Miriam Schumi zu - Österreichischer Austauschdienst
Miriam Schumi zu - Österreichischer Austauschdienst
Miriam Schumi zu - Österreichischer Austauschdienst
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
14<br />
Grete Kernegger<br />
Farbtupfer und weiße Flecken<br />
Die entwicklungspolitische Dimension der<br />
Internationalisierung an österreichischen Hochschulen<br />
Grete Kernegger ist Direktorin des Vorstudienlehrganges<br />
in Wien und Koordinatorin des<br />
Runden Tisches Bildungs<strong>zu</strong>sammenarbeit.<br />
Am 26. und 27. April 2012 fand die Tagung<br />
›Gelebte Internationalität an österreichischen<br />
Hochschulen – entwicklungspolitische<br />
Relevanz‹ in Wien statt. Die Einbeziehung<br />
der entwicklungspolitischen Dimension in<br />
die Internationalisierungsstrategien und<br />
hochschulpolitischen Zielset<strong>zu</strong>ngen war<br />
eines der Schwerpunktthemen. Im Rahmen<br />
dieser Tagung wurden die Ergebnisse einer<br />
<strong>zu</strong> diesem Thema durchgeführten Umfrage<br />
vorgestellt.<br />
Wieweit stehen Aktivitäten mit entwicklungspolitischer<br />
Relevanz auf der (Internationalisierungs-)Agenda<br />
der Universitäten und Fachhochschulen? Wieweit<br />
sind sie Teil des akademischen Alltags und Selbstverständnisses?<br />
Das ist es, grob umrissen, was der Runde Tisch Bildungs<strong>zu</strong>sammenarbeit,<br />
ein Zusammenschluss von einem<br />
Dutzend öffentlicher und zivilgesellschaftlicher hochschulbezogener<br />
Einrichtungen, mit einer Umfrage herausfinden<br />
wollte. Über die Mitgliedsorganisationen<br />
Universitätenkonferenz und Fachhochschulkonferenz<br />
richtete sich die Umfrage an die meisten österreichischen<br />
Hochschulen. Das Ergebnis liegt nunmehr in<br />
Form des ›Positionspapiers 2012 – Leistungsbericht, Positionen,<br />
Empfehlungen‹ vor. Das Positionspapier 2012<br />
wurde bei der Tagung des Runden Tisches <strong>zu</strong> ›Gelebte<br />
Internationalität an österreichischen Hochschulen –<br />
entwicklungspolitische Relevanz‹ am 26./27. April 2012<br />
am FH Campus Wien vorgestellt und diskutiert.<br />
Dabei ging es einerseits um bestehende Leistungen,<br />
Fortschritte oder auch vielversprechende Ansätze<br />
von entwicklungspolitisch relevanten Tätigkeiten der<br />
Hochschulen, andererseits darum, welcher Entwicklungsbedarf<br />
und welches Entwicklungspotenzial in<br />
diesem Bereich festgestellt wurde. Und nicht <strong>zu</strong>letzt<br />
ging es um die Frage, welche konkreten Maßnahmen<br />
notwendig wären, damit entwicklungspolitische Aktivitäten<br />
<strong>zu</strong> einem selbstverständlichen Teil der Internationalisierungsprozesse<br />
an österreichischen Hochschulen<br />
werden könnten.<br />
Das, was an entwicklungspolitisch relevanten<br />
Akzenten an Hochschulen, vor<br />
allem an Universitäten und im universitätsnahen<br />
Umfeld in den letzten Jahren<br />
entstanden ist oder bereits seit längerem<br />
existiert, kann sich durchaus sehen<br />
lassen: das Centre for Development<br />
Research an der Universität für Bodenkultur,<br />
das naturwissenschaftliche<br />
Entwicklungsforschung an der Schnittstelle<br />
von Theorie und Praxis betreibt;<br />
die Institutionalisierung des Instituts<br />
für Internationale Entwicklung an der<br />
Universität Wien; das Masterstudium<br />
Global Studies an der Universität Graz<br />
und das Innsbrucker Forum für Entwicklungsforschung,<br />
eine interdisziplinäre<br />
Initiative an der Universität Innsbruck,<br />
um nur einige heraus<strong>zu</strong>greifen.<br />
Auch Vizerektorin Sylvia Hahn von der<br />
Universität Salzburg hält in der Podiumsdiskussion<br />
der Tagung fest, dass<br />
sich bei der Partizipation der Universitäten<br />
an der Entwicklungspolitik ›etwas in<br />
Bewegung‹ gesetzt habe und verweist<br />
auf 90 einschlägige Projekte.<br />
Dennoch, im Rahmen der Diskussion<br />
›Globale Entwicklung und Wissenschaft‹<br />
bzw. der ›Millennium Development<br />
Goals und Wissenschaft‹ kommt<br />
v.l.n.r.: Grete Kernegger, Koordinatorin des Runden Tisches; Atiye Zauner, ÖFSE;<br />
Margarita Langthaler, ÖFSE; Lydia Saadat, BMeiA<br />
den Hochschulen eine zentrale Rolle <strong>zu</strong>, wie der Vorsitzende<br />
des Runden Tisches Bildungs<strong>zu</strong>sammenarbeit,<br />
Erich Thöni von der Universität Innsbruck, in seinem<br />
Grußwort betont. Und wörtlich: ›Auch Österreich hat<br />
die da<strong>zu</strong> verfassten Protokolle unterzeichnet und damit<br />
<strong>zu</strong>m Ausdruck gebracht, dass es ‚seinen Beitrag‘<br />
leisten wolle. - Im politischen Alltag, insbesondere<br />
aber an Österreichs Hochschulen scheint diese politische<br />
Verpflichtung nur teilweise bzw. teilweise noch<br />
nicht angekommen <strong>zu</strong> sein.‹<br />
So sind neben zahlreichen positiven Initiativen auch<br />
weniger erfreuliche Tatsachen und Tendenzen erkennbar.<br />
Ein vieldiskutiertes Beispiel aus jüngster Zeit: die<br />
Streichung des Bachelorstudiums der Internationalen<br />
Entwicklung an der Universität Wien. Auch wenn stattdessen<br />
ein Masterstudium eingerichtet wird, geht doch<br />
das einzige und stark nachgefragte Studienangebot auf<br />
Bachelor-Ebene in Österreich verloren.<br />
Lehrangebote <strong>zu</strong> Fragen der globalen Entwicklung sowie<br />
Partnerschaften bzw. Kooperationen mit Entwicklungsländern<br />
(Ländern der Liste des Development Assistance<br />
Committee der OECD) werden meist genannt, wenn<br />
die Frage nach der entwicklungspolitischen Relevanz<br />
gestellt wird. Und es sind tatsächlich sehr wichtige Bereiche.<br />
– Im Gesamtbild betrachtet, ist jedoch die Zahl der<br />
Partner-Länder des globalen Südens im Vergleich <strong>zu</strong> der<br />
des globalen Nordens relativ klein. Die Internationalisierungslandkarten<br />
der Hochschulen weisen hier mehr oder<br />
weniger große weiße Flecken auf.<br />
© oead