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Während in den vergangenen Jahrzehnten<br />
der Gold- oder der Ölpreis immer wieder<br />
Schlagzeilen machte, ging der Handel mit<br />
Industriemetallen oder mit agrarwirtschaftlichen<br />
Rohstoffen weithin lautlos über die<br />
Bühne: Die Versorgung von Industrie und<br />
Verbrauchern schien gesichert, und niemand<br />
interessierte sich für Termingeschäfte mit<br />
Getreide, Baumwolle oder gar Schweinefleisch.<br />
Gefragt waren Hightech-Aktien am<br />
Neuen Markt, die exorbitante Gewinne zu<br />
versprechen schienen. Dann kam die Rinderseuche<br />
BSE und mit der Rindfleischkrise<br />
der Aufschwung der Futureskontrakte<br />
auf Schweinefleisch. Es folgte der Niedergang<br />
des Neuen Marktes, der Investoren<br />
nach Anlagealternativen auch an den Terminbörsen<br />
suchen liess.<br />
Kalkulationssicherheit durch Hedging<br />
Es sind die an den Terminbörsen gehandelten<br />
Futureskontrakte, die Rohstoffmärkte<br />
auch für die Geldanlage geeignet machen,<br />
denn der eigentliche Zweck von Termingeschäften<br />
beispielsweise auf Schweinefleisch<br />
ist zunächst nicht die Lieferung von lebenden<br />
Schweinen oder von Schweinebäuchen.<br />
Den Marktteilnehmern geht es vielmehr<br />
darum, sich für die Zukunft bestimmte Preise<br />
zu sichern. Wenn ein Schweinemäster befüchtet,<br />
dass der Preis für seine aktuelle Fer-<br />
MARTINA ROHSTOFFE RHEINBERGER TEIL – 4: DER VIEHWIRTSCHAFT<br />
BLICK ZURÜCK<br />
Die Demokratisierung der<br />
Rohstoffe – Fortsetzung<br />
Teil 4: Fleischmärkte Dass Anleger für erfolgreiche Investitionen an der Börse<br />
stets ein wenig Schwein haben müssen, ist eine Volksweisheit. Dass sie<br />
Schweine aber auch an der Börse handeln können, war dagegen bislang kaum<br />
bekannt. Erst die wachsende Nachfrage aus Schwellenländern wie Indien oder<br />
China hat Rohstoff-Terminbörsen wie den Chicago Board of Trade oder die Chicago<br />
Mercantile Exchange, an denen Milliardenwerte in Mais und Orangensaft,<br />
in Rind- und Schweinefleisch oder in Weizen und Sojabohnen gehandelt<br />
werden, in den Blickpunkt der Anleger gerückt.<br />
kelzucht zu Beginn der Grillsaison im Mai<br />
fallen könnte, so verkauft er einen Future<br />
mit Fälligkeit Mai etwa zum Kurs von rund<br />
79 US-Cent pro Pfund mageres Schweinefleisch.<br />
Sollten die Schweinefleischpreise bis<br />
zum Schlachtzeitpunkt unter diese Marke<br />
fallen, erleidet er keinen Verlust, da ihm<br />
durch sein im Februar geschlossenes Termingeschäft<br />
der höhere Abnahmepreis garantiert<br />
ist.<br />
Der Käufer eines Futures wiederum, etwa<br />
ein Fleischverarbeiter, erwartet genau<br />
das Gegenteil, nämlich steigende Schweinepreise.<br />
Er sichert sich daher mit dem Termingeschäft<br />
günstige Einkaufspreise. Ob<br />
sich nun die Erwartungen des Käufers oder<br />
des Verkäufers erfüllen, weiss niemand im<br />
Voraus. Der Futuresdeal bietet dennoch für<br />
beide einen Vorteil, denn sie haben sich<br />
MARKTREPORT<br />
durch das Termingeschäft erst einmal Kalkulationssicherheit<br />
verschafft.<br />
Unter Investitionsgesichtspunkten betrachtet,<br />
macht diese Form des Hedgings<br />
Futureskontrakte zu einem interessanten<br />
Anlagevehikel, bei dem kein einziges Mastschwein<br />
wirklich den Besitzer wechseln<br />
muss. Stattdessen wird mit den Kontrakten<br />
gehandelt. Steigt der Schweinepreis tatsächlich,<br />
hat der Käufer eines Futures Glück:<br />
sein Kontrakt, mit dem er sich günstige Preise<br />
sicherte, ist damit mehr wert. Also wird<br />
er den Kontrakt teuer verkaufen und damit<br />
sein Geschäft „glatt stellen“. Was bleibt, ist<br />
ein schöner Gewinn.<br />
Fleischverbrauch könnte ansteigen<br />
Trotz BSE und Vogelgrippe steigt heute der<br />
weltweite Fleischverzehr weiter an. Galt das<br />
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