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BOND MAGAZINE 01 (Erscheinungstermin ... - Fixed-Income.org

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„Es ist Nachfrage da, und wir überlegen, Seite 16<br />

ob und wie wir diese bedienen können“<br />

Air-Berlin-CFO Ulf Hüttmeyer äußert sich im Interview zu den<br />

aktuellen Finanzierungsplänen<br />

„Ich glaube, dass wir neue Seite 30<br />

Zinstiefs sehen können“<br />

Interview mit Star-Fondsmanager Dietmar Zantke,<br />

Zantke & Cie. Asset Management<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

DER NEWSLETTER FÜR ANLEIHEEMITTENTEN UND INVESTOREN<br />

Dez. 2<strong>01</strong>0<br />

Inhalt<br />

Jan. 2<strong>01</strong>1<br />

Who is who Seite 4<br />

Marktbericht Seite 6<br />

Xetra Bonds Seite 8<br />

Interview mit Arthur Brunner,<br />

Market Making Xetra Bonds,<br />

ICF Kursmakler AG<br />

Marktmodell/Spezialisten Seite 10<br />

Hohe Nachfrage nach Seite 12<br />

Mittelstandsanleihen<br />

Börse Düsseldorf gründet Seite 13<br />

mittelstandsmarkt<br />

Interview<br />

Dr. Karl Kuhlmann, Seite 14<br />

Vorstand, S.A.G. Solarstrom AG<br />

Ulf Hüttmeyer, CFO Seite 16<br />

der Air Berlin PLC<br />

Unternehmensanleihen als Seite 20<br />

Alternative zur Eigenkapitalfinanzierung<br />

Praxisbeispiel Dürr AG<br />

Ratingagenturen Seite 26<br />

weiterhin im Visier des<br />

europäischen Gesetzgebers<br />

Interview mit Seite 30<br />

Star-Fondsmanager Dietmar Zantke,<br />

Zantke & Cie Asset Management<br />

Bond School:<br />

Zinssensitivität Seite 32<br />

Links / Vorschau Seite 34<br />

Ausgabe <strong>01</strong> – Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 – www.fixed-income.<strong>org</strong> – 7,50 Euro<br />

Mittelstandsanleihen boomen,<br />

Refinanzierungsbedarf steigt deutlich<br />

Der Automobilzulieferer Dürr hat im Oktober eine Unternehmensanleihe im Volumen<br />

von 150 Mio. Euro platziert.<br />

Text: Christian Schiffmacher<br />

Während die Emissionstätigkeit nach<br />

dem Rekordjahr 2009 am Eurobond-<br />

Markt deutlich unter dem Vorjahresniveau<br />

liegt, boomt die Emission von Anleihen mittelständischer<br />

Unternehmen. Die Börse<br />

Stuttgart machte mit Bondm den Anfang.<br />

Kürzlich gab die Börse Düsseldorf den Start<br />

des mittelstandsmarktes bekannt. Die Deutsche<br />

Börse AG gründet ebenfalls ein Segment<br />

für Mittelstandsanleihen, und die Börse<br />

München startet dem Vernehmen nach in<br />

Kürze mit m:access Renten. Die bisherigen<br />

Emittenten stießen dabei größtenteils auf<br />

eine Nachfrage, die das Angebot deutlich<br />

überstieg. Viele Marktteilnehmer sprechen<br />

daher schon von einer Bubble.<br />

Doch im Gegensatz zu Aktien haben Anleihen<br />

i.d.R. eine feste Laufzeit. Zum Laufzeitende<br />

ist fast immer eine Anschluss-<br />

finanzierung notwendig. Auf Basis der Fälligkeitsstruktur<br />

lässt sich schon heute relativ<br />

gut voraussagen, dass der Bedarf an Anschlussfinanzierungen<br />

am Eurobond-Markt<br />

in den kommenden vier Jahren um 50% ansteigt.<br />

Im High-Yield-Segment steigt der<br />

Bedarf an Anschlussfinanzierungen in den<br />

kommenden vier Jahren sogar um das Fünffache.<br />

Ein Ende des Emissionsbooms ist daher<br />

nicht abzusehen. Vielmehr dürften wir<br />

zurzeit gerade am Anfang eines Booms stehen.<br />

Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus, eines<br />

verbesserten konjunkturellen Umfeldes<br />

und der damit einhergehend gestiegenen<br />

Risikobereitschaft auf Investorenseite wagen<br />

zunehmend auch Emittenten aus dem Sub-<br />

Investmentgrade-Bereich den Schritt an den<br />

Kapitalmarkt (s. Seite 6).<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong>


We believe in German Mittelstand<br />

Kapital braucht gute Ideen. Unternehmer brauchen Kapital.<br />

Wir bringen beide Seiten erfolgreich zusammen.<br />

Equity & Debt<br />

Capital Markets<br />

Dr. Dietmar Schieber<br />

+49 (0) 69-92054-196<br />

Institutional Sales<br />

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+49 (0) 69 92054-140


Anleihen schlagen Aktien<br />

Christian Schiffmacher,<br />

Chefredakteur<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

EDITORIAL<br />

Wir alle kennen den Spruch „Aktien schlagen Anleihen“. Aber deshalb muss er noch<br />

lange nicht richtig sein. Wer sich die Entwicklung des DAX im 10-Jahres-Verlauf<br />

ansieht, dürfte sich unweigerlich die Frage stellen, ob man mehr Rendite nicht mit weniger<br />

Stress hätte erreichen können. Bei Anleihen zeigt sich, nicht zuletzt aufgrund der aktuellen<br />

Niedrigzinsphase, ein ganz anderes Bild – die Kurse bilden ein Hoch nach dem<br />

anderen.<br />

Aufgrund der anhaltenden und vermutlich im Zusammenhang mit Basel III noch zunehmenden<br />

Zurückhaltung von Banken bei der Kreditvergabe entdecken auch immer<br />

mehr Unternehmen Anleiheemissionen als alternative Finanzierungsform und stoßen dabei<br />

auf eine enorme Nachfrage, da Anleger zunehmend auf der Suche nach stabilen Renditen<br />

sind. Durch Solvency II kommen zudem auch höhere Anforderungen in Bezug auf<br />

die Kapitalhinterlegung bei Versicherungen zu, so dass diese oftmals nur noch eine sehr<br />

geringe Aktienquote haben.<br />

Vom attraktiven Zinsniveau und der extrem hohen Aufnahmebereitschaft der Investoren<br />

wurde eine ganze Reihe von Debütemittenten angelockt: SAP, Stada, Symrise, Rheinmetall,<br />

Solarworld, Celesio. Alle genannten Unternehmen haben noch eine Gemeinsamkeit:<br />

Sie sind ohne Rating an den Kapitalmarkt gegangen. Dennoch war z.B. die Celesio-<br />

Anleihe 10-fach überzeichnet, die von Stada 7-fach.<br />

Ermutigt von diesem Erfolg startete die Börse Stuttgart die Mittelstandsplattform<br />

Bondm, die erstmals mittelständischen Unternehmen die Emission von Anleihen ohne<br />

Bankenkonsortium und mit direkter Ansprache von Privatanlegern ermöglichte. Auch<br />

hier war der Erfolg überwältigend. Fast alle anderen Börsen ziehen zurzeit mit vergleichbaren<br />

Segmenten nach. Doch eines ist auch klar, das Regelwerk von Bondm ist keineswegs<br />

zu vergleichen mit der Ad-hoc-Pflicht, die für Aktien im EU-regulierten Markt gilt.<br />

Ein Bondm-Emittent hat z.B. einen Wechsel des Finanzvorstandes erst gemeldet, nachdem<br />

das Bond Magazine nachdrücklich darauf gedrängt hat. Dabei ist fraglich, ob das<br />

Unternehmen den Vorstandswechsel hätte melden müssen. Die Transparenz in den<br />

neuen Anleihesegmenten ist ungewohnt niedrig. Enttäuschungen und böse Überraschungen<br />

sind daher nur eine Frage der Zeit.<br />

Hinzu kommt, dass vom Erfolg der ersten mittelständischen Emittenten auch immer<br />

mehr zweit- und drittklassige Unternehmen angelockt werden. Von einer starken Nachfrage<br />

solcher Unternehmen berichten derzeit alle am Markt aktiven Berater.<br />

Mehrere Banken und Berater prüfen derzeit zudem die Emission von Nachranganleihen<br />

mittelständischer Unternehmen …<br />

Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen<br />

Christian Schiffmacher<br />

P.S.: An dieser Stelle möchte ich Sie auch auf unsere Internetplattform<br />

www.fixed-income.<strong>org</strong> hinweisen, auf der Sie tagesaktuelle Informationen rund um<br />

die Emission von Anleihen und Anleiheinvestments finden.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

3


4<br />

WHO IS WHO<br />

Who is who<br />

Wolfgang Schäfer, Continental<br />

Continental-CFO Wolfang Schäfer hat in<br />

diesem Jahr die Refinanzierung des DAX-<br />

Konzerns deutlich vorangetrieben. So hat<br />

Continental im Juli eine High-Yield-<br />

Anleihe im Volumen von 750 Mio. Euro<br />

emittiert (Emissionspreis 99,0047%,<br />

Laufzeit: 5 Jahre, Kupon 8,5%). Im September<br />

folgte eine Anleihe mit einer Laufzeit<br />

von 7 Jahren (Emissionsvolumen 1<br />

Mrd. Euro, Emissionspreis 99,3304%,<br />

Kupon 7,5%). Im Oktober wurde dann<br />

eine Dual-Tranche mit Laufzeit von 6<br />

bzw. 8 Jahren emittiert und einem Volumen<br />

von jeweils 625 Mio. Euro (6 Jahre:<br />

Emissionspreis 98,861%, Kupon 6,5%;<br />

8 Jahre: Emissionspreis 99,246%, Kupon<br />

7,125%).<br />

Matthias Minor, Royal Bank of<br />

Scotland<br />

Die Royal Bank of Scotland (RBS) hat<br />

Matthias Minor zum neuen Leiter des deutschen<br />

Unternehmensanleihegeschäfts<br />

ernannt. Als Head of Corporate Debt Capital<br />

Markets (DCM) Germany berichtet er<br />

an Matt Carter, Leiter des europäischen<br />

Investment Grade Bond Origination Teams<br />

der RBS. Minor folgt auf Roland Plan, der<br />

als Europachef des RBS-Anleihegeschäfts<br />

auch für Deutschland verantwortlich war<br />

und ab sofort als Country Head die RBS in<br />

der Schweiz leitet. Die Royal Bank of Scotland<br />

gehört bei Anleihen zu den führenden<br />

Emissionshäusern in Europa.<br />

Burkhard Ziegler, Close Brothers<br />

Seydler Bank<br />

Burkhard Ziegler, Generalbevollmächtigter<br />

der Close Brothers Seydler Bank AG,<br />

sieht große Chancen für Xetra Bonds.<br />

„Sowohl institutionelle als auch private<br />

Investoren werden von diesem neuen<br />

Handelsmodell profitieren. Ein erhöhtes<br />

Maß an Transparenz im Handel in Rentenprodukten<br />

wird geschaffen, das so<br />

bisher nicht existiert hat. Daraus entsteht<br />

eine neue Plattform mit einer stärkeren<br />

internationalen Ausrichtung durch die<br />

Nutzung der Handelsangebote von Xetra.<br />

Dies ist eine strategische Antwort auf den<br />

harten Verteilungskampf um Ordervolumina<br />

im Anleihegeschäft, und dieses neue<br />

Modell wird von unserem Haus vorbehaltlos<br />

unterstützt.“<br />

Christian W. Porath, BNP<br />

Paribas<br />

Christian W. Porath ist seit November<br />

neuer Head of <strong>Fixed</strong> <strong>Income</strong> von BNP<br />

Paribas. In dieser Position verantwortet er<br />

das gesamte <strong>Fixed</strong>-<strong>Income</strong>-Geschäft der<br />

Bank mit Corporates und Financial Institutions<br />

in Deutschland und Österreich.<br />

Porath war viele Jahre für Credit Suisse in<br />

verschiedenen leitenden Positionen tätig<br />

und verantwortete dort zuletzt den<br />

Bereich FID Coverage Germany, Austria<br />

& Eastern Europe von London aus, bevor<br />

er zu McKinsey in Rom wechselte.<br />

Markus Götz, BayernInvest<br />

Marks Götz ist neuer Direktor Marketing<br />

& Vertrieb bei BayernInvest. Er war zuletzt<br />

als Direktor Vertrieb für State Street Global<br />

Advisors tätig. Weitere Stationen waren<br />

bei COMINVEST Asset Management<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

und Kepler-Fonds. In seiner neuen Aufgabe<br />

fokussiert sich Götz auf die Betreuung<br />

der Kundensegmente Versicherungen<br />

und Vers<strong>org</strong>ungswerke. Ferner wird er<br />

Eberhard Schwarz, Generalbevollmächtigter<br />

und Leiter des Bereichs Marketing &<br />

Vertrieb, bei der Betreuung des Kundensegments<br />

der Unternehmen unterstützen.<br />

Kai Jordan,<br />

Steubing AG<br />

Xetra ist die pan-europäische und vollelektronische<br />

Handelsplattform der Deutsche<br />

Börse AG. Seit 1. Dezember 2009 wurden<br />

rund 800 festverzinsliche Wertpapiere auf<br />

Xetra eingeführt. Dieses Handelsmodell<br />

kombiniert die Vorteile des vollelektronischen<br />

Handels mit den Vorteilen der<br />

Betreuung durch leistungsfähige Spezialisten.<br />

Ziel ist es laut Kai Jordan, Vorstand<br />

der Steubing AG, Xetra-Investoren aus<br />

ganz Europa beste Preise und umfangreichen<br />

Service zu bieten.<br />

Holger Clemens Hinz,<br />

quirin bank<br />

Die quirin bank hat in diesem Jahr federführend<br />

die High-Yield-Emissionen von<br />

TMD Friction und Air Berlin platziert.<br />

Holger Clemens Hinz, Managing Director<br />

Investment Banking, sieht auf Basis des<br />

anhaltend niedrigen Zinsniveaus und der<br />

wieder positiveren ökonomischen Entwicklung<br />

im Euro-Raum eine anhaltend<br />

hohe Nachfrage bei Unternehmen wie<br />

Investoren im High-Yield-Segment. Allein<br />

auf Basis der Fälligkeitsstrukturen dürfte<br />

die Nachfrage auf Unternehmensseite sich<br />

in den nächsten vier Jahren verfünffachen.<br />

Rund 60% der im Euro-Raum im Jahr<br />

2<strong>01</strong>0 emittierten Anleihen waren dem<br />

Subinvestment-Bereich oder knapp darüber<br />

zuzuordnen.


September 2<strong>01</strong>0<br />

EUR 50.000.000<br />

Corporate Bond<br />

Lead Institutional Sales<br />

youmex Invest AG<br />

Oktober 2<strong>01</strong>0<br />

EUR 25.000.000<br />

Corporate Bond<br />

Sales Agent<br />

youmex Invest AG<br />

Bond?<br />

Wir platzieren auch Ihren Bond!<br />

Oktober 2<strong>01</strong>0<br />

EUR 50.000.000<br />

Corporate Bond<br />

Sales Agent<br />

youmex Invest AG<br />

Oktober 2<strong>01</strong>0<br />

EUR 10.000.000<br />

Corporate Bond<br />

Sales Agent<br />

youmex Invest AG<br />

■ Emissionsberatung und -begleitung ■ Kapitalerhöhungen, (Um-)Platzierungen<br />

■ Corporate Bonds, Anleihen, Wandler ■ Listing im Open Market, Entry Standard,<br />

■ IPOs, Going & Being Public Services General Standard und Prime Standard<br />

November 2<strong>01</strong>0<br />

Ihr<br />

Unternehmen<br />

EUR ???.000.000<br />

Corporate Bond<br />

Lead Sales Agent<br />

youmex Invest AG<br />

youmex Invest AG ist zugelassenes Finanzdienstleistungsinstitut . youmex AG ist Deutsche Börse Listing Partner<br />

youmex Invest AG . Beethovenstr. 12-16 . 60325 Frankfurt / Germany . T +49 69 795 398-000 . F -200 . www.youmex.de


6<br />

MARKTBERICHT<br />

Emissionsvolumen deutlich unter Vorjahr<br />

Refinanzierungsbedarf steigt deutlich<br />

Text: Robert Cleve, Christian Schiffmacher<br />

Im ersten Halbjahr 2<strong>01</strong>0 war das Emissionsvolumen<br />

am Eurobond-Markt deutlich<br />

unter dem Rekordjahr 2009. Das Emissionsvolumen<br />

lag mit 72 Mrd. Euro rund<br />

64% unter dem des ersten Halbjahrs 2009,<br />

als mit 202 Mrd. Euro das höchste Volumen<br />

aller Zeiten platziert wurde.<br />

Die größten Emittenten waren in Europa<br />

die Autohersteller Peugeot und Renault.<br />

55% der Anleihen hatten eine Laufzeit von<br />

6 bis 10 Jahren. In Deutschland war im laufenden<br />

Jahr das Pharma- und Chemieunternehmen<br />

Merck KGaA der größte Emittent.<br />

Die Darmstädter emittierten im Februar<br />

2<strong>01</strong>0 eine Anleihe mit drei Tranchen<br />

(2 bzw. 5 und 10 Jahre) und einem Emissionsvolumen<br />

von 3,2 Mrd. Euro. Dem Vernehmen<br />

nach waren die Orderbücher der<br />

emissionsbegleitenden Banken mit 25 Mrd.<br />

Euro prall gefüllt.<br />

Zudem ist eine deutlich gestiegene Risikobereitschaft<br />

auf Investorenseite festzustellen.<br />

Die Gründe hierfür liegen im der-<br />

Die größten deutschen Emittenten 2<strong>01</strong>0<br />

Rang Emittent Emissionsvolumen*<br />

1 Merck KGaA 3.200<br />

2 Continental 3.000<br />

3 Deutsche Telekom 2.550<br />

4 Vokswagen 2.500<br />

5 BMW 2.500<br />

6 SAP 2.200<br />

7 HeidelbergCement 2.050<br />

8 Daimler 2.000<br />

9 RWE 1.750<br />

10 Deutsche Bahn 1.500<br />

*) in Mio. Euro.<br />

zeit historisch niedrigen Zinsniveau sowie<br />

in verbesserten konjunkturellen Rahmenbedingungen.<br />

18% der Emissionen sind<br />

dem High-Yield-Sektor zuzurechnen, 46%<br />

lagen im BBB-Bereich und damit leicht da-<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

Fälligkeiten von EUR Corporate Bonds (in Mrd. Euro)<br />

Quelle: IBoxx, UniCredit Research<br />

rüber. Neben dem High-Yield-Bereich<br />

boomt auch die Emission von Hybridanleihen.<br />

Hier wurde mit vier Transaktionen im<br />

laufenden Jahr wurde die höchste Emissionstätigkeit<br />

seit 2006 erreicht.<br />

Die größten Emittenten 2<strong>01</strong>0 am Eurobond-Markt<br />

Rang Emittent Emissionsvolumen*<br />

1 Peugeot 4.850<br />

2 Renault 4.725<br />

3 GECC 4.250<br />

4 Merck KGaA 3.200<br />

5 EDF 3.000<br />

6 Continental 3.000<br />

7 Alstom 2.750<br />

8 Deutsche Telekom 2.550<br />

9 Volkswagen 2.500<br />

10 BMW 2.500<br />

*) in Mio. Euro.


8<br />

XETRA <strong>BOND</strong>S<br />

Bei Xetra Bonds übernehmen „Spezialisten“<br />

besondere Aufgaben, um Liquidität<br />

auch für kleinere Ordergrößen<br />

bereitzustellen und so eine hohe Qualität<br />

der Preisfeststellung bei sofortiger Orderausführung<br />

zu gewährleisten. Xetra Bonds<br />

bietet dem Anleger gegenüber Regionalbörsen<br />

einige Vorteile, wie z.B. einen verbindlichen<br />

Spread für Transaktionen bis<br />

zu 50.000 Euro, wie Arthur Brunner,<br />

Market Making Xetra Bonds bei der ICF<br />

Kursmakler AG, erläutert.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: An der Frankfurter<br />

Wertpapierbörse kann man schon Anleihen<br />

handeln. Weshalb benötigt man zusätzlich Xetra<br />

Bonds?<br />

Brunner: Xetra Bonds ist ein neues, zukunftsorientiertes<br />

Marktmodell für Anleihen.<br />

Auf Xetra Bonds gibt es drei Spezialisten,<br />

an der Frankfurter Wertpapierbörse<br />

(FWB) sind etwa zehn Skontroführer für<br />

den Anleihenhandel zuständig. An der<br />

FWB kann sich jeder Skontroführer für eine<br />

attraktive Anleihe bewerben. Bei den ersten<br />

fünf entscheidet das Los darüber, wer diese<br />

Anleihe handelt. Daher erhält nicht immer<br />

der Skontroführer den Zuschlag, der für den<br />

Handel in der Anleihe die beste Expertise<br />

vorweist. Investoren fordern verbindliche<br />

Kurse, zu denen sofort gehandelt werden<br />

kann. Auf Xetra Bonds stellen wir verbindliche<br />

Quotes für ein Volumen von 50.000<br />

Euro, zu denen jederzeit verbindlich gehandelt<br />

werden kann. Ein Emittent ist dabei<br />

jeweils einem Spezialisten zugeordnet.<br />

Dieser handelt alle Anleihen dieses Emittenten.<br />

Damit kann der Emittent optimal<br />

von einem Spezialisten betreut werden, der<br />

hier eine entsprechende Expertise aufgebaut<br />

hat. Der Spezialist kann so auch eine deutlich<br />

bessere Preisqualität bieten.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Seit wann gibt es Xetra<br />

Bonds?<br />

Brunner: Xetra Bonds ist am 1. Dezember<br />

2009 gestartet. Es hatten sich neun Handelsteilnehmer<br />

als Spezialisten beworben.<br />

Davon haben drei den Zuschlag bekommen.<br />

Zwei Wertpapierhandelsbanken, die<br />

keinen Zuschlag erhielten, haben gegen die<br />

Entscheidung der Deutsche Börse AG gerichtliche<br />

Schritte unternommen. Aufgrund<br />

einer einstweiligen Verfügung musste der<br />

Handel Anfang Januar 2<strong>01</strong>0 vorerst eingestellt<br />

werden. Die einstweilige Verfügung<br />

wurde am 5. Oktober vom Oberlandesgericht<br />

Frankfurt aufgehoben, und so konnte<br />

der Handel in Xetra Bonds ab dem 11. Oktober<br />

2<strong>01</strong>0 wieder aufgenommen werden.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie läuft denn der<br />

Rentenhandel auf Xetra Bonds ab?<br />

Brunner: Drei Spezialisten betreuen knapp<br />

700 Unternehmensanleihen. Jeder Spezialist<br />

betreut etwa die gleiche Zahl von Anleihen.<br />

Der Handel läuft vollautomatisch,<br />

die Spezialisten quotieren für nominal<br />

50.000 Euro. Orders, die in der Handelsspanne<br />

sind, werden ab einem maßgeblichen<br />

Volumen berücksichtigt und es verengt<br />

sich der Spread. Das ist der Vorteil gegenüber<br />

anderen Handelsplattformen, an denen<br />

Orders innerhalb der Spanne für Außenstehende<br />

nicht immer sichtbar sind.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie hat sich der<br />

Handel auf Xetra Bonds entwickelt?<br />

Brunner: Der Handel ist gleich sehr positiv<br />

gestartet. Im Dezember 2009 hatte Xetra<br />

Bonds einen Anteil von 3,2% am börslichen<br />

Handelsvolumen der entsprechenden<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

„Der Spezialist garantiert auf Xetra Bonds<br />

den Spread für 50.000 Euro“<br />

Arthur Brunner ist zuständig für das Market Making in Renten bei der ICF Kursmakler AG.<br />

Hierzu gehören die Skontroführung an der Frankfurter Wertpapierbörse sowie das Spezialisten-<br />

Modell auf Xetra Bonds.<br />

Interview<br />

mit Arthur Brunner, Market Making Xetra Bonds, ICF Kursmakler AG<br />

Anleihen. In den ersten drei Handelswochen<br />

seit Wiederaufnahme im Oktober<br />

2<strong>01</strong>0 waren es dann 2,3%. Vor dem Hintergrund,<br />

dass Xetra Bonds von Januar bis<br />

Oktober aufgrund der einstweiligen Verfügung<br />

nicht aktiv war und keinerlei Werbung<br />

erfolgt ist, ist das Volumen zufriedenstellend.<br />

Mit einer weiteren Abdeckung von attraktiven<br />

Anleihen und einer stärkeren Vermarktung<br />

des Börsenplatzes wird der Anteil<br />

wohl deutlich steigen.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welche Investoren<br />

werden mit Xetra Bonds angesprochen?<br />

Brunner: Neben Retailinvestoren stehen<br />

semi-professionelle Marktteilnehmer im Fokus.<br />

Neben Deutschland liegt der Fokus<br />

aufgrund der internationalen Ausrichtung<br />

der Kundenstruktur des Marktplatzes Xetra<br />

klar auf Europa.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welche Vorteile bietet<br />

der Handel auf Xetra Bonds?<br />

Brunner: Xetra Bonds bietet verbindliche<br />

Quotes für ein Volumen von 50.000 Euro.<br />

Bei den meisten Börsenplätzen sind die<br />

Quotes nicht verbindlich und können angepasst<br />

werden. Zudem bietet Xetra eine sofortige<br />

Orderausführung. Durch das attraktive<br />

und etablierte Preismodell der Handelsplattform<br />

Xetra ist der Handel i.d.R.<br />

auch günstiger als an anderen Börsen. Der<br />

Kunde erhält nicht mehr neben den Börsengebühren<br />

eine gesonderte Courtage in<br />

Rechnung gestellt, sondern zahlt eine Transaktionsgebühr<br />

pro ausgeführter Order an<br />

die Börse. Darin sind dann auch sämtliche<br />

Gebühren gegenüber dem Spezialisten abgedeckt.<br />

Besonders attraktiv dabei ist, dass<br />

es einen Cap gibt ab einer Ordergröße von<br />

60.000 Euro. Dies ist insbesondere bei grö-


Die umsatzstärksten Xetra Bonds<br />

Emittent ISIN Laufzeit Kurs Kupon Rendite<br />

Air Berlin* DE000AB100A6 10.11.2<strong>01</strong>5 104,00 8,50% 7,5%<br />

John Deere XS0410058746 21.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>4 115,60 7,50% 2,5%<br />

ArcelorMittal XS0431928760 03.06.2<strong>01</strong>3 113,30 8,25% 2,8%<br />

RWE XS03996483<strong>01</strong> 20.11.2<strong>01</strong>3 110,70 5,75% 2,1%<br />

GE Capital Europe XS0441800579 30.07.2<strong>01</strong>4 106,87 4,75% 2,8%<br />

Stand: 9. November 2<strong>01</strong>0<br />

*) s. Interview mit Air Berlin CFO Ulf Hüttmeyer auf Seite 16<br />

ßeren Orders von semi-professionellen<br />

Marktteilnehmern attraktiv. Xetra ist auch<br />

im Ausland eine etablierte Plattform. Viele<br />

ausländische Banken sind nicht an Regionalbörsen<br />

angeschlossen, aber an Xetra. Das<br />

Kundenpotenzial ist bei Xetra daher deutlich<br />

größer.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welche Anleihen werden<br />

denn auf Xetra Bonds gehandelt? Wer entscheidet<br />

über die Anleihen?<br />

Brunner: Aktuell werden rund 700 liquide,<br />

im Anlegerfokus stehende Unternehmensanleihen<br />

gehandelt. Die Auswahl der Anleihen<br />

haben die drei Spezialisten in Abstimmung<br />

mit der Deutsche Börse AG getroffen.<br />

Für den Anleger interessante Neuemissionen<br />

werden vom Spezialisten zur<br />

Einbeziehung bei der Börse beantragt.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Zurzeit werden festverzinsliche<br />

Unternehmensanleihen gehandelt,<br />

die in Euro notieren.<br />

Brunner: Künftig wird man auch variabel<br />

verzinsliche Anleihen handeln können. Für<br />

die Zukunft ist ein weiterer Ausbau des Produktspektrums<br />

wenn möglich auch in Währungen<br />

geplant. Ein Spezialist konzentriert<br />

sich dabei auf die Anleihen eines Emittenten.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Was passiert, wenn<br />

ein Investor eine Order einstellt, die das Quotierungsvolumen<br />

übersteigt?<br />

Brunner: Unsere ausgewiesenen Volumina<br />

richten sich zunächst einmal an Privatanleger<br />

und kleinere bis mittlere institutionelle<br />

Anleger. Unser Ziel ist es jedoch, auch größere<br />

Orders auf den ausgewiesenen Quote<br />

voll auszuführen, wenn es am Markt darstellbar<br />

ist. Bislang konnten wir alle Orders<br />

auf unsere Quotes ausführen, auch wenn sie<br />

deutlich größer waren als 50.000 Euro.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Bis zu welchem Volumen<br />

kommen Orders?<br />

Brunner: Der Großteil der Orders liegt bei<br />

einem Volumen von bis zu 25.000 Euro, wir<br />

hatten aber auch schon Orders im Bereich<br />

von 125.000 Euro.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie reagieren die Regionalbörsen<br />

auf die neue Konkurrenz?<br />

Brunner: Die Regionalbörsen versuchen<br />

natürlich die Preise von Xetra Bonds zu halten,<br />

um konkurrenzfähig zu bleiben. In einigen<br />

Bereichen haben sich die Spreads dort<br />

halbiert – davon profitiert der Anleger.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Und wie groß ist das<br />

Potenzial an liquiden Anleihen? Soll das Angebot<br />

an Anleihen ausgebaut werden?<br />

Brunner: Das Spektrum an handelbaren<br />

Anleihen ist immens groß. Zurzeit werden<br />

davon etwa 2.000 Anleihen liquide in<br />

Das Interview führte Christian Schiffmacher<br />

XETRA <strong>BOND</strong>S<br />

Deutschland gehandelt. Auf den liquiden<br />

Anleihen liegt unser Fokus für die Zukunft.<br />

Auch andere Anleihearten wie z.B. Bundesanleihen<br />

oder andere Staatsanleihen könnten<br />

mittelfristig auf Xetra handelbar sein.<br />

Ich gehe davon aus, dass wir das Angebot<br />

an handelbaren Anleihen künftig in einer<br />

breiteren Markttiefe anbieten können.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Was sind Ihre Ziele<br />

für die Zukunft von Xetra Bonds?<br />

Brunner: Mittelfristig wollen wir auf Xetra<br />

Bonds alle liquiden Anleihen abdecken und<br />

damit auch für ausländische Marktteilnehmer<br />

ein interessanter Marktplatz werden.<br />

Hiervon erwarten wir uns ein erhebliches<br />

Umsatzpotenzial.<br />

Eine Übersicht von allen Unternehmensanleihen, die auf Xetra Bonds handelbar sind, kann<br />

auf folgender Seite abgerufen werden:<br />

www.boerse-frankfurt.de/DE/index.aspx?pageID=284<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 9


10<br />

XETRA <strong>BOND</strong>S<br />

Text: Stefan Scharff<br />

Xetra Bonds – Das Marktmodell<br />

Xetra ist eine vollelektronische Handelsplattform, an die 260<br />

Banken und Wertpapierhandelshäuser in 19 Ländern angeschlossen<br />

sind. Mit der Xetra-Technologie werden rund 400.000<br />

Wertpapiere gehandelt. Xetra ist eines der schnellsten, leistungsfähigsten<br />

und zuverlässigsten Handelssysteme weltweit. Im Spezialistenmodell<br />

auf Xetra werden rund 700 Anleihen gehandelt. Dieses<br />

Handelsmodell kombiniert die Vorteile des vollelektronischen Handels<br />

mit den Vorteilen der Betreuung durch Spezialisten. Spezialis-<br />

Close Brothers Seydler Bank AG<br />

Die auf mittelständische Unternehmen<br />

fokussierte Close Brothers Seydler Bank AG<br />

gehört seit 2005 zu der an der Londoner<br />

Börse gelisteten Close Brothers Group plc,<br />

London. Zu den Kerngeschäftsfeldern gehören<br />

das Designated Sponsoring, Corporate<br />

Finance, Aktien-Sales und Research, der<br />

Handel in Aktien und Renten sowie die<br />

Skontroführung an der Frankfurter Wertpapierbörse<br />

in über 2.100 in- und ausländischen<br />

Aktien- und Rententiteln. Die Bank<br />

ist mit aktuell mehr als 190 Mandaten<br />

Marktführer im Bereich Designated Sponsoring.<br />

In dieser Funktion s<strong>org</strong>t sie für einen<br />

kontinuierlichen Handel und eine hohe Liquidität<br />

der Aktien der betreuten Unternehmen.<br />

Die Close Brothers Seydler Bank AG<br />

ist Teilnehmer der fortlaufenden Auktion mit<br />

Spezialist (FAMS), dem neuen Handelsmodell<br />

für Aktien, die in einem der Primärsegmente<br />

der Deutschen Börse gelistet sind, und<br />

führt auch hier aktuell die Marktführerschaft<br />

an. Das Equity & Debt Capital Markets<br />

Team plant, <strong>org</strong>anisiert und platziert Kapitalmarkttransaktionen.<br />

Dazu gehören die<br />

Strukturierung und Durchführung von Börsengängen<br />

(IPOs) und Kapitalerhöhungen<br />

sowie die Umplatzierung von Aktienblöcken.<br />

Zudem ist das Team bestens mit der Struk-<br />

turierung und Platzierung von Wandelschuldverschreibungen<br />

und Unternehmensanleihen<br />

vertraut. Das auf Small- und Mid-<br />

Cap-Unternehmen fokussierte internationale<br />

Sales & Handelsteam für Aktien und Anleihen<br />

verfügt über ein breites Netzwerk zu führenden<br />

institutionellen Kunden in Deutschland,<br />

Großbritannien, der Schweiz, Frankreich<br />

und Benelux. Am Finanzplatz London<br />

ist die Close Brothers Seydler Bank AG mit<br />

einem eigenen Sales & Handelsteam vertreten.<br />

In enger Zusammenarbeit zwischen dem<br />

Sales- und Designated Sponsoring Team werden<br />

zahlreiche Roadshows und erstklassige<br />

Investorenkonferenzen <strong>org</strong>anisiert, die den<br />

Kunden eine hervorragende Plattform bieten,<br />

ihr Unternehmen internationalen Investoren<br />

und Analysten vorzustellen. Die<br />

Tochtergesellschaft Close Brothers Seydler<br />

Research AG zählt zu den führenden Analysehäusern<br />

für mittelständische deutsche Unternehmen.<br />

Das erfahrene Team covert eine<br />

dreistellige Anzahl von Aktien und gilt bei<br />

Anlegern im In- und Ausland sowie bei der<br />

Finanzpresse als gefragter und kompetenter<br />

Ansprechpartner. Für Firmenkunden bietet<br />

die Close Brothers Seydler Bank AG ein<br />

Wertpapierdepot und alle damit verbundenen<br />

Dienstleistungen an.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

ten stellen fortlaufend An- und Verkaufspreise und führen Ihre Kaufund<br />

Verkaufsaufträge flexibel, günstig und transparent aus. Ist nur<br />

eine der beiden Orderbuchseiten verfügbar, stellen sie einseitige<br />

Quotes, d.h. Preisangebote mit Volumen, nur auf der Geld- oder<br />

der Brief-Seite. Das Mindestvolumen, für das diese Quotes gültig<br />

sind, beträgt 50.000 Euro. Spezialisten für Xetra Bonds sind:<br />

• Close Brothers Seydler Bank AG<br />

• ICF Kursmakler AG<br />

• Steubing AG<br />

KONTAKT:<br />

�omas Kaufmann<br />

Executive Director<br />

Equity and Debt Capital Markets<br />

Tel. +49 (0) 69 / 9 20 54-1 90<br />

thomas.kaufmann@cbseydler.com<br />

www.cbseydler.com


ICF Kursmakler AG<br />

Die in Frankfurt am Main ansässige Wertpapierhandelsbank<br />

ICF Kursmakler AG gehört<br />

mit ihren ca. 70 Mitarbeitern zu den<br />

führenden Wertpapierhandelsbanken in<br />

Deutschland. Die ICF Kursmakler AG bietet<br />

institutionellen Kunden professionelle<br />

Dienstleistungen rund um den Wertpapierhandel.<br />

Hauptgeschäftsfelder sind die Skontroführung<br />

bzw. das Market Making in Aktien,<br />

Renten und Fonds, Spezialist auf Scoach für<br />

strukturierte Produkte, Orderexecution und<br />

Sales für nationale und internationale Kunden<br />

sowie Corporate Finance und Designated<br />

Sponsoring.<br />

Die ICF Kursmakler AG nimmt eine führende<br />

Position in der Preisfeststellung auf Xetra<br />

und im Parketthandel der Frankfurter<br />

Wertpapierbörse ein. Sie betreut rund 10.200<br />

Aktien- und Rentenskontren im regulierten<br />

Markt und im Freiverkehr. Als umsatzstärkster<br />

Skontroführer im regulierten Markt<br />

Steubing AG<br />

Die Steubing AG ist ein unabhängiger<br />

Wertpapierdienstleister mit Sitz in Frankfurt<br />

am Main. Das Fundament der Geschäftstätigkeit<br />

bilden seit der Gründung<br />

im Jahr 1987 der Handel und das elektronische<br />

Orderrouting in börsennotierten Aktien,<br />

Anleihen, Zertifikaten und Optionsscheinen,<br />

wobei über 50 internationale<br />

Handelsplätze angeboten werden. Im Einklang<br />

mit ihren weiteren Geschäftsfeldern<br />

wie Skontroführung, Spezialist für Strukturierte<br />

Produkte auf der Derivatebörse<br />

Scoach, Designated Sponsoring, Sales, Research<br />

sowie Equity Capital Markets/Corporate<br />

Advisory hat die Steubing AG seit<br />

Juni 2009 sukzessive ihr Profil am Bondmarkt<br />

geschärft. So erhalten Unternehmen<br />

kompetente Beratung bei der Begebung einer<br />

Anleihe, deren Platzierung durch das<br />

Netzwerk des Steubing Sales Teams bei institutionellen<br />

Investoren, internationalen<br />

der Frankfurter Wertpapierbörse garantiert<br />

die ICF Kursmakler AG im Präsenzhandel<br />

marktgerechte Kurse bei höchster Ausführungsqualität.<br />

Als Market Specialist auf der<br />

Retailbörse Tradegate Exchange betreut die<br />

ICF Kursmakler AG exklusiv ca. 1.600 Anleihen<br />

und s<strong>org</strong>t mit ihrem professionellen<br />

Team für liquide und verbindliche Preise. Auf<br />

dem neuen Handelsmodel Xetra Bonds für<br />

Unternehmensanleihen stellt die ICF Kursmakler<br />

als einer von drei Spezialisten fortlaufend<br />

verbindliche An- und Verkaufskurse<br />

und führt Kundenaufträge flexibel, günstig<br />

und transparent aus. Garanten dafür sind die<br />

hohe Qualifikation, die langjährige Handelserfahrung<br />

und die fundierten Marktkenntnisse<br />

des Rentenhandels-Teams. Ein internationales<br />

Sales Team für Aktien und Renten<br />

betreut institutionelle Kunden im Inund<br />

Ausland und entwickelt gemeinsam mit<br />

den Kunden erfolgreiche Investment-Strategien.<br />

S<strong>org</strong>fältige Recherchen und präzise Informationen<br />

über den Markt und Produkte<br />

bilden den Grundstock für fundierte Entscheidungen<br />

im Handelsgeschäft.<br />

Als bankenunabhängiger und vertrauensvoller<br />

Partner setzt die ICF Kursmakler AG auf<br />

die bewährten Erfolgsfaktoren: Qualität, Effizienz<br />

und Kundenorientierung!<br />

Banken, unabhängigen Vermögensverwaltern<br />

und Handels-Tischen unterstützt wird.<br />

Neben der Aufnahme des institutionellen<br />

Rentenhandels im OTC-Bereich bildete die<br />

Entscheidung der Deutsche Börse AG, das<br />

Unternehmen als einen von drei XETRA-<br />

Spezialisten für den Anleihehandel zu beauftragen,<br />

einen Meilenstein. Hier konnte<br />

die Steubing AG mit der Walter Ludwig<br />

Wertpapierhandels GmbH einen Partner<br />

mit hoher Expertise am Rentenmarkt gewinnen,<br />

der gemeinsam mit der Steubing<br />

AG handelbare Quotes stellt. Die jüngste<br />

Aktivität für den Bondmarkt ist die Handelsplattform<br />

„Bondinvest“. Sie stellt eine<br />

Schnittstelle zwischen Privatkundenbanken<br />

und Emittenten dar und bietet im Retail-<br />

Bereich derzeit rund 800 Anleihen an. So<br />

haben auch Privatkunden die Möglichkeit,<br />

Anleihen in kleinen Stückzahlen auf<br />

www.bondinvest.eu zu erwerben.<br />

KONTAKT:<br />

XETRA <strong>BOND</strong>S<br />

Dr. Patricia Weisbecker<br />

Generalbevollmächtigte<br />

Tel.: +49 (0) 69 / 92877-309<br />

p.weisbecker@icfag.de<br />

www.icfag.de<br />

KONTAKT:<br />

Ralf Meinerzag<br />

Sales<br />

Tel. +49 (0) 69 / 297 16-172<br />

ralf.meinerzag@steubing.com<br />

www.steubing.com<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 11


12<br />

MITTELSTANDSANLEIHEN<br />

Text: Christian Schiffmacher<br />

Das Kapitalmarktumfeld hat sich in den<br />

vergangenen Jahren erheblich gewandelt.<br />

Unternehmen orientierten sich bei der<br />

Fremdkapitalbeschaffung zunehmend am<br />

Kapitalmarkt, da Banken im Zuge von Basel<br />

III mit der Kreditvergabe noch deutlich<br />

restriktiver werden dürften. Gleichzeitig haben<br />

insbesondere Privatanleger die größte<br />

Assetklasse überhaupt – Anleihen – neu entdeckt.<br />

Seit Anfang 2009 ist daher auch bei<br />

Großkonzernen ein klarer Trend zu einer<br />

niedrigen Stückelung von 1.000 Euro zu erkennen.<br />

Während in den vergangenen Jahren die<br />

Emission von Unternehmensanleihen fast<br />

nur internationalen Konzernen vorbehalten<br />

war, boomt seit dem Start von Bondm – der<br />

Mittelstandsplattform der Börse Stuttgart –<br />

auch die Emission von Unternehmensanleihen<br />

durch mittelständische Unternehmen.<br />

Anleger können dabei erstmals auch<br />

bei Anleiheemissionen selbst zeichnen.<br />

Der Marktbericht zu Mittelstandsanleihen wird präsentiert von<br />

Emittent Emission Emissions- Laufzeit Kupon Ausgabe- Art der Stückelung börsennotiert<br />

volumen preis Transaktion<br />

Windreich noch in 50 Mio. Euro* 03.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 6,50% 100,00% öffentliche 1.000 Euro Bondm<br />

Platzierung Platzierung<br />

KTG Agrar Aug/Sept 50 Mio. Euro** 15.09.2<strong>01</strong>0 6,75% 100,00% öffentliche 1.000 Euro Bondm<br />

2<strong>01</strong>0 Platzierung<br />

Schneekoppe Sept 2<strong>01</strong>0 10 Mio. Euro 20.09.2<strong>01</strong>5 6,45% 100,00% öffentliche 1.000 Euro ja, Freiverkehr<br />

Platzierung Frankfurt<br />

und Düsseldorf<br />

Dürr Sept 2<strong>01</strong>0 150 Mio. Euro*** 28.09.2<strong>01</strong>5 7,25% 100,00% öffentliche 1.000 Euro Bondm<br />

Platzierung<br />

Nabaltec Okt 2<strong>01</strong>0 30 Mio. Euro 15.10.2<strong>01</strong>5 6,50% 100,00% öffentliche 1.000 Euro Bondm<br />

Platzierung<br />

Constantin Okt 2<strong>01</strong>0 30 Mio. Euro 13.10.2<strong>01</strong>5 9,00% 100,00% Private 1.000 Euro Freiverkehr<br />

Medien Placement Frankfurt<br />

Solarwatt Okt 2<strong>01</strong>0 25 Mio. Euro <strong>01</strong>.11.2<strong>01</strong>5 7,00% 100,00% öffentliche 1.000 Euro Bondm<br />

Platzierung<br />

***) 50 Mio. Euro geplant, bislang ca. 35 Mio. Euro platziert;<br />

***) zunächst 25 Mio. Euro geplant;<br />

***) Aufstockung um 50 bis 75 Mio. Euro geplant<br />

Boom bei Mittelstandsanleihen<br />

Mittelständische Emittenten stoßen in verändertem Kapitalmarktumfeld<br />

auf große Investorennachfrage<br />

Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus und<br />

der vermeintlich hohen Kupons von 6,45%<br />

bis 9,00% überstieg die Nachfrage bei den<br />

meisten Emissionen das Angebot recht<br />

deutlich. I.d.R. wurde die Zeichnung innerhalb<br />

weniger Stunden vorzeitig geschlossen.<br />

Nur Windreich tut sich noch<br />

schwer damit, das angestrebte Emissionsvolumen<br />

zu platzieren.<br />

Die Anleihe der Constantin Medien AG<br />

wurde im Rahmen eines Private Placements<br />

bei institutionellen Investoren platziert. Bei<br />

allen anderen Anleiheemissionen von mittelständischen<br />

Unternehmen handelte es<br />

sich um eine öffentliche Platzierung mit<br />

Prospekt.<br />

Größter Emittent im Mittelstandssegment<br />

Bondm mit einem Emissionsvolumen<br />

von 200 Mio. Euro war Air Berlin, die<br />

wir nicht zu den mittelständischen Unternehmen<br />

zählen. Die Emission wurde aufgrund<br />

der hohen Nachfrage um 50 Mio.<br />

Euro aufgestockt (s. auch das Interview mit<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

Air-Berlin-CFO Ulf Hüttmeyer auf Seite<br />

16).<br />

Der Automobilzulieferer Dürr AG (s.<br />

Fallbeispiel Seite 20 und 21) folgt mit einem<br />

Emissionsvolumen von 150 Mio.<br />

Euro. Auch hier ist eine Aufstockung um 50<br />

bis 75 Mio. Euro geplant.<br />

Die prozentual größte Aufstockung gab<br />

es bei der KTG Agrar AG, die zunächst nur<br />

25 Mio. Euro platzieren wollte und dann<br />

nochmals 25 Mio. Euro nachgelegt hat.<br />

Die nächsten Emittenten sind 3W<br />

Power, Reiff Reifen und Rena. Der SPAC<br />

3W Power Holdings S.A. (AEG Power Solutions)<br />

plant die Emission einer Unternehmensanleihe<br />

mit einem Emissionsvolumen<br />

von bis zu 125 Mio. Euro und einer<br />

fün�ährigen Laufzeit. Diese soll in den<br />

Open Market der Börse Frankfurt sowie in<br />

das Segment Bondm der Börse Stuttgart<br />

einbezogen werden. Die Close Brothers<br />

Seydler Bank AG fungiert als Global Coordinator<br />

und Sole Bookrunner.


Text: Robert Cleve<br />

Die Börse Düsseldorf hat ein neues Segment<br />

für den Mittelstand ins Leben<br />

gerufen: den mittelstandsmarkt. Im Gegensatz<br />

zu anderen Mittelstandssegmenten<br />

ist der mittelstandsmarkt ein Segment für<br />

Eigenkapital und Fremdkapital des Mittelstandes.<br />

Er grenzt sich in einigen Details positiv<br />

von anderen ab.<br />

Der mittelstandsmarkt bietet die Möglichkeit,<br />

Fremdkapital ab 10 Mio. Euro aufzunehmen<br />

und dies an der Börse handelbar<br />

zu machen. Damit sind die Eintrittsgrößen<br />

geringer als bei anderen Segmenten. Zudem<br />

ist ein Mindestrating von BB für Kapitalmarktneulinge<br />

verpflichtend. Für bereits notierte<br />

Gesellschaften ist ein Rating mit Zulassung<br />

in den regulierten Markt optional.<br />

Das Rating ist dabei jährlich zu erneuern.<br />

Ohne Rating bzw. Börsenzulassung ist ein<br />

Listing im Freiverkehr möglich. Die Stückelung<br />

soll maximal 1.000 Euro betragen.<br />

Eine hohe Transparenz soll durch Zusatzinformationen,<br />

wie z.B. eine Investmentstudie<br />

oder zusätzliche Unterschriften im Prospekt,<br />

erreicht werden. Durch die Abwicklung<br />

über das Börsensystem Xontro ist eine<br />

Zeichnung oder Ordererteilung über alle<br />

Kreditinstitute möglich.<br />

Zielgruppe Mittelstand<br />

Mit dem mittelstandsmarkt werden insbesondere<br />

mittelständische Unternehmen mit<br />

nachvollziehbarer Historie und transparentem<br />

Vorhaben angesprochen. Restrukturierungsfälle<br />

oder „Venture Capital“ sind hingegen<br />

nicht erwünscht. Daher gibt es auch<br />

keinen Listinganspruch.<br />

Kapitalmarktpartner<br />

Kapitalmarktpartnern bietet der mittelstandsmarkt<br />

eine offene Plattform für ihre<br />

Aktivitäten rund um die Finanzierung mittelständischer<br />

Unternehmen. Die Zulassung<br />

als Kapitalmarktpartner erfolgt dabei durch<br />

die Börse. Voraussetzungen für die Zulassung<br />

sind Erfahrung und Reputation. Positiv<br />

fällt auf, dass die Zulassung als Kapitalmarktpartner<br />

bis 2<strong>01</strong>1 unentgeltlich ist, danach<br />

ist die Erhebung eines „moderaten<br />

Entgelts“ durch die Börse v<strong>org</strong>esehen. Zum<br />

Vergleich: Für die Zulassung als Bondm-<br />

Coach durch die Börse Stuttgart wird eine<br />

Gebühr von 12.000 Euro p.a. fällig.<br />

Folgepflichten<br />

Wesentliche Einbeziehungsfolgepflichten<br />

sind u.a. die Veröffentlichung von kursbeeinflussenden<br />

Tatsachen, ein testierter Jahresabschluss,<br />

ein untestierter Zwischenbericht<br />

sowie ein jährliches Research-Update. Im Gegensatz<br />

zu anderen Mittelstandssegmenten<br />

erfolgt beim mittelstandsmarkt die Überwachung<br />

der Folgepflichten durch die Börse<br />

und nicht nur den Kapitalmarktpartner.<br />

Für die Zeichnungsmöglichkeit über<br />

Xontro wird eine Gebühr von 0,5% des<br />

Platzierungsvolumens fällig. Die Gebühr für<br />

die Zulassung/Einbeziehung in den Handel<br />

beträgt im Freiverkehr 3.000 Euro bzw.<br />

5.500 Euro im regulierten Markt. Die Notierungsgebühr<br />

beträgt in beiden Kategorien<br />

3.000 Euro.<br />

„Als Partner des Mittelstands unterstützt<br />

die WGZ BANK die aktuelle Initiative der<br />

Börse Düsseldorf. Mittelständische Unternehmen<br />

können sich so schon mit vergleichsweise<br />

geringen Emissionsvolumina<br />

über den Kapitalmarkt finanzieren. Dabei<br />

lässt die offene Konzeption des neuen Mittelstandsmarktes<br />

neben Unternehmensanleihen<br />

auch Raum für Eigenkapital- und<br />

MITTELSTANDSANLEIHEN<br />

Börse Düsseldorf gründet mittelstandsmarkt<br />

Neues Marktsegment für Eigen- und Fremdkaptal des Mittelstandes<br />

Düsseldorf<br />

Mezzanineprodukte“, erläutert Dr. Reiner<br />

Selbach, Abteilungsdirektor Primary Markets<br />

der WGZ BANK.<br />

Fazit:<br />

Durch Mindestratings für Unternehmen,<br />

die neu am Kapitalmarkt sind, möchte die<br />

Börse Düsseldorf für Qualität im mittelstandsmarkt<br />

s<strong>org</strong>en. Restrukturierungsfälle<br />

und Konzept-Emissionen sind dabei ausdrücklich<br />

nicht erwünscht. Laufende Veröffentlichungspflichten<br />

sowie die jährliche<br />

Erneuerung der Ratings sollen den permanenten<br />

Informationsfluss für Anleger sichern.<br />

Aber auch auf Investorenseite<br />

wünscht sich die Börse Düsseldorf vorwiegend<br />

risikobewusste private Investoren sowie<br />

institutionelle Investoren.<br />

Insbesondere durch das im Vergleich zu<br />

anderen Mittelstandssegmenten niedrigere<br />

Mindestvolumen von 10 Mio. Euro spricht<br />

die Börse Düsseldorf eine größere Zielgruppe<br />

an potenziellen Emittenten an. Sehr geschickt<br />

vermeidet die Börse Düsseldorf zudem eine<br />

Belastung der Kapitalmarktpartner mit unnötig<br />

hohen Gebühren und übernimmt zudem<br />

die Überwachung der Folgeplichten<br />

selbst. Daher dürfte das Segment insbesondere<br />

für Kapitalmarktpartner ausgesprochen<br />

attraktiv sein. www.dermittelstandsmarkt.de.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 13


14<br />

MITTELSTANDSANLEIHEN<br />

Die S.A.G. Solarstrom AG konnte in<br />

den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres<br />

2<strong>01</strong>0 den Umsatz um 82,5%<br />

auf 139,5 Mio. Euro steigern. Das EBIT<br />

stieg dabei überproportional von 2,4 Mio.<br />

Euro auf 7,5 Mio. Euro. Zur Finanzierung<br />

des weiteren Wachstums emittiert die<br />

Gesellschaft in Kürze eine Unternehmensanleihe.<br />

Die Strukturierung, Prospektierung<br />

und Platzierung der Anleihe<br />

wird federführend von Youmex begleitet.<br />

Im Gespräch mit dem <strong>BOND</strong> MAGA-<br />

ZINE erläutert der S.A.G.-Vorstandsvorsitzende<br />

Dr. Karl Kuhlmann die Hintergründe<br />

der Anleiheemission.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: In welchen Bereichen<br />

ist die S.A.G. Solarstrom AG tätig?<br />

Dr. Kuhlmann: Wir sind u.a. in der Ener-<br />

Dehner Gartencenter (4,6 MW)<br />

Interview<br />

mit Dr. Karl Kuhlmann, Vorstand, S.A.G. Solarstrom AG<br />

gieerzeugung tätig, durch Solarkraftwerke<br />

mit knapp 20 MWp erzielen wir einen stetigen<br />

Cashflow und eine gute Marge. Daher<br />

können wir Schwankungen im Bereich<br />

Anlagenbau mit den stabilen Cashflows aus<br />

der Stromerzeugung ausgleichen. Die Anlagen<br />

sind mit 20 bis 30% Eigenkapital finanziert.<br />

Dabei erzielen wir einen Netto-<br />

Cashflow auf das eingesetzte Eigenkapital,<br />

der zwischen 20 und 40% liegt. Er ist damit<br />

deutlich höher als die Annuität. Die<br />

Stromerzeugung wird auch künftig ein<br />

wichtiges Standbein für die S.A.G. Solarstrom<br />

AG sein. Ein zweites wichtiges Standbein<br />

ist der Bereich Anlagenbetrieb und Services.<br />

Wir sehen in diesem Bereich ein stetig<br />

wachsendes und profitables Geschäft.<br />

Denn die Anlagen, die einmal gebaut worden<br />

sind, bedürfen eines regelmäßigen Mo-<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

„Die Anleiheemission ist ein Instrument, um<br />

das Wachstum zu beschleunigen“<br />

2007 stieg der ehemalige HeidelbergCement-Vorstand Dr. Karl Kuhlmann mit seiner Beteiligungsgesellschaft<br />

BBV bei der damals defizitären S.A.G. Solarstrom AG ein und übernahm 2008<br />

den Vorstandsvorsitz. Seine heutigen Vorstandskollegen kennt er bereits aus der Zusammenarbeit<br />

bei J.W. Ostendorf, so dass er auf ein eingespieltes Führungsteam vertrauen kann. Seitdem<br />

wächst die Gesellschaft kontinuierlich und profitabel.<br />

nitorings. In diesem Bereich ist unsere Tochtergesellschaft<br />

Meteocontrol Weltmarktführer.<br />

Meteocontrol überwacht knapp 2<br />

Gigawatt weltweit – das ist vergleichbar mit<br />

zwei Kernkraftwerken. Dies ist verteilt auf<br />

etwa 16.000-17.000 PV-Anlagen, die am<br />

weitesten entfernte befindet sich in Australien.<br />

Das Geschäft ist wachstumsstark und<br />

profitabel. Dies ist auch bei den Kraftwerken<br />

der Fall. Wenn wir ein Kraftwerk konzipieren<br />

und verkaufen, dann erwartet der<br />

Investor außerhalb von Deutschland eine<br />

Eigenkapitalrendite von über 10% bezogen<br />

auf das Eigenkapital. Dabei verdienen wir<br />

auch noch am Kraftwerk, wenn wir dies im<br />

Eigenbestand halten – Sie sehen also, wie<br />

profitabel das Geschäft sein kann. Auch alle<br />

anderen Geschäftsfelder erzielen positive Ergebnisse.<br />

Der 2007 eingeleitete Turnaround<br />

ist also abgeschlossen und trägt Früchte.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie wird sich der<br />

Markt entwickeln?<br />

Dr. Kuhlmann: Basierend auf Marktstudien<br />

und unserer eigenen Markteinschätzung<br />

gehen wir davon aus, dass wir in<br />

Europa bis 2<strong>01</strong>4 etwa 50 bis 55 Gigawatt<br />

installiert haben werden. Aktuell sind 50%<br />

davon realisiert. In Deutschland hatten wir<br />

2009 etwa 9,8 Gigawatt, bis Ende 2<strong>01</strong>0 erwarten<br />

wir nochmals 5 bis maximal 6 Gigawatt<br />

Zubau. Bis 2<strong>01</strong>4 wird sich das Ganze<br />

etwas verlangsamen. Wir werden bis 2<strong>01</strong>4<br />

jährlich Zubau von 2 bis 3 Gigawatt haben,<br />

damit bleibt auch der deutsche Markt interessant.<br />

Insbesondere im Dachanlagen-Segment<br />

sehen wir noch viel Potenzial. Zudem<br />

wird in dem größten Photovoltaik-Markt<br />

der Welt der Service ein immer wichtigerer<br />

Ertragfaktor. Darüber hinaus profitieren wir<br />

von unserer frühzeitigen Auslandsexpan-


sion. Wir bauen derzeit ein Kraftwerk in<br />

Spanien, wir sind in Italien und Frankreich<br />

sehr gut aufgestellt. In Tschechien errichten<br />

wir ein Kraftwerk, das zum Ende des Jahres<br />

ans Netz geht. Mit dem Servicegeschäft der<br />

Tochter Meteocontrol gehen wir nach<br />

Nordamerika. Wir sind dabei, die Meteocontrol<br />

Nordamerika ebenfalls als 100%ige<br />

S.A.G.-Tochter zu gründen. Wir reduzieren<br />

damit das Risiko des Markteintritts, denn<br />

wenn Sie Know-how verkaufen, dann ist das<br />

Investitionsrisiko sehr überschaubar. Wenn<br />

sich die Meteocontrol am Markt etabliert<br />

hat, dann können wir mit S.A.G. folgen. In<br />

den USA wird im laufenden Jahr rund 1 Gigawatt<br />

zugebaut, und insgesamt dürften<br />

dann 2,5 bis 3 Gigawatt installiert sein. In<br />

Deutschland, Frankreich, aber zunehmend<br />

auch Italien und Spanien setzen wir unsere<br />

Dachkompetenz ein. Im letzten Jahr haben<br />

wir beispielsweise ein Dach mit 4,6 Megawatt<br />

bebaut. Damit handelt es sich um das<br />

größte Dach-Projekt in Deutschland und<br />

eines der größten Projekte in Europa. In<br />

Deutschland wurden immer 85% der Projekte<br />

auf Dächern realisiert. Davon waren<br />

etwa 50% Kleindachanlagen mit bis zu 30<br />

KWp. In diesem Bereich haben wir den<br />

Partnervertrieb ebenfalls sehr profitabel ausgebaut.<br />

Damit bieten wir kleinen und mittleren<br />

Betrieben einen Full Service von der<br />

Planung bis zur Finanzierung. Der Handwerker<br />

muss lediglich das Dach akquirieren<br />

und bebauen, alles andere übernehmen wir.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Sie realisieren in der<br />

Nähe von Venedig das bislang größte Projekt<br />

der Firmengeschichte – den Bau einer 48<br />

MWp-Photovoltaik-Anlage. Welches Umsatzvolumen<br />

hat das Projekt und wie stark sind<br />

Sie von Großprojekten abhängig?<br />

Dr. Kuhlmann: Der Umsatz des Projekts<br />

hat ein Volumen wie der gesamte Umsatz<br />

im laufenden Jahr. Mit dem Projekt erzielen<br />

wir, wie im Anlagenbau üblich, entsprechend<br />

der Percentage-of-Completion-<br />

Methode, im laufenden und nächsten Jahr<br />

Umsätze. Eine der Stärken der S.A.G. Solarstrom<br />

ist es, weder von Großprojekten<br />

noch einzelnen Märkten abhängig zu sein.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Weshalb haben Sie<br />

sich für die Emission einer Unternehmensanleihe<br />

entschieden?<br />

Dr. Kuhlmann: Die Anleihe ist für uns<br />

Wachstumsbeschleuniger und Margenhebel.<br />

Wir wollen unsere umfangreiche Projektpipeline<br />

schneller umsetzen, indem wir<br />

die Mittel zur Zwischenfinanzierung nutzen.<br />

Gleichzeitig wollen wir die Mittel dafür<br />

nutzen, die Kosten im Projekt zu senken.<br />

Denn wir können deutlich teurere,<br />

kurzfristige Bankdarlehen ersetzen. Wir<br />

Stribro/Tschechien (13,6 MW)<br />

wollen das Geld also in laufende Projekte<br />

investieren. Hierfür ist die Laufzeit von 5<br />

Jahren optimal. Wir können die Projekte<br />

vorantreiben und dann entscheiden, ob wir<br />

sie im Bestand halten oder verkaufen. PV-<br />

Anlagen, die am Netz sind, haben am Markt<br />

eine hohe Attraktivität und lassen sich sehr<br />

gut verkaufen. Insgesamt können wir im<br />

Anlagenbau und im Eigenbestand das<br />

Schwungrad damit schneller drehen und die<br />

Projektkosten senken.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Und was spricht aus<br />

Ihrer Sicht für die Emission einer Anleihe –<br />

im Gegensatz zu einer Kreditfinanzierung?<br />

Dr. Kuhlmann: Derzeit ist das Marktumfeld<br />

für eine Anleiheemission recht attraktiv.<br />

Das eine schließt das andere aber nicht<br />

aus. Für weitere Projekte können wir dann<br />

ggf. eine Bankfinanzierung nutzen. Durch<br />

unser Investmentgrade-Rating können wir<br />

den Kapitalmarkt zu attraktiven Konditionen<br />

nutzen – das ist ein entscheidender Vorteil.<br />

Damit können wir flexibel arbeiten und<br />

sind weniger von Banken abhängig.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welchen Einfluss erwarten<br />

Sie durch die Kürzungen der Einspeisevergütung<br />

in Deutschland und mögliche Änderungen<br />

der regulatorischen Bedingungen im<br />

europäischen Ausland?<br />

Dr. Kuhlmann: In allen Ländern, in denen<br />

wir tätig sind, haben wir bei unserer Planung<br />

eine Kürzung der Einspeisevergütung berücksichtigt.<br />

Das kleinteilige Dachgeschäft<br />

in Deutschland und Tschechien bleibt sehr<br />

attraktiv für uns. Insgesamt sehen wir in<br />

Europa noch großes Wachstumspotenzial.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Sie haben in der Vergangenheit<br />

mehrfach darauf hingewiesen, dass<br />

MITTELSTANDSANLEIHEN<br />

die Finanzierung zurzeit der wachstumsbegrenzende<br />

Faktor ist. Darf man das so verstehen,<br />

dass Sie mit der erfolgreichen Platzierung<br />

der Anleihe Ihren Zielen ein deutliches Stück<br />

näher kommen?<br />

Dr. Kuhlmann: Ja, die Anleiheemission ist<br />

ein Instrument, um das Wachstum zu beschleunigen.<br />

Damit kommen wir dem Ziel<br />

einer ausreichenden Liquiditätsvers<strong>org</strong>ung<br />

einen Schritt näher.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Ich gehe mal von einer<br />

erfolgreichen Anleiheemission aus. Welche<br />

Rolle wird die Emission von Anleihen im Rahmen<br />

der Unternehmensfinanzierung der<br />

S.A.G. Solarstrom AG spielen?<br />

Dr. Kuhlmann: Wenn die Transaktion erfolgreich<br />

läuft und die Marktbedingungen<br />

eine Fortsetzung erlauben, dann werden wir<br />

dies nicht verschmähen.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Damit würde dann<br />

aber wieder Ihre Eigenkapitalquote sinken.<br />

Um im Investmentgrade-Bereich zu bleiben,<br />

wäre dann irgendwann auch eine Kapitalerhöhung<br />

notwendig?<br />

Dr. Kuhlmann: Auch hier schließt das eine<br />

nicht das andere aus. Wenn wir in Zukunft<br />

für das Rating eine Kapitalerhöhung benötigen,<br />

dann werden wir davor nicht zurückschrecken.<br />

Der Besitz von Kraftwerken<br />

ist attraktiv, drückt aber mit Fremdkapital<br />

auf unsere Bilanz. Wenn Sie mich auf eine<br />

Kapitalerhöhung ansprechen, dann ist es<br />

auch vorstellbar, dass wir unseren stetig<br />

wachsenden Solarpark mit einem Partner<br />

teilen, um Liquidität zu erhalten und die<br />

Fremdmittel nicht mehr konsolidieren zu<br />

müssen. Dies ist derzeit jedoch eher theoretisch<br />

vorstellbar.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 15


16<br />

MITTELSTANDSANLEIHEN<br />

Air Berlin hat Anfang November eine<br />

Unternehmensanleihe im Volumen<br />

von 200 Mio. Euro platziert. Mit den Mitteln<br />

aus der Emission kauft Air Berlin<br />

eine erst im Vorjahr begebene Wandelschuldverschreibung<br />

zurück. Im Gespräch<br />

mit dem <strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> erläutert<br />

Air-Berlin-CFO Ulf Hüttmeyer die Hintergründe<br />

der Transaktion.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welche Perspektiven<br />

eröffnen sich für Air Berlin durch die Aufnahme<br />

in die oneworld Airline Allianz? Welche<br />

Kosten entstehen hierfür? Ab wann und in<br />

welchem Volumen erwarten Sie positive Effekte?<br />

Hüttmeyer: Positive Effekte gibt es bereits in<br />

diesem Jahr aus den Codeshare-Vereinbarungen<br />

mit American Airlines und Finnair.<br />

Nächstes Jahr werden British Airways und<br />

Iberia hinzukommen, was zu weiteren positiven<br />

Effekten beitragen wird. Der volle<br />

Swing aus oneworld wird ab Anfang 2<strong>01</strong>2 erwartet.<br />

Volumentechnisch wird sich der Beitritt,<br />

wie bisher auch schon kommuniziert,<br />

zweistellig in der Bottomline auswirken.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Können Sie sich eine<br />

engere Zusammenarbeit mit British Airways<br />

vorstellen – z.B. einen Merger?<br />

Hüttmeyer: Bedingt dadurch, dass British<br />

Airways Sponsor bei unserem Beitritt zu<br />

oneworld ist, arbeiten wir heute bereits besonders<br />

eng zusammen. Dies kann sicherlich<br />

noch ausgebaut werden, muss damit<br />

aber nicht zwangsläufig im Merger enden.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welche Auswirkungen<br />

hat das Fuel Hedging auf die Ergebnisse<br />

2<strong>01</strong>1 und 2<strong>01</strong>2?<br />

Hüttmeyer: Aus der USD- und Fuel-Kombination<br />

wird ein höherer Aufwand in zweistelligem<br />

Bereich entstehen.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welche Gründe sprachen<br />

für die Emission einer Unternehmensanleihe?<br />

Hüttmeyer: Die Schnelligkeit der Umsetzung<br />

sowie die gesamthafte Attraktivität der<br />

Finanzierung (Kuponhöhe, keine Covenants<br />

etc.)<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Weshalb möchten Sie<br />

die Mittel nutzen, um eine erst im letzten Jahr<br />

emittierte Wandelschuldverschreibung zurückzukaufen?<br />

Hüttmeyer: Um die Verwässerung zu vermeiden.<br />

Wir haben letztes Jahr die Wandelanleihe<br />

zu einem Zeitpunkt vergeben, als<br />

die Nachwirkungen der Finanzkrise sowie<br />

die Rezession spürbar waren. Da mussten<br />

wir gewisse Zugeständnisse machen, u.a.<br />

auch ein Wandlungsrecht einräumen. Die<br />

heutigen Finanzierungskonditionen (s.o.)<br />

sind besser. Deshalb haben wir die unattraktivere<br />

Finanzierung vorzeitig getilgt.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Ihre 2007 emittierte<br />

Wandelschuldverschreibung hat eine Put-Option<br />

für den Bondinhaber zum 11. April<br />

2<strong>01</strong>2. Weshalb kaufen Sie diesen Convertible<br />

Bond zurück?<br />

Hüttmeyer: Der Aktionär wird es danken<br />

… Immerhin kämen sonst über 31 Mio.<br />

Aktien auf den Markt.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie war bei der Anleihenemission<br />

die Zielstruktur zwischen Privatanlegern<br />

und institutionellen Investoren?<br />

Hüttmeyer: 50:50.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

„Es ist Nachfrage da, und wir überlegen,<br />

ob und wie wir diese bedienen können”<br />

Ulf Hüttmeyer startete seine Karriere bei der Commerzbank als Analyst im Bereich Credit and<br />

Financing, danach übernahm er verschiedene Funktionen mit Auslandsaufenthalten (Singapur),<br />

zuletzt war er Group Manager Corporate Clients Services in leitender Funktion in Berlin. Zu<br />

Beginn des Jahres 2005 wurde er zum Director ernannt. Seit Februar 2006 ist er CFO der Air<br />

Berlin PLC.<br />

Interview<br />

mit Ulf Hüttmeyer, CFO, Air Berlin PLC<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welche Erfahrungen<br />

haben Sie mit der Platzierung einer Unternehmensanleihe<br />

bei Privatanlegern gemacht?<br />

Hüttmeyer: Sehr gute – auch private Anleger<br />

haben kräftig gezeichnet. Die Anleihe<br />

war auch mit einer Stückelung von 1.000<br />

Euro darauf ausgerichtet.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie lange hat der<br />

Prozess etwa gedauert?<br />

Hüttmeyer: Drei Wochen.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Die Anleihe wurde<br />

Ihnen förmlich aus den Händen gerissen. Können<br />

wir in absehbarer Zeit mit weiteren Emissionen<br />

rechnen?<br />

Hüttmeyer: Es stimmt, wir konnten nicht<br />

die gesamte Nachfrage bedienen und waren<br />

bereits mittags mehr als zweifach überzeichnet<br />

und haben somit frühzeitig die Bücher<br />

geschlossen. Es ist Nachfrage da, und<br />

wir überlegen, ob und wie wir diese bedienen<br />

können.<br />

Das Interview führte Denis Kuhn.<br />

Eckdaten der Anleiheemission<br />

ISIN DE000AB100A6<br />

Kupon 8,5%<br />

Laufzeit 10.11.2<strong>01</strong>5<br />

Stückelung 1.000 Euro<br />

Emissionspreis 100%<br />

Kurs am 12. Nov. 104,20%


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„Es ist Nachfrage da, und wir überlegen, Seite 16<br />

ob und wie wir diese bedienen können“<br />

Air-Berlin-CFO Ulf Hüttmeyer äußert sich im Interview zu den<br />

aktuellen Finanzierungsplänen<br />

„Ich glaube, dass wir neue Seite 30<br />

Zinstiefs sehen können“<br />

Interview mit Star-Fondsmanager Dietmar Zantke,<br />

Zantke & Cie. Asset Management<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

DERNEWSLETTERFÜRANLEIHEEMITTENTEN UND INVESTOREN<br />

Dez. 2<strong>01</strong>0<br />

Inhalt Jan. 2<strong>01</strong>1<br />

Who is who Seite 4<br />

Marktbericht Seite 6<br />

Xetra Bonds Seite 8<br />

Interview mit Arthur Brunner,<br />

Market Making Xetra Bonds,<br />

ICF Kursmakler AG<br />

Marktmodell/Spezialisten Seite 10<br />

Hohe Nachfrage nach Seite 12<br />

Mittelstandsanleihen<br />

Börse Düsseldorf gründet Seite 13<br />

mittelstandsmarkt<br />

Interview<br />

Dr. KarlKuhlmann, Seite 14<br />

Vorstand, S.A.G. Solarstrom AG<br />

Ulf Hüttmeyer, CFO Seite 16<br />

der Air Berlin PLC<br />

Unternehmensanleihen als Seite 20<br />

Alternative zur Eigenkapitalfinanzierung<br />

PraxisbeispielDürr AG<br />

Ratingagenturen Seite 26<br />

weiterhin im Visier des<br />

europäischen Gesetzgebers<br />

Interview mit Seite 30<br />

Star-Fondsmanager Dietmar Zantke,<br />

Zantke & Cie Asset Management<br />

Bond School:<br />

Zinssensitivität Seite 32<br />

Links / Vorschau Seite 34<br />

www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

Ausgabe <strong>01</strong> – Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 – www.fixed-income.<strong>org</strong> – 7,50 Euro<br />

Mittelstandsanleihen boomen,<br />

Refinanzierungsbedarf steigt deutlich<br />

Der Automobilzulieferer Dürr hat im Oktober eine Unternehmensanleihe im Volumen<br />

von 150 Mio. Euro platziert.<br />

Text: Christian Schiffmacher<br />

ährend die Emissionstätigkeit nach<br />

Wdem Rekordjahr 2009 am Eurobond-<br />

Markt deutlich unter dem Vorjahresniveau<br />

liegt, boomt die Emission von Anleihen mittelständischer<br />

Unternehmen. Die Börse<br />

Stuttgart machte mit Bondm den Anfang.<br />

Kürzlich gab die Börse Düsseldorf den Start<br />

des mittelstandsmarktes bekannt. Die Deutsche<br />

Börse AG gründet ebenfalls ein Segment<br />

für Mittelstandsanleihen, und die Börse<br />

München startet dem Vernehmen nach in<br />

Kürze mit m:access Renten. Die bisherigen<br />

Emittenten stießen dabei größtenteils auf<br />

eine Nachfrage, die das Angebot deutlich<br />

überstieg. Viele Marktteilnehmer sprechen<br />

daher schon von einer Bubble.<br />

Doch im Gegensatz zu Aktien haben Anleihen<br />

i.d.R. eine feste Laufzeit. Zum Laufzeitende<br />

ist fast immer eine Anschluss-<br />

finanzierung notwendig. Auf Basis der Fälligkeitsstruktur<br />

lässt sich schon heute relativ<br />

gut voraussagen, dass der Bedarf an Anschlussfinanzierungen<br />

am Eurobond-Markt<br />

in den kommenden vier Jahren um 50% ansteigt.<br />

Im High-Yield-Segment steigt der<br />

Bedarf an Anschlussfinanzierungen in den<br />

kommenden vier Jahren sogar um das Fünffache.<br />

Ein Ende des Emissionsbooms ist daher<br />

nicht abzusehen. Vielmehr dürften wir<br />

zurzeit gerade am Anfang eines Booms stehen.<br />

Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus, eines<br />

verbesserten konjunkturellen Umfeldes<br />

und der damit einhergehend gestiegenen<br />

Risikobereitschaft auf Investorenseite wagen<br />

zunehmend auch Emittenten aus dem Sub-<br />

Investmentgrade-Bereich den Schritt an den<br />

Kapitalmarkt (s. Seite 6).<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

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www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 17


18<br />

MITTELSTANDSANLEIHEN<br />

Text: Christian Schiffmacher<br />

Durch die Etablierung von Börsensegmenten<br />

für mittelständische Anleihen<br />

und die hohe Attraktivität von Anleiheemissionen<br />

für mittelständische Unternehmen<br />

ist auch ein ganz neuer Beratungsbedarf<br />

entstanden. Neben der klassischen Beratungstätigkeit<br />

wird daher zunehmend in<br />

Richtung Kapitalmarkt (Anleiheemission)<br />

beraten. Oftmals sind die Strukturen im<br />

Unternehmen, gerade im Hinblick auf die<br />

Kommunikation, für einen solchen Schritt<br />

jedoch noch nicht reif.<br />

Beim Debt Advisory werden alle Finanzierungsformen<br />

und Fremdkapitalgeber einbezogen<br />

und strukturiert. Der Berater optimiert<br />

oder restrukturiert die Passivseite der<br />

Bilanz. Der Aufgabenbereich eines Debt<br />

Advisors beginnt mit Bilanzstruktur- und<br />

Tragfähigkeitsanalysen und geht bis zur<br />

Endverhandlung von Kreditverträgen. Er<br />

entwickelt u.a. eine Finanzierungsstrategie,<br />

hilft bei der Auswahl geeigneter Finanzierungspartner<br />

und berät bei Bankengesprächen<br />

sowie bei der Optimierung des internen<br />

Bankenratings. Zudem werden Maßnahmen<br />

zur Optimierung der Bilanzstruktur<br />

und der Kennzahlen ergriffen.<br />

Die Berater<br />

Debt Advisory bieten u.a. Restrukturierungsspezialisten<br />

wie Houlihan Lokey und<br />

spezialisierte Investmentbanken wie Lazard<br />

und Rothschild an. In den vergangenen<br />

Monaten haben sich aber auch praktisch alle<br />

Corporate-Finance-Beratungsgesellschaften<br />

und ehemalige Banker den Bereich Debt<br />

Advisory ganz groß auf die Fahnen geschrieben.<br />

Aber auch Großbanken bieten<br />

mittlerweile entsprechende Beratungsleistungen.<br />

Von der Mandatierung einer Bank<br />

(die eigenes Kreditgeschäft betreibt) als<br />

Debt Advisor ist in jedem Fall abzuraten.<br />

Denn der Berater erhält Einblicke in hochsensible<br />

und vertrauliche Daten. Und keine<br />

Bank möchte mit dem eigenen Wettbewerber<br />

verhandeln. Solche Konstruktionen sind<br />

daher eher schädlich. Gerade in Bezug auf<br />

Anleiheemissionen haben sich ganz andere,<br />

teilweise sogar spezialisierte Berater etabliert,<br />

die sich ihre Tätigkeit üppig entlohnen lassen.<br />

Teilweise verlangen sogar die Börsen,<br />

wie die Börse Stuttgart bei Bondm, einen<br />

großzügigen Obolus für die Zulassung von<br />

Debt Advisory<br />

Wenn es Brei regnet, halten alle die Teller hin<br />

Beratern für das Börsensegment. Viele<br />

Marktteilnehmer halten einfach den Teller<br />

hin, wenn es Brei regnet. Aber auch gerade<br />

mittelständische Unternehmen, die in der<br />

Vergangenheit Standard-Mezzanine-<br />

Programme genutzt haben, werden von Be-<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

Fälligkeiten bei Standard Mezzanine Programmen<br />

Angabe in Mio. Euro, eigene Berechnungen<br />

Standard Mezzanine Programme<br />

Laufzeitende Volumen Programm Anbieter<br />

ratern geradezu überrannt. Aber auch ein<br />

Teil dieser Emittenten soll, so die Vorstellung<br />

einiger Berater, den Weg an den öffentlichen<br />

Kapitalmarkt finden. Bleibt abzuwarten,<br />

ob wir bald börsliche Segmente<br />

für Nachranganleihen haben werden.<br />

Mai 2<strong>01</strong>1 249 Mio. Euro Preps 2004-1 HVB, Capital Efficiency Group<br />

Dez. 2<strong>01</strong>1 616 Mio. Euro Preps 2004-2 HVB, Capital Efficiency Group<br />

Aug. 2<strong>01</strong>2 220 Mio. Euro Heat Mezzanine 2005 HSBC Trinkaus<br />

Aug. 2<strong>01</strong>2 313 Mio. Euro Preps 2005-1 HVB, Capital Efficiency Group<br />

Aug. 2<strong>01</strong>2 320 Mio. Euro Gemit 2004 DZ Bank, Buchanan<br />

Dez. 2<strong>01</strong>2 360 Mio. Euro Preps 2005-2 HVB, Capital Efficiency Group<br />

Dez. 2<strong>01</strong>2 176 Mio. Euro S-Mezzanine 2006 BayernLB, WestLB<br />

Jan. 2<strong>01</strong>3 371 Mio. Euro Equinotes 2005 Deutsche Bank, IKB<br />

Apr. 2<strong>01</strong>3 200 Mio. Euro CB Mezzcap 2006 Commerzbank<br />

Apr. 2<strong>01</strong>3 280 Mio. Euro Heat Mezzanine 2006 HSBC Trinkaus<br />

Jul. 2<strong>01</strong>3 260 Mio. Euro Plus 2006 Merrill Lynch, Advisum<br />

Jul. 2<strong>01</strong>3 326 Mio. Euro Preps 2006 HVB, Capital Efficiency Group<br />

Aug. 2<strong>01</strong>3 196 Mio. Euro Smart-Mezzanine 2006 LBBW, HSH Nordbank, Haspa<br />

Dez. 2<strong>01</strong>3 220 Mio. Euro Equinotes 2006 Deutsche Bank, IKB<br />

Feb. 2<strong>01</strong>4 314 Mio. Euro Heat Mezzanine 2007 HSBC Trinkaus<br />

Mrz 2<strong>01</strong>4 264 Mio. Euro Preps 2007 HVB, Capital Efficiency Group<br />

Apr. 2<strong>01</strong>4 300 Mio. Euro Plus 2007 Merrill Lynch, Advisum


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20<br />

MITTELSTANDSANLEIHEN<br />

Text: Thomas Kaufmann<br />

Der Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes<br />

im Jahr 2008 löste eine<br />

weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise aus,<br />

die die Vergabe von mittel- bis langfristigen<br />

Krediten sowie die Kreditgewährung im Allgemeinen<br />

stark einschränkte. Besonders<br />

deutsche Mittelständler waren von diesen<br />

Auswirkungen hart getroffen. Trotz der<br />

Maßnahmen der Europäischen Union zur<br />

Vermeidung einer Kreditklemme sowie sich<br />

einer wieder verbesserten Kreditvergabe der<br />

Banken stieg die Anzahl von Unternehmensanleihe-Emissionen<br />

2009 signifikant<br />

an. Der Grund dafür war und ist der hohe<br />

Kreditbedarf der sowohl notierten als auch<br />

der nicht notierten deutschen Unternehmen.<br />

In den letzten Monaten konnte allerdings<br />

auch beobachtet werden, dass immer<br />

mehr kleinere Unternehmen den Schritt an<br />

den Kapitalmarkt wählen.<br />

Hohe Aufnahmebereitschaft<br />

bei Investoren<br />

Diese Emissionen wurden von institutionellen<br />

Investoren positiv aufgenommen, da<br />

Unternehmensanleihen als Alternative<br />

zur Eigenkapitalfinanzierung<br />

Praxisbeispiel Dürr AG – institutionelle und private Investoren<br />

wurden bei der Emission mit eingebunden<br />

die Rendite von deutschen Staatsanleihen<br />

mit zehnjähriger Laufzeit bis auf annähernd<br />

2% fiel. Die gebotenen Kupons der Sub-Investmentgrade-Anleihen<br />

liegen deutlich höher.<br />

Des Weiteren waren einige dieser Anleihen<br />

auch an Privatinvestoren adressiert,<br />

die sonst in der Regel selten bei einer Emission<br />

bedacht werden. Das Angebot an Privatinvestoren<br />

hat den großen Vorteil, dass<br />

diese Investorengruppe weniger preissensitiv<br />

ist und meist einen längeren Anlagehorizont<br />

als institutionelle Investoren aufweist.<br />

Besonderheiten bei einem<br />

öffentlichen Angebot<br />

Allerdings ist bei einem öffentlichen Angebot<br />

der Anleiheemission ein Wertpapierprospekt<br />

zwingend erforderlich. Dieses wird<br />

von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(BaFin) oder einer anderen<br />

zuständigen Behörde eines Mitgliedstaates<br />

des europäischen Wirtschaftsraums (EWR)<br />

gebilligt. Der Prospekt umfasst in erster Linie<br />

eine Beschreibung des Unternehmens,<br />

eine Auflistung der Risikofaktoren, eine<br />

Übersicht der Geschäfts und der maßgebli-<br />

Die Dürr AG hat eine Unternehmensanleihe im Volumen von 150 Mio. Euro emittiert.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

�omas Kaufmann ist Executive Director,<br />

Equity & Debt Capital Markets bei der<br />

Close Brothers Seydler Bank AG.<br />

chen Märkte sowie geprüfte historische Finanzinformationen<br />

der letzten zwei Jahre,<br />

einschließlich der Zwischenberichte.<br />

Das Gros der Emittenten entscheidet<br />

sich für eine Bewertung durch eine Ratingagentur<br />

und ein damit verbundenes Rating.<br />

Gewöhnlich haben institutionelle Investoren<br />

genaue V<strong>org</strong>aben, bis zu welchem Betrag<br />

diese in bestimmte Anleiheklassen<br />

investieren dürfen, wie zum Beispiel<br />

geratete/nicht geratete oder Investmentgrade/nicht<br />

Investmentgrade. Einige Investoren<br />

erfordern sogar zwingend ein Anleiheund/oder<br />

Unternehmensrating, um Zeichnungen<br />

aufzugeben. Besonders die drei<br />

großen Ratingagenturen Standard & Poor’s,<br />

Moody’s und Fitch genießen weltweites Ansehen<br />

bei den Investoren. Ein Rating einer<br />

dieser Agenturen ist aber auch ein effektives<br />

Marketing-Tool, mit dem die Emission bei<br />

Privatinvestoren beworben werden kann.<br />

Das Gros der Privatinvestoren ist allerdings<br />

auch mit einem Rating einer weniger bekannten<br />

Ratingagentur zufrieden. Für welche<br />

sich der Emittent schlussendlich entscheidet,<br />

liegt im Ermessen des Unternehmens,<br />

wobei die generelle Entscheidung für<br />

ein Rating definitiv eine Überlegung wert<br />

ist, da dementsprechend ein größeres Publikum<br />

adressiert werden kann.<br />

Marketing-Maßnahmen<br />

Die Marketing-Maßnahmen für Privatinvestoren<br />

sollten auf Internetseiten verschiedener<br />

bekannter Finanzportale ebenso erfolgen<br />

wie in der Finanzpresse, über Inter-


Kursentwicklung der Dürr<br />

Unternehmensanleihe<br />

views oder Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens.<br />

Die Werbemaßnahmen sind ein<br />

entscheidender Schritt für den Erfolg der<br />

Transaktion, da durch diese die Aufmerksamkeit<br />

der Investoren gewonnen wird. Für<br />

eine bekannte Marke sind Investoren meist<br />

schneller und einfacher zu begeistern, da mit<br />

dieser Marke positive Assoziationen bestehen,<br />

die die Investoren mit dem Unternehmen<br />

verbinden.<br />

Börse Stuttgart gründet<br />

Mittelstandssegment<br />

Die Stuttgarter Börse hat im September<br />

2<strong>01</strong>0 ein neues Segment für den Handel<br />

von Mittelstandsanleihen ins Leben gerufen,<br />

das Segment Bondm. Privatinvestoren<br />

haben somit die Möglichkeit, bei öffentlichen<br />

Angeboten an der Zeichnung teilzunehmen<br />

und direkt über die Börse Anteile<br />

zu kaufen. Ebenso profitieren die Emittenten<br />

von diesem maßgeschneiderten Segment,<br />

da die Börse Werbung für den Emittenten<br />

betreibt und somit weniger bekannten<br />

Firmen eine Plattform zur Kapitalbeschaffung<br />

bietet. Kleinere Unternehmen<br />

profitieren durch die Unterstützung der<br />

Börse sowie der begleitenden Bank besonders<br />

bei den Marketing-Maßnahmen.<br />

Der Großteil der emittierten Anleihen ist<br />

zum Handel im unregulierten Markt, dem<br />

Freiverkehr, der Börse zugelassen. Die Zulassung<br />

einer Anleihe bedarf keines Prospekts<br />

oder anderweitiger Verpflichtungen<br />

des Emittenten, d.h. dass auch Anleihen, die<br />

ohne ein Prospekt begeben wurden, ohne<br />

weiteres an einer Börse gehandelt werden<br />

können. Für einen liquiden<br />

After-Market-Handel der<br />

Anleihe wird allerdings ein<br />

Market Maker benötigt, der<br />

auch gewillt ist, durch aktives<br />

Auf- und Abbauen von<br />

Positionen Risiko zu übernehmen,<br />

wenn keine weiteren<br />

Händler im Markt sind.<br />

Da viele institutionelle Investoren<br />

eine gewisse Liquidität<br />

der Anleihe nach der<br />

Notierungsaufnahme fordern,<br />

sollte der Anleiheemittent<br />

bereits bei der Auswahl der begleitenden<br />

Bank auf den Track Record des Market-Making-Teams<br />

achten, um die benötigte<br />

Liquidität zu gewährleisten.<br />

Projektdauer<br />

Der gesamte Prozess einer öffentlichen Platzierung<br />

dauert ca. vier Monate von den Vorbereitungen<br />

bis zur Platzierung. Der umfangreichste<br />

Part der Transaktion ist die Erstellung<br />

des Prospekts, der inklusive Billigung<br />

ungefähr drei Monate in Anspruch<br />

nimmt. Der Ratingprozess wiederum dauert<br />

sechs bis zehn Wochen und sollte parallel<br />

zur Prospekterstellung erfolgen. Kurz vor<br />

der Billigung des Prospekts wird i.d.R. mit<br />

dem Pre-Sounding begonnen, um das Interesse<br />

des Marktes zu testen, gefolgt nach Billigung<br />

von der Angebotsfrist.<br />

Dürr AG emittiert<br />

Unternehmensanleihe im Volumen<br />

von 150 Mio. Euro<br />

Eine der ersten Transaktionen im neuen<br />

Bondm-Segment der Börse Stuttgart war<br />

Unternehmensanleihe Dürr AG<br />

Emittent: Dürr AG,<br />

Bietigheim-<br />

Bissingen<br />

WKN: A1EWGX<br />

ISIN: DE000A1EWGX1<br />

Kupon: 7,25%<br />

Emissionspreis: 100,00%<br />

Kurs am 10.11.2<strong>01</strong>0: 108,50%<br />

MITTELSTANDSANLEIHEN<br />

der Automobilzulieferer Dürr im September<br />

2<strong>01</strong>0 mit einem Emissionsvolumen von<br />

150 Mio. Euro. Die Anleihe hat eine Laufzeit<br />

von 5 Jahren und ist mit 7,25% p.a.<br />

verzinst. Das Angebot bestand aus einem<br />

öffentlichen Angebot in Deutschland und<br />

Österreich sowie einer Privatplatzierung bei<br />

institutionellen Investoren in Europa durch<br />

die Close Brothers Seydler Bank AG,<br />

Frankfurt am Main. Die Dürr AG verzichtete<br />

bei dieser Emission auf ein Rating der<br />

Emission, obgleich das Unternehmen bis<br />

dato geratet war (S&P: B, Moody’s: B2).<br />

Die Vorbereitungen für die Transaktionen<br />

begannen im Juni. Mit dem Feedback der<br />

<strong>org</strong>anisierten Roadshow, die durch die syndizierte<br />

Bank <strong>org</strong>anisiert und begleitet<br />

wurde, konnten die finalen Konditionen<br />

der Emission festgelegt werden. Durch das<br />

angedeutete starke Interesse der Investoren<br />

konnte die Bank eine Vollplatzierung bereits<br />

vor der Emission zusichern. Die Bücher<br />

öffneten am 13. September 2<strong>01</strong>0 und<br />

mussten nach nur drei Stunden wieder geschlossen<br />

werden, da die Emission bereits<br />

zu diesem Zeitpunkt dreifach überzeichnet<br />

war.<br />

Dieses Beispiel zeigt, dass die Emission<br />

einer Unternehmensanleihe eine effektive<br />

Alternative zur herkömmlichen Finanzierung<br />

sein kann. Die derzeitigen guten<br />

Marktbedingungen ermöglichen Investoren<br />

mit attraktiven Konditionen an den<br />

Markt zu gehen, besonders wenn Privatinvestoren<br />

mit einbezogen werden. Allerdings<br />

sollte bereits früh bedacht werden, dass<br />

durch die Berücksichtigung institutioneller<br />

Investoren eine erfolgreiche Platzierung antizipiert<br />

werden kann.<br />

Laufzeit: 28.09.2<strong>01</strong>5<br />

Stückelung: 1.000 Euro<br />

Emissionsvolumen: 150 Mio. Euro*<br />

Global Coordinator: Close Brothers<br />

Seydler Bank AG<br />

Sub-Underwriter: Solventis Wertpapierhandelsbank<br />

GmbH<br />

*) Erhöhung um 50 bis 75 Mio. Euro geplant<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 21


22<br />

MITTELSTANDSANLEIHEN<br />

Bei Eigenemissionen ist eine gute „Bond Story“<br />

ein entscheidender Erfolgsfaktor<br />

Text: Fabian Kirchmann<br />

Unternehmensanleihen sind derzeit en<br />

Vogue im deutschen Mittelstand. Kreditklemme<br />

hin oder her, die Finanzierungsmöglichkeiten<br />

für kleine und mittlere Unternehmen<br />

sind nach wie vor limitiert und<br />

die plötzliche Öffnung des Kapitalmarkts,<br />

der bislang im Bond-Bereich vor allem<br />

Großkonzernen vorbehalten war, kommt<br />

für viele Mittelständler wie eine wunderbare<br />

Fügung des Schicksals.<br />

Dennoch ist festzustellen, dass, trotz des<br />

regelrechten Nachfrage-Booms bei Mittelstandsanleihen,<br />

Investoren sehr wohl differenzieren<br />

und sich bei ihrer Investitionsentscheidung<br />

nicht allein am Zinssatz oder<br />

einer zukunftsträchtigen Branche orientieren.<br />

Was aber sind die entscheidenden Erfolgsfaktoren<br />

für die Emission einer Anleihe<br />

in Eigenregie? Worauf müssen die Unternehmen<br />

bei der Vermarktung achten und<br />

welche Kommunikationskanäle sind für<br />

welche Emissionsstruktur die richtigen?<br />

Die in den vergangenen Jahren im Vordergrund<br />

stehenden großvolumigen Bond-<br />

Emissionen namhafter Konzerne wurden<br />

weitestgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit<br />

innerhalb weniger Stunden bei<br />

institutionellen <strong>Fixed</strong>-<strong>Income</strong>-Investoren<br />

weltweit platziert. Dagegen richteten sich<br />

die Mittelstandsemissionen der letzten Monate<br />

vorwiegend an den deutschsprachigen<br />

Markt und hier vor allem an semi-institutionelle<br />

Investoren, Family Offices und Privatanleger<br />

(Retail-Investoren). Die Platzierung<br />

erfolgt vermehrt als Eigenemission<br />

direkt über das Unternehmen, das heißt der<br />

Emittent verzichtet auf eine Bank für die<br />

Strukturierung und Platzierung der Anleihe.<br />

Transparenz durch bestehende<br />

Börsennotierung erleichtert<br />

Kommunikation<br />

Bei der Eigenemission kommt der begleitenden<br />

Kommunikation eine zentrale Rolle<br />

zu. Für diese Aufgabe wird in der Regel eine<br />

auf Finanzkommunikation spezialisierte<br />

Agentur beauftragt. Sie unterstützt den<br />

Emittenten – nach einem umfassenden<br />

Briefing durch das Management – bei der<br />

Erarbeitung eines Marketingkonzepts für<br />

die Emission. Dabei gilt es zunächst mithilfe<br />

von Medienanalysen den Ist-Zustand<br />

in punkto Bekanntheitsgrad und Reputation<br />

des Unternehmens sowie das allgemeine<br />

Branchenumfeld zu evaluieren. Bei<br />

börsennotierten Unternehmen ist eine solche<br />

Analyse zweifellos einfacher, da der<br />

Emittent je nach Börsensegment und Transparenzlevel<br />

einen mehr oder weniger kontinuierlichen<br />

Dialog mit der Öffentlichkeit<br />

und seinen Stakeholdern führt. Diese Transparenz<br />

ist ein entscheidender Vorteil bei der<br />

Vorbereitung der Anleiheemission.<br />

„Bond Story“: Motivation für die Anleihe<br />

und Vorteile für den Investor<br />

Nach Abschluss der Analyse erarbeitet die<br />

Agentur ein Kommunikationskonzept, dessen<br />

Kern die „Bond Story“ (vergleichbar mit<br />

der „Equity Story“ bei Eigenkapitalaufnahmen)<br />

bildet. Sie muss die Motivation für die<br />

Begebung einer Unternehmensanleihe und<br />

die Vorteile für den Investor vermitteln. Als<br />

Motivation für das Unternehmen kommt<br />

häufig die Aufnahme frischer Mittel für die<br />

Ablösung von höher verzinslichen Darlehen<br />

und damit die Senkung der Finanzierungskosten<br />

in Frage. Besteht ausreichend Spielraum<br />

für zusätzliches Fremdkapital, kann<br />

die Anleihe z.B. für die schnellere Realisierung<br />

von Wachstumszielen verwendet werden.<br />

Wichtig ist, dass die Mittelverwendung<br />

für den Investor plausibel ist. Bei der Vermittlung<br />

der Vorteile spielen neben dem<br />

Zinssatz auch Sicherheitsaspekte eine Rolle.<br />

Es muss schlüssig nachvollziehbar sein, wie<br />

das Unternehmen nach Ablauf der Laufzeit<br />

die aufgenommenen Fremdmittel zurückzahlen<br />

wird. Weitere Bestandteile des Kommunikationskonzepts<br />

ist ein Zeit- und<br />

Maßnahmenplan, der im Idealfall einer<br />

Dramaturgie folgt, deren Höhepunkt die<br />

Ankündigung der Emission bildet.<br />

Werbekampagne bei größeren<br />

Emissionen (ab 25 Mio. Euro)<br />

Wenn die „Bond Story“ steht, beginnt die<br />

Erstellung der wichtigsten Kommunikationsmaterialien.<br />

Maßgabe für alle Inhalte<br />

ist – bei Wahl eines öffentlichen Angebots<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

– der Wertpapierprospekt. Bei den Materialien<br />

ist zu unterscheiden zwischen den<br />

Zielgruppen institutionelle und private<br />

Anleger. Für die professionellen Investoren<br />

sind der Prospekt und die Unternehmenspräsentation<br />

zur Anleihe die wichtigsten<br />

Informationsquellen. Für Privatanleger<br />

wird ein Emissions-Flyer mit den wichtigsten<br />

Eckdaten zur Emission sowie einem<br />

Überblick zur Geschäftstätigkeit und den<br />

wichtigsten Kernbotschaften der „Bond<br />

Story“ erstellt. Bei größeren Volumina (ab<br />

25 Mio. Euro), die stark auf Privatanleger<br />

abzielen, wird eine Werbekampagne für<br />

Print- und Online-Medien entwickelt. Der<br />

Mediaplan beinhaltet die klassischen<br />

Finanz- und Wirtschaftsmedien, Branchenmedien<br />

sowie die regionale Presse, die<br />

bei Mittelständlern häufig eine nicht zu<br />

unterschätzende Bedeutung hat. Darüber<br />

hinaus gilt es für die Anleihe eine eigene<br />

Rubrik auf der Unternehmens-Website zu<br />

erstellen, auf der Interessenten sich über<br />

die Anleihe informieren und die Zeichnungsunterlagen<br />

abrufen oder mit Hilfe eines<br />

speziellen Software-Tools direkt zeichnen<br />

können. Hier sind die rechtlichen V<strong>org</strong>aben<br />

in Form von Zugangsbeschränkungen<br />

für bestimmte ausländische Jurisdiktionen<br />

zu beachten.<br />

Darüber hinaus muss bei Emissionen,<br />

die von einer umfassenden Kampagne begleitet<br />

werden, ein unternehmensinternes<br />

oder externes Call-Center eingerichtet werden.<br />

Die Hotline wird über die Website sowie<br />

über den Flyer und die Werbeanzeigen<br />

kommuniziert. Über diesen Kanal können<br />

Investoren und Privatanleger Informationsmaterialien<br />

beziehen und Zeichnungsaufträge<br />

abgeben. Für einen reibungslosen Ablauf<br />

müssen die Mitarbeiter des Call-Centers<br />

geschult und der Versand der Unterlagen<br />

systematisiert werden.<br />

Last but not least gehört die Pressearbeit<br />

als elementarer Bestandteil zum Marketing-<br />

Konzept. Hier ist darauf zu achten, neben<br />

wichtigen Entscheidermedien die für Privatanleger<br />

bedeutenden Finanzpublikationen<br />

und die regionalen Journalisten einzubinden.<br />

Im Idealfall kann mit guten Nachrichten<br />

im Vorfeld der Ankündigung der


Anleiheemission dafür ges<strong>org</strong>t werden, dass<br />

der Emittent bei den relevanten Journalisten<br />

zumindest auf dem Radar ist. Darüber<br />

hinaus muss die Berichterstattung zu Branche<br />

und Wettbewerb in der Vorbereitungsphase<br />

intensiv beobachtet werden, um auf<br />

Veränderungen im Mediensentiment frühzeitig<br />

reagieren zu können.<br />

Unternehmensanleihe der KTG Agrar<br />

mit Signalwirkung<br />

Die Anleiheemission des börsennotierten<br />

Landwirtschaftsunternehmens KTG Agrar<br />

AG im September 2<strong>01</strong>0 zeigt die Bedeutung<br />

der Kommunikationsarbeit für den<br />

Platzierungserfolg. Die Emission am Mittelstandssegment<br />

Bondm der Börse Stuttgart<br />

mit einem Volumen von zunächst 25<br />

Mio. Euro war innerhalb weniger Tage<br />

mehrfach überzeichnet, so dass eine Ausweitung<br />

auf 50 Mio. Euro beschlossen<br />

wurde. Die „Bond-Story“ bestand aus wenigen<br />

prägnanten Botschaften, die für jeden<br />

Anleger leicht verständlich und nachvollziehbar<br />

waren. Das seit 2007 börsennotierte<br />

Unternehmen, dessen Geschäftsmodell<br />

die Trendthemen Agrarrohstoffe<br />

und Erneuerbare Energien vereint, nutzt die<br />

Mittel aus der Anleihe, um weitere Ackerflächen<br />

zuzukaufen und den hochmargigen<br />

Biogasbereich schneller als bisher geplant<br />

auszubauen. Die zusätzliche Tranche von 25<br />

Mio. Euro wurde zur Ablösung von hochverzinslichen<br />

Darlehen eingesetzt. Das Ergebnis<br />

der Kommunikationsarbeit war eine<br />

breite und sehr positive Medienresonanz<br />

einschließlich TV-Beiträgen, die den Bekanntheitsgrad<br />

des Unternehmens auch<br />

über die Emission hinaus erhöht hat. Darüber<br />

hinaus hatte die Emission, nach Meinung<br />

zahlreicher Marktteilnehmer, Signalwirkung<br />

für das neu etablierte Marktsegment<br />

der Mittelstandsanleihen.<br />

Fazit:<br />

Mittelstandsanleihen bieten kleinen und<br />

mittleren Unternehmen die Chance, neben<br />

Eigenkapital und Bankdarlehen eine dritte<br />

Säule der Unternehmensfinanzierung aufzubauen.<br />

Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />

Emission ist ein solides Geschäftsmodell<br />

mit einem ausreichenden Track Record<br />

sowie attraktiven Zukunftsperspektiven.<br />

Mit zunehmender Emissionstätigkeit wer-<br />

MITTELSTANDSANLEIHEN<br />

Fabian Kirchmann, Vorstand der Kommunikationsberatung<br />

IR.on AG<br />

den sich weniger solide Trittbrettfahrer an<br />

den Markt wagen, so dass Investoren bei ihrer<br />

Anlageentscheidung künftig noch stärker<br />

differenzieren werden. Deshalb sind<br />

Qualität bei der Auswahl der Unternehmen<br />

und eine auf Transparenz und Offenheit basierende<br />

emissionsbegleitende Kommunikation<br />

gefragt. Nur so wird das neue Segment<br />

der Mittelstandsanleihen eine Chance<br />

haben, sich langfristig zu etablieren.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 23


24<br />

INVESTMENT<br />

Text: Stefan Scharff<br />

Studie belegt: Staatsanleihen bieten<br />

systematischen Inflationsschutz<br />

Staatsanleihen bieten einen systematischen<br />

Inflationsschutz. Das hat eine Studie<br />

des Anleihemanagers Bantleon ergeben.<br />

„In allen längeren Inflationsphasen in den<br />

vergangenen 40 Jahren erwirtschafteten<br />

deutsche Staatsanleihen eine attraktive Rendite,<br />

die fast immer über der jeweiligen<br />

Teuerungsrate lag. Darüber hinaus kann die<br />

�ese, wonach Staatsanleihen in Inflationsphasen<br />

prinzipiell eine schlechtere Rendite<br />

bieten als Aktien, nicht bestätigt werden“,<br />

erklärt Senior Analyst Dr. Andreas Busch,<br />

der die Studie erstellt hat. „Es lässt sich vielmehr<br />

vermuten, dass der relative Vorteil einer<br />

Anlageklasse von der Art der Inflation<br />

abhängt. Jeder Preisanstieg, der von der Kostenseite<br />

getrieben wird, bevorzugt die Anleihenmärkte,<br />

während eine nachfrageinduzierte<br />

Inflation die Aktienmarktentwicklung<br />

stimuliert.“<br />

Grundlagen der Studie<br />

Schwerpunkt der Untersuchung ist der<br />

RexP im Vergleich mit dem DAX. Zur Abstützung<br />

der Ergebnisse wurde auch der US-<br />

Staatsanleihenmarkt in die Untersuchung<br />

einbezogen. Dort wurde der Aktienindex<br />

S&P 500 Total Return Index mit dem Merrill<br />

Lynch Staatsanleihenindex 3 – 5 Jahre<br />

verglichen; der Index 1 – 10 Jahre steht erst<br />

seit 1979 zur Verfügung. Aufgrund der Datenverfügbarkeit<br />

fokussiert sich die Analyse<br />

auf die Zeit von 1970 bis 1994. Die vergangenen<br />

15 Jahre wurden ausgeklammert,<br />

weil ab Mitte der 90er Jahre die Teuerungsrate<br />

in einer relativ engen Bandbreite zwischen<br />

0,3% und 3,2% schwankte und deshalb<br />

nicht von längeren Inflationsphasen gesprochen<br />

werden kann.<br />

Die Grundlage für die Studie waren folgende<br />

Annahmen: In einer ersten Variante<br />

wird eine Inflationsphase angenommen,<br />

wenn die Inflationsrate über 2,5% lag, was<br />

dem langfristigen Durchschnitt des Betrachtungszeitraums<br />

entspricht. In einer<br />

zweiten und dritten Variante gilt als Kriterium<br />

für eine Inflationsphase, wenn die Jahresteuerung<br />

ihren 3- beziehungsweise 5-Jahres-Durchschnitt<br />

überschritten hat. Der 5-<br />

Jahresdurchschnitt ist auch die Basis für den<br />

Vergleich mit der Entwicklung in den USA.<br />

Andere Abgrenzungen führen dort wegen<br />

des spezifischen Inflationsverlaufs nicht zu<br />

verwertbaren Ergebnissen.<br />

Performance von deutschen Staatsanleihen<br />

mehr als doppelt so hoch wie<br />

Performance von deutschen Aktien<br />

Im Vergleich zeigen sich für Deutschland<br />

vor allem die folgenden Ergebnisse:<br />

1. Unabhängig davon, welche Abgrenzungsmethode<br />

verwendet wird (3-, 5-<br />

Jahres-Durchschnitt oder 2,5%-Grenze),<br />

fiel der nominelle Ertrag von Staatsanleihen<br />

in Phasen hoher Inflation in der<br />

Gesamtbetrachtung immer höher aus als<br />

die Geldentwertung. Bei der Orientierung<br />

am 5-Jahres-Durchschnitt lag die<br />

jährliche Performance in jeder der drei<br />

Inflationsphasen über dem Anstieg der<br />

privaten Lebenshaltungskosten. Es<br />

konnte somit jedes Mal ein positiver realer<br />

Ertrag erzielt werden, was bei Aktien<br />

in der Mehrzahl der Fälle nicht möglich<br />

war.<br />

2. Ebenfalls unabhängig von der Abgrenzungsmethode<br />

schneiden in der Ge-<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

samtbetrachtung über alle Inflationsphasen<br />

hinweg Staatsanleihen immer<br />

besser ab als Aktien. Die Performance ist<br />

dabei jeweils mehr als doppelt so hoch.<br />

Bei der Orientierung am 5-Jahres-<br />

Durchschnitt der Inflationsrate konnten<br />

Bundesanleihen in den insgesamt 14,8<br />

Jahre dauernden Inflationsphasen eine<br />

jährliche Performance von 7,7% erzielen,<br />

während Aktien nur auf 3,3% kamen.<br />

3. Unabhängig vom Abgrenzungskriterium<br />

bei der Betrachtung der einzelnen Phasen<br />

ist eine Regelmäßigkeit zu beobachten:<br />

In den 70er- und 80er Jahren<br />

schnitten die Anleihenmärkte in den beiden<br />

Inflationsphasen immer besser ab als<br />

die Aktienmärkte. Dagegen schnitten<br />

Aktien Anfang der 90er Jahre in einzelnen<br />

Phasen erheblich besser ab als Staatsanleihen.<br />

In den USA boten Staatsanleihen nur<br />

langfristig Schutz vor Inflation<br />

„Auch in den USA boten Staatsanleihen<br />

langfristig einen Inflationsschutz. Sie verzeichneten<br />

gegenüber Aktien zwar nur in<br />

der ersten der drei Inflationsphasen eine<br />

Outperformance, aber dennoch erzielten sie<br />

Deutsche Staatsanleihen in Inflationsphasen meistens besser als Aktien<br />

Quelle: Bantleon


US-Staatsanleihen mit Inflationsschutz<br />

eine attraktive Rendite, die zumindest in der<br />

Summe aller betrachteten Zeiträume über<br />

der Inflationsrate lag“, stellt Busch fest. In<br />

den USA ist das Bild weniger eindeutig als<br />

in Deutschland. „Das immer wieder behauptete<br />

systematische Manko von Staatsanleihen,<br />

in Inflationsphasen ein erhöhtes<br />

Verlustrisiko zu haben, ist aber auch für die<br />

größte Volkswirtschaft der Welt nicht nachzuweisen.“<br />

Zinsanpassungseffekt bietet Staatsanleihenportfolios<br />

systematischen<br />

Inflationsschutz<br />

Auf den ersten Blick scheint das gute Abschneiden<br />

von Staatsanleihen gegenüber Aktien<br />

in Inflationsphasen überraschend zu<br />

sein. Denn eigentlich würde man erwarten,<br />

dass Zeiten hoher Inflation mit steigenden<br />

Zinsen einhergehen, was Staatsanleihen<br />

Kursverluste beschert und somit schadet.<br />

Die Erklärung findet sich im automatischen<br />

Zinsanpassungsprozess, von dem jedes Anleihenportfolio<br />

mit einer ausgewogenen<br />

Laufzeitstruktur profitiert. Entsprechend<br />

der Fälligkeitsstruktur wird in jedem Jahr<br />

ein Teil des Anleihenbestandes zurückgezahlt.<br />

Dieses frei werdende Kapital sowie die<br />

Zinszahlungen aller noch nicht fällig gewordenen<br />

Anleihen stehen zur kontinuierlichen<br />

Wiederanlage bereit. Am Beispiel des<br />

RexP zeigt die Abbildung rechts, dass innerhalb<br />

von fünf Jahren bereits 58% aller<br />

Zahlungsströme des Portfolios fließen und<br />

somit bei steigenden Zinsen in Anleihen mit<br />

höheren Renditen investiert werden können.<br />

Mit einer gewissen Verzögerung profitiert<br />

damit das Portfolio sogar von dem vermeintlich<br />

schädlichen Zinsanstieg. „Staats-<br />

anleihenportfolios besitzen durch diesen Effekt<br />

einen automatischen Inflationsschutz“,<br />

erklärt Busch.<br />

Bessere Entwicklung von deutschen<br />

Aktien in 90er Jahren war Ausnahme<br />

Dass deutsche Aktien Ende der 80er-, Anfang<br />

der 90er Jahre – anders als in den vorangegangenen<br />

Inflationsphasen – besser als<br />

deutsche Staatsanleihen abschneiden konnten,<br />

hängt vor allem mit der speziellen konjunkturellen<br />

Situation in dieser Zeit zusammen.<br />

Anders als in den 70er Jahren waren<br />

Anfang der 90er Jahre nicht die explodierenden<br />

Energiepreise die Auslöser der Inflation<br />

(Kostendruckinflation). Vielmehr<br />

Zahlungsströme des RexP<br />

Quelle: Bantleon<br />

INVESTMENT<br />

führte nach der Wiedervereinigung die zusätzliche<br />

Nachfrage aus den neuen Bundesländern<br />

zu einem beispiellosen Konjunkturboom.<br />

In der Folge kam es zu Kapazitätsengpässen,<br />

weshalb die Unternehmen<br />

höhere Preise durchsetzen konnten (nachfrageinduzierte<br />

Inflation). Entsprechend erzielten<br />

die Unternehmen hohe Gewinne<br />

und die Aktienmärkte profitierten überproportional.<br />

„Die aktuellen konjunkturellen<br />

Rahmenbedingungen stellen sich jedoch<br />

völlig anders dar“, betont Busch.<br />

Auch Staatsanleihen erreichten selbst in dieser<br />

Phase mit knapp 8,0% p.a. eine – absolut<br />

gesehen – hohe Rendite, ähnlich wie in<br />

den vorangegangenen Inflationsphasen. Der<br />

Inflationsschutz funktionierte also auch in<br />

diesem Fall.<br />

Darüber hinaus ist die Rendite von knapp<br />

8,0% auch in Relation zur damaligen Inflation<br />

von 3,6% p.a. hoch.<br />

Bantleon ist ein führender Spezialist für Investmentgrade-Anleihenfonds.<br />

Zum Angebot gehören Publikumsfonds<br />

für private und institutionelle Anleger sowie<br />

Spezialfonds und Advisory-Mandate für institutionelle<br />

Anleger. Insgesamt verwaltet Bantleon mit 27<br />

Mitarbeitern mehr als 3,2 Mrd. Euro für Kunden in<br />

Deutschland, Österreich und der Schweiz.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 25


26<br />

RATING<br />

Ratingagenturen weiterhin im Visier<br />

des europäischen Gesetzgebers<br />

Text: Ulf Marhenke<br />

An öffentlicher Kritik an Ratingagenturen<br />

mangelt es nicht. Hatte man den<br />

Ratingagenturen in der Finanzkrise noch<br />

v<strong>org</strong>eworfen, sie hätten zu spät reagiert,<br />

wurde ihnen in der europäischen Schuldenkrise<br />

ihr angeblich überstürztes Handeln<br />

v<strong>org</strong>ehalten. Standard & Poor’s (S&P) und<br />

weitere Ratingagenturen hatten griechische<br />

Anleihen als „spekulativ“ eingestuft und damit<br />

an den Finanzmärkten eine regelrechte<br />

Panik geschürt.<br />

Gleichwohl ist der Handel mit Aktien,<br />

Anleihen, Derivaten und strukturierten Finanzprodukten<br />

im Wirtschaftsleben unverzichtbar.<br />

Die volkswirtschaftliche Funktion<br />

dieses Handels ist nur zu erreichen, wenn<br />

die Marktteilnehmer in der Lage sind,<br />

Chancen und Risiken eines Investments<br />

richtig einzuschätzen. Für einzelne Anleger<br />

ist die Informationsbeschaffung mit hohen<br />

Informationskosten verbunden. Ratingagenturen<br />

übernehmen in diesem Umfeld<br />

eine Intermediärfunktion. Dazu geben sie<br />

eine Beurteilung der relativen Kreditqualität<br />

(Bonität) eines Unternehmens oder einzelner<br />

Schuldtitel ab, worunter die Fähigkeit<br />

verstanden wird, Schuldendienstverpflichtungen<br />

nachzukommen. Als allerdings<br />

die Ratingagenturen häufig komplexen Finanzinstrumenten<br />

die besten Noten gaben,<br />

fühlten sich auch unerfahrene Anleger dazu<br />

ermutigt, diese ohne angemessene Risiko-<br />

EU möchte Missstände im Ratingwesen beseitigen<br />

bewertung zu erwerben. Als sich die Marktlage<br />

dann verschlechterte, haben die Ratingagenturen<br />

dieser Veränderung in ihren<br />

Ratings nicht rasch genug Rechnung getragen.<br />

Dieses Versagen der Ratingagenturen<br />

und die mangelnde Vorsicht der Anleger<br />

führten auch dazu, dass Kredite vergeben<br />

wurden, die durch die wirtschaftlichen Eckdaten<br />

nicht gerechtfertigt gewesen wären.<br />

Verordnung (EG) Nr. 1060/2009<br />

des Europäischen Parlaments<br />

und des Rates<br />

Um solche Szenarien in der Zukunft zu verhindern,<br />

reagierte die Europäische Union<br />

mit dem Erlass der Verordnung (EG) Nr.<br />

1060/2009 des Europäischen Parlaments<br />

und des Rates vom 16.9.2009 über Ratingagenturen<br />

(nachfolgend „Verordnung“). Mit<br />

dieser unmittelbar in jedem Mitgliedstaat<br />

geltenden Verordnung will die EU Missstände<br />

im Ratingwesen beseitigen. Insbesondere<br />

die Rolle des neutralen Intermediärs<br />

erscheint vor dem Hintergrund, dass Direktzahlungen<br />

der bewerteten Unternehmen<br />

die Haupteinnahmequelle von Ratingagenturen<br />

darstellen, zweifelhaft. Ratingagenturen<br />

erweitern ihre Dienstleistungen kontinuierlich<br />

(„Risk Solutions“ bei S&P, „Rating<br />

Assessment Service“ bei Moody’s und<br />

„Credit Assessment“ bei Fitch), insbesondere<br />

im Hinblick auf ein ratingoptimiertes<br />

Finanzmanagement, da ein entsprechendes<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

Ulf Marhenke, LL.M.<br />

ist Rechtsanwalt bei<br />

Bryan Cave LLP<br />

in Hamburg.<br />

Rating für die internationalen Finanzmärkte<br />

als Zulassungsvoraussetzung gilt.<br />

Die hohe Machtkonzentration der Ratingagenturen<br />

wird auch deutlich, wenn<br />

man den internationalen Markt der Ratingagenturen<br />

berücksichtigt. Über 80% des<br />

Marktanteils entfallen auf die beiden Marktführer<br />

Moody’s und S&P. Entscheidet sich<br />

ein Emittent aufgrund deren Reputation für<br />

einen der Marktführer, wird jeder Wechsel<br />

zu einer anderen Ratingagentur seitens der<br />

Investoren die Frage nach der Motivation<br />

für den Wechsel aufwerfen (sog. Lock-in-<br />

Effekte). Da es Investoren schwer fallen<br />

dürfte, einen Grund für den Wechsel nachzuvollziehen,<br />

liegt die Vermutung nahe, dass<br />

durch den Wechsel ein befürchtetes Downgrading<br />

umgangen werden soll (sog. „rating<br />

shopping“), welches erhebliche negative Folgen<br />

für ein Unternehmen haben kann.<br />

Interessenkonflikte sollen auf ein<br />

Minimum begrenzt werden<br />

Durch den EU-Regulierungsrahmen sollen<br />

potenzielle Interessenkonflikte auf ein Minimum<br />

begrenzt, qualitativ bessere Ratings<br />

gewährleistet und größere Transparenz sichergestellt<br />

werden.<br />

Erfasst werden von der Verordnung alle<br />

Ratings, die von Ratingagenturen mit Sitz in<br />

der EU erstellt, veröffentlicht oder an Abonnenten<br />

weitergegeben werden. Werden Ratings<br />

für regulatorische Zwecke verwendet,<br />

etwa zur Bemessung der Eigenkapitalunterlegung<br />

nach Basel II, müssen sich die Ra-


tingagenturen registrieren lassen. Die Registrierung<br />

erfolgt zurzeit über das CESR (�e<br />

Committee of European Securities Regulators),<br />

welches eine Empfehlung an die nationalen<br />

Aufsichtsbehörden (in Deutschland gemäß<br />

§ 17 Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) die<br />

Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(BaFin)) weiterleitet, welche letztlich<br />

entscheiden. Ab 2<strong>01</strong>1 soll eine neue EU-Aufsichtsbehörde,<br />

die Europäische Wertpapieraufsichtsbehörde<br />

(European Supervisory Authority<br />

Securities and Markets (ESMA)), für<br />

die Zulassung und Beaufsichtigung der in der<br />

EU registrierten Ratingagenturen zuständig<br />

sein. Um zu gewährleisten, dass die ESMA<br />

über ausreichende Aufsichts- und Durchsetzungskapazitäten<br />

verfügt, ist sie befugt, bei<br />

möglichen Verstößen gegen die Verordnung<br />

Nachforschungen anzustellen, indem sie relevante<br />

Unterlagen anfordert oder Prüfungen<br />

vor Ort durchführt. Auch darf die ESMA<br />

den zuständigen nationalen Behörden bestimmte<br />

Überwachungsaufgaben übertragen.<br />

Mögliche Sanktionen der ESMA umfassen<br />

das Verhängen von Zwangsgeldern, ein befristetes<br />

Verbot, Ratings abzugeben, bis der<br />

Verstoß abgestellt worden ist, bis hin zum<br />

Widerruf der Registrierung einer Ratingagentur.<br />

Zugrundeliegende Modelle<br />

und Annahmen müssen veröffentlicht<br />

werden<br />

Ratingagenturen müssen nach der Verordnung<br />

ihre Modelle, Methoden und grundlegende<br />

Annahmen veröffentlichen, auf die sie<br />

ihre Ratings stützen. Des weiteren müssen sie<br />

einen jährlichen Transparenzbericht veröffentlichen,<br />

indem sie Kunden offenlegen, die<br />

mehr als 5% ihres Einkommens ausmachen.<br />

Zudem dürfen Ratingagenturen keine Beratungsdienstleistungen<br />

erbringen und Unternehmen<br />

bewerten, an denen sie selbst in<br />

Form von Aktien oder Finanzprodukten beteiligt<br />

sind. Sie müssen für die Überwachung<br />

der Qualität ihrer Ratings eine interne Kontrollstelle<br />

schaffen, deren Mitglieder nicht<br />

vom geschäftlichen Erfolg des Unternehmens<br />

abhängig sein dürfen. Zudem sieht die Verordnung<br />

ein Rotationssystem auf individueller<br />

Basis vor, um den Interessenkonflikten<br />

zwischen Ratingagentur und zu bewerten-<br />

dem Unternehmen vorzubeugen. Das heißt,<br />

innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens<br />

müssen die Analysten die von ihnen bewerteten<br />

Unternehmen wechseln.<br />

Schließlich müssen mindestens zwei unabhängige<br />

Mitglieder in das Verwaltungsoder<br />

Aufsichts<strong>org</strong>an einer Ratingagentur bestellt<br />

werden, deren Vergütung vom Unternehmensergebnis<br />

unabhängig sein muss.<br />

Diese Mitglieder dürfen nur einmal für eine<br />

Amtszeit von höchstens fünf Jahren bestellt<br />

werden und nur bei beruflichem Fehlverhalten<br />

entlassen werden können. Bei zumindest<br />

einem Mitglied muss es sich um einen<br />

Experten für Verbriefung und strukturierte<br />

Finanzinstrumente handeln.<br />

Die jüngste Euro-Schuldenkrise hat gezeigt,<br />

dass einige Probleme im Zusammenhang<br />

mit Ratingagenturen noch gelöst werden<br />

müssen, die von der Verordnung bisher<br />

nicht erfasst sind. So besteht die S<strong>org</strong>e,<br />

dass sich Finanzinstitute und institutionelle<br />

Anleger zu stark auf externe Ratings stützen<br />

und keine ausreichenden internen Kreditrisikobewertungen<br />

vornehmen, was<br />

Marktvolatilität und Instabilität des Finanzsystems<br />

nach sich ziehen kann. Um<br />

dieser S<strong>org</strong>e entgegenzutreten und abzuwägen,<br />

ob der bisherige Geltungsbereich<br />

der Verordnung über Ratingagenturen<br />

künftig noch erweitert werden soll, hat die<br />

EU-Kommission am 5. November 2<strong>01</strong>0<br />

ein Konsultationspapier v<strong>org</strong>elegt. Darin<br />

RATING<br />

wird unter anderem gefragt, wie ein übermäßiges<br />

Vertrauen in Ratings vermieden<br />

und Emittenten strukturierter Finanzinstrumente<br />

zu einer umfangreicheren Offenlegung<br />

veranlasst werden könnten, so dass<br />

Anleger in der Lage wären, ihre eigene zusätzliche<br />

Due-Diligence-Prüfung durchzuführen.<br />

Weitere �emen sind die Transparenz<br />

von Staatsanleihe-Ratings, der Mangel<br />

an Wettbewerbern in der Rating-Branche<br />

und die Einführung einer einheitlichen<br />

Haftungsregelung von Ratingagenturen innerhalb<br />

der EU. Ausgehend von den Antworten<br />

der Beteiligten wird die Kommission<br />

2<strong>01</strong>1 entscheiden, ob weitere Maßnahmen<br />

erforderlich sind.<br />

Fazit:<br />

Da die großen Ratingagenturen international<br />

tätig sind und sich deren Ratings in der<br />

Regel an Investoren weltweit richten, erscheint<br />

die EU nicht als optimale Handlungsebene.<br />

Jedoch haben die Finanzkrise<br />

und zuletzt die Euro-Schuldenkrise gezeigt,<br />

dass Handlungsbedarf besteht. Eine europäische<br />

Handlungsebene ist daher jedenfalls<br />

besser geeignet als ein Flickenteppich aus<br />

nationalen Regelungen, um den Ratingagenturen<br />

einen regulatorischen Rahmen zu<br />

geben. Mittelfristig bleiben international<br />

einheitliche Regeln wünschenswert, da viele<br />

Finanzprodukte heute in Bilanzen weltweit<br />

landen.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 27


28<br />

INVESTMENT<br />

Prognosen:<br />

„So schwierig war’s noch nie“ – oder?<br />

Dr. Oliver Schlick<br />

ist Geschäftsführer und CIO<br />

der BayernInvest<br />

Kapitalanlagegesellschaft mbH.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

Text: Dr. Oliver Schlick<br />

Jedes Mal wenn man sich anschickt, Prognosen für das kommende Jahr zu stellen,<br />

kommt es einem vor, als sei der Ursache-Wirkungs-Zusammenhang im vergangenen<br />

Jahr, im Gegensatz zum nächsten Jahr, banal gewesen. Bedauerlicherweise bringt der<br />

Blick in den Rückspiegel wenig, und man muss der Versuchung widerstehen, alte, rückblickend<br />

erklärbare Trends einfach fortzuschreiben, nur weil einen die Komplexität überrollt.<br />

Was also werden die wichtigen Themen des nächsten Jahres sein?<br />

Beginnen wir mit Deutschland. Nachdem nun auch der letzte Spätzykliker der deutschen<br />

Konjunktur konzediert, sie sei über die Krise hinaus, müssen wir zur Kenntnis nehmen,<br />

dass große Teile des Wachstums der vergangenen Quartale hauptsächlich mit dem<br />

Wachstum der Exporte nach China zu tun haben. Das ist einerseits gut, da wir uns von<br />

Europa unabhängiger machen, derzeit aber schlecht, wenn man sieht, wie entschlossen<br />

die chinesische Administration Bremsmaßnahmen eingeleitet hat. Auch andere Wirtschaftsräume<br />

können hier kaum kompensierend wirken. Das Wachstum in Deutschland<br />

wird im nächsten Jahr demzufolge eher niedriger als erwartet sein.<br />

Das nächste Stichwort drängt sich vor dem Hintergrund von Handelsbilanzfragestellungen<br />

schon fast auf: „Währungskonflikt“. Sicherlich ist China das letzte Land, das sich<br />

über die Währungspolitik anderer Staaten beklagen darf. Gleichwohl ist es richtig, dass<br />

die USA mit ihrer expansiven Geldpolitik gerade auch Länder mit einem hohen Außenhandelsanteil<br />

in große Schwierigkeiten bringen könnten, zumal (fast) alle Regionen mit<br />

Wachstumsschwäche zu kämpfen haben, die sie am liebsten durch Ankurbelung der Exportindustrie<br />

heilen möchten.<br />

Neben dem Währungsmarkt wird auch der Rentenmarkt im nächsten Jahr verstärkt<br />

dem Verdacht ausgesetzt sein, von „günstiger“ Zentralbankpolitik auf hohen Niveaus gehalten<br />

zu werden. Niedrige Zinsen werden gebraucht: wegen der Konjunktur, wegen der<br />

Währung und wegen der Staatsverschuldung.<br />

Und hier tut sich eine Diskrepanz zu einer wichtigen fundamentalen Größe auf, die<br />

derzeit auf dem Markt der Meinungen wieder in Vergessenheit geraten ist: der Inflation.<br />

Nicht nur auslaufende Basiseffekte aus dem Rohstoffbereich deuten auf steigende Preissteigerungsraten<br />

hin, wie man auch bei den Produzenten- und Importpreisen schon sehen<br />

kann. Hinzu kommt, dass sich die preisdämpfenden Effekte aus der Globalisierung<br />

eher in ihr Gegenteil verkehren werden, wenn man z.B. bedenkt, dass China sich in der<br />

nächsten Zeit aufgrund der stärkeren Betonung des Konsums zum Nettoimporteur wandeln<br />

dürfte. Ganz zu schweigen von den Zentralbanken, die dem „monetaristischen Kodex“<br />

abgeschworen haben und sich unverhohlen zur Konjunktursteuerung bekennen.<br />

Obwohl das Gesamtbild in der Tat unübersichtlich zu sein scheint, kann man<br />

gleichwohl einige Eckpunkte sicherlich festhalten:<br />

Man sollte nicht zu euphorisch sein, was das erwartete Wachstum – vor allem in<br />

Deutschland – betrifft. Demzufolge – und auch im Hinblick auf die USA – sollte man<br />

nicht zu früh mit schnell steigenden Zinsen rechnen, denn dies wird eher in der zweiten<br />

Jahreshälfte passieren.<br />

Daran wird auch der Wiederanstieg der weltweiten Inflationsraten nichts ändern.<br />

Letzteres führt in erster Linie zu einem Anstieg der Volatilität der „Kern“-Rentenmärkte,<br />

denn diese werden zwischen Inflationsbefürchtung einerseits und expansiver Geldpolitik<br />

andererseits hin- und hergerissen sein.<br />

Die Volatilität der PIIGS-Staaten wird dagegen sogar eher abnehmen, je weiter die<br />

Konsolidierungsprogramme laufen und je größer die Rückkehr der Glaubwürdigkeit der<br />

Fiskalpolitiken der einzelnen Staaten ist.<br />

Sicher wird das Agieren auf den Kapitalmärkten auch im Jahre 2<strong>01</strong>1 nicht leichter fallen<br />

als in der Vergangenheit. Sicher ist aber auch, dass man am Ende des nächsten Jahres erneut<br />

hören wird, dass Prognosen für das kommende Jahr so schwierig wie nie zuvor sind.


IR-Gebot 4:<br />

„Gezielte Kommunikation verlangt nach<br />

den richtigen Instrumenten.“<br />

Die zehn Investor Relations Gebote unter:<br />

www.ir-on.com<br />

www.ir-on.com


30<br />

INVESTMENT<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie schätzen Sie die<br />

Entwicklung am Corporate-Bond-Markt ein –<br />

wo sehen Sie Chancen für Investoren?<br />

Zantke: Mittel- bis langfristig sehe ich bei<br />

Corporate Bonds nach wie vor Chancen im<br />

Investment-Grade-Bereich wie auch in Teilen<br />

im High-Yield-Bereich. In den vergangenen<br />

Monaten, die am Aktien-, am Devisen- und<br />

auch am Rohstoffmarkt doch sehr volatil<br />

waren, haben sich Corporate Bonds und die<br />

Credit Spreads als sehr stabil erwiesen. Ich erwarte<br />

auch für die Zukunft eine stabile Entwicklung<br />

bei Corporate Bonds. Die Nachfrage<br />

wird aufgrund der niedrigen Kapitalmarktzinsen<br />

hoch bleiben. Die Anleihen in<br />

unserem Fonds haben eine durchschnittliche<br />

Rendite von 3,4%, das ist fast doppelt so hoch<br />

wie bei Bundesanleihen. Zudem hat sich der<br />

Markt weiterentwickelt, auch bei Retailinvestoren<br />

sind Unternehmensanleihen als Alternative<br />

zu Aktien angekommen. Auch Versicherungen<br />

und Pensionskassen können mit<br />

Renditen von etwa 3,4% noch leben, unter<br />

3% wird es sehr schwer. High-Yield-<br />

Anleihen erfreuen sich auch bei Privatinvestoren<br />

aufgrund der hohen Kupons einer zunehmenden<br />

Beliebtheit. Hinzu kommt, dass<br />

das Angebot deutlich gestiegen ist. Durch Solvency<br />

II kommen auch höhere Anforderungen<br />

in Bezug auf die Kapitalhinterlegung bei<br />

Versicherungen zu, so dass diese oftmals nur<br />

noch eine sehr geringe Aktienquote haben.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie haben Sie derzeit<br />

die Duration gewichtet?<br />

Zantke: Aufgrund der hohen Volatilität der<br />

Märkte ist die Duration ein ganz wichtiges<br />

�ema. Nach der jüngsten Fed-Entscheidung<br />

stehen wir vor einer Situation, die wir bislang<br />

nicht kannten. Der Leitzins wird bei 0 bis<br />

0,25% belassen und die expansive Geldpolitik<br />

nicht mehr über den Leitzins, sondern<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

„Ich glaube, dass wir neue<br />

Zinstiefs sehen können“<br />

Dietmar Zantke wurde als Head of Credit bei der LBBW Asset Management, wo er u.a. für<br />

den Rentenfonds Rentamax verantwortlich war, zum Starfondsmanager. Im letzten Jahr gründete<br />

er in Stuttgart die Zantke & Cie. Asset Management GmbH. Inzwischen hat die Gesellschaft<br />

mit neun Mitarbeitern etwa eine drei Viertel Milliarde Euro under Management.<br />

Interview<br />

mit Dietmar Zantke, Zantke & Cie. Asset Management<br />

über den Ankauf von Staatsanleihen getätigt<br />

– also nochmals 600 Mrd. USD bis zum<br />

Ende des zweiten Quartals 2<strong>01</strong>1 in den Markt<br />

gepumpt. Daher sehen wir z.B. auch beim<br />

Bund-Future eine extrem hohe Volatilität. Am<br />

Tag nach der Fed-Entscheidung hatten wir<br />

Tagesschwankungen von knapp 150 Ticks,<br />

das sind fast 1,5%. Wenn eine 10jährige Bundesanleihe<br />

eine Rendite von etwa 2,4% hat,<br />

dann sind Tagesschwankungen von 150 Ticks<br />

enorm. Daher ist die Durationssteuerung zurzeit<br />

sehr schwierig. Mittelfristig bin ich noch<br />

positiv für den Rentenmarkt, ich glaube auch,<br />

dass wir neue Zinstiefs sehen können. Die<br />

Notenbanken werden aufgrund der konjunkturellen<br />

Situation alles tun, damit die<br />

Zinsen auch am langen Ende niedrig bleiben.<br />

Wir sind zurzeit bei einer Duration von über<br />

5. Wir hedgen uns im volatilen Markt über<br />

den Verkauf des Bund-Future teilweise wieder<br />

Richtung Benchmark-Duration ab.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: High-Yield-Anleihen<br />

haben sich in den vergangenen Monaten sehr<br />

gut entwickelt. Neuemissionen treffen auf eine<br />

große Nachfrage. Ist der Markt überhitzt?<br />

Zantke: Eine Überhitzung sehe ich nicht. Vor<br />

einem Jahr wurde häufig auch von einer Blase<br />

am Corporate-Bond-Markt gesprochen. Seit-<br />

Fondsdaten: Zantke Euro Corporate Bonds AM<br />

dem konnte man mit Investmentgrade Corporate<br />

Bonds 7 bis 8% verdienen. Damit gehören<br />

Corporate Bonds auf Jahressicht zu den<br />

besten Assetklassen überhaupt. Im High-<br />

Yield-Bereich ist es ähnlich. Nach dem Absturz<br />

haben wir eine enorme Rally gesehen –<br />

insbesondere bei den sehr schwachen Bonitäten.<br />

Der Markt hat sich wieder normalisiert.<br />

Der Merrill Lynch High Yield-Index impliziert<br />

auf 4,4 Jahre eine Ausfallrate von etwa<br />

26% – also von rund 6% pro Jahr. Bei einer<br />

Ausfallrate von rund 6% wäre man noch immer<br />

auf dem Niveau von Bundesanleihen –<br />

das ist fair, aber nicht mehr billig. Bei den besseren<br />

Bonitäten im High-Yield-Bereich gibt es<br />

noch viele interessante Werte, wie z.B. Peugeot.<br />

Bei uns im Fonds haben wir eine durchschnittliche<br />

Rendite von 5,5%. Chancen sehe<br />

ich auch bei Neuemissionen – gerade auch bei<br />

Debut-Anleihen und bei Emittenten, die kein<br />

Rating haben. Hier bekommt man oftmals attraktive<br />

Renditen. Dies erfordert zwar ein umfangreiches<br />

Research. Aber einige Emittenten<br />

legen in den erstenTagen eine beeindruckende<br />

Rally hin. In High-Yield-Anleihen investieren<br />

wir jedoch ausschließlich mit dem Zantke<br />

Euro High Yield-Fonds, nicht mit dem Zantke<br />

Euro Corporate Bond-Fonds.<br />

Das Interview führte Christian Schiffmacher<br />

P-Tranche (Privat) I-Tranche (Institutionell)<br />

ISIN DE000A0Q8HP2 DE000A0Q8HQ0<br />

Ausg.aufschlag 2,00% 0%<br />

Mindestanlage 500 Euro 100.000 Euro<br />

Größte Positionen<br />

3,50% Optus Finance MTN<br />

3,64% Bouygues<br />

2,88% BNP Paribas MTN<br />

4,00% Rheinmetall MTN<br />

3,50% GDF Suez MTN<br />

Fondsvolumen ca. 375 Mio. Euro


<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Können Sie uns zum<br />

Start ein Update zur Performance der Convertibles<br />

im Jahr 2<strong>01</strong>0 geben?<br />

Humlach: Die Entwicklung der Wandelanleihen<br />

ist 2<strong>01</strong>0 stark von der Aktienentwicklung<br />

geprägt. Zudem auch von Währungseinflüssen,<br />

sofern es sich um globale Portfolios<br />

handelt. In Europa ist dabei besonders die<br />

Aktienschwäche der Peripheriestaaten wie<br />

Portugal negativ aufgefallen. Obwohl die Unternehmen<br />

solide aufgestellt sind, haben hier<br />

die Makrothemen überlagert.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie sehen Sie Performancetreiber<br />

für Wandelanleihen?<br />

Humlach: Sieht man die Convertibles als Corporate<br />

Bonds mit Aktienwandlungsoption, liegen<br />

die wesentlichen Werttreiber auf der Hand:<br />

Credit-Spread-Zinsentwicklung sowie die Aktienentwicklung<br />

des Basiswertes. Das Zinsrisiko<br />

wird dabei jedoch überschätzt. Während<br />

auf der Credit-Seite, insbesondere durch die<br />

steigende Staatsverschuldung, eher wenig Positives<br />

zu erwarten ist, wird der Zugang zum<br />

Aktienmarkt zunehmend interessant.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welchen Mehrwert liefert<br />

ein Investment in Wandelanleihen gegenüber<br />

den traditionellen Portfolios von Institutionellen<br />

Anlegern mit Aktien, Renten und Immobilien?<br />

Humlach: Jeder Wandler für sich und natürlich<br />

auch ein Portfolio daraus ergeben einen<br />

konvexen Verlauf zwischen dem Bond- und<br />

dem Aktiencharakter, eine Art natürliches Rebalancing<br />

zwischen Aktien- und Rentenabhängigkeit.<br />

Aber es gibt auch Values, die weiter<br />

reichen: Übernahme- und Dividendenschutzklauseln<br />

können ebenso Werttreiber sein<br />

wie auch der üblicherweise signifikante Discount<br />

bei Neuemissionen. Institutionelle Anleger<br />

denken derzeit stark über eine bessere Di-<br />

INVESTMENT<br />

„Wandelanleihen bieten durch die Asymmetrie<br />

Mehrwert gegenüber traditionellen Portfolios mit<br />

Aktien, Renten und Immobilien“<br />

Christian Humlach ist Produktspezialist bei CONVERTINVEST. Die auf Asymmetrie spezialisierte<br />

Boutique ist Pionier in Absolute Return mit Wandelanleihen und mehrfach für ihre<br />

risikoadjustierte Performance im Management von Wandelanleihen ausgezeichnet.<br />

Interview<br />

mit Christian Humlach, CONVERTINVEST<br />

versifizierung nach und wollen ihr Aktienund<br />

Immobilien-Exposure und damit den<br />

Sachwertzugang erhöhen. Mit Wandelanleihen<br />

könnte dies ebenfalls über einen sanften<br />

Einstieg am Aktienmarkt erfolgen. Insbesondere<br />

bei einem europäischen Portfolio.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Die CONVERTIN-<br />

VEST ist bekannt als Pionier in Absolute Return<br />

mitWandelanleihen und bei der Information<br />

Ratio im Ranking regelmäßig ganz oben zu<br />

finden. Was ist der Unterschied zu Ihrer All-<br />

Cap-Strategie?<br />

Humlach: Die Absolute-Return-Strategie ist<br />

eine wertvolle Diversifikation für ein Rentenportfolio<br />

oder ein Portfolio mit mehreren<br />

Total-Return-Strategien mit Zielrendite 5–<br />

6% p.a. Eine möglichst hohe risikoadjustierte<br />

Rendite steht dort im Vordergrund. Das Ziel<br />

des All Cap ist klar eine Outperformance der<br />

Assetklasse Wandelanleihen in Europa. Damit<br />

ist die Strategie eher auch als sanfter Aktieneinstieg<br />

oder defensives Aktieninvestment<br />

geeignet.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Sie sind bereits Ende<br />

August/Anfang September und damit noch vor<br />

derVeröffentlichung der Quartalssaison sehr bullish<br />

für Aktien positioniert gewesen. Was waren<br />

die Gründe dafür?<br />

Humlach: In den Wochen vor den Quartalsberichten<br />

haben wir rund 50 persönliche<br />

Unternehmensgespräche in Madrid, Paris<br />

und München geführt. Dabei haben wir gesehen,<br />

dass die Situation der Unternehmen<br />

solide ist und zumindest einen zufriedenstellenden<br />

Verlauf erwarten lässt. Der Ausbruch<br />

aus einem kurzfristigen Abwärtstrend im neu<br />

etablierten, längerfristigen Aufwärtstrend hat<br />

uns zudem bestätigt, mehr Risiko zu nehmen.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Q.Cells und Air Berlin<br />

haben sich refinanziert undWandelanleihen<br />

zurückgekauft. Welche Unternehmen könnten<br />

dem Beispiel folgen?<br />

Humlach: Grundsätzlich haben wir eine<br />

Reihe von Refinanzierungen im Wandelanleihebereich<br />

gesehen. Ein Unternehmen, das<br />

einmal eine Wandelanleihe begeben hat,<br />

kommt häufig wieder an den Markt, da Wandelanleihen<br />

sehr einfach und schnell platzierbar<br />

sind. Viele Unternehmen wie Air Berlin<br />

nutzen darüber hinaus in der Tat die Möglichkeit<br />

des Rückkaufs, wenn sich diese<br />

Chance bietet. Und diese Chancen sind für<br />

einige Wandelanleiheemittenten durchaus<br />

noch vorhanden.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Die schwache Liquidität<br />

bei Convertibles wurde 2009 immer wieder<br />

von institutionellen Anlegern bemängelt. Wie<br />

hat sich der Markt dahingehend entwickelt und<br />

was erwarten Sie?<br />

Humlach: Mit der Finanzkrise hat sich die<br />

Investorenstruktur bei Wandelanleihen deutlich<br />

zum Positiven verändert. Das Hedgefonds-Exposure<br />

ist aufgrund des niedrigeren<br />

Leverage deutlich reduziert – Convertible<br />

Arbitrage hat an Bedeutung verloren! Liquidität<br />

ist neu bepreist worden und hat an Bedeutung<br />

gewonnen. Die Emissionstätigkeit<br />

ist hoch und wird wohl hoch bleiben, sodass<br />

eine Marktverkleinerung nicht zu erwarten<br />

ist, eher das Gegenteil. Viele Unternehmen,<br />

besonders kleine und mittelgroße, haben sich<br />

in der Vergangenheit über Bankkredite finanziert<br />

und suchen die Nähe zum Kapitalmarkt.<br />

Das aktuelle Niedrigzinsumfeld erhöht<br />

diesen Anreiz.<br />

Das Interview führte Robert Cleve.<br />

Das Interview wurde von der Redaktion gekürzt.<br />

Das vollständige Interview kann unter<br />

www.fixed-income.<strong>org</strong> >„Investment“<br />

abgerufen werden.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 31


32<br />

<strong>BOND</strong> SCHOOL<br />

Michael Puschmann ist Head<br />

of <strong>Fixed</strong> <strong>Income</strong> Trading der<br />

Baader Bank AG.<br />

Zinssensitivität<br />

Immun gegen Zinsänderungen<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

Text: Michael Puschmann<br />

Eines der Kernrisiken bei der Investition in festverzinsliche Wertpapiere ist neben dem<br />

Ausfallrisiko das Zinsänderungsrisiko. Dieses Risiko drückt aus, welche Kursbewegungen<br />

der Rentenmarkt bzw. eine einzelne Anleihe vollzieht, wenn der Marktzins sich<br />

verändert. Durch diese Kursveränderungen ergeben sich für einen Investor sowohl Chancen<br />

als auch Risiken.<br />

Die Zinssensitivität, auch modifizierte Duration genannt, wurde von John Hicks Mitte<br />

der 1940er Jahre auf Basis der Macaulay-Duration entwickelt.<br />

Die „normale“ Duration nach Macaulay ist eine Jahreskennzahl, die den Zeitraum angibt,<br />

der bei einem festverzinslichen Wertpapier benötigt wird, um mögliche Kurs- und<br />

Zinseszinseffekte durch eine Zinsänderung auszugleichen. Mit der Duration ist somit<br />

eine Immunisierung des Zinsänderungsrisikos möglich.<br />

Die daraus entwickelte modifizierte Duration gibt dem Investor Aufschluss über die<br />

Kursbewegung einer Anleihe, wenn sich der Marktzins um 100bp verändert. Damit zeigt<br />

sich, wie elastisch der Anleihekurs auf den Marktzins reagiert. Die modifizierte Duration<br />

lässt sich wie folgt berechnen:<br />

MD = D ·<br />

1<br />

1 + r<br />

Die Duration der jeweiligen Anleihe wird bei der oben ersichtlichen Formel durch<br />

den Faktor 1+Rendite geteilt.<br />

Beispiel:<br />

Hat eine Anleihe einen Wert von 150 Mio. Euro und besitzt eine modifizierte Duration von<br />

3,50%, ergibt sich bei einer einprozentigen Marktzinsänderung eine Wertänderung der genannten<br />

Anleihe von 5,25 Mio. Euro.<br />

Es ist zu beachten, dass die modifizierte Duration nur eine Annäherung an den tatsächlichen<br />

Wert ist, da die modifizierte Duration eine lineare Rechnung ist. Trotzdem ist<br />

sie eine wesentliche Kennzahl, um Anlegern und Investoren aufzuzeigen, welche konkreten<br />

Risiken sie mit einer Investition in festverzinsliche Wertpapiere und einer möglichen<br />

Änderung des Marktzinses eingehen.


Die Mittelstandsanleihe<br />

Eine neue Liebe erwacht. Hat sie aber auch langfristig Bestand?<br />

Text: Dr. Konrad Bösl<br />

Immer mehr mittelständische Unternehmen<br />

sehen in der Emission einer Anleihe<br />

eine neue, interessante Alternative zum klassischen<br />

Bankkredit. Gemessen an der Anzahl<br />

an Erstemissionen, dem öffentlichen<br />

Interesse und den erstmals an einer Börse<br />

speziell für Mittelstandsanleihen geschaffenen<br />

Rahmenbedingungen kann das Jahr<br />

2<strong>01</strong>0 als Zeitenwende für die Emission von<br />

Anleihen mittelständischer Unternehmen<br />

bezeichnet werden. Die Finanzierung mittelständischer<br />

Unternehmen wird damit um<br />

eine interessante Alternative bereichert. Entscheidend<br />

ist nun, dass die Rahmenbedingungen<br />

attraktiv gestaltet werden und das<br />

„zarte Pflänzchen“ Mittelstandsanleihe nicht<br />

durch schwarze Schafe unter den Anleiheemittenten<br />

zertreten wird.<br />

Wesentliches Merkmal einer Mittelstandsanleihe<br />

ist, dass es sich um kleinvolumige<br />

Anleihen zwischen 35 Mio. Euro und<br />

150 Mio. Euro handelt, die über den <strong>org</strong>anisierten<br />

Kapitalmarkt emittiert werden.<br />

Dem war nicht immer so. Bis 2009 wurden<br />

in Deutschland Unternehmensanleihen nahezu<br />

ausschließlich von Großunternehmen<br />

begeben. Das Emissionsvolumen lag in der<br />

Regel deutlich über 200 Mio. Euro. Hinzu<br />

kam, dass seitens der Banken kein Interesse<br />

bestand, kleinvolumigere Anleihen zu platzieren.<br />

Dies führte dazu, dass mittelständische<br />

Unternehmen bei der Begebung einer<br />

Anleihe an den Graumarkt gedrängt wurden.<br />

Letzteres bedeutete ein hohes Platzierungsrisiko<br />

bei gleichzeitig überdurchschnittlich<br />

hohen Emissionskosten.<br />

Aufgrund des extremen Rückgangs des<br />

Zinsniveaus hat sich 2<strong>01</strong>0 die Marktsituation<br />

grundsätzlich verändert. Neben Privatanlegern<br />

engagieren sich immer mehr institutionelle<br />

Investoren in Mittelstandsanleihen.<br />

Hinsichtlich der institutionellen Investoren<br />

fällt auf, dass sie immer weniger Wert<br />

auf das Rating einer großen Ratingagentur<br />

(zum Beispiel Standard & Poor’s oder Moody’s)<br />

legen. Darin spiegelt sich ein spürbarer<br />

Vertrauensverlust in die Qualität der großen<br />

Ratingagenturen wider, der sich während der<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren<br />

2008 und 2009 aufgebaut hat.<br />

Während in der ersten Jahreshälfte 2<strong>01</strong>0<br />

Mittelstandsanleihen vornehmlich von größeren,<br />

mittelständischen Unternehmen mit<br />

einem höheren Emissionsvolumen begeben<br />

wurden, hat sich dies in der zweiten Jahres-<br />

hälfte deutlich geändert. Nicht nur die Emissionsvolumina<br />

sind in der Untergrenze auf<br />

25 Mio. Euro bis 35 Mio. Euro gefallen, sondern<br />

es sind vornehmlich nicht börsennotierte<br />

Unternehmen, die Mittelstandsanleihen<br />

begeben. Die deutschen Regionalbörsen<br />

und die Börse in Frankfurt haben den<br />

Trend zur Mittelstandsanleihe erkannt und<br />

bereiten spezielle Marktsegmente vor. Pionier<br />

ist die Stuttgarter Börse. Im Mai dieses<br />

Jahres hat sie mit Bondm ein spezielles Handelssegment<br />

für Mittelstandsanleihen im<br />

Freiverkehr eingerichtet. Bondm ist zugleich<br />

eine Plattform, die auf die Eigenemission<br />

von Anleihen mittelständischer Unternehmen,<br />

insbesondere an Privatanleger, gerichtet<br />

ist. Neben der Platzierung über die<br />

Bondm-Plattform empfiehlt die Stuttgarter<br />

Börse den mittelständischen Unternehmen<br />

die Eigenemission über die eigene Website<br />

sowie über die Ansprache institutioneller Investoren<br />

zu betreiben. Die Unternehmen<br />

sind verpflichtet, sich bei der Emission durch<br />

einen sogenannten Bondm-Coach begleiten<br />

zu lassen, das heißt ein von der Stuttgarter<br />

Börse zugelassenes Beratungsunternehmen,<br />

das die Kapitalmarktfähigkeit des Unternehmens<br />

prüft und das Unternehmen bei<br />

der Erfüllung der mit dem Handel auf<br />

Bondm verbundenen Folgepflichten (zum<br />

Beispiel Veröffentlichung eines Halbjahresabschlusses,<br />

eines aktuellen Finanzkalenders<br />

oder eines Emittenten-Factsheets auf der<br />

Website) unterstützt.<br />

Je mehr Börsen spezifische Handelssegmente<br />

für Mittelstandsanleihen einrichten,<br />

umso größer wird der Wettbewerb der Börsen,<br />

mittelständische Unternehmen für ihr<br />

Handelssegment zu gewinnen. Langfristig<br />

werden nur jene Börsen Erfolg haben, denen<br />

es gelingt, möglichst viele Mittelstandsanleihen<br />

in ihrem Handelssegment gelistet<br />

zu haben. Allein deshalb ist die Gefahr groß,<br />

dass die Qualität der anleiheemittierenden,<br />

mittelständischen Unternehmen abnimmt,<br />

das heißt die Anleihefähigkeit nicht oder in<br />

nicht ausreichendem Maße gegeben ist. Anleihefähig<br />

ist ein mittelständisches Unternehmen<br />

nur dann, wenn es über nachhaltig<br />

stabile Cashflows verfügt, die die Zinszahlung<br />

und die endfällige Rückzahlung des Anleihebetrags<br />

sicherstellen. Um dies beurteilen<br />

zu können, müssen die wesentlichen Einflussgrößen<br />

auf Umsatz- und Kostenstruktur<br />

der Unternehmensplanung des mittelständischen<br />

Unternehmens einem Stresstest<br />

EINWURF<br />

Dr. Konrad Bösl ist Vorstand der<br />

Blättchen & Partner AG.<br />

www.blaettchen.de.<br />

unterzogen werden. Um dies tun zu können,<br />

ist nicht nur ein tiefes Verständnis des Geschäftsmodels<br />

erforderlich, sondern gleichzeitig<br />

eine langjährige Erfahrung in der Analyse<br />

und Beurteilung von Unternehmensplanungen.<br />

An Bondm soll dies der vom<br />

Unternehmen zu verpflichtende Bondm-<br />

Coach übernehmen. Ob dies jeder Bondm-<br />

Coach fachlich kann und sich seiner Verantwortung<br />

für die Etablierung der Mittelstandsanleihe<br />

in Deutschland bewusst ist,<br />

darf im Grunde in Frage gestellt werden, da<br />

Kapitalmarkterfahrung und die Entrichtung<br />

der Jahresgebühr ausreichen, um Bondm-<br />

Coach zu werden.<br />

Es geht hier nicht darum, Bondm oder<br />

ein zukünftig an einer anderen Börse entstehendes<br />

Handelssegment für Mittelstandsanleihen<br />

schlecht zu machen. Vielmehr<br />

ist es wichtig, alle Kapitalmarktteilnehmer<br />

daraufhin zu sensibilisieren, dass der<br />

Markt für Mittelstandsanleihen sich nur<br />

dann dauerhaft etablieren und erfolgreich<br />

sein kann, wenn verhindert wird, dass nicht<br />

anleihefähige mittelständische Unternehmen<br />

den Weg an den Kapitalmarkt finden. Hierfür<br />

ist eine Rückbesinnung an den steilen<br />

Aufstieg und tiefen Fall des Neuen Marktes<br />

sinnvoll. Es liegt primär in der Verantwortung<br />

jeder ein Handelssegment für Mittelstandsanleihen<br />

betreibenden Börse sicherzustellen,<br />

dass nur anleihefähige Unternehmen<br />

aufgenommen werden. Es werden die<br />

falschen Anreize gesetzt, wenn ein Windhundrennen<br />

zwischen den Börsen um Mittelstandsanleihen<br />

einsetzt, eine das schnelle<br />

Geschäft witternde Beraterklasse entsteht,<br />

die die Emission begleitenden Banken ein<br />

attraktives Provisionsgeschäft und ihre Mitarbeiter<br />

hohe Bonuszahlen vor Augen haben.<br />

Der Markt für Mittelstandsanleihen wird<br />

schnell sein Ende finden – und hier sind<br />

durchaus Parallelen zum Hype bei der Mezzanine-Finanzierung<br />

zulässig –, wenn in der<br />

näheren Zukunft bei ersten Mittelstandsanleihen<br />

die Zinszahlungen nicht oder nicht<br />

vollständig bedient werden können. Der<br />

größte Verlierer steht dann schon heute fest:<br />

der deutsche Mittelstand!<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 33


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SERVICE<br />

Links<br />

Vorschau auf<br />

Impressum<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

www.fixed-income.<strong>org</strong><br />

Informationen für Emittenten und Investoren.<br />

Betreiber der Internetseite: Institutional Investment Publishing GmbH,<br />

Herausgeber von <strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> und <strong>BOND</strong>BOOK.<br />

www.bondboard.de<br />

Derzeit beste Internetseite rund um Anleiheninvestments.<br />

Betreiber: Baader Bank AG<br />

www.boerse-frankfurt.de<br />

Umfangreiche Informationen rund um Anleiheninvestments.<br />

Betreiber: Deutsche Börse AG<br />

www.morningstar.de<br />

Informationen rund um (Renten-) Fonds,<br />

einschließlich qualitativer Ratings.<br />

Betreiber: Morningstar Deutschland GmbH<br />

www.bondinvest.eu<br />

Plattform für den Rentenhandel mit direkter<br />

Handelsmöglichkeit, z.B. über S-Broker.<br />

Betreiber: Steubing AG<br />

www.euribor.<strong>org</strong><br />

Die wichtigsten Euribor-Sätze auf einen Blick.<br />

Betreiber: Euribor-EBF<br />

www.godmode-trader.de/Kurse-Charts/Futures-auf-Anleihen<br />

Futures auf Anleihen sowie Euribor-Entwicklung im Überblick.<br />

Betreiber: BörseGo AG<br />

Ausgabe 2 · Februar / März 2<strong>01</strong>1<br />

<strong>Erscheinungstermin</strong>: 31. Januar 2<strong>01</strong>1<br />

Redaktions-/Anzeigenschluss: 25. Januar 2<strong>01</strong>1<br />

Themen:<br />

Börsliche Mittelstandsplattformen<br />

• Emissionskosten/versteckte Kosten<br />

• Aussagekraft des Ratings<br />

• die wichtigsten Berater/Coaches/Anwälte<br />

• Analyse aller Mittelstandsanleihen<br />

High-Yield-Anleihen<br />

• Die besten High-Yield-Fonds<br />

Emerging Markets Debt<br />

• Die besten Emerging Markets Debt-Fonds<br />

Wandelanleihen<br />

• Die besten Wandelanleihen-Fonds<br />

Ansprechpartner: Christian Schiffmacher<br />

Tel: 0 81 71 / 41 80 4-91 · Fax: 0 81 71 / 41 80 4-99<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>, Ausgabe 1 (Dez. 2<strong>01</strong>0/Jan.2<strong>01</strong>1)<br />

Verlag: Institutional Investment Publishing GmbH,<br />

Bahnhofstr. 28, D-82515 Wolfratshausen,<br />

www.fixed-income.<strong>org</strong>, Tel: +49 (0) 8171 / 41 80 4-91,<br />

Fax: +49 (0) 8171 / 41 80 4-99<br />

Redaktion: Christian Schiffmacher (Chefredakteur),<br />

Robert Cleve, André Hüsemann, Denis Kuhn,<br />

Stefan Scharff, Frank Schnattinger<br />

Mitwirkung bei dieser Ausgabe: �omas Kaufmann,<br />

Fabian Lorenz, Ulf Marhenke,<br />

Interviewpartner: Arthur Brunner, Ulf Hüttmeyer,<br />

Christian Humlach, Dr. Karl Kuhlmann, Dietmar<br />

Zantke<br />

Bildredaktion: Denny Guzman Gonzalez, Angelika<br />

Schiffmacher<br />

Gestaltung/Layout: Durchblick-Komplettwerbung<br />

Harald Mitscher, Longuich<br />

Druck: Holzmann Druck GmbH & Co KG,<br />

Bad Wörishofen<br />

Haftung und Hinweise: Artikeln und Tabellen liegen<br />

Quellen zugrunde, welche die Redaktion für verlässlich<br />

hält. Eine Garantie für die Richtigkeit kann<br />

allerdings nicht übernommen werden.<br />

Nachdruck: © 2<strong>01</strong>0 Institutional Investment Publishing<br />

GmbH, Wolfratshausen. Alle Rechte vorbehalten.<br />

Nachdruck, Vervielfältigungen oder Verbreitung<br />

mittels elektronischer Medien sind grundsätzlich<br />

nicht gestattet. Ausnahmen nur mit ausdrücklicher<br />

Genehmigung des Verlages.


Text: Stefan Scharff, Andre Hüsemann<br />

Wer in Anleihen investieren möchte, muss sich zuerst über<br />

seine Anlagekriterien im Klaren sein. Entsprechend gilt es,<br />

die Anleihen nach ihren Ausstattungsmerkmalen wie Laufzeit,<br />

Kupon, Währung und Besicherung der Emission zu sortieren.<br />

Hinzu kommen weitere Entscheidungskriterien wie Rendite und<br />

Bonität des Emittenten oder der Emission.<br />

Entscheidende Orientierungshilfen zu nahezu allen handelbaren<br />

Anleihen finden konservative wie spekulative Anleger auf der<br />

von der Baader Bank AG betriebenen Internetplattform Bondboard<br />

(www.bondboard.de, der Bondbereich von www.baadermarkets.de).<br />

Die Handelsseiten auf Bondboard unterteilen die Anleihen nach<br />

der Art des Emittenten oder nach besonderen Merkmalen.<br />

Staatsanleihen werden von Staaten begeben. Erstklassige staatliche<br />

Emittenten sind beispielsweise die Bundesrepublik Deutschland<br />

oder Frankreich (AAA). Irland ist mit AA- bewertet,<br />

Griechenland mit BBB-.<br />

Daneben werden Anleihen von Schwellenländern wie zum Beispiel<br />

Brasilien und Marokko im Segment Emerging Markets<br />

aufgeführt.<br />

Bei Bankschuldverschreibungen spielt die Art und Weise der<br />

Besicherung eine wichtige Rolle bei der Einteilung: Pfandbriefe<br />

sind von Banken ausgegebene Anleihen nach dem Pfandbriefgesetz,<br />

die zusätzlich durch eine Deckungsmasse, z.B. Hypotheken,<br />

besichert sind. Jumbo-Anleihen sind besicherte Anleihen von<br />

Kreditinstituten. Das Emissionsvolumen beträgt mind. 1 Mrd.<br />

Euro. Jumbo-Anleihen sind in sehr großen Beträgen handelbar.<br />

bondboard.de<br />

Das Navi für den Anleihenmarkt<br />

Mit der Internetplattform Bondboard bietet die Baader Bank<br />

dem Anleger wertvolle Orientierungshilfen zu Laufzeiten, Rendite, Währung<br />

oder der Qualität der Emission.<br />

bondboard.de – Anleihen im Fokus<br />

SERVICE<br />

Unter Financials werden die unbesicherten Anleihen von Banken<br />

aufgeführt.<br />

Zeros und Floater weisen Besonderheiten bei der Zinszahlung<br />

auf.<br />

Anlegern, die sich nicht für ein spezielles Segment interessieren,<br />

bietet der Bondfinder die Möglichkeit einer individuellen Auswahl.<br />

bondboard.de – Währungsanleihen<br />

Internationale Ratingagenturen bewerten laufend die Bonität der<br />

Schuldner und die Qualität der einzelnen Anleihen. Auf Bondboard<br />

veröffentlicht die Baader Bank AG das Rating der Agentur<br />

FitchRatings. Die Bewertungen reichen von der Bestnote AAA<br />

bis hin zu D als schlechteste Bewertung. Grundsätzlich gilt: Je<br />

schlechter die Bewertung, desto höher muss der Renditeaufschlag<br />

sein.<br />

In der Auswahlliste der Anleihen findet sich neben deren Ausstattungsmerkmalen<br />

(Kupon, Emittent, Fälligkeit) auch eine<br />

Kennziffer für die Handelbarkeit der Anleihe – das Liquiditätsrating,<br />

kurz LiRa. Bei LiRa 1 bis 4 sind Anleihen mit v<strong>org</strong>egebener<br />

Geld-/Briefspanne jederzeit handelbar. Das Volumen ist je<br />

nach Kennziffer gestaffelt. Bei LiRa 5 kann die Anleihe jederzeit<br />

verkauft werden. Anleihen mit LiRa 6 sind ausschließlich nach<br />

Orderlage handelbar. Die aktuellen An- und Verkaufskurse veröffentlicht<br />

die Baader Bank in den Spalten Bid und Ask.<br />

Die Baader Bank führt als Skontroführer an den Börsen Düsseldorf<br />

und München die Orders nach den dort geltenden Liquiditätsratings<br />

aus. Daher ist die Aussage, wonach eine Order an<br />

dem Börsenplatz mit dem größten Umsatz am besten ausgeführt<br />

wird, obsolet.<br />

<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 35


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