BOND MAGAZINE 01 (Erscheinungstermin ... - Fixed-Income.org
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„Es ist Nachfrage da, und wir überlegen, Seite 16<br />
ob und wie wir diese bedienen können“<br />
Air-Berlin-CFO Ulf Hüttmeyer äußert sich im Interview zu den<br />
aktuellen Finanzierungsplänen<br />
„Ich glaube, dass wir neue Seite 30<br />
Zinstiefs sehen können“<br />
Interview mit Star-Fondsmanager Dietmar Zantke,<br />
Zantke & Cie. Asset Management<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
DER NEWSLETTER FÜR ANLEIHEEMITTENTEN UND INVESTOREN<br />
Dez. 2<strong>01</strong>0<br />
Inhalt<br />
Jan. 2<strong>01</strong>1<br />
Who is who Seite 4<br />
Marktbericht Seite 6<br />
Xetra Bonds Seite 8<br />
Interview mit Arthur Brunner,<br />
Market Making Xetra Bonds,<br />
ICF Kursmakler AG<br />
Marktmodell/Spezialisten Seite 10<br />
Hohe Nachfrage nach Seite 12<br />
Mittelstandsanleihen<br />
Börse Düsseldorf gründet Seite 13<br />
mittelstandsmarkt<br />
Interview<br />
Dr. Karl Kuhlmann, Seite 14<br />
Vorstand, S.A.G. Solarstrom AG<br />
Ulf Hüttmeyer, CFO Seite 16<br />
der Air Berlin PLC<br />
Unternehmensanleihen als Seite 20<br />
Alternative zur Eigenkapitalfinanzierung<br />
Praxisbeispiel Dürr AG<br />
Ratingagenturen Seite 26<br />
weiterhin im Visier des<br />
europäischen Gesetzgebers<br />
Interview mit Seite 30<br />
Star-Fondsmanager Dietmar Zantke,<br />
Zantke & Cie Asset Management<br />
Bond School:<br />
Zinssensitivität Seite 32<br />
Links / Vorschau Seite 34<br />
Ausgabe <strong>01</strong> – Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 – www.fixed-income.<strong>org</strong> – 7,50 Euro<br />
Mittelstandsanleihen boomen,<br />
Refinanzierungsbedarf steigt deutlich<br />
Der Automobilzulieferer Dürr hat im Oktober eine Unternehmensanleihe im Volumen<br />
von 150 Mio. Euro platziert.<br />
Text: Christian Schiffmacher<br />
Während die Emissionstätigkeit nach<br />
dem Rekordjahr 2009 am Eurobond-<br />
Markt deutlich unter dem Vorjahresniveau<br />
liegt, boomt die Emission von Anleihen mittelständischer<br />
Unternehmen. Die Börse<br />
Stuttgart machte mit Bondm den Anfang.<br />
Kürzlich gab die Börse Düsseldorf den Start<br />
des mittelstandsmarktes bekannt. Die Deutsche<br />
Börse AG gründet ebenfalls ein Segment<br />
für Mittelstandsanleihen, und die Börse<br />
München startet dem Vernehmen nach in<br />
Kürze mit m:access Renten. Die bisherigen<br />
Emittenten stießen dabei größtenteils auf<br />
eine Nachfrage, die das Angebot deutlich<br />
überstieg. Viele Marktteilnehmer sprechen<br />
daher schon von einer Bubble.<br />
Doch im Gegensatz zu Aktien haben Anleihen<br />
i.d.R. eine feste Laufzeit. Zum Laufzeitende<br />
ist fast immer eine Anschluss-<br />
finanzierung notwendig. Auf Basis der Fälligkeitsstruktur<br />
lässt sich schon heute relativ<br />
gut voraussagen, dass der Bedarf an Anschlussfinanzierungen<br />
am Eurobond-Markt<br />
in den kommenden vier Jahren um 50% ansteigt.<br />
Im High-Yield-Segment steigt der<br />
Bedarf an Anschlussfinanzierungen in den<br />
kommenden vier Jahren sogar um das Fünffache.<br />
Ein Ende des Emissionsbooms ist daher<br />
nicht abzusehen. Vielmehr dürften wir<br />
zurzeit gerade am Anfang eines Booms stehen.<br />
Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus, eines<br />
verbesserten konjunkturellen Umfeldes<br />
und der damit einhergehend gestiegenen<br />
Risikobereitschaft auf Investorenseite wagen<br />
zunehmend auch Emittenten aus dem Sub-<br />
Investmentgrade-Bereich den Schritt an den<br />
Kapitalmarkt (s. Seite 6).<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong>
We believe in German Mittelstand<br />
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Anleihen schlagen Aktien<br />
Christian Schiffmacher,<br />
Chefredakteur<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
EDITORIAL<br />
Wir alle kennen den Spruch „Aktien schlagen Anleihen“. Aber deshalb muss er noch<br />
lange nicht richtig sein. Wer sich die Entwicklung des DAX im 10-Jahres-Verlauf<br />
ansieht, dürfte sich unweigerlich die Frage stellen, ob man mehr Rendite nicht mit weniger<br />
Stress hätte erreichen können. Bei Anleihen zeigt sich, nicht zuletzt aufgrund der aktuellen<br />
Niedrigzinsphase, ein ganz anderes Bild – die Kurse bilden ein Hoch nach dem<br />
anderen.<br />
Aufgrund der anhaltenden und vermutlich im Zusammenhang mit Basel III noch zunehmenden<br />
Zurückhaltung von Banken bei der Kreditvergabe entdecken auch immer<br />
mehr Unternehmen Anleiheemissionen als alternative Finanzierungsform und stoßen dabei<br />
auf eine enorme Nachfrage, da Anleger zunehmend auf der Suche nach stabilen Renditen<br />
sind. Durch Solvency II kommen zudem auch höhere Anforderungen in Bezug auf<br />
die Kapitalhinterlegung bei Versicherungen zu, so dass diese oftmals nur noch eine sehr<br />
geringe Aktienquote haben.<br />
Vom attraktiven Zinsniveau und der extrem hohen Aufnahmebereitschaft der Investoren<br />
wurde eine ganze Reihe von Debütemittenten angelockt: SAP, Stada, Symrise, Rheinmetall,<br />
Solarworld, Celesio. Alle genannten Unternehmen haben noch eine Gemeinsamkeit:<br />
Sie sind ohne Rating an den Kapitalmarkt gegangen. Dennoch war z.B. die Celesio-<br />
Anleihe 10-fach überzeichnet, die von Stada 7-fach.<br />
Ermutigt von diesem Erfolg startete die Börse Stuttgart die Mittelstandsplattform<br />
Bondm, die erstmals mittelständischen Unternehmen die Emission von Anleihen ohne<br />
Bankenkonsortium und mit direkter Ansprache von Privatanlegern ermöglichte. Auch<br />
hier war der Erfolg überwältigend. Fast alle anderen Börsen ziehen zurzeit mit vergleichbaren<br />
Segmenten nach. Doch eines ist auch klar, das Regelwerk von Bondm ist keineswegs<br />
zu vergleichen mit der Ad-hoc-Pflicht, die für Aktien im EU-regulierten Markt gilt.<br />
Ein Bondm-Emittent hat z.B. einen Wechsel des Finanzvorstandes erst gemeldet, nachdem<br />
das Bond Magazine nachdrücklich darauf gedrängt hat. Dabei ist fraglich, ob das<br />
Unternehmen den Vorstandswechsel hätte melden müssen. Die Transparenz in den<br />
neuen Anleihesegmenten ist ungewohnt niedrig. Enttäuschungen und böse Überraschungen<br />
sind daher nur eine Frage der Zeit.<br />
Hinzu kommt, dass vom Erfolg der ersten mittelständischen Emittenten auch immer<br />
mehr zweit- und drittklassige Unternehmen angelockt werden. Von einer starken Nachfrage<br />
solcher Unternehmen berichten derzeit alle am Markt aktiven Berater.<br />
Mehrere Banken und Berater prüfen derzeit zudem die Emission von Nachranganleihen<br />
mittelständischer Unternehmen …<br />
Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen<br />
Christian Schiffmacher<br />
P.S.: An dieser Stelle möchte ich Sie auch auf unsere Internetplattform<br />
www.fixed-income.<strong>org</strong> hinweisen, auf der Sie tagesaktuelle Informationen rund um<br />
die Emission von Anleihen und Anleiheinvestments finden.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
3
4<br />
WHO IS WHO<br />
Who is who<br />
Wolfgang Schäfer, Continental<br />
Continental-CFO Wolfang Schäfer hat in<br />
diesem Jahr die Refinanzierung des DAX-<br />
Konzerns deutlich vorangetrieben. So hat<br />
Continental im Juli eine High-Yield-<br />
Anleihe im Volumen von 750 Mio. Euro<br />
emittiert (Emissionspreis 99,0047%,<br />
Laufzeit: 5 Jahre, Kupon 8,5%). Im September<br />
folgte eine Anleihe mit einer Laufzeit<br />
von 7 Jahren (Emissionsvolumen 1<br />
Mrd. Euro, Emissionspreis 99,3304%,<br />
Kupon 7,5%). Im Oktober wurde dann<br />
eine Dual-Tranche mit Laufzeit von 6<br />
bzw. 8 Jahren emittiert und einem Volumen<br />
von jeweils 625 Mio. Euro (6 Jahre:<br />
Emissionspreis 98,861%, Kupon 6,5%;<br />
8 Jahre: Emissionspreis 99,246%, Kupon<br />
7,125%).<br />
Matthias Minor, Royal Bank of<br />
Scotland<br />
Die Royal Bank of Scotland (RBS) hat<br />
Matthias Minor zum neuen Leiter des deutschen<br />
Unternehmensanleihegeschäfts<br />
ernannt. Als Head of Corporate Debt Capital<br />
Markets (DCM) Germany berichtet er<br />
an Matt Carter, Leiter des europäischen<br />
Investment Grade Bond Origination Teams<br />
der RBS. Minor folgt auf Roland Plan, der<br />
als Europachef des RBS-Anleihegeschäfts<br />
auch für Deutschland verantwortlich war<br />
und ab sofort als Country Head die RBS in<br />
der Schweiz leitet. Die Royal Bank of Scotland<br />
gehört bei Anleihen zu den führenden<br />
Emissionshäusern in Europa.<br />
Burkhard Ziegler, Close Brothers<br />
Seydler Bank<br />
Burkhard Ziegler, Generalbevollmächtigter<br />
der Close Brothers Seydler Bank AG,<br />
sieht große Chancen für Xetra Bonds.<br />
„Sowohl institutionelle als auch private<br />
Investoren werden von diesem neuen<br />
Handelsmodell profitieren. Ein erhöhtes<br />
Maß an Transparenz im Handel in Rentenprodukten<br />
wird geschaffen, das so<br />
bisher nicht existiert hat. Daraus entsteht<br />
eine neue Plattform mit einer stärkeren<br />
internationalen Ausrichtung durch die<br />
Nutzung der Handelsangebote von Xetra.<br />
Dies ist eine strategische Antwort auf den<br />
harten Verteilungskampf um Ordervolumina<br />
im Anleihegeschäft, und dieses neue<br />
Modell wird von unserem Haus vorbehaltlos<br />
unterstützt.“<br />
Christian W. Porath, BNP<br />
Paribas<br />
Christian W. Porath ist seit November<br />
neuer Head of <strong>Fixed</strong> <strong>Income</strong> von BNP<br />
Paribas. In dieser Position verantwortet er<br />
das gesamte <strong>Fixed</strong>-<strong>Income</strong>-Geschäft der<br />
Bank mit Corporates und Financial Institutions<br />
in Deutschland und Österreich.<br />
Porath war viele Jahre für Credit Suisse in<br />
verschiedenen leitenden Positionen tätig<br />
und verantwortete dort zuletzt den<br />
Bereich FID Coverage Germany, Austria<br />
& Eastern Europe von London aus, bevor<br />
er zu McKinsey in Rom wechselte.<br />
Markus Götz, BayernInvest<br />
Marks Götz ist neuer Direktor Marketing<br />
& Vertrieb bei BayernInvest. Er war zuletzt<br />
als Direktor Vertrieb für State Street Global<br />
Advisors tätig. Weitere Stationen waren<br />
bei COMINVEST Asset Management<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
und Kepler-Fonds. In seiner neuen Aufgabe<br />
fokussiert sich Götz auf die Betreuung<br />
der Kundensegmente Versicherungen<br />
und Vers<strong>org</strong>ungswerke. Ferner wird er<br />
Eberhard Schwarz, Generalbevollmächtigter<br />
und Leiter des Bereichs Marketing &<br />
Vertrieb, bei der Betreuung des Kundensegments<br />
der Unternehmen unterstützen.<br />
Kai Jordan,<br />
Steubing AG<br />
Xetra ist die pan-europäische und vollelektronische<br />
Handelsplattform der Deutsche<br />
Börse AG. Seit 1. Dezember 2009 wurden<br />
rund 800 festverzinsliche Wertpapiere auf<br />
Xetra eingeführt. Dieses Handelsmodell<br />
kombiniert die Vorteile des vollelektronischen<br />
Handels mit den Vorteilen der<br />
Betreuung durch leistungsfähige Spezialisten.<br />
Ziel ist es laut Kai Jordan, Vorstand<br />
der Steubing AG, Xetra-Investoren aus<br />
ganz Europa beste Preise und umfangreichen<br />
Service zu bieten.<br />
Holger Clemens Hinz,<br />
quirin bank<br />
Die quirin bank hat in diesem Jahr federführend<br />
die High-Yield-Emissionen von<br />
TMD Friction und Air Berlin platziert.<br />
Holger Clemens Hinz, Managing Director<br />
Investment Banking, sieht auf Basis des<br />
anhaltend niedrigen Zinsniveaus und der<br />
wieder positiveren ökonomischen Entwicklung<br />
im Euro-Raum eine anhaltend<br />
hohe Nachfrage bei Unternehmen wie<br />
Investoren im High-Yield-Segment. Allein<br />
auf Basis der Fälligkeitsstrukturen dürfte<br />
die Nachfrage auf Unternehmensseite sich<br />
in den nächsten vier Jahren verfünffachen.<br />
Rund 60% der im Euro-Raum im Jahr<br />
2<strong>01</strong>0 emittierten Anleihen waren dem<br />
Subinvestment-Bereich oder knapp darüber<br />
zuzuordnen.
September 2<strong>01</strong>0<br />
EUR 50.000.000<br />
Corporate Bond<br />
Lead Institutional Sales<br />
youmex Invest AG<br />
Oktober 2<strong>01</strong>0<br />
EUR 25.000.000<br />
Corporate Bond<br />
Sales Agent<br />
youmex Invest AG<br />
Bond?<br />
Wir platzieren auch Ihren Bond!<br />
Oktober 2<strong>01</strong>0<br />
EUR 50.000.000<br />
Corporate Bond<br />
Sales Agent<br />
youmex Invest AG<br />
Oktober 2<strong>01</strong>0<br />
EUR 10.000.000<br />
Corporate Bond<br />
Sales Agent<br />
youmex Invest AG<br />
■ Emissionsberatung und -begleitung ■ Kapitalerhöhungen, (Um-)Platzierungen<br />
■ Corporate Bonds, Anleihen, Wandler ■ Listing im Open Market, Entry Standard,<br />
■ IPOs, Going & Being Public Services General Standard und Prime Standard<br />
November 2<strong>01</strong>0<br />
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Unternehmen<br />
EUR ???.000.000<br />
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youmex Invest AG<br />
youmex Invest AG ist zugelassenes Finanzdienstleistungsinstitut . youmex AG ist Deutsche Börse Listing Partner<br />
youmex Invest AG . Beethovenstr. 12-16 . 60325 Frankfurt / Germany . T +49 69 795 398-000 . F -200 . www.youmex.de
6<br />
MARKTBERICHT<br />
Emissionsvolumen deutlich unter Vorjahr<br />
Refinanzierungsbedarf steigt deutlich<br />
Text: Robert Cleve, Christian Schiffmacher<br />
Im ersten Halbjahr 2<strong>01</strong>0 war das Emissionsvolumen<br />
am Eurobond-Markt deutlich<br />
unter dem Rekordjahr 2009. Das Emissionsvolumen<br />
lag mit 72 Mrd. Euro rund<br />
64% unter dem des ersten Halbjahrs 2009,<br />
als mit 202 Mrd. Euro das höchste Volumen<br />
aller Zeiten platziert wurde.<br />
Die größten Emittenten waren in Europa<br />
die Autohersteller Peugeot und Renault.<br />
55% der Anleihen hatten eine Laufzeit von<br />
6 bis 10 Jahren. In Deutschland war im laufenden<br />
Jahr das Pharma- und Chemieunternehmen<br />
Merck KGaA der größte Emittent.<br />
Die Darmstädter emittierten im Februar<br />
2<strong>01</strong>0 eine Anleihe mit drei Tranchen<br />
(2 bzw. 5 und 10 Jahre) und einem Emissionsvolumen<br />
von 3,2 Mrd. Euro. Dem Vernehmen<br />
nach waren die Orderbücher der<br />
emissionsbegleitenden Banken mit 25 Mrd.<br />
Euro prall gefüllt.<br />
Zudem ist eine deutlich gestiegene Risikobereitschaft<br />
auf Investorenseite festzustellen.<br />
Die Gründe hierfür liegen im der-<br />
Die größten deutschen Emittenten 2<strong>01</strong>0<br />
Rang Emittent Emissionsvolumen*<br />
1 Merck KGaA 3.200<br />
2 Continental 3.000<br />
3 Deutsche Telekom 2.550<br />
4 Vokswagen 2.500<br />
5 BMW 2.500<br />
6 SAP 2.200<br />
7 HeidelbergCement 2.050<br />
8 Daimler 2.000<br />
9 RWE 1.750<br />
10 Deutsche Bahn 1.500<br />
*) in Mio. Euro.<br />
zeit historisch niedrigen Zinsniveau sowie<br />
in verbesserten konjunkturellen Rahmenbedingungen.<br />
18% der Emissionen sind<br />
dem High-Yield-Sektor zuzurechnen, 46%<br />
lagen im BBB-Bereich und damit leicht da-<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
Fälligkeiten von EUR Corporate Bonds (in Mrd. Euro)<br />
Quelle: IBoxx, UniCredit Research<br />
rüber. Neben dem High-Yield-Bereich<br />
boomt auch die Emission von Hybridanleihen.<br />
Hier wurde mit vier Transaktionen im<br />
laufenden Jahr wurde die höchste Emissionstätigkeit<br />
seit 2006 erreicht.<br />
Die größten Emittenten 2<strong>01</strong>0 am Eurobond-Markt<br />
Rang Emittent Emissionsvolumen*<br />
1 Peugeot 4.850<br />
2 Renault 4.725<br />
3 GECC 4.250<br />
4 Merck KGaA 3.200<br />
5 EDF 3.000<br />
6 Continental 3.000<br />
7 Alstom 2.750<br />
8 Deutsche Telekom 2.550<br />
9 Volkswagen 2.500<br />
10 BMW 2.500<br />
*) in Mio. Euro.
8<br />
XETRA <strong>BOND</strong>S<br />
Bei Xetra Bonds übernehmen „Spezialisten“<br />
besondere Aufgaben, um Liquidität<br />
auch für kleinere Ordergrößen<br />
bereitzustellen und so eine hohe Qualität<br />
der Preisfeststellung bei sofortiger Orderausführung<br />
zu gewährleisten. Xetra Bonds<br />
bietet dem Anleger gegenüber Regionalbörsen<br />
einige Vorteile, wie z.B. einen verbindlichen<br />
Spread für Transaktionen bis<br />
zu 50.000 Euro, wie Arthur Brunner,<br />
Market Making Xetra Bonds bei der ICF<br />
Kursmakler AG, erläutert.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: An der Frankfurter<br />
Wertpapierbörse kann man schon Anleihen<br />
handeln. Weshalb benötigt man zusätzlich Xetra<br />
Bonds?<br />
Brunner: Xetra Bonds ist ein neues, zukunftsorientiertes<br />
Marktmodell für Anleihen.<br />
Auf Xetra Bonds gibt es drei Spezialisten,<br />
an der Frankfurter Wertpapierbörse<br />
(FWB) sind etwa zehn Skontroführer für<br />
den Anleihenhandel zuständig. An der<br />
FWB kann sich jeder Skontroführer für eine<br />
attraktive Anleihe bewerben. Bei den ersten<br />
fünf entscheidet das Los darüber, wer diese<br />
Anleihe handelt. Daher erhält nicht immer<br />
der Skontroführer den Zuschlag, der für den<br />
Handel in der Anleihe die beste Expertise<br />
vorweist. Investoren fordern verbindliche<br />
Kurse, zu denen sofort gehandelt werden<br />
kann. Auf Xetra Bonds stellen wir verbindliche<br />
Quotes für ein Volumen von 50.000<br />
Euro, zu denen jederzeit verbindlich gehandelt<br />
werden kann. Ein Emittent ist dabei<br />
jeweils einem Spezialisten zugeordnet.<br />
Dieser handelt alle Anleihen dieses Emittenten.<br />
Damit kann der Emittent optimal<br />
von einem Spezialisten betreut werden, der<br />
hier eine entsprechende Expertise aufgebaut<br />
hat. Der Spezialist kann so auch eine deutlich<br />
bessere Preisqualität bieten.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Seit wann gibt es Xetra<br />
Bonds?<br />
Brunner: Xetra Bonds ist am 1. Dezember<br />
2009 gestartet. Es hatten sich neun Handelsteilnehmer<br />
als Spezialisten beworben.<br />
Davon haben drei den Zuschlag bekommen.<br />
Zwei Wertpapierhandelsbanken, die<br />
keinen Zuschlag erhielten, haben gegen die<br />
Entscheidung der Deutsche Börse AG gerichtliche<br />
Schritte unternommen. Aufgrund<br />
einer einstweiligen Verfügung musste der<br />
Handel Anfang Januar 2<strong>01</strong>0 vorerst eingestellt<br />
werden. Die einstweilige Verfügung<br />
wurde am 5. Oktober vom Oberlandesgericht<br />
Frankfurt aufgehoben, und so konnte<br />
der Handel in Xetra Bonds ab dem 11. Oktober<br />
2<strong>01</strong>0 wieder aufgenommen werden.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie läuft denn der<br />
Rentenhandel auf Xetra Bonds ab?<br />
Brunner: Drei Spezialisten betreuen knapp<br />
700 Unternehmensanleihen. Jeder Spezialist<br />
betreut etwa die gleiche Zahl von Anleihen.<br />
Der Handel läuft vollautomatisch,<br />
die Spezialisten quotieren für nominal<br />
50.000 Euro. Orders, die in der Handelsspanne<br />
sind, werden ab einem maßgeblichen<br />
Volumen berücksichtigt und es verengt<br />
sich der Spread. Das ist der Vorteil gegenüber<br />
anderen Handelsplattformen, an denen<br />
Orders innerhalb der Spanne für Außenstehende<br />
nicht immer sichtbar sind.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie hat sich der<br />
Handel auf Xetra Bonds entwickelt?<br />
Brunner: Der Handel ist gleich sehr positiv<br />
gestartet. Im Dezember 2009 hatte Xetra<br />
Bonds einen Anteil von 3,2% am börslichen<br />
Handelsvolumen der entsprechenden<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
„Der Spezialist garantiert auf Xetra Bonds<br />
den Spread für 50.000 Euro“<br />
Arthur Brunner ist zuständig für das Market Making in Renten bei der ICF Kursmakler AG.<br />
Hierzu gehören die Skontroführung an der Frankfurter Wertpapierbörse sowie das Spezialisten-<br />
Modell auf Xetra Bonds.<br />
Interview<br />
mit Arthur Brunner, Market Making Xetra Bonds, ICF Kursmakler AG<br />
Anleihen. In den ersten drei Handelswochen<br />
seit Wiederaufnahme im Oktober<br />
2<strong>01</strong>0 waren es dann 2,3%. Vor dem Hintergrund,<br />
dass Xetra Bonds von Januar bis<br />
Oktober aufgrund der einstweiligen Verfügung<br />
nicht aktiv war und keinerlei Werbung<br />
erfolgt ist, ist das Volumen zufriedenstellend.<br />
Mit einer weiteren Abdeckung von attraktiven<br />
Anleihen und einer stärkeren Vermarktung<br />
des Börsenplatzes wird der Anteil<br />
wohl deutlich steigen.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welche Investoren<br />
werden mit Xetra Bonds angesprochen?<br />
Brunner: Neben Retailinvestoren stehen<br />
semi-professionelle Marktteilnehmer im Fokus.<br />
Neben Deutschland liegt der Fokus<br />
aufgrund der internationalen Ausrichtung<br />
der Kundenstruktur des Marktplatzes Xetra<br />
klar auf Europa.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welche Vorteile bietet<br />
der Handel auf Xetra Bonds?<br />
Brunner: Xetra Bonds bietet verbindliche<br />
Quotes für ein Volumen von 50.000 Euro.<br />
Bei den meisten Börsenplätzen sind die<br />
Quotes nicht verbindlich und können angepasst<br />
werden. Zudem bietet Xetra eine sofortige<br />
Orderausführung. Durch das attraktive<br />
und etablierte Preismodell der Handelsplattform<br />
Xetra ist der Handel i.d.R.<br />
auch günstiger als an anderen Börsen. Der<br />
Kunde erhält nicht mehr neben den Börsengebühren<br />
eine gesonderte Courtage in<br />
Rechnung gestellt, sondern zahlt eine Transaktionsgebühr<br />
pro ausgeführter Order an<br />
die Börse. Darin sind dann auch sämtliche<br />
Gebühren gegenüber dem Spezialisten abgedeckt.<br />
Besonders attraktiv dabei ist, dass<br />
es einen Cap gibt ab einer Ordergröße von<br />
60.000 Euro. Dies ist insbesondere bei grö-
Die umsatzstärksten Xetra Bonds<br />
Emittent ISIN Laufzeit Kurs Kupon Rendite<br />
Air Berlin* DE000AB100A6 10.11.2<strong>01</strong>5 104,00 8,50% 7,5%<br />
John Deere XS0410058746 21.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>4 115,60 7,50% 2,5%<br />
ArcelorMittal XS0431928760 03.06.2<strong>01</strong>3 113,30 8,25% 2,8%<br />
RWE XS03996483<strong>01</strong> 20.11.2<strong>01</strong>3 110,70 5,75% 2,1%<br />
GE Capital Europe XS0441800579 30.07.2<strong>01</strong>4 106,87 4,75% 2,8%<br />
Stand: 9. November 2<strong>01</strong>0<br />
*) s. Interview mit Air Berlin CFO Ulf Hüttmeyer auf Seite 16<br />
ßeren Orders von semi-professionellen<br />
Marktteilnehmern attraktiv. Xetra ist auch<br />
im Ausland eine etablierte Plattform. Viele<br />
ausländische Banken sind nicht an Regionalbörsen<br />
angeschlossen, aber an Xetra. Das<br />
Kundenpotenzial ist bei Xetra daher deutlich<br />
größer.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welche Anleihen werden<br />
denn auf Xetra Bonds gehandelt? Wer entscheidet<br />
über die Anleihen?<br />
Brunner: Aktuell werden rund 700 liquide,<br />
im Anlegerfokus stehende Unternehmensanleihen<br />
gehandelt. Die Auswahl der Anleihen<br />
haben die drei Spezialisten in Abstimmung<br />
mit der Deutsche Börse AG getroffen.<br />
Für den Anleger interessante Neuemissionen<br />
werden vom Spezialisten zur<br />
Einbeziehung bei der Börse beantragt.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Zurzeit werden festverzinsliche<br />
Unternehmensanleihen gehandelt,<br />
die in Euro notieren.<br />
Brunner: Künftig wird man auch variabel<br />
verzinsliche Anleihen handeln können. Für<br />
die Zukunft ist ein weiterer Ausbau des Produktspektrums<br />
wenn möglich auch in Währungen<br />
geplant. Ein Spezialist konzentriert<br />
sich dabei auf die Anleihen eines Emittenten.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Was passiert, wenn<br />
ein Investor eine Order einstellt, die das Quotierungsvolumen<br />
übersteigt?<br />
Brunner: Unsere ausgewiesenen Volumina<br />
richten sich zunächst einmal an Privatanleger<br />
und kleinere bis mittlere institutionelle<br />
Anleger. Unser Ziel ist es jedoch, auch größere<br />
Orders auf den ausgewiesenen Quote<br />
voll auszuführen, wenn es am Markt darstellbar<br />
ist. Bislang konnten wir alle Orders<br />
auf unsere Quotes ausführen, auch wenn sie<br />
deutlich größer waren als 50.000 Euro.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Bis zu welchem Volumen<br />
kommen Orders?<br />
Brunner: Der Großteil der Orders liegt bei<br />
einem Volumen von bis zu 25.000 Euro, wir<br />
hatten aber auch schon Orders im Bereich<br />
von 125.000 Euro.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie reagieren die Regionalbörsen<br />
auf die neue Konkurrenz?<br />
Brunner: Die Regionalbörsen versuchen<br />
natürlich die Preise von Xetra Bonds zu halten,<br />
um konkurrenzfähig zu bleiben. In einigen<br />
Bereichen haben sich die Spreads dort<br />
halbiert – davon profitiert der Anleger.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Und wie groß ist das<br />
Potenzial an liquiden Anleihen? Soll das Angebot<br />
an Anleihen ausgebaut werden?<br />
Brunner: Das Spektrum an handelbaren<br />
Anleihen ist immens groß. Zurzeit werden<br />
davon etwa 2.000 Anleihen liquide in<br />
Das Interview führte Christian Schiffmacher<br />
XETRA <strong>BOND</strong>S<br />
Deutschland gehandelt. Auf den liquiden<br />
Anleihen liegt unser Fokus für die Zukunft.<br />
Auch andere Anleihearten wie z.B. Bundesanleihen<br />
oder andere Staatsanleihen könnten<br />
mittelfristig auf Xetra handelbar sein.<br />
Ich gehe davon aus, dass wir das Angebot<br />
an handelbaren Anleihen künftig in einer<br />
breiteren Markttiefe anbieten können.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Was sind Ihre Ziele<br />
für die Zukunft von Xetra Bonds?<br />
Brunner: Mittelfristig wollen wir auf Xetra<br />
Bonds alle liquiden Anleihen abdecken und<br />
damit auch für ausländische Marktteilnehmer<br />
ein interessanter Marktplatz werden.<br />
Hiervon erwarten wir uns ein erhebliches<br />
Umsatzpotenzial.<br />
Eine Übersicht von allen Unternehmensanleihen, die auf Xetra Bonds handelbar sind, kann<br />
auf folgender Seite abgerufen werden:<br />
www.boerse-frankfurt.de/DE/index.aspx?pageID=284<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 9
10<br />
XETRA <strong>BOND</strong>S<br />
Text: Stefan Scharff<br />
Xetra Bonds – Das Marktmodell<br />
Xetra ist eine vollelektronische Handelsplattform, an die 260<br />
Banken und Wertpapierhandelshäuser in 19 Ländern angeschlossen<br />
sind. Mit der Xetra-Technologie werden rund 400.000<br />
Wertpapiere gehandelt. Xetra ist eines der schnellsten, leistungsfähigsten<br />
und zuverlässigsten Handelssysteme weltweit. Im Spezialistenmodell<br />
auf Xetra werden rund 700 Anleihen gehandelt. Dieses<br />
Handelsmodell kombiniert die Vorteile des vollelektronischen Handels<br />
mit den Vorteilen der Betreuung durch Spezialisten. Spezialis-<br />
Close Brothers Seydler Bank AG<br />
Die auf mittelständische Unternehmen<br />
fokussierte Close Brothers Seydler Bank AG<br />
gehört seit 2005 zu der an der Londoner<br />
Börse gelisteten Close Brothers Group plc,<br />
London. Zu den Kerngeschäftsfeldern gehören<br />
das Designated Sponsoring, Corporate<br />
Finance, Aktien-Sales und Research, der<br />
Handel in Aktien und Renten sowie die<br />
Skontroführung an der Frankfurter Wertpapierbörse<br />
in über 2.100 in- und ausländischen<br />
Aktien- und Rententiteln. Die Bank<br />
ist mit aktuell mehr als 190 Mandaten<br />
Marktführer im Bereich Designated Sponsoring.<br />
In dieser Funktion s<strong>org</strong>t sie für einen<br />
kontinuierlichen Handel und eine hohe Liquidität<br />
der Aktien der betreuten Unternehmen.<br />
Die Close Brothers Seydler Bank AG<br />
ist Teilnehmer der fortlaufenden Auktion mit<br />
Spezialist (FAMS), dem neuen Handelsmodell<br />
für Aktien, die in einem der Primärsegmente<br />
der Deutschen Börse gelistet sind, und<br />
führt auch hier aktuell die Marktführerschaft<br />
an. Das Equity & Debt Capital Markets<br />
Team plant, <strong>org</strong>anisiert und platziert Kapitalmarkttransaktionen.<br />
Dazu gehören die<br />
Strukturierung und Durchführung von Börsengängen<br />
(IPOs) und Kapitalerhöhungen<br />
sowie die Umplatzierung von Aktienblöcken.<br />
Zudem ist das Team bestens mit der Struk-<br />
turierung und Platzierung von Wandelschuldverschreibungen<br />
und Unternehmensanleihen<br />
vertraut. Das auf Small- und Mid-<br />
Cap-Unternehmen fokussierte internationale<br />
Sales & Handelsteam für Aktien und Anleihen<br />
verfügt über ein breites Netzwerk zu führenden<br />
institutionellen Kunden in Deutschland,<br />
Großbritannien, der Schweiz, Frankreich<br />
und Benelux. Am Finanzplatz London<br />
ist die Close Brothers Seydler Bank AG mit<br />
einem eigenen Sales & Handelsteam vertreten.<br />
In enger Zusammenarbeit zwischen dem<br />
Sales- und Designated Sponsoring Team werden<br />
zahlreiche Roadshows und erstklassige<br />
Investorenkonferenzen <strong>org</strong>anisiert, die den<br />
Kunden eine hervorragende Plattform bieten,<br />
ihr Unternehmen internationalen Investoren<br />
und Analysten vorzustellen. Die<br />
Tochtergesellschaft Close Brothers Seydler<br />
Research AG zählt zu den führenden Analysehäusern<br />
für mittelständische deutsche Unternehmen.<br />
Das erfahrene Team covert eine<br />
dreistellige Anzahl von Aktien und gilt bei<br />
Anlegern im In- und Ausland sowie bei der<br />
Finanzpresse als gefragter und kompetenter<br />
Ansprechpartner. Für Firmenkunden bietet<br />
die Close Brothers Seydler Bank AG ein<br />
Wertpapierdepot und alle damit verbundenen<br />
Dienstleistungen an.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
ten stellen fortlaufend An- und Verkaufspreise und führen Ihre Kaufund<br />
Verkaufsaufträge flexibel, günstig und transparent aus. Ist nur<br />
eine der beiden Orderbuchseiten verfügbar, stellen sie einseitige<br />
Quotes, d.h. Preisangebote mit Volumen, nur auf der Geld- oder<br />
der Brief-Seite. Das Mindestvolumen, für das diese Quotes gültig<br />
sind, beträgt 50.000 Euro. Spezialisten für Xetra Bonds sind:<br />
• Close Brothers Seydler Bank AG<br />
• ICF Kursmakler AG<br />
• Steubing AG<br />
KONTAKT:<br />
�omas Kaufmann<br />
Executive Director<br />
Equity and Debt Capital Markets<br />
Tel. +49 (0) 69 / 9 20 54-1 90<br />
thomas.kaufmann@cbseydler.com<br />
www.cbseydler.com
ICF Kursmakler AG<br />
Die in Frankfurt am Main ansässige Wertpapierhandelsbank<br />
ICF Kursmakler AG gehört<br />
mit ihren ca. 70 Mitarbeitern zu den<br />
führenden Wertpapierhandelsbanken in<br />
Deutschland. Die ICF Kursmakler AG bietet<br />
institutionellen Kunden professionelle<br />
Dienstleistungen rund um den Wertpapierhandel.<br />
Hauptgeschäftsfelder sind die Skontroführung<br />
bzw. das Market Making in Aktien,<br />
Renten und Fonds, Spezialist auf Scoach für<br />
strukturierte Produkte, Orderexecution und<br />
Sales für nationale und internationale Kunden<br />
sowie Corporate Finance und Designated<br />
Sponsoring.<br />
Die ICF Kursmakler AG nimmt eine führende<br />
Position in der Preisfeststellung auf Xetra<br />
und im Parketthandel der Frankfurter<br />
Wertpapierbörse ein. Sie betreut rund 10.200<br />
Aktien- und Rentenskontren im regulierten<br />
Markt und im Freiverkehr. Als umsatzstärkster<br />
Skontroführer im regulierten Markt<br />
Steubing AG<br />
Die Steubing AG ist ein unabhängiger<br />
Wertpapierdienstleister mit Sitz in Frankfurt<br />
am Main. Das Fundament der Geschäftstätigkeit<br />
bilden seit der Gründung<br />
im Jahr 1987 der Handel und das elektronische<br />
Orderrouting in börsennotierten Aktien,<br />
Anleihen, Zertifikaten und Optionsscheinen,<br />
wobei über 50 internationale<br />
Handelsplätze angeboten werden. Im Einklang<br />
mit ihren weiteren Geschäftsfeldern<br />
wie Skontroführung, Spezialist für Strukturierte<br />
Produkte auf der Derivatebörse<br />
Scoach, Designated Sponsoring, Sales, Research<br />
sowie Equity Capital Markets/Corporate<br />
Advisory hat die Steubing AG seit<br />
Juni 2009 sukzessive ihr Profil am Bondmarkt<br />
geschärft. So erhalten Unternehmen<br />
kompetente Beratung bei der Begebung einer<br />
Anleihe, deren Platzierung durch das<br />
Netzwerk des Steubing Sales Teams bei institutionellen<br />
Investoren, internationalen<br />
der Frankfurter Wertpapierbörse garantiert<br />
die ICF Kursmakler AG im Präsenzhandel<br />
marktgerechte Kurse bei höchster Ausführungsqualität.<br />
Als Market Specialist auf der<br />
Retailbörse Tradegate Exchange betreut die<br />
ICF Kursmakler AG exklusiv ca. 1.600 Anleihen<br />
und s<strong>org</strong>t mit ihrem professionellen<br />
Team für liquide und verbindliche Preise. Auf<br />
dem neuen Handelsmodel Xetra Bonds für<br />
Unternehmensanleihen stellt die ICF Kursmakler<br />
als einer von drei Spezialisten fortlaufend<br />
verbindliche An- und Verkaufskurse<br />
und führt Kundenaufträge flexibel, günstig<br />
und transparent aus. Garanten dafür sind die<br />
hohe Qualifikation, die langjährige Handelserfahrung<br />
und die fundierten Marktkenntnisse<br />
des Rentenhandels-Teams. Ein internationales<br />
Sales Team für Aktien und Renten<br />
betreut institutionelle Kunden im Inund<br />
Ausland und entwickelt gemeinsam mit<br />
den Kunden erfolgreiche Investment-Strategien.<br />
S<strong>org</strong>fältige Recherchen und präzise Informationen<br />
über den Markt und Produkte<br />
bilden den Grundstock für fundierte Entscheidungen<br />
im Handelsgeschäft.<br />
Als bankenunabhängiger und vertrauensvoller<br />
Partner setzt die ICF Kursmakler AG auf<br />
die bewährten Erfolgsfaktoren: Qualität, Effizienz<br />
und Kundenorientierung!<br />
Banken, unabhängigen Vermögensverwaltern<br />
und Handels-Tischen unterstützt wird.<br />
Neben der Aufnahme des institutionellen<br />
Rentenhandels im OTC-Bereich bildete die<br />
Entscheidung der Deutsche Börse AG, das<br />
Unternehmen als einen von drei XETRA-<br />
Spezialisten für den Anleihehandel zu beauftragen,<br />
einen Meilenstein. Hier konnte<br />
die Steubing AG mit der Walter Ludwig<br />
Wertpapierhandels GmbH einen Partner<br />
mit hoher Expertise am Rentenmarkt gewinnen,<br />
der gemeinsam mit der Steubing<br />
AG handelbare Quotes stellt. Die jüngste<br />
Aktivität für den Bondmarkt ist die Handelsplattform<br />
„Bondinvest“. Sie stellt eine<br />
Schnittstelle zwischen Privatkundenbanken<br />
und Emittenten dar und bietet im Retail-<br />
Bereich derzeit rund 800 Anleihen an. So<br />
haben auch Privatkunden die Möglichkeit,<br />
Anleihen in kleinen Stückzahlen auf<br />
www.bondinvest.eu zu erwerben.<br />
KONTAKT:<br />
XETRA <strong>BOND</strong>S<br />
Dr. Patricia Weisbecker<br />
Generalbevollmächtigte<br />
Tel.: +49 (0) 69 / 92877-309<br />
p.weisbecker@icfag.de<br />
www.icfag.de<br />
KONTAKT:<br />
Ralf Meinerzag<br />
Sales<br />
Tel. +49 (0) 69 / 297 16-172<br />
ralf.meinerzag@steubing.com<br />
www.steubing.com<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 11
12<br />
MITTELSTANDSANLEIHEN<br />
Text: Christian Schiffmacher<br />
Das Kapitalmarktumfeld hat sich in den<br />
vergangenen Jahren erheblich gewandelt.<br />
Unternehmen orientierten sich bei der<br />
Fremdkapitalbeschaffung zunehmend am<br />
Kapitalmarkt, da Banken im Zuge von Basel<br />
III mit der Kreditvergabe noch deutlich<br />
restriktiver werden dürften. Gleichzeitig haben<br />
insbesondere Privatanleger die größte<br />
Assetklasse überhaupt – Anleihen – neu entdeckt.<br />
Seit Anfang 2009 ist daher auch bei<br />
Großkonzernen ein klarer Trend zu einer<br />
niedrigen Stückelung von 1.000 Euro zu erkennen.<br />
Während in den vergangenen Jahren die<br />
Emission von Unternehmensanleihen fast<br />
nur internationalen Konzernen vorbehalten<br />
war, boomt seit dem Start von Bondm – der<br />
Mittelstandsplattform der Börse Stuttgart –<br />
auch die Emission von Unternehmensanleihen<br />
durch mittelständische Unternehmen.<br />
Anleger können dabei erstmals auch<br />
bei Anleiheemissionen selbst zeichnen.<br />
Der Marktbericht zu Mittelstandsanleihen wird präsentiert von<br />
Emittent Emission Emissions- Laufzeit Kupon Ausgabe- Art der Stückelung börsennotiert<br />
volumen preis Transaktion<br />
Windreich noch in 50 Mio. Euro* 03.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 6,50% 100,00% öffentliche 1.000 Euro Bondm<br />
Platzierung Platzierung<br />
KTG Agrar Aug/Sept 50 Mio. Euro** 15.09.2<strong>01</strong>0 6,75% 100,00% öffentliche 1.000 Euro Bondm<br />
2<strong>01</strong>0 Platzierung<br />
Schneekoppe Sept 2<strong>01</strong>0 10 Mio. Euro 20.09.2<strong>01</strong>5 6,45% 100,00% öffentliche 1.000 Euro ja, Freiverkehr<br />
Platzierung Frankfurt<br />
und Düsseldorf<br />
Dürr Sept 2<strong>01</strong>0 150 Mio. Euro*** 28.09.2<strong>01</strong>5 7,25% 100,00% öffentliche 1.000 Euro Bondm<br />
Platzierung<br />
Nabaltec Okt 2<strong>01</strong>0 30 Mio. Euro 15.10.2<strong>01</strong>5 6,50% 100,00% öffentliche 1.000 Euro Bondm<br />
Platzierung<br />
Constantin Okt 2<strong>01</strong>0 30 Mio. Euro 13.10.2<strong>01</strong>5 9,00% 100,00% Private 1.000 Euro Freiverkehr<br />
Medien Placement Frankfurt<br />
Solarwatt Okt 2<strong>01</strong>0 25 Mio. Euro <strong>01</strong>.11.2<strong>01</strong>5 7,00% 100,00% öffentliche 1.000 Euro Bondm<br />
Platzierung<br />
***) 50 Mio. Euro geplant, bislang ca. 35 Mio. Euro platziert;<br />
***) zunächst 25 Mio. Euro geplant;<br />
***) Aufstockung um 50 bis 75 Mio. Euro geplant<br />
Boom bei Mittelstandsanleihen<br />
Mittelständische Emittenten stoßen in verändertem Kapitalmarktumfeld<br />
auf große Investorennachfrage<br />
Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus und<br />
der vermeintlich hohen Kupons von 6,45%<br />
bis 9,00% überstieg die Nachfrage bei den<br />
meisten Emissionen das Angebot recht<br />
deutlich. I.d.R. wurde die Zeichnung innerhalb<br />
weniger Stunden vorzeitig geschlossen.<br />
Nur Windreich tut sich noch<br />
schwer damit, das angestrebte Emissionsvolumen<br />
zu platzieren.<br />
Die Anleihe der Constantin Medien AG<br />
wurde im Rahmen eines Private Placements<br />
bei institutionellen Investoren platziert. Bei<br />
allen anderen Anleiheemissionen von mittelständischen<br />
Unternehmen handelte es<br />
sich um eine öffentliche Platzierung mit<br />
Prospekt.<br />
Größter Emittent im Mittelstandssegment<br />
Bondm mit einem Emissionsvolumen<br />
von 200 Mio. Euro war Air Berlin, die<br />
wir nicht zu den mittelständischen Unternehmen<br />
zählen. Die Emission wurde aufgrund<br />
der hohen Nachfrage um 50 Mio.<br />
Euro aufgestockt (s. auch das Interview mit<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
Air-Berlin-CFO Ulf Hüttmeyer auf Seite<br />
16).<br />
Der Automobilzulieferer Dürr AG (s.<br />
Fallbeispiel Seite 20 und 21) folgt mit einem<br />
Emissionsvolumen von 150 Mio.<br />
Euro. Auch hier ist eine Aufstockung um 50<br />
bis 75 Mio. Euro geplant.<br />
Die prozentual größte Aufstockung gab<br />
es bei der KTG Agrar AG, die zunächst nur<br />
25 Mio. Euro platzieren wollte und dann<br />
nochmals 25 Mio. Euro nachgelegt hat.<br />
Die nächsten Emittenten sind 3W<br />
Power, Reiff Reifen und Rena. Der SPAC<br />
3W Power Holdings S.A. (AEG Power Solutions)<br />
plant die Emission einer Unternehmensanleihe<br />
mit einem Emissionsvolumen<br />
von bis zu 125 Mio. Euro und einer<br />
fün�ährigen Laufzeit. Diese soll in den<br />
Open Market der Börse Frankfurt sowie in<br />
das Segment Bondm der Börse Stuttgart<br />
einbezogen werden. Die Close Brothers<br />
Seydler Bank AG fungiert als Global Coordinator<br />
und Sole Bookrunner.
Text: Robert Cleve<br />
Die Börse Düsseldorf hat ein neues Segment<br />
für den Mittelstand ins Leben<br />
gerufen: den mittelstandsmarkt. Im Gegensatz<br />
zu anderen Mittelstandssegmenten<br />
ist der mittelstandsmarkt ein Segment für<br />
Eigenkapital und Fremdkapital des Mittelstandes.<br />
Er grenzt sich in einigen Details positiv<br />
von anderen ab.<br />
Der mittelstandsmarkt bietet die Möglichkeit,<br />
Fremdkapital ab 10 Mio. Euro aufzunehmen<br />
und dies an der Börse handelbar<br />
zu machen. Damit sind die Eintrittsgrößen<br />
geringer als bei anderen Segmenten. Zudem<br />
ist ein Mindestrating von BB für Kapitalmarktneulinge<br />
verpflichtend. Für bereits notierte<br />
Gesellschaften ist ein Rating mit Zulassung<br />
in den regulierten Markt optional.<br />
Das Rating ist dabei jährlich zu erneuern.<br />
Ohne Rating bzw. Börsenzulassung ist ein<br />
Listing im Freiverkehr möglich. Die Stückelung<br />
soll maximal 1.000 Euro betragen.<br />
Eine hohe Transparenz soll durch Zusatzinformationen,<br />
wie z.B. eine Investmentstudie<br />
oder zusätzliche Unterschriften im Prospekt,<br />
erreicht werden. Durch die Abwicklung<br />
über das Börsensystem Xontro ist eine<br />
Zeichnung oder Ordererteilung über alle<br />
Kreditinstitute möglich.<br />
Zielgruppe Mittelstand<br />
Mit dem mittelstandsmarkt werden insbesondere<br />
mittelständische Unternehmen mit<br />
nachvollziehbarer Historie und transparentem<br />
Vorhaben angesprochen. Restrukturierungsfälle<br />
oder „Venture Capital“ sind hingegen<br />
nicht erwünscht. Daher gibt es auch<br />
keinen Listinganspruch.<br />
Kapitalmarktpartner<br />
Kapitalmarktpartnern bietet der mittelstandsmarkt<br />
eine offene Plattform für ihre<br />
Aktivitäten rund um die Finanzierung mittelständischer<br />
Unternehmen. Die Zulassung<br />
als Kapitalmarktpartner erfolgt dabei durch<br />
die Börse. Voraussetzungen für die Zulassung<br />
sind Erfahrung und Reputation. Positiv<br />
fällt auf, dass die Zulassung als Kapitalmarktpartner<br />
bis 2<strong>01</strong>1 unentgeltlich ist, danach<br />
ist die Erhebung eines „moderaten<br />
Entgelts“ durch die Börse v<strong>org</strong>esehen. Zum<br />
Vergleich: Für die Zulassung als Bondm-<br />
Coach durch die Börse Stuttgart wird eine<br />
Gebühr von 12.000 Euro p.a. fällig.<br />
Folgepflichten<br />
Wesentliche Einbeziehungsfolgepflichten<br />
sind u.a. die Veröffentlichung von kursbeeinflussenden<br />
Tatsachen, ein testierter Jahresabschluss,<br />
ein untestierter Zwischenbericht<br />
sowie ein jährliches Research-Update. Im Gegensatz<br />
zu anderen Mittelstandssegmenten<br />
erfolgt beim mittelstandsmarkt die Überwachung<br />
der Folgepflichten durch die Börse<br />
und nicht nur den Kapitalmarktpartner.<br />
Für die Zeichnungsmöglichkeit über<br />
Xontro wird eine Gebühr von 0,5% des<br />
Platzierungsvolumens fällig. Die Gebühr für<br />
die Zulassung/Einbeziehung in den Handel<br />
beträgt im Freiverkehr 3.000 Euro bzw.<br />
5.500 Euro im regulierten Markt. Die Notierungsgebühr<br />
beträgt in beiden Kategorien<br />
3.000 Euro.<br />
„Als Partner des Mittelstands unterstützt<br />
die WGZ BANK die aktuelle Initiative der<br />
Börse Düsseldorf. Mittelständische Unternehmen<br />
können sich so schon mit vergleichsweise<br />
geringen Emissionsvolumina<br />
über den Kapitalmarkt finanzieren. Dabei<br />
lässt die offene Konzeption des neuen Mittelstandsmarktes<br />
neben Unternehmensanleihen<br />
auch Raum für Eigenkapital- und<br />
MITTELSTANDSANLEIHEN<br />
Börse Düsseldorf gründet mittelstandsmarkt<br />
Neues Marktsegment für Eigen- und Fremdkaptal des Mittelstandes<br />
Düsseldorf<br />
Mezzanineprodukte“, erläutert Dr. Reiner<br />
Selbach, Abteilungsdirektor Primary Markets<br />
der WGZ BANK.<br />
Fazit:<br />
Durch Mindestratings für Unternehmen,<br />
die neu am Kapitalmarkt sind, möchte die<br />
Börse Düsseldorf für Qualität im mittelstandsmarkt<br />
s<strong>org</strong>en. Restrukturierungsfälle<br />
und Konzept-Emissionen sind dabei ausdrücklich<br />
nicht erwünscht. Laufende Veröffentlichungspflichten<br />
sowie die jährliche<br />
Erneuerung der Ratings sollen den permanenten<br />
Informationsfluss für Anleger sichern.<br />
Aber auch auf Investorenseite<br />
wünscht sich die Börse Düsseldorf vorwiegend<br />
risikobewusste private Investoren sowie<br />
institutionelle Investoren.<br />
Insbesondere durch das im Vergleich zu<br />
anderen Mittelstandssegmenten niedrigere<br />
Mindestvolumen von 10 Mio. Euro spricht<br />
die Börse Düsseldorf eine größere Zielgruppe<br />
an potenziellen Emittenten an. Sehr geschickt<br />
vermeidet die Börse Düsseldorf zudem eine<br />
Belastung der Kapitalmarktpartner mit unnötig<br />
hohen Gebühren und übernimmt zudem<br />
die Überwachung der Folgeplichten<br />
selbst. Daher dürfte das Segment insbesondere<br />
für Kapitalmarktpartner ausgesprochen<br />
attraktiv sein. www.dermittelstandsmarkt.de.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 13
14<br />
MITTELSTANDSANLEIHEN<br />
Die S.A.G. Solarstrom AG konnte in<br />
den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres<br />
2<strong>01</strong>0 den Umsatz um 82,5%<br />
auf 139,5 Mio. Euro steigern. Das EBIT<br />
stieg dabei überproportional von 2,4 Mio.<br />
Euro auf 7,5 Mio. Euro. Zur Finanzierung<br />
des weiteren Wachstums emittiert die<br />
Gesellschaft in Kürze eine Unternehmensanleihe.<br />
Die Strukturierung, Prospektierung<br />
und Platzierung der Anleihe<br />
wird federführend von Youmex begleitet.<br />
Im Gespräch mit dem <strong>BOND</strong> MAGA-<br />
ZINE erläutert der S.A.G.-Vorstandsvorsitzende<br />
Dr. Karl Kuhlmann die Hintergründe<br />
der Anleiheemission.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: In welchen Bereichen<br />
ist die S.A.G. Solarstrom AG tätig?<br />
Dr. Kuhlmann: Wir sind u.a. in der Ener-<br />
Dehner Gartencenter (4,6 MW)<br />
Interview<br />
mit Dr. Karl Kuhlmann, Vorstand, S.A.G. Solarstrom AG<br />
gieerzeugung tätig, durch Solarkraftwerke<br />
mit knapp 20 MWp erzielen wir einen stetigen<br />
Cashflow und eine gute Marge. Daher<br />
können wir Schwankungen im Bereich<br />
Anlagenbau mit den stabilen Cashflows aus<br />
der Stromerzeugung ausgleichen. Die Anlagen<br />
sind mit 20 bis 30% Eigenkapital finanziert.<br />
Dabei erzielen wir einen Netto-<br />
Cashflow auf das eingesetzte Eigenkapital,<br />
der zwischen 20 und 40% liegt. Er ist damit<br />
deutlich höher als die Annuität. Die<br />
Stromerzeugung wird auch künftig ein<br />
wichtiges Standbein für die S.A.G. Solarstrom<br />
AG sein. Ein zweites wichtiges Standbein<br />
ist der Bereich Anlagenbetrieb und Services.<br />
Wir sehen in diesem Bereich ein stetig<br />
wachsendes und profitables Geschäft.<br />
Denn die Anlagen, die einmal gebaut worden<br />
sind, bedürfen eines regelmäßigen Mo-<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
„Die Anleiheemission ist ein Instrument, um<br />
das Wachstum zu beschleunigen“<br />
2007 stieg der ehemalige HeidelbergCement-Vorstand Dr. Karl Kuhlmann mit seiner Beteiligungsgesellschaft<br />
BBV bei der damals defizitären S.A.G. Solarstrom AG ein und übernahm 2008<br />
den Vorstandsvorsitz. Seine heutigen Vorstandskollegen kennt er bereits aus der Zusammenarbeit<br />
bei J.W. Ostendorf, so dass er auf ein eingespieltes Führungsteam vertrauen kann. Seitdem<br />
wächst die Gesellschaft kontinuierlich und profitabel.<br />
nitorings. In diesem Bereich ist unsere Tochtergesellschaft<br />
Meteocontrol Weltmarktführer.<br />
Meteocontrol überwacht knapp 2<br />
Gigawatt weltweit – das ist vergleichbar mit<br />
zwei Kernkraftwerken. Dies ist verteilt auf<br />
etwa 16.000-17.000 PV-Anlagen, die am<br />
weitesten entfernte befindet sich in Australien.<br />
Das Geschäft ist wachstumsstark und<br />
profitabel. Dies ist auch bei den Kraftwerken<br />
der Fall. Wenn wir ein Kraftwerk konzipieren<br />
und verkaufen, dann erwartet der<br />
Investor außerhalb von Deutschland eine<br />
Eigenkapitalrendite von über 10% bezogen<br />
auf das Eigenkapital. Dabei verdienen wir<br />
auch noch am Kraftwerk, wenn wir dies im<br />
Eigenbestand halten – Sie sehen also, wie<br />
profitabel das Geschäft sein kann. Auch alle<br />
anderen Geschäftsfelder erzielen positive Ergebnisse.<br />
Der 2007 eingeleitete Turnaround<br />
ist also abgeschlossen und trägt Früchte.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie wird sich der<br />
Markt entwickeln?<br />
Dr. Kuhlmann: Basierend auf Marktstudien<br />
und unserer eigenen Markteinschätzung<br />
gehen wir davon aus, dass wir in<br />
Europa bis 2<strong>01</strong>4 etwa 50 bis 55 Gigawatt<br />
installiert haben werden. Aktuell sind 50%<br />
davon realisiert. In Deutschland hatten wir<br />
2009 etwa 9,8 Gigawatt, bis Ende 2<strong>01</strong>0 erwarten<br />
wir nochmals 5 bis maximal 6 Gigawatt<br />
Zubau. Bis 2<strong>01</strong>4 wird sich das Ganze<br />
etwas verlangsamen. Wir werden bis 2<strong>01</strong>4<br />
jährlich Zubau von 2 bis 3 Gigawatt haben,<br />
damit bleibt auch der deutsche Markt interessant.<br />
Insbesondere im Dachanlagen-Segment<br />
sehen wir noch viel Potenzial. Zudem<br />
wird in dem größten Photovoltaik-Markt<br />
der Welt der Service ein immer wichtigerer<br />
Ertragfaktor. Darüber hinaus profitieren wir<br />
von unserer frühzeitigen Auslandsexpan-
sion. Wir bauen derzeit ein Kraftwerk in<br />
Spanien, wir sind in Italien und Frankreich<br />
sehr gut aufgestellt. In Tschechien errichten<br />
wir ein Kraftwerk, das zum Ende des Jahres<br />
ans Netz geht. Mit dem Servicegeschäft der<br />
Tochter Meteocontrol gehen wir nach<br />
Nordamerika. Wir sind dabei, die Meteocontrol<br />
Nordamerika ebenfalls als 100%ige<br />
S.A.G.-Tochter zu gründen. Wir reduzieren<br />
damit das Risiko des Markteintritts, denn<br />
wenn Sie Know-how verkaufen, dann ist das<br />
Investitionsrisiko sehr überschaubar. Wenn<br />
sich die Meteocontrol am Markt etabliert<br />
hat, dann können wir mit S.A.G. folgen. In<br />
den USA wird im laufenden Jahr rund 1 Gigawatt<br />
zugebaut, und insgesamt dürften<br />
dann 2,5 bis 3 Gigawatt installiert sein. In<br />
Deutschland, Frankreich, aber zunehmend<br />
auch Italien und Spanien setzen wir unsere<br />
Dachkompetenz ein. Im letzten Jahr haben<br />
wir beispielsweise ein Dach mit 4,6 Megawatt<br />
bebaut. Damit handelt es sich um das<br />
größte Dach-Projekt in Deutschland und<br />
eines der größten Projekte in Europa. In<br />
Deutschland wurden immer 85% der Projekte<br />
auf Dächern realisiert. Davon waren<br />
etwa 50% Kleindachanlagen mit bis zu 30<br />
KWp. In diesem Bereich haben wir den<br />
Partnervertrieb ebenfalls sehr profitabel ausgebaut.<br />
Damit bieten wir kleinen und mittleren<br />
Betrieben einen Full Service von der<br />
Planung bis zur Finanzierung. Der Handwerker<br />
muss lediglich das Dach akquirieren<br />
und bebauen, alles andere übernehmen wir.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Sie realisieren in der<br />
Nähe von Venedig das bislang größte Projekt<br />
der Firmengeschichte – den Bau einer 48<br />
MWp-Photovoltaik-Anlage. Welches Umsatzvolumen<br />
hat das Projekt und wie stark sind<br />
Sie von Großprojekten abhängig?<br />
Dr. Kuhlmann: Der Umsatz des Projekts<br />
hat ein Volumen wie der gesamte Umsatz<br />
im laufenden Jahr. Mit dem Projekt erzielen<br />
wir, wie im Anlagenbau üblich, entsprechend<br />
der Percentage-of-Completion-<br />
Methode, im laufenden und nächsten Jahr<br />
Umsätze. Eine der Stärken der S.A.G. Solarstrom<br />
ist es, weder von Großprojekten<br />
noch einzelnen Märkten abhängig zu sein.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Weshalb haben Sie<br />
sich für die Emission einer Unternehmensanleihe<br />
entschieden?<br />
Dr. Kuhlmann: Die Anleihe ist für uns<br />
Wachstumsbeschleuniger und Margenhebel.<br />
Wir wollen unsere umfangreiche Projektpipeline<br />
schneller umsetzen, indem wir<br />
die Mittel zur Zwischenfinanzierung nutzen.<br />
Gleichzeitig wollen wir die Mittel dafür<br />
nutzen, die Kosten im Projekt zu senken.<br />
Denn wir können deutlich teurere,<br />
kurzfristige Bankdarlehen ersetzen. Wir<br />
Stribro/Tschechien (13,6 MW)<br />
wollen das Geld also in laufende Projekte<br />
investieren. Hierfür ist die Laufzeit von 5<br />
Jahren optimal. Wir können die Projekte<br />
vorantreiben und dann entscheiden, ob wir<br />
sie im Bestand halten oder verkaufen. PV-<br />
Anlagen, die am Netz sind, haben am Markt<br />
eine hohe Attraktivität und lassen sich sehr<br />
gut verkaufen. Insgesamt können wir im<br />
Anlagenbau und im Eigenbestand das<br />
Schwungrad damit schneller drehen und die<br />
Projektkosten senken.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Und was spricht aus<br />
Ihrer Sicht für die Emission einer Anleihe –<br />
im Gegensatz zu einer Kreditfinanzierung?<br />
Dr. Kuhlmann: Derzeit ist das Marktumfeld<br />
für eine Anleiheemission recht attraktiv.<br />
Das eine schließt das andere aber nicht<br />
aus. Für weitere Projekte können wir dann<br />
ggf. eine Bankfinanzierung nutzen. Durch<br />
unser Investmentgrade-Rating können wir<br />
den Kapitalmarkt zu attraktiven Konditionen<br />
nutzen – das ist ein entscheidender Vorteil.<br />
Damit können wir flexibel arbeiten und<br />
sind weniger von Banken abhängig.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welchen Einfluss erwarten<br />
Sie durch die Kürzungen der Einspeisevergütung<br />
in Deutschland und mögliche Änderungen<br />
der regulatorischen Bedingungen im<br />
europäischen Ausland?<br />
Dr. Kuhlmann: In allen Ländern, in denen<br />
wir tätig sind, haben wir bei unserer Planung<br />
eine Kürzung der Einspeisevergütung berücksichtigt.<br />
Das kleinteilige Dachgeschäft<br />
in Deutschland und Tschechien bleibt sehr<br />
attraktiv für uns. Insgesamt sehen wir in<br />
Europa noch großes Wachstumspotenzial.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Sie haben in der Vergangenheit<br />
mehrfach darauf hingewiesen, dass<br />
MITTELSTANDSANLEIHEN<br />
die Finanzierung zurzeit der wachstumsbegrenzende<br />
Faktor ist. Darf man das so verstehen,<br />
dass Sie mit der erfolgreichen Platzierung<br />
der Anleihe Ihren Zielen ein deutliches Stück<br />
näher kommen?<br />
Dr. Kuhlmann: Ja, die Anleiheemission ist<br />
ein Instrument, um das Wachstum zu beschleunigen.<br />
Damit kommen wir dem Ziel<br />
einer ausreichenden Liquiditätsvers<strong>org</strong>ung<br />
einen Schritt näher.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Ich gehe mal von einer<br />
erfolgreichen Anleiheemission aus. Welche<br />
Rolle wird die Emission von Anleihen im Rahmen<br />
der Unternehmensfinanzierung der<br />
S.A.G. Solarstrom AG spielen?<br />
Dr. Kuhlmann: Wenn die Transaktion erfolgreich<br />
läuft und die Marktbedingungen<br />
eine Fortsetzung erlauben, dann werden wir<br />
dies nicht verschmähen.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Damit würde dann<br />
aber wieder Ihre Eigenkapitalquote sinken.<br />
Um im Investmentgrade-Bereich zu bleiben,<br />
wäre dann irgendwann auch eine Kapitalerhöhung<br />
notwendig?<br />
Dr. Kuhlmann: Auch hier schließt das eine<br />
nicht das andere aus. Wenn wir in Zukunft<br />
für das Rating eine Kapitalerhöhung benötigen,<br />
dann werden wir davor nicht zurückschrecken.<br />
Der Besitz von Kraftwerken<br />
ist attraktiv, drückt aber mit Fremdkapital<br />
auf unsere Bilanz. Wenn Sie mich auf eine<br />
Kapitalerhöhung ansprechen, dann ist es<br />
auch vorstellbar, dass wir unseren stetig<br />
wachsenden Solarpark mit einem Partner<br />
teilen, um Liquidität zu erhalten und die<br />
Fremdmittel nicht mehr konsolidieren zu<br />
müssen. Dies ist derzeit jedoch eher theoretisch<br />
vorstellbar.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 15
16<br />
MITTELSTANDSANLEIHEN<br />
Air Berlin hat Anfang November eine<br />
Unternehmensanleihe im Volumen<br />
von 200 Mio. Euro platziert. Mit den Mitteln<br />
aus der Emission kauft Air Berlin<br />
eine erst im Vorjahr begebene Wandelschuldverschreibung<br />
zurück. Im Gespräch<br />
mit dem <strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> erläutert<br />
Air-Berlin-CFO Ulf Hüttmeyer die Hintergründe<br />
der Transaktion.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welche Perspektiven<br />
eröffnen sich für Air Berlin durch die Aufnahme<br />
in die oneworld Airline Allianz? Welche<br />
Kosten entstehen hierfür? Ab wann und in<br />
welchem Volumen erwarten Sie positive Effekte?<br />
Hüttmeyer: Positive Effekte gibt es bereits in<br />
diesem Jahr aus den Codeshare-Vereinbarungen<br />
mit American Airlines und Finnair.<br />
Nächstes Jahr werden British Airways und<br />
Iberia hinzukommen, was zu weiteren positiven<br />
Effekten beitragen wird. Der volle<br />
Swing aus oneworld wird ab Anfang 2<strong>01</strong>2 erwartet.<br />
Volumentechnisch wird sich der Beitritt,<br />
wie bisher auch schon kommuniziert,<br />
zweistellig in der Bottomline auswirken.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Können Sie sich eine<br />
engere Zusammenarbeit mit British Airways<br />
vorstellen – z.B. einen Merger?<br />
Hüttmeyer: Bedingt dadurch, dass British<br />
Airways Sponsor bei unserem Beitritt zu<br />
oneworld ist, arbeiten wir heute bereits besonders<br />
eng zusammen. Dies kann sicherlich<br />
noch ausgebaut werden, muss damit<br />
aber nicht zwangsläufig im Merger enden.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welche Auswirkungen<br />
hat das Fuel Hedging auf die Ergebnisse<br />
2<strong>01</strong>1 und 2<strong>01</strong>2?<br />
Hüttmeyer: Aus der USD- und Fuel-Kombination<br />
wird ein höherer Aufwand in zweistelligem<br />
Bereich entstehen.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welche Gründe sprachen<br />
für die Emission einer Unternehmensanleihe?<br />
Hüttmeyer: Die Schnelligkeit der Umsetzung<br />
sowie die gesamthafte Attraktivität der<br />
Finanzierung (Kuponhöhe, keine Covenants<br />
etc.)<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Weshalb möchten Sie<br />
die Mittel nutzen, um eine erst im letzten Jahr<br />
emittierte Wandelschuldverschreibung zurückzukaufen?<br />
Hüttmeyer: Um die Verwässerung zu vermeiden.<br />
Wir haben letztes Jahr die Wandelanleihe<br />
zu einem Zeitpunkt vergeben, als<br />
die Nachwirkungen der Finanzkrise sowie<br />
die Rezession spürbar waren. Da mussten<br />
wir gewisse Zugeständnisse machen, u.a.<br />
auch ein Wandlungsrecht einräumen. Die<br />
heutigen Finanzierungskonditionen (s.o.)<br />
sind besser. Deshalb haben wir die unattraktivere<br />
Finanzierung vorzeitig getilgt.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Ihre 2007 emittierte<br />
Wandelschuldverschreibung hat eine Put-Option<br />
für den Bondinhaber zum 11. April<br />
2<strong>01</strong>2. Weshalb kaufen Sie diesen Convertible<br />
Bond zurück?<br />
Hüttmeyer: Der Aktionär wird es danken<br />
… Immerhin kämen sonst über 31 Mio.<br />
Aktien auf den Markt.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie war bei der Anleihenemission<br />
die Zielstruktur zwischen Privatanlegern<br />
und institutionellen Investoren?<br />
Hüttmeyer: 50:50.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
„Es ist Nachfrage da, und wir überlegen,<br />
ob und wie wir diese bedienen können”<br />
Ulf Hüttmeyer startete seine Karriere bei der Commerzbank als Analyst im Bereich Credit and<br />
Financing, danach übernahm er verschiedene Funktionen mit Auslandsaufenthalten (Singapur),<br />
zuletzt war er Group Manager Corporate Clients Services in leitender Funktion in Berlin. Zu<br />
Beginn des Jahres 2005 wurde er zum Director ernannt. Seit Februar 2006 ist er CFO der Air<br />
Berlin PLC.<br />
Interview<br />
mit Ulf Hüttmeyer, CFO, Air Berlin PLC<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welche Erfahrungen<br />
haben Sie mit der Platzierung einer Unternehmensanleihe<br />
bei Privatanlegern gemacht?<br />
Hüttmeyer: Sehr gute – auch private Anleger<br />
haben kräftig gezeichnet. Die Anleihe<br />
war auch mit einer Stückelung von 1.000<br />
Euro darauf ausgerichtet.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie lange hat der<br />
Prozess etwa gedauert?<br />
Hüttmeyer: Drei Wochen.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Die Anleihe wurde<br />
Ihnen förmlich aus den Händen gerissen. Können<br />
wir in absehbarer Zeit mit weiteren Emissionen<br />
rechnen?<br />
Hüttmeyer: Es stimmt, wir konnten nicht<br />
die gesamte Nachfrage bedienen und waren<br />
bereits mittags mehr als zweifach überzeichnet<br />
und haben somit frühzeitig die Bücher<br />
geschlossen. Es ist Nachfrage da, und<br />
wir überlegen, ob und wie wir diese bedienen<br />
können.<br />
Das Interview führte Denis Kuhn.<br />
Eckdaten der Anleiheemission<br />
ISIN DE000AB100A6<br />
Kupon 8,5%<br />
Laufzeit 10.11.2<strong>01</strong>5<br />
Stückelung 1.000 Euro<br />
Emissionspreis 100%<br />
Kurs am 12. Nov. 104,20%
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„Es ist Nachfrage da, und wir überlegen, Seite 16<br />
ob und wie wir diese bedienen können“<br />
Air-Berlin-CFO Ulf Hüttmeyer äußert sich im Interview zu den<br />
aktuellen Finanzierungsplänen<br />
„Ich glaube, dass wir neue Seite 30<br />
Zinstiefs sehen können“<br />
Interview mit Star-Fondsmanager Dietmar Zantke,<br />
Zantke & Cie. Asset Management<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
DERNEWSLETTERFÜRANLEIHEEMITTENTEN UND INVESTOREN<br />
Dez. 2<strong>01</strong>0<br />
Inhalt Jan. 2<strong>01</strong>1<br />
Who is who Seite 4<br />
Marktbericht Seite 6<br />
Xetra Bonds Seite 8<br />
Interview mit Arthur Brunner,<br />
Market Making Xetra Bonds,<br />
ICF Kursmakler AG<br />
Marktmodell/Spezialisten Seite 10<br />
Hohe Nachfrage nach Seite 12<br />
Mittelstandsanleihen<br />
Börse Düsseldorf gründet Seite 13<br />
mittelstandsmarkt<br />
Interview<br />
Dr. KarlKuhlmann, Seite 14<br />
Vorstand, S.A.G. Solarstrom AG<br />
Ulf Hüttmeyer, CFO Seite 16<br />
der Air Berlin PLC<br />
Unternehmensanleihen als Seite 20<br />
Alternative zur Eigenkapitalfinanzierung<br />
PraxisbeispielDürr AG<br />
Ratingagenturen Seite 26<br />
weiterhin im Visier des<br />
europäischen Gesetzgebers<br />
Interview mit Seite 30<br />
Star-Fondsmanager Dietmar Zantke,<br />
Zantke & Cie Asset Management<br />
Bond School:<br />
Zinssensitivität Seite 32<br />
Links / Vorschau Seite 34<br />
www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
Ausgabe <strong>01</strong> – Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 – www.fixed-income.<strong>org</strong> – 7,50 Euro<br />
Mittelstandsanleihen boomen,<br />
Refinanzierungsbedarf steigt deutlich<br />
Der Automobilzulieferer Dürr hat im Oktober eine Unternehmensanleihe im Volumen<br />
von 150 Mio. Euro platziert.<br />
Text: Christian Schiffmacher<br />
ährend die Emissionstätigkeit nach<br />
Wdem Rekordjahr 2009 am Eurobond-<br />
Markt deutlich unter dem Vorjahresniveau<br />
liegt, boomt die Emission von Anleihen mittelständischer<br />
Unternehmen. Die Börse<br />
Stuttgart machte mit Bondm den Anfang.<br />
Kürzlich gab die Börse Düsseldorf den Start<br />
des mittelstandsmarktes bekannt. Die Deutsche<br />
Börse AG gründet ebenfalls ein Segment<br />
für Mittelstandsanleihen, und die Börse<br />
München startet dem Vernehmen nach in<br />
Kürze mit m:access Renten. Die bisherigen<br />
Emittenten stießen dabei größtenteils auf<br />
eine Nachfrage, die das Angebot deutlich<br />
überstieg. Viele Marktteilnehmer sprechen<br />
daher schon von einer Bubble.<br />
Doch im Gegensatz zu Aktien haben Anleihen<br />
i.d.R. eine feste Laufzeit. Zum Laufzeitende<br />
ist fast immer eine Anschluss-<br />
finanzierung notwendig. Auf Basis der Fälligkeitsstruktur<br />
lässt sich schon heute relativ<br />
gut voraussagen, dass der Bedarf an Anschlussfinanzierungen<br />
am Eurobond-Markt<br />
in den kommenden vier Jahren um 50% ansteigt.<br />
Im High-Yield-Segment steigt der<br />
Bedarf an Anschlussfinanzierungen in den<br />
kommenden vier Jahren sogar um das Fünffache.<br />
Ein Ende des Emissionsbooms ist daher<br />
nicht abzusehen. Vielmehr dürften wir<br />
zurzeit gerade am Anfang eines Booms stehen.<br />
Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus, eines<br />
verbesserten konjunkturellen Umfeldes<br />
und der damit einhergehend gestiegenen<br />
Risikobereitschaft auf Investorenseite wagen<br />
zunehmend auch Emittenten aus dem Sub-<br />
Investmentgrade-Bereich den Schritt an den<br />
Kapitalmarkt (s. Seite 6).<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
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<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 17
18<br />
MITTELSTANDSANLEIHEN<br />
Text: Christian Schiffmacher<br />
Durch die Etablierung von Börsensegmenten<br />
für mittelständische Anleihen<br />
und die hohe Attraktivität von Anleiheemissionen<br />
für mittelständische Unternehmen<br />
ist auch ein ganz neuer Beratungsbedarf<br />
entstanden. Neben der klassischen Beratungstätigkeit<br />
wird daher zunehmend in<br />
Richtung Kapitalmarkt (Anleiheemission)<br />
beraten. Oftmals sind die Strukturen im<br />
Unternehmen, gerade im Hinblick auf die<br />
Kommunikation, für einen solchen Schritt<br />
jedoch noch nicht reif.<br />
Beim Debt Advisory werden alle Finanzierungsformen<br />
und Fremdkapitalgeber einbezogen<br />
und strukturiert. Der Berater optimiert<br />
oder restrukturiert die Passivseite der<br />
Bilanz. Der Aufgabenbereich eines Debt<br />
Advisors beginnt mit Bilanzstruktur- und<br />
Tragfähigkeitsanalysen und geht bis zur<br />
Endverhandlung von Kreditverträgen. Er<br />
entwickelt u.a. eine Finanzierungsstrategie,<br />
hilft bei der Auswahl geeigneter Finanzierungspartner<br />
und berät bei Bankengesprächen<br />
sowie bei der Optimierung des internen<br />
Bankenratings. Zudem werden Maßnahmen<br />
zur Optimierung der Bilanzstruktur<br />
und der Kennzahlen ergriffen.<br />
Die Berater<br />
Debt Advisory bieten u.a. Restrukturierungsspezialisten<br />
wie Houlihan Lokey und<br />
spezialisierte Investmentbanken wie Lazard<br />
und Rothschild an. In den vergangenen<br />
Monaten haben sich aber auch praktisch alle<br />
Corporate-Finance-Beratungsgesellschaften<br />
und ehemalige Banker den Bereich Debt<br />
Advisory ganz groß auf die Fahnen geschrieben.<br />
Aber auch Großbanken bieten<br />
mittlerweile entsprechende Beratungsleistungen.<br />
Von der Mandatierung einer Bank<br />
(die eigenes Kreditgeschäft betreibt) als<br />
Debt Advisor ist in jedem Fall abzuraten.<br />
Denn der Berater erhält Einblicke in hochsensible<br />
und vertrauliche Daten. Und keine<br />
Bank möchte mit dem eigenen Wettbewerber<br />
verhandeln. Solche Konstruktionen sind<br />
daher eher schädlich. Gerade in Bezug auf<br />
Anleiheemissionen haben sich ganz andere,<br />
teilweise sogar spezialisierte Berater etabliert,<br />
die sich ihre Tätigkeit üppig entlohnen lassen.<br />
Teilweise verlangen sogar die Börsen,<br />
wie die Börse Stuttgart bei Bondm, einen<br />
großzügigen Obolus für die Zulassung von<br />
Debt Advisory<br />
Wenn es Brei regnet, halten alle die Teller hin<br />
Beratern für das Börsensegment. Viele<br />
Marktteilnehmer halten einfach den Teller<br />
hin, wenn es Brei regnet. Aber auch gerade<br />
mittelständische Unternehmen, die in der<br />
Vergangenheit Standard-Mezzanine-<br />
Programme genutzt haben, werden von Be-<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
Fälligkeiten bei Standard Mezzanine Programmen<br />
Angabe in Mio. Euro, eigene Berechnungen<br />
Standard Mezzanine Programme<br />
Laufzeitende Volumen Programm Anbieter<br />
ratern geradezu überrannt. Aber auch ein<br />
Teil dieser Emittenten soll, so die Vorstellung<br />
einiger Berater, den Weg an den öffentlichen<br />
Kapitalmarkt finden. Bleibt abzuwarten,<br />
ob wir bald börsliche Segmente<br />
für Nachranganleihen haben werden.<br />
Mai 2<strong>01</strong>1 249 Mio. Euro Preps 2004-1 HVB, Capital Efficiency Group<br />
Dez. 2<strong>01</strong>1 616 Mio. Euro Preps 2004-2 HVB, Capital Efficiency Group<br />
Aug. 2<strong>01</strong>2 220 Mio. Euro Heat Mezzanine 2005 HSBC Trinkaus<br />
Aug. 2<strong>01</strong>2 313 Mio. Euro Preps 2005-1 HVB, Capital Efficiency Group<br />
Aug. 2<strong>01</strong>2 320 Mio. Euro Gemit 2004 DZ Bank, Buchanan<br />
Dez. 2<strong>01</strong>2 360 Mio. Euro Preps 2005-2 HVB, Capital Efficiency Group<br />
Dez. 2<strong>01</strong>2 176 Mio. Euro S-Mezzanine 2006 BayernLB, WestLB<br />
Jan. 2<strong>01</strong>3 371 Mio. Euro Equinotes 2005 Deutsche Bank, IKB<br />
Apr. 2<strong>01</strong>3 200 Mio. Euro CB Mezzcap 2006 Commerzbank<br />
Apr. 2<strong>01</strong>3 280 Mio. Euro Heat Mezzanine 2006 HSBC Trinkaus<br />
Jul. 2<strong>01</strong>3 260 Mio. Euro Plus 2006 Merrill Lynch, Advisum<br />
Jul. 2<strong>01</strong>3 326 Mio. Euro Preps 2006 HVB, Capital Efficiency Group<br />
Aug. 2<strong>01</strong>3 196 Mio. Euro Smart-Mezzanine 2006 LBBW, HSH Nordbank, Haspa<br />
Dez. 2<strong>01</strong>3 220 Mio. Euro Equinotes 2006 Deutsche Bank, IKB<br />
Feb. 2<strong>01</strong>4 314 Mio. Euro Heat Mezzanine 2007 HSBC Trinkaus<br />
Mrz 2<strong>01</strong>4 264 Mio. Euro Preps 2007 HVB, Capital Efficiency Group<br />
Apr. 2<strong>01</strong>4 300 Mio. Euro Plus 2007 Merrill Lynch, Advisum
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20<br />
MITTELSTANDSANLEIHEN<br />
Text: Thomas Kaufmann<br />
Der Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes<br />
im Jahr 2008 löste eine<br />
weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise aus,<br />
die die Vergabe von mittel- bis langfristigen<br />
Krediten sowie die Kreditgewährung im Allgemeinen<br />
stark einschränkte. Besonders<br />
deutsche Mittelständler waren von diesen<br />
Auswirkungen hart getroffen. Trotz der<br />
Maßnahmen der Europäischen Union zur<br />
Vermeidung einer Kreditklemme sowie sich<br />
einer wieder verbesserten Kreditvergabe der<br />
Banken stieg die Anzahl von Unternehmensanleihe-Emissionen<br />
2009 signifikant<br />
an. Der Grund dafür war und ist der hohe<br />
Kreditbedarf der sowohl notierten als auch<br />
der nicht notierten deutschen Unternehmen.<br />
In den letzten Monaten konnte allerdings<br />
auch beobachtet werden, dass immer<br />
mehr kleinere Unternehmen den Schritt an<br />
den Kapitalmarkt wählen.<br />
Hohe Aufnahmebereitschaft<br />
bei Investoren<br />
Diese Emissionen wurden von institutionellen<br />
Investoren positiv aufgenommen, da<br />
Unternehmensanleihen als Alternative<br />
zur Eigenkapitalfinanzierung<br />
Praxisbeispiel Dürr AG – institutionelle und private Investoren<br />
wurden bei der Emission mit eingebunden<br />
die Rendite von deutschen Staatsanleihen<br />
mit zehnjähriger Laufzeit bis auf annähernd<br />
2% fiel. Die gebotenen Kupons der Sub-Investmentgrade-Anleihen<br />
liegen deutlich höher.<br />
Des Weiteren waren einige dieser Anleihen<br />
auch an Privatinvestoren adressiert,<br />
die sonst in der Regel selten bei einer Emission<br />
bedacht werden. Das Angebot an Privatinvestoren<br />
hat den großen Vorteil, dass<br />
diese Investorengruppe weniger preissensitiv<br />
ist und meist einen längeren Anlagehorizont<br />
als institutionelle Investoren aufweist.<br />
Besonderheiten bei einem<br />
öffentlichen Angebot<br />
Allerdings ist bei einem öffentlichen Angebot<br />
der Anleiheemission ein Wertpapierprospekt<br />
zwingend erforderlich. Dieses wird<br />
von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
(BaFin) oder einer anderen<br />
zuständigen Behörde eines Mitgliedstaates<br />
des europäischen Wirtschaftsraums (EWR)<br />
gebilligt. Der Prospekt umfasst in erster Linie<br />
eine Beschreibung des Unternehmens,<br />
eine Auflistung der Risikofaktoren, eine<br />
Übersicht der Geschäfts und der maßgebli-<br />
Die Dürr AG hat eine Unternehmensanleihe im Volumen von 150 Mio. Euro emittiert.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
�omas Kaufmann ist Executive Director,<br />
Equity & Debt Capital Markets bei der<br />
Close Brothers Seydler Bank AG.<br />
chen Märkte sowie geprüfte historische Finanzinformationen<br />
der letzten zwei Jahre,<br />
einschließlich der Zwischenberichte.<br />
Das Gros der Emittenten entscheidet<br />
sich für eine Bewertung durch eine Ratingagentur<br />
und ein damit verbundenes Rating.<br />
Gewöhnlich haben institutionelle Investoren<br />
genaue V<strong>org</strong>aben, bis zu welchem Betrag<br />
diese in bestimmte Anleiheklassen<br />
investieren dürfen, wie zum Beispiel<br />
geratete/nicht geratete oder Investmentgrade/nicht<br />
Investmentgrade. Einige Investoren<br />
erfordern sogar zwingend ein Anleiheund/oder<br />
Unternehmensrating, um Zeichnungen<br />
aufzugeben. Besonders die drei<br />
großen Ratingagenturen Standard & Poor’s,<br />
Moody’s und Fitch genießen weltweites Ansehen<br />
bei den Investoren. Ein Rating einer<br />
dieser Agenturen ist aber auch ein effektives<br />
Marketing-Tool, mit dem die Emission bei<br />
Privatinvestoren beworben werden kann.<br />
Das Gros der Privatinvestoren ist allerdings<br />
auch mit einem Rating einer weniger bekannten<br />
Ratingagentur zufrieden. Für welche<br />
sich der Emittent schlussendlich entscheidet,<br />
liegt im Ermessen des Unternehmens,<br />
wobei die generelle Entscheidung für<br />
ein Rating definitiv eine Überlegung wert<br />
ist, da dementsprechend ein größeres Publikum<br />
adressiert werden kann.<br />
Marketing-Maßnahmen<br />
Die Marketing-Maßnahmen für Privatinvestoren<br />
sollten auf Internetseiten verschiedener<br />
bekannter Finanzportale ebenso erfolgen<br />
wie in der Finanzpresse, über Inter-
Kursentwicklung der Dürr<br />
Unternehmensanleihe<br />
views oder Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens.<br />
Die Werbemaßnahmen sind ein<br />
entscheidender Schritt für den Erfolg der<br />
Transaktion, da durch diese die Aufmerksamkeit<br />
der Investoren gewonnen wird. Für<br />
eine bekannte Marke sind Investoren meist<br />
schneller und einfacher zu begeistern, da mit<br />
dieser Marke positive Assoziationen bestehen,<br />
die die Investoren mit dem Unternehmen<br />
verbinden.<br />
Börse Stuttgart gründet<br />
Mittelstandssegment<br />
Die Stuttgarter Börse hat im September<br />
2<strong>01</strong>0 ein neues Segment für den Handel<br />
von Mittelstandsanleihen ins Leben gerufen,<br />
das Segment Bondm. Privatinvestoren<br />
haben somit die Möglichkeit, bei öffentlichen<br />
Angeboten an der Zeichnung teilzunehmen<br />
und direkt über die Börse Anteile<br />
zu kaufen. Ebenso profitieren die Emittenten<br />
von diesem maßgeschneiderten Segment,<br />
da die Börse Werbung für den Emittenten<br />
betreibt und somit weniger bekannten<br />
Firmen eine Plattform zur Kapitalbeschaffung<br />
bietet. Kleinere Unternehmen<br />
profitieren durch die Unterstützung der<br />
Börse sowie der begleitenden Bank besonders<br />
bei den Marketing-Maßnahmen.<br />
Der Großteil der emittierten Anleihen ist<br />
zum Handel im unregulierten Markt, dem<br />
Freiverkehr, der Börse zugelassen. Die Zulassung<br />
einer Anleihe bedarf keines Prospekts<br />
oder anderweitiger Verpflichtungen<br />
des Emittenten, d.h. dass auch Anleihen, die<br />
ohne ein Prospekt begeben wurden, ohne<br />
weiteres an einer Börse gehandelt werden<br />
können. Für einen liquiden<br />
After-Market-Handel der<br />
Anleihe wird allerdings ein<br />
Market Maker benötigt, der<br />
auch gewillt ist, durch aktives<br />
Auf- und Abbauen von<br />
Positionen Risiko zu übernehmen,<br />
wenn keine weiteren<br />
Händler im Markt sind.<br />
Da viele institutionelle Investoren<br />
eine gewisse Liquidität<br />
der Anleihe nach der<br />
Notierungsaufnahme fordern,<br />
sollte der Anleiheemittent<br />
bereits bei der Auswahl der begleitenden<br />
Bank auf den Track Record des Market-Making-Teams<br />
achten, um die benötigte<br />
Liquidität zu gewährleisten.<br />
Projektdauer<br />
Der gesamte Prozess einer öffentlichen Platzierung<br />
dauert ca. vier Monate von den Vorbereitungen<br />
bis zur Platzierung. Der umfangreichste<br />
Part der Transaktion ist die Erstellung<br />
des Prospekts, der inklusive Billigung<br />
ungefähr drei Monate in Anspruch<br />
nimmt. Der Ratingprozess wiederum dauert<br />
sechs bis zehn Wochen und sollte parallel<br />
zur Prospekterstellung erfolgen. Kurz vor<br />
der Billigung des Prospekts wird i.d.R. mit<br />
dem Pre-Sounding begonnen, um das Interesse<br />
des Marktes zu testen, gefolgt nach Billigung<br />
von der Angebotsfrist.<br />
Dürr AG emittiert<br />
Unternehmensanleihe im Volumen<br />
von 150 Mio. Euro<br />
Eine der ersten Transaktionen im neuen<br />
Bondm-Segment der Börse Stuttgart war<br />
Unternehmensanleihe Dürr AG<br />
Emittent: Dürr AG,<br />
Bietigheim-<br />
Bissingen<br />
WKN: A1EWGX<br />
ISIN: DE000A1EWGX1<br />
Kupon: 7,25%<br />
Emissionspreis: 100,00%<br />
Kurs am 10.11.2<strong>01</strong>0: 108,50%<br />
MITTELSTANDSANLEIHEN<br />
der Automobilzulieferer Dürr im September<br />
2<strong>01</strong>0 mit einem Emissionsvolumen von<br />
150 Mio. Euro. Die Anleihe hat eine Laufzeit<br />
von 5 Jahren und ist mit 7,25% p.a.<br />
verzinst. Das Angebot bestand aus einem<br />
öffentlichen Angebot in Deutschland und<br />
Österreich sowie einer Privatplatzierung bei<br />
institutionellen Investoren in Europa durch<br />
die Close Brothers Seydler Bank AG,<br />
Frankfurt am Main. Die Dürr AG verzichtete<br />
bei dieser Emission auf ein Rating der<br />
Emission, obgleich das Unternehmen bis<br />
dato geratet war (S&P: B, Moody’s: B2).<br />
Die Vorbereitungen für die Transaktionen<br />
begannen im Juni. Mit dem Feedback der<br />
<strong>org</strong>anisierten Roadshow, die durch die syndizierte<br />
Bank <strong>org</strong>anisiert und begleitet<br />
wurde, konnten die finalen Konditionen<br />
der Emission festgelegt werden. Durch das<br />
angedeutete starke Interesse der Investoren<br />
konnte die Bank eine Vollplatzierung bereits<br />
vor der Emission zusichern. Die Bücher<br />
öffneten am 13. September 2<strong>01</strong>0 und<br />
mussten nach nur drei Stunden wieder geschlossen<br />
werden, da die Emission bereits<br />
zu diesem Zeitpunkt dreifach überzeichnet<br />
war.<br />
Dieses Beispiel zeigt, dass die Emission<br />
einer Unternehmensanleihe eine effektive<br />
Alternative zur herkömmlichen Finanzierung<br />
sein kann. Die derzeitigen guten<br />
Marktbedingungen ermöglichen Investoren<br />
mit attraktiven Konditionen an den<br />
Markt zu gehen, besonders wenn Privatinvestoren<br />
mit einbezogen werden. Allerdings<br />
sollte bereits früh bedacht werden, dass<br />
durch die Berücksichtigung institutioneller<br />
Investoren eine erfolgreiche Platzierung antizipiert<br />
werden kann.<br />
Laufzeit: 28.09.2<strong>01</strong>5<br />
Stückelung: 1.000 Euro<br />
Emissionsvolumen: 150 Mio. Euro*<br />
Global Coordinator: Close Brothers<br />
Seydler Bank AG<br />
Sub-Underwriter: Solventis Wertpapierhandelsbank<br />
GmbH<br />
*) Erhöhung um 50 bis 75 Mio. Euro geplant<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 21
22<br />
MITTELSTANDSANLEIHEN<br />
Bei Eigenemissionen ist eine gute „Bond Story“<br />
ein entscheidender Erfolgsfaktor<br />
Text: Fabian Kirchmann<br />
Unternehmensanleihen sind derzeit en<br />
Vogue im deutschen Mittelstand. Kreditklemme<br />
hin oder her, die Finanzierungsmöglichkeiten<br />
für kleine und mittlere Unternehmen<br />
sind nach wie vor limitiert und<br />
die plötzliche Öffnung des Kapitalmarkts,<br />
der bislang im Bond-Bereich vor allem<br />
Großkonzernen vorbehalten war, kommt<br />
für viele Mittelständler wie eine wunderbare<br />
Fügung des Schicksals.<br />
Dennoch ist festzustellen, dass, trotz des<br />
regelrechten Nachfrage-Booms bei Mittelstandsanleihen,<br />
Investoren sehr wohl differenzieren<br />
und sich bei ihrer Investitionsentscheidung<br />
nicht allein am Zinssatz oder<br />
einer zukunftsträchtigen Branche orientieren.<br />
Was aber sind die entscheidenden Erfolgsfaktoren<br />
für die Emission einer Anleihe<br />
in Eigenregie? Worauf müssen die Unternehmen<br />
bei der Vermarktung achten und<br />
welche Kommunikationskanäle sind für<br />
welche Emissionsstruktur die richtigen?<br />
Die in den vergangenen Jahren im Vordergrund<br />
stehenden großvolumigen Bond-<br />
Emissionen namhafter Konzerne wurden<br />
weitestgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit<br />
innerhalb weniger Stunden bei<br />
institutionellen <strong>Fixed</strong>-<strong>Income</strong>-Investoren<br />
weltweit platziert. Dagegen richteten sich<br />
die Mittelstandsemissionen der letzten Monate<br />
vorwiegend an den deutschsprachigen<br />
Markt und hier vor allem an semi-institutionelle<br />
Investoren, Family Offices und Privatanleger<br />
(Retail-Investoren). Die Platzierung<br />
erfolgt vermehrt als Eigenemission<br />
direkt über das Unternehmen, das heißt der<br />
Emittent verzichtet auf eine Bank für die<br />
Strukturierung und Platzierung der Anleihe.<br />
Transparenz durch bestehende<br />
Börsennotierung erleichtert<br />
Kommunikation<br />
Bei der Eigenemission kommt der begleitenden<br />
Kommunikation eine zentrale Rolle<br />
zu. Für diese Aufgabe wird in der Regel eine<br />
auf Finanzkommunikation spezialisierte<br />
Agentur beauftragt. Sie unterstützt den<br />
Emittenten – nach einem umfassenden<br />
Briefing durch das Management – bei der<br />
Erarbeitung eines Marketingkonzepts für<br />
die Emission. Dabei gilt es zunächst mithilfe<br />
von Medienanalysen den Ist-Zustand<br />
in punkto Bekanntheitsgrad und Reputation<br />
des Unternehmens sowie das allgemeine<br />
Branchenumfeld zu evaluieren. Bei<br />
börsennotierten Unternehmen ist eine solche<br />
Analyse zweifellos einfacher, da der<br />
Emittent je nach Börsensegment und Transparenzlevel<br />
einen mehr oder weniger kontinuierlichen<br />
Dialog mit der Öffentlichkeit<br />
und seinen Stakeholdern führt. Diese Transparenz<br />
ist ein entscheidender Vorteil bei der<br />
Vorbereitung der Anleiheemission.<br />
„Bond Story“: Motivation für die Anleihe<br />
und Vorteile für den Investor<br />
Nach Abschluss der Analyse erarbeitet die<br />
Agentur ein Kommunikationskonzept, dessen<br />
Kern die „Bond Story“ (vergleichbar mit<br />
der „Equity Story“ bei Eigenkapitalaufnahmen)<br />
bildet. Sie muss die Motivation für die<br />
Begebung einer Unternehmensanleihe und<br />
die Vorteile für den Investor vermitteln. Als<br />
Motivation für das Unternehmen kommt<br />
häufig die Aufnahme frischer Mittel für die<br />
Ablösung von höher verzinslichen Darlehen<br />
und damit die Senkung der Finanzierungskosten<br />
in Frage. Besteht ausreichend Spielraum<br />
für zusätzliches Fremdkapital, kann<br />
die Anleihe z.B. für die schnellere Realisierung<br />
von Wachstumszielen verwendet werden.<br />
Wichtig ist, dass die Mittelverwendung<br />
für den Investor plausibel ist. Bei der Vermittlung<br />
der Vorteile spielen neben dem<br />
Zinssatz auch Sicherheitsaspekte eine Rolle.<br />
Es muss schlüssig nachvollziehbar sein, wie<br />
das Unternehmen nach Ablauf der Laufzeit<br />
die aufgenommenen Fremdmittel zurückzahlen<br />
wird. Weitere Bestandteile des Kommunikationskonzepts<br />
ist ein Zeit- und<br />
Maßnahmenplan, der im Idealfall einer<br />
Dramaturgie folgt, deren Höhepunkt die<br />
Ankündigung der Emission bildet.<br />
Werbekampagne bei größeren<br />
Emissionen (ab 25 Mio. Euro)<br />
Wenn die „Bond Story“ steht, beginnt die<br />
Erstellung der wichtigsten Kommunikationsmaterialien.<br />
Maßgabe für alle Inhalte<br />
ist – bei Wahl eines öffentlichen Angebots<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
– der Wertpapierprospekt. Bei den Materialien<br />
ist zu unterscheiden zwischen den<br />
Zielgruppen institutionelle und private<br />
Anleger. Für die professionellen Investoren<br />
sind der Prospekt und die Unternehmenspräsentation<br />
zur Anleihe die wichtigsten<br />
Informationsquellen. Für Privatanleger<br />
wird ein Emissions-Flyer mit den wichtigsten<br />
Eckdaten zur Emission sowie einem<br />
Überblick zur Geschäftstätigkeit und den<br />
wichtigsten Kernbotschaften der „Bond<br />
Story“ erstellt. Bei größeren Volumina (ab<br />
25 Mio. Euro), die stark auf Privatanleger<br />
abzielen, wird eine Werbekampagne für<br />
Print- und Online-Medien entwickelt. Der<br />
Mediaplan beinhaltet die klassischen<br />
Finanz- und Wirtschaftsmedien, Branchenmedien<br />
sowie die regionale Presse, die<br />
bei Mittelständlern häufig eine nicht zu<br />
unterschätzende Bedeutung hat. Darüber<br />
hinaus gilt es für die Anleihe eine eigene<br />
Rubrik auf der Unternehmens-Website zu<br />
erstellen, auf der Interessenten sich über<br />
die Anleihe informieren und die Zeichnungsunterlagen<br />
abrufen oder mit Hilfe eines<br />
speziellen Software-Tools direkt zeichnen<br />
können. Hier sind die rechtlichen V<strong>org</strong>aben<br />
in Form von Zugangsbeschränkungen<br />
für bestimmte ausländische Jurisdiktionen<br />
zu beachten.<br />
Darüber hinaus muss bei Emissionen,<br />
die von einer umfassenden Kampagne begleitet<br />
werden, ein unternehmensinternes<br />
oder externes Call-Center eingerichtet werden.<br />
Die Hotline wird über die Website sowie<br />
über den Flyer und die Werbeanzeigen<br />
kommuniziert. Über diesen Kanal können<br />
Investoren und Privatanleger Informationsmaterialien<br />
beziehen und Zeichnungsaufträge<br />
abgeben. Für einen reibungslosen Ablauf<br />
müssen die Mitarbeiter des Call-Centers<br />
geschult und der Versand der Unterlagen<br />
systematisiert werden.<br />
Last but not least gehört die Pressearbeit<br />
als elementarer Bestandteil zum Marketing-<br />
Konzept. Hier ist darauf zu achten, neben<br />
wichtigen Entscheidermedien die für Privatanleger<br />
bedeutenden Finanzpublikationen<br />
und die regionalen Journalisten einzubinden.<br />
Im Idealfall kann mit guten Nachrichten<br />
im Vorfeld der Ankündigung der
Anleiheemission dafür ges<strong>org</strong>t werden, dass<br />
der Emittent bei den relevanten Journalisten<br />
zumindest auf dem Radar ist. Darüber<br />
hinaus muss die Berichterstattung zu Branche<br />
und Wettbewerb in der Vorbereitungsphase<br />
intensiv beobachtet werden, um auf<br />
Veränderungen im Mediensentiment frühzeitig<br />
reagieren zu können.<br />
Unternehmensanleihe der KTG Agrar<br />
mit Signalwirkung<br />
Die Anleiheemission des börsennotierten<br />
Landwirtschaftsunternehmens KTG Agrar<br />
AG im September 2<strong>01</strong>0 zeigt die Bedeutung<br />
der Kommunikationsarbeit für den<br />
Platzierungserfolg. Die Emission am Mittelstandssegment<br />
Bondm der Börse Stuttgart<br />
mit einem Volumen von zunächst 25<br />
Mio. Euro war innerhalb weniger Tage<br />
mehrfach überzeichnet, so dass eine Ausweitung<br />
auf 50 Mio. Euro beschlossen<br />
wurde. Die „Bond-Story“ bestand aus wenigen<br />
prägnanten Botschaften, die für jeden<br />
Anleger leicht verständlich und nachvollziehbar<br />
waren. Das seit 2007 börsennotierte<br />
Unternehmen, dessen Geschäftsmodell<br />
die Trendthemen Agrarrohstoffe<br />
und Erneuerbare Energien vereint, nutzt die<br />
Mittel aus der Anleihe, um weitere Ackerflächen<br />
zuzukaufen und den hochmargigen<br />
Biogasbereich schneller als bisher geplant<br />
auszubauen. Die zusätzliche Tranche von 25<br />
Mio. Euro wurde zur Ablösung von hochverzinslichen<br />
Darlehen eingesetzt. Das Ergebnis<br />
der Kommunikationsarbeit war eine<br />
breite und sehr positive Medienresonanz<br />
einschließlich TV-Beiträgen, die den Bekanntheitsgrad<br />
des Unternehmens auch<br />
über die Emission hinaus erhöht hat. Darüber<br />
hinaus hatte die Emission, nach Meinung<br />
zahlreicher Marktteilnehmer, Signalwirkung<br />
für das neu etablierte Marktsegment<br />
der Mittelstandsanleihen.<br />
Fazit:<br />
Mittelstandsanleihen bieten kleinen und<br />
mittleren Unternehmen die Chance, neben<br />
Eigenkapital und Bankdarlehen eine dritte<br />
Säule der Unternehmensfinanzierung aufzubauen.<br />
Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />
Emission ist ein solides Geschäftsmodell<br />
mit einem ausreichenden Track Record<br />
sowie attraktiven Zukunftsperspektiven.<br />
Mit zunehmender Emissionstätigkeit wer-<br />
MITTELSTANDSANLEIHEN<br />
Fabian Kirchmann, Vorstand der Kommunikationsberatung<br />
IR.on AG<br />
den sich weniger solide Trittbrettfahrer an<br />
den Markt wagen, so dass Investoren bei ihrer<br />
Anlageentscheidung künftig noch stärker<br />
differenzieren werden. Deshalb sind<br />
Qualität bei der Auswahl der Unternehmen<br />
und eine auf Transparenz und Offenheit basierende<br />
emissionsbegleitende Kommunikation<br />
gefragt. Nur so wird das neue Segment<br />
der Mittelstandsanleihen eine Chance<br />
haben, sich langfristig zu etablieren.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 23
24<br />
INVESTMENT<br />
Text: Stefan Scharff<br />
Studie belegt: Staatsanleihen bieten<br />
systematischen Inflationsschutz<br />
Staatsanleihen bieten einen systematischen<br />
Inflationsschutz. Das hat eine Studie<br />
des Anleihemanagers Bantleon ergeben.<br />
„In allen längeren Inflationsphasen in den<br />
vergangenen 40 Jahren erwirtschafteten<br />
deutsche Staatsanleihen eine attraktive Rendite,<br />
die fast immer über der jeweiligen<br />
Teuerungsrate lag. Darüber hinaus kann die<br />
�ese, wonach Staatsanleihen in Inflationsphasen<br />
prinzipiell eine schlechtere Rendite<br />
bieten als Aktien, nicht bestätigt werden“,<br />
erklärt Senior Analyst Dr. Andreas Busch,<br />
der die Studie erstellt hat. „Es lässt sich vielmehr<br />
vermuten, dass der relative Vorteil einer<br />
Anlageklasse von der Art der Inflation<br />
abhängt. Jeder Preisanstieg, der von der Kostenseite<br />
getrieben wird, bevorzugt die Anleihenmärkte,<br />
während eine nachfrageinduzierte<br />
Inflation die Aktienmarktentwicklung<br />
stimuliert.“<br />
Grundlagen der Studie<br />
Schwerpunkt der Untersuchung ist der<br />
RexP im Vergleich mit dem DAX. Zur Abstützung<br />
der Ergebnisse wurde auch der US-<br />
Staatsanleihenmarkt in die Untersuchung<br />
einbezogen. Dort wurde der Aktienindex<br />
S&P 500 Total Return Index mit dem Merrill<br />
Lynch Staatsanleihenindex 3 – 5 Jahre<br />
verglichen; der Index 1 – 10 Jahre steht erst<br />
seit 1979 zur Verfügung. Aufgrund der Datenverfügbarkeit<br />
fokussiert sich die Analyse<br />
auf die Zeit von 1970 bis 1994. Die vergangenen<br />
15 Jahre wurden ausgeklammert,<br />
weil ab Mitte der 90er Jahre die Teuerungsrate<br />
in einer relativ engen Bandbreite zwischen<br />
0,3% und 3,2% schwankte und deshalb<br />
nicht von längeren Inflationsphasen gesprochen<br />
werden kann.<br />
Die Grundlage für die Studie waren folgende<br />
Annahmen: In einer ersten Variante<br />
wird eine Inflationsphase angenommen,<br />
wenn die Inflationsrate über 2,5% lag, was<br />
dem langfristigen Durchschnitt des Betrachtungszeitraums<br />
entspricht. In einer<br />
zweiten und dritten Variante gilt als Kriterium<br />
für eine Inflationsphase, wenn die Jahresteuerung<br />
ihren 3- beziehungsweise 5-Jahres-Durchschnitt<br />
überschritten hat. Der 5-<br />
Jahresdurchschnitt ist auch die Basis für den<br />
Vergleich mit der Entwicklung in den USA.<br />
Andere Abgrenzungen führen dort wegen<br />
des spezifischen Inflationsverlaufs nicht zu<br />
verwertbaren Ergebnissen.<br />
Performance von deutschen Staatsanleihen<br />
mehr als doppelt so hoch wie<br />
Performance von deutschen Aktien<br />
Im Vergleich zeigen sich für Deutschland<br />
vor allem die folgenden Ergebnisse:<br />
1. Unabhängig davon, welche Abgrenzungsmethode<br />
verwendet wird (3-, 5-<br />
Jahres-Durchschnitt oder 2,5%-Grenze),<br />
fiel der nominelle Ertrag von Staatsanleihen<br />
in Phasen hoher Inflation in der<br />
Gesamtbetrachtung immer höher aus als<br />
die Geldentwertung. Bei der Orientierung<br />
am 5-Jahres-Durchschnitt lag die<br />
jährliche Performance in jeder der drei<br />
Inflationsphasen über dem Anstieg der<br />
privaten Lebenshaltungskosten. Es<br />
konnte somit jedes Mal ein positiver realer<br />
Ertrag erzielt werden, was bei Aktien<br />
in der Mehrzahl der Fälle nicht möglich<br />
war.<br />
2. Ebenfalls unabhängig von der Abgrenzungsmethode<br />
schneiden in der Ge-<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
samtbetrachtung über alle Inflationsphasen<br />
hinweg Staatsanleihen immer<br />
besser ab als Aktien. Die Performance ist<br />
dabei jeweils mehr als doppelt so hoch.<br />
Bei der Orientierung am 5-Jahres-<br />
Durchschnitt der Inflationsrate konnten<br />
Bundesanleihen in den insgesamt 14,8<br />
Jahre dauernden Inflationsphasen eine<br />
jährliche Performance von 7,7% erzielen,<br />
während Aktien nur auf 3,3% kamen.<br />
3. Unabhängig vom Abgrenzungskriterium<br />
bei der Betrachtung der einzelnen Phasen<br />
ist eine Regelmäßigkeit zu beobachten:<br />
In den 70er- und 80er Jahren<br />
schnitten die Anleihenmärkte in den beiden<br />
Inflationsphasen immer besser ab als<br />
die Aktienmärkte. Dagegen schnitten<br />
Aktien Anfang der 90er Jahre in einzelnen<br />
Phasen erheblich besser ab als Staatsanleihen.<br />
In den USA boten Staatsanleihen nur<br />
langfristig Schutz vor Inflation<br />
„Auch in den USA boten Staatsanleihen<br />
langfristig einen Inflationsschutz. Sie verzeichneten<br />
gegenüber Aktien zwar nur in<br />
der ersten der drei Inflationsphasen eine<br />
Outperformance, aber dennoch erzielten sie<br />
Deutsche Staatsanleihen in Inflationsphasen meistens besser als Aktien<br />
Quelle: Bantleon
US-Staatsanleihen mit Inflationsschutz<br />
eine attraktive Rendite, die zumindest in der<br />
Summe aller betrachteten Zeiträume über<br />
der Inflationsrate lag“, stellt Busch fest. In<br />
den USA ist das Bild weniger eindeutig als<br />
in Deutschland. „Das immer wieder behauptete<br />
systematische Manko von Staatsanleihen,<br />
in Inflationsphasen ein erhöhtes<br />
Verlustrisiko zu haben, ist aber auch für die<br />
größte Volkswirtschaft der Welt nicht nachzuweisen.“<br />
Zinsanpassungseffekt bietet Staatsanleihenportfolios<br />
systematischen<br />
Inflationsschutz<br />
Auf den ersten Blick scheint das gute Abschneiden<br />
von Staatsanleihen gegenüber Aktien<br />
in Inflationsphasen überraschend zu<br />
sein. Denn eigentlich würde man erwarten,<br />
dass Zeiten hoher Inflation mit steigenden<br />
Zinsen einhergehen, was Staatsanleihen<br />
Kursverluste beschert und somit schadet.<br />
Die Erklärung findet sich im automatischen<br />
Zinsanpassungsprozess, von dem jedes Anleihenportfolio<br />
mit einer ausgewogenen<br />
Laufzeitstruktur profitiert. Entsprechend<br />
der Fälligkeitsstruktur wird in jedem Jahr<br />
ein Teil des Anleihenbestandes zurückgezahlt.<br />
Dieses frei werdende Kapital sowie die<br />
Zinszahlungen aller noch nicht fällig gewordenen<br />
Anleihen stehen zur kontinuierlichen<br />
Wiederanlage bereit. Am Beispiel des<br />
RexP zeigt die Abbildung rechts, dass innerhalb<br />
von fünf Jahren bereits 58% aller<br />
Zahlungsströme des Portfolios fließen und<br />
somit bei steigenden Zinsen in Anleihen mit<br />
höheren Renditen investiert werden können.<br />
Mit einer gewissen Verzögerung profitiert<br />
damit das Portfolio sogar von dem vermeintlich<br />
schädlichen Zinsanstieg. „Staats-<br />
anleihenportfolios besitzen durch diesen Effekt<br />
einen automatischen Inflationsschutz“,<br />
erklärt Busch.<br />
Bessere Entwicklung von deutschen<br />
Aktien in 90er Jahren war Ausnahme<br />
Dass deutsche Aktien Ende der 80er-, Anfang<br />
der 90er Jahre – anders als in den vorangegangenen<br />
Inflationsphasen – besser als<br />
deutsche Staatsanleihen abschneiden konnten,<br />
hängt vor allem mit der speziellen konjunkturellen<br />
Situation in dieser Zeit zusammen.<br />
Anders als in den 70er Jahren waren<br />
Anfang der 90er Jahre nicht die explodierenden<br />
Energiepreise die Auslöser der Inflation<br />
(Kostendruckinflation). Vielmehr<br />
Zahlungsströme des RexP<br />
Quelle: Bantleon<br />
INVESTMENT<br />
führte nach der Wiedervereinigung die zusätzliche<br />
Nachfrage aus den neuen Bundesländern<br />
zu einem beispiellosen Konjunkturboom.<br />
In der Folge kam es zu Kapazitätsengpässen,<br />
weshalb die Unternehmen<br />
höhere Preise durchsetzen konnten (nachfrageinduzierte<br />
Inflation). Entsprechend erzielten<br />
die Unternehmen hohe Gewinne<br />
und die Aktienmärkte profitierten überproportional.<br />
„Die aktuellen konjunkturellen<br />
Rahmenbedingungen stellen sich jedoch<br />
völlig anders dar“, betont Busch.<br />
Auch Staatsanleihen erreichten selbst in dieser<br />
Phase mit knapp 8,0% p.a. eine – absolut<br />
gesehen – hohe Rendite, ähnlich wie in<br />
den vorangegangenen Inflationsphasen. Der<br />
Inflationsschutz funktionierte also auch in<br />
diesem Fall.<br />
Darüber hinaus ist die Rendite von knapp<br />
8,0% auch in Relation zur damaligen Inflation<br />
von 3,6% p.a. hoch.<br />
Bantleon ist ein führender Spezialist für Investmentgrade-Anleihenfonds.<br />
Zum Angebot gehören Publikumsfonds<br />
für private und institutionelle Anleger sowie<br />
Spezialfonds und Advisory-Mandate für institutionelle<br />
Anleger. Insgesamt verwaltet Bantleon mit 27<br />
Mitarbeitern mehr als 3,2 Mrd. Euro für Kunden in<br />
Deutschland, Österreich und der Schweiz.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 25
26<br />
RATING<br />
Ratingagenturen weiterhin im Visier<br />
des europäischen Gesetzgebers<br />
Text: Ulf Marhenke<br />
An öffentlicher Kritik an Ratingagenturen<br />
mangelt es nicht. Hatte man den<br />
Ratingagenturen in der Finanzkrise noch<br />
v<strong>org</strong>eworfen, sie hätten zu spät reagiert,<br />
wurde ihnen in der europäischen Schuldenkrise<br />
ihr angeblich überstürztes Handeln<br />
v<strong>org</strong>ehalten. Standard & Poor’s (S&P) und<br />
weitere Ratingagenturen hatten griechische<br />
Anleihen als „spekulativ“ eingestuft und damit<br />
an den Finanzmärkten eine regelrechte<br />
Panik geschürt.<br />
Gleichwohl ist der Handel mit Aktien,<br />
Anleihen, Derivaten und strukturierten Finanzprodukten<br />
im Wirtschaftsleben unverzichtbar.<br />
Die volkswirtschaftliche Funktion<br />
dieses Handels ist nur zu erreichen, wenn<br />
die Marktteilnehmer in der Lage sind,<br />
Chancen und Risiken eines Investments<br />
richtig einzuschätzen. Für einzelne Anleger<br />
ist die Informationsbeschaffung mit hohen<br />
Informationskosten verbunden. Ratingagenturen<br />
übernehmen in diesem Umfeld<br />
eine Intermediärfunktion. Dazu geben sie<br />
eine Beurteilung der relativen Kreditqualität<br />
(Bonität) eines Unternehmens oder einzelner<br />
Schuldtitel ab, worunter die Fähigkeit<br />
verstanden wird, Schuldendienstverpflichtungen<br />
nachzukommen. Als allerdings<br />
die Ratingagenturen häufig komplexen Finanzinstrumenten<br />
die besten Noten gaben,<br />
fühlten sich auch unerfahrene Anleger dazu<br />
ermutigt, diese ohne angemessene Risiko-<br />
EU möchte Missstände im Ratingwesen beseitigen<br />
bewertung zu erwerben. Als sich die Marktlage<br />
dann verschlechterte, haben die Ratingagenturen<br />
dieser Veränderung in ihren<br />
Ratings nicht rasch genug Rechnung getragen.<br />
Dieses Versagen der Ratingagenturen<br />
und die mangelnde Vorsicht der Anleger<br />
führten auch dazu, dass Kredite vergeben<br />
wurden, die durch die wirtschaftlichen Eckdaten<br />
nicht gerechtfertigt gewesen wären.<br />
Verordnung (EG) Nr. 1060/2009<br />
des Europäischen Parlaments<br />
und des Rates<br />
Um solche Szenarien in der Zukunft zu verhindern,<br />
reagierte die Europäische Union<br />
mit dem Erlass der Verordnung (EG) Nr.<br />
1060/2009 des Europäischen Parlaments<br />
und des Rates vom 16.9.2009 über Ratingagenturen<br />
(nachfolgend „Verordnung“). Mit<br />
dieser unmittelbar in jedem Mitgliedstaat<br />
geltenden Verordnung will die EU Missstände<br />
im Ratingwesen beseitigen. Insbesondere<br />
die Rolle des neutralen Intermediärs<br />
erscheint vor dem Hintergrund, dass Direktzahlungen<br />
der bewerteten Unternehmen<br />
die Haupteinnahmequelle von Ratingagenturen<br />
darstellen, zweifelhaft. Ratingagenturen<br />
erweitern ihre Dienstleistungen kontinuierlich<br />
(„Risk Solutions“ bei S&P, „Rating<br />
Assessment Service“ bei Moody’s und<br />
„Credit Assessment“ bei Fitch), insbesondere<br />
im Hinblick auf ein ratingoptimiertes<br />
Finanzmanagement, da ein entsprechendes<br />
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Ulf Marhenke, LL.M.<br />
ist Rechtsanwalt bei<br />
Bryan Cave LLP<br />
in Hamburg.<br />
Rating für die internationalen Finanzmärkte<br />
als Zulassungsvoraussetzung gilt.<br />
Die hohe Machtkonzentration der Ratingagenturen<br />
wird auch deutlich, wenn<br />
man den internationalen Markt der Ratingagenturen<br />
berücksichtigt. Über 80% des<br />
Marktanteils entfallen auf die beiden Marktführer<br />
Moody’s und S&P. Entscheidet sich<br />
ein Emittent aufgrund deren Reputation für<br />
einen der Marktführer, wird jeder Wechsel<br />
zu einer anderen Ratingagentur seitens der<br />
Investoren die Frage nach der Motivation<br />
für den Wechsel aufwerfen (sog. Lock-in-<br />
Effekte). Da es Investoren schwer fallen<br />
dürfte, einen Grund für den Wechsel nachzuvollziehen,<br />
liegt die Vermutung nahe, dass<br />
durch den Wechsel ein befürchtetes Downgrading<br />
umgangen werden soll (sog. „rating<br />
shopping“), welches erhebliche negative Folgen<br />
für ein Unternehmen haben kann.<br />
Interessenkonflikte sollen auf ein<br />
Minimum begrenzt werden<br />
Durch den EU-Regulierungsrahmen sollen<br />
potenzielle Interessenkonflikte auf ein Minimum<br />
begrenzt, qualitativ bessere Ratings<br />
gewährleistet und größere Transparenz sichergestellt<br />
werden.<br />
Erfasst werden von der Verordnung alle<br />
Ratings, die von Ratingagenturen mit Sitz in<br />
der EU erstellt, veröffentlicht oder an Abonnenten<br />
weitergegeben werden. Werden Ratings<br />
für regulatorische Zwecke verwendet,<br />
etwa zur Bemessung der Eigenkapitalunterlegung<br />
nach Basel II, müssen sich die Ra-
tingagenturen registrieren lassen. Die Registrierung<br />
erfolgt zurzeit über das CESR (�e<br />
Committee of European Securities Regulators),<br />
welches eine Empfehlung an die nationalen<br />
Aufsichtsbehörden (in Deutschland gemäß<br />
§ 17 Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) die<br />
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
(BaFin)) weiterleitet, welche letztlich<br />
entscheiden. Ab 2<strong>01</strong>1 soll eine neue EU-Aufsichtsbehörde,<br />
die Europäische Wertpapieraufsichtsbehörde<br />
(European Supervisory Authority<br />
Securities and Markets (ESMA)), für<br />
die Zulassung und Beaufsichtigung der in der<br />
EU registrierten Ratingagenturen zuständig<br />
sein. Um zu gewährleisten, dass die ESMA<br />
über ausreichende Aufsichts- und Durchsetzungskapazitäten<br />
verfügt, ist sie befugt, bei<br />
möglichen Verstößen gegen die Verordnung<br />
Nachforschungen anzustellen, indem sie relevante<br />
Unterlagen anfordert oder Prüfungen<br />
vor Ort durchführt. Auch darf die ESMA<br />
den zuständigen nationalen Behörden bestimmte<br />
Überwachungsaufgaben übertragen.<br />
Mögliche Sanktionen der ESMA umfassen<br />
das Verhängen von Zwangsgeldern, ein befristetes<br />
Verbot, Ratings abzugeben, bis der<br />
Verstoß abgestellt worden ist, bis hin zum<br />
Widerruf der Registrierung einer Ratingagentur.<br />
Zugrundeliegende Modelle<br />
und Annahmen müssen veröffentlicht<br />
werden<br />
Ratingagenturen müssen nach der Verordnung<br />
ihre Modelle, Methoden und grundlegende<br />
Annahmen veröffentlichen, auf die sie<br />
ihre Ratings stützen. Des weiteren müssen sie<br />
einen jährlichen Transparenzbericht veröffentlichen,<br />
indem sie Kunden offenlegen, die<br />
mehr als 5% ihres Einkommens ausmachen.<br />
Zudem dürfen Ratingagenturen keine Beratungsdienstleistungen<br />
erbringen und Unternehmen<br />
bewerten, an denen sie selbst in<br />
Form von Aktien oder Finanzprodukten beteiligt<br />
sind. Sie müssen für die Überwachung<br />
der Qualität ihrer Ratings eine interne Kontrollstelle<br />
schaffen, deren Mitglieder nicht<br />
vom geschäftlichen Erfolg des Unternehmens<br />
abhängig sein dürfen. Zudem sieht die Verordnung<br />
ein Rotationssystem auf individueller<br />
Basis vor, um den Interessenkonflikten<br />
zwischen Ratingagentur und zu bewerten-<br />
dem Unternehmen vorzubeugen. Das heißt,<br />
innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens<br />
müssen die Analysten die von ihnen bewerteten<br />
Unternehmen wechseln.<br />
Schließlich müssen mindestens zwei unabhängige<br />
Mitglieder in das Verwaltungsoder<br />
Aufsichts<strong>org</strong>an einer Ratingagentur bestellt<br />
werden, deren Vergütung vom Unternehmensergebnis<br />
unabhängig sein muss.<br />
Diese Mitglieder dürfen nur einmal für eine<br />
Amtszeit von höchstens fünf Jahren bestellt<br />
werden und nur bei beruflichem Fehlverhalten<br />
entlassen werden können. Bei zumindest<br />
einem Mitglied muss es sich um einen<br />
Experten für Verbriefung und strukturierte<br />
Finanzinstrumente handeln.<br />
Die jüngste Euro-Schuldenkrise hat gezeigt,<br />
dass einige Probleme im Zusammenhang<br />
mit Ratingagenturen noch gelöst werden<br />
müssen, die von der Verordnung bisher<br />
nicht erfasst sind. So besteht die S<strong>org</strong>e,<br />
dass sich Finanzinstitute und institutionelle<br />
Anleger zu stark auf externe Ratings stützen<br />
und keine ausreichenden internen Kreditrisikobewertungen<br />
vornehmen, was<br />
Marktvolatilität und Instabilität des Finanzsystems<br />
nach sich ziehen kann. Um<br />
dieser S<strong>org</strong>e entgegenzutreten und abzuwägen,<br />
ob der bisherige Geltungsbereich<br />
der Verordnung über Ratingagenturen<br />
künftig noch erweitert werden soll, hat die<br />
EU-Kommission am 5. November 2<strong>01</strong>0<br />
ein Konsultationspapier v<strong>org</strong>elegt. Darin<br />
RATING<br />
wird unter anderem gefragt, wie ein übermäßiges<br />
Vertrauen in Ratings vermieden<br />
und Emittenten strukturierter Finanzinstrumente<br />
zu einer umfangreicheren Offenlegung<br />
veranlasst werden könnten, so dass<br />
Anleger in der Lage wären, ihre eigene zusätzliche<br />
Due-Diligence-Prüfung durchzuführen.<br />
Weitere �emen sind die Transparenz<br />
von Staatsanleihe-Ratings, der Mangel<br />
an Wettbewerbern in der Rating-Branche<br />
und die Einführung einer einheitlichen<br />
Haftungsregelung von Ratingagenturen innerhalb<br />
der EU. Ausgehend von den Antworten<br />
der Beteiligten wird die Kommission<br />
2<strong>01</strong>1 entscheiden, ob weitere Maßnahmen<br />
erforderlich sind.<br />
Fazit:<br />
Da die großen Ratingagenturen international<br />
tätig sind und sich deren Ratings in der<br />
Regel an Investoren weltweit richten, erscheint<br />
die EU nicht als optimale Handlungsebene.<br />
Jedoch haben die Finanzkrise<br />
und zuletzt die Euro-Schuldenkrise gezeigt,<br />
dass Handlungsbedarf besteht. Eine europäische<br />
Handlungsebene ist daher jedenfalls<br />
besser geeignet als ein Flickenteppich aus<br />
nationalen Regelungen, um den Ratingagenturen<br />
einen regulatorischen Rahmen zu<br />
geben. Mittelfristig bleiben international<br />
einheitliche Regeln wünschenswert, da viele<br />
Finanzprodukte heute in Bilanzen weltweit<br />
landen.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 27
28<br />
INVESTMENT<br />
Prognosen:<br />
„So schwierig war’s noch nie“ – oder?<br />
Dr. Oliver Schlick<br />
ist Geschäftsführer und CIO<br />
der BayernInvest<br />
Kapitalanlagegesellschaft mbH.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
Text: Dr. Oliver Schlick<br />
Jedes Mal wenn man sich anschickt, Prognosen für das kommende Jahr zu stellen,<br />
kommt es einem vor, als sei der Ursache-Wirkungs-Zusammenhang im vergangenen<br />
Jahr, im Gegensatz zum nächsten Jahr, banal gewesen. Bedauerlicherweise bringt der<br />
Blick in den Rückspiegel wenig, und man muss der Versuchung widerstehen, alte, rückblickend<br />
erklärbare Trends einfach fortzuschreiben, nur weil einen die Komplexität überrollt.<br />
Was also werden die wichtigen Themen des nächsten Jahres sein?<br />
Beginnen wir mit Deutschland. Nachdem nun auch der letzte Spätzykliker der deutschen<br />
Konjunktur konzediert, sie sei über die Krise hinaus, müssen wir zur Kenntnis nehmen,<br />
dass große Teile des Wachstums der vergangenen Quartale hauptsächlich mit dem<br />
Wachstum der Exporte nach China zu tun haben. Das ist einerseits gut, da wir uns von<br />
Europa unabhängiger machen, derzeit aber schlecht, wenn man sieht, wie entschlossen<br />
die chinesische Administration Bremsmaßnahmen eingeleitet hat. Auch andere Wirtschaftsräume<br />
können hier kaum kompensierend wirken. Das Wachstum in Deutschland<br />
wird im nächsten Jahr demzufolge eher niedriger als erwartet sein.<br />
Das nächste Stichwort drängt sich vor dem Hintergrund von Handelsbilanzfragestellungen<br />
schon fast auf: „Währungskonflikt“. Sicherlich ist China das letzte Land, das sich<br />
über die Währungspolitik anderer Staaten beklagen darf. Gleichwohl ist es richtig, dass<br />
die USA mit ihrer expansiven Geldpolitik gerade auch Länder mit einem hohen Außenhandelsanteil<br />
in große Schwierigkeiten bringen könnten, zumal (fast) alle Regionen mit<br />
Wachstumsschwäche zu kämpfen haben, die sie am liebsten durch Ankurbelung der Exportindustrie<br />
heilen möchten.<br />
Neben dem Währungsmarkt wird auch der Rentenmarkt im nächsten Jahr verstärkt<br />
dem Verdacht ausgesetzt sein, von „günstiger“ Zentralbankpolitik auf hohen Niveaus gehalten<br />
zu werden. Niedrige Zinsen werden gebraucht: wegen der Konjunktur, wegen der<br />
Währung und wegen der Staatsverschuldung.<br />
Und hier tut sich eine Diskrepanz zu einer wichtigen fundamentalen Größe auf, die<br />
derzeit auf dem Markt der Meinungen wieder in Vergessenheit geraten ist: der Inflation.<br />
Nicht nur auslaufende Basiseffekte aus dem Rohstoffbereich deuten auf steigende Preissteigerungsraten<br />
hin, wie man auch bei den Produzenten- und Importpreisen schon sehen<br />
kann. Hinzu kommt, dass sich die preisdämpfenden Effekte aus der Globalisierung<br />
eher in ihr Gegenteil verkehren werden, wenn man z.B. bedenkt, dass China sich in der<br />
nächsten Zeit aufgrund der stärkeren Betonung des Konsums zum Nettoimporteur wandeln<br />
dürfte. Ganz zu schweigen von den Zentralbanken, die dem „monetaristischen Kodex“<br />
abgeschworen haben und sich unverhohlen zur Konjunktursteuerung bekennen.<br />
Obwohl das Gesamtbild in der Tat unübersichtlich zu sein scheint, kann man<br />
gleichwohl einige Eckpunkte sicherlich festhalten:<br />
Man sollte nicht zu euphorisch sein, was das erwartete Wachstum – vor allem in<br />
Deutschland – betrifft. Demzufolge – und auch im Hinblick auf die USA – sollte man<br />
nicht zu früh mit schnell steigenden Zinsen rechnen, denn dies wird eher in der zweiten<br />
Jahreshälfte passieren.<br />
Daran wird auch der Wiederanstieg der weltweiten Inflationsraten nichts ändern.<br />
Letzteres führt in erster Linie zu einem Anstieg der Volatilität der „Kern“-Rentenmärkte,<br />
denn diese werden zwischen Inflationsbefürchtung einerseits und expansiver Geldpolitik<br />
andererseits hin- und hergerissen sein.<br />
Die Volatilität der PIIGS-Staaten wird dagegen sogar eher abnehmen, je weiter die<br />
Konsolidierungsprogramme laufen und je größer die Rückkehr der Glaubwürdigkeit der<br />
Fiskalpolitiken der einzelnen Staaten ist.<br />
Sicher wird das Agieren auf den Kapitalmärkten auch im Jahre 2<strong>01</strong>1 nicht leichter fallen<br />
als in der Vergangenheit. Sicher ist aber auch, dass man am Ende des nächsten Jahres erneut<br />
hören wird, dass Prognosen für das kommende Jahr so schwierig wie nie zuvor sind.
IR-Gebot 4:<br />
„Gezielte Kommunikation verlangt nach<br />
den richtigen Instrumenten.“<br />
Die zehn Investor Relations Gebote unter:<br />
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30<br />
INVESTMENT<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie schätzen Sie die<br />
Entwicklung am Corporate-Bond-Markt ein –<br />
wo sehen Sie Chancen für Investoren?<br />
Zantke: Mittel- bis langfristig sehe ich bei<br />
Corporate Bonds nach wie vor Chancen im<br />
Investment-Grade-Bereich wie auch in Teilen<br />
im High-Yield-Bereich. In den vergangenen<br />
Monaten, die am Aktien-, am Devisen- und<br />
auch am Rohstoffmarkt doch sehr volatil<br />
waren, haben sich Corporate Bonds und die<br />
Credit Spreads als sehr stabil erwiesen. Ich erwarte<br />
auch für die Zukunft eine stabile Entwicklung<br />
bei Corporate Bonds. Die Nachfrage<br />
wird aufgrund der niedrigen Kapitalmarktzinsen<br />
hoch bleiben. Die Anleihen in<br />
unserem Fonds haben eine durchschnittliche<br />
Rendite von 3,4%, das ist fast doppelt so hoch<br />
wie bei Bundesanleihen. Zudem hat sich der<br />
Markt weiterentwickelt, auch bei Retailinvestoren<br />
sind Unternehmensanleihen als Alternative<br />
zu Aktien angekommen. Auch Versicherungen<br />
und Pensionskassen können mit<br />
Renditen von etwa 3,4% noch leben, unter<br />
3% wird es sehr schwer. High-Yield-<br />
Anleihen erfreuen sich auch bei Privatinvestoren<br />
aufgrund der hohen Kupons einer zunehmenden<br />
Beliebtheit. Hinzu kommt, dass<br />
das Angebot deutlich gestiegen ist. Durch Solvency<br />
II kommen auch höhere Anforderungen<br />
in Bezug auf die Kapitalhinterlegung bei<br />
Versicherungen zu, so dass diese oftmals nur<br />
noch eine sehr geringe Aktienquote haben.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie haben Sie derzeit<br />
die Duration gewichtet?<br />
Zantke: Aufgrund der hohen Volatilität der<br />
Märkte ist die Duration ein ganz wichtiges<br />
�ema. Nach der jüngsten Fed-Entscheidung<br />
stehen wir vor einer Situation, die wir bislang<br />
nicht kannten. Der Leitzins wird bei 0 bis<br />
0,25% belassen und die expansive Geldpolitik<br />
nicht mehr über den Leitzins, sondern<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
„Ich glaube, dass wir neue<br />
Zinstiefs sehen können“<br />
Dietmar Zantke wurde als Head of Credit bei der LBBW Asset Management, wo er u.a. für<br />
den Rentenfonds Rentamax verantwortlich war, zum Starfondsmanager. Im letzten Jahr gründete<br />
er in Stuttgart die Zantke & Cie. Asset Management GmbH. Inzwischen hat die Gesellschaft<br />
mit neun Mitarbeitern etwa eine drei Viertel Milliarde Euro under Management.<br />
Interview<br />
mit Dietmar Zantke, Zantke & Cie. Asset Management<br />
über den Ankauf von Staatsanleihen getätigt<br />
– also nochmals 600 Mrd. USD bis zum<br />
Ende des zweiten Quartals 2<strong>01</strong>1 in den Markt<br />
gepumpt. Daher sehen wir z.B. auch beim<br />
Bund-Future eine extrem hohe Volatilität. Am<br />
Tag nach der Fed-Entscheidung hatten wir<br />
Tagesschwankungen von knapp 150 Ticks,<br />
das sind fast 1,5%. Wenn eine 10jährige Bundesanleihe<br />
eine Rendite von etwa 2,4% hat,<br />
dann sind Tagesschwankungen von 150 Ticks<br />
enorm. Daher ist die Durationssteuerung zurzeit<br />
sehr schwierig. Mittelfristig bin ich noch<br />
positiv für den Rentenmarkt, ich glaube auch,<br />
dass wir neue Zinstiefs sehen können. Die<br />
Notenbanken werden aufgrund der konjunkturellen<br />
Situation alles tun, damit die<br />
Zinsen auch am langen Ende niedrig bleiben.<br />
Wir sind zurzeit bei einer Duration von über<br />
5. Wir hedgen uns im volatilen Markt über<br />
den Verkauf des Bund-Future teilweise wieder<br />
Richtung Benchmark-Duration ab.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: High-Yield-Anleihen<br />
haben sich in den vergangenen Monaten sehr<br />
gut entwickelt. Neuemissionen treffen auf eine<br />
große Nachfrage. Ist der Markt überhitzt?<br />
Zantke: Eine Überhitzung sehe ich nicht. Vor<br />
einem Jahr wurde häufig auch von einer Blase<br />
am Corporate-Bond-Markt gesprochen. Seit-<br />
Fondsdaten: Zantke Euro Corporate Bonds AM<br />
dem konnte man mit Investmentgrade Corporate<br />
Bonds 7 bis 8% verdienen. Damit gehören<br />
Corporate Bonds auf Jahressicht zu den<br />
besten Assetklassen überhaupt. Im High-<br />
Yield-Bereich ist es ähnlich. Nach dem Absturz<br />
haben wir eine enorme Rally gesehen –<br />
insbesondere bei den sehr schwachen Bonitäten.<br />
Der Markt hat sich wieder normalisiert.<br />
Der Merrill Lynch High Yield-Index impliziert<br />
auf 4,4 Jahre eine Ausfallrate von etwa<br />
26% – also von rund 6% pro Jahr. Bei einer<br />
Ausfallrate von rund 6% wäre man noch immer<br />
auf dem Niveau von Bundesanleihen –<br />
das ist fair, aber nicht mehr billig. Bei den besseren<br />
Bonitäten im High-Yield-Bereich gibt es<br />
noch viele interessante Werte, wie z.B. Peugeot.<br />
Bei uns im Fonds haben wir eine durchschnittliche<br />
Rendite von 5,5%. Chancen sehe<br />
ich auch bei Neuemissionen – gerade auch bei<br />
Debut-Anleihen und bei Emittenten, die kein<br />
Rating haben. Hier bekommt man oftmals attraktive<br />
Renditen. Dies erfordert zwar ein umfangreiches<br />
Research. Aber einige Emittenten<br />
legen in den erstenTagen eine beeindruckende<br />
Rally hin. In High-Yield-Anleihen investieren<br />
wir jedoch ausschließlich mit dem Zantke<br />
Euro High Yield-Fonds, nicht mit dem Zantke<br />
Euro Corporate Bond-Fonds.<br />
Das Interview führte Christian Schiffmacher<br />
P-Tranche (Privat) I-Tranche (Institutionell)<br />
ISIN DE000A0Q8HP2 DE000A0Q8HQ0<br />
Ausg.aufschlag 2,00% 0%<br />
Mindestanlage 500 Euro 100.000 Euro<br />
Größte Positionen<br />
3,50% Optus Finance MTN<br />
3,64% Bouygues<br />
2,88% BNP Paribas MTN<br />
4,00% Rheinmetall MTN<br />
3,50% GDF Suez MTN<br />
Fondsvolumen ca. 375 Mio. Euro
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Können Sie uns zum<br />
Start ein Update zur Performance der Convertibles<br />
im Jahr 2<strong>01</strong>0 geben?<br />
Humlach: Die Entwicklung der Wandelanleihen<br />
ist 2<strong>01</strong>0 stark von der Aktienentwicklung<br />
geprägt. Zudem auch von Währungseinflüssen,<br />
sofern es sich um globale Portfolios<br />
handelt. In Europa ist dabei besonders die<br />
Aktienschwäche der Peripheriestaaten wie<br />
Portugal negativ aufgefallen. Obwohl die Unternehmen<br />
solide aufgestellt sind, haben hier<br />
die Makrothemen überlagert.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Wie sehen Sie Performancetreiber<br />
für Wandelanleihen?<br />
Humlach: Sieht man die Convertibles als Corporate<br />
Bonds mit Aktienwandlungsoption, liegen<br />
die wesentlichen Werttreiber auf der Hand:<br />
Credit-Spread-Zinsentwicklung sowie die Aktienentwicklung<br />
des Basiswertes. Das Zinsrisiko<br />
wird dabei jedoch überschätzt. Während<br />
auf der Credit-Seite, insbesondere durch die<br />
steigende Staatsverschuldung, eher wenig Positives<br />
zu erwarten ist, wird der Zugang zum<br />
Aktienmarkt zunehmend interessant.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Welchen Mehrwert liefert<br />
ein Investment in Wandelanleihen gegenüber<br />
den traditionellen Portfolios von Institutionellen<br />
Anlegern mit Aktien, Renten und Immobilien?<br />
Humlach: Jeder Wandler für sich und natürlich<br />
auch ein Portfolio daraus ergeben einen<br />
konvexen Verlauf zwischen dem Bond- und<br />
dem Aktiencharakter, eine Art natürliches Rebalancing<br />
zwischen Aktien- und Rentenabhängigkeit.<br />
Aber es gibt auch Values, die weiter<br />
reichen: Übernahme- und Dividendenschutzklauseln<br />
können ebenso Werttreiber sein<br />
wie auch der üblicherweise signifikante Discount<br />
bei Neuemissionen. Institutionelle Anleger<br />
denken derzeit stark über eine bessere Di-<br />
INVESTMENT<br />
„Wandelanleihen bieten durch die Asymmetrie<br />
Mehrwert gegenüber traditionellen Portfolios mit<br />
Aktien, Renten und Immobilien“<br />
Christian Humlach ist Produktspezialist bei CONVERTINVEST. Die auf Asymmetrie spezialisierte<br />
Boutique ist Pionier in Absolute Return mit Wandelanleihen und mehrfach für ihre<br />
risikoadjustierte Performance im Management von Wandelanleihen ausgezeichnet.<br />
Interview<br />
mit Christian Humlach, CONVERTINVEST<br />
versifizierung nach und wollen ihr Aktienund<br />
Immobilien-Exposure und damit den<br />
Sachwertzugang erhöhen. Mit Wandelanleihen<br />
könnte dies ebenfalls über einen sanften<br />
Einstieg am Aktienmarkt erfolgen. Insbesondere<br />
bei einem europäischen Portfolio.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Die CONVERTIN-<br />
VEST ist bekannt als Pionier in Absolute Return<br />
mitWandelanleihen und bei der Information<br />
Ratio im Ranking regelmäßig ganz oben zu<br />
finden. Was ist der Unterschied zu Ihrer All-<br />
Cap-Strategie?<br />
Humlach: Die Absolute-Return-Strategie ist<br />
eine wertvolle Diversifikation für ein Rentenportfolio<br />
oder ein Portfolio mit mehreren<br />
Total-Return-Strategien mit Zielrendite 5–<br />
6% p.a. Eine möglichst hohe risikoadjustierte<br />
Rendite steht dort im Vordergrund. Das Ziel<br />
des All Cap ist klar eine Outperformance der<br />
Assetklasse Wandelanleihen in Europa. Damit<br />
ist die Strategie eher auch als sanfter Aktieneinstieg<br />
oder defensives Aktieninvestment<br />
geeignet.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Sie sind bereits Ende<br />
August/Anfang September und damit noch vor<br />
derVeröffentlichung der Quartalssaison sehr bullish<br />
für Aktien positioniert gewesen. Was waren<br />
die Gründe dafür?<br />
Humlach: In den Wochen vor den Quartalsberichten<br />
haben wir rund 50 persönliche<br />
Unternehmensgespräche in Madrid, Paris<br />
und München geführt. Dabei haben wir gesehen,<br />
dass die Situation der Unternehmen<br />
solide ist und zumindest einen zufriedenstellenden<br />
Verlauf erwarten lässt. Der Ausbruch<br />
aus einem kurzfristigen Abwärtstrend im neu<br />
etablierten, längerfristigen Aufwärtstrend hat<br />
uns zudem bestätigt, mehr Risiko zu nehmen.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Q.Cells und Air Berlin<br />
haben sich refinanziert undWandelanleihen<br />
zurückgekauft. Welche Unternehmen könnten<br />
dem Beispiel folgen?<br />
Humlach: Grundsätzlich haben wir eine<br />
Reihe von Refinanzierungen im Wandelanleihebereich<br />
gesehen. Ein Unternehmen, das<br />
einmal eine Wandelanleihe begeben hat,<br />
kommt häufig wieder an den Markt, da Wandelanleihen<br />
sehr einfach und schnell platzierbar<br />
sind. Viele Unternehmen wie Air Berlin<br />
nutzen darüber hinaus in der Tat die Möglichkeit<br />
des Rückkaufs, wenn sich diese<br />
Chance bietet. Und diese Chancen sind für<br />
einige Wandelanleiheemittenten durchaus<br />
noch vorhanden.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>: Die schwache Liquidität<br />
bei Convertibles wurde 2009 immer wieder<br />
von institutionellen Anlegern bemängelt. Wie<br />
hat sich der Markt dahingehend entwickelt und<br />
was erwarten Sie?<br />
Humlach: Mit der Finanzkrise hat sich die<br />
Investorenstruktur bei Wandelanleihen deutlich<br />
zum Positiven verändert. Das Hedgefonds-Exposure<br />
ist aufgrund des niedrigeren<br />
Leverage deutlich reduziert – Convertible<br />
Arbitrage hat an Bedeutung verloren! Liquidität<br />
ist neu bepreist worden und hat an Bedeutung<br />
gewonnen. Die Emissionstätigkeit<br />
ist hoch und wird wohl hoch bleiben, sodass<br />
eine Marktverkleinerung nicht zu erwarten<br />
ist, eher das Gegenteil. Viele Unternehmen,<br />
besonders kleine und mittelgroße, haben sich<br />
in der Vergangenheit über Bankkredite finanziert<br />
und suchen die Nähe zum Kapitalmarkt.<br />
Das aktuelle Niedrigzinsumfeld erhöht<br />
diesen Anreiz.<br />
Das Interview führte Robert Cleve.<br />
Das Interview wurde von der Redaktion gekürzt.<br />
Das vollständige Interview kann unter<br />
www.fixed-income.<strong>org</strong> >„Investment“<br />
abgerufen werden.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 31
32<br />
<strong>BOND</strong> SCHOOL<br />
Michael Puschmann ist Head<br />
of <strong>Fixed</strong> <strong>Income</strong> Trading der<br />
Baader Bank AG.<br />
Zinssensitivität<br />
Immun gegen Zinsänderungen<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
Text: Michael Puschmann<br />
Eines der Kernrisiken bei der Investition in festverzinsliche Wertpapiere ist neben dem<br />
Ausfallrisiko das Zinsänderungsrisiko. Dieses Risiko drückt aus, welche Kursbewegungen<br />
der Rentenmarkt bzw. eine einzelne Anleihe vollzieht, wenn der Marktzins sich<br />
verändert. Durch diese Kursveränderungen ergeben sich für einen Investor sowohl Chancen<br />
als auch Risiken.<br />
Die Zinssensitivität, auch modifizierte Duration genannt, wurde von John Hicks Mitte<br />
der 1940er Jahre auf Basis der Macaulay-Duration entwickelt.<br />
Die „normale“ Duration nach Macaulay ist eine Jahreskennzahl, die den Zeitraum angibt,<br />
der bei einem festverzinslichen Wertpapier benötigt wird, um mögliche Kurs- und<br />
Zinseszinseffekte durch eine Zinsänderung auszugleichen. Mit der Duration ist somit<br />
eine Immunisierung des Zinsänderungsrisikos möglich.<br />
Die daraus entwickelte modifizierte Duration gibt dem Investor Aufschluss über die<br />
Kursbewegung einer Anleihe, wenn sich der Marktzins um 100bp verändert. Damit zeigt<br />
sich, wie elastisch der Anleihekurs auf den Marktzins reagiert. Die modifizierte Duration<br />
lässt sich wie folgt berechnen:<br />
MD = D ·<br />
1<br />
1 + r<br />
Die Duration der jeweiligen Anleihe wird bei der oben ersichtlichen Formel durch<br />
den Faktor 1+Rendite geteilt.<br />
Beispiel:<br />
Hat eine Anleihe einen Wert von 150 Mio. Euro und besitzt eine modifizierte Duration von<br />
3,50%, ergibt sich bei einer einprozentigen Marktzinsänderung eine Wertänderung der genannten<br />
Anleihe von 5,25 Mio. Euro.<br />
Es ist zu beachten, dass die modifizierte Duration nur eine Annäherung an den tatsächlichen<br />
Wert ist, da die modifizierte Duration eine lineare Rechnung ist. Trotzdem ist<br />
sie eine wesentliche Kennzahl, um Anlegern und Investoren aufzuzeigen, welche konkreten<br />
Risiken sie mit einer Investition in festverzinsliche Wertpapiere und einer möglichen<br />
Änderung des Marktzinses eingehen.
Die Mittelstandsanleihe<br />
Eine neue Liebe erwacht. Hat sie aber auch langfristig Bestand?<br />
Text: Dr. Konrad Bösl<br />
Immer mehr mittelständische Unternehmen<br />
sehen in der Emission einer Anleihe<br />
eine neue, interessante Alternative zum klassischen<br />
Bankkredit. Gemessen an der Anzahl<br />
an Erstemissionen, dem öffentlichen<br />
Interesse und den erstmals an einer Börse<br />
speziell für Mittelstandsanleihen geschaffenen<br />
Rahmenbedingungen kann das Jahr<br />
2<strong>01</strong>0 als Zeitenwende für die Emission von<br />
Anleihen mittelständischer Unternehmen<br />
bezeichnet werden. Die Finanzierung mittelständischer<br />
Unternehmen wird damit um<br />
eine interessante Alternative bereichert. Entscheidend<br />
ist nun, dass die Rahmenbedingungen<br />
attraktiv gestaltet werden und das<br />
„zarte Pflänzchen“ Mittelstandsanleihe nicht<br />
durch schwarze Schafe unter den Anleiheemittenten<br />
zertreten wird.<br />
Wesentliches Merkmal einer Mittelstandsanleihe<br />
ist, dass es sich um kleinvolumige<br />
Anleihen zwischen 35 Mio. Euro und<br />
150 Mio. Euro handelt, die über den <strong>org</strong>anisierten<br />
Kapitalmarkt emittiert werden.<br />
Dem war nicht immer so. Bis 2009 wurden<br />
in Deutschland Unternehmensanleihen nahezu<br />
ausschließlich von Großunternehmen<br />
begeben. Das Emissionsvolumen lag in der<br />
Regel deutlich über 200 Mio. Euro. Hinzu<br />
kam, dass seitens der Banken kein Interesse<br />
bestand, kleinvolumigere Anleihen zu platzieren.<br />
Dies führte dazu, dass mittelständische<br />
Unternehmen bei der Begebung einer<br />
Anleihe an den Graumarkt gedrängt wurden.<br />
Letzteres bedeutete ein hohes Platzierungsrisiko<br />
bei gleichzeitig überdurchschnittlich<br />
hohen Emissionskosten.<br />
Aufgrund des extremen Rückgangs des<br />
Zinsniveaus hat sich 2<strong>01</strong>0 die Marktsituation<br />
grundsätzlich verändert. Neben Privatanlegern<br />
engagieren sich immer mehr institutionelle<br />
Investoren in Mittelstandsanleihen.<br />
Hinsichtlich der institutionellen Investoren<br />
fällt auf, dass sie immer weniger Wert<br />
auf das Rating einer großen Ratingagentur<br />
(zum Beispiel Standard & Poor’s oder Moody’s)<br />
legen. Darin spiegelt sich ein spürbarer<br />
Vertrauensverlust in die Qualität der großen<br />
Ratingagenturen wider, der sich während der<br />
Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren<br />
2008 und 2009 aufgebaut hat.<br />
Während in der ersten Jahreshälfte 2<strong>01</strong>0<br />
Mittelstandsanleihen vornehmlich von größeren,<br />
mittelständischen Unternehmen mit<br />
einem höheren Emissionsvolumen begeben<br />
wurden, hat sich dies in der zweiten Jahres-<br />
hälfte deutlich geändert. Nicht nur die Emissionsvolumina<br />
sind in der Untergrenze auf<br />
25 Mio. Euro bis 35 Mio. Euro gefallen, sondern<br />
es sind vornehmlich nicht börsennotierte<br />
Unternehmen, die Mittelstandsanleihen<br />
begeben. Die deutschen Regionalbörsen<br />
und die Börse in Frankfurt haben den<br />
Trend zur Mittelstandsanleihe erkannt und<br />
bereiten spezielle Marktsegmente vor. Pionier<br />
ist die Stuttgarter Börse. Im Mai dieses<br />
Jahres hat sie mit Bondm ein spezielles Handelssegment<br />
für Mittelstandsanleihen im<br />
Freiverkehr eingerichtet. Bondm ist zugleich<br />
eine Plattform, die auf die Eigenemission<br />
von Anleihen mittelständischer Unternehmen,<br />
insbesondere an Privatanleger, gerichtet<br />
ist. Neben der Platzierung über die<br />
Bondm-Plattform empfiehlt die Stuttgarter<br />
Börse den mittelständischen Unternehmen<br />
die Eigenemission über die eigene Website<br />
sowie über die Ansprache institutioneller Investoren<br />
zu betreiben. Die Unternehmen<br />
sind verpflichtet, sich bei der Emission durch<br />
einen sogenannten Bondm-Coach begleiten<br />
zu lassen, das heißt ein von der Stuttgarter<br />
Börse zugelassenes Beratungsunternehmen,<br />
das die Kapitalmarktfähigkeit des Unternehmens<br />
prüft und das Unternehmen bei<br />
der Erfüllung der mit dem Handel auf<br />
Bondm verbundenen Folgepflichten (zum<br />
Beispiel Veröffentlichung eines Halbjahresabschlusses,<br />
eines aktuellen Finanzkalenders<br />
oder eines Emittenten-Factsheets auf der<br />
Website) unterstützt.<br />
Je mehr Börsen spezifische Handelssegmente<br />
für Mittelstandsanleihen einrichten,<br />
umso größer wird der Wettbewerb der Börsen,<br />
mittelständische Unternehmen für ihr<br />
Handelssegment zu gewinnen. Langfristig<br />
werden nur jene Börsen Erfolg haben, denen<br />
es gelingt, möglichst viele Mittelstandsanleihen<br />
in ihrem Handelssegment gelistet<br />
zu haben. Allein deshalb ist die Gefahr groß,<br />
dass die Qualität der anleiheemittierenden,<br />
mittelständischen Unternehmen abnimmt,<br />
das heißt die Anleihefähigkeit nicht oder in<br />
nicht ausreichendem Maße gegeben ist. Anleihefähig<br />
ist ein mittelständisches Unternehmen<br />
nur dann, wenn es über nachhaltig<br />
stabile Cashflows verfügt, die die Zinszahlung<br />
und die endfällige Rückzahlung des Anleihebetrags<br />
sicherstellen. Um dies beurteilen<br />
zu können, müssen die wesentlichen Einflussgrößen<br />
auf Umsatz- und Kostenstruktur<br />
der Unternehmensplanung des mittelständischen<br />
Unternehmens einem Stresstest<br />
EINWURF<br />
Dr. Konrad Bösl ist Vorstand der<br />
Blättchen & Partner AG.<br />
www.blaettchen.de.<br />
unterzogen werden. Um dies tun zu können,<br />
ist nicht nur ein tiefes Verständnis des Geschäftsmodels<br />
erforderlich, sondern gleichzeitig<br />
eine langjährige Erfahrung in der Analyse<br />
und Beurteilung von Unternehmensplanungen.<br />
An Bondm soll dies der vom<br />
Unternehmen zu verpflichtende Bondm-<br />
Coach übernehmen. Ob dies jeder Bondm-<br />
Coach fachlich kann und sich seiner Verantwortung<br />
für die Etablierung der Mittelstandsanleihe<br />
in Deutschland bewusst ist,<br />
darf im Grunde in Frage gestellt werden, da<br />
Kapitalmarkterfahrung und die Entrichtung<br />
der Jahresgebühr ausreichen, um Bondm-<br />
Coach zu werden.<br />
Es geht hier nicht darum, Bondm oder<br />
ein zukünftig an einer anderen Börse entstehendes<br />
Handelssegment für Mittelstandsanleihen<br />
schlecht zu machen. Vielmehr<br />
ist es wichtig, alle Kapitalmarktteilnehmer<br />
daraufhin zu sensibilisieren, dass der<br />
Markt für Mittelstandsanleihen sich nur<br />
dann dauerhaft etablieren und erfolgreich<br />
sein kann, wenn verhindert wird, dass nicht<br />
anleihefähige mittelständische Unternehmen<br />
den Weg an den Kapitalmarkt finden. Hierfür<br />
ist eine Rückbesinnung an den steilen<br />
Aufstieg und tiefen Fall des Neuen Marktes<br />
sinnvoll. Es liegt primär in der Verantwortung<br />
jeder ein Handelssegment für Mittelstandsanleihen<br />
betreibenden Börse sicherzustellen,<br />
dass nur anleihefähige Unternehmen<br />
aufgenommen werden. Es werden die<br />
falschen Anreize gesetzt, wenn ein Windhundrennen<br />
zwischen den Börsen um Mittelstandsanleihen<br />
einsetzt, eine das schnelle<br />
Geschäft witternde Beraterklasse entsteht,<br />
die die Emission begleitenden Banken ein<br />
attraktives Provisionsgeschäft und ihre Mitarbeiter<br />
hohe Bonuszahlen vor Augen haben.<br />
Der Markt für Mittelstandsanleihen wird<br />
schnell sein Ende finden – und hier sind<br />
durchaus Parallelen zum Hype bei der Mezzanine-Finanzierung<br />
zulässig –, wenn in der<br />
näheren Zukunft bei ersten Mittelstandsanleihen<br />
die Zinszahlungen nicht oder nicht<br />
vollständig bedient werden können. Der<br />
größte Verlierer steht dann schon heute fest:<br />
der deutsche Mittelstand!<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 33
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Impressum<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
www.fixed-income.<strong>org</strong><br />
Informationen für Emittenten und Investoren.<br />
Betreiber der Internetseite: Institutional Investment Publishing GmbH,<br />
Herausgeber von <strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> und <strong>BOND</strong>BOOK.<br />
www.bondboard.de<br />
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Handelsmöglichkeit, z.B. über S-Broker.<br />
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Futures auf Anleihen sowie Euribor-Entwicklung im Überblick.<br />
Betreiber: BörseGo AG<br />
Ausgabe 2 · Februar / März 2<strong>01</strong>1<br />
<strong>Erscheinungstermin</strong>: 31. Januar 2<strong>01</strong>1<br />
Redaktions-/Anzeigenschluss: 25. Januar 2<strong>01</strong>1<br />
Themen:<br />
Börsliche Mittelstandsplattformen<br />
• Emissionskosten/versteckte Kosten<br />
• Aussagekraft des Ratings<br />
• die wichtigsten Berater/Coaches/Anwälte<br />
• Analyse aller Mittelstandsanleihen<br />
High-Yield-Anleihen<br />
• Die besten High-Yield-Fonds<br />
Emerging Markets Debt<br />
• Die besten Emerging Markets Debt-Fonds<br />
Wandelanleihen<br />
• Die besten Wandelanleihen-Fonds<br />
Ansprechpartner: Christian Schiffmacher<br />
Tel: 0 81 71 / 41 80 4-91 · Fax: 0 81 71 / 41 80 4-99<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong>, Ausgabe 1 (Dez. 2<strong>01</strong>0/Jan.2<strong>01</strong>1)<br />
Verlag: Institutional Investment Publishing GmbH,<br />
Bahnhofstr. 28, D-82515 Wolfratshausen,<br />
www.fixed-income.<strong>org</strong>, Tel: +49 (0) 8171 / 41 80 4-91,<br />
Fax: +49 (0) 8171 / 41 80 4-99<br />
Redaktion: Christian Schiffmacher (Chefredakteur),<br />
Robert Cleve, André Hüsemann, Denis Kuhn,<br />
Stefan Scharff, Frank Schnattinger<br />
Mitwirkung bei dieser Ausgabe: �omas Kaufmann,<br />
Fabian Lorenz, Ulf Marhenke,<br />
Interviewpartner: Arthur Brunner, Ulf Hüttmeyer,<br />
Christian Humlach, Dr. Karl Kuhlmann, Dietmar<br />
Zantke<br />
Bildredaktion: Denny Guzman Gonzalez, Angelika<br />
Schiffmacher<br />
Gestaltung/Layout: Durchblick-Komplettwerbung<br />
Harald Mitscher, Longuich<br />
Druck: Holzmann Druck GmbH & Co KG,<br />
Bad Wörishofen<br />
Haftung und Hinweise: Artikeln und Tabellen liegen<br />
Quellen zugrunde, welche die Redaktion für verlässlich<br />
hält. Eine Garantie für die Richtigkeit kann<br />
allerdings nicht übernommen werden.<br />
Nachdruck: © 2<strong>01</strong>0 Institutional Investment Publishing<br />
GmbH, Wolfratshausen. Alle Rechte vorbehalten.<br />
Nachdruck, Vervielfältigungen oder Verbreitung<br />
mittels elektronischer Medien sind grundsätzlich<br />
nicht gestattet. Ausnahmen nur mit ausdrücklicher<br />
Genehmigung des Verlages.
Text: Stefan Scharff, Andre Hüsemann<br />
Wer in Anleihen investieren möchte, muss sich zuerst über<br />
seine Anlagekriterien im Klaren sein. Entsprechend gilt es,<br />
die Anleihen nach ihren Ausstattungsmerkmalen wie Laufzeit,<br />
Kupon, Währung und Besicherung der Emission zu sortieren.<br />
Hinzu kommen weitere Entscheidungskriterien wie Rendite und<br />
Bonität des Emittenten oder der Emission.<br />
Entscheidende Orientierungshilfen zu nahezu allen handelbaren<br />
Anleihen finden konservative wie spekulative Anleger auf der<br />
von der Baader Bank AG betriebenen Internetplattform Bondboard<br />
(www.bondboard.de, der Bondbereich von www.baadermarkets.de).<br />
Die Handelsseiten auf Bondboard unterteilen die Anleihen nach<br />
der Art des Emittenten oder nach besonderen Merkmalen.<br />
Staatsanleihen werden von Staaten begeben. Erstklassige staatliche<br />
Emittenten sind beispielsweise die Bundesrepublik Deutschland<br />
oder Frankreich (AAA). Irland ist mit AA- bewertet,<br />
Griechenland mit BBB-.<br />
Daneben werden Anleihen von Schwellenländern wie zum Beispiel<br />
Brasilien und Marokko im Segment Emerging Markets<br />
aufgeführt.<br />
Bei Bankschuldverschreibungen spielt die Art und Weise der<br />
Besicherung eine wichtige Rolle bei der Einteilung: Pfandbriefe<br />
sind von Banken ausgegebene Anleihen nach dem Pfandbriefgesetz,<br />
die zusätzlich durch eine Deckungsmasse, z.B. Hypotheken,<br />
besichert sind. Jumbo-Anleihen sind besicherte Anleihen von<br />
Kreditinstituten. Das Emissionsvolumen beträgt mind. 1 Mrd.<br />
Euro. Jumbo-Anleihen sind in sehr großen Beträgen handelbar.<br />
bondboard.de<br />
Das Navi für den Anleihenmarkt<br />
Mit der Internetplattform Bondboard bietet die Baader Bank<br />
dem Anleger wertvolle Orientierungshilfen zu Laufzeiten, Rendite, Währung<br />
oder der Qualität der Emission.<br />
bondboard.de – Anleihen im Fokus<br />
SERVICE<br />
Unter Financials werden die unbesicherten Anleihen von Banken<br />
aufgeführt.<br />
Zeros und Floater weisen Besonderheiten bei der Zinszahlung<br />
auf.<br />
Anlegern, die sich nicht für ein spezielles Segment interessieren,<br />
bietet der Bondfinder die Möglichkeit einer individuellen Auswahl.<br />
bondboard.de – Währungsanleihen<br />
Internationale Ratingagenturen bewerten laufend die Bonität der<br />
Schuldner und die Qualität der einzelnen Anleihen. Auf Bondboard<br />
veröffentlicht die Baader Bank AG das Rating der Agentur<br />
FitchRatings. Die Bewertungen reichen von der Bestnote AAA<br />
bis hin zu D als schlechteste Bewertung. Grundsätzlich gilt: Je<br />
schlechter die Bewertung, desto höher muss der Renditeaufschlag<br />
sein.<br />
In der Auswahlliste der Anleihen findet sich neben deren Ausstattungsmerkmalen<br />
(Kupon, Emittent, Fälligkeit) auch eine<br />
Kennziffer für die Handelbarkeit der Anleihe – das Liquiditätsrating,<br />
kurz LiRa. Bei LiRa 1 bis 4 sind Anleihen mit v<strong>org</strong>egebener<br />
Geld-/Briefspanne jederzeit handelbar. Das Volumen ist je<br />
nach Kennziffer gestaffelt. Bei LiRa 5 kann die Anleihe jederzeit<br />
verkauft werden. Anleihen mit LiRa 6 sind ausschließlich nach<br />
Orderlage handelbar. Die aktuellen An- und Verkaufskurse veröffentlicht<br />
die Baader Bank in den Spalten Bid und Ask.<br />
Die Baader Bank führt als Skontroführer an den Börsen Düsseldorf<br />
und München die Orders nach den dort geltenden Liquiditätsratings<br />
aus. Daher ist die Aussage, wonach eine Order an<br />
dem Börsenplatz mit dem größten Umsatz am besten ausgeführt<br />
wird, obsolet.<br />
<strong>BOND</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | Ausgabe <strong>01</strong> | Dez. 2<strong>01</strong>0 - Jan. 2<strong>01</strong>1 | www.fixed-income.<strong>org</strong> 35
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