Miriam Schumi zu - Österreichischer Austauschdienst
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Autumn‹, <strong>zu</strong> jenen, mit denen man nur<br />
scheinbar bestens vertraut ist. Der Hotdog-Stand<br />
an der U6 Station ›Währingerstraße‹<br />
ist nicht nur den Wiener/<br />
innen bekannt, die das Kulturangebot<br />
der Wiener Volksoper in Anspruch<br />
nehmen. Der Würstelstand bietet für<br />
viele die letzte Einkehr und eine sichere,<br />
warme Verköstigung nach einem<br />
ausgedehnten nächtlichen Streif<strong>zu</strong>g<br />
durch die Stadt. Ortsansässige scheinen<br />
solche Orte nur noch flüchtig im Vorbeigehen<br />
oder von der Straßenbahn aus<br />
<strong>zu</strong> betrachten. Mit der Kamera nimmt<br />
sich Murray die Zeit für sein Motiv und<br />
wählt einen anderen Blickwinkel auf<br />
den kulinarischen Treffpunkt. Dass das<br />
Fotoprojekt mit Einreichungen wie diesen<br />
seinem Titel ›Exchange of Views‹<br />
...ein Perspektivenwechsel bietet eine gute Anleitung, um sich<br />
im Feld kultureller Diversität und so mancher Differenzen <strong>zu</strong><br />
bewegen, ...<br />
gerecht wird, vermittelt auch die Beschreibung des<br />
Jurymitglieds Anne Pritchard-Smith, wenn sie Murrays<br />
Aufnahme als einen Ort kommentiert ›den ich zwar<br />
kenne, aber so noch nie gesehen habe‹.<br />
Bei ›Exchange of Views‹ werden Einblicke und Begegnungen<br />
sichtbar gemacht, die den Ortsansässigen und<br />
den Studierenden auch untereinander den Zugang <strong>zu</strong>r<br />
bestehenden kulturellen Vielfalt ermöglichen. Sieht<br />
man die Liste der Herkunftsländer der Teilnehmer/innen<br />
durch – und hier sind alle Kontinente mit Ausnahme<br />
der USA und Südamerika vertreten – gerät man<br />
in Versuchung, die Blickwinkel und die fotografische<br />
Inszenierung der individuellen Perspektiven auf Wien<br />
dem kulturellen und regionalen Herkunftsland der<br />
Fotograf/innen <strong>zu</strong><strong>zu</strong>ordnen. Um solch eine exotisierende<br />
Lesart der Bilder <strong>zu</strong> vermeiden, schlägt die Kulturanthropologie<br />
vier elementare Blickwinkel vor, die<br />
kulturelle Erfahrungen charakterisieren und in Form<br />
von Fragen formulieren: Wie sehe ich mich? / Wie sehe<br />
ich den/die Andere/n? / Wie sieht der/die Andere sich<br />
selbst? Und wie sieht der/die Andere mich?<br />
(siehe Foto rechts ›Friendship without Barriers‹)<br />
Diese Perspektivenwechsel bieten eine gute Anleitung,<br />
um sich im Feld kultureller Diversität und so<br />
mancher Differenzen <strong>zu</strong> bewegen, um <strong>zu</strong> Toleranz<br />
und einem tieferen Verständnis <strong>zu</strong> finden und einen<br />
Blick hinter die Kulissen <strong>zu</strong> werfen. So sollen auch diese<br />
Bilder und die Bildgeschichten, die sie bergen, betrachtet<br />
werden. Nicht die Nationalität der Einreicher/<br />
innen steht im Vordergrund, sondern ihr persönlicher<br />
Zugang <strong>zu</strong>r Stadt, die Interessen, die sie mit dem Studium<br />
verbinden, die Orte, die sie dabei aufsuchen und<br />
die Verbindungen, die im Zuge des Aufenthaltes eingegangen<br />
werden. Aus dieser Sicht eröffnet sich den<br />
Betrachter/innen nicht nur ein neuer Blick auf das Gewohnte,<br />
auch die angeeigneten Fähigkeiten der Stu-<br />
© Aleksandra Polyakova, ›Expectations‹ & ›In Mirror‹