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BOND MAGAZINE 24 (Erscheinungstermin ... - Fixed-Income.org

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„Mit der Anleihe wollen wir unser Wachstum Seite 6<br />

beschleunigen“<br />

Interview mit Dr. Michele Puller, Geschäftsführer,<br />

Steilmann-Boecker<br />

Inhalt<br />

Juni – Juli 2012<br />

Editorial Seite 3<br />

Kurz notiert Seite 4<br />

Entry und Prime Seite 6<br />

Standard Bonds<br />

Neuemissionen<br />

Steilmann-Boecker Seite 8<br />

Investment<br />

Interview mit Dr. Oliver Seite 10<br />

Schlick, BayernInvest<br />

EXIT Griechenland Seite 12<br />

Transparenz bei Seite 14<br />

Mittelstandsanleihen<br />

Übersicht Seite 16<br />

Mittelstandsanleihen<br />

GREEN <strong>BOND</strong>S<br />

Photovoltaik – Seite 18<br />

Marktentwicklung und Ausblick<br />

Green Bonds am Seite 20<br />

Mittelstandsanleihemarkt<br />

Windenergie Seite 23<br />

Ekosem-Agrar – Analyse Seite 25<br />

e.n.o. energy – Analyse Seite 26<br />

FFK Environment – Analyse Seite 27<br />

German Pellets – Analyse Seite 28<br />

GIF – Analyse Seite 29<br />

HELMA Eigenheimbau – Seite 30<br />

Analyse<br />

KTG Agrar – Analyse Seite 31<br />

MT-Energie – Analyse Seite 32<br />

Rena – Interview Seite 33<br />

SiC Processing – Interview Seite 34<br />

Windreich – Interview Seite 35<br />

Impressum Seite 3<br />

2. Jahrgang – Ausgabe <strong>24</strong> – Juni – Juli 2012 – www.fixed-income.<strong>org</strong> – 7,50 Euro<br />

Steilmann-Boecker<br />

Modehandelskonzern bietet attraktive Rendite<br />

Text: Robert Cleve, Christian Schiffmacher<br />

Nach den Bekleidungsherstellern Seidensticker<br />

und Golfino emittiert mit<br />

der Steilmann-Boecker Fashion Point<br />

GmbH & Co. KG erstmals ein Bekleidungshändler<br />

eine Mittelstandsanleihe. Die<br />

Gesellschaft betreibt zehn Modehäuser und<br />

fünf Outletstores mit einer Gesamtverkaufsfläche<br />

von 33.500 m2 . Bei einem Emissionsvolumen<br />

von 30 Mio. Euro, einem Unternehmensrating<br />

im Bereich Investment<br />

Grade (BBB durch Creditreform Rating)<br />

und einer bei Mittelstandsanleihen üblichen<br />

Laufzeit von 5 Jahren bietet die Modekette<br />

einen Kupon von 6,75%.<br />

„Mit unseren Rentenanlegern müssen wir neue Seite 10<br />

Wege gehen“<br />

Interview mit Dr. Oliver Schlick, Geschäftsführer<br />

der BayernInvest Kapitalanlagegesellschaft<br />

Mit 6,75% bietet Steilmann-Boecker zwar<br />

einen niedrigeren Kupon als Golfino und<br />

Seidensticker, hat aber ein besseres Rating<br />

und bessere Kennzahlen zur Kapitaldienstfähigkeit.<br />

Zudem sind Mittelstandsanleihen<br />

aus dem Bereich Konsum/Retail derzeit sehr<br />

gefragt und bieten höhere Sharpe Ratios, als<br />

Mittelstandsanleihen aus anderen Branchen<br />

vorweisen (s. <strong>BOND</strong> YEARBOOK<br />

2011/12, S. 32). Daher stehen die Chancen<br />

auf eine erfolgreiche Emission der Steilmann-Boecker-Anleihe<br />

sehr gut.<br />

Weiter auf Seite 8.<br />

Die nächsten Emissionen<br />

Emittent Zeichnungsfrist Kupon Analyse<br />

Steilmann-Boecker 11.06.-25.06.2012 6,750% S. 6 – 9<br />

René Lezard Ende Juni n.bek. Ausgabe 22<br />

Biogas Nord Juni/Juli n.bek. --<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong>


EDITORIAL<br />

Kleiner Gegenwind oder längere Sonnenfinsternis?<br />

Christian Schiffmacher<br />

Chefredakteur<br />

Impressum<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> <strong>24</strong><br />

Verlag: Institutional Investment Publishing GmbH, Bahnhofstr.<br />

28, D-82515 Wolfratshausen, www.fixed-income.<strong>org</strong>,<br />

Tel: +49 (0) 8171 / 41 80 4-91, Fax: +49 (0) 8171 / 41 80 4-99<br />

Redaktion: Christian Schiffmacher (Chefredakteur), Robert<br />

Cleve, André Hüsemann, Denis Kuhn, Stefan Scharff<br />

Mitwirkung bei dieser Ausgabe: Tobias Aichele, Sven Diermeier,<br />

Cosmin Filker, Felix Gode, Alexander Kuhn, Dieter Pape,<br />

Dr. Michael Sever, Sonja Weiler<br />

Mittelstandsanleihen aus dem Bereich Erneuerbare Energien haben mehrheitlich enttäuscht.<br />

Von den 16 emittierten Anleihen notieren mittlerweile zehn unter 80% und<br />

drei unter 50%, eines der Unternehmen ist längst insolvent. Zum Vergleich: Aus allen anderen<br />

Branchen notiert keine einzige Mittelstandsanleihe unter 80% ...<br />

Die Gründe hierfür sind sicher vielfältig. Allein einen deutlichen Rückgang der Einspeisevergütungen<br />

und billige Massenware aus dem Reich der Mitte dafür verantwortlich zu machen,<br />

wäre sicherlich zu kurz gegriffen. Managementfehler haben wohl auch ihren Teil dazu beigetragen.<br />

Und eines wird immer klarer: Die Vielzahl von Mittelstandsanleihen aus dem Bereich Erneuerbarer<br />

Energien gab es Branchenkennern zufolge nur deshalb, weil eine Platzierung von<br />

Equity zu dem Zeitpunkt längst nicht mehr möglich war.<br />

Einhergehend mit negativen Meldungen aus der Branche ist auch der Anteil von Anleihe -<br />

emissionen (in Mittelstandssegmenten) in den letzten Quartalen deutlich zurückgegangen.<br />

Es gibt zwar nach wie vor viele Investoren, die ihr Geld mit gutem Gewissen anlegen möchten.<br />

Aber die wenigsten möchten es dabei verlieren.<br />

Den Schaden haben gute und sinnvoll aufgestellte Unternehmen aus dem Bereich der Erneuerbaren<br />

Energien und natürlich die Investoren.<br />

Vorstände von Green Technologie-Unternehmen werden sich einiges einfallen lassen müssen,<br />

um das Vertrauen am Kapitalmarkt zurückzugewinnen.<br />

Aufgrund des nach wie vor sehr großen Risikos werden Solaranleihen in dieser Ausgabe nicht<br />

analysiert.<br />

Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen<br />

Christian Schiffmacher<br />

Graphik 1: Anteil von Anleiheemissionen aus dem Bereiche Erneuerbare<br />

Energien<br />

in Mittelstandssegmenten, Quelle: eigene Berechnungen<br />

Interviewpartner: Willi Balz, Stefan Baustert, Dirk Müller, Dr.<br />

Michele Puller, Dr. Oliver Schlick<br />

Bildredaktion: Denny Guzman Gonzalez, Angelika Schiffmacher<br />

Fotos: Fotolia © koya79 #36892548, Fotolia © Schulz-Design<br />

#41812304<br />

Gestaltung/Layout: signalrot – grafik & kommunikations design,<br />

Stephan Hörmann, 88677 Markdorf<br />

Haftung und Hinweise: Artikeln und Tabellen liegen Quellen<br />

zugrunde, welche die Redaktion für verlässlich hält. Eine Garantie<br />

für die Richtigkeit kann allerdings nicht übernommen<br />

werden.<br />

Nachdruck: © 2012 Institutional Investment Publishing<br />

GmbH, Wolfratshausen. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck,<br />

Vervielfältigungen oder Verbreitung mittels elektronischer Medien<br />

sind grundsätzlich nicht gestattet. Ausnahmen nur mit ausdrücklicher<br />

Genehmigung des Verlages.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 3


4<br />

KURZ NOTIERT<br />

Aéroports de Paris platziert Anleihe im<br />

Volumen von 800 Mio. Euro<br />

Der Flughafenbetreiber Aéroports de Paris<br />

hat Ende Mai eine Anleihe im Volumen von<br />

800 Mio. Euro und Laufzeiten von 7 bzw.<br />

12 Jahren (Dual Tranche) platziert. Die<br />

7-jährige Tranche hat ein Volumen von 300<br />

Mio. Euro und einen Kupon von 2,375%<br />

(Mid Swap +97 bp). Die 12-jährige Tranche<br />

hat ein Volumen von 500 Mio. Euro und<br />

einen Kupon von 3,125% (Mid Swap +135<br />

bp). Aéroports de Paris wird von S&P mit<br />

A+ gerated.<br />

Linde emittiert 7-jährige Anleihe<br />

Die Linde Finance BV hat eine durch die<br />

Linde AG garantierte Anleihe im Volumen<br />

von 500 Mio. Euro und einer Laufzeit von<br />

7 Jahren emittiert. Der Kupon beträgt<br />

1,75% (Mid Swap +35 bp). Der Emissionskurs<br />

betrug 99,641%. Die Transaktion war<br />

nach Unternehmensangaben mehr als<br />

5-fach überzeichnet und stieß auf große<br />

Nachfrage von langfristigen Bondinvestoren<br />

und Retailbanken. Die Mittel aus der Transaktion<br />

werden zur allgemeinen Unternehmensfinanzierung<br />

verwendet. „Trotz des volatilen<br />

Marktumfelds konnten wir uns sehr<br />

gute Finanzierungskonditionen sichern“, erklärte<br />

Ge<strong>org</strong> Denoke, Mitglied des Vorstands<br />

und CFO der Linde AG. „Die hohe<br />

Wertschätzung, die wir bei den Investoren<br />

erfahren, zeigt sich auch in der jüngsten Rating-Heraufstufung<br />

von A- auf A durch<br />

Standard & Poor’s.“<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

KTG Agrar AG plant Börsengang der<br />

Energiesparte<br />

Die KTG Agrar AG plant den Börsengang<br />

der Energiesparte KTG Energie AG noch<br />

für Juni 2012. Die WGZ Bank begleitet die<br />

Emission als Lead Manager und Bookrunner.<br />

Die KTG Agrar AG hat in den letzten<br />

Jahren massiv in die Produktion erneuerbarer<br />

Energie und Ackerland investiert und<br />

profitiert daher nachhaltig von der steigenden<br />

Nachfrage nach gesunder Nahrung und<br />

grüner Energie. Die KTG Energie, ehemals<br />

KTG Biogas, ist seit sieben Jahren am Markt<br />

und zählt damit zu den Pionieren in der<br />

noch jungen Biogasbranche. In den ersten<br />

Jahren stand der Aufbau des technologischen<br />

und biologischen Know-how im Vordergrund.<br />

Nachdem dieser wichtige Prozess<br />

abgeschlossen wurde, ist das Unternehmen<br />

in den vergangenen beiden Jahren kräftig<br />

gewachsen. Allein im Jahr 2011 wurde die<br />

Produktionskapazität von 11 auf 22 Megawatt<br />

(MW) verdoppelt. Heute gehört die<br />

KTG Energie zu den drei führenden Produzenten<br />

von Biogas in Deutschland und betreibt<br />

Biogasanlagen mit einer elektrischen<br />

Leistung von rund 30 MW – genug, um ca.<br />

eine Viertelmillion Menschen mit sauberer,<br />

umweltfreundlicher Energie zu vers<strong>org</strong>en.<br />

Den Umsatz hat die KTG Energie im vergangenen<br />

Jahr um 50% auf 21,5 Mio. Euro<br />

und das operative Ergebnis (EBIT) um 44%<br />

auf 4 Mio. Euro gesteigert. Das Unternehmen<br />

ist weiter auf Expansionskurs: Neben<br />

den 30 MW am Netz sind weitere 10 MW<br />

in der Planungs- und Bauphase.<br />

MITEC Automotive AG erhält Großauftrag<br />

von Fiat<br />

Die MITEC Automotive AG erhält einen<br />

Großauftrag in Höhe von rund 50 Mio.<br />

Euro von Fiat. „Der Zuschlag für diesen<br />

Großauftrag, der auf unserer guten Entwicklungsarbeit<br />

basiert, stärkt die Marktposition<br />

der Gruppe in Europa und stabilisiert<br />

den Produktionsstandort Eisenach auf hervorragende<br />

Weise“, so Dr.-Ing. Michael Militzer,<br />

CEO der MITEC Automotive AG.<br />

„Aufgeladene Benzin- und Dieselmotoren<br />

in Leichtbauweise und mit kleinem Hubraum,<br />

ausgerüstet mit der Wellenausgleichstechnik<br />

von MITEC, sind zu marktkonformen<br />

Kosten zu produzieren und stellen eine<br />

nachhaltige Antwort auf den Hype der Elektromobilisierung<br />

dar.“<br />

Anglo American emittiert EUR-Anleihe<br />

mit einer Laufzeit von 7 Jahren<br />

Der Rohstoffkonzern Anglo American hat<br />

eine EUR-Anleihe mit einer Laufzeit von 7<br />

Jahren und einem Volumen von 750 Mio.<br />

Euro begeben. Der Kupon beträgt 2,750%,<br />

der Emissionskurs wurde mit 99,975% festgesetzt.


EUR Corporate Bonds (Überblick)<br />

KURZ NOTIERT<br />

Anleihe ISIN Laufzeit Kupon Kurs Rendite<br />

Alpine Holding 2012/17 AT0000A0V834 22.05.2017 6,000% 101,80 5,8%<br />

Ardagh Packaging 2010/20 XS0547019777 15.10.2020 9,250% 97,20 9,8%<br />

BASF Fin. Europe 2009/15 XS0412154378 09.06.2015 5,125% 111,83 1,0%<br />

Conti-Gummi Fin. 201/15 DE000A1AY2A0 15.07.2015 8,500% 109,50 5,2%<br />

Gas Natural 2009/14 XS0436905821 09.07.2014 5,250% 101,19 4,9%<br />

Gaz Capital 2007/18 XS0327237136 13.02.2018 6,605% 112,65 4,1%<br />

HeidelbergCement 2009/17 XS0458230322 31.01.2017 8,000% 109,00 5,8%<br />

Hochtief 2012/17 DE000A1MA9X1 23.03.2017 5,500% 104,70 4,5%<br />

Lufthansa 2009/16 XS0438813536 07.07.2016 6,500% 112,15 3,2%<br />

Merck Fin. Serv. 2010/15 XS0497185511 <strong>24</strong>.03.2015 3,375% 105,49 1,3%<br />

Otto 2012/17 AT0000A0UJL6 29.09.2017 4,625% 104,50 3,7%<br />

Oxea 2010/17 XS0523636594 15.07.2017 9,625% 105,25 8,3%<br />

Peugeot 2012/17 FR0011233451 11.07.2017 5,625% 100,08 5,6%<br />

Renault 2009/14 FR0010809236 13.10.2014 6,000% 105,29 3,5%<br />

Renault 2011/16 FR0011052117 25.05.2016 4,625% 101,10 4,4%<br />

Repsol Int. Fin. 2011/16 XS0718395089 12.02.2016 4,250% 97,58 5,0%<br />

Schaeffler Fin. 2012/19 XS0741939788 15.02.2019 8,750% 103,26 8,5%<br />

Sixt 2012/18 DE000A1PGPF8 16.05.2018 3,750% 99,76 3,8%<br />

ThyssenKrupp 2012/17 DE000A1MA9H4 28.02.2017 4,375% 98,50 4,0%<br />

Volkswagen Intl. 2009/15 XS0470518605 02.02.2015 3,500% 105,56 1,4%<br />

Stada 2010/15 XS0503278847 21.04.2015 4,000% 104,18 2,4%<br />

Ziggo Fin. 2010/17 XS0552327768 15.11.2017 6,125% 104,75 5,4%<br />

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6<br />

ENTRY & PRIME STANDARD <strong>BOND</strong>S<br />

Die Filialkette Steilmann-Boecker betreibt<br />

15 Bekleidungsgeschäfte, davon<br />

fünf Outlet-Stores vorwiegend in Nordrhein-Westfalen,<br />

aber auch in Niedersachsen,<br />

Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.<br />

Im Fokus von Steilmann-Boecker stehen<br />

qualitäts- und markenbewusste Frauen<br />

und Männer ab 35. Als Teil der Miro Radici<br />

AG, die im vergangenen Jahr einen Umsatz<br />

von über 700 Mio. Euro erzielt hat, kann<br />

die Gesellschaft Synergien bei Beschaffung,<br />

Produktion und Marketing nutzen, wie Geschäftsführer<br />

Dr. Michele Puller im Gespräch<br />

mit <strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> erläutert.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: In welchen Bereichen<br />

ist Steilmann-Boecker tätig? Welche<br />

Zielgruppe sprechen Sie dabei an?<br />

Dr. Puller: Im Jahr 2005 haben wir Steilmann-Boecker<br />

als Filialkette neu positioniert.<br />

Seitdem sprechen wir eine große,<br />

kaufkräftige, aber bisher im Modemarkt<br />

eher unterrepräsentierte Zielgruppe an:<br />

Frauen und Männer über 35 Jahre, die qua-<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

„Mit der Anleihe wollen wir<br />

unser Wachstum beschleunigen“<br />

Dr. Michele Puller, Geschäftsführer, Steilmann-Boecker<br />

Interview<br />

mit Dr. Michele Puller, Geschäftsführer, Steilmann-Boecker<br />

litäts- und markenbewusst sind, mit klassisch-modischer<br />

Einstellung und einem Bedarf<br />

an Fachberatung und Service. Mit Erfolg:<br />

Seit 2005 wachsen wir mit zweistelligen<br />

Steigerungsraten bei Umsatz und Ergebnis.<br />

Derzeit betreiben wir 15 Bekleidungsgeschäfte,<br />

davon zehn „Boecker-Filialen“ und<br />

fünf Outlets („Fashion Factory Store“) mit<br />

einer Gesamtverkaufsfläche von 33.500 m²<br />

in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen,<br />

Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Aus welchem Grund<br />

haben Sie sich für die Emission einer Unternehmensanleihe<br />

im Entry Standard entschieden?<br />

Dr. Puller: Steilmann-Boecker Fashion<br />

Point wächst seit 2005 mit zweistelligen<br />

Steigerungsraten. Das belegt, dass wir als<br />

Modefilialist mit starken Eigenmarken des<br />

Konzerns, wie Steilmann, Apanage, Kapalua<br />

und Stones, und einem breiten Sortiment<br />

bekannter Fremdlabels hervorragend positioniert<br />

sind und das Potenzial haben, weiter zu<br />

wachsen. Die Börse Frankfurt als führende<br />

Wertpapierbörse in Europa bietet uns die<br />

richtige Plattform für die Anleiheemission<br />

zur Wachstumsfinanzierung.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie wollen Sie die<br />

Mittel aus der Anleiheemission verwenden?<br />

Dr. Puller: Wir verfügen über ein bewährtes<br />

Geschäftsmodell und sehen noch erhebliche<br />

Wachstumschancen in unserer Branche. Daher<br />

wollen wir unser Filialnetz weiter ausbauen.<br />

Ebenso sollen die bestehenden Filialen<br />

modernisiert und das Sortiment ausgebaut<br />

werden.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Und was unterscheidet<br />

Sie von Mitbewerbern?<br />

Dr. Puller: Als Teil des europäischen Modekonzerns<br />

Miro Radici mit mehr als 700 Mio.<br />

Euro Umsatz profitieren wir von vielfältigen<br />

Synergien, speziell in Beschaffung, Produktion<br />

und Marketing. Das verschafft uns deutliche<br />

Markt- und Wettbewerbsvorteile gegenüber<br />

anderen Bekleidungseinzelhändlern.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie möchten Sie<br />

weiter wachsen? Sind Übernahmen für Sie<br />

ein Thema?<br />

Dr. Puller: Wir wachsen seit Jahren aus eigener<br />

Kraft profitabel. Diese erfolgreiche<br />

Strategie wollen wir auch künftig fortsetzen,<br />

und die dafür nötigen attraktiven Einzelhandelsflächen<br />

sind verfügbar. Übernahmen<br />

spielen in unserer Wachstumsstrategie keine<br />

wesentliche Rolle.


<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: In welchen Regionen<br />

möchten Sie expandieren? Werden Sie<br />

sich weiter auf NRW konzentrieren?<br />

Dr. Puller: In den nordrhein-westfälischen<br />

Ballungszentren und den angrenzenden<br />

Bundesländern sind wir sehr gut positioniert<br />

und verfügen dort noch über viel Wachstumspotenzial.<br />

Die Konzentration auf diese<br />

Regionen ist naheliegend, da wir Logistikvorteile<br />

nutzen können. Mittelfristig wollen<br />

wir eine Expansion in andere Bundesländer<br />

und ins Ausland nicht ausschließen.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: In den Anleihebedingungen<br />

sind keine Covenants v<strong>org</strong>esehen,<br />

Sie bieten statt dessen eine Erfüllungsübernahme<br />

der Muttergesellschaft Steilmann<br />

Holding AG. Weshalb haben Sie sich<br />

für eine solche Strukturierung entschieden?<br />

Dr. Puller: Die Creditreform hat uns mit<br />

dem Investmentgrade BBB eine starke Bonität<br />

attestiert, und mit der Erfüllungsübernahme<br />

durch die Muttergesellschaft bieten<br />

wir Anlegern eine zusätzliche Sicherheit.<br />

Kapital für Ihre Zukunft. Made in Germany<br />

Neue Anleihen im Entry Standard<br />

Emittent Handelsstart Kupon Fälligkeit<br />

FC Gelsenkirchen- 11.06.2012 6,75% 11.07.2019<br />

Schalke 04 e.V.<br />

EYEMAXX 11.04.2012 7,75% 01.11.2017<br />

REAL ESTATE AG<br />

GOLFINO AG 20.03.2012 7,25% 04.04.2017<br />

SINGULUS 14.03.2012 7,75% 23.03.2017<br />

Technologies AG<br />

Scholz AG 17.02.2012 8,50% 08.03.2017<br />

Peach Property 26.01.2012 6,60% 30.06.2016<br />

Wir haben uns bereits im Vorfeld der Emission<br />

bei institutionellen Investoren v<strong>org</strong>estellt<br />

und da das klare Feedback bekommen,<br />

dass unsere v<strong>org</strong>esehenen Covenants absolut<br />

ausreichen. Dies wird von den aktuellen<br />

Zeichnungsanfragen auch bestätigt. Wir haben<br />

erst kürzlich das Eigenkapital von Steilmann-Boecker<br />

durch die Umwandlung eines<br />

Gesellschafterdarlehens deutlich gestärkt.<br />

Dies ist ein klares Bekenntnis. Steilmann-Boecker<br />

ist ein wichtiger Baustein innerhalb<br />

unseres Konzerns und ein Gesellschafterwechsel<br />

daher undenkbar.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: In welcher Form<br />

sprechen Sie bei der Vermarktung der Anleihe<br />

auch Kunden Ihrer Modehäuser an?<br />

Dr. Puller: Wir sind stolz auf unsere<br />

150.000 Stammkunden. Sie haben einen<br />

wesentlichen Anteil am Erfolg der vergangenen<br />

Jahre. Daher sprechen wir sie selbstverständlich<br />

direkt an und geben ihnen die<br />

Chance, von der attraktiven Rendite und<br />

starken Bonität unseres Unternehmens zu<br />

profitieren.<br />

Events<br />

Unternehmensanleihe –<br />

Chance für den Mittelstand<br />

19. Juni 2012<br />

Rocco Forte Hotel The Charles, München<br />

19. September 2012<br />

IHK/Alte Börse, Frankfurt am Main<br />

www.xetra.com/listing > Events<br />

Nachgefragt<br />

Barbara Ge<strong>org</strong>, Head of Listing & Issuer<br />

Services, Deutsche Börse AG zum Entry<br />

Standard für Anleihen<br />

www.xetra.com/nachgefragt<br />

ENTRY & PRIME STANDARD <strong>BOND</strong>S<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Sie haben keine<br />

Bankverbindlichkeiten, wie sind Sie derzeit<br />

finanziert?<br />

Dr. Puller: Wir verfügen über eine sehr solide<br />

Kapitalausstattung und finanzieren uns<br />

bisher durch den Cashflow und Darlehen<br />

der Gesellschafter.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Vielen Dank für das<br />

Gespräch.<br />

Das Interview führte Christian Schiffmacher.<br />

www.xetra.com/anleihen<br />

Kennen Sie schon die Vorteile<br />

einer Fremdfinanzierung<br />

über die Deutsche Börse?<br />

Unabhängigkeit von der Kreditfinanzierung<br />

über die Banken<br />

Freie Verwendung des Finanzierungsvolumens<br />

Höhere Visibilität am Kapitalmarkt und<br />

größere Bekanntheit bei Geschäftspartnern<br />

und Kunden<br />

www.xetra.com/anleihen<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 7


8<br />

INVESTMENT<br />

Steilmann-Boecker betreibt mit 343 Mitarbeitern<br />

15 Bekleidungsgeschäfte, davon<br />

werden zehn als „Boecker“-Filialen und<br />

fünf als sogenannte Outlets („Fashion<br />

Factory“-Store) geführt. Die Standorte befinden<br />

sich in Innenstädten oder aber in<br />

Einkaufszentren in verkehrsgünstiger Stadtrandlage.<br />

Der Unterschied zwischen den<br />

Boecker-Filialen und den Outlets (Fashion<br />

Factory) besteht darin, dass in den Outlets<br />

überwiegend Artikel aus nicht mehr aktuellen<br />

Kollektionen angeboten werden. In allen<br />

Geschäften mit Ausnahme der kleinsten<br />

Filiale in Bad Godesberg werden Damenund<br />

Herrenbekleidung sowie kleine Accessoire-Sortimente<br />

angeboten. In den Filialen<br />

werden Konzernmarken, wie Steilmann,<br />

Apanage, Kapalua und Stones, und ein breites<br />

Sortiment bekannter Fremdlabels vertrieben.<br />

Die Hauptzielgruppe sind Männer<br />

und Frauen ab ca. 35 Jahren, mit gehobenem<br />

Anspruch und einer eher traditionellen,<br />

konservativen Einstellung in Sachen<br />

Mode.Der typische Boecker-Kunde sucht<br />

anspruchsvolle Markenmode, Qualität und<br />

Service (Fachberatung) und ein gutes Preis-<br />

/Leistungsverhältnis. Das Angebot in den<br />

Fashion Factory-Outlets zielt vorrangig auf<br />

die Zielgruppe, die Qualität zum besonders<br />

günstigen Preis sucht.<br />

Insgesamt haben die Filialen eine Gesamtverkaufsfläche<br />

von 33.500 m 2 . Der regionale<br />

Schwerpunkt liegt in Nordrhein-Westfalen,<br />

wo sich sechs Boecker-Filialen und vier<br />

Outlets befinden. In Rheinland-Pfalz hat<br />

Boecker drei Filialen. In Niedersachsen wird<br />

eine Boecker-Filiale betrieben und in Baden-Württemberg<br />

ein Outlet. Die Boecker-<br />

Filialen haben eine Verkaufsfläche zwischen<br />

1.000 und 6.000 m 2 , die Outlets sind mit<br />

einer Verkaufsfläche zwischen 300 und<br />

1.000 m 2 teilweise deutlich kleiner als die<br />

Boecker-Modehäuser.<br />

Rund 150.000 der mehr als 650.000 Kunden<br />

nutzen aktiv die Loyality Card des Un-<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

Steilmann-Boecker<br />

Modehandelskonzern bietet attraktive Rendite<br />

(Fortsetzung von Seite 1)<br />

ternehmens, mit der sie einen Sofortrabatt<br />

von 5% erhalten. Dabei wird rund 65% des<br />

Umsatzes mit Karteninhabern erzielt.<br />

Historie<br />

Im November 2004 übernahm das Modeunternehmen<br />

Miro Radici (heute Steilmann<br />

Holding AG) die Marke Boecker, die damals<br />

einen Umsatz von 19 Mio. Euro erzielte<br />

und einen Verlust von 4 Mio. Euro erwirtschaftete.<br />

Seitdem konnte der Umsatz<br />

auf 56 Mio. Euro verdreifacht werden, dabei<br />

erzielte die Gesellschaft in den letzten Jahren<br />

stets ein positives Ergebnis. 2006 erfolgte<br />

die Übernahme der Klaus Steilmann<br />

GmbH & Co. KG. Heute erzielt der Konzern<br />

mit weltweit rund 7.000 Mitarbeitern<br />

einen Umsatz von 700 Mio. Euro und ein<br />

EBITDA von 45 Mio. Euro.<br />

Geschäftsentwicklung<br />

Seit 2008 konnte die Gesellschaft ihren<br />

Umsatz um durchschnittlich 15% und den<br />

Vorsteuergewinn um 88% steigern. Im Geschäftsjahr<br />

2011 konnte Steilmann-Boecker<br />

einen Umsatz von 56 Mio. Euro erzielen<br />

und erwirtschaftete dabei einen Vorsteuergewinn<br />

von 3,3 Mio. Euro. Die Gesellschaft<br />

hat keine Bankverbindlichkeiten und finanziert<br />

sich durch den Cashflow sowie Darlehen<br />

der Gesellschafter. Im Vorfeld der<br />

Transaktion wurde das Eigenkapital durch<br />

Umwandlung eines Gesellschafterdarlehens<br />

deutlich gestärkt. Steilmann-Boecker verfügt<br />

eine solide Eigenkapitalquote von 35%.<br />

Erfüllungsübernahme der Konzernmutter<br />

statt Covenants<br />

Die Emittentin ist eng mit der Konzernmutter<br />

verflochten. Der Geschäftsführer der<br />

Komplementärin, Dr. Michele Puller, ist<br />

mit einem Anteil von 1,26% an der Emittentin<br />

beteiligt. Die übrigen 98,74% der<br />

Anteile werden von der Miro Radici Hometextile<br />

GmbH, einer 100% Tochtergesellschaft<br />

der Steilmann Holding AG, gehalten.<br />

Dr. Michele Puller ist auch mit 10% an der<br />

Steilmann Holding beteiligt, deren Vorstandsvorsitzender<br />

er ist. Massimo Giazzi,<br />

Geschäftsführer der Komplementärin, ist<br />

mittelbar mit einem Anteil von 10% an der<br />

Tab. 1: Vergleich der Anleihen von Golfino, Seidensticker und Steilmann-<br />

Boecker<br />

Golfino Seidensticker Steilmann-Boecker<br />

Umsatz (in Mio. Euro) 31,7 167,0 55,9<br />

EBITDA-Marge 8,6% 9,4% 5,7%<br />

EK-Quote 33,9% 10,3% 34,9%<br />

Nettoverschuldung / EBITDA 4,7 2,0 1,4<br />

Zinsdeckungsgrad (EBITDA) 2,7 4,7 5,7<br />

Rating BBB- BB+ BBB<br />

Laufzeit 5 Jahre 6 Jahre 5 Jahre<br />

Kupon 7,25% 7,25% 6,75%<br />

Rendite 7,3% 5,9% 6,75%


Steilmann Holding beteiligt. Er ist ebenfalls<br />

Vorstand der Steilmann Holding AG sowie<br />

Geschäftsführer der Kommanditistin Miro<br />

Radici Hometextile GmbH und Geschäftsführer<br />

weiterer zur Steilmann Holding AG<br />

gehörender Unternehmen.<br />

Die Ansprüche der Anleihegläubiger auf<br />

Zinszahlung und Rückzahlung sollen planmäßig<br />

durch den Cashflow der Emittentin<br />

bedient werden. Zudem besteht eine Erfüllungsübernahme<br />

der Steilmann Holding<br />

AG gegenüber der Emittentin in Höhe des<br />

Nominalbetrages der Anleihe nebst den jeweils<br />

fälligen Zinsen. Auf die üblichen Covenants<br />

hat die Gesellschaft hingegen verzichtet.<br />

Damit gibt es keine Begrenzung bei<br />

der Verschuldung, die Erfüllungsübernahme<br />

erscheint jedoch ausreichend.<br />

Mittelverwendung<br />

Der Emissionserlös aus der Anleiheemission<br />

soll der Wachstumsfinanzierung dienen, wie<br />

z.B. für die Neueröffnung von Filialen, dem<br />

Abbau von Verbindlichkeiten, Sortimentsergänzungen<br />

sowie für das Umlaufvermögen.<br />

Tab. 2: Steilmann-Boecker – Geschäftsentwicklung<br />

Bewertung<br />

Der Kupon von Steilmann-Boecker ist mit<br />

6,75% im unteren Bereich der bei Mittelstandsanleihen<br />

üblichen Range angesiedelt.<br />

Doch innerhalb der Peer Group erscheint<br />

der Kupon attraktiv, da die Gesellschaft solide<br />

finanziert ist, in den letzten Jahren kontinuierlich<br />

gewachsen ist und über sehr gute<br />

Kennzahlen zur Kapitaldienstfähigkeit verfügt.<br />

Fazit:<br />

Mittelstandsanleihen aus dem Bereich Konsum/Retail<br />

sind derzeit sehr gefragt und haben<br />

höhere Sharpe Ratios als (Mittelstands-)<br />

Anleihen aus anderen Branchen vorzuweisen<br />

(s. <strong>BOND</strong> YEARBOOK 2011/12, S.<br />

32). Steilmann-Boecker hat sich in den vergangen<br />

Jahren sehr positiv entwickelt. Die<br />

Kennzahlen zur Kapitaldienstfähigkeit und<br />

das Rating sind besser als bei den Anleihen<br />

anderer Modeunternehmen. Die Erfüllungsübernahme<br />

der Konzernmutter anstatt<br />

klassischer Covenats erscheint ausreichend.<br />

Die Chancen auf eine erfolgreiche Anleiheemission<br />

stehen damit für Steilmann-Boecker<br />

sehr gut. Wir raten zur Zeichnung.<br />

2010 2011 2012e 2013e<br />

Umsatz 47,9 55,9 63,5 79,8<br />

Rohertrag 21,7 25,1 28,1 35,9<br />

EBITDA 3,7 3,2 4,2 6,1<br />

EBIT 3,3 2,7 3,7 5,5<br />

Jahresüberschuss 0,9 2,0 2,4 3,4<br />

Nettoverschuldung 6,6 2,3 17,0 22,1<br />

Nettoverschuldung/EBITDA 1,7 1,4 2,3 3,2<br />

Eigenkapitalquote 8,8% 34,9% 18,2% 18,0%<br />

Zinsdeckungsgrad (EBITDA) 12,1 5,7 2,3 2,4<br />

Zinsdeckungsgrad (EBIT) 10,8 4,9 2,0 2,1<br />

Angaben in Mio. Euro<br />

Quelle: Independent Research, Steilmann-Boecker Fashion Point<br />

INVESTMENT<br />

Ein ausführliches Interview mit Geschäftsführer<br />

Dr. Michele Puller ist auf den Seiten<br />

6 und 7 zu finden.<br />

Tab. 3: Eckdaten zur Steilmann-<br />

Boecker-Anleihe<br />

Emittent Steilmann-Boecker Fashion<br />

Point GmbH & Co. KG<br />

Zeichnungsfrist 11.06.– 25.06.2012<br />

Emissionsvolumen 30 Mio. Euro<br />

WKN / ISIN A1PGWZ/DE000A1PGWZ2<br />

Kupon 6,75%<br />

Laufzeit 5 Jahre<br />

Zinszahlung jährlich, am 27.06.<br />

Stückelung 1.000 Euro<br />

Segment Entry Standard für Anleihen,<br />

Börse Frankfurt<br />

Unternehmensrating BBB (durch Creditreform<br />

Rating AG)<br />

Internet www.steilmann-boecker.de<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 9


10<br />

INVESTMENT<br />

Dr. Oliver Schlick, Geschäftsführer der BayernInvest<br />

Kapitalanlagegesellschaft München,<br />

erläutert die Auswirkungen der Euroland-<br />

Schuldenkrise und der Globalisierung auf Anlagestrategien<br />

im Bereich Renten.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie sehen Sie die Situation<br />

des Euroland-Rentenanlegers?<br />

Dr. Schlick: Die Welt des Rentenanlegers hat<br />

sich mit Ausbruch der Staatsschuldenkrise<br />

deutlich verändert und ist extrem schwierig<br />

geworden. Wirkungszusammenhänge, die in<br />

Zeiten vor der Krise Gültigkeit hatten, sind<br />

heute nicht mehr anwendbar. Darüber hinaus<br />

haben wir es mit einem „Anleger-Paradoxon“<br />

zu tun.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Was meinen Sie damit?<br />

Dr. Schlick: Darunter verstehe ich zunächst<br />

die Tatsache, dass Investitionen in ursprünglich<br />

sichere und vertraute Wirtschaftsräume<br />

heute große Risiken bergen können. So sind<br />

seit dem Ausbruch der Staatsschuldenkrise die<br />

meisten Euroland-Anleihen in enormem Maß<br />

risikobehaftet. In der Folge müsste der für den<br />

risikoaversen Investor vormals sichere Hafen<br />

„Euroland“ heute paradoxerweise gerade aus<br />

Gründen der Risikoaversion verlassen werden.<br />

Außerdem ist der bisher allgemeingültige Zusammenhang<br />

zwischen Zins und Konjunktur<br />

nicht mehr anwendbar, zumindest nicht im<br />

Euroraum. Konkret gesprochen muss eine gut<br />

laufende Konjunktur nicht mehr zwangsläufig<br />

mit steigenden Zinsen einhergehen und<br />

vice versa.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

„Mit unseren Rentenanlegern<br />

müssen wir neue Wege gehen“<br />

Dr. Oliver Schlick, Geschäftsführer der BayernInvest Kapitalanlagegesellschaft, München<br />

Interview<br />

mit Dr. Oliver Schlick, Geschäftsführer der BayernInvest Kapitalanlagegesellschaft, München<br />

Südeuropäische Länder wie Spanien und Italien<br />

können dafür als aktuelle Beispiele gelten.<br />

Dort steigen die Zinsen mit der sich verschlechternden<br />

Konjunktur. Dies liegt daran,<br />

dass mit nachlassender Konjunktur auch das<br />

Vertrauen der Anleger in die Schuldentragfähigkeit<br />

solcher Länder nachlässt. Um sich<br />

überhaupt refinanzieren zu können, müssen<br />

sie dann – trotz Rezession – extrem hohe Zinsen,<br />

sogenannte Risikoaufschläge, bezahlen.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie reagieren die Anleger?<br />

Dr. Schlick: Dies lässt sich nicht pauschal beantworten.<br />

Die Anleger selbst sind überraschenderweise<br />

neuen Anlagevorschlägen gegenüber<br />

sehr aufgeschlossen. Sie erkennen<br />

schnell, dass der Ausweg aus dem „Anleger-<br />

Paradoxon“ nur über Investitionen ins globale<br />

Rentensegment führt oder alternativ über die<br />

Veränderung des Investmentuniversums zugunsten<br />

neuer Assetklassen wie Aktien oder<br />

Rohstoffe. Wir machen zum Beispiel gute Erfahrungen<br />

mit dem Multi-Asset-Allocation<br />

Fonds BayernInvest Optima Fonds. Die Rentenanleger<br />

zeigen sich interessiert und offen<br />

für das Investmentuniversum des Fonds, der<br />

weltweit in Aktien, Renten und Investmentfonds,<br />

aber auch in Geldmarktinstrumente,<br />

Zertifikate und derivate Instrumente investiert.<br />

Anders als bei den Anlegern sieht es in den jeweiligen<br />

Aufsichtsgremien aus. Sie zu überzeugen,<br />

ist viel schwieriger. Denn aufgrund<br />

starker Risikoaversion und vor dem Hintergrund<br />

der regulatorischen Maßnahmen in<br />

Euroland (Basel III, Liquiditätskennziffer etc.)<br />

sind die Gremien oft sehr zurückhaltend.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welche Empfehlung<br />

geben Sie Rentenanlegern?<br />

Dr. Schlick: Wir empfehlen andere Anlagestile<br />

und/oder die Ergänzung des Rentenuniversums<br />

um einen globalen Aspekt. Entscheidet<br />

man sich für letzteres, muss man sich zunächst<br />

einmal über die Renditeerwartungen<br />

und Anlagerichtlinien klar werden. Soll ein<br />

signifikanter Performancevorteil erzielt werden,<br />

so müssen auch Anleihen zugelassen werden,<br />

die nicht EUR-denominiert sind. Das<br />

impliziert, dass auch Währungspositionen mit<br />

im Spiel sind. Zudem sollte man bereit sein,<br />

Abstriche bei der Bonität des Anlageuniversums<br />

hinzunehmen.<br />

Eine Beimischung von globalen Anleihen ist<br />

aber auch für solche Investoren möglich, die<br />

Währungsrisiken konsequent ausschließen<br />

müssen. Der Performancevorteil ist dann<br />

nicht das Thema, sondern die Risikodiversifikation,<br />

da man in mehrere Wirtschaftsräume<br />

investiert.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Konkret gefragt, lassen<br />

sich solche speziellen Anforderungen<br />

überhaupt in Form eines Publikumsfonds<br />

umsetzen?<br />

Dr. Schlick: Theoretisch ja. Allerdings gilt im<br />

Allgemeinen, dass je größer die speziellen Anforderungen<br />

sind, desto mehr empfiehlt sich<br />

ein Spezialfonds. Als ersten Einstieg in eine<br />

diversifiziertere Anlage bieten wir unseren<br />

Kunden den BayernInvest Emerging Markets<br />

Select Bond Fonds an. Dieser Publikumsfonds<br />

investiert in USD-denominierte Staatsanleihen<br />

und staatsanleihenähnliche Rentenpapiere<br />

des Benchmarkuniversums J.P. M<strong>org</strong>an<br />

EMBI Global Diversified Index. Für In-


vestoren, deren Anlagerichtlinien Fremdwährungsanleihen<br />

ausschließen, gibt es für diesen<br />

Fonds auch eine EUR-Hedged-Tranche.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Gibt es eine Alternative<br />

zur Ergänzung des Investmentuniversums?<br />

Dr. Schlick: Wir sehen drei Möglichkeiten.<br />

Erstens kann man statt des Investmentuniversums<br />

den Anlagestil ändern. Der Vorteil<br />

resultiert dann etwa daraus, dass das Management<br />

eines Rentenmandats nach Absolute<br />

Return-Gesichtspunkten v<strong>org</strong>eht statt nach<br />

Benchmark-Kriterien.<br />

Zweitens kann man sich beim Anlagestil auf<br />

quantitative Ansätze stützen, die nicht versuchen,<br />

die polit-ökonomische Lage einzuschätzen,<br />

sondern den Markt nach einem bestimmten<br />

Regelwerk abgreifen. Eine dritte<br />

Möglichkeit ist das „intelligente Indexieren“.<br />

Dahinter verbirgt sich die Idee, dass der Anleger<br />

nicht vorrangig einen aktiven Manager<br />

sucht, sondern den Gesamtmarkt kauft, wie<br />

er in einem bestimmten Index abgebildet ist.<br />

Bekanntlich ist nun ein Nachteil gängiger Indizes,<br />

dass die Gewichtung nach Marktkapitalisierung<br />

v<strong>org</strong>enommen wird. Die Länder<br />

mit den meisten Schulden stellen also die<br />

größten Investments in diesen Mandaten dar.<br />

Das ist beim „Intelligenten Indexieren“ anders,<br />

weil zusätzliche Parameter eine Gewichtung<br />

erlauben, die der Fähigkeit, Schulden<br />

zurückzuzahlen, sehr viel näher kommt.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Lassen Sie uns noch<br />

einen Blick über die Euroland-Schuldenkrise<br />

hinaus werfen. Kommen volkswirtschaftliche<br />

Themen auf uns zu, die wir aufgrund der Präsenz<br />

dieser Krise noch nicht wahrnehmen?<br />

Dr. Schlick: Allerdings! Ich bin davon überzeugt,<br />

dass das Thema Inflation mittelfristig<br />

wieder eine große Rolle spielen wird. Denn<br />

wesentliche Treiber hinter dem jahrzehntelangen<br />

disinflationären Trend sind allmählich<br />

zum Erliegen gekommen. In diesem Zusammenhang<br />

ist zunächst der Paradigmenwechsel<br />

der Zentralbankpolitik wichtig. Noch bis vor<br />

etwa vier Jahren hatten die Zentralbanken die<br />

Bekämpfung der Inflation im Blick. Aber aufgrund<br />

der Finanzmarktkrise 2008 hat wieder<br />

das Paradigma der Konjunktursteuerung Einzug<br />

gehalten. Denn würden die Zentralbanken<br />

die Zinsen erhöhen, so bremsten sie damit<br />

das Wirtschaftswachstum.<br />

Ein zweiter Punkt ist das Ende des sogenannten<br />

fünften „Kondratieff-Zyklus“ – auch bezeichnet<br />

als „mikroelektronische Revolution“.<br />

Von dieser Technologie gingen in den letzten<br />

30 Jahren Produktionsschübe mit inflationsdämpfender<br />

Wirkung aus. Das ist nun aber<br />

Vergangenheit. Und die verzweifelte Ausschau<br />

nach einem vermeintlich sechsten Kondratieff-Zyklus<br />

– Stichwort Biotechnologie – war<br />

bisher nicht erfolgreich.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Spielen Aspekte der<br />

Globalisierung dabei nicht auch eine wichtige<br />

Rolle?<br />

Dr. Schlick: Das ist richtig. Bis zum Anfang<br />

des neuen Jahrtausends wirkten niedrige<br />

Löhne in Ländern der sogenannten Emerging<br />

Markets preisdämpfend und s<strong>org</strong>ten so dafür,<br />

dass der „Weltwarenkorb“ immer billiger<br />

wurde. Inzwischen steigen die Arbeitskosten<br />

dort teilweise um zweistellige Prozentsätze.<br />

Der zunehmende Konsum in den aufstrebenden<br />

Ländern wird außerdem zu einer steigen-<br />

INVESTMENT<br />

den Weltnachfrage führen. Die Globalisierung<br />

wirkt also nicht nur über die Kostendruck-,<br />

sondern auch über die Nachfragesog-<br />

Komponente. Auch diese Entwicklung müssen<br />

wir berücksichtigen, wenn wir im Bereich<br />

Investmentstrategien mit unseren Rentenanlegern<br />

neue Wege gehen.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Vielen Dank für das<br />

Gespräch.<br />

Das Interview führte Sonja Weiler.<br />

Eckdaten des BayernInvest OptiMa<br />

Fonds<br />

WKN A0J KFZ (InstAL)<br />

ISIN LU0<strong>24</strong>9657833<br />

Domizil Luxemburg<br />

Rechtsform Richtlinienkonformer<br />

Investmentfonds<br />

Luxemburger Rechts<br />

Teil-Fondswährung Euro<br />

Fondsauflegung Juni 2006<br />

Verwaltungsgebühr max. 1,00% p.a.<br />

Fondsvolumen 5,7 Mio. Euro<br />

(Stand: 31.05.2012)<br />

Eckdaten des BayernInvest Emerging<br />

Market Select Bond-Fonds<br />

Anteilsklasse EURO-Hedged<br />

WKN A1C78C<br />

ISIN DE000A1C78C6<br />

Domizil Deutschland<br />

Rechtsform Richtlinienkonformes Sondervermögen<br />

deutschen Rechts<br />

Fondswährung Euro<br />

Fondsauflegung Juli 2011<br />

Verwaltungsgebühr max. 0,43% p.a.<br />

Fondsvolumen 62 Mio. Euro<br />

(Stand: 31.05.2012)<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 11


12<br />

INVESTMENT<br />

Text: Robert Cleve<br />

Wer die Diskussionen der letzten Wochen<br />

verfolgt hat, konnte vereinzelt den Eindruck<br />

gewinnen, der Austritt bzw. Ausschluss<br />

Griechenlands aus der Währungsunion sei zum<br />

einen mehr oder weniger unvermeidlich, zum<br />

anderen in seinen ökonomischen Auswirkungen<br />

inzwischen aber überschaubar, ja, er stelle möglicherweise<br />

sogar eine Art Befreiungsschlag dar.<br />

Dass die Griechen einer Zukunft ohne den<br />

Euro entgegensehen, scheint in der Tat zunehmend<br />

wahrscheinlich. Nach der in Kürze<br />

stattfindenden Parlamentswahl wird eine Regierungsbildung<br />

ohne das Bündnis der radikalen<br />

Linken unter ihrem Vorsitzenden Alexis<br />

Tsipras sehr wahrscheinlich nicht möglich<br />

sein. Glaubt man seinen Ankündigungen,<br />

wird eine Regierung unter seiner Führung<br />

die Vereinbarungen mit EU, EZB und IWF<br />

aufkündigen, den Schuldendienst einstellen<br />

und die im Sparpaket vereinbarten und zum<br />

Teil auch schon umgesetzten Maßnahmen<br />

zurücknehmen. In der Folge bliebe der<br />

Troika gar nichts anderes übrig, als die weiteren<br />

Unterstützungszahlungen an Griechenland<br />

einzustellen. Das Land wäre innerhalb<br />

kürzester Zeit zahlungsunfähig, die Einführung<br />

einer neuen (alten) Währung unvermeidlich.<br />

De facto wäre der – in den Verträgen<br />

zur Währungsunion nie v<strong>org</strong>esehene –<br />

Ausschluss des Landes aus der Eurozone vollzogen.<br />

Die Folgen für die Ökonomie des Landes<br />

und den Großteil seiner Bevölkerung würden<br />

dramatisch sein, zumindest in den ersten ein<br />

bis zwei Jahren. Die Folgekosten für die Kreditgeber<br />

wären ebenfalls erheblich, aber wohl<br />

verkraftbar. Auf Deutschland entfielen, je<br />

nach Abgrenzungs- und Berechnungsmethode,<br />

bis zu 80 Mrd. Euro, die, verteilt über<br />

mehrere Jahre, wahrscheinlich abzuschreiben<br />

wären. Dieser Betrag setzt sich zusammen aus<br />

den direkten Finanzhilfen, also den beiden<br />

bisherigen Rettungspaketen der EU an Griechenland,<br />

dem Bestand der griechischen<br />

Staatsanleihen bei der EZB und den Verbind-<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

EXIT Griechenland?<br />

Nichts schwieriger als das<br />

lichkeiten der griechischen Notenbank gegenüber<br />

der EZB im Rahmen des Target2-<br />

Zahlungssystems bzw. dem entsprechenden<br />

Kapitalanteil der deutschen Bundesbank an<br />

der EZB, nämlich 27%. Dementsprechend<br />

kämen – was in der Diskussion hierzulande<br />

gerne übersehen wird – in Relation auf die<br />

anderen Euroländer vergleichbare Lasten zu,<br />

so z.B. auf Frankreich über 60 Mrd. Euro,<br />

auf Italien nicht viel weniger.<br />

Bes<strong>org</strong>nis erregender als die unmittelbaren<br />

Folgekosten fallen die mittelbaren aus, die<br />

sich bereits im Vorfeld der Wahl in Griechenland<br />

bemerkbar machen. Nämlich der fortschreitende<br />

Vertrauensverlust der Anleger in<br />

die Fähigkeit Spaniens und Italiens, ihren<br />

Pflichten aus dem Schuldendienst nachzukommen,<br />

verbunden mit der Furcht, dass<br />

diesen Ländern mittelfristig ein ähnliches<br />

Schicksal wie Griechenland droht. Dies<br />

drückt sich aus in wieder deutlich ansteigenden<br />

Refinanzierungskosten für beide Länder,<br />

aber auch im Abzug von Kapital im Umfang<br />

von mehreren 100 Mrd. Euro durch vor allem<br />

ausländische Investoren. Letzteres unterminiert<br />

die monetäre Basis der Finanzmärkte<br />

der betroffenen Länder, was insbesondere den<br />

bereits durch geplatzte Immobilienkredite gebeutelten<br />

spanischen Banken zusätzlich zu<br />

schaffen macht.<br />

So stehen nun in den letzten Wochen die Iberer<br />

im Fokus der Krisendiskussion, was unter<br />

„normalen“ Umständen angesichts der Fundamentaldaten<br />

des Landes wenig gerechtfertigt<br />

erschiene (vgl. auch <strong>BOND</strong> MAGA-<br />

ZINE 22, S. 15 – 19). Aber die Umstände<br />

sind eben nicht normal, und so sind die spanischen<br />

Banken von der Geldzufuhr durch<br />

andere Banken in Europa weitgehend abgeschnitten,<br />

wie auch von der Unterstützung<br />

durch den Staat, weil dieser eine entsprechende<br />

Neuverschuldung in Anbetracht der<br />

Zinslasten nicht mehr finanzieren kann. Auch<br />

wenn sich die spanische Regierung zunächst<br />

mit Händen und Füßen dagegen gewehrt hat,<br />

der Antrag auf Hilfe aus dem Rettungsschirm<br />

EFSF bzw. nachfolgend dem ESM ist inzwischen<br />

erfolgt. Vor allem eine damit verbundene<br />

Preisgabe der nationalen Souveränität<br />

über die Haushalts- und Fiskalpolitik war für<br />

die Spanier bisher inakzeptabel. Auch fürchtet<br />

man für längere Zeit von den Kapitalmärkten<br />

ausgeschlossen zu sein. Eher akzeptabel ist die<br />

offensichtlich angestrebte sogenannte kleine


Lösung, bei der Spanien Geld ausschließlich<br />

für seine Finanzinstitute beantragt, im Gegenzug<br />

aber die Aufsicht lediglich über den<br />

Bankensektor abgeben muss.<br />

Man darf aber getrost davon ausgehen, dass<br />

hinter den Kulissen auch über die „große“<br />

Rettungsschirmlösung verhandelt wird, mit<br />

der sich das Land ein Stück weit aus dem<br />

Würgegriff hoher Zinslasten befreien und Zeit<br />

für die Haushaltskonsolidierung gewinnen<br />

könnte. Unter bestimmten Umständen birgt<br />

dieses Szenario einen gewissen Charme. Dann<br />

nämlich, wenn es der Regierung Rajoy gelänge,<br />

in den Verhandlungen mit der Troika<br />

eine allzu strikte Austeritätspolitik – wie sie<br />

den Griechen noch auferlegt wurde – zu ver-<br />

GREEN <strong>BOND</strong>S in Mittelstandssegmenten<br />

meiden. Die Chancen dafür stünden nicht<br />

schlecht, zum einen, weil die öffentlichen spanischen<br />

Haushalte bei weitem nicht so desolat<br />

dastehen wie die griechischen, vor allem aber<br />

weil die negativen Auswirkungen radikalen<br />

Sparens inzwischen auch in Brüssel und Washington<br />

(Sitz des IWF) wahrgenommen werden.<br />

Dies könnte wiederum Vorbild sein für Verhandlungen<br />

mit einer neuen griechischen Regierung<br />

unter Führung der Linken. Diese<br />

müsste unter internationalem Druck von ihren<br />

eigenen radikalen Positionen abgehen,<br />

könnte im Gegenzug der Troika aber Zugeständnisse<br />

beim Thema Kürzen und Sparen<br />

abringen und damit ihr Gesicht wahren. In<br />

INVESTMENT<br />

der Folge verbliebe Griechenland in der Eurozone<br />

und erhielte weitere Milliarden an Unterstützungsleistungen.<br />

Zweifellos ein teures Szenario, aber die Vorteile<br />

liegen durchaus auf der Hand. Währungsunion<br />

und IWF hätten Handlungsfähigkeit<br />

bewiesen, der selbsterfüllenden Prophezeiung<br />

der Kapitalmärkte hinsichtlich eines monetären<br />

Ausblutens der Eurozone wäre zumindest<br />

vorerst die Grundlage entzogen. Vor allem<br />

auch wäre weitere Zeit für die notwendigen<br />

strukturellen Reformen und Anpassungsmaßnahmen<br />

insbesondere in Griechenland, aber<br />

auch in Spanien und Italien gewonnen. Zeit,<br />

die mit einem Exit Griechenlands aus der Eurozone<br />

wohl fehlen würde.<br />

Emittent Branche Laufzeit Kupon ISIN Corporate Bond Rating Ratingagentur Kurs Rendite<br />

Rating<br />

Solar<br />

3W Power Solar/Zulieferer 01.12.15 9,250% DE000A1A29T7 B- - S&P 88,93% 13,4%<br />

Centrosolar Solar 14.02.16 7,000% DE000A1E85T1 nicht aktuell - Creditreform 36,00% -<br />

Rena Solar/Maschinenbau 15.12.15 7,000% DE000A1E8W96 BB+ - EulerHermes 88,50% 11,1%<br />

Payom Solar Solar 07.04.16 7,500% DE000A1H3M96 B- - Creditreform 25,00% -<br />

S.A.G. Solarstrom Solar 14.12.15 6,250% DE000A1E84A4 nicht aktuell - - 66,00% -<br />

S.A.G. Solarstrom II Solar 10.07.17 7,500% DE000A1K0K53 nicht aktuell - - 67,75% -<br />

SiC Processing Solar/Zulieferer 01.03.16 7,125% DE000A1H3HQ1 BBB- - Creditreform 74,00% 17,1%<br />

Solarwatt Solarmodule 01.11.15 7,000% DE000A1EWPU8 B - Creditreform 54,00% -<br />

Windkraft<br />

e.n.o. energy Windkraft-Anlagenbau 30.06.16 7,375% DE000A1H3V53 BB+ - Creditreform 96,40% 8,4%<br />

Windreich II Windkraft-Projektentw. 03.01.15 6,500% DE000A1CRMQ7 BBB+ - Creditreform 79,00% -<br />

Windreich II Windkraft-Projektentw. 15.07.16 6,500% DE000A1H3V38 BBB+ - Creditreform 61,35% -<br />

Biogas<br />

bkn biostrom Biogas 06.06.16 7,500% DE000A1KQ8V1 - BBB Creditreform 75,00% 13,5%<br />

MT-Energie Biogasanlagenbau 03.04.17 8,250% DE000A1MLRM7 BBB- Creditreform 98,60% 8,5%<br />

Landwirtschaft<br />

Ekosem-Agrar Landwirtschaft 23.03.17 8,750% DE000A1MLSJ1 BB+ - Creditreform 99,75% 8,8%<br />

KTG Agrar I Landwirtschaft 14.09.15 6,750% DE000A1ELQU9 BBB - Creditreform 107,55% 4,2%<br />

KTG Agrar II Landwirtschaft 05.06.17 7,125% DE000A1H3VN9 BBB - Creditreform 101,00% 6,9%<br />

Sonstige<br />

FFK Environment Ersatzbrennstoffe 31.05.16 7,250% DE000A1KQ4Z BB+ - Creditreform 101,00% 6,1%<br />

German Pellets Pellets 31.03.16 7,250% DE000A1H3J67 BBB - Creditreform 100,00% 7,3%<br />

GIF - Automobilzulieferer 19.09.16 8,500% DE000A1K0FF9 BB - Creditreform 98,20% 9,0%<br />

Ges.f.Ind.forschung<br />

Scholz Recycling 08.03.17 8,500% AT0000A0U9J2 BB - EulerHermes 103,85% 7,5%<br />

Weitere GREEN <strong>BOND</strong>S<br />

Alba Waste Recycling 15.05.18 8,000% DE000A1KQ177 - - - 99,75% 8,1%<br />

Nordex Windkraft 12.04.16 6,375% XS0601426538 - - - 81,10% 12,2%<br />

Solarworld (2010-17) Solar 21.01.17 6,125% XS0478864225 - - - 31,80% -<br />

Solarworld (2011-16) Solar 13.07.16 6,375% XS0641270045 - - - 36,51% -<br />

Vestas Windkraft 23.03.15 4,625% XS0496644609 - - - 67,75% -<br />

GREEN <strong>BOND</strong>S, die öffentlich platziert wurden und in Freiverkehrssegmenten notierten<br />

Exer D (Exergia) 01.02.16 5,700% DE000A1E8TK1 - - - 89,50% 7,8%<br />

HELMA Hausbau 01.12.15 6,500% DE000A1E8QQ4 - 103,75% 5,4%<br />

Eigenheimbau<br />

Solar8 Energy Solarkraftwerke 06.04.16 9,250% DE000A1H3F87 - - - 93,75% 11,4%<br />

Stand: 08.06.2012<br />

Bei Anleihen, die unter 70% notieren, berechnen wir keine Rendite, da am Markt offensichtlich eine Leistungsstörung erwartet wird.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 13


14<br />

INVESTMENT<br />

Text: Dr. Michael Sever, Dieter Pape<br />

Transparenz bei Mittelstandsanleihen<br />

Ein kürzlich im „€uro am Sonntag“ erschienener<br />

Artikel von Alexander Graf von Preysing<br />

(Head of Issuer Services der Deutsche Börse<br />

AG) ist überschrieben mit „Anleger brauchen<br />

Transparenz“. Der Transparenzaspekt ist eines<br />

von acht Kriterien des Emissions Checks der<br />

URA Rating Agentur, München, und wird im<br />

Folgenden näher analysiert, unter besonderer<br />

Berücksichtigung der sog. Bondspezifischen<br />

Kennzahlen der DVFA.<br />

Transparenzanforderungen der Mittelstandsbörsen<br />

Die Mindestanforderungen zur Transparenz<br />

sind an den Mittelstandsbörsen in Stuttgart,<br />

Frankfurt und Düsseldorf ähnlich hoch,<br />

während München sowie Hamburg/Hannover<br />

im Anspruchsniveau teilweise etwas abfallen.<br />

Bei Bondm erscheint allerdings der<br />

Veröffentlichungszeitpunkt für den Geschäftsbericht<br />

von bis zu neun Monaten nach<br />

Geschäftsjahresende etwas spät. Dafür ist die<br />

Veröffentlichungsqualität in Stuttgart hinsichtlich<br />

Konzernabschlüssen deutlich besser<br />

als z.B. im mittelstandsmarkt Düsseldorf, bei<br />

dem der Schwerpunkt laut den Geschäftsbedingungen<br />

der Börse und in der Veröffentlichungspraxis<br />

beim oft weniger aussagefähigen<br />

Einzelabschluss liegt.<br />

Beim Emittentenrating gilt folgende Besonderheit:<br />

Dieses muss bei Bondm nicht durchgeführt<br />

werden, wenn von dem betreffenden<br />

Unternehmen bereits eine Aktie an einer inländischen<br />

Wertpapierbörse im regulierten<br />

Markt zugelassen ist (es reicht sogar eine sehr<br />

zeitnahe Veröffentlichung von Geschäftsund<br />

Quartalsberichten, eine Aktien-Notierung<br />

im Freiverkehr vorausgesetzt). Beim Entry<br />

Standard ist – enger gefasst – eine Aktiennotierung<br />

im regulierten Markt der Frankfurter<br />

Wertpapierbörse Voraussetzung für die<br />

Befreiung. Die von der Ratingpflicht befreiten<br />

Firmen zeigen es teilweise trotzdem, andere<br />

verzichten darauf. Damit fehlt speziell<br />

für den Privatanleger eine vergleichbare Informationsbasis<br />

zum Emissionsstart und im<br />

Eine Analyse der an Mittelstandsbörsen notierten Anleihen<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

Zeitverlauf. Außerdem ist unverständlich,<br />

wieso die Tatsache einer Aktiennotierung<br />

(mit anderweitigen zusätzlichen Transpa -<br />

renzanforderungen) ein „Bonitätskriterium“<br />

und der Ersatz für ein Rating des Emittenten<br />

darstellt.<br />

Ein Emissionsrating ist bei Bondm Voraussetzung<br />

für eine – bisher nicht erfolgte –<br />

Emission von Nachranganleihen; beim Entry<br />

Standard kann es generell wahlweise anstelle<br />

eines Emittentenratings veröffentlicht werden.<br />

Bondspezifische Kennzahlen gemäß<br />

DVFA<br />

Als einzige Mittelstandsbörse schreibt der Entry<br />

Standard (Frankfurt) vor, dass die Emittenten<br />

sechs Bondspezifische Kennzahlen gemäß<br />

DVFA zum Emissionszeitpunkt und<br />

auch in der Folgezeit veröffentlichen müssen,<br />

jeweils zwei zur Kapitaldienstdeckung, Verschuldung<br />

und zur Kapitalstruktur. Von dieser<br />

Pflicht sind allerdings diejenigen Unternehmen<br />

befreit, bei denen bereits eine Aktie<br />

im regulierten Markt der Frankfurter Börse<br />

zugelassen ist. Von den zwölf Emittenten in<br />

Frankfurt mit 14 Anleihen (inkl. der neuen<br />

Schalke-Anleihe) brauchen deshalb vier die<br />

Kennzahlen nicht zu veröffentlichen (S.A.G.<br />

Solarstrom für ihre erste Anleihe sowie Singulus<br />

haben die Kennzahlen zumindest zum<br />

Emissionszeitpunkt freiwillig gezeigt).<br />

Ähnlich wie beim Rating erschwert diese unterschiedliche<br />

Behandlung der Emittenten<br />

die Vergleichbarkeit speziell für den privaten<br />

Investor.<br />

Es wäre wünschenswert, wenn die Emittenten<br />

auch der anderen vier Mittelstandsbörsen<br />

die Bondspezifischen Kennzahlen laut DVFA<br />

veröffentlichen müssten. So gibt es ja auch<br />

ein „KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) nach<br />

DVFA/SG“, als Standard des Kapitalmarkts<br />

für die Bewertung von Aktien über alle Börsen<br />

hinweg.<br />

Der Anspruch der Börse Frankfurt („Anhand<br />

der Kennzahlen können Investoren einzelne<br />

Unternehmen miteinander vergleichen“) kann<br />

allerdings nur erfüllt werden, wenn die Kennzahlen<br />

von den einzelnen Unternehmen ähnlich<br />

ermittelt werden. Da hilft auch folgender<br />

Hinweis in der bei der Börse Frankfurt verfügbaren<br />

DVFA-Broschüre nicht weiter: „DVFA<br />

weist ausdrücklich darauf hin, dass einige der<br />

Kennzahlen durch Berechnungen ermittelt<br />

werden, bei denen es im Ermessen des Emittenten<br />

liegt, welche Positionen für die Ermittlung<br />

herangezogen werden.“<br />

Die nachfolgenden Übersichten zeigen, dass<br />

die Kennzahlen im Einzelfall von den Emittenten<br />

recht unterschiedlich definiert werden.<br />

Dies gilt insbesondere auch für die Unternehmen<br />

außerhalb des Entry Standards, die auf<br />

ihrer Website, im Prospekt oder im Geschäftsbericht<br />

alle oder einige der Kennzahlen freiwillig<br />

veröffentlichen.<br />

Neben der unterschiedlichen Ermittlungspraxis<br />

sind in den folgenden Tabellen auch Themen<br />

enthalten, die aus URA-Sicht von der<br />

DVFA geklärt werden sollten (z.B. Auswirkungen<br />

von BilMoG oder IFRS auf die Dateninhalte;<br />

Behandlung von Mezzanine-Kapital;<br />

bei großen Einmalposten ein möglicher<br />

Ausweis von unbereinigten und bereinigten<br />

Kennzahlen nebeneinander).<br />

Die Deutsche Börse in Frankfurt bemüht sich<br />

nach Auskunft von Alexander Graf von Preysing<br />

bei der DVFA um eine Weiterentwicklung<br />

und ggf. Präzisierung des Standards.<br />

Hierzu drei konkrete Beispiele aus der Praxis:<br />

Bei der Kennzahl EBIT/Zinsaufwand verwendet<br />

z.B. Singulus (in Frankfurt notiert, jedoch<br />

von der Veröffentlichung befreit) im Börsenprospekt<br />

im Nenner das Zinsergebnis (Wert der<br />

Kennzahl für die 9 Monate zum 30.9.2011:<br />

4,5) anstelle des üblicherweise benutzten Zinsaufwands<br />

i.e.S. (Wert: 2,5), was zu einer beinahe<br />

Verdoppelung der Kennzahl führt.


Bei der Kennzahl Net Debt/EBITDA vernachlässigt<br />

z.B. KTG Agrar innerhalb der Position<br />

„sonstige zinstragende Verbindlichkeiten“<br />

die aus URA-Sicht relevanten „sonstigen<br />

Verbindlichkeiten“ Darlehen, Maschinenfinanzierung<br />

und Wechselverbindlichkeiten.<br />

Hierdurch verbessert sich die Kennzahl im<br />

GJ 2010 von 5,4 auf 5,0.<br />

Der FC Schalke 04 berücksichtigt bei der<br />

gleichen Kennzahl dagegen zinszahlende<br />

„sonstige Verbindlichkeiten“ (im Zusammenhang<br />

mit Darlehen und Forderungsverkäufen)<br />

und kommt so für das GJ 2011 auf einen<br />

Wert von 3,0 (hätte Schalke die Position<br />

analog zu KTG Agrar vernachlässigt, so hätte<br />

der Wert 2,3 betragen).<br />

Best Practice der Transparenz bei Mittelstandsanleihen<br />

Im Rahmen ihres Emissions Checks beurteilt<br />

die URA Rating Agentur, inwieweit die<br />

INVESTMENT<br />

Emittenten bei ihren Transparenzbemühungen<br />

über die Mindestanforderungen der fünf<br />

Mittelstandsbörsen hinausgehen. Es werden<br />

folgende sieben „Best Practice“-Kriterien verwendet:<br />

• Veröffentlichung eines Konzernabschlusses<br />

innerhalb von 90 Tagen<br />

• Veröffentlichung von Konzern-Halbjahresberichten<br />

(teilweise werden nur<br />

Einzelabschlüsse veröffentlicht)<br />

• Veröffentlichung nicht nur von Halbjahres-,<br />

sondern auch von Quartalsberichten<br />

• Auf der Website: Veröffentlichung von<br />

Präsentationen für Analysten/Investoren<br />

oder Veröffentlichung vorhandener<br />

Analystenberichte (letztere sind ansonsten<br />

oft nur einem kleinen Adressatenkreis<br />

zugänglich; wohin dies führt, zeigt<br />

das aktuelle Beispiel Facebook)<br />

• Veröffentlichung von Bondspezifischen<br />

Kennzahlen (dies geschieht wie erwähnt<br />

teilweise auch freiwillig)<br />

• Veröffentlichung quantitativer Prognosen/Ziele<br />

mindestens für das laufende<br />

Geschäftsjahr<br />

• Genaue Quantifizierung der Anleihen-<br />

Mittelverwendung<br />

Vorbildlich nach diesen Kriterien sind Dürr<br />

und S.A.G. Solarstrom (jeweils die Note 1),<br />

Air Berlin, Centrosolar und Singulus (Note<br />

2), 3W Power, KTG Agrar, Nabaltec und<br />

Uniwheels (Note 3). Von Uniwheels abgesehen,<br />

handelt es sich hier durchweg um Unternehmen,<br />

die auch mit Aktien an der Börse<br />

notiert sind.<br />

Am schlechtesten abgeschnitten haben dagegen<br />

e.n.o., German Pellets, hkw, Katjes,<br />

MAG IAS, MITEC, Royalbeach, Scholz,<br />

Semper idem Underberg, Solarwatt und Valensina,<br />

also z.T. familiengeführte Unternehmen<br />

mit bekannten Markennamen.<br />

Die TOP MidCap Bonds, die von der URA<br />

Rating Agentur im Rahmen der Kurzanalyse<br />

„Emissions Check“ mit der Einschätzung<br />

✓✓✓ bis ✓✓✓✓✓ versehen wurden, finden<br />

sich unter www.ura.de (Rubrik „Investor<br />

Service“).<br />

In den URA Emissions Check gehen folgende<br />

acht Bewertungskriterien ein:<br />

EBIT/Interest (vor und nach der Anleihe -<br />

emission), Net Debt/EBITDA, URA Bilanzrating,<br />

veröffentlichtes Emittentenrating<br />

(z.B. Creditreform), Anleihebedingungen,<br />

Haftungseigenschaften, Transparenz.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 15


16<br />

INVESTMENT<br />

Die Übersicht zu Mittelstandsanleihen wird präsentiert von<br />

Entry Standard, Deutsche Börse<br />

Emittent Branche Datum der Emission Emissionsvolumen voll platziert Laufzeit Kupon ISIN Corporate Rating Bond Rating Rating durch Ratingagentur Kurs Rendite<br />

Besicherung erreicht<br />

EYEMAXX II Immobilien 11.04.2012 11 Mio. Euro nein 31.10.17 7,750% DE000A1MLWH7 - BBB+ ja Creditreform 99,50% 7,9%<br />

GOLFINO Mode 20.03.2012 12 Mio. Euro ja 04.04.17 7,250% DE000A1MA9E1 BBB- - - Creditreform 99,60% 7,3%<br />

Singulus Technologie 14.03.2012 60 Mio. Euro ja 22.03.17 7,750% DE000A1MASJ4 keines - - Creditreform 94,30% 9,3%<br />

Scholz Rohstoffe 17.02.2012 150 Mio. Euro ja 08.03.17 8,500% AT0000A0U9J2 BB - - EulerHermes 103,85% 7,5%<br />

EYEMAXX I Immobilien 26.07.2011 25 Mio. Euro nein 27.06.16 7,500% DE000A1K0FA0 - BBB+ ja Creditreform 100,40% 7,4%<br />

Peach Property* Immobilien 25.07.2011 50 Mio. Euro nein 26.01.12 6,600% DE000A1KQ8K4 - BBB- ja Creditreform 99,00% 6,9%<br />

Maschinenfabrik Maschinenbau 15.07.2011 23 Mio. Euro nein 15.07.16 7,250% DE000A1KQZL5 BB - - EulerHermes 102,50% 6,5%<br />

Spaichingen<br />

S.A.G. Solarstrom II Erneuerbare Energien 11.07.2011 25 Mio. Euro nein 10.07.17 7,500% DE000A1K0K53 nicht aktuell - - - 67,75% -<br />

KTG Agrar II Landwirtschaft 15.06.2011 100 Mio. Euro ja 05.06.17 7,125% DE000A1H3VN9 BBB - - Creditreform 101,00% 6,9%<br />

SeniVita Sozial sonstige 23.05.2011 15 Mio. Euro ja, in Nachpl. 17.05.16 6,500% DE000A1KQ3C2 BBB+ - - Creditreform 109,00% 4,0%<br />

DIC Asset Immobilien 16.05.2011 70 Mio. Euro nein 16.05.16 5,875% DE000A1KQ1N3 keines - - - 96,80% 6,8%<br />

Golden Gate Immobilien 11.04.2011 30 Mio. Euro ja 10.11.14 6,500% DE000A1KQXX5 BB BBB Ja - 95,10% 8,9%<br />

S.A.G. Solarstrom* Erneuerbare Energien 15.12.2010 25 Mio. Euro ja 14.14.15 6,250% DE000A1E84A4 nicht aktuell - - - 66,00% -<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

*) Transfer vom Open Market in den Entry Standard<br />

der mittelstandsmarkt, Börse Düsseldorf<br />

Emittent Branche Datum der Emission Emissionsvolumen voll platziert Laufzeit Kupon ISIN Corporate Rating Bond Rating Rating durch Ratingagentur Kurs Rendite<br />

Besicherung erreicht<br />

Zamek Nahrungsmittel 09.05.2012 35 Mio. Euro ja 15.05.17 7,750% DE000A1K0YD5 BB - - Creditreform 100,85% 7,5%<br />

friedola Gebr. Holzapfel Kunststoff 11.04.2012 13 Mio. Euro nein 11.04.17 7,250% DE000A1MLYJ9 BB Creditreform 96,75% 8,1%<br />

MT-Energie Anlagenbau 04.04.2012 10 Mio. Euro nein 03.04.17 8,250% DE000A1MLRM7 BBB- Creditreform 98,60% 8,5%<br />

Seidensticker Konsum 29.02.2012 30 Mio. Euro ja 12.03.18 7,250% DE000A1K0SE5 BB+ Creditreform 105,50% 5,9%<br />

hkw Personalkonzepte sonstige 15.11.2011 10 Mio. Euro nein 15.11.16 8,250% DE000A1K0QR1 BBB - - Creditreform 98,20% 8,7%<br />

Bastei Lübbe Verlag/Konsum 26.10.2011 30 Mio. Euro ja 26.10.16 6,750% DE000A1K0169 BBB - - Creditreform 110,00% 4,0%<br />

Procar Automobile Automobilhandel 14.10.2011 30 Mio. Euro nein 14.10.16 7,750% DE000A1K0U44 BBB - - Creditreform 101,00% 7,2%<br />

GIF – Ges.f.Ind.forschung Automobil 20.09.2011 15 Mio. Euro nein 19.09.16 8,500% DE000A1K0FF9 BB - - Creditreform 98,20% 9,0%<br />

Katjes International Nahrung/Konsum 06.07.2011 45 Mio. Euro ja 18.07.16 7,125% DE000A1KRBM2 BB+ - - Creditreform 105,45% 5,7%<br />

e.n.o. energy Erneuerbare Energien 30.06.2011 25 Mio. Euro nein 30.06.16 7,375% DE000A1H3V53 BB+ - - Creditreform 96,40% 8,4%<br />

FFK Environment Erneuerbare Energien 01.06.2011 25 Mio. Euro nein 31.05.16 7,250% DE000A1KQ4Z BB+ - - Creditreform 101,00% 6,1%<br />

Valensina Nahrung/Konsum 28.04.2011 50 Mio. Euro ja 27.04.16 7,375% DE000A1H3YK9 BB- - - Creditreform 103,50% 5,9%<br />

Semper Idem Underberg Nahrung/Konsum 20.04.2011 50 Mio. Euro ja 19.04.16 7,125% DE000A1H3YJ1 BB+ - - Creditreform 107,75% 4,3%<br />

Stand: 08.06.2012<br />

Bei Anleihen, die unter 70% notieren, berechnen wir keine Rendite, da am Markt offensichtlich eine Leistungsstörung erwartet wird.


Die Übersicht zu Mittelstandsanleihen wird präsentiert von<br />

Bondm, Börse Stuttgart<br />

Emittent Branche Datum der Emission Emissionsvolumen voll platziert Laufzeit Kupon ISIN Corporate Rating Bond Rating Rating durch Ratingagentur Kurs Rendite<br />

Besicherung erreicht<br />

MITEC Automotive Automobil 29.03.2012 <strong>24</strong> Mio. Euro nein 29.03.17 7,750% DE000A1K0NJ5 BBB- - - Creditreform 99,40% 7,9%<br />

Ekosem-Agrar Landwirtschaft 20.03.2012 50 Mio. Euro ja 23.03.17 8,750% DE000A1MLSJ1 BB+ - - - 99,75% 8,8%<br />

Air Berlin III Luftfahrt 31.10.2011 100 Mio. Euro ja 01.11.14 11,500% DE000AB100C2 keines - - - 99,00% 11,9%<br />

Royalbeach Konsum 28.10.2011 25 Mio. Euro nein 27.10.16 8,125% DE000A1K0QA7 BB+ - - Creditreform 100,00% 8,1%<br />

Windreich II Erneuerbare Energien 14.07.2011 75 Mio. Euro nein 15.07.16 6,500% DE000A1H3V38 BBB+ - - Creditreform 61,35% -<br />

Albert Reiff Automobil 17.05.2011 30 Mio. Euro ja 26.05.16 7,250% DE000A1H3F20 BBB - - Creditreform 109,50% 4,6%<br />

Air Berlin II Luftfahrt 19.04.2011 150 Mio. Euro ja 19.04.18 8,250% DE000AB100B4 keines - - - 81,00% 13,1%<br />

UNIWHEELS Automobil 18.04.2011 50 Mio. Euro nein 19.04.16 7,500% DE000A1KQ367 BB- - - EulerHermes 92,55% 9,9%<br />

Payom Solar Erneuerbare Energien 07.04.2011 50 Mio. Euro nein 07.04.16 7,500% DE000A1H3M96 B- - - Creditreform 25,00% -<br />

German Pellets Erneuerbare Energien 01.04.2011 80 Mio. Euro ja 31.03.16 7,250% DE000A1H3J67 BBB - - Creditreform 100,00% 7,3%<br />

Joh. Friedrich Behrens Industrie 14.03.2011 30 Mio. Euro ja, in Nachpl. 14.03.16 8,000% DE000A1H3GE9 nicht aktuell - - - 106,50% 6,0%<br />

SiC Processing Erneuerbare Energien 25.02.2011 80 Mio. Euro nein 01.03.16 7,125% DE000A1H3HQ1 BBB- - - Creditreform 74,00% 17,1%<br />

Centrosolar Erneuerbare Energien 14.02.2011 50 Mio. Euro ja 14.02.16 7,000% DE000A1E85T1 nicht aktuell - - Creditreform 36,00% -<br />

MAG IAS Automobil 04.02.2011 50 Mio. Euro ja 08.02.16 7,500% DE000A1H3EY2 B+ - - Creditreform 83,50% 13,5%<br />

Dürr (Tap) Automobil 06.12.2010 75 Mio. Euro ja 28.09.15 7,250% DE000A1EWGX1 keines - - - 111,45% 3,5%<br />

Rena Erneuerbare Energien 15.12.2010 75 Mio. Euro nein 15.12.15 7,000% DE000A1E8W96 BB+ - - EulerHermes 88,50% 11,1%<br />

3W Power Erneuerbare Energien 29.11.2010 100 Mio. Euro nein 01.12.15 9,250% DE000A1A29T7 B- - - S&P 88,93% 13,4%<br />

Air Berlin Luftfahrt 10.11.2010 200 Mio. Euro ja 10.11.15 8,500% DE000AB100A6 keines - - - 92,00% 11,4%<br />

Solarwatt Solar 28.10.2010 25 Mio. Euro ja 01.11.15 7,000% DE000A1EWPU8 B - - Creditreform 54,00% -<br />

Nabaltec Rohstoffe 12.10.2010 30 Mio. Euro ja 15.10.15 6,500% DE000A1EWL99 nicht aktuell - - - 103,80% 5,2%<br />

Dürr Automobil 28.09.2010 150 Mio. Euro ja 28.09.15 7,250% DE000A1EWGX1 keines - - - 104,05% 3,5%<br />

KTG Agrar Landwirtschaft Aug+Sep 10 50 Mio. Euro ja 14.09.15 6,750% DE000A1ELQU9 BBB - - Creditreform 107,55% 4,2%<br />

Windreich Erneuerbare Energien Mai 2010 50 Mio. Euro ja, in Nachpl. 03.01.15 6,500% DE000A1CRMQ7 BBB+ - - Creditreform 79,00% -<br />

Mittelstandsbörse Deutschland, Börse Hamburg/Hannover<br />

Emittent Branche Datum der Emission Emissionsvolumen voll platziert Laufzeit Kupon ISIN Corporate Rating Bond Rating Rating durch Ratingagentur Kurs Rendite<br />

Besicherung erreicht<br />

ALBIS Leasing Finanzdienstleistungen 04.10.2011 50 Mio. Euro nein 04.10.16 7,625% DE000A1CR0X3 BB+ BB - Creditreform 100,00% 7,6%<br />

bkn biostrom Erneuerbare Energien 06.06.2011 25 Mio. Euro nein 06.06.16 7,500% DE000A1KQ8V1 - BBB ja Creditreform 75,00% 13,5%<br />

INVESTMENT<br />

Stand: 08.06.2012<br />

Bei Anleihen, die unter 70% notieren, berechnen wir keine Rendite, da am Markt offensichtlich eine Leistungsstörung erwartet wird.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 17


18<br />

GREEN <strong>BOND</strong>S<br />

Text: Sven Diermeier, INDEPENDENT<br />

RESEARCH<br />

Der weltweite Photovoltaikmarkt hat<br />

sich gemessen in Gigawatt in den vergangenen<br />

Jahren sehr dynamisch entwickelt.<br />

Ausschlaggebend waren die Förderprogramme<br />

in den europäischen Ländern, allen<br />

voran Deutschland mit dem Erneuerbare-<br />

Energien-Gesetz (EEG). Nachdem im Jahr<br />

2000 weltweit Photovoltaikanlagen mit einer<br />

Leistung von nur 277 Megawatt installiert<br />

worden sind, waren es im vergangenen<br />

Jahr nach Daten des europäischen Branchenverbandes<br />

EPIA bereits 29,7 Gigawatt.<br />

Dies entspricht einer kräftigen Steigerung<br />

von 76% gegenüber dem Jahr 2010. Auf<br />

Europa entfielen 74% (2010: 79%) der<br />

Photovoltaik-Neuinstallationen. Italien (9,3<br />

Gigawatt; 2010: 2,3) und Deutschland (7,5<br />

Gigawatt; 2010: 7,4) waren mit Abstand<br />

auch im vergangenen Jahr die größten Photovoltaik-Einzelmärkte.<br />

Die kumulierten<br />

weltweiten Photovoltaikinstallationen lagen<br />

Ende 2011 bei 69,7 Gigawatt (31.12.2010:<br />

40,0; 31.12.2000: 1,4). Deutschland ist mit<br />

27,4 Gigawatt installierter Photovoltaikkapazität<br />

mit weitem Abstand der Spitzenreiter<br />

(Nummer zwei Italien: 12,8 Gigawatt).<br />

Neben dem rasanten Installationswachstum<br />

ist parallel ein deutlicher Preisrückgang bei<br />

Photovoltaik-Komponenten (Wafer, Zellen,<br />

Module) sowie Photovoltaik-Systemen zu<br />

beobachten gewesen. So sank beispielsweise<br />

der durchschnittliche Endkundenpreis in<br />

Deutschland für eine Aufdach-Photovoltaik -<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

Photovoltaik<br />

Marktentwicklung und Ausblick<br />

anlage mit einer Leistung von bis zu 100 Kilowatt-Spitzenleistung<br />

vom zweiten Quartal<br />

2006 (5.000 Euro pro Kilowatt-Spitzenleistung)<br />

bis zum ersten Quartal 2012 (1.969<br />

Euro pro Kilowatt-Spitzenleistung) um<br />

61% (Quelle: Bundesverband Solarwirtschaft).<br />

Der signifikante Preisrückgang resultiert<br />

aus zwei Effekten: 1) Die Vergütungssätze<br />

sind in den meisten Ländern zeitlich<br />

degressiv gestaltet. 2) Produktionsüberkapazitäten<br />

infolge der aggressiven Erweiterungen<br />

hauptsächlich von Seiten asiatischer/chinesischer<br />

Hersteller. Diese Konstellation<br />

hat dazu geführt, dass sich die Photovoltaikbranche<br />

gegenwärtig in einer Konsolidierungsphase<br />

befindet. Zahlreiche, auch<br />

börsennotierte Unternehmen sind insolvent<br />

bzw. haben einen Insolvenzantrag gestellt<br />

(z.B. Evergreen, Q-Cells, ralos New Energies,<br />

Solar Millenium, Solon). Mit Ausnahme<br />

der Bereiche EPC (u.a. Belectric ist<br />

Marktführer) und Wechselrichter (SMA Solar<br />

Technology ist Marktführer) haben die<br />

deutschen Unternehmen in der Photovoltaikbranche<br />

innerhalb weniger Jahre ihre<br />

Marktführerschaft eingebüßt und erheblich<br />

an Bedeutung verloren. Kein deutscher<br />

Komponentenhersteller ist mehr unter den<br />

TOP 10.<br />

Geschäftsentwicklung der deutschen<br />

Photovoltaikbranche<br />

Die Branchenentwicklung – starkes Volumenwachstum<br />

bei signifikantem Preisverfall<br />

Sven Diermeier ist Senior Analyst<br />

bei INDEPENDENT RESEARCH<br />

– hat deutliche Spuren in den Bilanzen der<br />

deutschen Photovoltaik-Unternehmen hinterlassen.<br />

Vor dem Hintergrund, dass der<br />

schnelle Preisverfall nicht mit Kostensenkungen<br />

in der gleichen Geschwindigkeit<br />

und demselben Ausmaß aufgefangen werden<br />

konnte, waren 2011 trotz zum Teil<br />

deutlicher Absatzsteigerungen Umsatzrückgänge,<br />

Ergebniseinbrüche bzw. Verluste<br />

mehr die Regel als die Ausnahme. Aufgrund<br />

des Preisverfalls mussten beispielsweise SolarWorld<br />

und Q-Cells massive Wertberichtigungen<br />

auf Produktionsanlagen durchführen.<br />

Q-Cells musste Anfang 2012 melden,<br />

dass die SE ein negatives Eigenkapital aufweist,<br />

und im April folgte dann der Antrag<br />

auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.


Aber nicht nur Komponentenhersteller wie<br />

SolarWorld und Q-Cells sind unter Druck<br />

geraten. Wegen der hohen Wettbewerbsintensität<br />

(stark fragmentierter Markt) mussten<br />

auch die EPC-Unternehmen die Preissenkungen<br />

durch die Komponentenhersteller<br />

nahezu eins zu eins an die Kunden weitergeben.<br />

Die Tabelle bildet die Geschäftsentwicklung<br />

ausgewählter deutscher börsennotierter Unternehmen,<br />

die eine bzw. mehrere (Wandel-)<br />

Anleihen in den letzten Jahren emittiert haben,<br />

ab. Durch die jüngsten Verluste sowie<br />

die schwache Cashflow-Entwicklung ist es<br />

für die Unternehmen sehr viel schwieriger<br />

geworden bzw. unmöglich (Fall Q-Cells),<br />

ihren Zinszahlungsverpflichtungen bzw.<br />

letztendlich der Tilgung nachzukommen.<br />

Dies zeigt sich auch an den Kursen der emittierten<br />

(Wandel-)Anleihen, die deutlich unter<br />

dem Nominalwert notieren.<br />

Der Photovoltaikmarkt 2012 und die<br />

Folgejahre<br />

Die Photovoltaikbranche befindet sich gegenwärtig<br />

in der Übergangsphase von staatlichen<br />

Subventionen in einen Markt mit<br />

freien Kräften. Aufgrund von geplanten<br />

deutlichen Subventionskürzungen in wichtigen<br />

europäischen Photovoltaikmärkten<br />

(Deutschland: novellierter EEG-Entwurf<br />

befindet sich im Vermittlungsausschuss von<br />

Bundestag und Bundesrat; Italien: Contento<br />

Energia V) wird für das Jahr 2012 allgemein<br />

mit einer spürbar nachlassenden globalen<br />

Wachstumsdynamik (Gigawatt-Basis) gerechnet.<br />

Der weltgrößte Photovoltaik-<br />

Wechselrichterhersteller SMA Solar Technology<br />

schließt für 2012 einen leichten<br />

Rückgang der Photovoltaik-Installationen<br />

nicht aus. Der Branchenverband EPIA erwartet<br />

für 2012 einen Photovoltaik-Zubau<br />

zwischen 20,2 (moderates Szenario) und<br />

40,2 Gigawatt (politikgetriebenes Szenario),<br />

was gegenüber 2011 einem deutlichen Einbruch<br />

bis einem deutlichen Anstieg entspre-<br />

chen würde. Ferner ist mit einer deutlichen<br />

regionalen Verschiebung der Photovoltaik-<br />

Neuinstallationen zulasten von Europa zu<br />

rechnen. Es bestehen weiter Produktionsüberkapazitäten<br />

gepaart mit staatlichen Förderkürzungen,<br />

was 2012 wahrscheinlich erneut<br />

zu einem deutlichen Preisdruck führen<br />

wird. NPD Solarbuzz rechnet damit, dass<br />

der Preis von Solarmodulen chinesischer<br />

Tier 1-Produzenten 2012 nochmals um<br />

30% sinken wird. Lux Research erwartet,<br />

dass der Branchenumsatz im laufenden Jahr<br />

auf 92 Mrd. USD von 110 Mrd. USD 2011<br />

sinken wird. Die in den USA eingeführten<br />

Zölle auf chinesische Solarprodukte sollten<br />

Herstellern wie SolarWorld, die in den USA<br />

produzieren, nur begrenzt helfen. Die US-<br />

Hersteller können zwar höhere Preise erzielen<br />

und damit kostendeckender arbeiten.<br />

Allerdings sollte der Preisanstieg auch die<br />

Nachfrage nach Solarprodukten in den USA<br />

dämpfen, da die erwartete Rendite von Photovoltaikanlagen<br />

durch höhere Preise verringert<br />

wird. Die US-Hersteller sehen sich<br />

somit unseres Erachtens zwei Effekten gegenüber:<br />

einem positiven Preiseffekt sowie<br />

einem dämpfenden Mengeneffekt. US-Hersteller,<br />

die noch außerhalb der USA aktiv<br />

sind, wie z.B. SolarWorld, könnten zudem<br />

mit einem negativen Rückkopplungseffekt<br />

konfrontiert sein. Die mit Zöllen belegten<br />

chinesischen Produzenten könnten unseres<br />

GREEN <strong>BOND</strong>S<br />

Erachtens versuchen, ihre Solarprodukte in<br />

andere Märkte wie Deutschland/Europa zu<br />

verkaufen, was dort für zusätzlichen Preisdruck<br />

s<strong>org</strong>t.<br />

Ab 2013 sind die meisten Marktexperten<br />

optimistischer für die Photovoltaikbranche<br />

gestimmt. EPIA prognostiziert für das Jahr<br />

2016 Photovoltaik-Neuinstallationen von<br />

38,8 bis 77,3 Gigawatt. IMS Research prognostiziert<br />

für 2016 die Neuinstallationen in<br />

einer Spanne von 32 bis 65 Gigawatt. IHS<br />

iSuppli erwartet, dass der Absatz an Photovoltaik-Wechselrichtern,<br />

die als Annäherung<br />

für die neuinstallierten Photovoltaik-Kapazitäten<br />

betrachtet werden dürfen, im Jahr<br />

2015 52 Gigawatt erreichen wird. Da auch<br />

die Bilanzen von asiatischen Photovoltaikunternehmen<br />

durch den Preisverfall stark<br />

angegriffen sind, sollte nach 2012 bei einem<br />

Anziehen der Marktdynamik auch der Preisdruck<br />

spürbar nachlassen. Unternehmen,<br />

die die gegenwärtige Branchenkonsolidierung<br />

erfolgreich überstehen, sollten somit<br />

gute Chancen haben, an den positiven Perspektiven<br />

des Photovoltaikmarktes partizipieren<br />

zu können.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 19


20<br />

GREEN <strong>BOND</strong>S<br />

Green Bonds am Mittelstandsanleihemarkt<br />

Text: Alexander Kuhn, youmex<br />

Unternehmen aus dem Bereich Erneuerbare<br />

Energien werden für den Kapitalmarkt<br />

immer interessanter – unter kurzfristigen,<br />

opportunistischen Aspekten wie<br />

unter langfristigen, nachhaltigen Betrachtungen.<br />

Mit einem Gesamtumsatz, der gemäß<br />

einer Studie der Unternehmensberatung<br />

Roland Berger allein in Deutschland<br />

von 150 Mrd. Euro im Jahr 2005 auf 1.000<br />

Mrd. Euro im Jahr 2030 anwächst, wird die<br />

Branche traditionelle Industriezweige wie<br />

Fahrzeugbau und Maschinenbau weit hinter<br />

sich lassen. Einhergehend mit dem starken<br />

Wachstum besteht ein enormer Kapitalbedarf<br />

dieser Unternehmen. Für die Erreichung<br />

der Klimaschutzziele bis 2020 sind<br />

allein in Deutschland Investitionen in Höhe<br />

von 400 Mrd. Euro notwendig. Diese<br />

Wachstumsbranche trifft allerdings bei der<br />

Kapitalbereitstellung auf eine zurückhaltende<br />

Bankenlandschaft. Einerseits sind die<br />

Banken aufgrund der Eigenkapitalerfordernisse<br />

gem. „Basel II und III“ in der langfristigen<br />

Kreditvergabe sowie der Unternehmensfinanzierung<br />

limitiert. Andererseits besteht<br />

nachhaltig ein großvolumiger Finanzierungsbedarf,<br />

und so kann es nicht verwundern,<br />

dass Unternehmen aus dem Bereich<br />

Erneuerbare Energien alternativ durch<br />

Kapitalmarktinstrumente wie die Mittelstandsanleihe<br />

einen direkten Zugang zu<br />

Fremdmitteln vom Kapitalmarkt suchen.<br />

In der Tat haben diese sogenannten „Green<br />

Bonds“ einen signifikanten Anteil im gesamten<br />

Mittelstandsanleihemarkt. Von den<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

Ein Überblick<br />

seit 2010 rund 75 begebenen Mittelstandsanleihen<br />

(einschließlich der Freiverkehrssegmente<br />

der Börsen) stammt mit 22 Anleihen<br />

über ein Viertel der Unternehmen aus dem<br />

Bereich Erneuerbare Energien.<br />

Unternehmen aus den Hauptanlageklassen<br />

Photovoltaik- und Windenergie sowie Produzenten<br />

von Biogas und Biomasse sind<br />

vertreten, somit ein Querschnitt der förderfähigen<br />

Energieklassen aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

(EEG). Auch in Bezug<br />

auf das Dienstleistungsspektrum ist die<br />

ganze Bandbreite vorhanden, von Maschinenherstellern,<br />

Systemintegratoren, Projektentwicklern<br />

bis hin zu Produzenten von<br />

CO 2 -neutralen Ersatzbrennstoffen.<br />

Von den insgesamt 22 Emissionen von<br />

Green Bonds wurden zehn Anleihen von<br />

Unternehmen aus der Solarbranche emittiert,<br />

sechs von Emittenten aus der Windbranche,<br />

vier von Unternehmen, die im Bereich<br />

Biogas tätig sind, und zwei Anleihen<br />

sind der Energieklasse Biomasse zuzuordnen.<br />

Insgesamt wurden diese 22 Emissionen<br />

von 17 Emittenten begeben, dies bedeutet,<br />

dass darunter schon jetzt – nicht einmal<br />

zwei Jahre nach Eröffnung der Segmente für<br />

Mittelstandsanleihen – einige „Wiederholungstäter“<br />

sind.<br />

Die Unternehmen, darunter acht nicht börsennotierte<br />

Gesellschaften, konnten einen<br />

stolzen Betrag von 846 Mio. Euro mit Ku-<br />

Grafik 1: Anteil von Green Bonds unter den Mittelstandsanleihen<br />

Alexander Kuhn, Director<br />

Project Finance, youmex AG<br />

pons zwischen 5,70% und 9,25% bei Anlegern<br />

einsammeln (bei einem ursprünglich<br />

geplanten Emissionsvolumen von rund 941<br />

Mio. Euro).<br />

Der durchschnittliche Kupon der Peergroup<br />

„Green Bonds“ beträgt 7,09% p.a. Das<br />

mittlere Anleihevolumen beträgt 39 Mio.<br />

Euro. Von den 22 Anleihen wurden 14 vollständig<br />

und 8 nicht komplett platziert. 15<br />

der Mittelstandsanleihen wurden von einem<br />

Emissionsberater begleitet.<br />

Welche Energieklassen bei Green<br />

Bonds sind besonders gefragt?<br />

Betrachtet man die aktuelle Kursentwicklung,<br />

sind Anleihen aus den Segmenten Biogas<br />

und Biomasse die Topperformer in der<br />

Peergroup „Erneuerbare Energien“ am Mittelstandsanleihemarkt.<br />

Unter den Top 3 finden<br />

sich neben der im Entry Standard börsennotierten<br />

KTG Agrar AG, die nach dem<br />

Börsendebüt ihres Bond I am Bondm 2010<br />

mittlerweile eine zweite Anleihe begeben<br />

hat, zwei nicht börsennotierte Gesellschaften.<br />

Die German Pellets GmbH ist Weltmarktführer<br />

in der Herstellung von Pellets,<br />

die von Haushalten zur Beheizung von Pelletöfen<br />

genutzt, aber auch an Blockheizkraftwerke<br />

zur Stromproduktion aus Biomasse<br />

geliefert werden. Die FFK Environment<br />

GmbH ist ein Spezialist für die Pro-


Grafik 2: Green Bonds nach Segmenten<br />

duktion klimafreundlicher Ersatzbrennstoffe<br />

aus Abfällen. Aus dem Emissionserlös<br />

der Anleihe wird der Aufbau des neuen<br />

Werkes zur Herstellung innovativer Biokohle,<br />

klimaschonender Pellets aus Reststoffen<br />

und für den Ersatz fossiler Brennstoffe<br />

(Braun- und Steinkohle) in Kohlekraftwerken<br />

finanziert.<br />

Der Pelletmarkt könnte für Anleger zunehmend<br />

interessanter werden. Dieser Markt für<br />

Holzpellets und Holzhackschnitzel, in dem<br />

German Pellets aktiv ist, entwickelt sich dynamisch,<br />

was darauf zurückzuführen ist, dass<br />

Holzheizungen im Vergleich zu konventionellen<br />

Energieträgern wirtschaftlich geworden<br />

sind und ein weiterer Anstieg der fossilen<br />

Brennstoffkosten erwartet wird. Ende 2011<br />

existierten 155.000 Pelletheizungen. Marktprognosen<br />

zufolge soll deren Zahl hierzulande<br />

auf 1 Mio. bis zum Jahr 2020 steigen.<br />

Darüber hinaus wird ein Anstieg im Blockheizkraftwerksmarkt<br />

in Europa von derzeit<br />

rund 4,5 Mio. Tonnen auf 20 bis 25 Mio.<br />

Tonnen bis 2020 erwartet.<br />

Auch der Biogasmarkt hat das Interesse vieler<br />

Anleger geweckt. Derzeit werden rund 2.800<br />

GREEN <strong>BOND</strong>S<br />

Megawatt aus Biogasanlagen gewonnen. Bis<br />

2020 sollen es rund 6.000 Megawatt sein.<br />

Die KTG Agrar AG konnte mit der Begebung<br />

zweier Anleihen mit einem Gesamtvolumen<br />

von 150 Mio. Euro Kapital aus dieser<br />

Entwicklung schlagen. Dennoch missglückte<br />

es anderen Unternehmen aus der Branche,<br />

wie der bkn biostrom AG oder der MT Energie<br />

GmbH, das geplante Emissionsvolumen<br />

vollständig bei den Anlegern einzusammeln.<br />

Bei den genannten Beispielen ist festzuhalten,<br />

dass nicht nur die Märkte ausschlaggebend<br />

sind, sondern auch die wirtschaftlichen Erfolgsfaktoren<br />

der jeweiligen Branchenunternehmen,<br />

die dahinter stehen.<br />

Was sind die Erfolgsfaktoren bei<br />

Green Bonds und worauf achten<br />

Investoren?<br />

Nicht anders als bei anderen Emissionen haben<br />

die Unternehmen, die den Kapitalmarkt<br />

nutzen möchten, gewisse Kriterien zu<br />

erfüllen. Professionelle Investoren setzen die<br />

wirtschaftliche Kapitalmarktreife eines Unternehmens<br />

voraus. Der Emittent sollte ein<br />

bewährtes Geschäftsmodell aufweisen,<br />

wachstumsstark sein und weiteres Wachstumspotenzial<br />

haben sowie nachhaltig po-<br />

Anzeige


22<br />

GREEN <strong>BOND</strong>S<br />

sitive Jahresergebnisse erzielen. Gleichermaßen<br />

sollten Emittenten aufgrund der fehlenden<br />

oder geringen Besicherung von Anleihen<br />

über einen stabilen positiven Cashflow verfügen.<br />

Schlussendlich achten Investoren auch<br />

auf das Verhältnis von Anleihevolumen zur<br />

Unternehmensgröße und zum Unternehmensumsatz.<br />

Überträgt man dies auf die oben genannten<br />

Unternehmen, wurden all diese Kriterien erfüllt.<br />

Es handelt sich hierbei zumindest bei<br />

KTG und German Pellets jeweils um den<br />

Branchenprimus, der in den letzten Jahren<br />

seine Umsätze und Gewinne vervielfacht hat.<br />

Außerdem verfügen beide über wesentliche<br />

Wettbewerbsvorteile. German Pellets ist<br />

Weltmarktführer in einer stark wachsenden<br />

Branche mit einem ausgereiften Geschäftsmodell,<br />

wie es auch eine KTG hat. Sie nutzt<br />

zur Belieferung der eigenen Biogaskraftwerke<br />

Abfallprodukte aus anderen Geschäftssegmenten.<br />

Darüber hinaus besitzt KTG erhebliche<br />

stille Reserven, die durch den expansiven<br />

Zukauf von Ackerlandflächen geschaffen<br />

Tabelle 1: Top Green Bonds<br />

Emissionen Kurs WKN Volumen Segment<br />

KTG Agrar AG I 107,01 A1ELQU 50.000.000 Bondm<br />

FFK Environment GmbH 101,50 A1KQ4Z 16.000.000 mittelstandsmarkt<br />

KTG Agrar AG II 101,<strong>24</strong> A1H3VN 100.000.000 Entry Standard<br />

German Pellets GmbH 100,10 A1H3J6 80.000.000 Bondm<br />

(Stand: 08.06.2012)<br />

Tabelle 2: Flop Green Bonds<br />

Emissionen Kurs WKN Volumen Segment<br />

Payom Solar AG 25,00 A1H3M9 27.548.000 Bondm<br />

CENTROSOLAR Group AG 30,00 A1E85T 50.000.000 Bondm<br />

Solarwatt AG 55,00 A1EWPU 25.000.000 Bondm<br />

Windreich AG 60,00 A1H3V3 75.000.000 Bondm<br />

bkn biostrom AG 76,05 A1KQ8V 7.500.000 FV Hamburg/Hannover<br />

Stand 08.06.2012<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

wurden und aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung<br />

und des begrenzten Assets<br />

fruchtbares Ackerland stetig an Wert zunehmen.<br />

Welche Green Bonds werden es in Zukunft<br />

schwer haben?<br />

Betrachtet man die Kehrseite der Medaille,<br />

muss man feststellen, dass es andere Unternehmen<br />

aus der Branche der erneuerbaren<br />

Energien hart getroffen hat. Einzelne Werte<br />

wie der Kurs der Payom-Solar-Anleihe fielen<br />

auf 23% des Nennwerts. Der Vertrauensverlust<br />

hat aufgrund massiver Kürzungen staatlich<br />

gesicherter Einspeisevergütungen zu einem<br />

deutlichen Abflauen der Investoren -<br />

nachfrage geführt. Dabei gab es vor allem für<br />

Unternehmen der Photovoltaik-Branche<br />

drastische Abwertungen, wobei zwischen<br />

Herstellern und Systemlieferanten bzw. Projektentwicklern<br />

differenziert werden sollte.<br />

Die Ampel steht auf Grün<br />

Der Mittelstandsanleihemarkt ist nach wie<br />

vor ein attraktives Finanzierungsinstrument<br />

für Unternehmen aus dem Bereich Erneuerbare<br />

Energien. Aufgrund des anfangs erwähnten<br />

Marktwachstums sind diese Unternehmen<br />

weiterhin prädestiniert für den Anleihemarkt<br />

und dessen Investoren. Erfolgreiche<br />

Emittenten verfügen über eine nachweislich<br />

gute Leistungsbilanz. Anderen Unternehmen<br />

ist es nicht gelungen, ihr geplantes<br />

Kapital einzusammeln, da Fremdkapitalinvestoren<br />

nicht in die reine Projektentwicklung,<br />

quasi als Venture Capital, investieren<br />

möchten. Probleme, die Anforderungen der<br />

Anleger zu erfüllen, werden auch deutsche<br />

Hersteller aus dem PV- und Windbereich haben.<br />

Marktführenden, nachhaltig operierenden<br />

Unternehmen, wie beispielsweise KTG<br />

und German Pellets, steht der Kapitalmarkt<br />

dagegen offen.<br />

Wir blicken weiterhin gespannt auf eine Zukunftsbranche.<br />

Für viele Unternehmen steht<br />

die Ampel weiterhin auf Grün!


Text: Tobias Aichele, Windreich<br />

Die Windenergie leistet bereits einen beachtlichen<br />

Beitrag zum Klimaschutz.<br />

Hätte die gesamte Energie, die Windkraftwerke<br />

im Jahr 2010 in Deutschland lieferten,<br />

durch fossile Brennstoffe erzeugt werden müssen,<br />

hätte das 28,3 Mio. Tonnen Treibhausgas-Emissionen<br />

und 26,1 Mio. Tonnen CO2 verursacht. Damit war Windkraft für ein<br />

knappes Viertel der durch Erneuerbare Energien<br />

eingesparten Emissionen verantwortlich.<br />

Weltweit wurden 2008 nach Berechnungen<br />

des Global Wind Energy Council (GWEC)<br />

durch Windkraftnutzung 158 Mio. Tonnen<br />

CO2 vermieden. Bis 2020 soll weltweit eine<br />

jährliche Einsparung von bis zu 1,5 Mrd. Tonnen<br />

CO2 erreicht werden können.<br />

Windenergieanlagen verbrauchen während<br />

des Betriebs keine fossilen Ressourcen und<br />

emittieren keine klimaschädlichen Gase.<br />

Die zur Produktion eingesetzte Energie haben<br />

die Anlagen nach nur drei bis sechs Monaten<br />

wieder eingefahren. Von diesem Zeitpunkt<br />

an tragen sie zum Klimaschutz bei.<br />

Nebenbei sind sie auch noch unabhängig<br />

von Energieimporten und drosseln die<br />

Preissteigerungen von Erdöl und Gas.<br />

Im Vergleich zur Onshore-Windenergie<br />

steht die Offshore-Branche noch am Anfang.<br />

Die derzeitige Marktsituation ist in<br />

etwa dem Niveau des Onshore-Windmarktes<br />

1995 vergleichbar, der in Europa damals<br />

2,5 Gigawatt Leistung umfasste. Die installierte<br />

Kapazität von Offshore-Windkraftanlagen<br />

betrug Ende 2010 insgesamt etwa 2,9<br />

Gigawatt.<br />

Herausforderung Offshore-Technologie<br />

Mit dem Wandel in Richtung Offshore-<br />

Technologie sehen sich die Entwickler von<br />

Windkraftanlagen einer Vielzahl von neuen<br />

Herausforderungen gegenüber, die bei einer<br />

Installation an Land nicht auftreten. Die<br />

Anlagen müssen so geplant und gebaut werden,<br />

dass sie jahrzehntelang Wind, Wetter<br />

und Wellen trotzen. Denn auf offener See<br />

herrschen raue Verhältnisse: Das salzhaltige<br />

Windenergie<br />

Die Zukunft hat begonnen<br />

Meerwasser ist extrem korrosiv. Die Fundamente<br />

der Türme müssen im Extremfall einer<br />

meterhohen Sturmflut standhalten.<br />

Material und Technik sind ständig hohen<br />

Belastungen ausgesetzt. Gleichzeitig begrenzen<br />

die extremen Wetterverhältnisse die<br />

Möglichkeit von Wartungsarbeiten – im<br />

Sturm kann sich ein Servicetechniker nicht<br />

an Rotorblättern abseilen. Aber die Anlage<br />

muss möglichst kontinuierlich laufen, denn<br />

der Strom, den sie produziert, ist ein Teil<br />

des Klimawandels – und Stillstand kostet<br />

Geld.<br />

Auch vor den Türmen der Windräder<br />

macht die Veränderung nicht halt. Die Daumenregel<br />

lautet: Jeder Meter Höhengewinn<br />

steigert den Ertrag um bis zu ein Prozent.<br />

Um Standorte im Binnenland wirtschaftlich<br />

nutzen zu können, bieten Hersteller mittlerweile<br />

Türme in Stahl und Beton-Mischbauweise<br />

mit über 130 Metern Höhe an.<br />

Gleichzeitig erleben Türme in Gitterbauweise<br />

ein Comeback und erreichen Höhen<br />

von bis zu 160 Metern. Bei solchen Nabenhöhen<br />

drehen sich die Rotorblätter in stärkerem<br />

und gleichmäßigerem Wind.<br />

Bewährungsprobe Alpha Ventus<br />

45 Kilometer vor der deutschen Insel Borkum<br />

gelegen, war Alpha Ventus das erste<br />

Offshore-Windtestfeld, welches auf hoher<br />

See unter echten Offshore-Bedingungen<br />

und in erheblicher Wassertiefe so weit entfernt<br />

von der Küste gebaut wurde. Kons -<br />

truktion, Errichtung, Betrieb und Integration<br />

in das Stromvers<strong>org</strong>ungsnetz wurden<br />

in Alpha Ventus getestet. Die Ergebnisse liegen<br />

deutlich über den Erwartungen und<br />

sind für Folgeprojekte direkt umsetzbar. Das<br />

Offshore-Testfeld der Bundesrepublik<br />

Deutschland erzielte von Sommer 2010 bis<br />

Sommer 2011 ein Betriebsergebnis von<br />

4.100 Volllaststunden – und das, obwohl<br />

das Windaufkommen an Land 20% unter<br />

dem langjährigen Mittel lag.<br />

GREEN <strong>BOND</strong>S<br />

Um eine hunderte Tonnen schwere Windkraftanlage<br />

dauerhaft und sicher im Meeresgrund<br />

zu befestigen, ist Höchstleistung<br />

gefordert. Bei der sogenannten „Gründung“<br />

von Windkraftanlagen auf hoher See gibt es<br />

keine Standardlösungen. Unterschiedliche<br />

Wassertiefen, geologische und meteorologische<br />

Besonderheiten sowie die jeweilige Entfernung<br />

zur Küste müssen bei der Planung<br />

von Fundament und Logistik berücksichtigt<br />

werden. Die Kräfte der Natur – Wellen,<br />

Strömungen, Stürme, Salzwasser und Eis –<br />

stellen höchste Anforderungen an Kons -<br />

truktion und Material.<br />

Fundamenttechnologie – Grundlegend<br />

im Sinne des Wortes<br />

Sieben Fundamenttypen für Offshore-<br />

Windkraftanlagen kennt die Technik, mit<br />

vieren davon hat die deutsche Windindustrie<br />

schon Erfahrungen gesammelt: Die Jacket-Fundamente<br />

sind Fachwerkkonstruktionen<br />

und ähneln als solche den bekannten<br />

Überland-Strommasten. Monopiles bestehen<br />

aus einem einzigen zylindrischen Pfahl.<br />

Tripile-Fundamente wiederum sind drei<br />

Stahlpfeiler, denen über der Wasseroberfläche<br />

eine Dreibeinkonstruktion aufgesetzt<br />

wird, die die Windturbine trägt. In den<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 23


<strong>24</strong><br />

GREEN <strong>BOND</strong>S<br />

Windparks Alpha Ventus, Global Tech I,<br />

MEG 1 und voraussichtlich auch „Deutsche<br />

Bucht“ schließlich werden die Windturbinen<br />

von Tripod-Fundamenten getragen.<br />

Ein Tripod ist, vereinfacht gesagt, eine Konstruktion<br />

aus Stahlrohren, die den Hauptpfahl<br />

unter Wasser stützt. Die Rohre sind in<br />

einem Winkel von 120° verschweißt und<br />

bilden so einen höchst stabilen Dreibock.<br />

Um den Tripod im Meeresboden zu verankern,<br />

ist an jedem seiner Fußpunkte ein<br />

oben offenes, sich nach unten hin verjüngendes<br />

senkrechtes Rohr angeschweißt, der<br />

sogenannte „Pile Sleeve“. In diese Rohrhülsen<br />

wiederum werden die jeweils 70 Meter<br />

langen und 100 Tonnen schweren Gründungspfähle,<br />

die „Piles“, eingefädelt, welche<br />

zuvor in den Boden gerammt wurden. Abschließend<br />

werden die Fundamente und<br />

Pfähle mit einem Spezialzement verbunden,<br />

das sogenannte „Grouting“.<br />

Die Dimensionen der Tripods sind beeindruckend.<br />

Schon für die Windkraftanlagen<br />

in Alpha Ventus waren 45 Meter hohe und<br />

667 Tonnen schwere Exemplare entwickelt<br />

worden. Für den Windpark Global Tech I<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

wurden sie aufgrund der größeren Wassertiefe<br />

noch einmal schwerer: Auf Grundflächen<br />

von 30 mal 30 Metern erheben sich<br />

nun 60 Meter hohe und 950 Tonnen<br />

schwere Fundamente.<br />

Bei der Montage auf hoher See geht es ebenfalls<br />

beeindruckend zur Sache. Um das Fundament<br />

sicher zu befestigen, muss jeder einzelne<br />

Gründungspfahl mit rund 14.000<br />

Rammschlägen bis zu 70 Meter tief in den<br />

Meeresboden getrieben werden. Bei guten<br />

Bedingungen dauert der gesamte Aufbau eines<br />

Tripod-Fundaments nur zwei bis drei<br />

Tage. Derzeit werden Spezialschiffe gebaut,<br />

die diese Errichtungsaufgaben präzise und<br />

wirtschaftlich erfüllen können.<br />

Deutschland im Offshore-Bereich<br />

führend<br />

Technologisch ist Deutschland Spitzenreiter<br />

im Offshore-Segment: Hier wurden bereits<br />

2009 die ersten Windkraftanlagen der<br />

neuen 5-MW-Klasse gebaut. Neben den<br />

Turbinen der 2- bis 4-MW-Klasse werden<br />

5- bis 6-MW-Anlagen künftig auch in<br />

Großbritannien und anderen Märkten eingesetzt.<br />

Die Anlagen der Multimegawattklasse<br />

werden von deutschen Herstellern gefertigt,<br />

und auch die Schlüsselkomponenten<br />

kommen überwiegend aus Deutschland<br />

und werden schon heute exportiert. Dieser<br />

Vorsprung ist nicht neu: Während beispielsweise<br />

2008 international noch Windkraftanlagen<br />

der 1,5-MW-Klasse Standard waren,<br />

wurden in Deutschland schon zu 80 %<br />

Anlagen der 2- bis 3-MW-Klasse errichtet.<br />

Die Rotorblätter waren über 60 Meter lang,<br />

die Türme erreichten Höhen von bis zu 160<br />

Metern.<br />

Für die Nutzung von Windkraft ist die<br />

deutsche Nordsee bestens geeignet. Der<br />

Wind weht kontinuierlich, laminar – das<br />

heißt ohne Turbulenzen – und mit hoher<br />

durchschnittlicher Geschwindigkeit. Die<br />

Wassertiefe beträgt größtenteils 40 Meter,<br />

die Nordsee ist also zu weiten Teilen bebau-<br />

bar. Durch die stabilen Windverhältnisse erreichen<br />

Nordsee-Windparks mehr als 4.500<br />

Volllaststunden pro Jahr.<br />

Zwei Beispiele für gigantische Offshore-<br />

Windparks sind Global Tech I und MEG 1,<br />

die die Windreich AG in der deutschen<br />

Nordsee errichten wird. Jeder der beiden<br />

Parks besteht aus 80 Anlagen der 5-MW-<br />

Klasse, das heißt er verfügt über 400 Megawatt<br />

installierter Nennleistung. Damit können<br />

pro Jahr 1,7 Mrd. Kilowattstunden sauberer<br />

Strom für eine Mio. Menschen produziert<br />

werden. Gleichzeitig werden 1,5<br />

Millionen Tonnen CO 2 oder fünf Tonnen<br />

Atommüll vermieden. Global Tech I und<br />

MEG 1 sind ab 2013/2014 planmäßig voll<br />

in Betrieb.<br />

Als erster Windpark der Welt wird MEG 1<br />

schlüsselfertig übergeben: Die WKU AG ist<br />

eine 100%ige Tochtergesellschaft der Windreich<br />

AG und für die schlüsselfertige Errichtung<br />

von MEG 1 verantwortlich.<br />

Es gibt aber auch viele Gemeinsamkeiten<br />

von Onshore- und Offshore-Windkraftanlagen.<br />

Beide werden für lange Lebensdauer,<br />

hohe Umweltverträglichkeit, maximalen Ertrag<br />

und minimale Kosten ständig optimiert.<br />

Das Gewicht aller Anlagen – und damit<br />

der Materialeinsatz – ist im Verhältnis<br />

zur Leistung in den vergangenen Jahren<br />

deutlich gesunken. Die Zuverlässigkeit des<br />

Antriebsstranges und das Kraftwerksverhalten<br />

werden ständig verbessert. Durch die<br />

Weiterentwicklung der Rotorblätter haben<br />

die Schallemissionen der Anlagen abgenommen.


Text: Christian Schiffmacher<br />

Ekosem-Agrar<br />

Gesellschaft profitiert von Nachfrageüberhang, attraktiver Kupon<br />

In den vergangenen Jahren hat Ekosem die<br />

landwirtschaftliche Nutzfläche und den Tierbestand<br />

deutlich ausgebaut. Umsatz und Ertrag<br />

werden in den kommenden Jahren daher weiter<br />

deutlich steigen.<br />

Unternehmen<br />

Die Ekosem-Agrar GmbH bzw. deren Tochtergesellschaften<br />

sind mit einer landwirtschaftlichen<br />

Nutzfläche von 160.000 Hektar<br />

Land (davon rund 71.000 Hektar im Eigenbestand)<br />

und 30.000 Rindern (davon 12.000<br />

Milchkühen) der drittgrößte Milchproduzent<br />

in Russland. Die Gesellschaft profitiert dabei<br />

von ausgesprochen positiven Rahmenbedingungen:<br />

Die Schwarzerde-Region, in der die<br />

Gesellschaft vorwiegend aktiv ist, zählt zu<br />

den fruchtbarsten Regionen der Erde. Zudem<br />

ist der Milchpreis mit rund 44 Cent ca.<br />

25% höher als in Deutschland. Dabei<br />

herrscht ein deutlicher Nachfrageüberhang,<br />

nur etwa 60% der Nachfrage können aus einheimischer<br />

Vers<strong>org</strong>ung gedeckt werden.<br />

Rund 8 Mio. Tonnen Milchäquivalent müssen<br />

derzeit jährlich importiert werden. Zudem<br />

gewährt der russische Staat strategisch<br />

wichtigen Branchen, wie der Landwirtschaft,<br />

umfangreiche Investitionszuschüsse.<br />

Positives Marktumfeld<br />

In Russland werden jährlich Milchprodukte<br />

mit einem Milchäquivalent von ca. 8 Mio.<br />

Tonnen pro Jahr importiert. Aufgrund der<br />

bestehenden Knappheit auf dem russischen<br />

Markt kann der Großteil der Molkereien den<br />

Bedarf an Rohmilch nicht decken. Rund<br />

40% der benötigten Milchmenge werden importiert.<br />

Die Gesellschaft kann daher große<br />

Milchmengen saisonunabhängig verkaufen.<br />

Der Milchpreis liegt mit 0,44 Euro pro Liter<br />

im Durchschnitt rund 25% über dem deutschen<br />

Milchpreis. Zu den größten Kunden<br />

der Gesellschaft zählen internationale Großmolkereien<br />

wie z.B. russische Tochterunternehmen<br />

der Danone- oder Hochland-<br />

Gruppe. Auch der russische Rindfleischmarkt<br />

wird nur zu 70% aus einheimischer Produktion<br />

gedeckt.<br />

Fazit:<br />

Ekosem profitiert von einem ausgesprochen<br />

positiven Marktumfeld in Russland. So liegt<br />

der Michpreis deutlich über dem deutschen<br />

Niveau. Die Gesellschaft hat in den vergangenen<br />

Jahren rund 100 Mio. Euro in den<br />

Ausbau der Aktivitäten investiert und damit<br />

die landwirtschaftliche Nutzfläche und den<br />

Tierbestand deutlich ausgebaut. In den<br />

kommenden Jahren können nun die<br />

„Früchte“ geerntet werden. Aufgrund des<br />

Ausbaus der Nutzfläche und des Tierbestandes<br />

sind die Zahlen für die kommenden<br />

Jahre gut planbar. Der Free Cashflow dürfte<br />

in den nächsten Jahren deutlich steigen.<br />

Ein ausführliches Interview mit Firmengründer<br />

Stefan Dürr ist im <strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> 17,<br />

S. 14 und 15 zu finden.<br />

Tab. 2: Geschäftsentwicklung<br />

GREEN <strong>BOND</strong>S<br />

Tab. 1: Eckdaten der der Transaktion<br />

Emittent Ekosem-Agrar GmbH<br />

Kupon 8,750%<br />

Kurs 99,75<br />

Rendite 8,8%<br />

Laufzeit bis 23.03.2017<br />

Rating BB+ (durch Creditreform<br />

Rating Agentur)<br />

Emissionsvolumen 50 Mio. Euro<br />

Stückelung 1.000 Euro<br />

Segment Bondm, Börse Stuttgart<br />

Vorzeitige Rückzahlung am 23.03.2015 zu 102,5%<br />

oder am 23.03.2016 zu<br />

102% möglich<br />

Covenants Kontrollwechsel (zu<br />

103%), Negativerklärung,<br />

Ausschüttungssperre<br />

über die gesamte<br />

Laufzeit der Anleihe<br />

ISIN / WKN DE000A1MLSJ1/A1MLSJ<br />

Internet www.ekosem-agrar.de<br />

2008/09 2009/10 2010/11 2011/12e 2012/13e<br />

Umsatz 23,37 30,71 38,61 65,27 84,77<br />

Betriebsleistung 29,18 48,45 80,82 101,85 126,87<br />

EBITDA -0,59 7,83 29,88 29,79 40,64<br />

EBIT -4,82 2,12 13,75 16,93 26,79<br />

Jahresüberschuss -6,10 4,32 5,37 6,07 12,81<br />

Angaben in Mio. Euro, ohne Sonder- und Einmaleffekte: Lucky Buy aus zwei Übernahmen (7,0 Mio. Euro) und Trennung vom<br />

Landmaschinenhandel (3,9 Mio. Euro). Quelle: equinet Research<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 25


26<br />

GREEN <strong>BOND</strong>S<br />

Text: Christian Schiffmacher<br />

Die e.n.o. energy GmbH, mit Sitz in Rostock,<br />

zählt zu den zehn größten Anbietern<br />

von Windenergieanlagen in Deutschland. Dabei<br />

deckt die Gesellschaft, im Gegensatz zu vielen<br />

Mitbewerbern, die komplette Wertschöpfungskette<br />

ab. Aufgrund einer umfangreichen<br />

Projektpipeline ist für die kommenden Jahre ein<br />

kräftiges Wachstum zu erwarten. Zudem<br />

möchte e.n.o. verstärkt Windenergieanlagen im<br />

eigenen Bestand halten, um daraus laufende<br />

Einnahmen zu erzielen.<br />

Unternehmen<br />

Die e.n.o. energy GmbH, Rostock, ist als<br />

Projektentwickler, Windenergieanlagenhersteller<br />

und Anbieter schlüsselfertiger Windparks<br />

(„Turnkey“-Windparks) etabliert. e.n.o.<br />

energy hat sich von einem ausschließlich in<br />

Deutschland aktiven Windpark-Projektentwickler<br />

zu einem international aufgestellten<br />

Rundum-Dienstleister im Bereich der Onshore-Windenergie<br />

entwickelt. Das Leistungsspektrum<br />

reicht von der Windparkplanung<br />

und Projektentwicklung über die Entwicklung<br />

und Produktion der Windenergieanlagen,<br />

die Projektfinanzierung, die Errichtung<br />

und den Turnkey-Bau von Windparks<br />

bis zu deren Vertrieb und Betriebsführung.<br />

Die Gesellschaft behält Windenergiekraftwerke<br />

im Eigenbestand und verkauft diese an<br />

Dritte.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

e.n.o. energy GmbH<br />

Große Projektpipeline sichert weiteres Wachstum<br />

Großauftrag von bayerischen Energievers<strong>org</strong>ern<br />

Im Mai unterzeichneten 23 bayerische Energievers<strong>org</strong>er<br />

Kaufverträge zum Erwerb von<br />

insgesamt drei Windparks in Sachsen-Anhalt<br />

und Brandenburg mit insgesamt 42 MW<br />

Leistung und einem Investitionsvolumen von<br />

über 75 Mio. Euro. „Mit dieser Transaktion<br />

ist es uns gelungen, die Positionen im Erzeugungsmarkt<br />

für 23 bayerische Energievers<strong>org</strong>er<br />

deutlich auszuweiten“, freuen sich die Geschäftsführer<br />

Joachim Martini und Achim<br />

Thiel der Energieallianz Bayern GmbH &<br />

Co. KG. Dabei setzt die Allianz bei der Auswahl<br />

der Projekte auf Qualitäts-Turbinen.<br />

Anleiheplatzierung beendet<br />

Am 5. Juni wurde die Nachplatzierung der<br />

e.n.o.-Anleihe beendet. Platziert wurden insgesamt<br />

8,1 Mio. Euro. Zeichnungen sind daher<br />

nicht mehr möglich. Interessierte Anleger<br />

konnten die Anleihe zum jeweiligen Kurswert<br />

erwerben.<br />

Geschäftsentwicklung<br />

Obwohl das abgelaufene Geschäftsjahr 2011<br />

von Unsicherheiten bei der Finanzierung vor<br />

der EEG-Novellierung geprägt war und sich<br />

damit die Gesamtleistung leicht um 4,9%<br />

auf 42,92 Mio. Euro reduziert hatte, konnte<br />

das EBITDA um 39,3% auf 6,17 Mio. Euro<br />

gesteigert werden. Die Ergebnisverbesserung<br />

geht dabei mit einem geringeren Materialeinsatz<br />

einher, gibt aber auch die aktive Reduktion<br />

der Overheadkosten wieder.<br />

Große Projektpipeline<br />

e.n.o. hat derzeit eine ausgesprochen große<br />

Projektpipeline im Volumen von 400 MW.<br />

Hieraus dürfte sich in den nächsten Jahren<br />

nach unseren Berechnungen ein Umsatz von<br />

ca. 600 Mio. Euro realisieren lassen – dies<br />

entspricht mehr als dem 12-Fachen des<br />

2011er Umsatzes.<br />

Fazit:<br />

e.n.o. energy ist als Komplettanbieter von<br />

Windenergieanlagen gut positioniert. Die<br />

Projektpipeline ist extrem groß, hieraus dürften<br />

in den kommenden Jahren in Summe<br />

Umsätze im klar dreistelligen Millionenbereich<br />

resultieren. Der Anleihekurs dürfte zudem<br />

vom Ende der Nachplatzierungsfrist<br />

profitieren.<br />

Ein ausführliches Interview mit dem e.n.o.-<br />

Geschäftsführer Karsten Porm ist im <strong>BOND</strong><br />

<strong>MAGAZINE</strong> 23, S. 10 und 11 zu finden.<br />

Tab. 1: Eckdaten der e.n.o. energy-<br />

Anleihe<br />

Emittent e.n.o. energy GmbH,<br />

Rostock<br />

Emissionsvolumen 8,1 Mio. Euro<br />

Kupon 7,375%<br />

Kurs 97,40<br />

Rendite 8,1%<br />

Laufzeit bis 30.06.2016<br />

Segment mittelstandsmarkt,<br />

Börse Düsseldorf<br />

Corporate Rating BB+ (durch Creditreform<br />

Rating)<br />

WKN / ISIN A1H3V5 / DE000A1H3V53<br />

Internet www.eno-energy.com


Text: Cosmin Filker, Felix Gode<br />

Weitere Wachstumsinvestitionen getätigt;<br />

Ratingnote von BB bestätigt; vierte Zinszahlung<br />

Anfang Juni erfolgt; Anleihe weiterhin<br />

„Überdurchschnittlich Attraktiv“.<br />

Die FFK Environment GmbH (FFK) zählt<br />

zu den führenden Herstellern von klimafreundlichen<br />

Ersatzbrennstoffen (EBS) aus<br />

Abfällen in Deutschland. Die Gesellschaft ist<br />

dabei auf die Verwertung von gewerblichen,<br />

kommunalen und privaten Abfällen spezialisiert.<br />

Die daraus gewonnenen Rohstoffe wie<br />

Papier, Metall und Kunststoffe werden weltweit<br />

vermarktet. Das Restmaterial wird von<br />

der FFK zu Ersatzbrennstoffen (EBS) verarbeitet<br />

und als Kohlersatz an Energievers<strong>org</strong>er<br />

und Zementhersteller geliefert. Diese EBS ersetzen<br />

dabei fossile Brennstoffe wie Braunoder<br />

Steinkohle bei der Energieerzeugung<br />

und tragen dadurch zur Absenkung von<br />

CO 2 -Emissionen bei.<br />

Die FFK betreibt die derzeit größte Anlage<br />

zur Herstellung von Ersatzbrennstoffen in<br />

Brandenburg mit einer jährlichen Verarbeitungskapazität<br />

von rund 280.000 Tonnen.<br />

Anleihenplatzierung mit einem<br />

Volumen von 16 Mio. Euro erfolgreich<br />

Um an den weiteren Opportunitäten der<br />

stark wachsenden Ersatzbrennstoff-Branche<br />

zu partizipieren, hat die FFK Mitte 2011 eine<br />

7,25%-Unternehmensanleihe (Laufzeit:<br />

01.06.2011-31.05.2016) begeben. Insgesamt<br />

konnte die Gesellschaft ein Volumen von 16<br />

Mio. Euro platzieren und verfügt damit über<br />

eine gute Finanzierungsbasis für das weitere<br />

Unternehmenswachstum. Die Anleiheemission<br />

wurde vorzeitig beendet, da die Gesellschaft<br />

auch das Interesse eines Eigenkapitalinvestors<br />

geweckt hat.<br />

FFK Environment GmbH<br />

Mit Klimaschutz besser als der Markt<br />

Ausreichender finanzieller Freiraum<br />

durch weitere 12 Mio. Euro Eigenkapital<br />

Neben der erfolgreichen Emission der 7,25%-<br />

Unternehmensanleihe verfügt die Gesellschaft<br />

über einen ausreichenden finanziellen Spielraum,<br />

um ihre Wachstumsstrategie konsequent<br />

umzusetzen. So wurde im November<br />

2011 die Eigenkapitalbasis im Rahmen einer<br />

Kapitalerhöhung um 12 Mio. Euro – gezeichnet<br />

durch den europäischen Cleantech-Investor<br />

Zouk Capital LLP – gestärkt. Zouk ist ein<br />

unabhängiger Private-Equity-Fonds mit Fokus<br />

auf dem europäischen Cleantech-Markt.<br />

Investitionen sind bereits erfolgt<br />

Im Rahmen dieser Wachstumsstrategie wurde<br />

jüngst neben der im September 2011 in der<br />

Lausitz erworbenen Werkshalle (Produktionsfläche<br />

von 12.000 qm) im Mai 2012 ein<br />

Containerdienst in Berlin vollständig übernommen.<br />

Damit will die Gesellschaft den Inputstrom<br />

an Abfällen sichern, um eine höhere<br />

Unabhängigkeit zu erreichen. Der Berliner<br />

Containerdienst beschäftigt rund 35 Mitarbeiter<br />

und hat im Geschäftsjahr 2011 Umsatzerlöse<br />

von mehr als 5 Mio. Euro erwirtschaftet.<br />

Zugleich plant die FFK im Raum Berlin/<br />

Brandenburg weitere Ents<strong>org</strong>ungsdienste<br />

(bspw. für Gewerbeabfälle), um sich auch einen<br />

autarken Inputstrom zu sichern. Parallel<br />

entsteht derzeit in der Lausitz eine Anlage zur<br />

Produktion von Kompositpellets zur klimafreundlichen<br />

Energiegewinnung. Kompositpellets<br />

werden vorwiegend aus Biomasse wie<br />

Nussschalen, Holz oder Stroh hergestellt.<br />

Ratingnote BB+ bestätigt<br />

Im Rahmen eines Ratingupdates hat die Gesellschaft<br />

von der Creditreform Rating AG im<br />

GREEN <strong>BOND</strong>S<br />

April 2012 erneut die Ratingnote BB+ zugesprochen<br />

bekommen, womit weiterhin „eine<br />

befriedigende Bonität“ attestiert wird. Angesichts<br />

der Tatsache, dass die Ratingupdates<br />

von Emittenten tendenziell mit einer Abwertung<br />

der Ratingnoten einhergingen, ist dies<br />

als Erfolg zu werten.<br />

Vierte Zinszahlung im Juni 2012 erfolgreich<br />

geleistet<br />

Mit der zum 01.06.2012 erfolgten vierten<br />

Zinszahlung seit Emission wird der Vorteil eines<br />

vierteljährlichen Zinszahlungsintervalls<br />

für Investoren deutlich: Investoren vereinnahmen<br />

anteilige Zinszahlungen, erzielen damit<br />

höhere Effektivrenditen und sind zudem „näher<br />

am Unternehmen dran“.<br />

Im Marktvergleich bedeuten die genannten<br />

Faktoren in Kombination mit der guten Bonität<br />

der Gesellschaft sowie dem aktuellen Effektivzins<br />

weiterhin eine überdurchschnittliche<br />

Attraktivität (siehe Rating/Effektivzinsmatrix).<br />

Somit stufen wir die 7,25%-FFK-<br />

Unternehmensanleihe weiterhin als „Überdurchschnittlich<br />

Attraktiv“ ein und sehen das<br />

Wertpapier als interessante Depotbeimischung.<br />

ISIN: DE000A1KQ4Z1<br />

Laufzeit: 31.05.2016<br />

Kupon: 7,25% p.a. (Zinszahlung<br />

vierteljährlich)<br />

Kurs: 100,60%<br />

Rendite: 7,29%<br />

Segment: Mittelstandsmarkt,<br />

Börse Düsseldorf<br />

Volumen: bis 25 Mio. Euro<br />

Corporate Rating: BB+ (durch Creditreform)<br />

GBC-Anleiherating: 13 Bonitätspunkte<br />

(entspricht ca. BBB+)<br />

Einstufung:<br />

Gesamtattraktivität<br />

Überdurchschnittlich<br />

attraktiv<br />

Disclaimer: Beim oben analysierten Unternehmen<br />

sind folgende mögliche Interessenkonflikte gegeben:<br />

FFK Environment GmbH (4;5;7). Einen Katalog<br />

möglicher Interessenkonflikte finden Sie unter:<br />

www.gbc-ag.de/index.php/publisher/<br />

articleview/frmCatId/17/frmArticleID/98/<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 27


28<br />

GREEN <strong>BOND</strong>S<br />

Text: Christian Schiffmacher<br />

Die German Pellets GmbH mit Sitz in<br />

Wismar ist u.a. durch Übernahmen weiter<br />

stark gewachsen und hat die Position als<br />

größter europäischer Hersteller von Holzpellets<br />

ausgebaut. Zurzeit errichtet die Gesellschaft<br />

ein Pelletwerk in den USA, das ab 2013 den<br />

europäischen Kraftwerksmarkt beliefern soll.<br />

Pellets<br />

Bei Pellets handelt es sich um einen kompakten,<br />

homogenen Brennstoff mit definierten<br />

Eigenschaften. Holzpellets sind CO 2 -<br />

neutral, hochverdichtet und haben damit<br />

einen deutlich höheren Energiegehalt als<br />

Holz bzw. Holzbriketts. Zudem können Pellets<br />

kostengünstig transportiert werden. Pellets<br />

sind frei von Subventionen. Bei gleichem<br />

Brennwert sind Pellets um 46% günstiger<br />

als Heizöl (Stand: Anfang Juni).<br />

German Pellets konzentriert sich auf qualitativ<br />

hochwertige DINplus- und ENplus<br />

A1-Pellets. Die Gesellschaft hat 2011 rund<br />

1.650.000 Tonnen Pellets produziert, und<br />

ist damit klarer Marktführer in Europa.<br />

1.590.000 Tonnen wurden von German<br />

Pellets in deutschen Produktionsstätten produziert.<br />

Insgesamt wurden 2011 laut Deutschem<br />

Pelletinstitut in Deutschland<br />

2.700.000 Tonnen produziert. Damit werden<br />

in Deutschland innerhalb Europas die<br />

meisten Pellets produziert. Trotz des starken<br />

Marktwachstums gibt es in Deutschland ein<br />

Überangebot. Entsprechend liefert German<br />

Pellets von deutschen Produktionsstandorten<br />

auch nach Dänemark, Schweden, Italien,<br />

Österreich, Benelux und Großbritannien.<br />

Starkes Wachstum<br />

German Pellets hat in den vergangenen Monaten<br />

mit der Übernahme von FireStixx<br />

und Hot´ts das Produktions- und Händlernetz,<br />

auch im benachbarten Europa, weiter<br />

ausgebaut. Zudem ist das Unternehmen<br />

durch die Übernahme der EPC in T<strong>org</strong>au<br />

in die Stromproduktion aus Holz als Biomasse<br />

eingestiegen.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

German Pellets<br />

Europas Marktführer wächst durch Übernahmen kräftig<br />

Für 2011 rechnet die Gesellschaft laut Ratingbericht<br />

mit einem Konzernumsatz von<br />

309,2 Mio. Euro, nach 159,5 Mio. Euro im<br />

Vorjahr. Der Konzernüberschuss soll von<br />

3,9 Mio. Euro auf 6,9 Mio. Euro steigen.<br />

Von entscheidender Bedeutung für German<br />

Pellets ist die Errichtung eines Pelletwerkes<br />

in Texas, denn in den USA ist Holz deutlich<br />

günstiger als in Europa. Das neue Werk, das<br />

sich zurzeit im Bau befindet, soll eine Jahreskapazität<br />

von 500.000 Tonnen pro Jahr<br />

haben. Beliefert werden sollen damit ausschließlich<br />

europäische Kraftwerke, mit denen<br />

mehrjährige Abnahmeverträge gesichert<br />

wurden.<br />

Fazit:<br />

German Pellets hat seine klar führende Position<br />

als größter europäischer Pelletproduzent<br />

weiter ausgebaut. U.a. durch Übernahmen<br />

konnten Umsatz und Ertrag deutlich<br />

gesteigert werden. Durch die Inbetriebnahme<br />

eines Werkes in Texas, von dem aus<br />

der europäische Kraftwerksmarkt beliefert<br />

werden soll, dürften die Margen des Unternehmens<br />

steigen. Die German Pellets-Anleihe<br />

zählt zu den Basisinvestments im Bereich<br />

der GREEN <strong>BOND</strong>S.<br />

Ein ausführliches Interview mit dem German<br />

Pellets-Geschäftsführer Peter Leibold ist im<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> 21 auf den Seiten 26 und<br />

27 zu finden.<br />

Tab. 1: Eckdaten der German<br />

Pellets-Anleihe<br />

WKN / ISIN: A1H3J6/DE000A1H3J67<br />

Laufzeit: 31.03.2016<br />

Zinstermin: 30.03. ganzjährig<br />

Kupon: 7,25%<br />

Kurs (Ende Mai): 99,40%<br />

Rendite (YTM): 7,4%<br />

Stückelung: 1.000 Euro<br />

Rating: BBB (durch Creditreform<br />

Rating)<br />

Emissionsvolumen: 80 Mio. Euro<br />

Internet: www.german-pellets.de


Text: Robert Cleve<br />

GIF – Gesellschaft für Industrieforschung<br />

Die GIF – Gesellschaft für Industrieforschung<br />

mbH mit Sitz in Alsdorf, in der<br />

Nähe von Aachen, hat im September 2011<br />

eine Unternehmensanleihe im mittelstandsmarkt<br />

der Börse Düsseldorf emittiert. Das vom<br />

Unternehmen entwickelte stufenlose „Kegelringgetriebe“<br />

bringt Kraftstoffeinsparungen<br />

von rund 15%. Das Getriebe könnte bereits<br />

2014 in Serie gehen und dem Unternehmen<br />

einen deutlichen Wachstumsschub bringen.<br />

Aber auch die Prüfstände des Unternehmens<br />

sind bereits für das Gesamtjahr 2012 voll ausgebucht.<br />

Unternehmen<br />

Die GIF – Gesellschaft für Industrieforschung<br />

ist seit 1986 im Bereich der Entwicklung<br />

von Tests von Antriebssträngen für<br />

die Automobilindustrie tätig. Der Schwerpunkt<br />

der Geschäftstätigkeit liegt in den Bereichen<br />

Getriebeentwicklung und -kons -<br />

truktion, Getriebesteuerung und -modellierung,<br />

Getriebe- und Fahrzeugtests sowie<br />

Mess- und Automationstechnik. Neben<br />

dem Hauptsitz in Alsdorf hat die Gesellschaft<br />

je eine Niederlassung in Aachen,<br />

Wolfsburg, Suzhou (China), Alexandria<br />

(USA) und Tokio sowie eine Repräsentanz<br />

in Korea.<br />

Von besonderer Bedeutung für das Unternehmen<br />

ist die Entwicklung des Kegelringgetriebes.<br />

Es handelt sich um ein stufenloses<br />

Getriebe, das aber nicht mit einer Kette arbeitet,<br />

sondern mit starren Metallteilen. Es<br />

hat einen Eingangskegel, einen Ausgangskegel<br />

und das Drehmoment wird über den<br />

Ring übertragen. Das Getriebe hat zu deutlichen<br />

Kraftstoffeinsparungen geführt. Zudem<br />

ist das Getriebe in China auf die Liste<br />

der gewünschten Technologien gekommen.<br />

Dies bedeutet, dass Kunden von GIF in<br />

China Subventionen erhalten können.<br />

Geschäftsentwicklung<br />

GIF sieht das weitere Wachstum in BRIC-<br />

Staaten – vorwiegend in China. Im Bereich<br />

Testing ist das Unternehmen bereits für das<br />

Kegelringgetriebe bringt Kraftstoffeinsparungen von 15%<br />

komplette Jahr 2012 ausgebucht. Das Kegelringgetriebe<br />

könnte bereits 2014 bei einem<br />

chinesischen Getriebehersteller in Serie<br />

gehen. Ein weiteres chinesisches Unternehmen<br />

möchte ein Jahr später mit der Serienproduktion<br />

starten. Die Prototypen laufen<br />

bereits und haben Langfristtests erfolgreich<br />

bestanden.<br />

2010 erzielte die Gesellschaft bei einem<br />

Umsatz von rund 38,2 Mio. Euro ein leicht<br />

negatives Ergebnis. 2011 ist von einem klar<br />

positiven Ergebnis auszugehen. Die Gesellschaft<br />

rechnet mit einem Vorsteuerergebnis<br />

von ca. 3 Mio. Euro, behält sich aber steuerpolitische<br />

Maßnahmen vor. Im laufenden<br />

Jahr sollte das Vorsteuerergebnis dann auf<br />

rund 7 Mio. Euro steigen.<br />

Fazit:<br />

GIF ist technologisch führend und hat einen<br />

hohen Auftragsbestand. Im laufenden<br />

Jahr dürfte das Ergebnis deutlich steigen.<br />

Der Serienstart des neuen, kraftstoffsparenden<br />

Kegelringgetriebes, der 2014 erfolgen<br />

soll, dürfte dem Unternehmen einen weiteren<br />

Wachstumsschub geben. Denn das Unternehmen<br />

verdient sowohl bei der Entwicklung<br />

als auch bei den Lizenzen.<br />

Mit einem Kupon von 8,50% ist die GIF-<br />

Anleihe sehr attraktiv. Aufgrund des gerin-<br />

GREEN <strong>BOND</strong>S<br />

gen Emissionsvolumens ist jedoch nicht<br />

über die gesamte Laufzeit mit einem liquiden<br />

Börsenhandel zu rechnen. Vorsichtige<br />

Anleger warten in den kommenden Wochen<br />

die Veröffentlichung des 2011er Abschlusses<br />

ab.<br />

Ein ausführliches Interview mit dem Geschäftsführer<br />

Dr.-Ing. Ulrich Rohs ist im <strong>BOND</strong><br />

<strong>MAGAZINE</strong> 22, S. 10 und 11 zu finden.<br />

Eckdaten der GIF-Anleihe<br />

Emittent GIF – Gesellschaft für<br />

Industrieforschung mbH,<br />

Alsdorf<br />

Emissionsvolumen bis zu 15 Mio. Euro<br />

Kupon 8,500%<br />

Kurs 98,75%<br />

Rendite 8,8%<br />

Laufzeit bis 19.09.2016<br />

Segment mittelstandsmarkt, Börse<br />

Düsseldorf<br />

Zeichnungen auch über die<br />

Unternehmenswebseite<br />

möglich<br />

Stückelung 1.000 Euro<br />

Corporate Rating BB (durch Creditreform<br />

Rating)<br />

WKN / ISIN A1K0FF / DE000A1K0FF9<br />

Internet www.gif.net<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 29


30<br />

GREEN <strong>BOND</strong>S<br />

Text: Christian Schiffmacher<br />

Die im Entry Standard notierte HELMA<br />

Eigenheim AG hat 2010/11 eine Unternehmensanleihe<br />

im Volumen von 10 Mio. Euro<br />

emittiert, die bei einer Laufzeit bis November<br />

2015 einen Kupon von 6,50% bietet. Die Gesellschaft<br />

zeichnet sich vor allem durch innovative,<br />

ganzheitliche Energiekonzepte aus. Aufgrund<br />

der soliden Zahlen des Unternehmens<br />

bietet sich die Anleihe als Depotbeimischung an.<br />

Unternehmen<br />

Die HELMA Eigenheim AG, mit Sitz in<br />

Lehrte bei Hannover, konzipiert, plant und<br />

vertreibt Ein- und Zweifamilienhäuser sowie<br />

Doppelhaushälften. Ein besonderer Schwerpunkt<br />

liegt bei Energiesparhäusern. Die Eigenheime<br />

werden in Massivbauweise von<br />

Subunternehmen nach den V<strong>org</strong>aben und<br />

unter Bauleitung von HELMA bundesweit<br />

errichtet.<br />

Schwerpunkt bei Energiesparhäusern<br />

HELMA setzt besonders auf nachhaltige<br />

Energiekonzepte. Im Jahr 2000 hat die Gesellschaft<br />

das 3-Liter-Haus realisiert, 2002<br />

folgten Wärmepumpen in KfW 60- und<br />

KfW 40-Häusern, 2006 Passivhäuser, 2007<br />

das Sonnenhaus, 2009 das ecoSolar-Haus<br />

und im Mai 2011 „das EnergieAutarke-<br />

Haus“. Das EnergieAutarkeHaus produziert<br />

und speichert Solarstrom für den gesamten<br />

Energiebedarf eines bewohnten Hauses und<br />

kann zusätzlich noch den Strom für Elektromobilität<br />

oder elektrische Gartengeräte bereitstellen.<br />

Es benötigt somit keine Verbindung<br />

zum öffentlichen Stromnetz mehr.<br />

Gesellschaft rechnet mit weiterhin starkem<br />

Wachstum<br />

Nach 2010 konnte HELMA auch das Geschäftsjahr<br />

2011 mit Rekordwerten abschließen.<br />

Demnach stiegen die Konzern-Umsatzerlöse<br />

um 39% auf 103,6 Mio. Euro und das<br />

Konzern-EBIT verbesserte sich überproportional<br />

um 76% auf 4,8 Mio. Euro.<br />

Der Netto-Auftragseingang (Häuser +<br />

Grundstücke) konnte 2011 um über 9% auf<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

HELMA Eigenheimbau<br />

Baudienstleister mit Schwerpunkt bei Energiesparhäusern<br />

106,8 Mio. Euro gesteigert werden. Der seit<br />

Jahren anhaltende Anstieg der Verkaufszahlen<br />

ist dabei 2011 in erster Linie auf das Projektgeschäft<br />

zurückzuführen, dessen Verkaufsvolumen<br />

sich im Vergleich zum Vorjahr mehr<br />

als verdoppelt hat. Der nachhaltige Wachstumstrend<br />

konnte dabei auch im ersten<br />

Quartal 2012 mit einem Auftragsanstieg um<br />

5% auf 30,5 Mio. Euro erfolgreich fortgesetzt<br />

werden.<br />

Insgesamt verfügt der HELMA-Konzern<br />

über eine solide Auftragsbasis für eine deutliche<br />

Umsatzsteigerung 2012, für welche aller<br />

Voraussicht nach insbesondere das weitere<br />

signifikante Wachstum der Tochtergesellschaften<br />

HELMA Wohnungsbau GmbH<br />

und HELMA Ferienimmobilien GmbH verantwortlich<br />

sein wird.<br />

Auf der Grundlage des soliden Auftragsbestandes<br />

in Höhe von 91,1 Mio. Euro zum<br />

Geschäftsjahresbeginn 2012 sowie der attraktiven,<br />

neuen Bauträgerprojekte, mit deren<br />

Umsetzung im Prognosezeitraum begonnen<br />

wird, werden für die Geschäftsjahre 2012<br />

und 2013 deutliche Umsatz- und Ergebniszuwächse<br />

erwartet. So rechnet die Gesellschaft<br />

mit einem Anstieg der Konzern-Umsätze<br />

im Geschäftsjahr 2012 von 103,6 Mio.<br />

Euro auf 115-125 Mio. Euro und im Geschäftsjahr<br />

2013 auf rund 140 Mio. Euro.<br />

Für die prognostizierten Umsatzsteigerungen<br />

wird dabei insbesondere der signifikante Ausbau<br />

des Bauträgergeschäftes verantwortlich<br />

sein. Dessen Anteil am Konzern-Umsatz<br />

(2011: 28,0 Mio. Euro) wird dabei im laufenden<br />

Geschäftsjahr voraussichtlich zwischen<br />

40 und 50 Mio. Euro betragen, zu welchem<br />

auch die 2011 gegründete HELMA<br />

Ferienimmobilien GmbH erstmalig bis zu 10<br />

Mio. Euro beisteuern wird.<br />

Basierend auf der oben beschriebenen Umsatzplanung<br />

wird im Geschäftsjahr 2012 mit<br />

einem Konzern-EBIT von 6,5-7,5 Mio. Euro<br />

und für das Geschäftsjahr 2013 mit einer<br />

weiteren, spürbaren Ergebnissteigerung ge-<br />

rechnet. Damit würde sich die EBIT-Marge<br />

auf Basis der Umsatzerlöse (2011: 4,6%) auf<br />

den mittelfristig angestrebten Wert von über<br />

6% erhöhen.<br />

Fazit:<br />

Die überaus positive Geschäftsentwicklung<br />

von HELMA überzeugt. Aufgrund des niedrigen<br />

Emissionsvolumens kann jedoch nicht<br />

für die gesamte Laufzeit mit einem liquiden<br />

Börsenhandel der Anleihe gerechnet werden.<br />

Das Risiko für den Anleiheinvestor ist jedoch<br />

überschaubar, die Rendite mit 5,4% vergleichsweise<br />

attraktiv.<br />

Tab .1: Eckdaten der HELMA-<br />

Anleihe<br />

WKN / ISIN A1E8QQ / DE000A1E8QQ4<br />

Laufzeit 01.12.2015<br />

Zinstermin 01.12. ganzjährig<br />

Kupon 6,50%<br />

Kurs 103,75%<br />

Rendite (YTM) 5,4%<br />

Rating nicht aktuell<br />

Emissionsvolumen 10 Mio. Euro<br />

Internet www.helma.de<br />

Tab. 2: HELMA Eigenheimbau –<br />

Geschäftsentwicklung<br />

2010 2011 2012e<br />

Umsatz 76,6 103,6 123,5<br />

EBIT 2,8 4,8 7,4<br />

Jahresüberschuss 1,4 2,3 3,9<br />

EBIT-Marge 3,8% 4,6% 6,0%<br />

Angaben in Mio. Euro, Quelle: Close Brothers Seydler<br />

Research AG


Text: Robert Cleve<br />

KTG Agrar profitiert vom Börsengang der<br />

Energiesparte<br />

Die KTG Agrar AG hat bekannt gegeben,<br />

dass der Börsengang der Energiesparte<br />

KTG Energie AG noch im Juni 2012 erfolgen<br />

soll. Die WGZ Bank begleitet die Emission als<br />

Lead Manager und Bookrunner. Durch das<br />

Heben der stillen Reserven dürfte sich die Bonität<br />

der KTG Agrar AG weiter verbessern.<br />

Die zweite KTG-Anleihe (2011-17) bietet einen<br />

deutlichen Renditevorteil gegenüber der<br />

ersten Anleihe (2010-15).<br />

Unternehmen<br />

Die KTG Agrar AG hat in den letzten Jahren<br />

massiv in die Produktion erneuerbarer<br />

Energie und Ackerland investiert und profitiert<br />

daher nachhaltig von der steigenden<br />

Nachfrage nach gesunder Nahrung und grüner<br />

Energie. Aufgrund der dynamischen<br />

Entwicklung der Geschäftsbereiche und des<br />

großen Interesses von Investoren hat sich<br />

das Unternehmen entschlossen, eine Direktinvestition<br />

in die Produktion von erneuerbarer<br />

Energie zu ermöglichen. „Wir sind<br />

hervorragend positioniert, um von den Megatrends<br />

Bevölkerungswachstum und Energiewende<br />

zu profitieren. Nun schaffen wir<br />

mit dem Börsengang eine Win-Win-<br />

Situation: Die KTG Energie wird auf ein eigenständiges<br />

Fundament gestellt, die KTG<br />

Agrar hebt einen Teil der stillen Reserven<br />

und beide Unternehmen wachsen eng verbunden<br />

weiter“, so Siegfried Hofreiter, Vorstandsvorsitzender<br />

der KTG Agrar.<br />

Die KTG Energie, ehemals KTG Biogas, ist<br />

seit sieben Jahren am Markt und zählt damit<br />

zu den Pionieren in der noch jungen Biogasbranche.<br />

In den ersten Jahren stand der<br />

Aufbau des technologischen und biologischen<br />

Know-how im Vordergrund. Nachdem<br />

dieser wichtige Prozess abgeschlossen<br />

wurde, ist das Unternehmen in den vergangenen<br />

beiden Jahren kräftig gewachsen. Allein<br />

im Jahr 2011 wurde die Produktionskapazität<br />

von 11 auf 22 Megawatt (MW)<br />

verdoppelt. Heute gehört die KTG Energie<br />

zu den drei führenden Produzenten von<br />

Biogas in Deutschland und betreibt Biogas-<br />

Zweite Anleihe bietet deutlichen Renditevorteil<br />

Standort der KTG Energie AG in Dersewitz<br />

anlagen mit einer elektrischen Leistung von<br />

rund 30 MW – genug um annähernd eine<br />

Viertelmillion Menschen mit sauberer, umweltfreundlicher<br />

Energie zu vers<strong>org</strong>en. Den<br />

Umsatz hat die KTG Energie im vergangenen<br />

Jahr um 50% auf 21,5 Mio. Euro und<br />

das operative Ergebnis (EBIT) um 44% auf<br />

4 Mio. Euro gesteigert. Das Unternehmen<br />

ist weiter auf Expansionskurs: Neben den<br />

30 MW am Netz sind weitere 10 MW in<br />

der Planungs- und Bauphase.<br />

Die KTG Agrar AG wird nach dem Börsengang<br />

der KTG Energie AG die Produktion<br />

von Agrar und Nahrungsmitteln weiter<br />

konsequent vorantreiben. Mit 35.000 Hektar<br />

Ackerland in Deutschland und Litauen<br />

zählt das Unternehmen bereits zu den füh-<br />

Tab. 1: Anleihen der KTG Agrar AG<br />

GREEN <strong>BOND</strong>S<br />

renden Landwirtschaftsunternehmen in<br />

Europa. Durch die Übernahme der Frenzel<br />

Tiefkühlkost hat das Unternehmen im Jahr<br />

2011 die Wertschöpfungskette verlängert<br />

und sich mit dem Direktverkauf an den<br />

Handel neue attraktive Märkte erschossen.<br />

KTG Agrar erzielte im vergangenen Jahr<br />

eine Gesamtleistung von 112,2 Mio. Euro<br />

und ein EBIT von 15,1 Mio. Euro.<br />

Fazit:<br />

Die KTG Agrar AG dürfte vom Börsengang<br />

der Energiesparte KTG Energie AG profitieren.<br />

Aufgrund der deutlich höheren Rendite<br />

erscheint die KTG Anleihe 2011-17 interessanter<br />

als die Anleihe 2010-15.<br />

Anleihe 2010 – 15 2011 – 17<br />

ISIN DE000A1ELQU9 DE000A1H3VN9<br />

Kupon 6,750% 7,125%<br />

Laufzeit 15.09.2015 06.06.2017<br />

Zinstermin 15.09. 06.06.<br />

Segment Bondm Entry Standard<br />

Corp. Rating BBB (Creditreform) BBB (Creditreform)<br />

Volumen 50 Mio. Euro 100 Mio. Euro<br />

Kurs 107,50 101,15<br />

Rendite 4,2% 6,9%<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 31


32<br />

GREEN <strong>BOND</strong>S<br />

Text: Robert Cleve, Christian Schiffmacher<br />

Der Biogasanlagenhersteller MT-Energie<br />

GmbH hat im März eine Unternehmensanleihe<br />

im Volumen von bis zu 30 Mio. Euro<br />

platziert. Bei einer Laufzeit von 5 Jahren bietet<br />

die Gesellschaft einen Kupon von 8,250%. Trotz<br />

einer positiven Geschäftsentwicklung und guter<br />

Zahlen konnte MT-Energie während der Zeichnungsfrist<br />

nur ein Drittel des Emissionsvolumens<br />

platzieren, was wohl in erster Linie mit einer<br />

Zurückhaltung von Investoren im Bereich<br />

GREEN <strong>BOND</strong>S zu begründen ist. Eine Nachplatzierung<br />

ist laut Wertpapierprospekt noch bis<br />

30. Juni 2012 möglich.<br />

Unternehmen<br />

Der MT-Energie-Konzern bietet als Anlagenbauer<br />

das gesamte Portfolio der Biogastechnologie<br />

an; in der Vergangenheit hat MT-<br />

Energie mit ca. 500 realisierten Anlagen in diversen<br />

europäischen Märkten ca. 275 MW<br />

elektrische Leistung installiert und ist damit<br />

nach eigener Einschätzung einer der beiden<br />

Marktführer in Europa. Neben der Projektierung<br />

und dem Anlagenbau wird allen Betreibern<br />

von Biogasanlagen, unabhängig vom<br />

Hersteller, technischer Service und prozessbiologische<br />

Betreuung (Laboranalysen und<br />

Beratung) angeboten. Der MT-Energie-<br />

Konzern realisiert Biogasanlagen für seine<br />

Kunden im In- und Ausland als Komplettanbieter.<br />

Die Gesellschaft tritt in vielen Fällen<br />

als Generalunternehmer auf, der auch gruppenexterne<br />

Leistungen mit anbietet, um den<br />

Kunden langfristig an sich zu binden. Die für<br />

die Errichtung erforderlichen Anlagekomponenten<br />

produziert MT-Energie größtenteils<br />

selbst und lässt sie im Übrigen von Dritten<br />

nach seinen V<strong>org</strong>aben produzieren.<br />

Bestes Jahr der Firmengeschichte<br />

Das Geschäftsjahr 2011 war das erfolgreichste<br />

der Unternehmensgeschichte der MT-Energie<br />

GmbH, einem der führenden Biogasanlagenbauer<br />

Europas. Im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />

hat das Unternehmen mehr als 135 neue<br />

Anlagen installiert und konnte somit Ende<br />

2011 die 500. Biogasanlage an ihren Betreiber<br />

übergeben. Der Marktanteil der MT-Energie<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

MT-Energie GmbH<br />

Biogasanlagenhersteller bietet attraktive Rendite<br />

beträgt auf Basis der Leistung der errichteten<br />

Anlagen rd. 15%. Mit einem Konzernumsatz<br />

von 198,8 Mio. Euro konnte gegenüber dem<br />

Vorjahreswert von 143,5 Mio. Euro ein<br />

Wachstum von 38,6% erreicht werden. Das<br />

EBIT konnte um ca. 80% überproportional<br />

auf 17,6 Mio. Euro gesteigert werden. Mit einer<br />

EBIT-Marge von 8,8% kann sich die<br />

MT-Energie nach eigener Einschätzung zu<br />

den profitabelsten Biogasanlagenbauern<br />

Europas zählen. Die solide und nachhaltige<br />

Arbeitsweise schlägt sich auch im Konzernjahresüberschuss<br />

nieder, der mit 11,0 Mio.<br />

Euro (5,8 Mio. Euro 2010) einen neuen<br />

Höchstwert erreicht hat.<br />

Ausblick<br />

Der aktuelle Bestand der offenen Aufträge<br />

(Auftragssumme abzüglich angeforderter Abschlagszahlungen)<br />

beträgt 148,4 Mio. Euro,<br />

wovon bereits über 50% auf Aufträge aus dem<br />

europäischen Ausland entfallen. Die Novelle<br />

des EEG hat zu Vorzieheffekten geführt, die<br />

in einem Umsatzrückgang im Jahr 2012 im<br />

deutschen Markt resultieren. Die Entwicklung<br />

der ausländischen Märkte kann diesen<br />

Rückgang zu großen Teilen kompensieren,<br />

sodass die MT-Energie eine Gesamtleistung<br />

im Konzern von ca. 190 Mio. Euro für 2012<br />

erwartet. Bereits 2013 rechnet das Unternehmen<br />

wieder mit einem Anstieg der Gesamtleistung.<br />

Fazit:<br />

Die MT-Energie GmbH zählt im Segment<br />

der Mittelstandsanleihen zu den solidesten<br />

Tab. 2: MT-Energie GmbH – Geschäftsentwicklung<br />

GREEN <strong>BOND</strong>S und bietet mit einem Kupon<br />

von 8,250% eine attraktive Rendite.<br />

Nach dem Ende der Angebotsfrist für die Anleihe<br />

am 30.06.2012 sollte sich der Kurs mittelfristig<br />

über 100 einpendeln.<br />

Tab. 1: Eckdaten der MT-Energie-<br />

Anleihe<br />

Emittent MT-Energie GmbH<br />

Kupon 8,250%<br />

Laufzeit: bis 03.04.2017<br />

Kurs 98,60<br />

Rendite 8,5%<br />

ISIN / WKN DE000A1MLRM7/A1MLRM<br />

Unternehmensrating BBB- (durch Creditreform<br />

Rating)<br />

Segment mittelstandsmarkt, Börse<br />

Düsseldorf<br />

Volumen bis zu 30 Mio. Euro<br />

Covenants Negativverpflichtung,<br />

Kontrollwechsel, Drittverzug,Mindesteigenkapitalquote<br />

20%,<br />

Ausschüttungssperre (max.<br />

50% des Konzernjahresüberschusses)<br />

Internet www.mt-energie.com<br />

2009 2010 2011e 2012e<br />

Umsatz 83,3 143,5 194,0 190,0<br />

Rohertrag <strong>24</strong>,8 44,5 61,0 58,8<br />

EBITDA 4,0 11,4 16,8 15,7<br />

EBIT 3,3 9,9 15,3 14,1<br />

Jahresüberschuss 2,5 5,6 9,9 8,5<br />

Net Debt/EBITDA 2,3x 1,9x 1,1x 1,3x<br />

EBITDA/Zinsaufwand 4,9x 8,0x 10,5x 5,8x<br />

Quelle: Unternehmensangaben, Warburg Research<br />

Angaben in Mio. Euro


Rena hat kürzlich die Stulz H+E GmbH<br />

übernommen, die auf Planung, Bau und<br />

Service von Anlagen zur Behandlung von Wasser<br />

und Abwasser in Kommunen und der Industrie<br />

inklusive Ver- und Ents<strong>org</strong>ungssystemen spezialisiert<br />

ist. Im Gespräch mit dem <strong>BOND</strong> MA-<br />

GAZINE zeigt Rena-CFO Stefan Baustert die<br />

Synergien auf und gibt einen Ausblick auf die<br />

weitere Geschäftsentwicklung.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Im vergangenen Jahr<br />

konnten Sie Umsatz und Ergebnis deutlich<br />

steigern. Worauf führen Sie den Erfolg zurück?<br />

Baustert: Rena hat im Geschäftsjahr 2010<br />

und im ersten Quartal 2011 einen sehr guten<br />

Auftragseingang gehabt. Dieser bezog sich zu<br />

einem hohen Prozentsatz auf Maschinen für<br />

Texturierung sowie Zellreinigung. Das Unternehmen<br />

hatte für beide Maschinentypen<br />

einen hohen Standardisierungsgrad erreicht,<br />

sodass mittels Taktfertigung ein hoher Durchsatz<br />

an Maschinen erreicht wurde. Dies führte<br />

zu deutlichen Kostendegressionseffekten und<br />

damit Margenverbesserungen. Zusätzlich<br />

konnten unsere polnischen Werke im Bereich<br />

der Vormaterialfertigung einen wesentlichen<br />

Beitrag zur Kostensenkung leisten. Das Orderbuch<br />

reichte für eine intensive Fertigung<br />

bis in den Herbst letzten Jahres.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie entwickeln sich<br />

derzeit die Auftragseingänge?<br />

Baustert: Der Auftragseingang im Hauptgeschäft<br />

Solar ist seit Mitte letzten Jahres deutlich<br />

zurückgegangen und wir haben bisher<br />

keine Indikation für eine Besserung 2012,<br />

sondern sehen hier erst 2013 wieder eine Belebung.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Sie haben kürzlich die<br />

Stulz H+E GmbH übernommen. In welchen<br />

„Stulz und Rena haben sich ideal<br />

ergänzende Kompetenzen“<br />

Stefan Baustert, CFO, Rena GmbH<br />

Interview<br />

mit Stefan Baustert, CFO, Rena GmbH<br />

Bereichen ist die Gesellschaft aktiv und wie<br />

groß ist das Unternehmen?<br />

Baustert: Die Stulz H + E Gruppe hat im Geschäftsjahr<br />

2010/11 (30.06.) einen Umsatz<br />

von rund 250 Mio. Euro erwirtschaftet. Mit<br />

ca. 1.000 Mitarbeitern arbeitet das Unternehmen<br />

im Bereich Wasser und Abwasser, Trinkwasseraufbereitung,<br />

aber auch Blockheizkraftwerk,<br />

Klärschlammtrocknungsanlage, Recycling,<br />

Waste-to-Energy-Projekten und verschiedener<br />

innovativer Technologien im Bereich<br />

Mikro-, Ultra- und Nanofiltration. Generell<br />

kann man die von Stulz angebotenen<br />

Technologien unter dem Begriff „Cleantech“<br />

subsummieren.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welche Synergien sehen<br />

Sie durch die Übernahme?<br />

Baustert: Stulz und Rena haben sich ideal ergänzende<br />

Kompetenzen. Beide Unternehmen<br />

arbeiten im Bereich Wasser und Chemie, d.h.<br />

beschäftigen sich mit nasschemischen Prozessen.<br />

Ein wesentlicher Bestandteil der Maschinen<br />

in beiden Firmen ist Kunststoff. Stulz hat<br />

ein stabiles Marktumfeld mit guten Wachstumschancen,<br />

das die zyklischen Bewegungen<br />

im Solarbereich bei Rena abfedern kann.<br />

Rena hat in den letzten Jahren erfolgreich<br />

Themen wie Standardisierung und Taktfertigung<br />

im Rahmen seiner Produkte umgesetzt.<br />

Hinzu kommt eine optimierte und kostengünstige<br />

Vormaterialzulieferung durch die<br />

polnischen Werke. Dieses Know-how wird<br />

künftig auf eine Reihe von Stulz-Produkten<br />

übertragen. Dies führt zu verbesserten Margen<br />

und damit besseren Renditen. Während<br />

Stulz hauptsächlich in Europa und USA vertrieblich<br />

aktiv ist, hat Rena ein weitumspannendes<br />

Vertriebsnetz in Asien. Dies wird Stulz<br />

nutzen können, um seine Produkte auch auf<br />

dem asiatischen Markt vertreiben zu können.<br />

GREEN <strong>BOND</strong>S<br />

Weiterhin sehen wir Einsparpotenziale im<br />

Einkauf, da es Überschneidungen bei Zulieferanten<br />

gibt.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Möchten Sie nicht<br />

aber auch Ihre Abhängigkeit von der Solarbranche<br />

ein Stück weit verringern?<br />

Baustert: Die Übernahme der Stulz-Gruppe<br />

ist eine gute Ergänzung zu unserem bisherigen<br />

Portfolio. Wir können derzeit freie Kapazitäten,<br />

aber auch unser Know-how in der Fertigungstechnik<br />

nutzen, um die Stulz-Gruppe<br />

wirtschaftlich besser zu positionieren. Gleichzeitig<br />

erwarten wir durch diese Übernahme<br />

eine gewisse Stabilisierung unserer Finanzkennziffern<br />

und sehen ein erhebliches Wachstumspotenzial<br />

in den nächsten Jahren. Letztlich<br />

führt das auch zu einer größeren Unabhängigkeit<br />

vom Solarmarkt.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welchen Ausblick<br />

können Sie für das Gesamtjahr 2012 geben?<br />

Baustert: Das Geschäftsjahr 2012 ist geprägt<br />

von einem schwachen Auftragseingang im Solarbereich.<br />

Gleichzeitig haben wir jedoch<br />

noch zahlreiche Maschinen aus dem Auftragseingang<br />

2010/11, die 2012 Umsatz bringen.<br />

Im zweiten Halbjahr werden wir erstmals die<br />

Stulz H + E Gruppe in unseren Konzernabschluss<br />

einbeziehen. Insgesamt betrachten wir<br />

das Jahr 2012 als ein Übergangsjahr in der Erwartung,<br />

dass sich die Marktsituation bei Solar<br />

2013 wieder bessert und wir die Stulz<br />

H + E Gruppe 2013 erstmals für ein volles<br />

Geschäftsjahr konsolidieren.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Vielen Dank für das<br />

Gespräch.<br />

Das Interview führte Robert Cleve.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 33


34<br />

GREEN <strong>BOND</strong>S<br />

Im März 2011 hat die SiC Processing GmbH<br />

aus Hirschau eine Unternehmensanleihe im<br />

Volumen von 80 Mio. Euro im Mittelstandssegment<br />

Bondm emittiert. Im Gespräch mit dem<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> gibt CFO Dirk Müller<br />

Einblicke in die aktuelle Geschäftsentwicklung<br />

und die Probleme auf dem europäischen Markt.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: In welchen Bereichen<br />

ist SiC Processing tätig?<br />

Müller: Die SiC Processing GmbH ist einer<br />

der führenden Anbieter für die Aufbereitung<br />

von gebrauchter Sägesuspension (= Slurry)<br />

aus der Photovoltaik- und Halbleiterindustrie.<br />

Das international orientierte Unternehmen<br />

zählt weltweit bedeutende Waferhersteller zu<br />

seinen Kunden. Langfristige Verträge, enges<br />

und gewachsenes Vertrauensverhältnis und<br />

ein partnerschaftliches Geschäftsmodell zeichnen<br />

die Philosophie der SiC Gruppe aus.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie hat sich das Geschäftsjahr<br />

2011 entwickelt?<br />

Müller: Trotz der turbulenten Entwicklungen<br />

in der Solarbranche konnte die SiC Gruppe<br />

den Konzernumsatz 2011 um rund 10% im<br />

Vergleich zum Vorjahr von 160 Mio. Euro auf<br />

174 Mio. Euro steigern. Unsere Bilanz- und<br />

Ertragsrelationen beurteilen wir weiterhin als<br />

überdurchschnittlich. Die geografische Verteilung<br />

der Umsätze verschiebt sich aufgrund<br />

der Expansions- und Erweiterungsaktivität<br />

der Gruppe zunehmend in Richtung Asien.<br />

Dementsprechend stieg der Umsatzanteil im<br />

Raum Asien um 10% im Vergleich zum Vorjahr.<br />

Im November und Dezember 2011<br />

konnten die ersten drei Produktionslinien am<br />

neu eröffneten Produktionsstandort Zhenji-<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

„Unsere Bilanz- und Ertragsrelationen<br />

beurteilen wir weiterhin<br />

als überdurchschnittlich“<br />

Dirk Müller, CFO, SiC Processing GmbH<br />

Interview<br />

mit Dirk Müller, CFO, SiC Processing GmbH<br />

ang/China erfolgreich und planmäßig mit einer<br />

Kapazität von 45.000 Tonnen in Betrieb<br />

genommen werden. Am Standort<br />

Baoding/China ging Linie 5 ans Netz. Im Gegensatz<br />

dazu reagierte die SiC Processing auf<br />

die schwierigen und turbulenten Entwicklungen<br />

in der PV Industrie, vor allem in Europa.<br />

Am Produktionsstandort Bautzen wurde<br />

Kurzarbeit angemeldet. In Glomfjord und<br />

Heroya, beide Norwegen, wurde aufgrund<br />

der permanenten Einstellung der Waferproduktion<br />

unseres Hauptkunden der Betrieb<br />

unserer Aufbereitungsanlagen aus wirtschaftlichen<br />

Gründen dauerhaft eingestellt.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welche Kostenvorteile<br />

haben Ihre Kunden durch die Aufbereitung<br />

der Slurry?<br />

Müller: Kernkompetenz der SiC Processing<br />

Gruppe ist die Rückgewinnung und Aufbereitung<br />

von Siliziumkarbid (SiC) und Polyethylenglycol<br />

(PEG) aus Sägesuspensionen<br />

aus der Photovoltaik- und Halbleiterindustrie.<br />

Dies wird in unseren Anlagen auf modernstem<br />

Stand unter Anwendung komplexer nassmechanischer<br />

Trennverfahren durchgeführt.<br />

Erzielte Rückgewinnungsraten bei SiC von<br />

75 bis 90% und PEG von 85 bis 95% ermöglichen<br />

es, unseren Kunden einen enormen<br />

Kostenvorteil gegenüber dem Einsatz von<br />

Neuware zu verschaffen, unter Wahrung qualitativer<br />

und umweltpolitischer Ansprüche.<br />

Die Kosten für Slurry betragen etwa 15% der<br />

gesamten Wafer-Kosten. Hier werden mit der<br />

Technologie der SiC Processing derzeit Einsparungen<br />

von rund 30% erzielt, bedingt<br />

durch den geringeren Preis von aufbereiteter<br />

Slurry im Gegensatz zur Verwendung von<br />

Frisch-Slurry. Für die Waferherstellung (ex-<br />

klusive Silizium-Kosten) bedeutet dies eine<br />

Kosteneinsparung von rund 15%. Bezogen<br />

auf die kompletten Wafer-Herstellungskosten<br />

(inkl. Silizium) liegt das Einsparpotenzial bei<br />

5 bis 10%.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welchen Ausblick<br />

können Sie uns geben?<br />

Müller: Auch 2012 wird für die weltweiten<br />

Installationen von Photovoltaikanlagen<br />

Wachstum vorhergesagt, wobei hier Europa<br />

nach vorerst rückläufiger Entwicklung stagnieren<br />

wird. Träger des Wachstums sind, unter<br />

anderem, neue Märkte wie die USA,<br />

China, Japan und Indien. Die geografische<br />

Neuverteilung wird sich in den nächsten Jahren<br />

voraussichtlich noch fortsetzen. SiC Processing<br />

erwartet für 2012 ebenfalls einen steigenden<br />

Konzernumsatz, wobei allerdings<br />

noch unklar ist, wie sich die Schließung unserer<br />

norwegischen Anlagen im Jahresabschluss<br />

2012 niederschlagen wird. Auf der Ertragsseite<br />

spürt die gesamte Photovoltaik-Industrie<br />

den zunehmenden Preisdruck. Diesem<br />

Umstand kann sich auch die SiC Gruppe<br />

nicht vollständig entziehen. Daher wird mit<br />

Hochdruck an Effizienzprojekten weltweit gearbeitet,<br />

um die generierten Kostenvorteile an<br />

den Kunden weitergeben zu können.<br />

Das Interview führte Robert Cleve.<br />

Der Text wurde redaktionell gekürzt. Das vollständige<br />

Interview kann unter:<br />

www.fixed-income.<strong>org</strong> > „Investment“<br />

abgerufen werden.


Die Windreich AG zählt zu den mittelständischen<br />

Anleiheemittenten, über die am<br />

kontroversesten diskutiert wird. Im Interview<br />

mit dem <strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> nimmt der Vorstandsvorsitzende<br />

Willi Balz zu unseren Fragen<br />

Stellung.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie haben sich Umsatz<br />

und Ergebnis im letzten Jahr entwickelt?<br />

Balz: Für das Jahr 2011 beläuft sich die Konzerngesamtleistung<br />

nach HGB auf 161 Mio.<br />

Euro (Vorjahr 150 Mio. Euro nach HGB),<br />

der Konzernbilanzgewinn nach HGB steigt<br />

auf rund 11,9 Mio. Euro an (Vorjahr 2,0 Mio.<br />

Euro nach HGB). Die Windreich AG<br />

kommt in ihren geschäftlichen Aktivitäten<br />

ausgezeichnet voran und konnte in allen Bereichen<br />

zulegen. Die Bilanzsumme nach<br />

HGB erhöht sich auf über 600 Mio. Euro<br />

und das Eigenkapital auf rund 152 Mio.<br />

Euro.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Ihre Anleihen notieren<br />

deutlich unter 100, worauf führen Sie dies<br />

zurück?<br />

Balz: Man verwechselt hier das absolut effiziente<br />

Energieerzeugungsinstrument Wind<br />

mit ineffizienter Photovoltaiktechnik. Man<br />

erkennt nicht, dass wir als Projektentwickler<br />

höhere Margen haben, wenn die Hardwarepreise<br />

sinken. Somit sind schlechte Nachrichten<br />

über Vestas, Nordex und Siemens gute<br />

Nachrichten für uns als Projektentwickler.<br />

Die Märkte reagieren aber auch zusätzlich auf<br />

aggressive negative Lobbyarbeit der Gegner<br />

der Energiewende. An unseren unternehmerischen<br />

Leistungen kann es jedenfalls nicht<br />

liegen. Unsere Projekte liegen voll in Leis-<br />

GREEN <strong>BOND</strong>S<br />

„Wir haben in unserer Projektpipeline<br />

drei genehmigte Windparks, von denen<br />

jeder über eine Netzanbindung verfügt“<br />

Willi Balz, Vorstandsvorsitzender, Windreich AG<br />

Interview<br />

mit Willi Balz, Vorstandsvorsitzender, Windreich AG<br />

tungs- und Budgetplänen. Verbesserungspotenzial<br />

haben wir sicher im Bereich der Kommunikation,<br />

hier wurden aber in den letzten<br />

Wochen seit dem CFO-Wechsel entscheidende<br />

Verbesserungen eingeführt. So z.B. unsere<br />

erfolgreiche Offshore-Konferenz der Macher<br />

in Hannover.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie ist es um den<br />

Netzausbau bestellt?<br />

Balz: Wir haben in unserer Projektpipeline<br />

drei genehmigte Windparks, von denen jeder<br />

über eine Netzanbindung verfügt. Das Kabel<br />

für unseren ersten Offshore-Windpark liegt<br />

schon, Global Tech I ist also schon vers<strong>org</strong>t.<br />

MEG 1 wird zusammen mit Borkum West<br />

II des Stadtwerke-Konsortiums Trianel definitiv<br />

pünktlich angeschlossen. Verzögerungen<br />

bei einem Mitbewerber lassen unser drittes<br />

Projekt, Deutsche Bucht, profitieren. Allerdings<br />

ist absehbar, dass es bei den Windparks<br />

in der Deutschen Nordsee von 2015 bis 2017<br />

allgemein ein gewisses Anschluss-Vakuum geben<br />

wird. Davon sind wir aber mit unseren<br />

ersten drei Windparks nicht betroffen. In der<br />

Ostsee sind die Voraussetzungen ganz andere.<br />

Die Entfernungen sind mit höchstens 60 Kilometern<br />

viel kürzer. Deshalb braucht man<br />

auch keine Gleichstromkabel, sondern kann<br />

normale Wechselstromleitungen verwenden.<br />

Diese haben deutlich kürzere Lieferzeiten.<br />

Hinzu kommt die Tatsache, dass für den Anschluss<br />

in der Ostsee nicht Tennet, sondern<br />

50 Hertz zuständig ist. Hier gab es bislang<br />

keine negativen Nachrichten bezüglich der<br />

Machbarkeit.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie sieht Ihre weitere<br />

langfristige Finanzierungsstrategie aus?<br />

Balz: Da der Wert speziell von Offshore-<br />

Windparks bei längerer Haltedauer und größerer<br />

Projektreife dramatisch ansteigt, werden<br />

wir auch künftig Finanzierungsbedarf haben.<br />

Dabei wollen wir auch künftig im Bereich<br />

Projektfinanzierung wie bei Global Tech I mit<br />

Hilfe der EIB und KfW pro Windpark gut<br />

eine Milliarde Euro auf Projektebene fremdfinanzieren.<br />

Die Windreich AG selbst wird<br />

die drei bisherigen Standbeine klassische Bankenfinanzierung,<br />

private Investoren und<br />

bondm noch um strukturierte Finanzierungsmodelle,<br />

mit Projektrechten besichert, erweitern.<br />

Hierzu läuft im Moment ein von unserem<br />

Finanzierungsexperten Herrn Martin<br />

Korbmacher, Ex-Credit Suisse Topbanker,<br />

moderierter Beautycontest. Namhafte Großbanken<br />

sind im Rennen und geben Angebote<br />

mit einem hohen dreistelligen Volumen ab.<br />

In einem günstigeren Marktumfeld würde<br />

sich zusätzlich auch ein IPO anbieten. Das ist<br />

ja naheliegend, wenn man sich im am stärksten<br />

wachsenden Marktsegment, der Offshore-<br />

Windenergie, einen 35%igen Marktanteil gesichert<br />

hat.<br />

Das Interview führte Christian Schiffmacher.<br />

Der Text wurde redaktionell gekürzt. Das<br />

vollständige Interview kann unter<br />

www.fixed-income.<strong>org</strong> > „Investment“<br />

abgerufen werden.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>24</strong> | Juni – Juli 2012 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 35

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