschuldenkrise die<br />
meisten Euroland-Anleihen in enormem Maß<br />
risikobehaftet. In der Folge müsste der für den<br />
risikoaversen Investor vormals sichere Hafen<br />
„Euroland“ heute paradoxerweise gerade aus<br />
Gründen der Risikoaversion verlassen werden.<br />
Außerdem ist der bisher allgemeingültige Zusammenhang<br />
zwischen Zins und Konjunktur<br />
nicht mehr anwendbar, zumindest nicht im<br />
Euroraum. Konkret gesprochen muss eine gut<br />
laufende Konjunktur nicht mehr zwangsläufig<br />
mit steigenden Zinsen einhergehen und<br />
vice versa.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
„Mit unseren Rentenanlegern<br />
müssen wir neue Wege gehen“<br />
Dr. Oliver Schlick, Geschäftsführer der BayernInvest Kapitalanlagegesellschaft, München<br />
Interview<br />
mit Dr. Oliver Schlick, Geschäftsführer der BayernInvest Kapitalanlagegesellschaft, München<br />
Südeuropäische Länder wie Spanien und Italien<br />
können dafür als aktuelle Beispiele gelten.<br />
Dort steigen die Zinsen mit der sich verschlechternden<br />
Konjunktur. Dies liegt daran,<br />
dass mit nachlassender Konjunktur auch das<br />
Vertrauen der Anleger in die Schuldentragfähigkeit<br />
solcher Länder nachlässt. Um sich<br />
überhaupt refinanzieren zu können, müssen<br />
sie dann – trotz Rezession – extrem hohe Zinsen,<br />
sogenannte Risikoaufschläge, bezahlen.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie reagieren die Anleger?<br />
Dr. Schlick: Dies lässt sich nicht pauschal beantworten.<br />
Die Anleger selbst sind überraschenderweise<br />
neuen Anlagevorschlägen gegenüber<br />
sehr aufgeschlossen. Sie erkennen<br />
schnell, dass der Ausweg aus dem „Anleger-<br />
Paradoxon“ nur über Investitionen ins globale<br />
Rentensegment führt oder alternativ über die<br />
Veränderung des Investmentuniversums zugunsten<br />
neuer Assetklassen wie Aktien oder<br />
Rohstoffe. Wir machen zum Beispiel gute Erfahrungen<br />
mit dem Multi-Asset-Allocation<br />
Fonds BayernInvest Optima Fonds. Die Rentenanleger<br />
zeigen sich interessiert und offen<br />
für das Investmentuniversum des Fonds, der<br />
weltweit in Aktien, Renten und Investmentfonds,<br />
aber auch in Geldmarktinstrumente,<br />
Zertifikate und derivate Instrumente investiert.<br />
Anders als bei den Anlegern sieht es in den jeweiligen<br />
Aufsichtsgremien aus. Sie zu überzeugen,<br />
ist viel schwieriger. Denn aufgrund<br />
starker Risikoaversion und vor dem Hintergrund<br />
der regulatorischen Maßnahmen in<br />
Euroland (Basel III, Liquiditätskennziffer etc.)<br />
sind die Gremien oft sehr zurückhaltend.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welche Empfehlung<br />
geben Sie Rentenanlegern?<br />
Dr. Schlick: Wir empfehlen andere Anlagestile<br />
und/oder die Ergänzung des Rentenuniversums<br />
um einen globalen Aspekt. Entscheidet<br />
man sich für letzteres, muss man sich zunächst<br />
einmal über die Renditeerwartungen<br />
und Anlagerichtlinien klar werden. Soll ein<br />
signifikanter Performancevorteil erzielt werden,<br />
so müssen auch Anleihen zugelassen werden,<br />
die nicht EUR-denominiert sind. Das<br />
impliziert, dass auch Währungspositionen mit<br />
im Spiel sind. Zudem sollte man bereit sein,<br />
Abstriche bei der Bonität des Anlageuniversums<br />
hinzunehmen.<br />
Eine Beimischung von globalen Anleihen ist<br />
aber auch für solche Investoren möglich, die<br />
Währungsrisiken konsequent ausschließen<br />
müssen. Der Performancevorteil ist dann<br />
nicht das Thema, sondern die Risikodiversifikation,<br />
da man in mehrere Wirtschaftsräume<br />
investiert.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Konkret gefragt, lassen<br />
sich solche speziellen Anforderungen<br />
überhaupt in Form eines Publikumsfonds<br />
umsetzen?<br />
Dr. Schlick: Theoretisch ja. Allerdings gilt im<br />
Allgemeinen, dass je größer die speziellen Anforderungen<br />
sind, desto mehr empfiehlt sich<br />
ein Spezialfonds. Als ersten Einstieg in eine<br />
diversifiziertere Anlage bieten wir unseren<br />
Kunden den BayernInvest Emerging Markets<br />
Select Bond Fonds an. Dieser Publikumsfonds<br />
investiert in USD-denominierte Staatsanleihen<br />
und staatsanleihenähnliche Rentenpapiere<br />
des Benchmarkuniversums J.P. M<strong>org</strong>an<br />
EMBI Global Diversified Index. Für In-
vestoren, deren Anlagerichtlinien Fremdwährungsanleihen<br />
ausschließen, gibt es für diesen<br />
Fonds auch eine EUR-Hedged-Tranche.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Gibt es eine Alternative<br />
zur Ergänzung des Investmentuniversums?<br />
Dr. Schlick: Wir sehen drei Möglichkeiten.<br />
Erstens kann man statt des Investmentuniversums<br />
den Anlagestil ändern. Der Vorteil<br />
resultiert dann etwa daraus, dass das Management<br />
eines Rentenmandats nach Absolute<br />
Return-Gesichtspunkten v<strong>org</strong>eht statt nach<br />
Benchmark-Kriterien.<br />
Zweitens kann man sich beim Anlagestil auf<br />
quantitative Ansätze stützen, die nicht versuchen,<br />
die polit-ökonomische Lage einzuschätzen,<br />
sondern den Markt nach einem bestimmten<br />
Regelwerk abgreifen. Eine dritte<br />
Möglichkeit ist das „intelligente Indexieren“.<br />
Dahinter verbirgt sich die Idee, dass der Anleger<br />
nicht vorrangig einen aktiven Manager<br />
sucht, sondern den Gesamtmarkt kauft, wie<br />
er in einem bestimmten Index abgebildet ist.<br />
Bekanntlich ist nun ein Nachteil gängiger Indizes,<br />
dass die Gewichtung nach Marktkapitalisierung<br />
v<strong>org</strong>enommen wird. Die Länder<br />
mit den meisten Schulden stellen also die<br />
größten Investments in diesen Mandaten dar.<br />
Das ist beim „Intelligenten Indexieren“ anders,<br />
weil zusätzliche Parameter eine Gewichtung<br />
erlauben, die der Fähigkeit, Schulden<br />
zurückzuzahlen, sehr viel näher kommt.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Lassen Sie uns noch<br />
einen Blick über die Euroland-Schuldenkrise<br />
hinaus werfen. Kommen volkswirtschaftliche<br />
Themen auf uns zu, die wir aufgrund der Präsenz<br />
dieser Krise noch nicht wahrnehmen?<br />
Dr. Schlick: Allerdings! Ich bin davon überzeugt,<br />
dass das Thema Inflation mittelfristig<br />
wieder eine große Rolle spielen wird. Denn<br />
wesentliche Treiber hinter dem jahrzehntelangen<br />
disinflationären Trend sind allmählich<br />
zum Erliegen gekommen. In diesem Zusammenhang<br />
ist zunächst der Paradigmenwechsel<br />
der Zentralbankpolitik wichtig. Noch bis vor<br />
etwa vier Jahren hatten die Zentralbanken die<br />
Bekämpfung der Inflation im Blick. Aber aufgrund<br />
der Finanzmarktkrise 2008 hat wieder<br />
das Paradigma der Konjunktursteuerung Einzug<br />
gehalten. Denn würden die Zentralbanken<br />
die Zinsen erhöhen, so bremsten sie damit<br />
das Wirtschaftswachstum.<br />
Ein zweiter Punkt ist das Ende des sogenannten<br />
fünften „Kondratieff-Zyklus“ – auch bezeichnet<br />
als „mikroelektronische Revolution“.<br />
Von dieser Technologie gingen in den letzten<br />
30 Jahren Produktionsschübe mit inflationsdämpfender<br />
Wirkung aus. Das ist nun aber<br />
Vergangenheit. Und die verzweifelte Ausschau<br />
nach einem vermeintlich sechsten Kondratieff-Zyklus<br />
– Stichwort Biotechnologie – war<br />
bisher nicht erfolgreich.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Spielen Aspekte der<br />
Globalisierung dabei nicht auch eine wichtige<br />
Rolle?<br />
Dr. Schlick: Das ist richtig. Bis zum Anfang<br />
des neuen Jahrtausends wirkten niedrige<br />
Löhne in Ländern der sogenannten Emerging<br />
Markets preisdämpfend und s<strong>org</strong>ten so dafür,<br />
dass der „Weltwarenkorb“ immer billiger<br />
wurde. Inzwischen steigen die Arbeitskosten<br />
dort teilweise um zweistellige Prozentsätze.<br />
Der zunehmende Konsum in den aufstrebenden<br />
Ländern wird außerdem zu einer steigen-<br />
INVESTMENT<br />
den Weltnachfrage führen. Die Globalisierung<br />
wirkt also nicht nur über die Kostendruck-,<br />
sondern auch über die Nachfragesog-<br />
Komponente. Auch diese Entwicklung müssen<br />
wir berücksichtigen, wenn wir im Bereich<br />
Investmentstrategien mit unseren Rentenanlegern<br />
neue Wege gehen.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Vielen Dank für das<br />
Gespräch.<br />
Das Interview führte Sonja Weiler.<br />
Eckdaten des BayernInvest OptiMa<br />
Fonds<br />
WKN A0J KFZ (InstAL)<br />
ISIN LU0<strong>24</strong>9657833<br />
Domizil Luxemburg<br />
Rechtsform Richtlinienkonformer<br />
Investmentfonds<br />
Luxemburger Rechts<br />
Teil-Fondswährung Euro<br />
Fondsauflegung Juni 2006<br />
Verwaltungsgebühr max. 1,00% p.a.<br />
Fondsvolumen 5,7 Mio. Euro<br />
(Stand: 31.05.2012)<br />
Eckdaten des BayernInvest Emerging<br />
Market Select Bond-Fonds<br />
Anteilsklasse EURO-Hedged<br />
WKN A1C78C<br />
ISIN DE000A1C78C6<br />
Domizil Deutschland<br />
Rechtsform Richtlinienkonformes Sondervermögen<br />
deutschen Rechts<br />
Fondswährung Euro<br />
Fondsauflegung Juli 2011<br />
Verwaltungsgebühr max. 0,43% p.a.<br />
Fondsvolumen 62 Mio. Euro<br />
(Stand: 31.05.2012)<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 11
12<br />
INVESTMENT<br />
Text: Robert Cleve<br />
Wer die Diskussionen der letzten Wochen<br />
verfolgt hat, konnte vereinzelt den Eindruck<br />
gewinnen, der Austritt bzw. Ausschluss<br />
Griechenlands aus der Währungsunion sei zum<br />
einen mehr oder weniger unvermeidlich, zum<br />
anderen in seinen ökonomischen Auswirkungen<br />
inzwischen aber überschaubar, ja, er stelle möglicherweise<br />
sogar eine Art Befreiungsschlag dar.<br />
Dass die Griechen einer Zukunft ohne den<br />
Euro entgegensehen, scheint in der Tat zunehmend<br />
wahrscheinlich. Nach der in Kürze<br />
stattfindenden Parlamentswahl wird eine Regierungsbildung<br />
ohne das Bündnis der radikalen<br />
Linken unter ihrem Vorsitzenden Alexis<br />
Tsipras sehr wahrscheinlich nicht möglich<br />
sein. Glaubt man seinen Ankündigungen,<br />
wird eine Regierung unter seiner Führung<br />
die Vereinbarungen mit EU, EZB und IWF<br />
aufkündigen, den Schuldendienst einstellen<br />
und die im Sparpaket vereinbarten und zum<br />
Teil auch schon umgesetzten Maßnahmen<br />
zurücknehmen. In der Folge bliebe der<br />
Troika gar nichts anderes übrig, als die weiteren<br />
Unterstützungszahlungen an Griechenland<br />
einzustellen. Das Land wäre innerhalb<br />
kürzester Zeit zahlungsunfähig, die Einführung<br />
einer neuen (alten) Währung unvermeidlich.<br />
De facto wäre der – in den Verträgen<br />
zur Währungsunion nie v<strong>org</strong>esehene –<br />
Ausschluss des Landes aus der Eurozone vollzogen.<br />
Die Folgen für die Ökonomie des Landes<br />
und den Großteil seiner Bevölkerung würden<br />
dramatisch sein, zumindest in den ersten ein<br />
bis zwei Jahren. Die Folgekosten für die Kreditgeber<br />
wären ebenfalls erheblich, aber wohl<br />
verkraftbar. Auf Deutschland entfielen, je<br />
nach Abgrenzungs- und Berechnungsmethode,<br />
bis zu 80 Mrd. Euro, die, verteilt über<br />
mehrere Jahre, wahrscheinlich abzuschreiben<br />
wären. Dieser Betrag setzt sich zusammen aus<br />
den direkten Finanzhilfen, also den beiden<br />
bisherigen Rettungspaketen der EU an Griechenland,<br />
dem Bestand der griechischen<br />
Staatsanleihen bei der EZB und den Verbind-<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
EXIT Griechenland?<br />
Nichts schwieriger als das<br />
lichkeiten der griechischen Notenbank gegenüber<br />
der EZB im Rahmen des Target2-<br />
Zahlungssystems bzw. dem entsprechenden<br />
Kapitalanteil der deutschen Bundesbank an<br />
der EZB, nämlich 27%. Dementsprechend<br />
kämen – was in der Diskussion hierzulande<br />
gerne übersehen wird – in Relation auf die<br />
anderen Euroländer vergleichbare Lasten zu,<br />
so z.B. auf Frankreich über 60 Mrd. Euro,<br />
auf Italien nicht viel weniger.<br />
Bes<strong>org</strong>nis erregender als die unmittelbaren<br />
Folgekosten fallen die mittelbaren aus, die<br />
sich bereits im Vorfeld der Wahl in Griechenland<br />
bemerkbar machen. Nämlich der fortschreitende<br />
Vertrauensverlust der Anleger in<br />
die Fähigkeit Spaniens und Italiens, ihren<br />
Pflichten aus dem Schuldendienst nachzukommen,<br />
verbunden mit der Furcht, dass<br />
diesen Ländern mittelfristig ein ähnliches<br />
Schicksal wie Griechenland droht. Dies<br />
drückt sich aus in wieder deutlich ansteigenden<br />
Refinanzierungskosten für beide Länder,<br />
aber auch im Abzug von Kapital im Umfang<br />
von mehreren 100 Mrd. Euro durch vor allem<br />
ausländische Investoren. Letzteres unterminiert<br />
die monetäre Basis der Finanzmärkte<br />
der betroffenen Länder, was insbesondere den<br />
bereits durch geplatzte Immobilienkredite gebeutelten<br />
spanischen Banken zusätzlich zu<br />
schaffen macht.<br />
So stehen nun in den letzten Wochen die Iberer<br />
im Fokus der Krisendiskussion, was unter<br />
„normalen“ Umständen angesichts der Fundamentaldaten<br />
des Landes wenig gerechtfertigt<br />
erschiene (vgl. auch <strong>BOND</strong> MAGA-<br />
ZINE 22, S. 15 – 19). Aber die Umstände<br />
sind eben nicht normal, und so sind die spanischen<br />
Banken von der Geldzufuhr durch<br />
andere Banken in Europa weitgehend abgeschnitten,<br />
wie auch von der Unterstützung<br />
durch den Staat, weil dieser eine entsprechende<br />
Neuverschuldung in Anbetracht der<br />
Zinslasten nicht mehr finanzieren kann. Auch<br />
wenn sich die spanische Regierung zunächst<br />
mit Händen und Füßen dagegen gewehrt hat,<br />
der Antrag auf Hilfe aus dem Rettungsschirm<br />
EFSF bzw. nachfolgend dem ESM ist inzwischen<br />
erfolgt. Vor allem eine damit verbundene<br />
Preisgabe der nationalen Souveränität<br />
über die Haushalts- und Fiskalpolitik war für<br />
die Spanier bisher inakzeptabel. Auch fürchtet<br />
man für längere Zeit von den Kapitalmärkten<br />
ausgeschlossen zu sein. Eher akzeptabel ist die<br />
offensichtlich angestrebte sogenannte kleine
Lösung, bei der Spanien Geld ausschließlich<br />
für seine Finanzinstitute beantragt, im Gegenzug<br />
aber die Aufsicht lediglich über den<br />
Bankensektor abgeben muss.<br />
Man darf aber getrost davon ausgehen, dass<br />
hinter den Kulissen auch über die „große“<br />
Rettungsschirmlösung verhandelt wird, mit<br />
der sich das Land ein Stück weit aus dem<br />
Würgegriff hoher Zinslasten befreien und Zeit<br />
für die Haushaltskonsolidierung gewinnen<br />
könnte. Unter bestimmten Umständen birgt<br />
dieses Szenario einen gewissen Charme. Dann<br />
nämlich, wenn es der Regierung Rajoy gelänge,<br />
in den Verhandlungen mit der Troika<br />
eine allzu strikte Austeritätspolitik – wie sie<br />
den Griechen noch auferlegt wurde – zu ver-<br />
GREEN <strong>BOND</strong>S in Mittelstandssegmenten<br />
meiden. Die Chancen dafür stünden nicht<br />
schlecht, zum einen, weil die öffentlichen spanischen<br />
Haushalte bei weitem nicht so desolat<br />
dastehen wie die griechischen, vor allem aber<br />
weil die negativen Auswirkungen radikalen<br />
Sparens inzwischen auch in Brüssel und Washington<br />
(Sitz des IWF) wahrgenommen werden.<br />
Dies könnte wiederum Vorbild sein für Verhandlungen<br />
mit einer neuen griechischen Regierung<br />
unter Führung der Linken. Diese<br />
müsste unter internationalem Druck von ihren<br />
eigenen radikalen Positionen abgehen,<br />
könnte im Gegenzug der Troika aber Zugeständnisse<br />
beim Thema Kürzen und Sparen<br />
abringen und damit ihr Gesicht wahren. In<br />
INVESTMENT<br />
der Folge verbliebe Griechenland in der Eurozone<br />
und erhielte weitere Milliarden an Unterstützungsleistungen.<br />
Zweifellos ein teures Szenario, aber die Vorteile<br />
liegen durchaus auf der Hand. Währungsunion<br />
und IWF hätten Handlungsfähigkeit<br />
bewiesen, der selbsterfüllenden Prophezeiung<br />
der Kapitalmärkte hinsichtlich eines monetären<br />
Ausblutens der Eurozone wäre zumindest<br />
vorerst die Grundlage entzogen. Vor allem<br />
auch wäre weitere Zeit für die notwendigen<br />
strukturellen Reformen und Anpassungsmaßnahmen<br />
insbesondere in Griechenland, aber<br />
auch in Spanien und Italien gewonnen. Zeit,<br />
die mit einem Exit Griechenlands aus der Eurozone<br />
wohl fehlen würde.<br />
Emittent Branche Laufzeit Kupon ISIN Corporate Bond Rating Ratingagentur Kurs Rendite<br />
Rating<br />
Solar<br />
3W Power Solar/Zulieferer 01.12.15 9,250% DE000A1A29T7 B- - S&P 88,93% 13,4%<br />
Centrosolar Solar 14.02.16 7,000% DE000A1E85T1 nicht aktuell - Creditreform 36,00% -<br />
Rena Solar/Maschinenbau 15.12.15 7,000% DE000A1E8W96 BB+ - EulerHermes 88,50% 11,1%<br />
Payom Solar Solar 07.04.16 7,500% DE000A1H3M96 B- - Creditreform 25,00% -<br />
S.A.G. Solarstrom Solar 14.12.15 6,250% DE000A1E84A4 nicht aktuell - - 66,00% -<br />
S.A.G. Solarstrom II Solar 10.07.17 7,500% DE000A1K0K53 nicht aktuell - - 67,75% -<br />
SiC Processing Solar/Zulieferer 01.03.16 7,125% DE000A1H3HQ1 BBB- - Creditreform 74,00% 17,1%<br />
Solarwatt Solarmodule 01.11.15 7,000% DE000A1EWPU8 B - Creditreform 54,00% -<br />
Windkraft<br />
e.n.o. energy Windkraft-Anlagenbau 30.06.16 7,375% DE000A1H3V53 BB+ - Creditreform 96,40% 8,4%<br />
Windreich II Windkraft-Projektentw. 03.01.15 6,500% DE000A1CRMQ7 BBB+ - Creditreform 79,00% -<br />
Windreich II Windkraft-Projektentw. 15.07.16 6,500% DE000A1H3V38 BBB+ - Creditreform 61,35% -<br />
Biogas<br />
bkn biostrom Biogas 06.06.16 7,500% DE000A1KQ8V1 - BBB Creditreform 75,00% 13,5%<br />
MT-Energie Biogasanlagenbau 03.04.17 8,250% DE000A1MLRM7 BBB- Creditreform 98,60% 8,5%<br />
Landwirtschaft<br />
Ekosem-Agrar Landwirtschaft 23.03.17 8,750% DE000A1MLSJ1 BB+ - Creditreform 99,75% 8,8%<br />
KTG Agrar I Landwirtschaft 14.09.15 6,750% DE000A1ELQU9 BBB - Creditreform 107,55% 4,2%<br />
KTG Agrar II Landwirtschaft 05.06.17 7,125% DE000A1H3VN9 BBB - Creditreform 101,00% 6,9%<br />
Sonstige<br />
FFK Environment Ersatzbrennstoffe 31.05.16 7,250% DE000A1KQ4Z BB+ - Creditreform 101,00% 6,1%<br />
German Pellets Pellets 31.03.16 7,250% DE000A1H3J67 BBB - Creditreform 100,00% 7,3%<br />
GIF - Automobilzulieferer 19.09.16 8,500% DE000A1K0FF9 BB - Creditreform 98,20% 9,0%<br />
Ges.f.Ind.forschung<br />
Scholz Recycling 08.03.17 8,500% AT0000A0U9J2 BB - EulerHermes 103,85% 7,5%<br />
Weitere GREEN <strong>BOND</strong>S<br />
Alba Waste Recycling 15.05.18 8,000% DE000A1KQ177 - - - 99,75% 8,1%<br />
Nordex Windkraft 12.04.16 6,375% XS0601426538 - - - 81,10% 12,2%<br />
Solarworld (2010-17) Solar 21.01.17 6,125% XS0478864225 - - - 31,80% -<br />
Solarworld (2011-16) Solar 13.07.16 6,375% XS0641270045 - - - 36,51% -<br />
Vestas Windkraft 23.03.15 4,625% XS0496644609 - - - 67,75% -<br />
GREEN <strong>BOND</strong>S, die öffentlich platziert wurden und in Freiverkehrssegmenten notierten<br />
Exer D (Exergia) 01.02.16 5,700% DE000A1E8TK1 - - - 89,50% 7,8%<br />
HELMA Hausbau 01.12.15 6,500% DE000A1E8QQ4 - 103,75% 5,4%<br />
Eigenheimbau<br />
Solar8 Energy Solarkraftwerke 06.04.16 9,250% DE000A1H3F87 - - - 93,75% 11,4%<br />
Stand: 08.06.2012<br />
Bei Anleihen, die unter 70% notieren, berechnen wir keine Rendite, da am Markt offensichtlich eine Leistungsstörung erwartet wird.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 13
14<br />
INVESTMENT<br />
Text: Dr. Michael Sever, Dieter Pape<br />
Transparenz bei Mittelstandsanleihen<br />
Ein kürzlich im „€uro am Sonntag“ erschienener<br />
Artikel von Alexander Graf von Preysing<br />
(Head of Issuer Services der Deutsche Börse<br />
AG) ist überschrieben mit „Anleger brauchen<br />
Transparenz“. Der Transparenzaspekt ist eines<br />
von acht Kriterien des Emissions Checks der<br />
URA Rating Agentur, München, und wird im<br />
Folgenden näher analysiert, unter besonderer<br />
Berücksichtigung der sog. Bondspezifischen<br />
Kennzahlen der DVFA.<br />
Transparenzanforderungen der Mittelstandsbörsen<br />
Die Mindestanforderungen zur Transparenz<br />
sind an den Mittelstandsbörsen in Stuttgart,<br />
Frankfurt und Düsseldorf ähnlich hoch,<br />
während München sowie Hamburg/Hannover<br />
im Anspruchsniveau teilweise etwas abfallen.<br />
Bei Bondm erscheint allerdings der<br />
Veröffentlichungszeitpunkt für den Geschäftsbericht<br />
von bis zu neun Monaten nach<br />
Geschäftsjahresende etwas spät. Dafür ist die<br />
Veröffentlichungsqualität in Stuttgart hinsichtlich<br />
Konzernabschlüssen deutlich besser<br />
als z.B. im mittelstandsmarkt Düsseldorf, bei<br />
dem der Schwerpunkt laut den Geschäftsbedingungen<br />
der Börse und in der Veröffentlichungspraxis<br />
beim oft weniger aussagefähigen<br />
Einzelabschluss liegt.<br />
Beim Emittentenrating gilt folgende Besonderheit:<br />
Dieses muss bei Bondm nicht durchgeführt<br />
werden, wenn von dem betreffenden<br />
Unternehmen bereits eine Aktie an einer inländischen<br />
Wertpapierbörse im regulierten<br />
Markt zugelassen ist (es reicht sogar eine sehr<br />
zeitnahe Veröffentlichung von Geschäftsund<br />
Quartalsberichten, eine Aktien-Notierung<br />
im Freiverkehr vorausgesetzt). Beim Entry<br />
Standard ist – enger gefasst – eine Aktiennotierung<br />
im regulierten Markt der Frankfurter<br />
Wertpapierbörse Voraussetzung für die<br />
Befreiung. Die von der Ratingpflicht befreiten<br />
Firmen zeigen es teilweise trotzdem, andere<br />
verzichten darauf. Damit fehlt speziell<br />
für den Privatanleger eine vergleichbare Informationsbasis<br />
zum Emissionsstart und im<br />
Eine Analyse der an Mittelstandsbörsen notierten Anleihen<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
Zeitverlauf. Außerdem ist unverständlich,<br />
wieso die Tatsache einer Aktiennotierung<br />
(mit anderweitigen zusätzlichen Transpa -<br />
renzanforderungen) ein „Bonitätskriterium“<br />
und der Ersatz für ein Rating des Emittenten<br />
darstellt.<br />
Ein Emissionsrating ist bei Bondm Voraussetzung<br />
für eine – bisher nicht erfolgte –<br />
Emission von Nachranganleihen; beim Entry<br />
Standard kann es generell wahlweise anstelle<br />
eines Emittentenratings veröffentlicht werden.<br />
Bondspezifische Kennzahlen gemäß<br />
DVFA<br />
Als einzige Mittelstandsbörse schreibt der Entry<br />
Standard (Frankfurt) vor, dass die Emittenten<br />
sechs Bondspezifische Kennzahlen gemäß<br />
DVFA zum Emissionszeitpunkt und<br />
auch in der Folgezeit veröffentlichen müssen,<br />
jeweils zwei zur Kapitaldienstdeckung, Verschuldung<br />
und zur Kapitalstruktur. Von dieser<br />
Pflicht sind allerdings diejenigen Unternehmen<br />
befreit, bei denen bereits eine Aktie<br />
im regulierten Markt der Frankfurter Börse<br />
zugelassen ist. Von den zwölf Emittenten in<br />
Frankfurt mit 14 Anleihen (inkl. der neuen<br />
Schalke-Anleihe) brauchen deshalb vier die<br />
Kennzahlen nicht zu veröffentlichen (S.A.G.<br />
Solarstrom für ihre erste Anleihe sowie Singulus<br />
haben die Kennzahlen zumindest zum<br />
Emissionszeitpunkt freiwillig gezeigt).<br />
Ähnlich wie beim Rating erschwert diese unterschiedliche<br />
Behandlung der Emittenten<br />
die Vergleichbarkeit speziell für den privaten<br />
Investor.<br />
Es wäre wünschenswert, wenn die Emittenten<br />
auch der anderen vier Mittelstandsbörsen<br />
die Bondspezifischen Kennzahlen laut DVFA<br />
veröffentlichen müssten. So gibt es ja auch<br />
ein „KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) nach<br />
DVFA/SG“, als Standard des Kapitalmarkts<br />
für die Bewertung von Aktien über alle Börsen<br />
hinweg.<br />
Der Anspruch der Börse Frankfurt („Anhand<br />
der Kennzahlen können Investoren einzelne<br />
Unternehmen miteinander vergleichen“) kann<br />
allerdings nur erfüllt werden, wenn die Kennzahlen<br />
von den einzelnen Unternehmen ähnlich<br />
ermittelt werden. Da hilft auch folgender<br />
Hinweis in der bei der Börse Frankfurt verfügbaren<br />
DVFA-Broschüre nicht weiter: „DVFA<br />
weist ausdrücklich darauf hin, dass einige der<br />
Kennzahlen durch Berechnungen ermittelt<br />
werden, bei denen es im Ermessen des Emittenten<br />
liegt, welche Positionen für die Ermittlung<br />
herangezogen werden.“<br />
Die nachfolgenden Übersichten zeigen, dass<br />
die Kennzahlen im Einzelfall von den Emittenten<br />
recht unterschiedlich definiert werden.<br />
Dies gilt insbesondere auch für die Unternehmen<br />
außerhalb des Entry Standards, die auf<br />
ihrer Website, im Prospekt oder im Geschäftsbericht<br />
alle oder einige der Kennzahlen freiwillig<br />
veröffentlichen.<br />
Neben der unterschiedlichen Ermittlungspraxis<br />
sind in den folgenden Tabellen auch Themen<br />
enthalten, die aus URA-Sicht von der<br />
DVFA geklärt werden sollten (z.B. Auswirkungen<br />
von BilMoG oder IFRS auf die Dateninhalte;<br />
Behandlung von Mezzanine-Kapital;<br />
bei großen Einmalposten ein möglicher<br />
Ausweis von unbereinigten und bereinigten<br />
Kennzahlen nebeneinander).<br />
Die Deutsche Börse in Frankfurt bemüht sich<br />
nach Auskunft von Alexander Graf von Preysing<br />
bei der DVFA um eine Weiterentwicklung<br />
und ggf. Präzisierung des Standards.<br />
Hierzu drei konkrete Beispiele aus der Praxis:<br />
Bei der Kennzahl EBIT/Zinsaufwand verwendet<br />
z.B. Singulus (in Frankfurt notiert, jedoch<br />
von der Veröffentlichung befreit) im Börsenprospekt<br />
im Nenner das Zinsergebnis (Wert der<br />
Kennzahl für die 9 Monate zum 30.9.2011:<br />
4,5) anstelle des üblicherweise benutzten Zinsaufwands<br />
i.e.S. (Wert: 2,5), was zu einer beinahe<br />
Verdoppelung der Kennzahl führt.
Bei der Kennzahl Net Debt/EBITDA vernachlässigt<br />
z.B. KTG Agrar innerhalb der Position<br />
„sonstige zinstragende Verbindlichkeiten“<br />
die aus URA-Sicht relevanten „sonstigen<br />
Verbindlichkeiten“ Darlehen, Maschinenfinanzierung<br />
und Wechselverbindlichkeiten.<br />
Hierdurch verbessert sich die Kennzahl im<br />
GJ 2010 von 5,4 auf 5,0.<br />
Der FC Schalke 04 berücksichtigt bei der<br />
gleichen Kennzahl dagegen zinszahlende<br />
„sonstige Verbindlichkeiten“ (im Zusammenhang<br />
mit Darlehen und Forderungsverkäufen)<br />
und kommt so für das GJ 2011 auf einen<br />
Wert von 3,0 (hätte Schalke die Position<br />
analog zu KTG Agrar vernachlässigt, so hätte<br />
der Wert 2,3 betragen).<br />
Best Practice der Transparenz bei Mittelstandsanleihen<br />
Im Rahmen ihres Emissions Checks beurteilt<br />
die URA Rating Agentur, inwieweit die<br />
INVESTMENT<br />
Emittenten bei ihren Transparenzbemühungen<br />
über die Mindestanforderungen der fünf<br />
Mittelstandsbörsen hinausgehen. Es werden<br />
folgende sieben „Best Practice“-Kriterien verwendet:<br />
• Veröffentlichung eines Konzernabschlusses<br />
innerhalb von 90 Tagen<br />
• Veröffentlichung von Konzern-Halbjahresberichten<br />
(teilweise werden nur<br />
Einzelabschlüsse veröffentlicht)<br />
• Veröffentlichung nicht nur von Halbjahres-,<br />
sondern auch von Quartalsberichten<br />
• Auf der Website: Veröffentlichung von<br />
Präsentationen für Analysten/Investoren<br />
oder Veröffentlichung vorhandener<br />
Analystenberichte (letztere sind ansonsten<br />
oft nur einem kleinen Adressatenkreis<br />
zugänglich; wohin dies führt, zeigt<br />
das aktuelle Beispiel Facebook)<br />
• Veröffentlichung von Bondspezifischen<br />
Kennzahlen (dies geschieht wie erwähnt<br />
teilweise auch freiwillig)<br />
• Veröffentlichung quantitativer Prognosen/Ziele<br />
mindestens für das laufende<br />
Geschäftsjahr<br />
• Genaue Quantifizierung der Anleihen-<br />
Mittelverwendung<br />
Vorbildlich nach diesen Kriterien sind Dürr<br />
und S.A.G. Solarstrom (jeweils die Note 1),<br />
Air Berlin, Centrosolar und Singulus (Note<br />
2), 3W Power, KTG Agrar, Nabaltec und<br />
Uniwheels (Note 3). Von Uniwheels abgesehen,<br />
handelt es sich hier durchweg um Unternehmen,<br />
die auch mit Aktien an der Börse<br />
notiert sind.<br />
Am schlechtesten abgeschnitten haben dagegen<br />
e.n.o., German Pellets, hkw, Katjes,<br />
MAG IAS, MITEC, Royalbeach, Scholz,<br />
Semper idem Underberg, Solarwatt und Valensina,<br />
also z.T. familiengeführte Unternehmen<br />
mit bekannten Markennamen.<br />
Die TOP MidCap Bonds, die von der URA<br />
Rating Agentur im Rahmen der Kurzanalyse<br />
„Emissions Check“ mit der Einschätzung<br />
✓✓✓ bis ✓✓✓✓✓ versehen wurden, finden<br />
sich unter www.ura.de (Rubrik „Investor<br />
Service“).<br />
In den URA Emissions Check gehen folgende<br />
acht Bewertungskriterien ein:<br />
EBIT/Interest (vor und nach der Anleihe -<br />
emission), Net Debt/EBITDA, URA Bilanzrating,<br />
veröffentlichtes Emittentenrating<br />
(z.B. Creditreform), Anleihebedingungen,<br />
Haftungseigenschaften, Transparenz.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 15
16<br />
INVESTMENT<br />
Die Übersicht zu Mittelstandsanleihen wird präsentiert von<br />
Entry Standard, Deutsche Börse<br />
Emittent Branche Datum der Emission Emissionsvolumen voll platziert Laufzeit Kupon ISIN Corporate Rating Bond Rating Rating durch Ratingagentur Kurs Rendite<br />
Besicherung erreicht<br />
EYEMAXX II Immobilien 11.04.2012 11 Mio. Euro nein 31.10.17 7,750% DE000A1MLWH7 - BBB+ ja Creditreform 99,50% 7,9%<br />
GOLFINO Mode 20.03.2012 12 Mio. Euro ja 04.04.17 7,250% DE000A1MA9E1 BBB- - - Creditreform 99,60% 7,3%<br />
Singulus Technologie 14.03.2012 60 Mio. Euro ja 22.03.17 7,750% DE000A1MASJ4 keines - - Creditreform 94,30% 9,3%<br />
Scholz Rohstoffe 17.02.2012 150 Mio. Euro ja 08.03.17 8,500% AT0000A0U9J2 BB - - EulerHermes 103,85% 7,5%<br />
EYEMAXX I Immobilien 26.07.2011 25 Mio. Euro nein 27.06.16 7,500% DE000A1K0FA0 - BBB+ ja Creditreform 100,40% 7,4%<br />
Peach Property* Immobilien 25.07.2011 50 Mio. Euro nein 26.01.12 6,600% DE000A1KQ8K4 - BBB- ja Creditreform 99,00% 6,9%<br />
Maschinenfabrik Maschinenbau 15.07.2011 23 Mio. Euro nein 15.07.16 7,250% DE000A1KQZL5 BB - - EulerHermes 102,50% 6,5%<br />
Spaichingen<br />
S.A.G. Solarstrom II Erneuerbare Energien 11.07.2011 25 Mio. Euro nein 10.07.17 7,500% DE000A1K0K53 nicht aktuell - - - 67,75% -<br />
KTG Agrar II Landwirtschaft 15.06.2011 100 Mio. Euro ja 05.06.17 7,125% DE000A1H3VN9 BBB - - Creditreform 101,00% 6,9%<br />
SeniVita Sozial sonstige 23.05.2011 15 Mio. Euro ja, in Nachpl. 17.05.16 6,500% DE000A1KQ3C2 BBB+ - - Creditreform 109,00% 4,0%<br />
DIC Asset Immobilien 16.05.2011 70 Mio. Euro nein 16.05.16 5,875% DE000A1KQ1N3 keines - - - 96,80% 6,8%<br />
Golden Gate Immobilien 11.04.2011 30 Mio. Euro ja 10.11.14 6,500% DE000A1KQXX5 BB BBB Ja - 95,10% 8,9%<br />
S.A.G. Solarstrom* Erneuerbare Energien 15.12.2010 25 Mio. Euro ja 14.14.15 6,250% DE000A1E84A4 nicht aktuell - - - 66,00% -<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
*) Transfer vom Open Market in den Entry Standard<br />
der mittelstandsmarkt, Börse Düsseldorf<br />
Emittent Branche Datum der Emission Emissionsvolumen voll platziert Laufzeit Kupon ISIN Corporate Rating Bond Rating Rating durch Ratingagentur Kurs Rendite<br />
Besicherung erreicht<br />
Zamek Nahrungsmittel 09.05.2012 35 Mio. Euro ja 15.05.17 7,750% DE000A1K0YD5 BB - - Creditreform 100,85% 7,5%<br />
friedola Gebr. Holzapfel Kunststoff 11.04.2012 13 Mio. Euro nein 11.04.17 7,250% DE000A1MLYJ9 BB Creditreform 96,75% 8,1%<br />
MT-Energie Anlagenbau 04.04.2012 10 Mio. Euro nein 03.04.17 8,250% DE000A1MLRM7 BBB- Creditreform 98,60% 8,5%<br />
Seidensticker Konsum 29.02.2012 30 Mio. Euro ja 12.03.18 7,250% DE000A1K0SE5 BB+ Creditreform 105,50% 5,9%<br />
hkw Personalkonzepte sonstige 15.11.2011 10 Mio. Euro nein 15.11.16 8,250% DE000A1K0QR1 BBB - - Creditreform 98,20% 8,7%<br />
Bastei Lübbe Verlag/Konsum 26.10.2011 30 Mio. Euro ja 26.10.16 6,750% DE000A1K0169 BBB - - Creditreform 110,00% 4,0%<br />
Procar Automobile Automobilhandel 14.10.2011 30 Mio. Euro nein 14.10.16 7,750% DE000A1K0U44 BBB - - Creditreform 101,00% 7,2%<br />
GIF – Ges.f.Ind.forschung Automobil 20.09.2011 15 Mio. Euro nein 19.09.16 8,500% DE000A1K0FF9 BB - - Creditreform 98,20% 9,0%<br />
Katjes International Nahrung/Konsum 06.07.2011 45 Mio. Euro ja 18.07.16 7,125% DE000A1KRBM2 BB+ - - Creditreform 105,45% 5,7%<br />
e.n.o. energy Erneuerbare Energien 30.06.2011 25 Mio. Euro nein 30.06.16 7,375% DE000A1H3V53 BB+ - - Creditreform 96,40% 8,4%<br />
FFK Environment Erneuerbare Energien 01.06.2011 25 Mio. Euro nein 31.05.16 7,250% DE000A1KQ4Z BB+ - - Creditreform 101,00% 6,1%<br />
Valensina Nahrung/Konsum 28.04.2011 50 Mio. Euro ja 27.04.16 7,375% DE000A1H3YK9 BB- - - Creditreform 103,50% 5,9%<br />
Semper Idem Underberg Nahrung/Konsum 20.04.2011 50 Mio. Euro ja 19.04.16 7,125% DE000A1H3YJ1 BB+ - - Creditreform 107,75% 4,3%<br />
Stand: 08.06.2012<br />
Bei Anleihen, die unter 70% notieren, berechnen wir keine Rendite, da am Markt offensichtlich eine Leistungsstörung erwartet wird.
Die Übersicht zu Mittelstandsanleihen wird präsentiert von<br />
Bondm, Börse Stuttgart<br />
Emittent Branche Datum der Emission Emissionsvolumen voll platziert Laufzeit Kupon ISIN Corporate Rating Bond Rating Rating durch Ratingagentur Kurs Rendite<br />
Besicherung erreicht<br />
MITEC Automotive Automobil 29.03.2012 <strong>24</strong> Mio. Euro nein 29.03.17 7,750% DE000A1K0NJ5 BBB- - - Creditreform 99,40% 7,9%<br />
Ekosem-Agrar Landwirtschaft 20.03.2012 50 Mio. Euro ja 23.03.17 8,750% DE000A1MLSJ1 BB+ - - - 99,75% 8,8%<br />
Air Berlin III Luftfahrt 31.10.2011 100 Mio. Euro ja 01.11.14 11,500% DE000AB100C2 keines - - - 99,00% 11,9%<br />
Royalbeach Konsum 28.10.2011 25 Mio. Euro nein 27.10.16 8,125% DE000A1K0QA7 BB+ - - Creditreform 100,00% 8,1%<br />
Windreich II Erneuerbare Energien 14.07.2011 75 Mio. Euro nein 15.07.16 6,500% DE000A1H3V38 BBB+ - - Creditreform 61,35% -<br />
Albert Reiff Automobil 17.05.2011 30 Mio. Euro ja 26.05.16 7,250% DE000A1H3F20 BBB - - Creditreform 109,50% 4,6%<br />
Air Berlin II Luftfahrt 19.04.2011 150 Mio. Euro ja 19.04.18 8,250% DE000AB100B4 keines - - - 81,00% 13,1%<br />
UNIWHEELS Automobil 18.04.2011 50 Mio. Euro nein 19.04.16 7,500% DE000A1KQ367 BB- - - EulerHermes 92,55% 9,9%<br />
Payom Solar Erneuerbare Energien 07.04.2011 50 Mio. Euro nein 07.04.16 7,500% DE000A1H3M96 B- - - Creditreform 25,00% -<br />
German Pellets Erneuerbare Energien 01.04.2011 80 Mio. Euro ja 31.03.16 7,250% DE000A1H3J67 BBB - - Creditreform 100,00% 7,3%<br />
Joh. Friedrich Behrens Industrie 14.03.2011 30 Mio. Euro ja, in Nachpl. 14.03.16 8,000% DE000A1H3GE9 nicht aktuell - - - 106,50% 6,0%<br />
SiC Processing Erneuerbare Energien 25.02.2011 80 Mio. Euro nein 01.03.16 7,125% DE000A1H3HQ1 BBB- - - Creditreform 74,00% 17,1%<br />
Centrosolar Erneuerbare Energien 14.02.2011 50 Mio. Euro ja 14.02.16 7,000% DE000A1E85T1 nicht aktuell - - Creditreform 36,00% -<br />
MAG IAS Automobil 04.02.2011 50 Mio. Euro ja 08.02.16 7,500% DE000A1H3EY2 B+ - - Creditreform 83,50% 13,5%<br />
Dürr (Tap) Automobil 06.12.2010 75 Mio. Euro ja 28.09.15 7,250% DE000A1EWGX1 keines - - - 111,45% 3,5%<br />
Rena Erneuerbare Energien 15.12.2010 75 Mio. Euro nein 15.12.15 7,000% DE000A1E8W96 BB+ - - EulerHermes 88,50% 11,1%<br />
3W Power Erneuerbare Energien 29.11.2010 100 Mio. Euro nein 01.12.15 9,250% DE000A1A29T7 B- - - S&P 88,93% 13,4%<br />
Air Berlin Luftfahrt 10.11.2010 200 Mio. Euro ja 10.11.15 8,500% DE000AB100A6 keines - - - 92,00% 11,4%<br />
Solarwatt Solar 28.10.2010 25 Mio. Euro ja 01.11.15 7,000% DE000A1EWPU8 B - - Creditreform 54,00% -<br />
Nabaltec Rohstoffe 12.10.2010 30 Mio. Euro ja 15.10.15 6,500% DE000A1EWL99 nicht aktuell - - - 103,80% 5,2%<br />
Dürr Automobil 28.09.2010 150 Mio. Euro ja 28.09.15 7,250% DE000A1EWGX1 keines - - - 104,05% 3,5%<br />
KTG Agrar Landwirtschaft Aug+Sep 10 50 Mio. Euro ja 14.09.15 6,750% DE000A1ELQU9 BBB - - Creditreform 107,55% 4,2%<br />
Windreich Erneuerbare Energien Mai 2010 50 Mio. Euro ja, in Nachpl. 03.01.15 6,500% DE000A1CRMQ7 BBB+ - - Creditreform 79,00% -<br />
Mittelstandsbörse Deutschland, Börse Hamburg/Hannover<br />
Emittent Branche Datum der Emission Emissionsvolumen voll platziert Laufzeit Kupon ISIN Corporate Rating Bond Rating Rating durch Ratingagentur Kurs Rendite<br />
Besicherung erreicht<br />
ALBIS Leasing Finanzdienstleistungen 04.10.2011 50 Mio. Euro nein 04.10.16 7,625% DE000A1CR0X3 BB+ BB - Creditreform 100,00% 7,6%<br />
bkn biostrom Erneuerbare Energien 06.06.2011 25 Mio. Euro nein 06.06.16 7,500% DE000A1KQ8V1 - BBB ja Creditreform 75,00% 13,5%<br />
INVESTMENT<br />
Stand: 08.06.2012<br />
Bei Anleihen, die unter 70% notieren, berechnen wir keine Rendite, da am Markt offensichtlich eine Leistungsstörung erwartet wird.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 17
18<br />
GREEN <strong>BOND</strong>S<br />
Text: Sven Diermeier, INDEPENDENT<br />
RESEARCH<br />
Der weltweite Photovoltaikmarkt hat<br />
sich gemessen in Gigawatt in den vergangenen<br />
Jahren sehr dynamisch entwickelt.<br />
Ausschlaggebend waren die Förderprogramme<br />
in den europäischen Ländern, allen<br />
voran Deutschland mit dem Erneuerbare-<br />
Energien-Gesetz (EEG). Nachdem im Jahr<br />
2000 weltweit Photovoltaikanlagen mit einer<br />
Leistung von nur 277 Megawatt installiert<br />
worden sind, waren es im vergangenen<br />
Jahr nach Daten des europäischen Branchenverbandes<br />
EPIA bereits 29,7 Gigawatt.<br />
Dies entspricht einer kräftigen Steigerung<br />
von 76% gegenüber dem Jahr 2010. Auf<br />
Europa entfielen 74% (2010: 79%) der<br />
Photovoltaik-Neuinstallationen. Italien (9,3<br />
Gigawatt; 2010: 2,3) und Deutschland (7,5<br />
Gigawatt; 2010: 7,4) waren mit Abstand<br />
auch im vergangenen Jahr die größten Photovoltaik-Einzelmärkte.<br />
Die kumulierten<br />
weltweiten Photovoltaikinstallationen lagen<br />
Ende 2011 bei 69,7 Gigawatt (31.12.2010:<br />
40,0; 31.12.2000: 1,4). Deutschland ist mit<br />
27,4 Gigawatt installierter Photovoltaikkapazität<br />
mit weitem Abstand der Spitzenreiter<br />
(Nummer zwei Italien: 12,8 Gigawatt).<br />
Neben dem rasanten Installationswachstum<br />
ist parallel ein deutlicher Preisrückgang bei<br />
Photovoltaik-Komponenten (Wafer, Zellen,<br />
Module) sowie Photovoltaik-Systemen zu<br />
beobachten gewesen. So sank beispielsweise<br />
der durchschnittliche Endkundenpreis in<br />
Deutschland für eine Aufdach-Photovoltaik -<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
Photovoltaik<br />
Marktentwicklung und Ausblick<br />
anlage mit einer Leistung von bis zu 100 Kilowatt-Spitzenleistung<br />
vom zweiten Quartal<br />
2006 (5.000 Euro pro Kilowatt-Spitzenleistung)<br />
bis zum ersten Quartal 2012 (1.969<br />
Euro pro Kilowatt-Spitzenleistung) um<br />
61% (Quelle: Bundesverband Solarwirtschaft).<br />
Der signifikante Preisrückgang resultiert<br />
aus zwei Effekten: 1) Die Vergütungssätze<br />
sind in den meisten Ländern zeitlich<br />
degressiv gestaltet. 2) Produktionsüberkapazitäten<br />
infolge der aggressiven Erweiterungen<br />
hauptsächlich von Seiten asiatischer/chinesischer<br />
Hersteller. Diese Konstellation<br />
hat dazu geführt, dass sich die Photovoltaikbranche<br />
gegenwärtig in einer Konsolidierungsphase<br />
befindet. Zahlreiche, auch<br />
börsennotierte Unternehmen sind insolvent<br />
bzw. haben einen Insolvenzantrag gestellt<br />
(z.B. Evergreen, Q-Cells, ralos New Energies,<br />
Solar Millenium, Solon). Mit Ausnahme<br />
der Bereiche EPC (u.a. Belectric ist<br />
Marktführer) und Wechselrichter (SMA Solar<br />
Technology ist Marktführer) haben die<br />
deutschen Unternehmen in der Photovoltaikbranche<br />
innerhalb weniger Jahre ihre<br />
Marktführerschaft eingebüßt und erheblich<br />
an Bedeutung verloren. Kein deutscher<br />
Komponentenhersteller ist mehr unter den<br />
TOP 10.<br />
Geschäftsentwicklung der deutschen<br />
Photovoltaikbranche<br />
Die Branchenentwicklung – starkes Volumenwachstum<br />
bei signifikantem Preisverfall<br />
Sven Diermeier ist Senior Analyst<br />
bei INDEPENDENT RESEARCH<br />
– hat deutliche Spuren in den Bilanzen der<br />
deutschen Photovoltaik-Unternehmen hinterlassen.<br />
Vor dem Hintergrund, dass der<br />
schnelle Preisverfall nicht mit Kostensenkungen<br />
in der gleichen Geschwindigkeit<br />
und demselben Ausmaß aufgefangen werden<br />
konnte, waren 2011 trotz zum Teil<br />
deutlicher Absatzsteigerungen Umsatzrückgänge,<br />
Ergebniseinbrüche bzw. Verluste<br />
mehr die Regel als die Ausnahme. Aufgrund<br />
des Preisverfalls mussten beispielsweise SolarWorld<br />
und Q-Cells massive Wertberichtigungen<br />
auf Produktionsanlagen durchführen.<br />
Q-Cells musste Anfang 2012 melden,<br />
dass die SE ein negatives Eigenkapital aufweist,<br />
und im April folgte dann der Antrag<br />
auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.
Aber nicht nur Komponentenhersteller wie<br />
SolarWorld und Q-Cells sind unter Druck<br />
geraten. Wegen der hohen Wettbewerbsintensität<br />
(stark fragmentierter Markt) mussten<br />
auch die EPC-Unternehmen die Preissenkungen<br />
durch die Komponentenhersteller<br />
nahezu eins zu eins an die Kunden weitergeben.<br />
Die Tabelle bildet die Geschäftsentwicklung<br />
ausgewählter deutscher börsennotierter Unternehmen,<br />
die eine bzw. mehrere (Wandel-)<br />
Anleihen in den letzten Jahren emittiert haben,<br />
ab. Durch die jüngsten Verluste sowie<br />
die schwache Cashflow-Entwicklung ist es<br />
für die Unternehmen sehr viel schwieriger<br />
geworden bzw. unmöglich (Fall Q-Cells),<br />
ihren Zinszahlungsverpflichtungen bzw.<br />
letztendlich der Tilgung nachzukommen.<br />
Dies zeigt sich auch an den Kursen der emittierten<br />
(Wandel-)Anleihen, die deutlich unter<br />
dem Nominalwert notieren.<br />
Der Photovoltaikmarkt 2012 und die<br />
Folgejahre<br />
Die Photovoltaikbranche befindet sich gegenwärtig<br />
in der Übergangsphase von staatlichen<br />
Subventionen in einen Markt mit<br />
freien Kräften. Aufgrund von geplanten<br />
deutlichen Subventionskürzungen in wichtigen<br />
europäischen Photovoltaikmärkten<br />
(Deutschland: novellierter EEG-Entwurf<br />
befindet sich im Vermittlungsausschuss von<br />
Bundestag und Bundesrat; Italien: Contento<br />
Energia V) wird für das Jahr 2012 allgemein<br />
mit einer spürbar nachlassenden globalen<br />
Wachstumsdynamik (Gigawatt-Basis) gerechnet.<br />
Der weltgrößte Photovoltaik-<br />
Wechselrichterhersteller SMA Solar Technology<br />
schließt für 2012 einen leichten<br />
Rückgang der Photovoltaik-Installationen<br />
nicht aus. Der Branchenverband EPIA erwartet<br />
für 2012 einen Photovoltaik-Zubau<br />
zwischen 20,2 (moderates Szenario) und<br />
40,2 Gigawatt (politikgetriebenes Szenario),<br />
was gegenüber 2011 einem deutlichen Einbruch<br />
bis einem deutlichen Anstieg entspre-<br />
chen würde. Ferner ist mit einer deutlichen<br />
regionalen Verschiebung der Photovoltaik-<br />
Neuinstallationen zulasten von Europa zu<br />
rechnen. Es bestehen weiter Produktionsüberkapazitäten<br />
gepaart mit staatlichen Förderkürzungen,<br />
was 2012 wahrscheinlich erneut<br />
zu einem deutlichen Preisdruck führen<br />
wird. NPD Solarbuzz rechnet damit, dass<br />
der Preis von Solarmodulen chinesischer<br />
Tier 1-Produzenten 2012 nochmals um<br />
30% sinken wird. Lux Research erwartet,<br />
dass der Branchenumsatz im laufenden Jahr<br />
auf 92 Mrd. USD von 110 Mrd. USD 2011<br />
sinken wird. Die in den USA eingeführten<br />
Zölle auf chinesische Solarprodukte sollten<br />
Herstellern wie SolarWorld, die in den USA<br />
produzieren, nur begrenzt helfen. Die US-<br />
Hersteller können zwar höhere Preise erzielen<br />
und damit kostendeckender arbeiten.<br />
Allerdings sollte der Preisanstieg auch die<br />
Nachfrage nach Solarprodukten in den USA<br />
dämpfen, da die erwartete Rendite von Photovoltaikanlagen<br />
durch höhere Preise verringert<br />
wird. Die US-Hersteller sehen sich<br />
somit unseres Erachtens zwei Effekten gegenüber:<br />
einem positiven Preiseffekt sowie<br />
einem dämpfenden Mengeneffekt. US-Hersteller,<br />
die noch außerhalb der USA aktiv<br />
sind, wie z.B. SolarWorld, könnten zudem<br />
mit einem negativen Rückkopplungseffekt<br />
konfrontiert sein. Die mit Zöllen belegten<br />
chinesischen Produzenten könnten unseres<br />
GREEN <strong>BOND</strong>S<br />
Erachtens versuchen, ihre Solarprodukte in<br />
andere Märkte wie Deutschland/Europa zu<br />
verkaufen, was dort für zusätzlichen Preisdruck<br />
s<strong>org</strong>t.<br />
Ab 2013 sind die meisten Marktexperten<br />
optimistischer für die Photovoltaikbranche<br />
gestimmt. EPIA prognostiziert für das Jahr<br />
2016 Photovoltaik-Neuinstallationen von<br />
38,8 bis 77,3 Gigawatt. IMS Research prognostiziert<br />
für 2016 die Neuinstallationen in<br />
einer Spanne von 32 bis 65 Gigawatt. IHS<br />
iSuppli erwartet, dass der Absatz an Photovoltaik-Wechselrichtern,<br />
die als Annäherung<br />
für die neuinstallierten Photovoltaik-Kapazitäten<br />
betrachtet werden dürfen, im Jahr<br />
2015 52 Gigawatt erreichen wird. Da auch<br />
die Bilanzen von asiatischen Photovoltaikunternehmen<br />
durch den Preisverfall stark<br />
angegriffen sind, sollte nach 2012 bei einem<br />
Anziehen der Marktdynamik auch der Preisdruck<br />
spürbar nachlassen. Unternehmen,<br />
die die gegenwärtige Branchenkonsolidierung<br />
erfolgreich überstehen, sollten somit<br />
gute Chancen haben, an den positiven Perspektiven<br />
des Photovoltaikmarktes partizipieren<br />
zu können.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 19
20<br />
GREEN <strong>BOND</strong>S<br />
Green Bonds am Mittelstandsanleihemarkt<br />
Text: Alexander Kuhn, youmex<br />
Unternehmen aus dem Bereich Erneuerbare<br />
Energien werden für den Kapitalmarkt<br />
immer interessanter – unter kurzfristigen,<br />
opportunistischen Aspekten wie<br />
unter langfristigen, nachhaltigen Betrachtungen.<br />
Mit einem Gesamtumsatz, der gemäß<br />
einer Studie der Unternehmensberatung<br />
Roland Berger allein in Deutschland<br />
von 150 Mrd. Euro im Jahr 2005 auf 1.000<br />
Mrd. Euro im Jahr 2030 anwächst, wird die<br />
Branche traditionelle Industriezweige wie<br />
Fahrzeugbau und Maschinenbau weit hinter<br />
sich lassen. Einhergehend mit dem starken<br />
Wachstum besteht ein enormer Kapitalbedarf<br />
dieser Unternehmen. Für die Erreichung<br />
der Klimaschutzziele bis 2020 sind<br />
allein in Deutschland Investitionen in Höhe<br />
von 400 Mrd. Euro notwendig. Diese<br />
Wachstumsbranche trifft allerdings bei der<br />
Kapitalbereitstellung auf eine zurückhaltende<br />
Bankenlandschaft. Einerseits sind die<br />
Banken aufgrund der Eigenkapitalerfordernisse<br />
gem. „Basel II und III“ in der langfristigen<br />
Kreditvergabe sowie der Unternehmensfinanzierung<br />
limitiert. Andererseits besteht<br />
nachhaltig ein großvolumiger Finanzierungsbedarf,<br />
und so kann es nicht verwundern,<br />
dass Unternehmen aus dem Bereich<br />
Erneuerbare Energien alternativ durch<br />
Kapitalmarktinstrumente wie die Mittelstandsanleihe<br />
einen direkten Zugang zu<br />
Fremdmitteln vom Kapitalmarkt suchen.<br />
In der Tat haben diese sogenannten „Green<br />
Bonds“ einen signifikanten Anteil im gesamten<br />
Mittelstandsanleihemarkt. Von den<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
Ein Überblick<br />
seit 2010 rund 75 begebenen Mittelstandsanleihen<br />
(einschließlich der Freiverkehrssegmente<br />
der Börsen) stammt mit 22 Anleihen<br />
über ein Viertel der Unternehmen aus dem<br />
Bereich Erneuerbare Energien.<br />
Unternehmen aus den Hauptanlageklassen<br />
Photovoltaik- und Windenergie sowie Produzenten<br />
von Biogas und Biomasse sind<br />
vertreten, somit ein Querschnitt der förderfähigen<br />
Energieklassen aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />
(EEG). Auch in Bezug<br />
auf das Dienstleistungsspektrum ist die<br />
ganze Bandbreite vorhanden, von Maschinenherstellern,<br />
Systemintegratoren, Projektentwicklern<br />
bis hin zu Produzenten von<br />
CO 2 -neutralen Ersatzbrennstoffen.<br />
Von den insgesamt 22 Emissionen von<br />
Green Bonds wurden zehn Anleihen von<br />
Unternehmen aus der Solarbranche emittiert,<br />
sechs von Emittenten aus der Windbranche,<br />
vier von Unternehmen, die im Bereich<br />
Biogas tätig sind, und zwei Anleihen<br />
sind der Energieklasse Biomasse zuzuordnen.<br />
Insgesamt wurden diese 22 Emissionen<br />
von 17 Emittenten begeben, dies bedeutet,<br />
dass darunter schon jetzt – nicht einmal<br />
zwei Jahre nach Eröffnung der Segmente für<br />
Mittelstandsanleihen – einige „Wiederholungstäter“<br />
sind.<br />
Die Unternehmen, darunter acht nicht börsennotierte<br />
Gesellschaften, konnten einen<br />
stolzen Betrag von 846 Mio. Euro mit Ku-<br />
Grafik 1: Anteil von Green Bonds unter den Mittelstandsanleihen<br />
Alexander Kuhn, Director<br />
Project Finance, youmex AG<br />
pons zwischen 5,70% und 9,25% bei Anlegern<br />
einsammeln (bei einem ursprünglich<br />
geplanten Emissionsvolumen von rund 941<br />
Mio. Euro).<br />
Der durchschnittliche Kupon der Peergroup<br />
„Green Bonds“ beträgt 7,09% p.a. Das<br />
mittlere Anleihevolumen beträgt 39 Mio.<br />
Euro. Von den 22 Anleihen wurden 14 vollständig<br />
und 8 nicht komplett platziert. 15<br />
der Mittelstandsanleihen wurden von einem<br />
Emissionsberater begleitet.<br />
Welche Energieklassen bei Green<br />
Bonds sind besonders gefragt?<br />
Betrachtet man die aktuelle Kursentwicklung,<br />
sind Anleihen aus den Segmenten Biogas<br />
und Biomasse die Topperformer in der<br />
Peergroup „Erneuerbare Energien“ am Mittelstandsanleihemarkt.<br />
Unter den Top 3 finden<br />
sich neben der im Entry Standard börsennotierten<br />
KTG Agrar AG, die nach dem<br />
Börsendebüt ihres Bond I am Bondm 2010<br />
mittlerweile eine zweite Anleihe begeben<br />
hat, zwei nicht börsennotierte Gesellschaften.<br />
Die German Pellets GmbH ist Weltmarktführer<br />
in der Herstellung von Pellets,<br />
die von Haushalten zur Beheizung von Pelletöfen<br />
genutzt, aber auch an Blockheizkraftwerke<br />
zur Stromproduktion aus Biomasse<br />
geliefert werden. Die FFK Environment<br />
GmbH ist ein Spezialist für die Pro-
Grafik 2: Green Bonds nach Segmenten<br />
duktion klimafreundlicher Ersatzbrennstoffe<br />
aus Abfällen. Aus dem Emissionserlös<br />
der Anleihe wird der Aufbau des neuen<br />
Werkes zur Herstellung innovativer Biokohle,<br />
klimaschonender Pellets aus Reststoffen<br />
und für den Ersatz fossiler Brennstoffe<br />
(Braun- und Steinkohle) in Kohlekraftwerken<br />
finanziert.<br />
Der Pelletmarkt könnte für Anleger zunehmend<br />
interessanter werden. Dieser Markt für<br />
Holzpellets und Holzhackschnitzel, in dem<br />
German Pellets aktiv ist, entwickelt sich dynamisch,<br />
was darauf zurückzuführen ist, dass<br />
Holzheizungen im Vergleich zu konventionellen<br />
Energieträgern wirtschaftlich geworden<br />
sind und ein weiterer Anstieg der fossilen<br />
Brennstoffkosten erwartet wird. Ende 2011<br />
existierten 155.000 Pelletheizungen. Marktprognosen<br />
zufolge soll deren Zahl hierzulande<br />
auf 1 Mio. bis zum Jahr 2020 steigen.<br />
Darüber hinaus wird ein Anstieg im Blockheizkraftwerksmarkt<br />
in Europa von derzeit<br />
rund 4,5 Mio. Tonnen auf 20 bis 25 Mio.<br />
Tonnen bis 2020 erwartet.<br />
Auch der Biogasmarkt hat das Interesse vieler<br />
Anleger geweckt. Derzeit werden rund 2.800<br />
GREEN <strong>BOND</strong>S<br />
Megawatt aus Biogasanlagen gewonnen. Bis<br />
2020 sollen es rund 6.000 Megawatt sein.<br />
Die KTG Agrar AG konnte mit der Begebung<br />
zweier Anleihen mit einem Gesamtvolumen<br />
von 150 Mio. Euro Kapital aus dieser<br />
Entwicklung schlagen. Dennoch missglückte<br />
es anderen Unternehmen aus der Branche,<br />
wie der bkn biostrom AG oder der MT Energie<br />
GmbH, das geplante Emissionsvolumen<br />
vollständig bei den Anlegern einzusammeln.<br />
Bei den genannten Beispielen ist festzuhalten,<br />
dass nicht nur die Märkte ausschlaggebend<br />
sind, sondern auch die wirtschaftlichen Erfolgsfaktoren<br />
der jeweiligen Branchenunternehmen,<br />
die dahinter stehen.<br />
Was sind die Erfolgsfaktoren bei<br />
Green Bonds und worauf achten<br />
Investoren?<br />
Nicht anders als bei anderen Emissionen haben<br />
die Unternehmen, die den Kapitalmarkt<br />
nutzen möchten, gewisse Kriterien zu<br />
erfüllen. Professionelle Investoren setzen die<br />
wirtschaftliche Kapitalmarktreife eines Unternehmens<br />
voraus. Der Emittent sollte ein<br />
bewährtes Geschäftsmodell aufweisen,<br />
wachstumsstark sein und weiteres Wachstumspotenzial<br />
haben sowie nachhaltig po-<br />
Anzeige
22<br />
GREEN <strong>BOND</strong>S<br />
sitive Jahresergebnisse erzielen. Gleichermaßen<br />
sollten Emittenten aufgrund der fehlenden<br />
oder geringen Besicherung von Anleihen<br />
über einen stabilen positiven Cashflow verfügen.<br />
Schlussendlich achten Investoren auch<br />
auf das Verhältnis von Anleihevolumen zur<br />
Unternehmensgröße und zum Unternehmensumsatz.<br />
Überträgt man dies auf die oben genannten<br />
Unternehmen, wurden all diese Kriterien erfüllt.<br />
Es handelt sich hierbei zumindest bei<br />
KTG und German Pellets jeweils um den<br />
Branchenprimus, der in den letzten Jahren<br />
seine Umsätze und Gewinne vervielfacht hat.<br />
Außerdem verfügen beide über wesentliche<br />
Wettbewerbsvorteile. German Pellets ist<br />
Weltmarktführer in einer stark wachsenden<br />
Branche mit einem ausgereiften Geschäftsmodell,<br />
wie es auch eine KTG hat. Sie nutzt<br />
zur Belieferung der eigenen Biogaskraftwerke<br />
Abfallprodukte aus anderen Geschäftssegmenten.<br />
Darüber hinaus besitzt KTG erhebliche<br />
stille Reserven, die durch den expansiven<br />
Zukauf von Ackerlandflächen geschaffen<br />
Tabelle 1: Top Green Bonds<br />
Emissionen Kurs WKN Volumen Segment<br />
KTG Agrar AG I 107,01 A1ELQU 50.000.000 Bondm<br />
FFK Environment GmbH 101,50 A1KQ4Z 16.000.000 mittelstandsmarkt<br />
KTG Agrar AG II 101,<strong>24</strong> A1H3VN 100.000.000 Entry Standard<br />
German Pellets GmbH 100,10 A1H3J6 80.000.000 Bondm<br />
(Stand: 08.06.2012)<br />
Tabelle 2: Flop Green Bonds<br />
Emissionen Kurs WKN Volumen Segment<br />
Payom Solar AG 25,00 A1H3M9 27.548.000 Bondm<br />
CENTROSOLAR Group AG 30,00 A1E85T 50.000.000 Bondm<br />
Solarwatt AG 55,00 A1EWPU 25.000.000 Bondm<br />
Windreich AG 60,00 A1H3V3 75.000.000 Bondm<br />
bkn biostrom AG 76,05 A1KQ8V 7.500.000 FV Hamburg/Hannover<br />
Stand 08.06.2012<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
wurden und aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung<br />
und des begrenzten Assets<br />
fruchtbares Ackerland stetig an Wert zunehmen.<br />
Welche Green Bonds werden es in Zukunft<br />
schwer haben?<br />
Betrachtet man die Kehrseite der Medaille,<br />
muss man feststellen, dass es andere Unternehmen<br />
aus der Branche der erneuerbaren<br />
Energien hart getroffen hat. Einzelne Werte<br />
wie der Kurs der Payom-Solar-Anleihe fielen<br />
auf 23% des Nennwerts. Der Vertrauensverlust<br />
hat aufgrund massiver Kürzungen staatlich<br />
gesicherter Einspeisevergütungen zu einem<br />
deutlichen Abflauen der Investoren -<br />
nachfrage geführt. Dabei gab es vor allem für<br />
Unternehmen der Photovoltaik-Branche<br />
drastische Abwertungen, wobei zwischen<br />
Herstellern und Systemlieferanten bzw. Projektentwicklern<br />
differenziert werden sollte.<br />
Die Ampel steht auf Grün<br />
Der Mittelstandsanleihemarkt ist nach wie<br />
vor ein attraktives Finanzierungsinstrument<br />
für Unternehmen aus dem Bereich Erneuerbare<br />
Energien. Aufgrund des anfangs erwähnten<br />
Marktwachstums sind diese Unternehmen<br />
weiterhin prädestiniert für den Anleihemarkt<br />
und dessen Investoren. Erfolgreiche<br />
Emittenten verfügen über eine nachweislich<br />
gute Leistungsbilanz. Anderen Unternehmen<br />
ist es nicht gelungen, ihr geplantes<br />
Kapital einzusammeln, da Fremdkapitalinvestoren<br />
nicht in die reine Projektentwicklung,<br />
quasi als Venture Capital, investieren<br />
möchten. Probleme, die Anforderungen der<br />
Anleger zu erfüllen, werden auch deutsche<br />
Hersteller aus dem PV- und Windbereich haben.<br />
Marktführenden, nachhaltig operierenden<br />
Unternehmen, wie beispielsweise KTG<br />
und German Pellets, steht der Kapitalmarkt<br />
dagegen offen.<br />
Wir blicken weiterhin gespannt auf eine Zukunftsbranche.<br />
Für viele Unternehmen steht<br />
die Ampel weiterhin auf Grün!
Text: Tobias Aichele, Windreich<br />
Die Windenergie leistet bereits einen beachtlichen<br />
Beitrag zum Klimaschutz.<br />
Hätte die gesamte Energie, die Windkraftwerke<br />
im Jahr 2010 in Deutschland lieferten,<br />
durch fossile Brennstoffe erzeugt werden müssen,<br />
hätte das 28,3 Mio. Tonnen Treibhausgas-Emissionen<br />
und 26,1 Mio. Tonnen CO2 verursacht. Damit war Windkraft für ein<br />
knappes Viertel der durch Erneuerbare Energien<br />
eingesparten Emissionen verantwortlich.<br />
Weltweit wurden 2008 nach Berechnungen<br />
des Global Wind Energy Council (GWEC)<br />
durch Windkraftnutzung 158 Mio. Tonnen<br />
CO2 vermieden. Bis 2020 soll weltweit eine<br />
jährliche Einsparung von bis zu 1,5 Mrd. Tonnen<br />
CO2 erreicht werden können.<br />
Windenergieanlagen verbrauchen während<br />
des Betriebs keine fossilen Ressourcen und<br />
emittieren keine klimaschädlichen Gase.<br />
Die zur Produktion eingesetzte Energie haben<br />
die Anlagen nach nur drei bis sechs Monaten<br />
wieder eingefahren. Von diesem Zeitpunkt<br />
an tragen sie zum Klimaschutz bei.<br />
Nebenbei sind sie auch noch unabhängig<br />
von Energieimporten und drosseln die<br />
Preissteigerungen von Erdöl und Gas.<br />
Im Vergleich zur Onshore-Windenergie<br />
steht die Offshore-Branche noch am Anfang.<br />
Die derzeitige Marktsituation ist in<br />
etwa dem Niveau des Onshore-Windmarktes<br />
1995 vergleichbar, der in Europa damals<br />
2,5 Gigawatt Leistung umfasste. Die installierte<br />
Kapazität von Offshore-Windkraftanlagen<br />
betrug Ende 2010 insgesamt etwa 2,9<br />
Gigawatt.<br />
Herausforderung Offshore-Technologie<br />
Mit dem Wandel in Richtung Offshore-<br />
Technologie sehen sich die Entwickler von<br />
Windkraftanlagen einer Vielzahl von neuen<br />
Herausforderungen gegenüber, die bei einer<br />
Installation an Land nicht auftreten. Die<br />
Anlagen müssen so geplant und gebaut werden,<br />
dass sie jahrzehntelang Wind, Wetter<br />
und Wellen trotzen. Denn auf offener See<br />
herrschen raue Verhältnisse: Das salzhaltige<br />
Windenergie<br />
Die Zukunft hat begonnen<br />
Meerwasser ist extrem korrosiv. Die Fundamente<br />
der Türme müssen im Extremfall einer<br />
meterhohen Sturmflut standhalten.<br />
Material und Technik sind ständig hohen<br />
Belastungen ausgesetzt. Gleichzeitig begrenzen<br />
die extremen Wetterverhältnisse die<br />
Möglichkeit von Wartungsarbeiten – im<br />
Sturm kann sich ein Servicetechniker nicht<br />
an Rotorblättern abseilen. Aber die Anlage<br />
muss möglichst kontinuierlich laufen, denn<br />
der Strom, den sie produziert, ist ein Teil<br />
des Klimawandels – und Stillstand kostet<br />
Geld.<br />
Auch vor den Türmen der Windräder<br />
macht die Veränderung nicht halt. Die Daumenregel<br />
lautet: Jeder Meter Höhengewinn<br />
steigert den Ertrag um bis zu ein Prozent.<br />
Um Standorte im Binnenland wirtschaftlich<br />
nutzen zu können, bieten Hersteller mittlerweile<br />
Türme in Stahl und Beton-Mischbauweise<br />
mit über 130 Metern Höhe an.<br />
Gleichzeitig erleben Türme in Gitterbauweise<br />
ein Comeback und erreichen Höhen<br />
von bis zu 160 Metern. Bei solchen Nabenhöhen<br />
drehen sich die Rotorblätter in stärkerem<br />
und gleichmäßigerem Wind.<br />
Bewährungsprobe Alpha Ventus<br />
45 Kilometer vor der deutschen Insel Borkum<br />
gelegen, war Alpha Ventus das erste<br />
Offshore-Windtestfeld, welches auf hoher<br />
See unter echten Offshore-Bedingungen<br />
und in erheblicher Wassertiefe so weit entfernt<br />
von der Küste gebaut wurde. Kons -<br />
truktion, Errichtung, Betrieb und Integration<br />
in das Stromvers<strong>org</strong>ungsnetz wurden<br />
in Alpha Ventus getestet. Die Ergebnisse liegen<br />
deutlich über den Erwartungen und<br />
sind für Folgeprojekte direkt umsetzbar. Das<br />
Offshore-Testfeld der Bundesrepublik<br />
Deutschland erzielte von Sommer 2010 bis<br />
Sommer 2011 ein Betriebsergebnis von<br />
4.100 Volllaststunden – und das, obwohl<br />
das Windaufkommen an Land 20% unter<br />
dem langjährigen Mittel lag.<br />
GREEN <strong>BOND</strong>S<br />
Um eine hunderte Tonnen schwere Windkraftanlage<br />
dauerhaft und sicher im Meeresgrund<br />
zu befestigen, ist Höchstleistung<br />
gefordert. Bei der sogenannten „Gründung“<br />
von Windkraftanlagen auf hoher See gibt es<br />
keine Standardlösungen. Unterschiedliche<br />
Wassertiefen, geologische und meteorologische<br />
Besonderheiten sowie die jeweilige Entfernung<br />
zur Küste müssen bei der Planung<br />
von Fundament und Logistik berücksichtigt<br />
werden. Die Kräfte der Natur – Wellen,<br />
Strömungen, Stürme, Salzwasser und Eis –<br />
stellen höchste Anforderungen an Kons -<br />
truktion und Material.<br />
Fundamenttechnologie – Grundlegend<br />
im Sinne des Wortes<br />
Sieben Fundamenttypen für Offshore-<br />
Windkraftanlagen kennt die Technik, mit<br />
vieren davon hat die deutsche Windindustrie<br />
schon Erfahrungen gesammelt: Die Jacket-Fundamente<br />
sind Fachwerkkonstruktionen<br />
und ähneln als solche den bekannten<br />
Überland-Strommasten. Monopiles bestehen<br />
aus einem einzigen zylindrischen Pfahl.<br />
Tripile-Fundamente wiederum sind drei<br />
Stahlpfeiler, denen über der Wasseroberfläche<br />
eine Dreibeinkonstruktion aufgesetzt<br />
wird, die die Windturbine trägt. In den<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 23
<strong>24</strong><br />
GREEN <strong>BOND</strong>S<br />
Windparks Alpha Ventus, Global Tech I,<br />
MEG 1 und voraussichtlich auch „Deutsche<br />
Bucht“ schließlich werden die Windturbinen<br />
von Tripod-Fundamenten getragen.<br />
Ein Tripod ist, vereinfacht gesagt, eine Konstruktion<br />
aus Stahlrohren, die den Hauptpfahl<br />
unter Wasser stützt. Die Rohre sind in<br />
einem Winkel von 120° verschweißt und<br />
bilden so einen höchst stabilen Dreibock.<br />
Um den Tripod im Meeresboden zu verankern,<br />
ist an jedem seiner Fußpunkte ein<br />
oben offenes, sich nach unten hin verjüngendes<br />
senkrechtes Rohr angeschweißt, der<br />
sogenannte „Pile Sleeve“. In diese Rohrhülsen<br />
wiederum werden die jeweils 70 Meter<br />
langen und 100 Tonnen schweren Gründungspfähle,<br />
die „Piles“, eingefädelt, welche<br />
zuvor in den Boden gerammt wurden. Abschließend<br />
werden die Fundamente und<br />
Pfähle mit einem Spezialzement verbunden,<br />
das sogenannte „Grouting“.<br />
Die Dimensionen der Tripods sind beeindruckend.<br />
Schon für die Windkraftanlagen<br />
in Alpha Ventus waren 45 Meter hohe und<br />
667 Tonnen schwere Exemplare entwickelt<br />
worden. Für den Windpark Global Tech I<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
wurden sie aufgrund der größeren Wassertiefe<br />
noch einmal schwerer: Auf Grundflächen<br />
von 30 mal 30 Metern erheben sich<br />
nun 60 Meter hohe und 950 Tonnen<br />
schwere Fundamente.<br />
Bei der Montage auf hoher See geht es ebenfalls<br />
beeindruckend zur Sache. Um das Fundament<br />
sicher zu befestigen, muss jeder einzelne<br />
Gründungspfahl mit rund 14.000<br />
Rammschlägen bis zu 70 Meter tief in den<br />
Meeresboden getrieben werden. Bei guten<br />
Bedingungen dauert der gesamte Aufbau eines<br />
Tripod-Fundaments nur zwei bis drei<br />
Tage. Derzeit werden Spezialschiffe gebaut,<br />
die diese Errichtungsaufgaben präzise und<br />
wirtschaftlich erfüllen können.<br />
Deutschland im Offshore-Bereich<br />
führend<br />
Technologisch ist Deutschland Spitzenreiter<br />
im Offshore-Segment: Hier wurden bereits<br />
2009 die ersten Windkraftanlagen der<br />
neuen 5-MW-Klasse gebaut. Neben den<br />
Turbinen der 2- bis 4-MW-Klasse werden<br />
5- bis 6-MW-Anlagen künftig auch in<br />
Großbritannien und anderen Märkten eingesetzt.<br />
Die Anlagen der Multimegawattklasse<br />
werden von deutschen Herstellern gefertigt,<br />
und auch die Schlüsselkomponenten<br />
kommen überwiegend aus Deutschland<br />
und werden schon heute exportiert. Dieser<br />
Vorsprung ist nicht neu: Während beispielsweise<br />
2008 international noch Windkraftanlagen<br />
der 1,5-MW-Klasse Standard waren,<br />
wurden in Deutschland schon zu 80 %<br />
Anlagen der 2- bis 3-MW-Klasse errichtet.<br />
Die Rotorblätter waren über 60 Meter lang,<br />
die Türme erreichten Höhen von bis zu 160<br />
Metern.<br />
Für die Nutzung von Windkraft ist die<br />
deutsche Nordsee bestens geeignet. Der<br />
Wind weht kontinuierlich, laminar – das<br />
heißt ohne Turbulenzen – und mit hoher<br />
durchschnittlicher Geschwindigkeit. Die<br />
Wassertiefe beträgt größtenteils 40 Meter,<br />
die Nordsee ist also zu weiten Teilen bebau-<br />
bar. Durch die stabilen Windverhältnisse erreichen<br />
Nordsee-Windparks mehr als 4.500<br />
Volllaststunden pro Jahr.<br />
Zwei Beispiele für gigantische Offshore-<br />
Windparks sind Global Tech I und MEG 1,<br />
die die Windreich AG in der deutschen<br />
Nordsee errichten wird. Jeder der beiden<br />
Parks besteht aus 80 Anlagen der 5-MW-<br />
Klasse, das heißt er verfügt über 400 Megawatt<br />
installierter Nennleistung. Damit können<br />
pro Jahr 1,7 Mrd. Kilowattstunden sauberer<br />
Strom für eine Mio. Menschen produziert<br />
werden. Gleichzeitig werden 1,5<br />
Millionen Tonnen CO 2 oder fünf Tonnen<br />
Atommüll vermieden. Global Tech I und<br />
MEG 1 sind ab 2013/2014 planmäßig voll<br />
in Betrieb.<br />
Als erster Windpark der Welt wird MEG 1<br />
schlüsselfertig übergeben: Die WKU AG ist<br />
eine 100%ige Tochtergesellschaft der Windreich<br />
AG und für die schlüsselfertige Errichtung<br />
von MEG 1 verantwortlich.<br />
Es gibt aber auch viele Gemeinsamkeiten<br />
von Onshore- und Offshore-Windkraftanlagen.<br />
Beide werden für lange Lebensdauer,<br />
hohe Umweltverträglichkeit, maximalen Ertrag<br />
und minimale Kosten ständig optimiert.<br />
Das Gewicht aller Anlagen – und damit<br />
der Materialeinsatz – ist im Verhältnis<br />
zur Leistung in den vergangenen Jahren<br />
deutlich gesunken. Die Zuverlässigkeit des<br />
Antriebsstranges und das Kraftwerksverhalten<br />
werden ständig verbessert. Durch die<br />
Weiterentwicklung der Rotorblätter haben<br />
die Schallemissionen der Anlagen abgenommen.
Text: Christian Schiffmacher<br />
Ekosem-Agrar<br />
Gesellschaft profitiert von Nachfrageüberhang, attraktiver Kupon<br />
In den vergangenen Jahren hat Ekosem die<br />
landwirtschaftliche Nutzfläche und den Tierbestand<br />
deutlich ausgebaut. Umsatz und Ertrag<br />
werden in den kommenden Jahren daher weiter<br />
deutlich steigen.<br />
Unternehmen<br />
Die Ekosem-Agrar GmbH bzw. deren Tochtergesellschaften<br />
sind mit einer landwirtschaftlichen<br />
Nutzfläche von 160.000 Hektar<br />
Land (davon rund 71.000 Hektar im Eigenbestand)<br />
und 30.000 Rindern (davon 12.000<br />
Milchkühen) der drittgrößte Milchproduzent<br />
in Russland. Die Gesellschaft profitiert dabei<br />
von ausgesprochen positiven Rahmenbedingungen:<br />
Die Schwarzerde-Region, in der die<br />
Gesellschaft vorwiegend aktiv ist, zählt zu<br />
den fruchtbarsten Regionen der Erde. Zudem<br />
ist der Milchpreis mit rund 44 Cent ca.<br />
25% höher als in Deutschland. Dabei<br />
herrscht ein deutlicher Nachfrageüberhang,<br />
nur etwa 60% der Nachfrage können aus einheimischer<br />
Vers<strong>org</strong>ung gedeckt werden.<br />
Rund 8 Mio. Tonnen Milchäquivalent müssen<br />
derzeit jährlich importiert werden. Zudem<br />
gewährt der russische Staat strategisch<br />
wichtigen Branchen, wie der Landwirtschaft,<br />
umfangreiche Investitionszuschüsse.<br />
Positives Marktumfeld<br />
In Russland werden jährlich Milchprodukte<br />
mit einem Milchäquivalent von ca. 8 Mio.<br />
Tonnen pro Jahr importiert. Aufgrund der<br />
bestehenden Knappheit auf dem russischen<br />
Markt kann der Großteil der Molkereien den<br />
Bedarf an Rohmilch nicht decken. Rund<br />
40% der benötigten Milchmenge werden importiert.<br />
Die Gesellschaft kann daher große<br />
Milchmengen saisonunabhängig verkaufen.<br />
Der Milchpreis liegt mit 0,44 Euro pro Liter<br />
im Durchschnitt rund 25% über dem deutschen<br />
Milchpreis. Zu den größten Kunden<br />
der Gesellschaft zählen internationale Großmolkereien<br />
wie z.B. russische Tochterunternehmen<br />
der Danone- oder Hochland-<br />
Gruppe. Auch der russische Rindfleischmarkt<br />
wird nur zu 70% aus einheimischer Produktion<br />
gedeckt.<br />
Fazit:<br />
Ekosem profitiert von einem ausgesprochen<br />
positiven Marktumfeld in Russland. So liegt<br />
der Michpreis deutlich über dem deutschen<br />
Niveau. Die Gesellschaft hat in den vergangenen<br />
Jahren rund 100 Mio. Euro in den<br />
Ausbau der Aktivitäten investiert und damit<br />
die landwirtschaftliche Nutzfläche und den<br />
Tierbestand deutlich ausgebaut. In den<br />
kommenden Jahren können nun die<br />
„Früchte“ geerntet werden. Aufgrund des<br />
Ausbaus der Nutzfläche und des Tierbestandes<br />
sind die Zahlen für die kommenden<br />
Jahre gut planbar. Der Free Cashflow dürfte<br />
in den nächsten Jahren deutlich steigen.<br />
Ein ausführliches Interview mit Firmengründer<br />
Stefan Dürr ist im <strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> 17,<br />
S. 14 und 15 zu finden.<br />
Tab. 2: Geschäftsentwicklung<br />
GREEN <strong>BOND</strong>S<br />
Tab. 1: Eckdaten der der Transaktion<br />
Emittent Ekosem-Agrar GmbH<br />
Kupon 8,750%<br />
Kurs 99,75<br />
Rendite 8,8%<br />
Laufzeit bis 23.03.2017<br />
Rating BB+ (durch Creditreform<br />
Rating Agentur)<br />
Emissionsvolumen 50 Mio. Euro<br />
Stückelung 1.000 Euro<br />
Segment Bondm, Börse Stuttgart<br />
Vorzeitige Rückzahlung am 23.03.2015 zu 102,5%<br />
oder am 23.03.2016 zu<br />
102% möglich<br />
Covenants Kontrollwechsel (zu<br />
103%), Negativerklärung,<br />
Ausschüttungssperre<br />
über die gesamte<br />
Laufzeit der Anleihe<br />
ISIN / WKN DE000A1MLSJ1/A1MLSJ<br />
Internet www.ekosem-agrar.de<br />
2008/09 2009/10 2010/11 2011/12e 2012/13e<br />
Umsatz 23,37 30,71 38,61 65,27 84,77<br />
Betriebsleistung 29,18 48,45 80,82 101,85 126,87<br />
EBITDA -0,59 7,83 29,88 29,79 40,64<br />
EBIT -4,82 2,12 13,75 16,93 26,79<br />
Jahresüberschuss -6,10 4,32 5,37 6,07 12,81<br />
Angaben in Mio. Euro, ohne Sonder- und Einmaleffekte: Lucky Buy aus zwei Übernahmen (7,0 Mio. Euro) und Trennung vom<br />
Landmaschinenhandel (3,9 Mio. Euro). Quelle: equinet Research<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 25
26<br />
GREEN <strong>BOND</strong>S<br />
Text: Christian Schiffmacher<br />
Die e.n.o. energy GmbH, mit Sitz in Rostock,<br />
zählt zu den zehn größten Anbietern<br />
von Windenergieanlagen in Deutschland. Dabei<br />
deckt die Gesellschaft, im Gegensatz zu vielen<br />
Mitbewerbern, die komplette Wertschöpfungskette<br />
ab. Aufgrund einer umfangreichen<br />
Projektpipeline ist für die kommenden Jahre ein<br />
kräftiges Wachstum zu erwarten. Zudem<br />
möchte e.n.o. verstärkt Windenergieanlagen im<br />
eigenen Bestand halten, um daraus laufende<br />
Einnahmen zu erzielen.<br />
Unternehmen<br />
Die e.n.o. energy GmbH, Rostock, ist als<br />
Projektentwickler, Windenergieanlagenhersteller<br />
und Anbieter schlüsselfertiger Windparks<br />
(„Turnkey“-Windparks) etabliert. e.n.o.<br />
energy hat sich von einem ausschließlich in<br />
Deutschland aktiven Windpark-Projektentwickler<br />
zu einem international aufgestellten<br />
Rundum-Dienstleister im Bereich der Onshore-Windenergie<br />
entwickelt. Das Leistungsspektrum<br />
reicht von der Windparkplanung<br />
und Projektentwicklung über die Entwicklung<br />
und Produktion der Windenergieanlagen,<br />
die Projektfinanzierung, die Errichtung<br />
und den Turnkey-Bau von Windparks<br />
bis zu deren Vertrieb und Betriebsführung.<br />
Die Gesellschaft behält Windenergiekraftwerke<br />
im Eigenbestand und verkauft diese an<br />
Dritte.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
e.n.o. energy GmbH<br />
Große Projektpipeline sichert weiteres Wachstum<br />
Großauftrag von bayerischen Energievers<strong>org</strong>ern<br />
Im Mai unterzeichneten 23 bayerische Energievers<strong>org</strong>er<br />
Kaufverträge zum Erwerb von<br />
insgesamt drei Windparks in Sachsen-Anhalt<br />
und Brandenburg mit insgesamt 42 MW<br />
Leistung und einem Investitionsvolumen von<br />
über 75 Mio. Euro. „Mit dieser Transaktion<br />
ist es uns gelungen, die Positionen im Erzeugungsmarkt<br />
für 23 bayerische Energievers<strong>org</strong>er<br />
deutlich auszuweiten“, freuen sich die Geschäftsführer<br />
Joachim Martini und Achim<br />
Thiel der Energieallianz Bayern GmbH &<br />
Co. KG. Dabei setzt die Allianz bei der Auswahl<br />
der Projekte auf Qualitäts-Turbinen.<br />
Anleiheplatzierung beendet<br />
Am 5. Juni wurde die Nachplatzierung der<br />
e.n.o.-Anleihe beendet. Platziert wurden insgesamt<br />
8,1 Mio. Euro. Zeichnungen sind daher<br />
nicht mehr möglich. Interessierte Anleger<br />
konnten die Anleihe zum jeweiligen Kurswert<br />
erwerben.<br />
Geschäftsentwicklung<br />
Obwohl das abgelaufene Geschäftsjahr 2011<br />
von Unsicherheiten bei der Finanzierung vor<br />
der EEG-Novellierung geprägt war und sich<br />
damit die Gesamtleistung leicht um 4,9%<br />
auf 42,92 Mio. Euro reduziert hatte, konnte<br />
das EBITDA um 39,3% auf 6,17 Mio. Euro<br />
gesteigert werden. Die Ergebnisverbesserung<br />
geht dabei mit einem geringeren Materialeinsatz<br />
einher, gibt aber auch die aktive Reduktion<br />
der Overheadkosten wieder.<br />
Große Projektpipeline<br />
e.n.o. hat derzeit eine ausgesprochen große<br />
Projektpipeline im Volumen von 400 MW.<br />
Hieraus dürfte sich in den nächsten Jahren<br />
nach unseren Berechnungen ein Umsatz von<br />
ca. 600 Mio. Euro realisieren lassen – dies<br />
entspricht mehr als dem 12-Fachen des<br />
2011er Umsatzes.<br />
Fazit:<br />
e.n.o. energy ist als Komplettanbieter von<br />
Windenergieanlagen gut positioniert. Die<br />
Projektpipeline ist extrem groß, hieraus dürften<br />
in den kommenden Jahren in Summe<br />
Umsätze im klar dreistelligen Millionenbereich<br />
resultieren. Der Anleihekurs dürfte zudem<br />
vom Ende der Nachplatzierungsfrist<br />
profitieren.<br />
Ein ausführliches Interview mit dem e.n.o.-<br />
Geschäftsführer Karsten Porm ist im <strong>BOND</strong><br />
<strong>MAGAZINE</strong> 23, S. 10 und 11 zu finden.<br />
Tab. 1: Eckdaten der e.n.o. energy-<br />
Anleihe<br />
Emittent e.n.o. energy GmbH,<br />
Rostock<br />
Emissionsvolumen 8,1 Mio. Euro<br />
Kupon 7,375%<br />
Kurs 97,40<br />
Rendite 8,1%<br />
Laufzeit bis 30.06.2016<br />
Segment mittelstandsmarkt,<br />
Börse Düsseldorf<br />
Corporate Rating BB+ (durch Creditreform<br />
Rating)<br />
WKN / ISIN A1H3V5 / DE000A1H3V53<br />
Internet www.eno-energy.com
Text: Cosmin Filker, Felix Gode<br />
Weitere Wachstumsinvestitionen getätigt;<br />
Ratingnote von BB bestätigt; vierte Zinszahlung<br />
Anfang Juni erfolgt; Anleihe weiterhin<br />
„Überdurchschnittlich Attraktiv“.<br />
Die FFK Environment GmbH (FFK) zählt<br />
zu den führenden Herstellern von klimafreundlichen<br />
Ersatzbrennstoffen (EBS) aus<br />
Abfällen in Deutschland. Die Gesellschaft ist<br />
dabei auf die Verwertung von gewerblichen,<br />
kommunalen und privaten Abfällen spezialisiert.<br />
Die daraus gewonnenen Rohstoffe wie<br />
Papier, Metall und Kunststoffe werden weltweit<br />
vermarktet. Das Restmaterial wird von<br />
der FFK zu Ersatzbrennstoffen (EBS) verarbeitet<br />
und als Kohlersatz an Energievers<strong>org</strong>er<br />
und Zementhersteller geliefert. Diese EBS ersetzen<br />
dabei fossile Brennstoffe wie Braunoder<br />
Steinkohle bei der Energieerzeugung<br />
und tragen dadurch zur Absenkung von<br />
CO 2 -Emissionen bei.<br />
Die FFK betreibt die derzeit größte Anlage<br />
zur Herstellung von Ersatzbrennstoffen in<br />
Brandenburg mit einer jährlichen Verarbeitungskapazität<br />
von rund 280.000 Tonnen.<br />
Anleihenplatzierung mit einem<br />
Volumen von 16 Mio. Euro erfolgreich<br />
Um an den weiteren Opportunitäten der<br />
stark wachsenden Ersatzbrennstoff-Branche<br />
zu partizipieren, hat die FFK Mitte 2011 eine<br />
7,25%-Unternehmensanleihe (Laufzeit:<br />
01.06.2011-31.05.2016) begeben. Insgesamt<br />
konnte die Gesellschaft ein Volumen von 16<br />
Mio. Euro platzieren und verfügt damit über<br />
eine gute Finanzierungsbasis für das weitere<br />
Unternehmenswachstum. Die Anleiheemission<br />
wurde vorzeitig beendet, da die Gesellschaft<br />
auch das Interesse eines Eigenkapitalinvestors<br />
geweckt hat.<br />
FFK Environment GmbH<br />
Mit Klimaschutz besser als der Markt<br />
Ausreichender finanzieller Freiraum<br />
durch weitere 12 Mio. Euro Eigenkapital<br />
Neben der erfolgreichen Emission der 7,25%-<br />
Unternehmensanleihe verfügt die Gesellschaft<br />
über einen ausreichenden finanziellen Spielraum,<br />
um ihre Wachstumsstrategie konsequent<br />
umzusetzen. So wurde im November<br />
2011 die Eigenkapitalbasis im Rahmen einer<br />
Kapitalerhöhung um 12 Mio. Euro – gezeichnet<br />
durch den europäischen Cleantech-Investor<br />
Zouk Capital LLP – gestärkt. Zouk ist ein<br />
unabhängiger Private-Equity-Fonds mit Fokus<br />
auf dem europäischen Cleantech-Markt.<br />
Investitionen sind bereits erfolgt<br />
Im Rahmen dieser Wachstumsstrategie wurde<br />
jüngst neben der im September 2011 in der<br />
Lausitz erworbenen Werkshalle (Produktionsfläche<br />
von 12.000 qm) im Mai 2012 ein<br />
Containerdienst in Berlin vollständig übernommen.<br />
Damit will die Gesellschaft den Inputstrom<br />
an Abfällen sichern, um eine höhere<br />
Unabhängigkeit zu erreichen. Der Berliner<br />
Containerdienst beschäftigt rund 35 Mitarbeiter<br />
und hat im Geschäftsjahr 2011 Umsatzerlöse<br />
von mehr als 5 Mio. Euro erwirtschaftet.<br />
Zugleich plant die FFK im Raum Berlin/<br />
Brandenburg weitere Ents<strong>org</strong>ungsdienste<br />
(bspw. für Gewerbeabfälle), um sich auch einen<br />
autarken Inputstrom zu sichern. Parallel<br />
entsteht derzeit in der Lausitz eine Anlage zur<br />
Produktion von Kompositpellets zur klimafreundlichen<br />
Energiegewinnung. Kompositpellets<br />
werden vorwiegend aus Biomasse wie<br />
Nussschalen, Holz oder Stroh hergestellt.<br />
Ratingnote BB+ bestätigt<br />
Im Rahmen eines Ratingupdates hat die Gesellschaft<br />
von der Creditreform Rating AG im<br />
GREEN <strong>BOND</strong>S<br />
April 2012 erneut die Ratingnote BB+ zugesprochen<br />
bekommen, womit weiterhin „eine<br />
befriedigende Bonität“ attestiert wird. Angesichts<br />
der Tatsache, dass die Ratingupdates<br />
von Emittenten tendenziell mit einer Abwertung<br />
der Ratingnoten einhergingen, ist dies<br />
als Erfolg zu werten.<br />
Vierte Zinszahlung im Juni 2012 erfolgreich<br />
geleistet<br />
Mit der zum 01.06.2012 erfolgten vierten<br />
Zinszahlung seit Emission wird der Vorteil eines<br />
vierteljährlichen Zinszahlungsintervalls<br />
für Investoren deutlich: Investoren vereinnahmen<br />
anteilige Zinszahlungen, erzielen damit<br />
höhere Effektivrenditen und sind zudem „näher<br />
am Unternehmen dran“.<br />
Im Marktvergleich bedeuten die genannten<br />
Faktoren in Kombination mit der guten Bonität<br />
der Gesellschaft sowie dem aktuellen Effektivzins<br />
weiterhin eine überdurchschnittliche<br />
Attraktivität (siehe Rating/Effektivzinsmatrix).<br />
Somit stufen wir die 7,25%-FFK-<br />
Unternehmensanleihe weiterhin als „Überdurchschnittlich<br />
Attraktiv“ ein und sehen das<br />
Wertpapier als interessante Depotbeimischung.<br />
ISIN: DE000A1KQ4Z1<br />
Laufzeit: 31.05.2016<br />
Kupon: 7,25% p.a. (Zinszahlung<br />
vierteljährlich)<br />
Kurs: 100,60%<br />
Rendite: 7,29%<br />
Segment: Mittelstandsmarkt,<br />
Börse Düsseldorf<br />
Volumen: bis 25 Mio. Euro<br />
Corporate Rating: BB+ (durch Creditreform)<br />
GBC-Anleiherating: 13 Bonitätspunkte<br />
(entspricht ca. BBB+)<br />
Einstufung:<br />
Gesamtattraktivität<br />
Überdurchschnittlich<br />
attraktiv<br />
Disclaimer: Beim oben analysierten Unternehmen<br />
sind folgende mögliche Interessenkonflikte gegeben:<br />
FFK Environment GmbH (4;5;7). Einen Katalog<br />
möglicher Interessenkonflikte finden Sie unter:<br />
www.gbc-ag.de/index.php/publisher/<br />
articleview/frmCatId/17/frmArticleID/98/<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 27
28<br />
GREEN <strong>BOND</strong>S<br />
Text: Christian Schiffmacher<br />
Die German Pellets GmbH mit Sitz in<br />
Wismar ist u.a. durch Übernahmen weiter<br />
stark gewachsen und hat die Position als<br />
größter europäischer Hersteller von Holzpellets<br />
ausgebaut. Zurzeit errichtet die Gesellschaft<br />
ein Pelletwerk in den USA, das ab 2013 den<br />
europäischen Kraftwerksmarkt beliefern soll.<br />
Pellets<br />
Bei Pellets handelt es sich um einen kompakten,<br />
homogenen Brennstoff mit definierten<br />
Eigenschaften. Holzpellets sind CO 2 -<br />
neutral, hochverdichtet und haben damit<br />
einen deutlich höheren Energiegehalt als<br />
Holz bzw. Holzbriketts. Zudem können Pellets<br />
kostengünstig transportiert werden. Pellets<br />
sind frei von Subventionen. Bei gleichem<br />
Brennwert sind Pellets um 46% günstiger<br />
als Heizöl (Stand: Anfang Juni).<br />
German Pellets konzentriert sich auf qualitativ<br />
hochwertige DINplus- und ENplus<br />
A1-Pellets. Die Gesellschaft hat 2011 rund<br />
1.650.000 Tonnen Pellets produziert, und<br />
ist damit klarer Marktführer in Europa.<br />
1.590.000 Tonnen wurden von German<br />
Pellets in deutschen Produktionsstätten produziert.<br />
Insgesamt wurden 2011 laut Deutschem<br />
Pelletinstitut in Deutschland<br />
2.700.000 Tonnen produziert. Damit werden<br />
in Deutschland innerhalb Europas die<br />
meisten Pellets produziert. Trotz des starken<br />
Marktwachstums gibt es in Deutschland ein<br />
Überangebot. Entsprechend liefert German<br />
Pellets von deutschen Produktionsstandorten<br />
auch nach Dänemark, Schweden, Italien,<br />
Österreich, Benelux und Großbritannien.<br />
Starkes Wachstum<br />
German Pellets hat in den vergangenen Monaten<br />
mit der Übernahme von FireStixx<br />
und Hot´ts das Produktions- und Händlernetz,<br />
auch im benachbarten Europa, weiter<br />
ausgebaut. Zudem ist das Unternehmen<br />
durch die Übernahme der EPC in T<strong>org</strong>au<br />
in die Stromproduktion aus Holz als Biomasse<br />
eingestiegen.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
German Pellets<br />
Europas Marktführer wächst durch Übernahmen kräftig<br />
Für 2011 rechnet die Gesellschaft laut Ratingbericht<br />
mit einem Konzernumsatz von<br />
309,2 Mio. Euro, nach 159,5 Mio. Euro im<br />
Vorjahr. Der Konzernüberschuss soll von<br />
3,9 Mio. Euro auf 6,9 Mio. Euro steigen.<br />
Von entscheidender Bedeutung für German<br />
Pellets ist die Errichtung eines Pelletwerkes<br />
in Texas, denn in den USA ist Holz deutlich<br />
günstiger als in Europa. Das neue Werk, das<br />
sich zurzeit im Bau befindet, soll eine Jahreskapazität<br />
von 500.000 Tonnen pro Jahr<br />
haben. Beliefert werden sollen damit ausschließlich<br />
europäische Kraftwerke, mit denen<br />
mehrjährige Abnahmeverträge gesichert<br />
wurden.<br />
Fazit:<br />
German Pellets hat seine klar führende Position<br />
als größter europäischer Pelletproduzent<br />
weiter ausgebaut. U.a. durch Übernahmen<br />
konnten Umsatz und Ertrag deutlich<br />
gesteigert werden. Durch die Inbetriebnahme<br />
eines Werkes in Texas, von dem aus<br />
der europäische Kraftwerksmarkt beliefert<br />
werden soll, dürften die Margen des Unternehmens<br />
steigen. Die German Pellets-Anleihe<br />
zählt zu den Basisinvestments im Bereich<br />
der GREEN <strong>BOND</strong>S.<br />
Ein ausführliches Interview mit dem German<br />
Pellets-Geschäftsführer Peter Leibold ist im<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> 21 auf den Seiten 26 und<br />
27 zu finden.<br />
Tab. 1: Eckdaten der German<br />
Pellets-Anleihe<br />
WKN / ISIN: A1H3J6/DE000A1H3J67<br />
Laufzeit: 31.03.2016<br />
Zinstermin: 30.03. ganzjährig<br />
Kupon: 7,25%<br />
Kurs (Ende Mai): 99,40%<br />
Rendite (YTM): 7,4%<br />
Stückelung: 1.000 Euro<br />
Rating: BBB (durch Creditreform<br />
Rating)<br />
Emissionsvolumen: 80 Mio. Euro<br />
Internet: www.german-pellets.de
Text: Robert Cleve<br />
GIF – Gesellschaft für Industrieforschung<br />
Die GIF – Gesellschaft für Industrieforschung<br />
mbH mit Sitz in Alsdorf, in der<br />
Nähe von Aachen, hat im September 2011<br />
eine Unternehmensanleihe im mittelstandsmarkt<br />
der Börse Düsseldorf emittiert. Das vom<br />
Unternehmen entwickelte stufenlose „Kegelringgetriebe“<br />
bringt Kraftstoffeinsparungen<br />
von rund 15%. Das Getriebe könnte bereits<br />
2014 in Serie gehen und dem Unternehmen<br />
einen deutlichen Wachstumsschub bringen.<br />
Aber auch die Prüfstände des Unternehmens<br />
sind bereits für das Gesamtjahr 2012 voll ausgebucht.<br />
Unternehmen<br />
Die GIF – Gesellschaft für Industrieforschung<br />
ist seit 1986 im Bereich der Entwicklung<br />
von Tests von Antriebssträngen für<br />
die Automobilindustrie tätig. Der Schwerpunkt<br />
der Geschäftstätigkeit liegt in den Bereichen<br />
Getriebeentwicklung und -kons -<br />
truktion, Getriebesteuerung und -modellierung,<br />
Getriebe- und Fahrzeugtests sowie<br />
Mess- und Automationstechnik. Neben<br />
dem Hauptsitz in Alsdorf hat die Gesellschaft<br />
je eine Niederlassung in Aachen,<br />
Wolfsburg, Suzhou (China), Alexandria<br />
(USA) und Tokio sowie eine Repräsentanz<br />
in Korea.<br />
Von besonderer Bedeutung für das Unternehmen<br />
ist die Entwicklung des Kegelringgetriebes.<br />
Es handelt sich um ein stufenloses<br />
Getriebe, das aber nicht mit einer Kette arbeitet,<br />
sondern mit starren Metallteilen. Es<br />
hat einen Eingangskegel, einen Ausgangskegel<br />
und das Drehmoment wird über den<br />
Ring übertragen. Das Getriebe hat zu deutlichen<br />
Kraftstoffeinsparungen geführt. Zudem<br />
ist das Getriebe in China auf die Liste<br />
der gewünschten Technologien gekommen.<br />
Dies bedeutet, dass Kunden von GIF in<br />
China Subventionen erhalten können.<br />
Geschäftsentwicklung<br />
GIF sieht das weitere Wachstum in BRIC-<br />
Staaten – vorwiegend in China. Im Bereich<br />
Testing ist das Unternehmen bereits für das<br />
Kegelringgetriebe bringt Kraftstoffeinsparungen von 15%<br />
komplette Jahr 2012 ausgebucht. Das Kegelringgetriebe<br />
könnte bereits 2014 bei einem<br />
chinesischen Getriebehersteller in Serie<br />
gehen. Ein weiteres chinesisches Unternehmen<br />
möchte ein Jahr später mit der Serienproduktion<br />
starten. Die Prototypen laufen<br />
bereits und haben Langfristtests erfolgreich<br />
bestanden.<br />
2010 erzielte die Gesellschaft bei einem<br />
Umsatz von rund 38,2 Mio. Euro ein leicht<br />
negatives Ergebnis. 2011 ist von einem klar<br />
positiven Ergebnis auszugehen. Die Gesellschaft<br />
rechnet mit einem Vorsteuerergebnis<br />
von ca. 3 Mio. Euro, behält sich aber steuerpolitische<br />
Maßnahmen vor. Im laufenden<br />
Jahr sollte das Vorsteuerergebnis dann auf<br />
rund 7 Mio. Euro steigen.<br />
Fazit:<br />
GIF ist technologisch führend und hat einen<br />
hohen Auftragsbestand. Im laufenden<br />
Jahr dürfte das Ergebnis deutlich steigen.<br />
Der Serienstart des neuen, kraftstoffsparenden<br />
Kegelringgetriebes, der 2014 erfolgen<br />
soll, dürfte dem Unternehmen einen weiteren<br />
Wachstumsschub geben. Denn das Unternehmen<br />
verdient sowohl bei der Entwicklung<br />
als auch bei den Lizenzen.<br />
Mit einem Kupon von 8,50% ist die GIF-<br />
Anleihe sehr attraktiv. Aufgrund des gerin-<br />
GREEN <strong>BOND</strong>S<br />
gen Emissionsvolumens ist jedoch nicht<br />
über die gesamte Laufzeit mit einem liquiden<br />
Börsenhandel zu rechnen. Vorsichtige<br />
Anleger warten in den kommenden Wochen<br />
die Veröffentlichung des 2011er Abschlusses<br />
ab.<br />
Ein ausführliches Interview mit dem Geschäftsführer<br />
Dr.-Ing. Ulrich Rohs ist im <strong>BOND</strong><br />
<strong>MAGAZINE</strong> 22, S. 10 und 11 zu finden.<br />
Eckdaten der GIF-Anleihe<br />
Emittent GIF – Gesellschaft für<br />
Industrieforschung mbH,<br />
Alsdorf<br />
Emissionsvolumen bis zu 15 Mio. Euro<br />
Kupon 8,500%<br />
Kurs 98,75%<br />
Rendite 8,8%<br />
Laufzeit bis 19.09.2016<br />
Segment mittelstandsmarkt, Börse<br />
Düsseldorf<br />
Zeichnungen auch über die<br />
Unternehmenswebseite<br />
möglich<br />
Stückelung 1.000 Euro<br />
Corporate Rating BB (durch Creditreform<br />
Rating)<br />
WKN / ISIN A1K0FF / DE000A1K0FF9<br />
Internet www.gif.net<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 29
30<br />
GREEN <strong>BOND</strong>S<br />
Text: Christian Schiffmacher<br />
Die im Entry Standard notierte HELMA<br />
Eigenheim AG hat 2010/11 eine Unternehmensanleihe<br />
im Volumen von 10 Mio. Euro<br />
emittiert, die bei einer Laufzeit bis November<br />
2015 einen Kupon von 6,50% bietet. Die Gesellschaft<br />
zeichnet sich vor allem durch innovative,<br />
ganzheitliche Energiekonzepte aus. Aufgrund<br />
der soliden Zahlen des Unternehmens<br />
bietet sich die Anleihe als Depotbeimischung an.<br />
Unternehmen<br />
Die HELMA Eigenheim AG, mit Sitz in<br />
Lehrte bei Hannover, konzipiert, plant und<br />
vertreibt Ein- und Zweifamilienhäuser sowie<br />
Doppelhaushälften. Ein besonderer Schwerpunkt<br />
liegt bei Energiesparhäusern. Die Eigenheime<br />
werden in Massivbauweise von<br />
Subunternehmen nach den V<strong>org</strong>aben und<br />
unter Bauleitung von HELMA bundesweit<br />
errichtet.<br />
Schwerpunkt bei Energiesparhäusern<br />
HELMA setzt besonders auf nachhaltige<br />
Energiekonzepte. Im Jahr 2000 hat die Gesellschaft<br />
das 3-Liter-Haus realisiert, 2002<br />
folgten Wärmepumpen in KfW 60- und<br />
KfW 40-Häusern, 2006 Passivhäuser, 2007<br />
das Sonnenhaus, 2009 das ecoSolar-Haus<br />
und im Mai 2011 „das EnergieAutarke-<br />
Haus“. Das EnergieAutarkeHaus produziert<br />
und speichert Solarstrom für den gesamten<br />
Energiebedarf eines bewohnten Hauses und<br />
kann zusätzlich noch den Strom für Elektromobilität<br />
oder elektrische Gartengeräte bereitstellen.<br />
Es benötigt somit keine Verbindung<br />
zum öffentlichen Stromnetz mehr.<br />
Gesellschaft rechnet mit weiterhin starkem<br />
Wachstum<br />
Nach 2010 konnte HELMA auch das Geschäftsjahr<br />
2011 mit Rekordwerten abschließen.<br />
Demnach stiegen die Konzern-Umsatzerlöse<br />
um 39% auf 103,6 Mio. Euro und das<br />
Konzern-EBIT verbesserte sich überproportional<br />
um 76% auf 4,8 Mio. Euro.<br />
Der Netto-Auftragseingang (Häuser +<br />
Grundstücke) konnte 2011 um über 9% auf<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
HELMA Eigenheimbau<br />
Baudienstleister mit Schwerpunkt bei Energiesparhäusern<br />
106,8 Mio. Euro gesteigert werden. Der seit<br />
Jahren anhaltende Anstieg der Verkaufszahlen<br />
ist dabei 2011 in erster Linie auf das Projektgeschäft<br />
zurückzuführen, dessen Verkaufsvolumen<br />
sich im Vergleich zum Vorjahr mehr<br />
als verdoppelt hat. Der nachhaltige Wachstumstrend<br />
konnte dabei auch im ersten<br />
Quartal 2012 mit einem Auftragsanstieg um<br />
5% auf 30,5 Mio. Euro erfolgreich fortgesetzt<br />
werden.<br />
Insgesamt verfügt der HELMA-Konzern<br />
über eine solide Auftragsbasis für eine deutliche<br />
Umsatzsteigerung 2012, für welche aller<br />
Voraussicht nach insbesondere das weitere<br />
signifikante Wachstum der Tochtergesellschaften<br />
HELMA Wohnungsbau GmbH<br />
und HELMA Ferienimmobilien GmbH verantwortlich<br />
sein wird.<br />
Auf der Grundlage des soliden Auftragsbestandes<br />
in Höhe von 91,1 Mio. Euro zum<br />
Geschäftsjahresbeginn 2012 sowie der attraktiven,<br />
neuen Bauträgerprojekte, mit deren<br />
Umsetzung im Prognosezeitraum begonnen<br />
wird, werden für die Geschäftsjahre 2012<br />
und 2013 deutliche Umsatz- und Ergebniszuwächse<br />
erwartet. So rechnet die Gesellschaft<br />
mit einem Anstieg der Konzern-Umsätze<br />
im Geschäftsjahr 2012 von 103,6 Mio.<br />
Euro auf 115-125 Mio. Euro und im Geschäftsjahr<br />
2013 auf rund 140 Mio. Euro.<br />
Für die prognostizierten Umsatzsteigerungen<br />
wird dabei insbesondere der signifikante Ausbau<br />
des Bauträgergeschäftes verantwortlich<br />
sein. Dessen Anteil am Konzern-Umsatz<br />
(2011: 28,0 Mio. Euro) wird dabei im laufenden<br />
Geschäftsjahr voraussichtlich zwischen<br />
40 und 50 Mio. Euro betragen, zu welchem<br />
auch die 2011 gegründete HELMA<br />
Ferienimmobilien GmbH erstmalig bis zu 10<br />
Mio. Euro beisteuern wird.<br />
Basierend auf der oben beschriebenen Umsatzplanung<br />
wird im Geschäftsjahr 2012 mit<br />
einem Konzern-EBIT von 6,5-7,5 Mio. Euro<br />
und für das Geschäftsjahr 2013 mit einer<br />
weiteren, spürbaren Ergebnissteigerung ge-<br />
rechnet. Damit würde sich die EBIT-Marge<br />
auf Basis der Umsatzerlöse (2011: 4,6%) auf<br />
den mittelfristig angestrebten Wert von über<br />
6% erhöhen.<br />
Fazit:<br />
Die überaus positive Geschäftsentwicklung<br />
von HELMA überzeugt. Aufgrund des niedrigen<br />
Emissionsvolumens kann jedoch nicht<br />
für die gesamte Laufzeit mit einem liquiden<br />
Börsenhandel der Anleihe gerechnet werden.<br />
Das Risiko für den Anleiheinvestor ist jedoch<br />
überschaubar, die Rendite mit 5,4% vergleichsweise<br />
attraktiv.<br />
Tab .1: Eckdaten der HELMA-<br />
Anleihe<br />
WKN / ISIN A1E8QQ / DE000A1E8QQ4<br />
Laufzeit 01.12.2015<br />
Zinstermin 01.12. ganzjährig<br />
Kupon 6,50%<br />
Kurs 103,75%<br />
Rendite (YTM) 5,4%<br />
Rating nicht aktuell<br />
Emissionsvolumen 10 Mio. Euro<br />
Internet www.helma.de<br />
Tab. 2: HELMA Eigenheimbau –<br />
Geschäftsentwicklung<br />
2010 2011 2012e<br />
Umsatz 76,6 103,6 123,5<br />
EBIT 2,8 4,8 7,4<br />
Jahresüberschuss 1,4 2,3 3,9<br />
EBIT-Marge 3,8% 4,6% 6,0%<br />
Angaben in Mio. Euro, Quelle: Close Brothers Seydler<br />
Research AG
Text: Robert Cleve<br />
KTG Agrar profitiert vom Börsengang der<br />
Energiesparte<br />
Die KTG Agrar AG hat bekannt gegeben,<br />
dass der Börsengang der Energiesparte<br />
KTG Energie AG noch im Juni 2012 erfolgen<br />
soll. Die WGZ Bank begleitet die Emission als<br />
Lead Manager und Bookrunner. Durch das<br />
Heben der stillen Reserven dürfte sich die Bonität<br />
der KTG Agrar AG weiter verbessern.<br />
Die zweite KTG-Anleihe (2011-17) bietet einen<br />
deutlichen Renditevorteil gegenüber der<br />
ersten Anleihe (2010-15).<br />
Unternehmen<br />
Die KTG Agrar AG hat in den letzten Jahren<br />
massiv in die Produktion erneuerbarer<br />
Energie und Ackerland investiert und profitiert<br />
daher nachhaltig von der steigenden<br />
Nachfrage nach gesunder Nahrung und grüner<br />
Energie. Aufgrund der dynamischen<br />
Entwicklung der Geschäftsbereiche und des<br />
großen Interesses von Investoren hat sich<br />
das Unternehmen entschlossen, eine Direktinvestition<br />
in die Produktion von erneuerbarer<br />
Energie zu ermöglichen. „Wir sind<br />
hervorragend positioniert, um von den Megatrends<br />
Bevölkerungswachstum und Energiewende<br />
zu profitieren. Nun schaffen wir<br />
mit dem Börsengang eine Win-Win-<br />
Situation: Die KTG Energie wird auf ein eigenständiges<br />
Fundament gestellt, die KTG<br />
Agrar hebt einen Teil der stillen Reserven<br />
und beide Unternehmen wachsen eng verbunden<br />
weiter“, so Siegfried Hofreiter, Vorstandsvorsitzender<br />
der KTG Agrar.<br />
Die KTG Energie, ehemals KTG Biogas, ist<br />
seit sieben Jahren am Markt und zählt damit<br />
zu den Pionieren in der noch jungen Biogasbranche.<br />
In den ersten Jahren stand der<br />
Aufbau des technologischen und biologischen<br />
Know-how im Vordergrund. Nachdem<br />
dieser wichtige Prozess abgeschlossen<br />
wurde, ist das Unternehmen in den vergangenen<br />
beiden Jahren kräftig gewachsen. Allein<br />
im Jahr 2011 wurde die Produktionskapazität<br />
von 11 auf 22 Megawatt (MW)<br />
verdoppelt. Heute gehört die KTG Energie<br />
zu den drei führenden Produzenten von<br />
Biogas in Deutschland und betreibt Biogas-<br />
Zweite Anleihe bietet deutlichen Renditevorteil<br />
Standort der KTG Energie AG in Dersewitz<br />
anlagen mit einer elektrischen Leistung von<br />
rund 30 MW – genug um annähernd eine<br />
Viertelmillion Menschen mit sauberer, umweltfreundlicher<br />
Energie zu vers<strong>org</strong>en. Den<br />
Umsatz hat die KTG Energie im vergangenen<br />
Jahr um 50% auf 21,5 Mio. Euro und<br />
das operative Ergebnis (EBIT) um 44% auf<br />
4 Mio. Euro gesteigert. Das Unternehmen<br />
ist weiter auf Expansionskurs: Neben den<br />
30 MW am Netz sind weitere 10 MW in<br />
der Planungs- und Bauphase.<br />
Die KTG Agrar AG wird nach dem Börsengang<br />
der KTG Energie AG die Produktion<br />
von Agrar und Nahrungsmitteln weiter<br />
konsequent vorantreiben. Mit 35.000 Hektar<br />
Ackerland in Deutschland und Litauen<br />
zählt das Unternehmen bereits zu den füh-<br />
Tab. 1: Anleihen der KTG Agrar AG<br />
GREEN <strong>BOND</strong>S<br />
renden Landwirtschaftsunternehmen in<br />
Europa. Durch die Übernahme der Frenzel<br />
Tiefkühlkost hat das Unternehmen im Jahr<br />
2011 die Wertschöpfungskette verlängert<br />
und sich mit dem Direktverkauf an den<br />
Handel neue attraktive Märkte erschossen.<br />
KTG Agrar erzielte im vergangenen Jahr<br />
eine Gesamtleistung von 112,2 Mio. Euro<br />
und ein EBIT von 15,1 Mio. Euro.<br />
Fazit:<br />
Die KTG Agrar AG dürfte vom Börsengang<br />
der Energiesparte KTG Energie AG profitieren.<br />
Aufgrund der deutlich höheren Rendite<br />
erscheint die KTG Anleihe 2011-17 interessanter<br />
als die Anleihe 2010-15.<br />
Anleihe 2010 – 15 2011 – 17<br />
ISIN DE000A1ELQU9 DE000A1H3VN9<br />
Kupon 6,750% 7,125%<br />
Laufzeit 15.09.2015 06.06.2017<br />
Zinstermin 15.09. 06.06.<br />
Segment Bondm Entry Standard<br />
Corp. Rating BBB (Creditreform) BBB (Creditreform)<br />
Volumen 50 Mio. Euro 100 Mio. Euro<br />
Kurs 107,50 101,15<br />
Rendite 4,2% 6,9%<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 31
32<br />
GREEN <strong>BOND</strong>S<br />
Text: Robert Cleve, Christian Schiffmacher<br />
Der Biogasanlagenhersteller MT-Energie<br />
GmbH hat im März eine Unternehmensanleihe<br />
im Volumen von bis zu 30 Mio. Euro<br />
platziert. Bei einer Laufzeit von 5 Jahren bietet<br />
die Gesellschaft einen Kupon von 8,250%. Trotz<br />
einer positiven Geschäftsentwicklung und guter<br />
Zahlen konnte MT-Energie während der Zeichnungsfrist<br />
nur ein Drittel des Emissionsvolumens<br />
platzieren, was wohl in erster Linie mit einer<br />
Zurückhaltung von Investoren im Bereich<br />
GREEN <strong>BOND</strong>S zu begründen ist. Eine Nachplatzierung<br />
ist laut Wertpapierprospekt noch bis<br />
30. Juni 2012 möglich.<br />
Unternehmen<br />
Der MT-Energie-Konzern bietet als Anlagenbauer<br />
das gesamte Portfolio der Biogastechnologie<br />
an; in der Vergangenheit hat MT-<br />
Energie mit ca. 500 realisierten Anlagen in diversen<br />
europäischen Märkten ca. 275 MW<br />
elektrische Leistung installiert und ist damit<br />
nach eigener Einschätzung einer der beiden<br />
Marktführer in Europa. Neben der Projektierung<br />
und dem Anlagenbau wird allen Betreibern<br />
von Biogasanlagen, unabhängig vom<br />
Hersteller, technischer Service und prozessbiologische<br />
Betreuung (Laboranalysen und<br />
Beratung) angeboten. Der MT-Energie-<br />
Konzern realisiert Biogasanlagen für seine<br />
Kunden im In- und Ausland als Komplettanbieter.<br />
Die Gesellschaft tritt in vielen Fällen<br />
als Generalunternehmer auf, der auch gruppenexterne<br />
Leistungen mit anbietet, um den<br />
Kunden langfristig an sich zu binden. Die für<br />
die Errichtung erforderlichen Anlagekomponenten<br />
produziert MT-Energie größtenteils<br />
selbst und lässt sie im Übrigen von Dritten<br />
nach seinen V<strong>org</strong>aben produzieren.<br />
Bestes Jahr der Firmengeschichte<br />
Das Geschäftsjahr 2011 war das erfolgreichste<br />
der Unternehmensgeschichte der MT-Energie<br />
GmbH, einem der führenden Biogasanlagenbauer<br />
Europas. Im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />
hat das Unternehmen mehr als 135 neue<br />
Anlagen installiert und konnte somit Ende<br />
2011 die 500. Biogasanlage an ihren Betreiber<br />
übergeben. Der Marktanteil der MT-Energie<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
MT-Energie GmbH<br />
Biogasanlagenhersteller bietet attraktive Rendite<br />
beträgt auf Basis der Leistung der errichteten<br />
Anlagen rd. 15%. Mit einem Konzernumsatz<br />
von 198,8 Mio. Euro konnte gegenüber dem<br />
Vorjahreswert von 143,5 Mio. Euro ein<br />
Wachstum von 38,6% erreicht werden. Das<br />
EBIT konnte um ca. 80% überproportional<br />
auf 17,6 Mio. Euro gesteigert werden. Mit einer<br />
EBIT-Marge von 8,8% kann sich die<br />
MT-Energie nach eigener Einschätzung zu<br />
den profitabelsten Biogasanlagenbauern<br />
Europas zählen. Die solide und nachhaltige<br />
Arbeitsweise schlägt sich auch im Konzernjahresüberschuss<br />
nieder, der mit 11,0 Mio.<br />
Euro (5,8 Mio. Euro 2010) einen neuen<br />
Höchstwert erreicht hat.<br />
Ausblick<br />
Der aktuelle Bestand der offenen Aufträge<br />
(Auftragssumme abzüglich angeforderter Abschlagszahlungen)<br />
beträgt 148,4 Mio. Euro,<br />
wovon bereits über 50% auf Aufträge aus dem<br />
europäischen Ausland entfallen. Die Novelle<br />
des EEG hat zu Vorzieheffekten geführt, die<br />
in einem Umsatzrückgang im Jahr 2012 im<br />
deutschen Markt resultieren. Die Entwicklung<br />
der ausländischen Märkte kann diesen<br />
Rückgang zu großen Teilen kompensieren,<br />
sodass die MT-Energie eine Gesamtleistung<br />
im Konzern von ca. 190 Mio. Euro für 2012<br />
erwartet. Bereits 2013 rechnet das Unternehmen<br />
wieder mit einem Anstieg der Gesamtleistung.<br />
Fazit:<br />
Die MT-Energie GmbH zählt im Segment<br />
der Mittelstandsanleihen zu den solidesten<br />
Tab. 2: MT-Energie GmbH – Geschäftsentwicklung<br />
GREEN <strong>BOND</strong>S und bietet mit einem Kupon<br />
von 8,250% eine attraktive Rendite.<br />
Nach dem Ende der Angebotsfrist für die Anleihe<br />
am 30.06.2012 sollte sich der Kurs mittelfristig<br />
über 100 einpendeln.<br />
Tab. 1: Eckdaten der MT-Energie-<br />
Anleihe<br />
Emittent MT-Energie GmbH<br />
Kupon 8,250%<br />
Laufzeit: bis 03.04.2017<br />
Kurs 98,60<br />
Rendite 8,5%<br />
ISIN / WKN DE000A1MLRM7/A1MLRM<br />
Unternehmensrating BBB- (durch Creditreform<br />
Rating)<br />
Segment mittelstandsmarkt, Börse<br />
Düsseldorf<br />
Volumen bis zu 30 Mio. Euro<br />
Covenants Negativverpflichtung,<br />
Kontrollwechsel, Drittverzug,Mindesteigenkapitalquote<br />
20%,<br />
Ausschüttungssperre (max.<br />
50% des Konzernjahresüberschusses)<br />
Internet www.mt-energie.com<br />
2009 2010 2011e 2012e<br />
Umsatz 83,3 143,5 194,0 190,0<br />
Rohertrag <strong>24</strong>,8 44,5 61,0 58,8<br />
EBITDA 4,0 11,4 16,8 15,7<br />
EBIT 3,3 9,9 15,3 14,1<br />
Jahresüberschuss 2,5 5,6 9,9 8,5<br />
Net Debt/EBITDA 2,3x 1,9x 1,1x 1,3x<br />
EBITDA/Zinsaufwand 4,9x 8,0x 10,5x 5,8x<br />
Quelle: Unternehmensangaben, Warburg Research<br />
Angaben in Mio. Euro
Rena hat kürzlich die Stulz H+E GmbH<br />
übernommen, die auf Planung, Bau und<br />
Service von Anlagen zur Behandlung von Wasser<br />
und Abwasser in Kommunen und der Industrie<br />
inklusive Ver- und Ents<strong>org</strong>ungssystemen spezialisiert<br />
ist. Im Gespräch mit dem <strong>BOND</strong> MA-<br />
GAZINE zeigt Rena-CFO Stefan Baustert die<br />
Synergien auf und gibt einen Ausblick auf die<br />
weitere Geschäftsentwicklung.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Im vergangenen Jahr<br />
konnten Sie Umsatz und Ergebnis deutlich<br />
steigern. Worauf führen Sie den Erfolg zurück?<br />
Baustert: Rena hat im Geschäftsjahr 2010<br />
und im ersten Quartal 2011 einen sehr guten<br />
Auftragseingang gehabt. Dieser bezog sich zu<br />
einem hohen Prozentsatz auf Maschinen für<br />
Texturierung sowie Zellreinigung. Das Unternehmen<br />
hatte für beide Maschinentypen<br />
einen hohen Standardisierungsgrad erreicht,<br />
sodass mittels Taktfertigung ein hoher Durchsatz<br />
an Maschinen erreicht wurde. Dies führte<br />
zu deutlichen Kostendegressionseffekten und<br />
damit Margenverbesserungen. Zusätzlich<br />
konnten unsere polnischen Werke im Bereich<br />
der Vormaterialfertigung einen wesentlichen<br />
Beitrag zur Kostensenkung leisten. Das Orderbuch<br />
reichte für eine intensive Fertigung<br />
bis in den Herbst letzten Jahres.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie entwickeln sich<br />
derzeit die Auftragseingänge?<br />
Baustert: Der Auftragseingang im Hauptgeschäft<br />
Solar ist seit Mitte letzten Jahres deutlich<br />
zurückgegangen und wir haben bisher<br />
keine Indikation für eine Besserung 2012,<br />
sondern sehen hier erst 2013 wieder eine Belebung.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Sie haben kürzlich die<br />
Stulz H+E GmbH übernommen. In welchen<br />
„Stulz und Rena haben sich ideal<br />
ergänzende Kompetenzen“<br />
Stefan Baustert, CFO, Rena GmbH<br />
Interview<br />
mit Stefan Baustert, CFO, Rena GmbH<br />
Bereichen ist die Gesellschaft aktiv und wie<br />
groß ist das Unternehmen?<br />
Baustert: Die Stulz H + E Gruppe hat im Geschäftsjahr<br />
2010/11 (30.06.) einen Umsatz<br />
von rund 250 Mio. Euro erwirtschaftet. Mit<br />
ca. 1.000 Mitarbeitern arbeitet das Unternehmen<br />
im Bereich Wasser und Abwasser, Trinkwasseraufbereitung,<br />
aber auch Blockheizkraftwerk,<br />
Klärschlammtrocknungsanlage, Recycling,<br />
Waste-to-Energy-Projekten und verschiedener<br />
innovativer Technologien im Bereich<br />
Mikro-, Ultra- und Nanofiltration. Generell<br />
kann man die von Stulz angebotenen<br />
Technologien unter dem Begriff „Cleantech“<br />
subsummieren.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welche Synergien sehen<br />
Sie durch die Übernahme?<br />
Baustert: Stulz und Rena haben sich ideal ergänzende<br />
Kompetenzen. Beide Unternehmen<br />
arbeiten im Bereich Wasser und Chemie, d.h.<br />
beschäftigen sich mit nasschemischen Prozessen.<br />
Ein wesentlicher Bestandteil der Maschinen<br />
in beiden Firmen ist Kunststoff. Stulz hat<br />
ein stabiles Marktumfeld mit guten Wachstumschancen,<br />
das die zyklischen Bewegungen<br />
im Solarbereich bei Rena abfedern kann.<br />
Rena hat in den letzten Jahren erfolgreich<br />
Themen wie Standardisierung und Taktfertigung<br />
im Rahmen seiner Produkte umgesetzt.<br />
Hinzu kommt eine optimierte und kostengünstige<br />
Vormaterialzulieferung durch die<br />
polnischen Werke. Dieses Know-how wird<br />
künftig auf eine Reihe von Stulz-Produkten<br />
übertragen. Dies führt zu verbesserten Margen<br />
und damit besseren Renditen. Während<br />
Stulz hauptsächlich in Europa und USA vertrieblich<br />
aktiv ist, hat Rena ein weitumspannendes<br />
Vertriebsnetz in Asien. Dies wird Stulz<br />
nutzen können, um seine Produkte auch auf<br />
dem asiatischen Markt vertreiben zu können.<br />
GREEN <strong>BOND</strong>S<br />
Weiterhin sehen wir Einsparpotenziale im<br />
Einkauf, da es Überschneidungen bei Zulieferanten<br />
gibt.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Möchten Sie nicht<br />
aber auch Ihre Abhängigkeit von der Solarbranche<br />
ein Stück weit verringern?<br />
Baustert: Die Übernahme der Stulz-Gruppe<br />
ist eine gute Ergänzung zu unserem bisherigen<br />
Portfolio. Wir können derzeit freie Kapazitäten,<br />
aber auch unser Know-how in der Fertigungstechnik<br />
nutzen, um die Stulz-Gruppe<br />
wirtschaftlich besser zu positionieren. Gleichzeitig<br />
erwarten wir durch diese Übernahme<br />
eine gewisse Stabilisierung unserer Finanzkennziffern<br />
und sehen ein erhebliches Wachstumspotenzial<br />
in den nächsten Jahren. Letztlich<br />
führt das auch zu einer größeren Unabhängigkeit<br />
vom Solarmarkt.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welchen Ausblick<br />
können Sie für das Gesamtjahr 2012 geben?<br />
Baustert: Das Geschäftsjahr 2012 ist geprägt<br />
von einem schwachen Auftragseingang im Solarbereich.<br />
Gleichzeitig haben wir jedoch<br />
noch zahlreiche Maschinen aus dem Auftragseingang<br />
2010/11, die 2012 Umsatz bringen.<br />
Im zweiten Halbjahr werden wir erstmals die<br />
Stulz H + E Gruppe in unseren Konzernabschluss<br />
einbeziehen. Insgesamt betrachten wir<br />
das Jahr 2012 als ein Übergangsjahr in der Erwartung,<br />
dass sich die Marktsituation bei Solar<br />
2013 wieder bessert und wir die Stulz<br />
H + E Gruppe 2013 erstmals für ein volles<br />
Geschäftsjahr konsolidieren.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Vielen Dank für das<br />
Gespräch.<br />
Das Interview führte Robert Cleve.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 33
34<br />
GREEN <strong>BOND</strong>S<br />
Im März 2011 hat die SiC Processing GmbH<br />
aus Hirschau eine Unternehmensanleihe im<br />
Volumen von 80 Mio. Euro im Mittelstandssegment<br />
Bondm emittiert. Im Gespräch mit dem<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> gibt CFO Dirk Müller<br />
Einblicke in die aktuelle Geschäftsentwicklung<br />
und die Probleme auf dem europäischen Markt.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: In welchen Bereichen<br />
ist SiC Processing tätig?<br />
Müller: Die SiC Processing GmbH ist einer<br />
der führenden Anbieter für die Aufbereitung<br />
von gebrauchter Sägesuspension (= Slurry)<br />
aus der Photovoltaik- und Halbleiterindustrie.<br />
Das international orientierte Unternehmen<br />
zählt weltweit bedeutende Waferhersteller zu<br />
seinen Kunden. Langfristige Verträge, enges<br />
und gewachsenes Vertrauensverhältnis und<br />
ein partnerschaftliches Geschäftsmodell zeichnen<br />
die Philosophie der SiC Gruppe aus.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie hat sich das Geschäftsjahr<br />
2011 entwickelt?<br />
Müller: Trotz der turbulenten Entwicklungen<br />
in der Solarbranche konnte die SiC Gruppe<br />
den Konzernumsatz 2011 um rund 10% im<br />
Vergleich zum Vorjahr von 160 Mio. Euro auf<br />
174 Mio. Euro steigern. Unsere Bilanz- und<br />
Ertragsrelationen beurteilen wir weiterhin als<br />
überdurchschnittlich. Die geografische Verteilung<br />
der Umsätze verschiebt sich aufgrund<br />
der Expansions- und Erweiterungsaktivität<br />
der Gruppe zunehmend in Richtung Asien.<br />
Dementsprechend stieg der Umsatzanteil im<br />
Raum Asien um 10% im Vergleich zum Vorjahr.<br />
Im November und Dezember 2011<br />
konnten die ersten drei Produktionslinien am<br />
neu eröffneten Produktionsstandort Zhenji-<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
„Unsere Bilanz- und Ertragsrelationen<br />
beurteilen wir weiterhin<br />
als überdurchschnittlich“<br />
Dirk Müller, CFO, SiC Processing GmbH<br />
Interview<br />
mit Dirk Müller, CFO, SiC Processing GmbH<br />
ang/China erfolgreich und planmäßig mit einer<br />
Kapazität von 45.000 Tonnen in Betrieb<br />
genommen werden. Am Standort<br />
Baoding/China ging Linie 5 ans Netz. Im Gegensatz<br />
dazu reagierte die SiC Processing auf<br />
die schwierigen und turbulenten Entwicklungen<br />
in der PV Industrie, vor allem in Europa.<br />
Am Produktionsstandort Bautzen wurde<br />
Kurzarbeit angemeldet. In Glomfjord und<br />
Heroya, beide Norwegen, wurde aufgrund<br />
der permanenten Einstellung der Waferproduktion<br />
unseres Hauptkunden der Betrieb<br />
unserer Aufbereitungsanlagen aus wirtschaftlichen<br />
Gründen dauerhaft eingestellt.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welche Kostenvorteile<br />
haben Ihre Kunden durch die Aufbereitung<br />
der Slurry?<br />
Müller: Kernkompetenz der SiC Processing<br />
Gruppe ist die Rückgewinnung und Aufbereitung<br />
von Siliziumkarbid (SiC) und Polyethylenglycol<br />
(PEG) aus Sägesuspensionen<br />
aus der Photovoltaik- und Halbleiterindustrie.<br />
Dies wird in unseren Anlagen auf modernstem<br />
Stand unter Anwendung komplexer nassmechanischer<br />
Trennverfahren durchgeführt.<br />
Erzielte Rückgewinnungsraten bei SiC von<br />
75 bis 90% und PEG von 85 bis 95% ermöglichen<br />
es, unseren Kunden einen enormen<br />
Kostenvorteil gegenüber dem Einsatz von<br />
Neuware zu verschaffen, unter Wahrung qualitativer<br />
und umweltpolitischer Ansprüche.<br />
Die Kosten für Slurry betragen etwa 15% der<br />
gesamten Wafer-Kosten. Hier werden mit der<br />
Technologie der SiC Processing derzeit Einsparungen<br />
von rund 30% erzielt, bedingt<br />
durch den geringeren Preis von aufbereiteter<br />
Slurry im Gegensatz zur Verwendung von<br />
Frisch-Slurry. Für die Waferherstellung (ex-<br />
klusive Silizium-Kosten) bedeutet dies eine<br />
Kosteneinsparung von rund 15%. Bezogen<br />
auf die kompletten Wafer-Herstellungskosten<br />
(inkl. Silizium) liegt das Einsparpotenzial bei<br />
5 bis 10%.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welchen Ausblick<br />
können Sie uns geben?<br />
Müller: Auch 2012 wird für die weltweiten<br />
Installationen von Photovoltaikanlagen<br />
Wachstum vorhergesagt, wobei hier Europa<br />
nach vorerst rückläufiger Entwicklung stagnieren<br />
wird. Träger des Wachstums sind, unter<br />
anderem, neue Märkte wie die USA,<br />
China, Japan und Indien. Die geografische<br />
Neuverteilung wird sich in den nächsten Jahren<br />
voraussichtlich noch fortsetzen. SiC Processing<br />
erwartet für 2012 ebenfalls einen steigenden<br />
Konzernumsatz, wobei allerdings<br />
noch unklar ist, wie sich die Schließung unserer<br />
norwegischen Anlagen im Jahresabschluss<br />
2012 niederschlagen wird. Auf der Ertragsseite<br />
spürt die gesamte Photovoltaik-Industrie<br />
den zunehmenden Preisdruck. Diesem<br />
Umstand kann sich auch die SiC Gruppe<br />
nicht vollständig entziehen. Daher wird mit<br />
Hochdruck an Effizienzprojekten weltweit gearbeitet,<br />
um die generierten Kostenvorteile an<br />
den Kunden weitergeben zu können.<br />
Das Interview führte Robert Cleve.<br />
Der Text wurde redaktionell gekürzt. Das vollständige<br />
Interview kann unter:<br />
www.fixed-income.<strong>org</strong> > „Investment“<br />
abgerufen werden.
Die Windreich AG zählt zu den mittelständischen<br />
Anleiheemittenten, über die am<br />
kontroversesten diskutiert wird. Im Interview<br />
mit dem <strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> nimmt der Vorstandsvorsitzende<br />
Willi Balz zu unseren Fragen<br />
Stellung.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie haben sich Umsatz<br />
und Ergebnis im letzten Jahr entwickelt?<br />
Balz: Für das Jahr 2011 beläuft sich die Konzerngesamtleistung<br />
nach HGB auf 161 Mio.<br />
Euro (Vorjahr 150 Mio. Euro nach HGB),<br />
der Konzernbilanzgewinn nach HGB steigt<br />
auf rund 11,9 Mio. Euro an (Vorjahr 2,0 Mio.<br />
Euro nach HGB). Die Windreich AG<br />
kommt in ihren geschäftlichen Aktivitäten<br />
ausgezeichnet voran und konnte in allen Bereichen<br />
zulegen. Die Bilanzsumme nach<br />
HGB erhöht sich auf über 600 Mio. Euro<br />
und das Eigenkapital auf rund 152 Mio.<br />
Euro.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Ihre Anleihen notieren<br />
deutlich unter 100, worauf führen Sie dies<br />
zurück?<br />
Balz: Man verwechselt hier das absolut effiziente<br />
Energieerzeugungsinstrument Wind<br />
mit ineffizienter Photovoltaiktechnik. Man<br />
erkennt nicht, dass wir als Projektentwickler<br />
höhere Margen haben, wenn die Hardwarepreise<br />
sinken. Somit sind schlechte Nachrichten<br />
über Vestas, Nordex und Siemens gute<br />
Nachrichten für uns als Projektentwickler.<br />
Die Märkte reagieren aber auch zusätzlich auf<br />
aggressive negative Lobbyarbeit der Gegner<br />
der Energiewende. An unseren unternehmerischen<br />
Leistungen kann es jedenfalls nicht<br />
liegen. Unsere Projekte liegen voll in Leis-<br />
GREEN <strong>BOND</strong>S<br />
„Wir haben in unserer Projektpipeline<br />
drei genehmigte Windparks, von denen<br />
jeder über eine Netzanbindung verfügt“<br />
Willi Balz, Vorstandsvorsitzender, Windreich AG<br />
Interview<br />
mit Willi Balz, Vorstandsvorsitzender, Windreich AG<br />
tungs- und Budgetplänen. Verbesserungspotenzial<br />
haben wir sicher im Bereich der Kommunikation,<br />
hier wurden aber in den letzten<br />
Wochen seit dem CFO-Wechsel entscheidende<br />
Verbesserungen eingeführt. So z.B. unsere<br />
erfolgreiche Offshore-Konferenz der Macher<br />
in Hannover.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie ist es um den<br />
Netzausbau bestellt?<br />
Balz: Wir haben in unserer Projektpipeline<br />
drei genehmigte Windparks, von denen jeder<br />
über eine Netzanbindung verfügt. Das Kabel<br />
für unseren ersten Offshore-Windpark liegt<br />
schon, Global Tech I ist also schon vers<strong>org</strong>t.<br />
MEG 1 wird zusammen mit Borkum West<br />
II des Stadtwerke-Konsortiums Trianel definitiv<br />
pünktlich angeschlossen. Verzögerungen<br />
bei einem Mitbewerber lassen unser drittes<br />
Projekt, Deutsche Bucht, profitieren. Allerdings<br />
ist absehbar, dass es bei den Windparks<br />
in der Deutschen Nordsee von 2015 bis 2017<br />
allgemein ein gewisses Anschluss-Vakuum geben<br />
wird. Davon sind wir aber mit unseren<br />
ersten drei Windparks nicht betroffen. In der<br />
Ostsee sind die Voraussetzungen ganz andere.<br />
Die Entfernungen sind mit höchstens 60 Kilometern<br />
viel kürzer. Deshalb braucht man<br />
auch keine Gleichstromkabel, sondern kann<br />
normale Wechselstromleitungen verwenden.<br />
Diese haben deutlich kürzere Lieferzeiten.<br />
Hinzu kommt die Tatsache, dass für den Anschluss<br />
in der Ostsee nicht Tennet, sondern<br />
50 Hertz zuständig ist. Hier gab es bislang<br />
keine negativen Nachrichten bezüglich der<br />
Machbarkeit.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie sieht Ihre weitere<br />
langfristige Finanzierungsstrategie aus?<br />
Balz: Da der Wert speziell von Offshore-<br />
Windparks bei längerer Haltedauer und größerer<br />
Projektreife dramatisch ansteigt, werden<br />
wir auch künftig Finanzierungsbedarf haben.<br />
Dabei wollen wir auch künftig im Bereich<br />
Projektfinanzierung wie bei Global Tech I mit<br />
Hilfe der EIB und KfW pro Windpark gut<br />
eine Milliarde Euro auf Projektebene fremdfinanzieren.<br />
Die Windreich AG selbst wird<br />
die drei bisherigen Standbeine klassische Bankenfinanzierung,<br />
private Investoren und<br />
bondm noch um strukturierte Finanzierungsmodelle,<br />
mit Projektrechten besichert, erweitern.<br />
Hierzu läuft im Moment ein von unserem<br />
Finanzierungsexperten Herrn Martin<br />
Korbmacher, Ex-Credit Suisse Topbanker,<br />
moderierter Beautycontest. Namhafte Großbanken<br />
sind im Rennen und geben Angebote<br />
mit einem hohen dreistelligen Volumen ab.<br />
In einem günstigeren Marktumfeld würde<br />
sich zusätzlich auch ein IPO anbieten. Das ist<br />
ja naheliegend, wenn man sich im am stärksten<br />
wachsenden Marktsegment, der Offshore-<br />
Windenergie, einen 35%igen Marktanteil gesichert<br />
hat.<br />
Das Interview führte Christian Schiffmacher.<br />
Der Text wurde redaktionell gekürzt. Das<br />
vollständige Interview kann unter<br />
www.fixed-income.<strong>org</strong> > „Investment“<br />
abgerufen werden.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 35