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Nachrichten Berichte Kommentare<br />

Journal<br />

2 2010<br />

Bundestagung<br />

29. bis 31. Oktober:<br />

Einladung in die<br />

Handelskammer<br />

zu Hamburg<br />

Romreise<br />

Gespräche mit der<br />

Kurie und exklusive<br />

Führung durch die<br />

Sixtinische Kapelle<br />

.


Inhalt<br />

13 Die Skyline des Hamburger Hafens bildet die<br />

Kulisse der diesjährigen <strong>BKU</strong>-Bundestagung.<br />

19 Begegnung in Rom: Die <strong>BKU</strong>-Vorsitzende<br />

Marie-Luise Dött, MdB, übergibt<br />

Papst Benedikt XVI. die vom<br />

<strong>BKU</strong> formulierten „Zehn Gebote für<br />

Unternehmer“.<br />

■ SCHWERPUNKT: Kodex für Gute Arbeit<br />

05 „Menschen mögen – Vorbild sein!“<br />

<strong>BKU</strong> stellt seinen „Kodex für Gute Arbeit“ vor<br />

07 Gute Arbeit, gute Ergebnisse<br />

Handlungsempfehlungen: Ein Blick in den Kodex<br />

08 Ressource Vertrauen<br />

Pater Zabel zum ethischen Rahmen des Kodex<br />

■ KURZ UND KNAPP<br />

09 Offene Worte zur Sozialpolitik<br />

Zum Tode von Altbischof Dr. Josef Homeyer<br />

■ INITIATIVEN UND IDEEN<br />

11 Auf der Suche nach Antworten<br />

Großes Interesse an der UNIAPAC<br />

12 Unternehmensethik<br />

IW verleiht Max-Weber-Preis<br />

■ TAGUNGEN<br />

13 Mehr als eine Hafenstadt<br />

29. bis 31. Oktober: <strong>BKU</strong>-Bundestagung in Hamburg<br />

14 Kirche und Wirtschaft: keine feindlichen Brüder<br />

Der <strong>BKU</strong> auf dem Ökumenischen Kirchentag<br />

16 Multilaterale Ökumene<br />

Eindrücke vom ÖKT in München<br />

17 Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor<br />

<strong>BKU</strong> und Vontobel greifen wichtiges Thema auf<br />

18 Die Bedeutung der Religion<br />

Sozialethiker-Tagung in Mönchengladbach<br />

19 Sixtina ohne Menschenmassen<br />

<strong>BKU</strong>-Romreise 2010<br />

36 Beteiligungsrecht ist Beteiligungspflicht<br />

Minister a. D. Wiesheu bei Frauenwörther Gesprächen<br />

■ FORUM<br />

22 Streitbarer Ökonom<br />

Zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. Joachim Starbatty<br />

■ AUS DEN ARBEITSKREISEN 24-26<br />

■ MENSCHEN IM <strong>BKU</strong><br />

28 Der Fertigbau-Pionier von der Saar<br />

Josef Schuh wurde 80<br />

29 Diskussionsfreudiger Professor<br />

<strong>BKU</strong>-Berater Lothar Roos feierte 50. Priesterjubiläum<br />

31 Hier ist Industrieproduktion möglich!<br />

Unternehmer im <strong>BKU</strong>: Mario Ahlberg setzt auf Berlin<br />

■ <strong>BKU</strong> INTERN 33-35<br />

■ GRÜNE SEITEN<br />

Was lernen wir aus der Finanzkrise?<br />

Das Bild von Mensch und Gesellschaft in der<br />

Sozialen Marktwirtschaft von Prof. Dr. Peter Schallenberg


Letzte Meldung<br />

28. September:<br />

Finanzminister<br />

Schäuble kommt zum<br />

<strong>BKU</strong>-Sommerempfang<br />

Eine gute Nachrichten für den <strong>BKU</strong><br />

kommt aus dem Finanzministerium<br />

in Berlin: Bundesminister Dr. Wolfgang<br />

Schäuble hat als Festredner<br />

für den <strong>BKU</strong>-Sommerempfang zugesagt.<br />

Der Empfang findet am<br />

Dienstagabend, 28. September,<br />

im Berliner Canisius-Kolleg statt.<br />

Beilagenhinweis:<br />

In diesem Heft finden sie eine Beilage der Don<br />

Bosco Mission, Bonn<br />

Willkommen<br />

in Hamburg<br />

Mit einem Insider-Bericht des renommierten Außenpolitikers<br />

Dr. Hans-Ulrich Klose, MdB, und anderen<br />

namhaften Rednern werden wir auf unserer Bundestagung<br />

vom 29. bis 31. Oktober in Hamburg das <strong>BKU</strong>-<br />

Jahresthema zur Sozialen Marktwirtschaft abrunden.<br />

Als Koordinator für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit<br />

berichtet Klose über die besondere<br />

Partnerschaft zu den USA. Anschließend beschreibt<br />

der Minister und Manager a. D., Dr. Werner Marnette,<br />

wo Politik und Wirtschaft den Hebel ansetzen müssen,<br />

um die Herausforderungen von Morgen zu meistern.<br />

Dass Hamburg mehr ist als eine Hafenstadt, wird uns<br />

Wirtschaftssenator Axel Gedaschko berichten.<br />

Am zweiten Tag gewährt uns dann der Leiter des<br />

<strong>BKU</strong>-Arbeitskreises „Nachhaltigkeit“, Prof. Dr. Ernst<br />

Hagenmeyer, einen ersten Blick auf das geplante Jahresthema<br />

für 2011. Erstes Ergebnis seiner Vorüberlegungen<br />

ist ein „Unternehmerspiegel“, den wir in<br />

Hamburg präsentieren. Dieser prägnante Fragenkatalog<br />

folgt der klassischen Dreiteilung, wonach es bei der<br />

Nachhaltigkeit darum geht, ökonomische, ökologische<br />

und soziale Aspekte in Einklang zu bringen.<br />

Im Übrigen hat auch die Diözesangruppe Düsseldorf<br />

unser designiertes Jahresthema bereits aufgegriffen:<br />

Bei ihrer Tagung über „Nachhaltigkeit bei Kapitalanlagen“<br />

(S. 17). zeigte sich, dass immer mehr Anleger bei<br />

der Auswahl ihrer Portfolios bewerten, ob die Unternehmen<br />

Menschenrechte, Umweltstandards und<br />

ethische Aspekte beachten. Auch die jüngste Ölkatastrophe<br />

im Golf von Mexiko zeigt eindrucksvoll die Bedeutung<br />

unseres neuen Themas.<br />

Doch zurück zur Bundestagung: Neben den Vorträgen<br />

zeigt uns die Diözesangruppe Hamburg die schönsten<br />

Seiten ihrer Stadt. Freuen Sie sich auf ein Abendessen<br />

auf dem Windjammer „Rickmer Rickmers“, Rundfahrten<br />

durch Innenstadt und Hafen sowie eine<br />

Besichtigung der neuen Elbphilharmonie. Erzbischof<br />

Dr. Werner Thissen feiert mit uns im neu renovierten<br />

Mariendom die Messe.<br />

Mehr zur Bundestagung erfahren Sie auf Seite 13.<br />

Ich freue mich auf ein Wiedersehen in Hamburg.<br />

Marie-Luise Dött, MdB<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 3<br />

Editorial


Unsere VCH-Hotels in Mitteldeutschland<br />

Herzlich willkommen<br />

in unseren VCH-Hotels!<br />

Seit über einem Jahrhundert stehen die VCH-Hotels für<br />

Gastlichkeit, Freundlichkeit, guten Service und Behaglichkeit.<br />

Die Gäste, die unsere Häuser besuchen und die Menschen, die<br />

hinter der Dienstleistung stehen, verdienen gleichermaßen<br />

unsere besondere Aufmerksamkeit. Ein herzlicher Empfang<br />

und liebevolle Betreuung während Ihres Aufenthalts sind den<br />

engagierten Mitarbeitern in den VCH-Hotels eine Selbstverständlichkeit.<br />

Fühlen Sie sich wohl und geborgen bei uns! Wir wissen:<br />

Der Mensch braucht ein Zuhause, auch wenn er nicht<br />

zuhause ist.<br />

Wir freuen uns auf Sie! Ihre VCH-Hotels<br />

VCH-Hotel Martha Hospiz<br />

VCH-Hotel Martha Hospiz<br />

Nieritzstraße 11<br />

01097 Dresden<br />

www.vch.de/marthahospiz.dresden<br />

100jährige christliche Tradition mitten in Dresden<br />

■ Nur wenige Gehminuten von Schloß, Semperoper und<br />

Frauenkirche entfernt<br />

■ Historisches Haus mit Biedermeier-Restaurant, Wintergarten<br />

und Sommerterrasse<br />

■ Prädikat "rollstuhlfahrerfreundliches Hotel"<br />

VCH-Hotel Am Schlosspark<br />

VCH-Hotel Am Schlosspark<br />

Lindenauallee 20-24<br />

99867 Gotha<br />

www.vch.de/am-schlosspark.gotha<br />

Wohlfühl-Oase in wunderschöner Landschaft<br />

■ 95 Zimmer im Wohlfühlambiente<br />

■ Restaurants Orangerie und Lucas-Cranach-Stube<br />

■ Semiarvilla ”Augustenburger Palais“ mit 8 Seminarräumen<br />

und Bankettsaal für Veranstaltungen von 5-80 Personen<br />

■ Wellnessbereich mit Saunalandschaft und Wohlfühl-Oase<br />

VCH-Hotel Haus Hainstein<br />

VCH-Hotel Michaelis<br />

VCH-Hotel Michaelis<br />

Paul-Gruner-Straße 44<br />

04107 Leipzig<br />

www.vch.de<br />

VCH-Joint-Venture-Partner:<br />

www.vch.de/michaelis.leipzig<br />

Die Erste Wahl: Ihr komfortables Hotel in Leipzig<br />

■ Restaurant MICHAELIS – hier verwöhnen wir Feinschmecker<br />

mit kulinarischen Spezialitäten<br />

■ In unseren weiteren gastronomischen Einrichtungen im Restaurant<br />

CAMPUS, im Da Capo, im GRASSI, im Museum der bildenden<br />

Künste Leipzig und im Gewandhaus zu Leipzig lassen wir Ihre<br />

Veranstaltung zum unvergesslichen Erlebnis werden.<br />

VCH-Hotel Amalienhof<br />

VCH-Hotel Haus Hainstein<br />

Am Hainstein 16<br />

99817 Eisenach<br />

www.vch.de/hainstein.eisenach<br />

Eisenach erleben<br />

■ Exponierte Lage unterhalb der Wartburg mit direktem Blick zur<br />

Burg von vielen Zimmern und vom Restaurant und der Terrasse aus.<br />

■ Absolut ruhige Lage oberhalb des Villenviertels der Stadt Eisenach.<br />

■ Hervorragend geeignet für Tagungen, aber auch für touristische<br />

Gäste, die die Sehenswürdigkeiten der Stadt besuchen wollen.<br />

VCH-Hotel Amalienhof<br />

Amalienstraße 2<br />

99423 Weimar<br />

www.vch.de/amalienhof.weimar<br />

Spüren Sie bei uns die Geschichte Weimars<br />

■ Historisches Hotel an der Hintertür vom Goethehaus<br />

mit 200-jähriger Möbelgeschichte<br />

■ Im Amalienhof erspüren Sie das Weimar von gestern<br />

ohne auf den Komfort von heute zu verzichten<br />

■ Angebote von attraktiven Arrangements wie „Weimar zart<br />

und bitter“, „Bauhaus-Baukasten“, „Weimar kurz & knackig“...<br />

VCH-HOTELS Deutschland -Hotelkooperation- GmbH<br />

Speditionstraße 15 · 40221 Düsseldorf · Fon +49 (0)211 55 98 55 18 · Fax +49 (0)211 55 98 55 53 · hotelinfo@vch.de · www.vch.de


Schwerpunkt: <strong>BKU</strong>-Kodex für Gute Arbeit<br />

„Menschen mögen – Vorbild sein!“<br />

<strong>BKU</strong>-Arbeitskreis stellt seinen „Kodex für Gute Arbeit“ vor<br />

Der <strong>BKU</strong>-Arbeitskreis „Zukunft<br />

der Arbeit“ hat sich sehr<br />

konkret mit Ethik im Arbeitsverhältnis<br />

beschäftigt. Dabei ist<br />

ein „Kodex für Gute Arbeit“<br />

entstanden. Dieser enthält Orientierung<br />

und konkrete Hilfestellung,<br />

wie Unternehmer, Manager<br />

und Arbeitnehmer anständig<br />

miteinander umgehen<br />

und durch ethisch vorbildliches<br />

Verhalten wechselseitiges Vertrauen<br />

im Betrieb aufbauen<br />

können. Bei einer Tagung in<br />

Bergisch Gladbach wurde das<br />

Werk jetzt vorgestellt und diskutiert.<br />

„Der <strong>BKU</strong> hat die Verpflichtung,<br />

Orientierung für das praktische Leben<br />

zu geben“, sagte Vorstandsmitglied<br />

Dr. Dieter Kirchner zum<br />

Auftakt des Tages. Mit dem Kodex<br />

wolle der <strong>BKU</strong> keinen neuen Vorschriftenkatalog<br />

vorlegen, sondern<br />

beschreiben, „wie ein anständiges<br />

Miteinander im Betrieb<br />

funktionieren kann“. Es gehe um<br />

freiwillige Empfehlungen und Anregungen,<br />

die den Betrieben gut<br />

tun.<br />

Der Kodex solle weder in Stein gemeißelt<br />

noch in der Schublade<br />

versteckt werden, forderte Kirchner,<br />

der hofft, dass die Veranstalgung<br />

den Auftakt für eine „Aktion<br />

Gute Arbeit“ bildete.<br />

Geistiger „Vater“ des Kodex<br />

ist der Leiter des Arbeitskreises<br />

„Zukunft der Arbeit“, Prof. Dr.<br />

Heinrich M. Stindt. Er ließ in seiner<br />

Präsentation die Finanzkrise<br />

und einige der jüngsten Wirtschaftsskandale<br />

Revue passieren,<br />

um dann festzustellen: „Die Zeit<br />

schreit geradezu nach ethischer<br />

Orientierung!“<br />

Genau hier setzt der Kodex für<br />

Gute Arbeit an. Er beschreibt,<br />

wie man sich in den Gestaltungsmöglichkeiten<br />

bewegt, die das<br />

Recht zulässt. Dabei werden Empfehlungen<br />

(„Sollen“) und Anre-<br />

Eine interessierte Runde verfolgte die Vorstellung des „<strong>BKU</strong>-Kodex für<br />

Gute Arbeit“ im Hause Pütz-Roth in Bergisch Gladbach. Fotos: P. Unterberg<br />

gungen („Sollte“) unterschieden.<br />

Das Ganze ist klar gegliedert<br />

und in drei Stufen aufgeteilt. Die<br />

Grundlagen finden sich in zehn<br />

Merksätzen (Kasten auf dieser<br />

Seite), die durch 30 Empfehlungen<br />

und Anregungen erweitert<br />

werden. In der Langfassung folgen<br />

dann 60 Details, die diese Anregungen<br />

ausformulieren.<br />

Der Inhaber des Kölner<br />

Software-Unternehmens Cy-<br />

berdyne IT GmbH, Ralph Friederichs,<br />

kündigte in der Veranstaltung<br />

an, den Kodex ab sofort in den<br />

wöchentlichen Teamsitzungen vorzustellen<br />

und umzusetzen. In jeder<br />

seiner folgenden Teamsitzungen<br />

mit seinen 13 Mitarbeitern möchte<br />

er einen der zehn Leitsätze zur<br />

Diskussion stellen. Ziel ist eine freiwillige<br />

Verpflichtung auf den Kodex,<br />

die zunächst ein Jahr gelten<br />

soll. “Ich setze mich einer Diskussion<br />

aus, die mich angreifbar ➞<br />

Die zehn Merksätze<br />

1. Menschen mögen – Vorbild sein!<br />

2. Partner zeigen Respekt, Fairness und Vertrauen.<br />

3. Arbeitsverträge sind klar und verlässlich.<br />

4. Arbeitsverträge sind auf beiderseitige Interessen<br />

ausgerichtet und ausgewogen.<br />

5. Jeder Vertragspartner hält, was er verspricht.<br />

6. Lebenslanges Lernen macht den Einzelnen stark und<br />

kommt allen zugute.<br />

7. Flexibilität wird um so mehr akzeptiert, wenn sie mit<br />

Beschäftigungssicherung verbunden ist.<br />

8. Das gut geführte Unternehmen hat Platz für Menschen<br />

mit eigenen Interessen.<br />

9. Gute Arbeitsbeziehungen bewähren sich in der Krise.<br />

10. Starke Unternehmen haben starke Belegschaften.<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 5


Schwerpunkt: <strong>BKU</strong>-Kodex für Gute Arbeit<br />

➞ macht. Aber wenn ich das nicht<br />

mache, gewinne ich auch kein Vertrauen“,<br />

sagte der Jungunternehmer.<br />

Den genauen Ablauf dieser<br />

Umsetzung finden Sie im Kasten<br />

auf dieser Seite.<br />

Wie sich dieses Modell auf<br />

Großunternehmen übertragen<br />

ließe, skizzierte der ehemalige<br />

Geschäftsführer in der Stroer-<br />

Gruppe in Köln, Herman-Josef<br />

Johanns. Seiner Erfahrung nach<br />

steht und fällt die erfolgreiche<br />

Umsetzung von Leitbildern und<br />

Kodices mit dem Verhältnis der Geschäftsleitung<br />

zur nächsten Ebene.<br />

Johanns legte einen Zehn-Punkte-<br />

Plan vor, der mit einem klaren<br />

Bekenntnis der Geschäftsführung<br />

beginnt, den Kodex in die Jahresziele<br />

einbindet und ihn am Ende<br />

verpflichtend für die gesamte Belegschaft<br />

macht (Kasten Seite 8).<br />

Mit der ihm eigenen Begeisterungsfähigkeit<br />

kündigte auch der<br />

Vorsitzende der Diözesangruppe<br />

6 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />

Der Unternehmer Ralph Friederichs (li.) möchte den Kodex für Gute Arbeit<br />

in seinem Unternehmen Cyberdyne umsetzen. Urheber des Textes<br />

ist der Leiter des <strong>BKU</strong>-Arbeitskreises „Zukunft der Arbeit“, Prof. Dr.<br />

Heinrich M. Stindt.<br />

Köln, Fritz Roth, an, den Kodex in<br />

seinem Unternehmen einzusetzen.<br />

„“Die Vorgehensweise ist für<br />

jedes Unternehmen praktikabel“,<br />

sagte er und appellierte: „Lasst<br />

uns doch einfach anfangen!“<br />

Peter Unterberg<br />

Praxistest: Cyberdyne setzt den Kodex um<br />

1. Schritt<br />

In der nächsten regelmäßigen<br />

Teambesprechung wird das<br />

Thema „Anständiger Umgang<br />

im Arbeitsverhältnis“ als Beitrag<br />

des Unternehmens zur Ethik-<br />

Diskussion in der Wirtschaft<br />

aufgenommen und mit der <strong>BKU</strong>-<br />

Initiative des „Kodex für Gute<br />

Arbeit“ konkretisiert.<br />

2. Schritt<br />

In den folgenden zehn Teamsitzungen<br />

wird je einer der zehn<br />

Merksätze vorgestellt und diskutiert.<br />

3. Schritt<br />

Der erste Merksatz wird vom<br />

Firmeninhaber vorgestellt und<br />

zur Diskussion gestellt. Die<br />

Teammitglieder haben für die<br />

folgenden Teambesprechungen<br />

die Möglichkeit, selbst ausgewählte<br />

Merksätze vorzustellen.<br />

4. Schritt<br />

Nach Vorstellung und Diskus-<br />

sion aller Merksätze ist geplant,<br />

im Konsens des gesamten Teams<br />

und damit der gesamten Belegschaft<br />

ein freiwilliges, nicht<br />

rechtlich verpflichtendes Versprechen<br />

abzugeben, sich für<br />

die folgenden zwölf Monate am<br />

Kodex für Gute Arbeit zu orientieren.<br />

5. Schritt<br />

Die zehn Merksätze werden zu<br />

Beginn der Orientierungsphase<br />

in Postkartenform an jedes Belegschaftsmitglied<br />

ausgeteilt<br />

und im Intranet des Unternehmens<br />

zum Abruf zur Verfügung<br />

stehen.<br />

6. Schritt<br />

Die Unternehmensleitung sagt<br />

zu, nach zwölf Monaten in einer<br />

Teambesprechung einen<br />

Jahres-Check über die Wirkung<br />

des Kodex durchzuführen. Die<br />

Bilanz soll für die folgende<br />

(Zwölf-Monats-)Periode zu konkreten<br />

Maßnahmen führen,<br />

Den Kodex für Gute Arbeit können<br />

Sie im Internet unter www.bku.de,<br />

Untermenue Arbeitskreise herunterladen<br />

oder in der <strong>BKU</strong>-Geschäftsstelle<br />

unter der Rufnummer<br />

0221/272370 bestellen.<br />

wenn sich Verbesserungspotenzial<br />

zeigt.<br />

7. Schritt<br />

Zwölf Monate nach Einführung<br />

des Kodex soll die Orientierung<br />

auf der Homepage des<br />

Unternehmens erscheinen und<br />

einen gewünschten Werbeeffekt<br />

auslösen. Die Belegschaft kann<br />

mit der Mehrheit der Teammitglieder<br />

zum Ausdruck bringen,<br />

dass sie dieses Vorgehen unterstützt.<br />

8. Schritt<br />

Wenn die Orientierung am Kodex<br />

für Gute Arbeit etabliert ist,<br />

kann ein Teamsprecher aus der<br />

Mitte der Belegschaft bestimmt<br />

werden, der Anregungen aus<br />

der Belegschaft sammelt und<br />

bei Bedarf eine vertiefte Diskussion<br />

zu einzelnen Aspekten<br />

anregt, die seitens des Unternehmens<br />

nur aus wichtigem<br />

Grund verschoben werden kann.


Gute Arbeit, gute Ergebnisse<br />

Einleitung und Handlungsempfehlungen: ein Blick in den Kodex<br />

Einige Auszüge aus der Einleitung<br />

des Kodex für Gute<br />

Arbeit zeigen Geist und Inhalt<br />

des Dokumentes.<br />

Die am Unternehmen interessierten<br />

Kunden, die Verbraucher und<br />

die Öffentlichkeit erwarten - was<br />

Krisensituationen nur besonders<br />

deutlich machen - von Unternehmern,<br />

Managern, Belegschaften<br />

und den Kapitalgebern, dass der<br />

unternehmerische Erfolg ethisch<br />

einwandfrei erreicht wird. Der<br />

nachhaltige wirtschaftliche Erfolg<br />

hängt wesentlich vom anständigen<br />

Umgang miteinander in den Betrieben<br />

und Verwaltungen ab.<br />

Der Kodex für Gute Arbeit soll<br />

dazu beitragen, dass Arbeitgeber<br />

und Arbeitnehmer den Umgang<br />

miteinander messen und gemeinsam<br />

feststellen können: Unsere<br />

Leistungen und Ergebnisse sind<br />

gut, weil unsere Arbeit gut ist<br />

und gut tut. Es geht nicht um neue<br />

gesetzlich zwingende Regeln mit<br />

Sanktionen, sondern um freiwilliges<br />

ehrliches Verhalten. Der Kodex<br />

für Gute Arbeit liefert mit seinen<br />

ethischen Grundsätzen, Empfehlungen,<br />

Anregungen und Erläuterungen<br />

einen ganzheitlichen<br />

Maßstab für gute Arbeitsbeziehungen<br />

und gute Arbeit in der Praxis.<br />

Die Orientierung am Kodex<br />

für Gute Arbeit ist ein interner<br />

Prozess, der unterschiedliche Ausgangssituationen<br />

und mehrere<br />

Einführungsstufen haben kann.<br />

Die Initiative des Unterneh-<br />

Schwerpunkt: <strong>BKU</strong>-Kodex für Gute Arbeit<br />

mers/Arbeitgebers mit der Vorstellung,<br />

der Erläuterung und dem<br />

Bekenntnis zum Kodex für Gute<br />

Arbeit bildet in der Regel die erste<br />

Stufe. Die anschließende Diskussion<br />

mit den Mitarbeitern kann<br />

in die erste Stufe integriert oder als<br />

zweite Stufe ausgestaltet werden.<br />

Beide Maßnahmen führen im besten<br />

Fall auf der folgenden Stufe zu<br />

Beginn eines jeden Jahres zum<br />

freiwilligen Versprechen des anständigen<br />

Umgangs miteinander in<br />

Orientierung am Kodex für Gute<br />

Arbeit und zum Ende des Jahres<br />

zur Erinnerung, zusammen mit<br />

den Mitarbeitern ehrlich Bilanz zu<br />

ziehen. Durch einen transparenten<br />

Jahres-Check kann Erreichtes sogar<br />

verstärkt werden und Verbesserungswürdiges<br />

aufgegriffen werden.<br />

Die Initiative für einen „Kodex für Gute Arbeit“<br />

Beispiel „Altersadäquate Beschäftigung“<br />

Merksatz 8: Das gut geführte Unternehmen hat Platz für Menschen mit eigenen Interessen<br />

� Kodex-Kurzfassung Nr. 22: „Bei der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer kommt der Erhaltung<br />

der Beschäftigungsfähigkeit, insbesondere der Weiterbildung und der Gesundheitsförderung,<br />

erhebliche Bedeutung bei. Es sollen altersadäquate Formen und Methoden angeboten werden.“<br />

Details in Kodex-Langfassung Nr. 31<br />

� (31) Zur Erhaltung von Beschäftigung kann bei entsprechender Interessenlage von Altersteilzeitarbeitsverträgen<br />

und/oder Lebensarbeitszeitkonten Gebrauch gemacht werden…<br />

� Die sogenannte Blockbildung der Arbeitszeit soll die Ausnahme sein. Die Vertragsparteien prüen<br />

sorgfältig die Möglichkeiten des individuellen tatsächlichen Ausgleitens aus dem aktiven<br />

Arbeitsverhältnis.<br />

� Sie sollen die sich bietenden Möglichkeiten der Weitergabe des Erfahrungswissens an<br />

Arbeitnehmer nutzen, die in Verbindung mit der Altersteilzeitarbeit tätig werden.<br />

� Der Arbeitgeber soll die Möglichkeit der Wiederbesetzung der frei gewordenen Arbeitskapazität<br />

mit einem sonst Arbeitslosen, Auszubildenden oder Ausgebildeten nutzen.<br />

� Arbeitgeber und Altersteilzeitarbeitnehmer sollen rechtzeitig die Verbindung von Freistellungszeit<br />

und ehrenamtlicher gemeinnütziger Tätigkeit beraten, der Arbeitgeber sollte auf Wunsch des<br />

Altersteilzeitarbeitnehmers durch Information und Vermittlung und gegebenenfalls weitere<br />

Maßnahmen geeignete Einsatzmöglichkeiten fördern.<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 7


Schwerpunkt: <strong>BKU</strong>-Kodex für Gute Arbeit<br />

Ressource Vertrauen<br />

Pater Johannes Zabel zum ethischen Rahmen des Kodex<br />

„Ethik kostet etwas – zumindest<br />

mich. Den anderen<br />

Menschen mag sie nützen, mir<br />

aber nicht“: Vor dieser „falschen<br />

Vorstellung“ warnte der<br />

Geistliche Berater der Diözesangruppe<br />

Düsseldorf, Pater<br />

Johannes Zabel, OP, bei der<br />

Vorstellung des „<strong>BKU</strong>-Kodex<br />

für Gute Arbeit“.<br />

Demnach müssen Arbeitsbeziehungen<br />

funktionieren. „Wir müssen<br />

aber darüber hinausgehen mit<br />

einer Ethik im Unternehmen, wie<br />

sie der Kodex formuliert“, forderte<br />

Zabel.<br />

Eine wesentliche Rolle dabei spiele<br />

das Vertrauen, insbesondere in<br />

die langfristigste Ressource der<br />

Unternehmen: die Mitarbeiter.<br />

Richtig verstandenes Vertrauen<br />

sei eine wichtige Ressource, die<br />

Unsicherheit, Versicherungskosten<br />

und die Komplexität im täglichen<br />

Umgang reduziere, betonte der<br />

Dominikanerpater.<br />

8 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />

Dr. Dieter Kirchner (v.li.), Pater Johannes Zabel und Hermann-Josef<br />

Johanns stellten verschiedene Aspekte des Kodex zur Diskussion.<br />

Dem Einwand, dass Vertrauen<br />

auch missbraucht werden kann,<br />

begegnete Zabel mit dem Zitat<br />

eines alten Klosterbruders, der an<br />

der Pforte immer wieder ent-<br />

scheiden musste, welchem Bettler<br />

er helfen sollte: „Wer noch nie im<br />

Leben betrogen worden ist, hat<br />

auch noch nie etwas Gutes getan!“<br />

Peter Unterberg<br />

Impuls-Beitrag Hermann-Josef Johanns<br />

Einführungsschritte zum Kodex für Gute Arbeit in größeren Unternehmen<br />

mit mehreren hierarchischen Ebenen und bestehendem Leitbild:<br />

1. Bekenntnis der Geschäftsführung<br />

2. Diskussion mit den Leitenden und dem Betriebsrat<br />

3. In Abteilungsbesprechungen Mitarbeiter informieren und gewinnen<br />

4. Auf Betriebsversammlung bekannt machen und thematisieren<br />

5. Leitbild gegebenenfalls konkretisieren beziehungsweise erweitern<br />

6. In Jahreszielen mit aufnehmen<br />

- für Leitende verpflichtend<br />

- für übrige Führungskräfte und Mitarbeiter als „Probelauf“<br />

7. Während des Jahres in den Zielerreichungsgesprächen den Kodex für Gute Arbeit<br />

thematisieren<br />

8. Am Jahresende Ergebnis bewerten und gegebenenfalls belohnen<br />

9. Verbesserungen/Optimierungen in neue Jahresziele<br />

10. Verpflichtend für die gesamte Belegschaft


Offene Worte zur Sozialpolitik<br />

Zum Tode von Altbischof Dr. Josef Homeyer<br />

Der frühere Hildesheimer Bischof<br />

Josef Homeyer ist am<br />

30. März im Alter von 80 Jahren<br />

verstorben.<br />

Als Vorsitzender der Kommission<br />

VI der Deutschen Bischofskonferenz<br />

für Soziale und Wirtschaftliche<br />

Fragen von 1986 bis 2004 hat<br />

Bischof Homeyer mit dem <strong>BKU</strong><br />

oft und gut zusammengearbeitet.<br />

Viele Mitglieder erinnern sich<br />

noch an konstruktive Gespräche zu<br />

politischen Fragen. Dabei erwies<br />

sich Bischof Homeyer immer wieder<br />

als Visionär, der im Lichte der<br />

Katholischen Soziallehre an der<br />

Weiterentwicklung der Sozialen<br />

Marktwirtschaft mitwirkte.<br />

Unvergessen ist, wie er bei der<br />

Feier zum 50-jährigen Bestehen<br />

Zahl der Kirchenaustritte<br />

blieb 2009 stabil<br />

Trotz des Streits um die Piusbruderschaft<br />

ist die Zahl der Austritte<br />

aus der katholischen Kirche im<br />

Jahr 2009 nur leicht gestiegen. Wie<br />

die Deutsche Bischofskonferenz<br />

Ende Mai in Bonn mitteilte,<br />

verließen im vergangenen Jahr<br />

123 585 Katholiken ihre Kirche. Im<br />

Jahr zuvor waren es 121 155. Bei<br />

den Taufen gab es einen leichten<br />

Rückgang von 185 600 Personen<br />

im Jahr 2008 auf rund 178 000 im<br />

Berichtsjahr. KNA<br />

Kirchensteuer-Aufkommen blieb hoch<br />

Katholische Bistümer nahmen 2009 rund 4,9 Milliarden Euro ein<br />

Die katholische Kirche in<br />

Deutschland verzeichnet ein geringeres<br />

Minus bei den Kirchensteuereinnahmen<br />

als erwartet.<br />

Die 27 Bistümer erhielten im vorigen<br />

Jahr insgesamt 4,903 Milli-<br />

Bischof Dr. Josef Homeyer †<br />

des <strong>BKU</strong> den Verband dazu aufrief,<br />

„einen neuen Schreiber-Plan“ zur<br />

Reform der sozialen Sicherungssysteme<br />

zu schreiben. Dieser Auftrag<br />

war Auftakt für eine intensive<br />

Zusammenarbeit.<br />

Homeyer wurde 1929 in Harse-<br />

Grenzen des kirchlichen<br />

Arbeitsrechtes<br />

Kirchliche Rechtsträger dürfen<br />

Einrichtungen betreiben, die nicht<br />

das kirchliche Arbeitsrecht anwenden.<br />

Das entschied ein von<br />

der Apostolischen Signatur, dem<br />

vatikanischen Gerichtshof, beauftragtes<br />

Gericht unter Vorsitz von<br />

Aachens Bischof Heinrich Mussinghoff.<br />

Demnach ist kirchliches<br />

Arbeitsrecht zwingend nur für<br />

jene Einrichtungen anzuwenden,<br />

die der bischöflichen Gesetzgebung<br />

unterstehen. KNA<br />

arden Euro und damit 3,2 Prozent<br />

weniger als im Rekordjahr 2008<br />

mit 5,066 Milliarden Euro. Das<br />

teilte der Geschäftsführer der Steuerkommission<br />

des Verbands der<br />

Diözesen Deutschlands (VDD),<br />

Elmar Niclas, Mitte Mai mit. Die<br />

Bischofskonferenz hatte angesichts<br />

winkel im Kreis Gütersloh als<br />

Sohn eines Bauern geboren. 1972<br />

wurde er Sekretär der Deutschen<br />

Bischofskonferenz und Geschäftsführer<br />

des Verbands der Diözesen<br />

Deutschlands (VDD). Bischof von<br />

Hildesheim war er 1983 bis 2004.<br />

1988 gründete er das Forschungsinstitut<br />

für Philosophie<br />

Hannover (fiph). Zwölf Jahre lang<br />

war er Präsident der Europäischen<br />

Bischofskommission COMECE.<br />

Der Theologe hatte entscheidenden<br />

Anteil am 1997 erschienenen<br />

gemeinsamen Sozialwort der Kirchen.<br />

Seine Fortsetzung und Ergänzung<br />

fand das Sozialwort in<br />

dem Impulspapier „Das Soziale<br />

neu denken“, das unter Homeyers<br />

Federführung verfasst und im Dezember<br />

2003 vorgestellt wurde.<br />

Unt/KNA<br />

Radio Paradiso<br />

bald ohne Lizenz<br />

13 Jahre nach seinem Sendestart<br />

droht dem christlichen Radiosender<br />

„Radio Paradiso“ das Aus. Der<br />

Medienrat Berlin-Brandenburg<br />

hat im Mai entschieden, die im November<br />

auslaufende Lizenz für<br />

den Sender nicht zu verlängern.<br />

Die entsprechenden Frequenzen<br />

erhält das Programm „oldiestar“.<br />

Dessen Veranstalter ist das Digital<br />

Radio Berlin. Die Lizenz von<br />

„Radio Paradiso“ war bereits einmal<br />

verlängert worden. KNA<br />

der Wirtschaftskrise mit einem<br />

Minus von fünf bis zehn Prozent<br />

gerechnet.<br />

Nach drei Jahren in Folge mit<br />

wachsenden Einnahmen erhielt<br />

die Kirche nun wieder weniger<br />

Geld, erreichte allerdings ihr zweitbestes<br />

Ergebnis. KNA<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 9<br />

Kurz und Knapp


Kurz und Knapp<br />

Gericht kippt Sonntagsöffnung<br />

Juristischer Erfolg für die Kirchen<br />

Das Oberverwaltungsgericht in<br />

Greifswald hat Mecklenburg-<br />

Vorpommerns „Bäderverkaufsverordnung“<br />

gekippt.<br />

Im Juni 2009 hatten sich die Erzbistümer<br />

Hamburg und Berlin einer<br />

Normenkontrollklage der<br />

evangelischen Landeskirchen gegen<br />

die Bäderverordnung angeschlossen.<br />

Die Richter erklärten<br />

jetzt, die örtlichen, zeitlichen und<br />

sachlichen Einschränkungen des<br />

gewerblichen Verkaufs an Sonnund<br />

Feiertagen seien in ihrer Summe<br />

nicht geeignet, dem geforderten<br />

Ausnahmecharakter des werktäglichen<br />

Verkaufs an Sonn- und<br />

Feiertagen angemessen Rechnung<br />

zu tragen.<br />

Der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky<br />

begrüßte das Urteil: „Nach<br />

Kirchen für Finanz-<br />

Transaktionssteuer<br />

Entwicklungsexperten der beiden<br />

großen Kirchen haben die Einführung<br />

einer Finanztransaktionssteuer<br />

gefordert. Bei einer Anhörung<br />

im Finanzausschuss des<br />

Bundestags erklärte die Gemeinsame<br />

Konferenz Kirche und Entwicklung<br />

in Berlin, ein wichtiger<br />

Teil der Erträge aus dieser Steuer<br />

solle der weltweiten Armutsbekämpfung<br />

dienen. KNA<br />

Konflikte durch Überalterung<br />

Müntefering warnt vor Folgen des Demografischen Wandels<br />

Der SPD-Politiker Franz Müntefering<br />

warnt eindringlich vor<br />

den Folgen einer Überalterung<br />

der Gesellschaft in den kommenden<br />

Jahrzehnten.<br />

„Bislang sagt niemand in aller<br />

Deutlichkeit, wie schwerwiegend<br />

dieser Wandel sein wird“, sagte der<br />

70-Jährige der „Süddeutschen Zei-<br />

10 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />

der Sonntagsschutzentscheidung<br />

des Bundesverfassungsgerichts<br />

war allerdings auch nichts anderes<br />

zu erwarten“, sagte er. Nun bestehe<br />

eine „stimmige Rechtslage“.<br />

Das Bundesverfassungsgericht hatte<br />

im November den Schutz der<br />

Sonn- und Feiertage gestärkt und<br />

in Teilen die Berliner Regelung gekippt,<br />

nach der Geschäfte an bis zu<br />

Berlin ändert<br />

Ladenöffnungsgesetz<br />

Der Berliner Senat hat im Frühjahr<br />

eine Änderung des Ladenöffnungsgesetzes<br />

beschlossen. Danach<br />

können Geschäfte in der<br />

Hauptstadt ihre Waren künftig<br />

nur noch an zwei statt an vier Adventssonntagen<br />

verkaufen. Allerdings<br />

bleibt die Gesamtzahl der<br />

möglichen Sonntagsöffnungen<br />

konstant bei insgesamt zehn Sonntagen<br />

pro Jahr. KNA<br />

tung“. Wenn die Politik jetzt nicht<br />

handle, könne es sehr gefährlich<br />

werden. Es drohten große Konflikte:<br />

„Stadt gegen Land, Eltern<br />

gegen Kinderlose, Jung gegen<br />

Alt“.<br />

Müntefering leitet eine Arbeitsgruppe<br />

der SPD-Bundestagsfraktion<br />

zu dem Thema. Er fordert ei-<br />

zehn Sonntagen im Jahr öffnen<br />

durften.<br />

Mit Ausnahme einiger kreisfreier<br />

Städte ermöglicht die mecklenburg-vorpommerscheBäderverordnung<br />

bisher in 149 Orten und<br />

Ortsteilen fast ganzjährig den gewerblichen<br />

Verkauf von 11.30<br />

Uhr bis 18.30 Uhr an Sonntagen,<br />

die keine Feiertage sind. KNA<br />

Wiesemann sieht<br />

ethische Differenzen<br />

Der Speyerer Bischof Karl-Heinz<br />

Wiesemann hat vor neu aufbrechenden<br />

ökumenischen Differenzen<br />

in manchen ethischen Fragen gewarnt.<br />

Als Beispiele nannte er in<br />

der Mai-Ausgabe der Zeitschrift<br />

„Kompass“ des katholischen Militärbischofs<br />

bioethische Konflikte<br />

und die Einschätzung alternativer<br />

Lebensformen zur Ehe.<br />

KNA<br />

nen „Gesellschaftsentwurf“ zu der<br />

Frage, wie der Wandel ohne größere<br />

soziale Konflikte bewältigt<br />

werden könne. Konkret verlangt er<br />

mehr Unterstützung für Familien<br />

und Kinder, eine Reform der Kommunalfinanzen,<br />

Ganztagsschulen<br />

und mehr Anstrengungen bei der<br />

Integration.<br />

KNA


Aus befreundeten Verbänden<br />

Auf der Suche nach Antworten<br />

Großes Interesse an der UNIAPAC<br />

Das von der UNIAPAC heraugegebene<br />

Buch „The profit of<br />

values“ wurde mittlerweile<br />

veröffentlicht und in fünf<br />

Sprachen übersetzt. Insbesondere<br />

in Lateinamerika und<br />

Afrika ist der Text zum Thema<br />

Corporate Social Responsability<br />

(CSR) auf größtes Interesse<br />

gestoßen.<br />

Inzwischen wurde ein umfangreicher<br />

Fragebogen erstellt, mit dessen<br />

Hilfe das eigene Unternehmen<br />

auf seine Standards auf dem Ge-<br />

biet CSR hin untersucht werden<br />

kann. So lässt sich eine Art „CSR-<br />

Rating“ erstellen. Einige Unternehmer<br />

in Frankreich haben sich<br />

mit ihren Führungskräften dieser<br />

Übung unterzogen und zeigten<br />

sich sehr zufrieden, zum Teil auch<br />

erstaunt über die Ergebnisse. Buch<br />

und „questionnaire“ bilden erkennbar<br />

einen nützlichen Beitrag<br />

Ordo socialis ist eine wissenschaftliche Vereinigung zur Förderung der<br />

Christlichen Gesellschaftslehre. Diese Tochtervereinigung des <strong>BKU</strong> verfolgt<br />

das Ziel, das Gedankengut der christlichen Gesellschaftslehre durch Übersetzungen<br />

international zu verbreiten. www.ordosocialis.de<br />

Was lange währt…<br />

Chinesische Höffner-Ausgabe liegt vor<br />

Nach vielen Schwierigkeiten ist es Ordo socialis gelungen, die „Christliche<br />

Gesellschaftslehre“ von Joseph Kardinal Höffner jetzt auch in chinesischer<br />

Sprache zu veröffentlichen. Zuletzt ließ die für solche Publikationen<br />

nötige Genehmigung lange auf sich warten. Aber jetzt ist das<br />

Buch in einer Kooperation von Ordo Socialis mit dem VI Horae Verlag<br />

in Shanghai und der East China Normal University<br />

Press Ltd. erschienen.<br />

In einem zweiten Band erschienen – ebenfalls<br />

in Chinesisch – Peter H. Werhahns: „Der Unternehmer“<br />

und Karl-Heinz Peschkes: „Wirtschaft<br />

aus christlicher Sicht“.<br />

Dieser schöne Erfolg ist vor allem<br />

Dr. Josef Thesing, dem stellvertretenden<br />

Vorsitzenden von Ordo socialis, zu verdanken,<br />

der sich in dieser Sache besonders<br />

engagiert hat. Weitere Übersetzungen von<br />

Arbeiten deutscher Autoren aus dem Themen-Bereich<br />

der christlichen Soziallehre<br />

sollen folgen. Dafür ist allerdings auch eine<br />

finanzielle Unterstützung erforderlich.<br />

Ordo Socialis sucht dafür Interessenten und Spenden.<br />

Spenden-Konto: Pax-Bank Köln, BLZ 370 601 93, Konto-Nr. 13851018<br />

zu Bewusstseinsbildung auf dem<br />

Gebiet von CSR und zur Reflexion<br />

über die Ausrichtung des Unternehmens.<br />

Der ganz auf das Thema CSR ausgerichteteUNIAPAC-Weltkongress<br />

in Mexiko vom September<br />

2009 mit 2 000 Teilnehmern hat<br />

die UNIAPAC als einzigen christlichen<br />

weltweit ausgerichteten<br />

Verbund ins öffentliche Bewusstsein<br />

gerückt. Aus Afrika nahmen<br />

25 Unternehmer teil und zeigten<br />

großes Interesse an der Gründung<br />

einer „UNIAPAC Africa“.<br />

Diese ist inzwischen erfolgt mit<br />

christlichen Unternehmerverbänden<br />

aus Burkina Faso, Kamerun,<br />

Kongo, Angola und dem Senegal.<br />

Gerade in Zeiten der wirtschaftlichen<br />

Krise und der Orientierungsarmut<br />

in ethischen Fragen<br />

zeigt dies das Wachstumspotential<br />

der UNIAPAC mit ihrem klaren<br />

Bekenntnis zu Katholischer Soziallehre<br />

und Marktwirtschaft.<br />

Parallel zu diesem Wachstum<br />

ist mit der Gründung der<br />

UNIAPAC-Stiftung das wesentliche<br />

Vorhaben des neuen Weltpräsidenten<br />

Pierre Lecocq umgesetzt<br />

worden. In den vergangenen Monaten<br />

wurden Zustiftungen in<br />

Höhe von $ 4,5 Millionen geleistet<br />

oder verbindlich zugesagt.<br />

Derzeit wird die Einstellung eines<br />

Generalsekretärs vorangetrieben.<br />

Mit der Lösung dieser personellen<br />

Frage wird es der UNIAPAC möglich<br />

sein, international anerkannter<br />

Gesprächspartner der supranationalen<br />

Organisationen in Wirtschaft,<br />

Kirche, Gesellschaft und Politik<br />

zu werden und als „think<br />

tank“ aktuelle Fragen aufzugreifen.<br />

Die Chancen stehen nicht schlecht,<br />

dass nun erreicht werden kann,<br />

was auch wir im <strong>BKU</strong> seit Jahren<br />

von der UNIAPAC gefordert haben.<br />

Burkhard Leffers<br />

Initiativen und Ideen<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 11


Initiativen und Ideen<br />

12 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />

Anzeige<br />

Ohne Eltern geht die Schule<br />

nicht<br />

Der Elternabend – Rechtliche Rahmenbedingungen<br />

– ABC für Eltern“<br />

Preis: 2,50 Euro inklusive Versandkosten<br />

Weitere Informationen zur Broschüre mit<br />

Inhaltsverzeichnis und Informationen<br />

über die Arbeit der KED finden Sie unter<br />

www.katholische-elternschaft.de.<br />

E-Mail: info@katholische-elternschaft.de<br />

Unternehmensethik<br />

IW verleiht Max-Weber-Preis<br />

Preisträger Markus Beckmann (v.li.), Eva Maria Lucke und Nick Lin-Hi<br />

wurden für wirtschaftsethische Arbeiten ausgezeichnet. Foto: IW<br />

Markus Beckmann und Nick<br />

Lin-Hi sind die diesjährigen<br />

Preisträger des Max-Weber-<br />

Preises für Wirtschaftsethik,<br />

den das Institut der deutschen<br />

Wirtschaft Köln (IW) gemeinsam<br />

mit dem Wuppertaler<br />

Unternehmer Klaus Tesch verleiht.<br />

Der Preis ist mit<br />

insgesamt 8 000 Euro dotiert.<br />

In der Festrede sagte Bundestagspräsident<br />

Norbert Lammert,<br />

dass es mittlerweile Vorstandsgehälter<br />

und Boni gibt, die die Frage<br />

nach der Legitimität der Ordnung<br />

aufwerfen. Besonders kritisch<br />

sieht er, dass Investmentbanker im<br />

Falle des Scheiterns durch die<br />

Steuerzahler gerettet werden, die<br />

nicht von den Boni profitiert haben.<br />

„Das erudiert die Wirtschaftsordnung“,<br />

glaubt der Bundestagspräsident.<br />

Mittlerweile gebe es eine<br />

„verfassungsändernde virtuelle<br />

Zwei-Drittel-Mehrheit, die die<br />

Einkommens- und Vermögensverteilung<br />

in Deutschland für ungerecht<br />

hält“.<br />

Zur Sozialen Marktwirtschaft gehöre<br />

ein Mindestmaß an sozialem<br />

Verhalten, sagte Lammert weiter.<br />

Zudem bräuchten die Märkte stabile,<br />

einklagbare Regeln. Die aktuellen<br />

Rettungspakete für die Finanzmärkte<br />

seien daher nutzlos, so<br />

lange sie nicht mit dem Verbot „unanständiger<br />

Produkte“ gekoppelt<br />

werden.<br />

Markus Beckmann, Juniorprofessor<br />

für Social Entrepreneurship<br />

im Center for Sustainability<br />

Management an der Leuphana<br />

Universität Lüneburg, erhielt die<br />

Auszeichnung für eine Arbeit, in<br />

der er komplexe Theoriestränge<br />

miteinander verbindet und zeigt,<br />

wie Unternehmen gesellschaftliche<br />

Verantwortung im Rahmen der<br />

Ordnungsethik übernehmen können.<br />

Er geht davon aus, dass die<br />

Unternehmen sich zunehmend in<br />

die Gesellschaft einbringen müssen,<br />

um eine Erosion der Ordnung<br />

zu verhindern.<br />

Nick Lin-Hi, Juniorprofessor für<br />

Corporate Social Responsibility<br />

an der Universität Mannheim,<br />

wurde für seine Doktorarbeit<br />

„Theorie der Unternehmensverantwortung<br />

– Die Verknüpfung<br />

von Gewinnerzielung und gesellschaftlichem<br />

Interesse“ prämiert.<br />

Lin-Hi beschreibt die Unternehmen<br />

als neue Akteure der Zivilgesellschaft.<br />

Unternehmen und<br />

Gesellschaft seien wie durch eine<br />

Nabelschnur miteinander verbunden.<br />

Die aktuelle Wirtschaftskrise<br />

zeige zudem, dass die großen<br />

Probleme ohne die Unternehmen<br />

nicht mehr zu lösen sind.<br />

Der mit 1 500 Euro dotierte Ausbildungspreis<br />

ging an Eva Maria<br />

Lucke für einen Aufsatz zum Thema<br />

„Korruption“.<br />

Peter Unterberg


Mehr als eine Hafenstadt<br />

29. bis 31. Oktober: 61. <strong>BKU</strong>-Bundestagung in der Handelskammer Hamburg<br />

Vortragsprogramm:<br />

Mehr als eine Hafenstadt: Die Wirtschaft der Hansestadt Hamburg,<br />

Axel Gedaschko, Wirtschaftssenator der Freien und Hansestadt Hamburg<br />

Mehr als ein Handelspartner: Das deutsch-amerikanische Verhältnis in der Finanzkrise,<br />

Dr. Hans-Ulrich Klose, MdB: Koordinator für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit<br />

Mehr als eine Krise: Wo müssen Wirtschaft und Politik jetzt den Hebel ansetzen, um zukunftsfähig<br />

zu werden? Minister a. D. Dr. Werner Marnette, ehem. Vorstand Norddeutsche Affinerie AG, Hamburg<br />

Verantwortungsvoller Umgang mit unternehmerischer Freiheit: Ein aktueller Bericht aus<br />

dem <strong>BKU</strong>-Arbeitskreis Nachhaltigkeit. Prof. Dr. Ernst Hagenmeyer, <strong>BKU</strong>-Arbeitskreis Nachhaltigkeit<br />

Mehr als ein normaler Arbeitgeber: Wertemanagement in einer Privatbank.<br />

Marcus Vitt, Vorstandssprecher des Bankhauses Donner & Reuschel AG, Hamburg<br />

Leitbilder I: Richtige und falsche Wahrzeichen: Der fatale Hang zu Ersatzreligionen<br />

Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke, Hamburg<br />

Ein Klassiker der Wirtschaftsethik: Der Ehrbare Kaufmann<br />

Egbert Diehl, Vorsitzender der Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg e.V.<br />

Vortrag von Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke, Hamburg<br />

Heilige Messe mit Erzbischof Dr. Werner Thissen im neu renovierten Hamburger Mariendom.<br />

Tourismusprogramm:<br />

■ Abendessen auf dem Traditionssegler „Rickmer Rickmers“<br />

■ Stadtrundfahrt durch die Hamburger Innenstadt<br />

■ Hafenrundfahrt mit Bus und Barkasse<br />

■ Besichtigung der neuen Elbphilharmonie<br />

Den Einladungsflyer können Sie in der <strong>BKU</strong>-Geschäftsstelle in Köln unter der Rufnummer 0221/ 272370<br />

bestellen oder im Internet unter www.bku.de im Bereich Veranstaltungen/Termine herunterladen.<br />

Hanseatische Impressionen: Tagungsort ist die Handelskammer zu Hamburg (v.li.), die in bester Innenstadtlage<br />

„Rücken an Rücken“ mit dem Rathaus liegt. Daneben der Hamburger „Michel“ und der Traditionssegler<br />

Rickmer Rickmers, auf dem die Tagungssteilnehmer zu Abend essen. Fotos: Peter Unterberg<br />

Initiativen und Ideen<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 13


Tagungen<br />

Kirche und Wirtschaft sind<br />

keine feindlichen Brüder<br />

Der <strong>BKU</strong> auf dem Ökumenischen Kirchentag in München<br />

Ein Stand auf der Kirchentagsmesse<br />

AGORA, ein Wirtschaftsempfang<br />

und die Mitarbeit<br />

an zahlreichen Veranstaltungen:<br />

So brachte sich der<br />

<strong>BKU</strong> in den zweiten Ökumenischen<br />

Kirchentag vom 12. bis<br />

16. Mai in München ein.<br />

Zentrale Veranstaltung aus Sicht des<br />

<strong>BKU</strong> waren Diskussion und Empfang<br />

zum Thema „Damit ihr Hoffnung<br />

habt - Soziale Marktwirtschaft<br />

nachhaltig gestalten“ im<br />

Haus der Bayerischen Wirtschaft.<br />

Mit dabei waren unter anderem<br />

Arbeitgeberpräsident Prof. Dr. Dieter<br />

Hundt und der Vorsitzende der<br />

deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof<br />

Dr. Robert Zollitsch. Gastgeber<br />

war die Vereinigung der<br />

Bayerischen Wirtschaft (vbw) in<br />

Kooperation mit der Bundesvereinigung<br />

der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

(BDA), dem Arbeitskreis<br />

Evangelischer Unternehmer<br />

(AEU) und dem <strong>BKU</strong>. Es moderierte<br />

der Chefredakteur des Rheinischen<br />

Merkur, Prof. Michael Rutz.<br />

BDA-Präsident Hundt wies in<br />

seiner Begrüßung darauf hin, dass<br />

seit Beginn der Finanzkrise verstärkt<br />

nach dem ethischen Fundament<br />

der Wirtschaftsordnung<br />

gefragt wird. Und er erinnerte<br />

daran, dass die Väter der Sozialen<br />

Marktwirtschaft durch die christliche<br />

Soziallehre geprägt waren.<br />

Gerade heute sei deshalb der Dialog<br />

zwischen Kirche und Wirtschaft<br />

wichtig, sagte Hundt. So war<br />

es nur folgerichtig, dass er die<br />

Hoffnung formulierte, dass vom<br />

Münchener Kirchentag der Impuls<br />

für ein neues gemeinsames Wort<br />

der Kirchen zur sozialen und wirtschaftlichen<br />

Lage in Deutschland<br />

ausgehen möge.<br />

Erzbischof Zollitsch warnte<br />

gleichermaßen davor, Gewinne an<br />

14 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />

Volles Haus: Arbeitgeberpräsident Hundt eröffnete den Empfang im<br />

Haus der Bayerischen Wirtschaft. Foto: Peter Unterberg<br />

sich pauschal zu verteufeln oder<br />

sich auf schnelle Gewinne zu fixieren.<br />

„Der entscheidende Wert<br />

jedes Unternehmens ist der<br />

Mensch“, sagte der Bischof. Zudem<br />

sei er noch nie so oft von der<br />

Wirtschaft eingeladen worden wie<br />

derzeit, um über Werte zu diskutieren.<br />

Zollitsch erinnerte auch<br />

daran, dass die Welt von der Globalisierung<br />

nicht überrollt wird:<br />

„Es sind Menschen, die dies alles<br />

machen“, sagte er.<br />

Die <strong>BKU</strong>-Vorsitzende Marie-<br />

Luise Dött, MdB, warf die Frage<br />

auf, ob sich die bewährten Prinzipien<br />

mittelständischer Unternehmen<br />

auch auf anonyme Kapitalgesellschaften<br />

übertragen lassen.<br />

Ein Umdenken und Umsteuern<br />

könne nur über die handelnden<br />

Personen gelingen, die diese Werte<br />

mit Leben füllen, sagte sie. Zum<br />

Thema Staatsverschuldung nahm<br />

sie indes die Politiker in Schutz: „Jeder<br />

sagt, was er will, aber keiner,<br />

worauf er verzichten will!“ kritisierte<br />

Dött.<br />

Der Vorstandsvorsitzende der<br />

Münchener Rückversicherungs-<br />

Gesellschaft, Dr. Nikolaus von<br />

Bomhard, berichtete selbstkritisch<br />

von den Schwierigkeiten der Manager,<br />

angesichts hoher Renditeerwartungen<br />

der Aktionäre nicht<br />

jeder Verlockung nach schnellem<br />

Verdienst nachzugeben. Vor der<br />

Krise habe es viel Mut erfordert,<br />

„nicht so lange mitzutanzen, wie<br />

die Musik spielt“, sagte er. Folglich<br />

sei auch nicht jeder, der in der Krise<br />

schlecht dastehe, „ein unanständiger<br />

Mensch.“<br />

Für den AEU saß Vorstandsmitglied<br />

Marlehn Thieme im Podium.<br />

Sie kritisierte, dass vor der Krise<br />

Wettbewerbsvorteile für die Akteure<br />

zugelassen wurden, die ethische<br />

Regeln missachtet haben.<br />

Nun forderte sie einen ethischen<br />

Kodex für international operierende<br />

Unternehmen, um Bereiche<br />

wie den Umweltschutz oder<br />

Arbeitsbedingungen zu regeln.<br />

Im Schlusswort betonte vbw-Präsident<br />

Randolf Rodenstock als<br />

Hausherr, dass Kirche und Wirtschaft<br />

„keine feindlichen Brüder<br />

sind“. Der Dialog zwischen beiden<br />

sei wichtig, weil es beiden „in vielerlei<br />

Hinsicht um die gleichen<br />

Dinge geht.“<br />

Peter Unterberg


Wirtschaft braucht Ordnung<br />

Gemeinsame Veranstaltungen von <strong>BKU</strong>, KKV, Misereor und anderen<br />

Um den rechtsstaatlichen Ordnungsrahmen<br />

in Entwicklungsund<br />

Schwellenländern ging es bei<br />

einem vom <strong>BKU</strong> mit organisierten<br />

Podium auf dem ÖKT.<br />

In zahlreichen Entwicklungs- und<br />

Schwellenländern ist die rechtsstaatliche<br />

Situation nur als „prekär“<br />

zu bezeichnen: Die Menschenrechte<br />

sind in Gefahr, fairer Wettbewerb<br />

und effektiver Rechtsschutz<br />

sind nicht oder nur eingeschränkt<br />

gewährleistet, Korruption<br />

ist ein allgegenwärtiges Übel.<br />

Wie lassen sich unter diesen Umständen<br />

Investitionen und<br />

Geschäfte „sauber“ tätigen? Welche<br />

internationalen Regelwerke<br />

braucht man, wenn der nationale<br />

Ordnungsrahmen nicht wirkt?<br />

Wie können Unternehmen und<br />

zivilgesellschaftliche Organisationen<br />

für eine Verbesserung der<br />

rechtsstaatlichen Rahmenbedingungen<br />

zusammenarbeiten? Wie<br />

können solche Ansätze durch die<br />

Entwicklungspolitik unterstützt<br />

werden?<br />

Diese Fragen diskutiere ein sehr<br />

international zusammengesetztes<br />

Panel gemeinsam mit 300 Teilnehmern<br />

in der Alten Kongresshalle.<br />

Konkrete Beispiele aus China,<br />

Kamerun und Mexiko standen<br />

dabei im Mittelpunkt.<br />

Premiere: Großzügige Spenden<br />

der <strong>BKU</strong>-Mitglieder ermöglichten<br />

den Kauf eines neuen Messestandes,<br />

der in München zum<br />

ersten Mal eingesetzt wurde.<br />

Elisabeth Strohscheidt (Misereor, v.li.) diskutierte mit der Staatssekretärin<br />

im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung, Gudrun Kopp, MdB, und Frank Priess von der Konrad-<br />

Adenauer-Stiftung.<br />

<strong>BKU</strong>-Mitglied Manfred Maus (v.li), Gründer der OBI-Baumärkte, sprach<br />

über seine Erfahrungen in China mit Samuel Nguiffo aus Kamerun,<br />

Debby Chan aus Hongkong und Moderator Michael Windfuhr (Brot für<br />

die Welt).<br />

Diskutierten die ordnungspolitische Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft:<br />

der KKV-Vorsitzende Bernd M. Wehner (li.), Ordo-Preisträger<br />

Dr. Michael Wohlgemuth (2.v.li.), Bayerns Finanzminister Georg<br />

Fahrenschon (4.v.li.), Nadja Hirsch, MdEP, der ehemalige bayerische<br />

Wirtschaftsminister Dr. Otto Wiesheu (2.v.r.e), <strong>BKU</strong>-Geschäftsführer Martin<br />

J. Wilde (re.) und andere.<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 15<br />

Tagungen


Tagungen<br />

Multilaterale Ökumene<br />

Eindrücke und Einschätzungen vom Münchener Kirchentag<br />

Mehr als 130 000 Dauerteilnehmer<br />

und 40 000 Tagesgäste<br />

haben den Ökumenischen<br />

Kirchentag (ÖKT) in München<br />

besucht. Dazu einige Analysen<br />

der Katholischen Nachrichtenagentur<br />

KNA.<br />

Im Gegensatz zu früheren Kirchen-<br />

und Katholikentagen dominierte<br />

kein einzelnes politisches<br />

oder gesellschaftliches Thema.<br />

Und anders als beim ersten Ökumenischen<br />

Kirchentag 2003 in<br />

Berlin war auch nicht das Ereignis<br />

schon das Ereignis.<br />

In München gelang sehr viel stärker<br />

als in Berlin der Schritt von der<br />

bilateralen Ökumene zwischen Katholiken<br />

und Protestanten zu einer<br />

multilateralen Ökumene, die auch<br />

die orthodoxen Kirchen und die<br />

evangelischen Freikirchen einschloss.<br />

So warnte der griechischorthodoxe<br />

Metropolit Augoustinos<br />

vor einer Engführung der ökumenischen<br />

Diskussion auf die Abendmahlsgemeinschaft.<br />

„Gemeinschaft<br />

kann es auch anders geben“, betonte<br />

er unter Hinweis auf die beeindruckend<br />

gelungene Feier des<br />

16 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />

Das Podium im Haus der Deutschen Wirtschaft (Bericht auf Seite 14):<br />

Hier diskutierten Marlehn Thieme vom AEU (v.li.), der Vorsitzende der<br />

Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitzsch, Moderator Prof. Michael<br />

Rutz vom Rheinischen Merkur, der Vorstandsvorsitzende der<br />

Münchener RückversicherungsGesellschaft, Dr. Nikolaus von Bomhard<br />

und die <strong>BKU</strong>-Vorsitzende Marie-Luise Dött, MdB. Foto: Peter Unterberg<br />

Brotbrechens im Rahmen eines<br />

orthodoxen Vespergottesdienstes<br />

mit 20 000 Menschen auf dem<br />

Odeonsplatz.<br />

Die politische Botschaft des<br />

Treffens war die Ankündigung<br />

der Kirchen, ein neues gemeinsames<br />

Sozialwort vorlegen zu wollen.<br />

Es gehe um mehr soziale Gerechtigkeit,<br />

um „weniger ich und mehr<br />

du“, sagte der evangelische ÖKT-<br />

Ehrbare Kauffrau<br />

KKV zeichnet Braumeisterin aus Freiburg aus<br />

Prof. Dr. Brun-Hagen Hennerkes<br />

(li.) und der KKV-Bundesvorsitzende<br />

Bernd M. Wehner (re.) bei<br />

der Preisverleihung an Martina<br />

Feierling-Rombach.<br />

Foto: KKV<br />

Die Freiburger Brauerei-Inhaberin<br />

Martina Feierling-<br />

Rombach ist erste Trägerin<br />

des Ehrenpreises der „Ehrbare<br />

Kaufmann“, den der Sozialverband<br />

KKV auf dem Kirchentag<br />

verliehen hat.<br />

Als Laudator lobte der Vorstand<br />

der Stiftung Familienunternehmen,<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Brun-Hagen<br />

Hennerkes, den unternehmerischen<br />

Mut und das soziale Engagement<br />

der Preisträgerin. Für sie gelte<br />

ein Satz aus Thomas Manns „Buddenbrooks“,<br />

sagte <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />

Hennerkes: „Mein Sohn, sei mit<br />

Lust bei den Geschäften am Tage,<br />

aber mache nur solche, dass wir bei<br />

Nacht ruhig schlafen können.“ Unt<br />

Präsident Eckhard Nagel. „Gott<br />

stürzt die Mächtigen vom Thron“,<br />

hieß es im biblischen Text zum Beginn<br />

der Abschlussfeier. Dazu<br />

passten die vielen drastischen<br />

Worte zum Wirtschaftsgebaren.<br />

Münchens Erzbischof Reinhard<br />

Marx sprach von entfesseltem Kapitalismus<br />

und ideologischer Verwirrung,<br />

der Ratsvorsitzende der<br />

Evangelischen Kirche in Deutschland,<br />

Präses Nikolaus Schneider,<br />

von Verantwortungslosigkeit.<br />

Nicht bewahrheitet haben sich<br />

die Befürchtungen, der Missbrauchsskandal<br />

der katholischen<br />

Kirche werde den Kirchentag dominieren<br />

und überschatten. Wohl<br />

bei jedem der offiziellen politischen<br />

Termine am Rande des ÖKT ging<br />

es um den Skandal. Der Vertrauensverlust<br />

der Kirche macht auch<br />

Spitzenpolitikern jeglicher Couleur<br />

Sorge. Doch das Thema eignet<br />

sich nicht zum Anstoß einer Kirchentag-typischenMassenbewegung.<br />

Zwar sprach der Rektor<br />

des Berliner Canisius-Collegs, Pater<br />

Klaus Mertes, zu diesem Thema<br />

vor 5 000 Zuschauern. Ähnliche<br />

Veranstaltungen waren indes<br />

längst nicht so gut gefüllt wie der<br />

Autritt des Jesuiten, der die Skandale<br />

im Januar öffentlich gemacht<br />

hatte.


Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor<br />

<strong>BKU</strong> Düsseldorf und Bankhaus Vontobel greifen wichtiges Thema auf<br />

Warum beschäftigt sich der<br />

<strong>BKU</strong> mit dem Thema Nachhaltigkeit?<br />

Mit dieser Frage<br />

eröffnete die Vorsitzende der<br />

Diözesangruppe Düsseldorf,<br />

Maria Fischer, am 14. April ein<br />

gemeinsames Forum des <strong>BKU</strong><br />

und des Bankhauses Vontobel<br />

in Düsseldorf über „Nachhaltigkeit<br />

bei Kapitalanlagen“.<br />

„Der <strong>BKU</strong> ist ein Zusammenschluss<br />

von Menschen, die ihr<br />

Handeln im Lichte der Katholischen<br />

Soziallehre reflektieren“, beantwortete<br />

Fischer ihre Eingangsfrage.<br />

Dazu gehöre der biblische<br />

Auftrag, sich die Erde Untertan<br />

zu machen – aber nicht, sie<br />

zu zerstören. Ihren besonderen<br />

Dank sprach sie <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />

Mathias Klein von Vontobel für die<br />

Vorbereitung des Tages aus.<br />

Grundlagen zum Thema vermittelte<br />

Prof. Dr. Stephan Paul von<br />

der Ruhr-Universität Bochum. Er<br />

berichtete, dass die Zahl nachhaltiger<br />

Publikumsfonds in Europa in<br />

den vergangenen 20 Jahren von<br />

15 auf 680 gestiegen ist. Davon<br />

seien 280 in Deutschland angesiedelt<br />

und verwalteten ein Anlagevermögen<br />

von rund 30 Milliarden<br />

Euro. Doch obwohl diese Produkte<br />

damit längst aus dem Nischendasein<br />

herausgetreten seien, fühlten<br />

sich viele potenzielle Anleger<br />

zu diesem Thema noch schlecht informiert,<br />

sagte Paul.<br />

Der Finanzwissenschaftler definierte<br />

nachhaltige Kapitalanlagen<br />

als Produkte, die neben den konventionellen<br />

Kriterien wie Rendite,<br />

Risiko und Liquidität noch ethische<br />

oder moralische Kriterien erfüllen.<br />

Damit ergebe sich der klassische<br />

Dreiklang von Ökonomie, Ökologie<br />

und Sozialem, der in nachhaltigen<br />

Anlagen (Socially Responsible Investment)<br />

vereint werden müsse.<br />

Anleger, die auf Nachhaltigkeit<br />

achten, orientieren sich<br />

„Nachhaltiges“ in Düsseldorf: Matthias Klein von Vontobel (v.li.), die DG-<br />

Vorsitzende Maria Fischer und Prof. Dr. Stephan Paul. Foto: P. Unterberg<br />

traditionell an Ausschlusskriterien:<br />

Dabei geht es um die Einhaltung<br />

von Menschenrechten,<br />

bestimmte Produkte wie Waffen<br />

oder die Haltung zu Tierversuchen.<br />

Auf der Veranstaltung<br />

herrschte Konsens, dass diese Kriterien<br />

bei Anlageentscheidungen<br />

eine zunehmende Rolle spielen<br />

werden. Für die Unternehmen ergibt<br />

sich daraus die Notwendigkeit,<br />

über ihren Umgang mit der Nachhaltigkeit<br />

immer offensiver zu berichten.<br />

Gerade im Mittelstand<br />

sieht Paul hier noch viel Nachholbedarf.<br />

Die Auswahl nachhaltiger<br />

Anlagen in der Praxis beschrieb<br />

die Leiterin Nachhaltigkeit der<br />

Bank Vontobel AG in Zürich, Sabine<br />

Döbeli. Für sie steht fest,<br />

dass dieser Bereich aus der Öko-Nische<br />

herausgetreten ist. Bevölkerungswachstum,<br />

Klimawandel und<br />

Rohstoffknappheit erhöhten den<br />

Druck zum Umdenken. „Unternehmen,<br />

die hier vorangehen, können<br />

profitieren“, glaubt Döbeli.<br />

Vontobel setze daher bei der Auswahl<br />

seines Anlageuniversums<br />

auf Agenturen, die sich auf die Recherche<br />

nachhaltiger Unternehmensführung<br />

spezialisiert haben<br />

und Informationen zur Auswahl<br />

zusammentragen. Dabei geht es<br />

zunächst um Ausschlusskriterien,<br />

in einem zweiten Schritt aber auch<br />

um Einschlusskriterien: Hier profitieren<br />

Unternehmen, die auf bestimmten<br />

Gebieten besonders gut<br />

abschneiden: Das können Umwelt-<br />

und Sicherheitsstandards<br />

ebenso sein wie transparente Managementstrukturen<br />

oder ein aktiver<br />

Dialog mit externen Anspruchsgruppen.<br />

Als Unternehmen, das die Nachhaltigkeit<br />

als Teil seiner DNA betrachtet,<br />

stellte sich die Firma<br />

Henkel vor. Ihr Leiter CSR/Sustainable<br />

Management, Uwe Bergmann,<br />

zeigte am konkreten Beispiel,<br />

wie ein Unternehmen diese<br />

Herausforderungen positiv aufgreifen<br />

kann: So hat Henkel ambitionierte<br />

Ziele beschlossen und<br />

veröffentlicht, um Energieverbrauch,<br />

Arbeitsunfälle und andere<br />

Faktoren zu reduzieren.<br />

Der Geistliche Berater des Düsseldorfer<br />

<strong>BKU</strong>, Pater Johannes Zabel,<br />

OP, erinnerte im Schlusswort<br />

an die goldene Regel des Evangeliums:<br />

„Was Du von anderen erwartest,<br />

das tue auch ihnen!“ Heute<br />

gelte es, über diese Forderung<br />

hinaus auch den ersten Schritt zu<br />

gehen in der Hoffnung, damit eine<br />

positive Entwicklung in Gang zu<br />

setzen, meinte Zabel. Der Verlauf<br />

des Tages habe zudem gezeigt,<br />

dass Nachhaltigkeit und Ertragssteigerung<br />

durchaus zusammenpassen.<br />

Peter Unterberg<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 17<br />

Tagungen


Tagungen<br />

Die Bedeutung der Religion<br />

Sozialethiker-Tagung in Mönchengladbach im Zeichen des Amtswechsels<br />

Im Zeichen des Überganges<br />

stand die diesjährige Sozialethikertagung<br />

der Katholischen<br />

Sozialethischen Sozialstelle<br />

(KSZ) am 6. und 7. Mai in Mönchengladbach:<br />

Während der<br />

Veranstaltung wurde das Amt<br />

des Direktors feierlich von<br />

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Anton<br />

Rauscher an Monsignore Prof.<br />

Dr. Peter Schallenberg übergeben.<br />

Inhaltlich ging es um „Die Bedeutung<br />

der Religion für die Gesellschaft“.<br />

Der Heidelberger<br />

Theologe Prof. Dr Klaus Berger<br />

stellte hierzu seine Beobachtungen<br />

zu einer neuen Religiosität zur<br />

Diskussion. In der Altersstufe der<br />

20- bis 35-Jährigen sieht er viele<br />

Aufbrüche, die aber oft „diffus“<br />

seien. Hier finde sich eine „Religion<br />

im Urstadium“, der jede Theologie<br />

fehle. Es gebe große Gefühle,<br />

ein „Geschwätz diffuser Toleranz“<br />

„aber keine Kraft zur Gestaltung“.<br />

In der Generation der 40- bis 70-<br />

Jährigen indes sei Religion vielfach<br />

zum Empörungspotenzial verkümmert.<br />

Dort beobachtet Berger<br />

oft nur noch eine Kritik an einer Unmoral,<br />

die aber immer bei den anderen<br />

liege und keine Vergebung<br />

kenne. Für den Theologen gehört es<br />

dagegen zur Spiritualität, sich prägen<br />

zu lassen von den kantigen Texten<br />

der Evangelien und der Liturgie<br />

als Mitte des kirchlichen Lebens.<br />

Zu Bergers aktuellen Forderungen<br />

gehört eine „Theologie der Liebe“,<br />

die auf dem Hohelied der Liebe basiert<br />

und nicht nur die lauernden<br />

Gefahren sieht. Und er forderte<br />

eine „Theologie des Krieges“, die<br />

den Soldaten in den vielen aktuellen<br />

Konflikten Antworten auf ihre<br />

brennenden Fragen gibt.<br />

Zur Rolle der Religion gehört<br />

auch der aktuelle Streit um Kruzifixe<br />

und andere Symbole im öffentlichen<br />

Raum. Der Bonner Ju-<br />

18 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />

Generationenwechsel: Der scheidende KSZ-Direktor Prof. Dr. Anton<br />

Rauscher (rechts) und sein Nachfolger Monsignore Prof. Dr. Peter<br />

Schallenberg. Foto: Peter Unterberg<br />

rist Prof. Dr. Christian Hillgruber<br />

sagte dazu, dass „negative Religionsfreiheit<br />

nicht den Schutz vor<br />

Symbolen einer unverwünschten<br />

Religion“ bedeutet. „Ich muss ja<br />

nicht vor dem Kreuz niederknien“<br />

meinte er. Nicht jede unverwünschte<br />

Begegnung mit der Religion<br />

sei eine Verletzung der Religionsfreiheit.<br />

Der ehemalige Verfassungsrichter<br />

Prof. Dr. Paul Kirchhof<br />

griff in seinem Beitrag den Streit<br />

um die Gutscheine auf, die Eltern<br />

für bestimmte Erziehungsleistungen<br />

erhalten sollen. Wo Gutscheine<br />

statt Geld ausgegeben<br />

würden, sei das Freiheitsvertrauen<br />

des Staates in die Beziehung von<br />

Eltern und Kindern nicht mehr da,<br />

meinte er. „Im Sozialrecht haben<br />

wir das überwunden“, sagte er<br />

und verwies darauf, dass die Sozialhilfe<br />

längst in bar ausgezahlt<br />

wird.<br />

In einer Feierstunde zur<br />

Amtsübergabe würdigte der<br />

Kölner Weihbischof Dr. Heiner<br />

Koch das Lebenswerk von Anton<br />

Rauscher, der die KSZ 47 Jahre<br />

lang geleitet hat. Die Einrichtung<br />

wurde im Jahr 1963 von der Deutschen<br />

Bischofskonferenz ins Leben<br />

gerufen. Noch im Gründungsjahr<br />

starb der erste Direktor Gustav<br />

Grundlach. Rauscher übernahm<br />

das Amt und hatte darüber hinaus<br />

für 25 Jahre den Lehrstuhl für<br />

Christliche Gesellschaftslehre an<br />

der Universität Augsburg inne.<br />

Nachfolger Schallenberg formulierte<br />

drei Ziele für seine Arbeit.<br />

Er möchte in der Einrichtung Geschichtstheologie<br />

betreiben und<br />

ein Bild vom Fortschritt zeichnen,<br />

der für jeden einzelnen Menschen<br />

in der Erkenntnis Gottes liege.<br />

Zweitens möchte er herausstellen,<br />

dass das Christentum „keine Spielerei<br />

ist“. Diese Religion sei jedoch<br />

am Ende, wenn diejenigen, die<br />

von Berufs wegen vom Glauben reden<br />

müssen, aufhören zu glauben,<br />

sagte er in Anlehnung an Sören<br />

Kierkegaard. Als drittes Thema<br />

nannte er die „Banalität des Bösen“<br />

und die Frage, wie man das Böse<br />

erkennen kann.<br />

Peter Unterberg


Sixtina ohne Menschenmassen<br />

<strong>BKU</strong>-Romreise 2010: Gespräche mit der Kurie und touristische „Bonbons“<br />

Die Höhepunkte der <strong>BKU</strong>-<br />

Romreise fanden gleich am<br />

ersten und zweiten Tag statt:<br />

Schon am ersten Abend erlebten<br />

die 54 Teilnehmer die<br />

Sixtinische Kapelle und einen<br />

kleinen Teil der Vatikanischen<br />

Museen exklusiv. Am nächsten<br />

Morgen folgte die Teilnahme<br />

an der Papstaudienz – in den<br />

vordersten Reihen.<br />

Die meisten Romreisenden erleben<br />

die Sixtinische Kapelle nach<br />

langem Warten in der Schlange<br />

der mehr als 20 000 Besucher, die<br />

an normalen Tagen an den großartigen<br />

Fresken des Michelangelo<br />

vorbeigeschoben werden.<br />

Für die <strong>BKU</strong>-Gruppe dagegen<br />

öffneten sich die großen Bronzetüren<br />

außerhalb der regulären<br />

Öffnungszeiten – für eine zweistündige<br />

Führung durch das menschenleere<br />

Museum und die Kapelle.<br />

In großer Runde aber auf exklusiven<br />

Plätzen erlebten die Teilnehmer<br />

dann am nächsten Morgen<br />

die Papstaudienz. Durch Vermittlung<br />

der Deutschen Botschaft<br />

konnte die <strong>BKU</strong>-Vorsitzende, Marie-Luise<br />

Dött, MdB, sogar direkt<br />

mit dem Heiligen Vater sprechen<br />

- und ihm die „Zehn Gebote für<br />

Unternehmer“ überreichen.<br />

Unter vier Augen: Zum Abschluss der Audienz nahm sich Papst Benedkit<br />

XVI. Zeit für ein kurzes Gespräch mit der <strong>BKU</strong>-Vorsitzenden<br />

Marie-Luise Dött, MdB.<br />

Mit dem Hinweis „Rom ist<br />

anders, als Sie denken“ hatte<br />

zuvor Benedikt Steinschulte<br />

vom päpstlichen Medienrat die<br />

Gruppe auf die Tage in der Ewigen<br />

Stadt eingestimmt. Mit wenigen<br />

Andeutungen spannte Steinschulte<br />

den Bogen von den Missionsreisen<br />

des Apostels Paulus über<br />

den Gang nach Canossa bis hin zur<br />

heutigen Rolle des Papstes. Dessen<br />

Hauptaufgabe liege nicht in den<br />

Details der Tagespolitik, sondern<br />

darin, die Tradition des christlichen<br />

Glaubens unverändert durch<br />

die Geschichte zu bringen. Bene-<br />

dikt XVI. betrachte es als sein<br />

Kernanliegen, Jesus als Person lebendig<br />

zu halten, meinte Steinschulte.<br />

Doch bei aller Zeitlosigkeit<br />

kam auch er nicht an der aktuellen<br />

Missbrauchsdebatte vorbei: Benedikt<br />

habe schon als Kardinal vergeblich<br />

darum gekämpft, die Zuständigkeit<br />

für Fälle von sexuellem<br />

Missbrauch in Rom zu bündeln, berichtete<br />

Steinschulte.<br />

Das christliche Postulat der<br />

Nächstenliebe hat sich weltweit<br />

durchgesetzt, weiß der Präsident<br />

des Päpstlichen Rates für die ➞<br />

Gruppenbild in Rom: 54 Mitglieder und Freunde des <strong>BKU</strong> nahmen an der diesjährigen Reise teil.<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 19<br />

Tagungen


Tagungen<br />

Deutsche Kulturförderung: Direktor Joachim Blüher berichtete über die<br />

Arbeit der Villa Massimo und führte die Gäste durch Haus und Parklandschaft.<br />

Fotos: Peter Unterberg<br />

➞Laien, Paul Josef Kardinal Cordes.<br />

Im Gespräch mit der <strong>BKU</strong>-<br />

Gruppe erinnerte er daran, wie seine<br />

Dienststelle von Papst Paul<br />

VI. gegründet wurde, um die Einsätze<br />

der katholischen Hilfsorganisationen<br />

weltweit zu koordinieren.<br />

Bei seinen Einsätzen zähle<br />

aber nicht nur das Geld: „Als<br />

Christen müssen wir eine Dimension<br />

des Helfens zeigen, die über<br />

das Materielle hinausgeht“, betonte<br />

der Kardinal. Dieser Sinn<br />

müsse von den christlichen Hilfsorganisationen<br />

immer wachgehalten<br />

werden.<br />

Der Weltjugendtag in Madrid<br />

im August 2011 ist die nächste logistische<br />

Herausforderung für den<br />

Sekretär des päpstlichen Rates für<br />

die Laien, Bischof Dr. Josef Clemens.<br />

Sein Büro kümmert sich<br />

20 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />

um rund 140 katholische Verbände<br />

in aller Welt. Neben den klassischenVereinigungen<br />

gehören<br />

dazu auch die neuen charismatischen<br />

Bewegungen mit teilweise<br />

rasantem Wachstum. Auch wenn<br />

sich diese nicht immer nach den<br />

Vorstellungen der Kirche entwickelten,<br />

habe sich Rom im Umgang<br />

mit ihnen einen langen Atem<br />

angewöhnt und warte viele Entwicklungen<br />

erst einmal ab, erklärte<br />

Clemens.<br />

Eine einzigartige Aufgabe<br />

im Auswärtigen Dienst ist das<br />

Amt des Deutschen Botschafters<br />

am Heiligen Stuhl. Diesen Posten<br />

hatte bis Ende Juni Hans-Henning<br />

Horstmann inne, der die Gruppe in<br />

seiner Residenz empfing. Er pflegt<br />

die Kontakte zum Vatikan, den er<br />

für den besten und größten Ge-<br />

heimdienst der Welt hält – mit<br />

zahlreichen Mitarbeitern in jedem<br />

Land der Erde. Aber auch die<br />

Kontakte zu den Generaloberen<br />

der katholischen Orden und der<br />

Austausch in ethisch-moralischen<br />

Fragen gehören in sein Repertoire.<br />

Während die Botschafter<br />

alle paar Jahr wechseln, sorgt im<br />

Haus Dr. Eugen Kleindienst für<br />

Konstanz, der als Geistlicher Rat<br />

in der Botschaft von der Bischofskonferenz<br />

vorgeschlagen und vom<br />

Bund verbeamtet wurde.<br />

Einen Einblick in die Deutsche<br />

Kulturförderung bekam<br />

die Gruppe in der Villa Massimo,<br />

dem deutschen Kulturinstitut in<br />

Rom. Das Haus zeige, wozu Unternehmer<br />

in der Lage sind, „wenn<br />

der Staat sie nicht stört“, berichtete<br />

der Direktor des Hauses, Dr. Joachim<br />

Blüher. Der jüdische Unternehmer<br />

Eduard Arnhold hat Villa<br />

und Parkanlage kurz vor dem<br />

Ersten Weltkrieg bauen lassen.<br />

Das Haus bietet jeweils zehn jungen<br />

Künstlern aus Deutschland für<br />

ein Jahr Unterkunft und Stipendium,<br />

damit sie sich hier von der reichen<br />

Kultur Italiens inspirieren lassen.<br />

Darüber hinaus veranstaltet<br />

Blüher mit einem vergleichsweise<br />

kleinen Etat anspruchsvolle Konzerte<br />

und Ausstellungen. Vor kurzem<br />

ist hier außerdem der Plan für<br />

einen Kirchenneubau entstanden,<br />

der nun südlich von Rom realisiert<br />

werden soll.<br />

Neu im Programm der Reise<br />

war der Blick in die politische<br />

Landschaft Italiens, der auf<br />

Einladung der Konrad-Adenauer-<br />

Stiftung zustande kam. Sie ➞<br />

Politische und kulturelle Höhepunkte: Diskussion in der Residenz des Botschafters und exklusive Besichtigung<br />

der Vatikanischen Museen.


Laien im Gespräch mit dem Laienrat: <strong>BKU</strong>-Geschäftsführer Peter Unterberg<br />

(v.li) mit der Bundesvorsitzenden Marie-Luise Dött und Bischof<br />

Joseph Clement.<br />

➞ unterhält in Rom unter der Leitung<br />

von Wilhelm Staudacher ein<br />

Büro, in dem der deutsch-italienische<br />

Dialog gefördert wird. Dort<br />

erlebte die Gruppe einen lebhaften<br />

Vortrag von Stefan von Kempis,<br />

der bei Radio Vatikan arbeitet.<br />

Von Kempis berichtete vom<br />

schwierigen Übergang, in dem<br />

Italien seit dem Auseinanderbrechen<br />

der Democrazia Christiana<br />

steckt. Er erklärte, dass sich die<br />

Parteien in Italien eher um charismatische<br />

Führer sammeln als<br />

hinter Programmen. Dennoch<br />

warnte er davor, die Italiener mit<br />

all ihren Krisen zu unterschätzen.<br />

Zu den jüngeren Gemeinschaften<br />

in der katholischen Kirche<br />

zählt die 1968 gegründete<br />

Organisation St. Egidio, an deren<br />

Abendgebet in der Basilika Santa<br />

Messe in St. Paul vor den Mauern.<br />

Maria in Trastevere die Gruppe<br />

teilnahm. Anschließend berichtete<br />

Dr. Cesare Zucconi von der Arbeit<br />

dieser Organisation, die zunächst<br />

die Armut vor der eigenen<br />

Haustür bekämpfte. Bis heute lädt<br />

St. Egidio zu Armenspeisen ein, an<br />

denen kürzlich auch Papst Benedikt<br />

XVI. teilnahm. Gleichzeitig wurden<br />

die Kreise der Hilfe immer weiter<br />

gezogen; Heute hilft die Gemeinschaft<br />

unter anderem beim<br />

Wiederaufbau Haitis. In Mosambik<br />

hat sie erfolgreich den Waffenstillstand<br />

im Bürgerkrieg vermittelt.<br />

Auch in Deutschland gibt<br />

es zahlreiche Unterstützer, zu denen<br />

auch <strong>BKU</strong>-Mitglied Siegfried<br />

Denzel gehört, der diesen Teil<br />

des Programmes angeregt hatte.<br />

Besichtigungen der wichtigsten<br />

Kirchen und Altertümer Roms<br />

mit der bewährten Reiseleiterin Dr.<br />

Susanne Hohwieler rundeten die<br />

Reise ab, die vom 27. April bis 2.<br />

Mai stattfand. Die beiden Dominikaner<br />

in der Gruppe, Pater Nikolaus<br />

Natke aus Leipzig und Pater<br />

Johannes Zabel aus Düsseldorf,<br />

feierten mit den Teilnehmern zwei<br />

Messen an zentralen Orten des<br />

Christentums: In der Domitilla-<br />

Katakombe und der Kathedrale<br />

St. Paul vor den Mauern.<br />

Der Termin für die nächste Reise<br />

steht bereits fest: Vom 2. bis 7. Mai<br />

2011 ist der <strong>BKU</strong> wieder in Rom.<br />

Peter Unterberg<br />

Empfänge und Gespräche:<br />

bei Botschafter Hans-Henning<br />

Horstmann...<br />

Stefan von Kempis und Markus<br />

Goller in der Adenauer-Stiftung...<br />

Josef Kardinal Cordes von Cor<br />

Unum...<br />

Benedikt Steinschulte vom Päpstlichen<br />

Medienrat...<br />

sowie mit Siegfried Denzel und<br />

Dr. Cesare Zucconi bei St. Egidio.<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 21<br />

Tagungen


Forum<br />

Streitbarer Ökonom<br />

Zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. Joachim Starbatty<br />

„Alle Bedenken, die wir damals<br />

geäußert haben, sind voll bestätigt<br />

worden. Wenn man ungleiche<br />

Wirtschaften in einer<br />

Währung zusammenpresst,<br />

muss es irgendwann platzen.“<br />

So begründeten Prof. Dr.<br />

Joachim Starbatty und drei<br />

weitere Professoren ihre Klage<br />

gegen das Griechenland-Hilfe-<br />

Gesetz.<br />

Bei der mittlerweile abgewiesenen<br />

Klage ging es um mehr als die aktuelle<br />

Zahlung von 8,4 Milliarden<br />

Euro von deutscher Seite: „Es geht<br />

um die Stabilität der Währung als<br />

Fundament der Währungsunion<br />

und damit auch um das wirtschaftliche<br />

und soziale Schicksal aller<br />

Bürger in der Währungsunion“,<br />

heißt es in einer Stellungnahme.<br />

Im „Rheinischen Merkur“ erläuterte<br />

Starbatty, dass er zwei Optionen<br />

sieht: „Entweder scheidet<br />

Zollitsch kritisiert Staatsverschuldung<br />

Erzbischof mit Bsirske und Vanberg auf dem Verwaltungsgerichtstag<br />

Der Vorsitzende der Deutschen<br />

Bischofskonferenz, Erzbischof<br />

Robert Zollitsch, hat der Politik<br />

vorgeworfen, auf Kosten<br />

künftiger Generationen ungezügelt<br />

öffentliche Schulden anzuhäufen.<br />

Führende Politiker drückten sich<br />

vor ihrer Verantwortung, Konzepte<br />

zum Schuldenabbau zu entwickeln<br />

und offen zu benennen,<br />

sagte Zollitsch beim 16. Verwaltungsgerichtstags<br />

im Mai in Freiburg.<br />

Zu oft werde verschwiegen,<br />

welche enormen Bürden den zukünftigen<br />

Generationen aufgelastet<br />

würden.<br />

„Wir brauchen wieder mehr Bewusstsein<br />

für Solidarität und Subsidiarität,<br />

auch unter Rückgriff auf<br />

die Erkenntnisse der christlichen<br />

Soziallehre“, sagte der Erzbischof<br />

bei einer Podiumsdiskussion über<br />

22 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />

Prof. Dr. Joachim Starbatty bei<br />

einer <strong>BKU</strong>-Frühjahrstagung in<br />

Schmallenberg.<br />

Griechenland freiwillig aus oder<br />

die stabilitätsorientierten Länder<br />

schließen sich zu einer eigenen<br />

Währungsgemeinschaft zusammen.“<br />

Wenn überschuldete Staaten<br />

die Währungsunion verließen,<br />

könnten sie ihre Währungen abwerten<br />

und damit die eigene Wett-<br />

Handlungsmöglichkeiten eines<br />

starken Staats. Die aktuelle Wirtschafts-<br />

und Finanzkrise habe gezeigt,<br />

dass es kein einfaches „Weiter<br />

so“ mit dem Glauben an ein<br />

immer fortschreitendes Wirtschaftswachstum<br />

geben könne.<br />

Der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft<br />

ver.di, Frank<br />

Bsirske, verlangte, als Lehre der Finanzkrise<br />

zu strikteren Auflagen für<br />

die Finanzbranche zu kommen.<br />

„Trotz blumiger Versprechungen<br />

auf allen Ebenen ist hier bislang<br />

fast nichts passiert“, sagte Bsirske.<br />

Weiterhin könnten Finanzinstitute<br />

mit „finanzpolitischen Massenvernichtungswaffen“<br />

agieren. Die<br />

Griechenland-Krise werde massiv<br />

durch Spekulationen gegen das<br />

südosteuropäische Land verschärft.<br />

„Die Raubtiere des Raubtierkapitalismus<br />

laufen noch immer ohne<br />

Ketten frei herum.“<br />

bewerbsfähigkeit verbessern, erklärte<br />

er.<br />

Mit diesem Rechtsstreit hat Starbatty<br />

wieder einmal seinen Ruf als<br />

streitbarer Kämpfer für eine saubere<br />

ordoliberale Wirschaftspolitik<br />

gefestigt. Der Professor, der am<br />

9. Mai seinen 70. Geburtstag gefeiert<br />

hat, studierte und promovierte<br />

bei Alfred Müller-Armack in<br />

Köln. Nach einem Zwischenspiel in<br />

der Politik folgten Professuren in<br />

Bochum und Tübingen.<br />

Bis heute setzt er sich als Vorsitzender<br />

der Aktionsgemeinschaft<br />

Soziale Marktwirtschaft für die<br />

richtige Praxis dieses Wirtschaftssystems<br />

ein. Enge Kontakte<br />

zum <strong>BKU</strong> pflegt er über die Jenaer<br />

Allianz, in der sich beide Organisationen<br />

mit anderen Partnern<br />

zu einer ordnungspolitischen<br />

Allianz zusammengefunden haben.<br />

Unt<br />

Dem widersprach der Direktor<br />

des Walter-Eucken-Instituts, Viktor<br />

Vanberg. Kennzeichen des<br />

starken Staats sei es, wenn dieser<br />

den wirtschaftlichen Akteuren<br />

große Freiheiten einräume. Ein interventionistischer<br />

Staat manövriere<br />

sich unaufhaltsam in die<br />

Schuldenfalle, wodurch er langfristig<br />

handlungsunfähig werde,<br />

erläuterte der Ökonom. Genau<br />

dies sei in Griechenland passiert.<br />

„Ein starker Staat ist jener, der die<br />

Arbeitsteilung zwischen Markt<br />

und Staat wahrt und sich auf das<br />

Durchsetzen von sinnvollen Rahmenbedingungen<br />

beschränkt“, so<br />

Vanberg. Es dürfe nicht zu einer<br />

Situation kommen, wo zu viele<br />

Auflagen und Regelungen der<br />

wirtschaftlichen Innovation im<br />

Wege stünden, weil dies zu Stillstand<br />

und Armut führen würde.<br />

KNA


Kirchenmitglied ohne Kirchensteuer?<br />

Ein Urteil zeigt Differenzen zwischen deutschen Bischöfen und dem Vatikan<br />

Aus der katholischen Kirche<br />

in Deutschland kann man nur<br />

ganz oder gar nicht austreten.<br />

Das geht aus einem Urteil<br />

des Verwaltungsgerichtshofs<br />

Baden-Württemberg (VGH)<br />

vom 4. Mai hervor.<br />

Das Gericht erklärte in zweiter Instanz<br />

den Kirchenaustritt des emeritierten<br />

Freiburger Theologen<br />

Hartmut Zapp für ungültig und<br />

gab damit der Klage des Erzbistums<br />

Freiburg recht. Eine Austrittserklärung<br />

könne nicht auf<br />

den staatlichen Rechtskreis beschränkt<br />

werden, urteilte der VGH.<br />

Zapp hatte 2007 seinen Austritt<br />

aus der Kirche als Körperschaft öffentlichen<br />

Rechts erklärt und keine<br />

Kirchensteuern mehr gezahlt.<br />

Gleichzeitig verstand er sich weiterhin<br />

als gläubiges Mitglied der<br />

Kirche. Der VGH entschied nun<br />

gegen diesen „modifizierten Kirchenaustritt“<br />

und verlangte eine<br />

eindeutige Erklärung ohne<br />

Bedingungen und Zusätze. Ein<br />

„bloßer Kirchensteueraustritt“ verstoße<br />

gegen das Gesetz.<br />

Das Erzbistum Freiburg begrüßte<br />

das Urteil: Damit sei klargestellt,<br />

dass der Staat den Kirchenaustritt<br />

nur „ohne Ein-<br />

schränkungen,<br />

Bedingungen<br />

und sonstige<br />

Beschönigungen“<br />

zulassen<br />

dürfe. Zugleich<br />

schütze die<br />

Entscheidung<br />

alle Katholiken,<br />

die durch ihre<br />

Kirchensteuer<br />

die Arbeit der<br />

Kirche mitfinanzieren,<br />

vor<br />

Steuerungerechtigkeit. Glaubensgemeinschaft<br />

und Körperschaft<br />

öffentlichen Rechts seien nicht zu<br />

trennen.<br />

Auf den pikanten Hintergrund<br />

der Angelegenheit wies<br />

der Kölner Stadtanzeiger hin: Der<br />

juristische Sieg des Erzbistums<br />

Freiburg werde „niemanden mehr<br />

schmerzen als den Vatikan“, schrieb<br />

die Zeitung. So argumentierte<br />

Zapp, die deutschen Bischöfe ignorierten<br />

weltkirchliche Regelungen<br />

des Vatikans. Rom habe 2006<br />

klargestellt, dass ein vor staatlicher<br />

Stelle erklärter Austritt nicht für<br />

eine Exkommunikation, also die<br />

Aberkennung aller kirchlichen<br />

Rechte, ausreiche. Laut Stadtanzeiger<br />

seien dafür drei Schritte er-<br />

forderlich: „Erstens die innere Entscheidung<br />

zur Abkehr, zweitens die<br />

äußere Bekundung dieser Abkehr<br />

und drittens die Annahme dieser<br />

Entscheidung durch die kirchliche<br />

Autorität.“<br />

Demgegenüber verweisen die deutschen<br />

Bischöfe darauf, dass es keine<br />

Aufspaltung eines Austrittes in<br />

den Bereich des staatlichen und des<br />

kirchlichen Rechtskreises geben<br />

könne. Jeder Katholik, der etwa aus<br />

steuerlichen Gründen seinen Austritt<br />

erkläre, müsse wissen, dass<br />

dies die Exkommunikation nach<br />

sich zieht. Die Richter ließen gegen<br />

das Urteil keine Revision zu. Zapp<br />

hatte aber angedeutet, die zugrundeliegendenkirchenrechtlichen<br />

Fragen direkt in Rom klären<br />

zu lassen. Unt/KNA<br />

Katholiken gegen „Wachstumsideologie“<br />

Aufruf „für eine prophetische Kirche“<br />

Einen stärkeren Einsatz der<br />

Christen für globale Gerechtigkeit<br />

und ein grundlegendes<br />

Umdenken innerhalb der katholischen<br />

Kirche haben katholische<br />

Orden, Hilfswerke, Verbände,<br />

Wissenschaftler und Bischöfe<br />

gefordert.<br />

Sie stellten am 4. Mai in Bonn einen<br />

„Aufruf für eine prophetische<br />

Kirche“ vor. Darin äußern sie<br />

Kritik an einer verbreiteten Sprach-<br />

losigkeit der katholischen Kirche<br />

gegenüber Unrecht und politischen<br />

Fehlentwicklungen. Die Kirche<br />

sei gelähmt durch Organisations-<br />

und Finanzfragen sowie den<br />

Missbrauchsskandal und müsse<br />

wieder frei werden für die wesentlichen<br />

Probleme der Welt.<br />

Die Menschheit stehe vor Existenz<br />

bedrohenden Krisen biblischen<br />

Ausmaßes, heißt es in dem Appell.<br />

Genannt wurden die steigende<br />

Zahl von Hungernden, eine wach-<br />

sende Kluft zwischen Arm und<br />

Reich sowie die Finanzkrise und<br />

das Scheitern der Weltklima-Verhandlungen.<br />

Die bisher gezeigten<br />

Lösungsansätze erwiesen sich lediglich<br />

als „Symbolpolitik mit Placeboeffekt“,<br />

heißt es in dem Aufruf.<br />

Christen trügen die Verantwortung<br />

dafür, nicht nur die Kirche<br />

selbst zu erneuern, sondern die<br />

großen Aufgaben der Welt glaubwürdig<br />

aufzugreifen. KNA<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 23<br />

Forum


Forum / Aus den Arbeitskreisen<br />

Pinger besuchte<br />

AFOS-Projekt auf<br />

den Philippinen<br />

Der Leiter des <strong>BKU</strong>-Arbeitskreises<br />

Unternehmerische Entwicklungszusammenarbeit<br />

und Vorsitzende<br />

der <strong>BKU</strong>-nahen AFOS-Stiftung für<br />

unternehmerische Entwicklungszusammenarbeit,<br />

Prof. Dr. Winfried<br />

Pinger, nahm in Cebu-City (Philippinen)<br />

an einer Konferenz zur<br />

Wirtschaftsethik der Cebu Chamber<br />

of Commerce and Industry<br />

(CCCI) teil. Mit Unterstützung des<br />

<strong>BKU</strong> beraten die Cebu Chamber<br />

und die AFOS-Stiftung kleinere<br />

Wirtschaftsverbände und -kammern.<br />

Ziel ist es, deren Fähigkeiten<br />

zur Selbstorganisation, zur<br />

Erbringung von Dienstleistungen<br />

für die Mitglieder und zur politischen<br />

Interessenvertretung zu<br />

stärken.<br />

Wolfgang Ockenfels: Zwischenruf<br />

Skeptiker<br />

als Realisten<br />

Die Krise geht um wie ein Gespenst,<br />

weithin unsichtbar. Dennoch<br />

ist sie überall spürbar. Alle<br />

haben Angst vor ihr. Dass Sie in<br />

Zukunft nähere Bekanntschaft mit<br />

ihr machen, gilt als sicher, wenngleich<br />

die Regierungen mit ihren<br />

Rettungsaktionen alles tun, um<br />

eine katastrophale Zuspitzung abzuwenden.<br />

Aber aufgeschoben ist<br />

nicht aufgehoben. Realist ist heute,<br />

wer sich nicht auf den Staat verlässt,<br />

sondern sich selber rechtzeitig<br />

absichert.<br />

Die schönen Wahlversprechen sind<br />

verblasst, wer sich auf sie einließ,<br />

hat sich zum Narren gemacht. Die<br />

Verheißungen besserer Zeiten sind<br />

verglüht, wer sich auf ständiges<br />

Wirtschaftswachstum einstellte,<br />

24 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />

Pesch-Preis für Obiora Ike<br />

blamiert sich als betrogener<br />

Betrüger. Skeptiker erweisen sich<br />

als die eigentlichen Realisten und<br />

sagen: So kann es nicht weitergehen.<br />

Aber wie soll es weitergehen?<br />

Und wohin?<br />

Das sind schwierige, geradezu geschichtsphilosophische<br />

Fragen.<br />

Wohin führt die Entwicklung, in<br />

welche „Werte“ sollen wir jetzt<br />

„einsteigen“? Sichere Antworten<br />

darauf kann die Katholische Soziallehre<br />

nicht erteilen. Sie ist ohnehin<br />

nicht dazu da, ökonomische<br />

Erfolgsaussichten aufzuzeigen.<br />

Höchstens kann man aus ihr ableiten,<br />

wie in kritischen Situationen<br />

generell zu verfahren ist. Die Situation<br />

ist inzwischen aber so verfahren,<br />

dass man nur mit großen<br />

Schwierigkeiten die klassischen<br />

sozialethischen Prinzipien anwenden<br />

kann. Vor allem die Sub-<br />

Ein alter Freund des <strong>BKU</strong> ist am<br />

15. Juni mit dem Heinrich-Pesch-<br />

Preis ausgezeichnet worden: Der<br />

nigerianische Priester und Menschenrechtler<br />

Obiora Ike (li.). Die<br />

Auszeichnung würdigt Verdienste<br />

in den Sozialwissenschaften und<br />

in sozialen Tätigkeiten. Ike werde<br />

für seinen Einsatz für die Menschenrechte,<br />

in der Gefangenenseelsorge<br />

und im Dialog mit dem<br />

Islam geehrt, erläuterte <strong>BKU</strong>-Berater<br />

Prof. Dr. Lothar Roos (re.).<br />

AFOS-Partner geehrt<br />

Klaus Schwab (li.), Gründer des<br />

Davoser Weltwirtschaftsforums,<br />

überreicht den Africa-Award<br />

2010 der Schwab-Foundation for<br />

Social Entrepreneurship. Unter<br />

den Preisträgern ist der langjährige<br />

AFOS-Partner und Gründer<br />

der Mikrofinanzorganisation LAPO,<br />

Godwin Ehigiamusoe (re.). LAPO<br />

erhielt kürzlich als erste nigerianische<br />

Mikrofinanzorganisation<br />

die landesweite Banklizenz.<br />

sidiarität, die unter die Räder geraten<br />

ist.<br />

Nur eines weiß man inzwischen mit<br />

Gewissheit, dass man nämlich die<br />

Probleme nicht mit weiterer Verschuldung<br />

lösen, das heißt auf<br />

die Zukunft abschieben kann. Sie<br />

kumulierten – und kommen nun<br />

über uns „wie ein Dieb in der<br />

Nacht“. Die Finanzkrise hat bereits<br />

viele über Nacht ärmer gemacht.<br />

Nun sparen die Regierungen, wo<br />

sie einsparen, das heißt weniger<br />

ausgeben können. Eine Notbremsung<br />

ist das nicht.


Widerstand und Hoffnung<br />

<strong>BKU</strong>-Wallfahrer besuchten Plötzensee und Fazenda da Esperanca<br />

Ein anspruchsvolles und anregendes<br />

Programm erlebten die<br />

Teilnehmer der <strong>BKU</strong>-Wallfahrt<br />

am 18. und 19. Juni rund um<br />

Berlin: Von der NS-Gedenkstätte<br />

Berlin-Plötzensee ging es<br />

weiter zur Fazenda da Esperanca<br />

im brandenburgischen<br />

Gut Neuhof.<br />

„Die Zeit ist da. Lebt und glaubt an<br />

das Evangelium!“ Mit diesem Aufruf<br />

aus dem Neuen Testament eröffnete<br />

der Geistliche Berater der<br />

<strong>BKU</strong>-Diözesangruppe Berlin, Pater<br />

Klaus Mertes, den spirituellen<br />

Teil der Wallfahrt. Als „Gegenteil<br />

von Glauben“ beschrieb Mertes<br />

den Fatalismus derer, die jede<br />

Hoffnung auf Verbesserungen der<br />

Verhältnisse aufgegeben haben.<br />

„So fühlt sich Unglaube an“, sagte<br />

der Rektor des Canisius-Collegs.<br />

Viel besser sei es, kleine Dinge zu<br />

beginnen, in der Hoffnung, dass daraus<br />

etwas Großes wächst.<br />

Als Vorbild hierfür nannte er<br />

die „Fazenda da Esperanca“, wo<br />

die Wallfahrer am zweiten Tag zu<br />

Gast waren. Dieses „Gut der<br />

Hoffnung“ ist der deutsche Ableger<br />

einer brasilianischen Bewegung,<br />

die sich auf mittlerweile<br />

68 Bauernhöfen in Brasilien,<br />

Deutschland und anderen Ländern<br />

um Drogenabhängige kümmert.<br />

Im Mai 2010 wurde diese<br />

Vereinigung vom Vatikan offiziell<br />

anerkannt.<br />

Markantes Mahnmal: Die Gedenkstätte<br />

Maria Regina Martyrum.<br />

Geistlicher Leiter der Fazenda in<br />

Gut Neuhof, 40 Kilometer westlich<br />

von Berlin, ist der Priester Christian<br />

Heim. Mit den Worten „Familie<br />

und Liebe können alles heilen,“<br />

beschrieb er das Konzept dieser<br />

Gemeinschaft. Die Arbeit ruht<br />

auf drei Säulen, die die Bewohner,<br />

die „Rekuperanten“, gemeinsam<br />

leben: der körperlichen Arbeit, dem<br />

Zusammenleben als Familie und<br />

der christlichen Spiritualität.<br />

Die Jugendlichen müssen in den<br />

ersten drei Monaten auf Besuche,<br />

Telefonate und Fernsehen verzichten.<br />

Sie werden in einen straffen<br />

Tagesplan eingebunden, der<br />

um 6.30 Uhr mit dem Rosenkranzgebet<br />

beginnt, acht Stunden<br />

Arbeit einschließt und mit<br />

Gesprächsrunden endet. Wer das<br />

ein Jahr durchhält, bekommt ein<br />

Diplom, das ihm Unterkunft in jeder<br />

Fazenda der Welt gewährt.<br />

Heim und seine Jugendlichen empfingen<br />

die Gruppe mit offenen Armen<br />

und berichteten in persönlichen<br />

Zeugnissen von ihrem Leben.<br />

In beeindruckenden Bildern zeigten<br />

sie zudem, wie sich das Gut seit<br />

dem Einzug im Jahr 1998 von einer<br />

Ruine wieder in ein stattliches<br />

Gebäude verwandelt hat.<br />

Aus den Arbeitskreisen<br />

Warme Farben und ein herzlicher Empfang: Wallfahrer und Gastgeber<br />

vor der Facenda da Esperanca. Fotos: Peter Unterberg<br />

Von hier startete der eigentliche<br />

Wallfahrtsteil. Einige Stunden<br />

lang folgte die Gruppe ihrem Kruzifix<br />

durch die brandenburgische<br />

Provinz, unterbrochen von geistlichen<br />

Impulsen von Pater Paul<br />

Habsburg, LC.<br />

Begonnen hatte das Wochenende<br />

in der Gedenkstätte<br />

Plötzensee. Dort berichtete Pater<br />

Mertes, auf welch menschenverachtende<br />

Weise die Nationalsozialisten<br />

hier die Todesurteile des<br />

„Volksgerichtshofes“ vollstreckt<br />

haben. Und er berichtete vom ökumenischen<br />

Geist des Widerstandes.<br />

Zwei Kilometer entfernt von Plötzensee<br />

liegt die Gedenkkirche Maria<br />

Regina Martyrum als Ort des<br />

Gedenkens an die NS-Diktatur.<br />

Die Karmelitinnen-Schwester Maria<br />

Theresia half den Wallfahrern,<br />

den Geist dieses eigenwilligen<br />

Gebäudes von Hans Schädel zu<br />

verstehen. Hier hat der NS-Martyrer<br />

Dr. Erich Klausener sein<br />

Grab gefunden. Vielen anderen<br />

Widerständlern hat das Regime sogar<br />

diese letzte Ehre verweigert<br />

und ihre Asche auf Feldern verstreuen<br />

lassen. Peter Unterberg<br />

www.fazenda.de<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 25


Aus den Arbeitskreisen<br />

Spiritualität und Management<br />

<strong>BKU</strong> und das Institut IKMS laden zu einem Besinnungstag ein<br />

Am 25. September laden der<br />

<strong>BKU</strong>-Arbeitskreis „Christliche<br />

Spiritualität“, die Diözesangruppe<br />

Düsseldorf und das Institut<br />

für Kirche, Management<br />

und Spiritualität (IKMS) zu<br />

einem Besinnungstag ein.<br />

Grund genug, das IKMS vorzustellen.<br />

Das IKMS ist ein Institut der<br />

Philosophisch-Theologischen<br />

Hochschule (PTH) in Münster in<br />

freier Trägerschaft der Rheinisch-<br />

Westfälischen Kapuzinerprovinz.<br />

Neben dem IKMS besteht an der<br />

PTH Münster seit mehr als 30 Jahren<br />

das Institut für Spiritualität.<br />

Die Theologie der Spiritualität<br />

bildet traditionell den Schwerpunkt<br />

in der Forschung und Lehre<br />

der PTH Münster. Sie nimmt im<br />

Lehrangebot der deutschsprachigen<br />

Fakultäten und Ordenshoch-<br />

Besinnungstag<br />

Besinnungstag am<br />

25. September 2010<br />

von 9.00 bis 15.00 Uhr<br />

Ausrichtende:<br />

<strong>BKU</strong>-Arbeitskreis<br />

„Christliche Spiritualität“<br />

Diözesangruppe Düsseldorf<br />

Institut für Kirche, Management<br />

und Spiritualität (IKMS),<br />

Münster<br />

Tagungsort:<br />

Antoniussaal der Maxkirche,<br />

Düsseldorf<br />

Thema:<br />

„Management und<br />

Spiritualität“<br />

Vortragende:<br />

Prof. P. Dr. Thomas Dienberg<br />

OFMCap, Münster<br />

Pater Johannes H. Zabel O.P.,<br />

Düsseldorf<br />

26 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />

schulen eine einzigartige Stellung<br />

ein.<br />

Das Institut hat einen Ansatz entwickelt,<br />

der spirituell-theologische<br />

und ökonomische Inhalte in<br />

einem konstruktiven Dialog zusammenführt.<br />

Dabei geht es um<br />

drei inhaltliche Schwerpunkte:<br />

1. Aktuelle Entwicklungen der<br />

Ökonomie sollen vor dem Hintergrund<br />

theologischer, insbesondere<br />

spiritueller Erkenntnisse<br />

untersucht und kritisch gewürdigt<br />

werden. Dabei steht<br />

die Frage im Mittelpunkt, wie<br />

sich organisatorische Veränderungen<br />

auf das Individuum als<br />

ganzheitliches Wesen auswirken.<br />

2. Die Möglichkeit der Integration<br />

aktueller Managementkonzepte<br />

in den kirchlichen Bereich<br />

soll geprüft und in der<br />

Lehre anwendungsorientiert<br />

vermittelt werden. Damit soll<br />

Prof. P. Dr. Thomas Dienberg<br />

OFMCap lehrt Theologie der<br />

Spiritualität an der Philosophisch-<br />

Theologischen Hochschule Münster.<br />

Zudem ist er an Hochschulen<br />

in New York und Rom in der<br />

Lehre tätig. Seit 2002 ist er Rektor<br />

der PTH und seit 2006 Vorstandsvorsitzender<br />

des IKMS.<br />

Dienberg ist Mitglied des Kapuzinerordens<br />

und seit 1991 Priester.<br />

Glauben leben<br />

kirchliche Arbeit in Zukunft,<br />

insbesondere auf dem Hintergrund<br />

der Spiritualität, weiter<br />

professionalisiert werden.<br />

3. Ökonomische und wirtschaftliche<br />

sowie spiritualitätstheologische<br />

Erkenntnisse sollen auf<br />

wissenschaftlicher Ebene kritisch<br />

reflektiert und miteinander<br />

ins Gespräch gebracht werden.<br />

Hierfür bietet das IKMS seit 2008<br />

den akkreditierten Masterstudiengang<br />

(Master of Arts) Organisationsmanagement<br />

und Spiritualität<br />

an. Im Schwerpunkt auf<br />

das Human Resource und Change<br />

Management gelegt, forciert der<br />

Ansatz die Verantwortung und<br />

Haltung der Führungskräfte. Diese<br />

sollen sich ihrer individuellen<br />

(Geistes-) Haltung bewusst werden<br />

und diese im Hinblick auf die<br />

Auswirkungen von Handlungen<br />

auf Mensch und Organisation reflektieren.<br />

Die Haltung bildet das<br />

Fundament der Handlung. Dabei<br />

möchte das IKMS vor allem erreichen,<br />

dass Herausforderungen<br />

lösungs- und nicht problemorientiert<br />

wahrgenommen und angegangen<br />

werden.<br />

Vorstandsvorsitzender des IKMS<br />

ist Prof. P. Dr. Thomas Dienberg<br />

OFMCap, die Geschäftsführung<br />

liegt in den Händen von Markus<br />

Warode. Michael Bommers<br />

Konktakt: Institut für Kirche, Management<br />

und Spiritualität (IKMS),<br />

Berliner Platz 24-28, 48143 Münster,<br />

Internet: www.ikms.eu


Kleine Welt ohne Öl<br />

Rubin beschreibt die Abhängigkeit vom knapper werdenden Treibstoff<br />

Durch die Ölkatastrophe im<br />

Golf von Mexiko hat dieses<br />

Buch ungeahnte Aktualität erhalten:<br />

Jeff Rubin beschreibt<br />

darin die Abhängigkeit der<br />

Weltwirtschaft von billigem Öl.<br />

In der globalen Wirtschaft werden<br />

Entfernungen nicht in Kilometern<br />

gemessen, sondern in Dollar.<br />

Und nur so lange in ausreichender<br />

Menge billiges Öl vorhanden ist,<br />

sind Warenströme wie der folgende<br />

möglich: Norwegischer Lachs<br />

wird eingefroren, nach China verschifft,<br />

dort aufgetaut und filetiert,<br />

erneut eingefroren, per Schiff<br />

nach Europa zurückgefahren und<br />

kommt dort „frisch“ auf den Tisch.<br />

Diesen Lebensstil können wir uns<br />

nicht mehr lange leisten, da das<br />

Zeitalter des billigen Öls zu Ende<br />

geht. Das ist die zentrale These in<br />

Führung.Macht.Sinn<br />

Sammelband über Werte im Unternehmen<br />

Unter dem Titel „Führung.<br />

Macht.Sinn“ stellen Persönlichkeiten<br />

aus Politik, Wissenschaft,<br />

Kirche und Kunst ihre<br />

Vorstellungen über werteorientierte<br />

Unternehmensführung<br />

dar.<br />

Im Mittelpunkt steht der Manager<br />

als Vorbild für Wertmaßstäbe, der<br />

sich der Tragweite seiner Entscheidungen<br />

bewusst sein muss<br />

und für diese geradestehen muss.<br />

Studienabsolventen haben viel<br />

theoretisches Wissen, aber dies<br />

nützt im Berufsalltag oft wenig. Ihnen<br />

dient das Buch als Hilfe, wenn<br />

sich bei Entscheidungen Zielkonflikte<br />

zwischen Gewinnmaximierung<br />

und ethischer Vertretbarkeit<br />

ergeben. Dem Praktiker wird<br />

vor Augen geführt, dass er nicht<br />

omnipotent ist, dass er sich nicht<br />

vorrangig an Aktienkursen und<br />

kurzfristigen Renditezielen orientieren<br />

sollte und dass er bei seinen<br />

Entscheidungen immer an die<br />

Jeff Rubin:<br />

Warum die<br />

Welt immer<br />

kleiner wird:<br />

Carl Hanser<br />

Verlag München<br />

2010,<br />

288 Seiten,<br />

€ 19,90<br />

Jeff Rubins Buch „Warum die<br />

Welt immer kleiner wird“.<br />

Etwas zu ausführlich, aber sehr anschaulich<br />

beschreibt er, dass die<br />

globale Ölförderung ihren Höhepunkt<br />

längst überschritten hat,<br />

während die Nachfrage weiter<br />

steigt. Denn während Europa und<br />

die USA Energie sparen, wächst<br />

der Energieverbrauch in den<br />

Schwellenländern.<br />

Uto Meier<br />

und Bernhard<br />

Sill (Hg.): Führung.Macht.<br />

Sinn, Verlag<br />

F. Pustet,<br />

Regensburg<br />

2010,<br />

856 Seiten,<br />

34,90 €<br />

Zufriedenheit der Mitarbeiter und<br />

anderer Interessengruppen denken<br />

muss.<br />

Quintessenz: Nicht Spekulanten<br />

das Feld überlassen, sondern in der<br />

Chefetage das Hauptaugenmerk<br />

auf Ethik, Moral und Tugendhaftigkeit<br />

legen!<br />

Prof. Dr. Uto Meier und Prof. Dr.<br />

Bernhard Sill leiten an der Katholischen<br />

Universität Eichstätt-Ingolstadt<br />

den Studiengang „Master<br />

of Ethical Management“.<br />

Christian Dick<br />

Rubin zieht daraus dramatische<br />

Schlussfolgerungen: Für ihn sind<br />

der nächste Ölpreis-Schock und damit<br />

die nächste Krise der energiehungrigen<br />

Weltwirtschaft unausweichlich.<br />

Und er glaubt, dass die<br />

globalisierte Welt schon sehr bald<br />

wieder viel kleiner wird: Fernreisen,<br />

Pendlerströme und der internationale<br />

Warenhandel werden<br />

demnach drastisch zurückgehen.<br />

Das Leben werde sich wieder vor<br />

Ort konzentriern – vom Urlaub bis<br />

zum Einkauf regional hergestellter<br />

Waren und Lebensmittel.<br />

In welcher Härte dieses Szenario<br />

Realität wird, sei dahingestellt.<br />

Auf jeden Fall aber macht das<br />

Buch nachdenklich. Spätestens<br />

beim nächsten Autokauf sollte<br />

der Benzinverbrauch ein wesentliches<br />

Auswahlkriterium sein.<br />

Unt<br />

Die Suche nach dem<br />

„Wahren Jakob“<br />

Arens, Hans Jürgen:<br />

Spurensuche<br />

zum „wahren“<br />

Jakob im christlichen<br />

Orient und<br />

in Europa, Grenzweg-VerlagEmmerich,<br />

2010, 120<br />

Seiten, 14,80 €<br />

plus Versand<br />

Auf Spurensuche zum wahren<br />

Jakob hat sich <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />

Hans-Jürgen Atens gemacht.<br />

In seinem gleichnamigen Buch beschreibt<br />

er den historischen Hintergrund<br />

rund um die Auffindung<br />

der Reliquien des heiligen Jakobus.<br />

Es räumt mit der verbreiteten Ansicht<br />

auf, dies sei ein singuläres<br />

mysteriöses Ereignis am Ende der<br />

Welt. Das Buch enthält Hintergrundinformationen<br />

zur Jakobusverehrung<br />

und zur Entwicklung<br />

des Jakobsweges, der derzeit wieder<br />

eine Renaissance erfährt.<br />

Bezug über info@con-centro.de.<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 27<br />

Rezensionen


Menschen im <strong>BKU</strong><br />

Der Fertigbau-Pionier von der Saar<br />

Josef Schuh blickt zurück auf 80 Lebensjahre, davon 60 als Unternehmer<br />

Am 12. Mai feierte der aus dem<br />

saarländischen St. Wendel-<br />

Bliesen stammende <strong>BKU</strong>-Unternehmer<br />

Josef Schuh seinen<br />

80. Geburtstag.<br />

Der Unternehmer Josef Schuh<br />

eröffnete im Jahr 1950 im saarländischen<br />

Bliesen ein Fachgeschäft<br />

für Eisenhandel. Sehr bald<br />

entwickelte er das Sortiment vom<br />

zunächst landwirtschaftlichen Bedarf<br />

weiter zum Baubedarf. 1957<br />

kam der Versandhandel für Artikel<br />

zur Tierzucht hinzu – unter anderem<br />

ein Betonsystem für Hasenställe.<br />

Daraus entwickelte Schuh als<br />

Pionier des Fertigbaus eigene Fertighäuser,<br />

für deren Produktion er<br />

im Jahr 1972 die EURO HAUS<br />

GmbH gründete. Mit bis zu 780<br />

Mitarbeitern baute das Unternehmen<br />

rund 11 450 Fertighäuser,<br />

die teilweise über das Versandhaus<br />

Quelle vermarktet wurden. Dazu<br />

kamen Lagerhallen für Streusalz<br />

und andere Modulbauten. Als sich<br />

Quelle im Jahr 1990 aus dem Fertighaus-Verkauf<br />

zurückzog, geriet<br />

die Firma in schweres Fahrwasser.<br />

Schuh musste Hunderte<br />

von Mitarbeitern entlassen.<br />

In der Geburtstags-Laudatio<br />

bestätigte ihm der Vorsitzende der<br />

Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung<br />

der CDU Saar, Jürgen<br />

Presser, dass es dem Jubilar damals<br />

gelungen sei, alle Mitarbeiter bei<br />

anderen Unternehmern unterzubringen.<br />

Doch Schuh ließ sich<br />

nicht unterkriegen und entwickelte<br />

ein neues Holzträger-System, das<br />

28 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />

er bis Ende 2009 selbst in Lizenz<br />

vermarktete. Da er mit 80 Jahren<br />

endlich etwas kürzertreten möchte,<br />

verkaufte er die Lizenz nun an<br />

das Unternehmen von <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />

Edmund Meiser.<br />

„In Griechenland hättest Du Dir<br />

drei volle Renten verdient“, kommentierte<br />

Presser dieses lange<br />

Arbeitsleben, das bereits im Jahr<br />

1944 mit der Lehre als Einzelhandelskaufmann<br />

begonnen hat. Er<br />

erinnerte auch daran, dass Schuh<br />

neben seiner Aktivität als Unternehmer<br />

drei Jahre lang im saarländischen<br />

Landtag saß und in<br />

der Landespartei zahlreiche Ämter<br />

innehatte.<br />

Die Ämter und Engagements<br />

des Jubilars lassen sich hier nur<br />

summarisch erfassen. Seine Liebe<br />

zur Musik zeigte sich daran, dass<br />

Zupfmusiker aus dem gesamten<br />

Saarland vor den rund 500 Gästen<br />

der Geburtstagsfeier ein ein-<br />

Wilfried Lanfermann feierte 70. Geburtstag<br />

Ein schönes Geburtstagsgeschenk gab es schon einige Monate vorab:<br />

Im Januar wurde der Vorsitzende der <strong>BKU</strong>-Diözesangruppe Ruhrgebiet,Wilfried<br />

Lanfermann, mit dem Ehrenzeichen des Bistums Essen ausgezeichnet.<br />

Am 1. Juli konnte der ehemalige Vorstand der Bank im Bistum<br />

Essen seinen 70. Geburtstag feiern. Im <strong>BKU</strong> wurde Lanfermann<br />

als Gastgeber der Bundestagung 2007 auf der Zeche Zollverein in Essen<br />

überregional bekannt.<br />

155 Lebensjahre: Josef Schuh mit seiner Ehefrau Anne, die gleichzeitig<br />

mit seinem 80. ihren 75. Geburtstag feierte.<br />

drucksvolles Konzert gaben. Schuh<br />

ist bis heute Mitglied in 25 Vereinen<br />

und Ehrenmitglied in elf weiteren.<br />

Eine Anerkennung dieser<br />

Leistungen fand durch die Verleihung<br />

des Bundesverdienstkreuzes<br />

im Jahre 2000 statt.<br />

Mitglied des <strong>BKU</strong> ist Josef<br />

Schuh seit 1978. Zwei Jahre später<br />

war er Gründungsmitglied und<br />

erster Vorsitzender der <strong>BKU</strong>-Diözesangruppe<br />

Trier, ein Amt, das<br />

er bis ins Jahr 2000 innehatte. Bis<br />

heute ist er als Ehrenvorsitzender<br />

einer der Motoren dieser Gruppe.<br />

Im Jahr 2000 war Schuh zudem<br />

Gastgeber der <strong>BKU</strong>-Bundestagung<br />

in Mettlach an der Saar.<br />

Auch der seit dem Jahre 2000<br />

jährlich an Palmsamstag stattfindende<br />

Kreuzweg für den Frieden<br />

in der Welt in der Statio Gloria<br />

Mundi der Familie Meiser in<br />

Wustweiler geht auf seine Initiative<br />

zurück.<br />

Die wichtigste Konstante seines<br />

Lebens aber ist Ehefrau Anne,<br />

mit der er seit 1958 verheiratet ist.<br />

Gemeinsam haben sie eine Tochter<br />

und zwei Enkelinnen. Anne<br />

Schuh wurde wenige Tage vor<br />

dem 80. Geburtstag ihres Mannes<br />

75 Jahre alt, so dass es im Mai „155<br />

Jahre Schuh“ zu feiern gab.<br />

Johannes Naumann/Peter Unterberg


Diskussionsfreudiger Professor<br />

<strong>BKU</strong>-Berater Lothar Roos feierte sein 50. Priesterjubiläum<br />

Der Geistliche Berater des<br />

<strong>BKU</strong>, Prof. Dr. Lothar Roos, hat<br />

am 12. Juni sein goldenes<br />

Priesterjubiläum gefeiert. Am<br />

12. Juli feiert er zudem seinen<br />

75. Geburtstag.<br />

Aus Anlass dieses Jubiläums hatte<br />

Roos Freunde und Weggefährten<br />

zu einer Feier im Bonner Albertinum<br />

eingeladen. In diesem<br />

Priesterseminar des Erzbistums<br />

Köln hat er vor einigen Jahren „seine<br />

Heimat gefunden“, wie er selbst<br />

es formuliert.<br />

Nach einem feierlichen Hochamt<br />

mit den Kölner Weihbischöfen<br />

Manfred Melzer und Dr. Klaus<br />

Dick würdigte der Regens des Seminars,<br />

Herbert Ullmann, die<br />

priesterliche Vorbildfunktion, die<br />

Roos für die Seminaristen hat. Er<br />

lebe den angehenden Priestern<br />

drei Dinge vor: die leidenschaftliche<br />

Freundschaft mit Jesus Christus,<br />

die glühende Freundschaft<br />

zur Kirche auch in der aktuell<br />

schweren Zeit und schließlich Bescheidenheit<br />

und Liebe im Umgang<br />

mit den Menschen.<br />

Im Albertinum ist es guter Brauch,<br />

dass jeder neue Seminarist umgehend<br />

eine Einladung in Roos’ Privaträume<br />

erhält. Viele verlassen<br />

diesen Termin als „Mitarbeiter“. So<br />

helfen sie dem bekennenden „Computer-Analphabeten“,<br />

seine Texte<br />

per Computer und E-Mail zu verarbeiten<br />

und zu verbreiten.<br />

Der Bonner Publizist Dr. Andreas<br />

Püttmann hat seinem väterlichen<br />

Freund Lothar Roos zum<br />

Jubiläum sein neues Buch „Gesellschaft<br />

ohne Gott“ gewidmet.<br />

Püttmann beschrieb, wie ihm Roos<br />

im Speisesaal eines Seminars<br />

begegnete: „Als personifizierte<br />

Brücke zwischen Kirche und Gesellschaft,<br />

Christ und Welt, lernten<br />

wir den bei Tisch stets diskussionsfreudigen<br />

Professor kennen<br />

und schätzen“.<br />

Bereits im vergangenen Jahr konnte<br />

Roos ein rundes Jubiläum feiern:<br />

Als Geschenk zum Priesterjubiläum von Prof. Dr. Lothar Roos (re.) hat<br />

der Publizist Andreas Püttmann sein Buch „Gesellschaft ohne Gott“<br />

dem Geistlichen Berater des <strong>BKU</strong> gewidmet. Foto: Peter Unterberg<br />

2009 waren es genau 25 Jahre<br />

her, seit er im Jahr 1984 auf Vermittlung<br />

von Prof. Dr. Wilhelm<br />

Weber zum Geistlichen Berater des<br />

<strong>BKU</strong> berufen wurde. Seitdem ist er<br />

unermüdlich für den Bund tätig, so<br />

dass ein <strong>BKU</strong> ohne Lothar Roos<br />

fast unvorstellbar ist. Dabei hat er<br />

sich nicht nur als wissenschaftlicher<br />

Redner und Autor verdient<br />

gemacht, sondern auch als Seelsorger.<br />

Roos wurde 1935 in Karlsruhe<br />

geboren und studierte in Luzern<br />

sowie St. Peter in Freiburg Philosophie<br />

und Theologie. Nach der<br />

Priesterweihe im Jahr 1960 arbeitete<br />

er drei Jahre als Vikar, bevor<br />

ein Studium der Sozialwissenschaften<br />

folgte und er die akademische<br />

Laufbahn einschlug. Bis<br />

zu seiner Emeritierung im Jahr<br />

2oo4 hatte der den Lehrstuhl für<br />

Christliche Gesellschaftslehre an<br />

der Universität Bonn inne. Nach<br />

seiner Emeritierung übernahm er<br />

postwendend eine neue Aufgabe<br />

und beteiligte sich am Aufbau einer<br />

Theologischen Fakultät an der<br />

Schlesischen Universität im polnischen<br />

Kattowice.<br />

Doch bei der jüngsten Feier stand<br />

eher der Priester Roos im Mittelpunkt<br />

als der Wissenschaftler. Der<br />

Leiter des <strong>BKU</strong>-Arbeitskreises<br />

Christliche Spiritualität, Michael<br />

Bommers, bescheinigte Roos zur<br />

„Goldenden Hochzeit mit dem<br />

Herrn Jesus Christus“ die Fähigkeit,<br />

sein fundiertes theologisches<br />

Wissen in einfachen Worten zuvermitteln.<br />

Der Gast mit der weitesten<br />

Anreise, Obiora Ike aus Enugu in<br />

Nigeria, berichtete von Roos’ Leistungen<br />

bei der Ausbildung afrikanischer<br />

Priester. In Enugu gebe es<br />

eine Lothar-Roos-Bücherei, sagte<br />

Ike und kokettierte dann mit einer<br />

Audienz bei Papst Benedikt XVI.<br />

Dort habe er den Papst von Roos<br />

gegrüßt und damit eine Lobeshymne<br />

über dessen Verdienste um<br />

die Katholische Soziallehre und<br />

die Ausbildung afrikanischer Geistlicher<br />

ausgelöst.<br />

Roos selber dankte in seiner<br />

Ansprache den vielen Weggefährten.<br />

Für ihn gebe es keine tieferen<br />

Freundschaften als die zwischen<br />

Christen, die gemeinsam im Glauben<br />

unterwegs sind, betonte er. Aus<br />

seiner Erfahrung ermutigte er alle<br />

anderen Priester, keine Angst vor<br />

der Einsamkeit zu haben – so lange<br />

sie die Menschen gut behandeln.<br />

Die Frage nach Wünschen zu seinem<br />

Lebens- und Priesterjubiläum<br />

beantwortete er in seiner bescheidenen<br />

Art: „die Bitte um Freundschaft<br />

und Gebet“. Peter Unterberg<br />

Menschen im <strong>BKU</strong><br />

<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 29


Menschen im <strong>BKU</strong><br />

Geburtstage<br />

■ 40 Jahre<br />

Dr. Thomas Fischer, Regensburg<br />

Dr. Klaus Schweinsberg, Köln<br />

Wilhelm Hausmann, Oberhausen<br />

Georg Truffner, Biberach<br />

■ 50 Jahre<br />

Dr. Wolfgang Schirmer, Eichenau<br />

Alexander Deuchert, Dresden<br />

Elmar Laufkötter, Hohen-Neuedorf<br />

Regina Duziak, Riegel<br />

Franz-Mathias Gaul, Köln<br />

Michael Fischer, Düsseldorf<br />

André Schröder, Magdeburg<br />

Johannes Oswald, Miltenberg<br />

Josef Freiherr von Beverförde,<br />

Grabow<br />

■ 60 Jahre<br />

Bernfried Wolff, Bielefeld<br />

Anna-Maria Brzezina, Berlin<br />

S. D. Heinrich Fürst zu Fürstenberg,<br />

Donaueschingen<br />

Dr. Claus Gerckens, Augsburg<br />

Hermann-Josef Johanns, Köln<br />

Graf von Brandstein-Zeppelin,<br />

Mittelbiberach<br />

Dr. Christoph Berndorff, Köln<br />

Heinz-Josef Harren, Wassenberg<br />

Hans-Josef Metten, Overath<br />

Hubert Liebherr, Beuren<br />

■ 70 Jahre<br />

Wilfried Lanfermann, Oberhausen<br />

Dr. Günter Schmitt-Rolfes, München<br />

Michael den Ruyter, Brüssel<br />

Dr. Hans-Friedmund Rittel, Simmerath<br />

Senator E.h. Helmut Haumann,<br />

Köln<br />

Horst J. Gallus, Meerbusch<br />

Josef Erbacher, Dresden<br />

Franz-Josef Bußmann, Dortmund<br />

■ 80 Jahre<br />

Prof. Dr. Christian Watrin, Köln<br />

Eugen Hillengass SJ, München<br />

Dr. Heinz-Dieter Mundorf, Bergisch-Gladbach<br />

Gabriele Maria Hassold, Augsburg<br />

Dieter Amend †<br />

Das langjährige <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />

Dieter Amend aus Kleinkahl (DG<br />

Aschaffenburg) ist am 19. Mai 2010<br />

im Alter von 49 Jahren verstorben.<br />

Dank gilt den <strong>BKU</strong>-Mitgliedern,<br />

die den erkrankten Amend in den<br />

vergangenen Monaten unterstützt<br />

haben. Beruflich war Amend im<br />

Baumanagement aktiv.<br />

30 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />

Rentenfachmann<br />

Zum Tode von Prof. Dr. Günter Greitemann<br />

Der langjährige Leiter des<br />

<strong>BKU</strong>-Arbeitskreises „Soziale<br />

Ordnung“, Prof. Dr. Günter<br />

Greitemann, ist am 6. April im<br />

Alter von 81 Jahren verstorben.<br />

„Keiner ist so schlecht wie sein Ruf<br />

und so gut wie sein Nachruf“, hatte<br />

Greitemann selbstironisch gesagt,<br />

als er im Oktober 2001 die<br />

Leitung des Arbeitskreises an Elisabeth<br />

Schulte weitergab. Als „Vermächtnis“<br />

hatte er zuvor die <strong>BKU</strong>-<br />

Publikation „Christliche Verantwortung<br />

für eine zukunftsfähige<br />

Wirtschaft und Gesellschaft“ abgeschlossen,<br />

in der ein breites<br />

Spektrum von Reformvorschlägen<br />

abgearbeitet wird.<br />

Der gebürtige Kölner war bis zum<br />

Jahr 1993 Geschäftsführer des Anwaltlichen<br />

Versorgungswerkes<br />

NRW. Darüber hinaus gehörte er<br />

1991 zu den Mitbegründern des<br />

Instituts für Bankrecht und Bankwirtschaft<br />

an der Juristischen Fakultät<br />

der Universität Rostock.<br />

Sein anfänglicher Lehrauftrag an<br />

dem Institut wurde im Frühjahr<br />

1999 in eine unbefristete Honorarprofessur<br />

umgewandelt.<br />

Der Rechtsanwalt und Volkswirt<br />

Greitemann war von 1959 bis<br />

1970 Leitender Wissenschaftlicher<br />

Assistent am Kölner Institut<br />

für Bankrecht. Sein Fachwissen<br />

brachte er auch in die Neufassung<br />

des <strong>BKU</strong>-Rentenmodells ein, an<br />

der er maßgeblich beteiligt war. Unt<br />

Kirchlicher Kassenwart<br />

Zum 65. Geburtstag von Dr. Adolf Bauer<br />

Finanzfachman: <strong>BKU</strong>-Mitglied Dr.<br />

Adolf Bauer. Foto: Bistum Würzburg<br />

Im Bistum Würzburg ist eine<br />

Ära zu Ende gegangen: Nach<br />

fast 31 Jahren im Amt des Bischöflichen<br />

Finanzdirektors ist<br />

<strong>BKU</strong>-Mitglied Dr. Adolf Bauer<br />

zum 31. Mai in den Ruhestand<br />

getreten.<br />

Als Bauer 1979 das Amt als Finanzchef<br />

der Diözese Würzburg<br />

antrat, war er der jüngste Finanz-<br />

Prof. Dr. Günter Greitemann †<br />

direktor in den deutschen Diözesen.<br />

Zum Abschied fünf Tage<br />

nach seinem 65. Geburtstag war er<br />

der dienstälteste in der Riege der<br />

kirchlichen Kassenchefs. „Nicht<br />

mehr ausgeben, als man einnimmt“,<br />

so lautete der einfache, aber effektive<br />

Leitsatz seines Wirkens.<br />

Sein anspruchsvolles Amt hat ihn<br />

„in meiner Vollblutart“ nicht von<br />

zusätzlichen öffentlichen Aufgaben<br />

abgehalten: als ehrenamtlicher<br />

Bürgermeister in Würzburg, Mitglied<br />

in zahlreichen Gremien und<br />

Aufsichtsräten, in Vereinen und<br />

Verbänden. Bauer ist Ehrendoktor<br />

an der Katholischen Universität<br />

Cordoba in Argentinien und Träger<br />

des Päpstlichen Gregorius-<br />

Ordens. Er ist verheiratet und hat<br />

zwei Kinder.


Hier ist Industrieproduktion möglich!<br />

Unternehmer im <strong>BKU</strong>: Mario Ahlberg setzt bewusst auf den Standort Berlin<br />

Unternehmer Mario Ahlberg vor einer der Exzenterpressen in seinem<br />

Unternehmen. Das eigentliche Werkzeug ist der viereckige Block im<br />

Mittelpunkt der Presse. Foto: Peter Unterberg<br />

Ein mittelständischer Unternehmer<br />

steht seit Januar 2010<br />

an der Spitze der Diözesangruppe<br />

Berlin: Mario Ahlberg,<br />

der im März 2005 die Banholzer<br />

Metallwarenfabrik GmbH in<br />

Berlin zu 100 Prozent übernommen<br />

hat.<br />

Bevor Ahlberg durch den Kauf<br />

zum Unternehmer wurde, erwarb<br />

er einen Facharbeiterabschluss als<br />

Maschinen- und Anlagenmonteur<br />

und studierte Informationsverarbeitung.<br />

Nach einigen Jahren als<br />

Unternehmensberater fand er, dass<br />

er lange genug für andere gearbeitet<br />

hatte: „Ich wollte eine eigene<br />

Firma haben“, sagt er.<br />

Aus drei potenziellen Übernahmekandidaten<br />

wählte er<br />

dann die 70 Jahre alte Banholzer<br />

Metallwarenfabrik GmbH in Berlin-Reinickendorf<br />

aus. Das Unternehmen<br />

stellt Biege-, Stanz- und<br />

Ziehteile aus Edelstahl her, die<br />

vor allem in Autos, Haushaltsgeräten<br />

und Münzprüfern eingebaut<br />

werden. Viele der Kunden sind<br />

große Zulieferer wie Continental<br />

oder die Zahnradfabrik Friedrichshafen<br />

(ZF).<br />

Nicht bei allen seiner Produkte<br />

weiß Ahlberg im Detail, wo sie verbaut<br />

werden. Auf jeden Fall stammen<br />

die Bodenbleche der Waschmaschinen<br />

von Bosch und Siemens<br />

aus seinem Hause. Auch verschiedene<br />

Einzelteile des Mercedes-Transporters<br />

Sprinter und<br />

Schutzringe für PWK-Achsen werden<br />

hier gestanzt.<br />

Das dabei angewandte Prinzip der<br />

Exzenterpressen ist seit 120 Jahren<br />

das Gleiche, erklärt Ahlberg.<br />

Verändert hat sich vor allem das<br />

Aussehen der Pressen, die Steuerung<br />

– und der Materialeinzug:<br />

Während früher die Einzelteile<br />

in die Presse gelegt wurden, ziehen<br />

heute moderne Maschinen Bandstahl<br />

von der Rolle ein.<br />

Die Intelligenz der Produktion<br />

liegt im sogenannten „Werkzeug“.<br />

Laienhaft ausgedrückt, handelt es<br />

sich dabei um die Stanzform, die in<br />

die Presse eingebaut wird. Der<br />

Stahl für die Werkstücke wird in<br />

die Presse geführt und dort in<br />

mehreren Stanzvorgängen zugeschnitten,<br />

gelocht und verformt.<br />

Für jedes unterschiedliche Produkt<br />

muss für diesen Vorgang ein eigenes<br />

Werkzeug entwickelt und auf-<br />

wändig gebaut werden. „Bei jedem<br />

Teil sind wir darum die einzigen,<br />

exakt genau so herstellen können“,<br />

sagt Ahlberg nicht ohne<br />

Stolz.<br />

Die Stanzformen bleiben Eigentum<br />

der Kunden – auch wenn sie Ahlbergs<br />

Werkshalle nie verlassen.<br />

Vielmehr werden die Formen nach<br />

Auftragsabwicklung aufbewahrt –<br />

für etwaige Ersatzteillieferungen.<br />

Zusammen mit einer sechsmonatigen<br />

Entwicklungszeit für jedes<br />

Werkzeug führt das zu langfristigen<br />

Kundenbeziehungen.<br />

Um die Herstellung der Werkzeuge<br />

selbst in der Hand zu haben, hat<br />

Ahlberg im Januar 2009 die Firma<br />

Dawewa-Werkzeugbau gekauft.<br />

Die Ingenieure in dieser Tochterfirma<br />

im brandenburgischen Dabendorf<br />

stellen für jedes neue Teil,<br />

das bei Banholzer hergestellt wird,<br />

ein eigenes Werkzeug her.<br />

Seit Ahlberg das Unternehmen<br />

übernommen hat, ist der<br />

Jahresumsatz von 1,3 auf 3,4 Millionen<br />

Euro gestiegen und die<br />

Zahl der Mitarbeiter von 15 auf<br />

47. 80 Prozent des Umsatzes wird<br />

– mit steigender Tendenz – in<br />

der Automobilindustrie verdient.<br />

Der Rest der Teile steckt in Haushaltsgeräten<br />

und in den Münzprüfern,<br />

die ein anderer Berliner<br />

Mittelständler herstellt. Die Finanzkrise<br />

hat Ahlberg mit viel<br />

Glück heil überstanden: Der zeitliche<br />

Verlauf der Modellwechsel<br />

bei den Automobilherstellern hat<br />

dazu geführt, dass bei ihm selbst im<br />

Krisenjahr 2009 der Umsatz um<br />

sieben Prozent gestiegen ist. Und<br />

zur Zeit ist die Auftragslage so gut,<br />

dass der Betrieb kaum mit der<br />

Abarbeitung nachkommt.<br />

Das bestätigt ein zweites Motiv,<br />

das Ahlberg bei der Auswahl des<br />

Unternehmens bewegt hat: „Ich<br />

möchte zeigen, dass man auch in<br />

Berlin mit Produktion Geld verdienen<br />

kann!“ Peter Unterberg<br />

www.banholzer-metallwaren.de<br />

Menschen im <strong>BKU</strong><br />

<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 31


Menschen im <strong>BKU</strong><br />

Gebauers Skulptur<br />

schmückt<br />

Soldatenfriedhof<br />

Im Zentrum des neu gestalteten<br />

italienischen Militärfriedhofs auf<br />

dem Waldfriedhof Berlin-Zehlendorf<br />

steht eine Bronzeskulptur<br />

des Künstlers Norman Gebauer.<br />

In der Skulptur ergeben viele<br />

kleine Menschen einen großen<br />

Menschen: „Der Soldat. Einer für<br />

alle, alle für einen,“ erklärt <strong>BKU</strong>-<br />

Mitglied Gebauer sein Werk. Der<br />

Friedhof liegt in der Potsdamer<br />

Chaussee 75 in 14129 Berlin.<br />

Christian Watrin und seine Kollegen<br />

hatten früh gewarnt:<br />

„Eine funktionsfähige Wirtschafts-<br />

und Währungsunion erfordert<br />

als Vorbedingung eine<br />

dauerhafte Angleichung der relevanten<br />

Wirtschaftsstrukturen<br />

der Mitgliedsländer.“<br />

Die aus der FAZ zitierte Warnung<br />

formulierten der langjährige<br />

Wisenschaftliche Berater des <strong>BKU</strong>,<br />

Prof. Dr. Christian Watrin (1988 bis<br />

1999), und weitere Wissenschaftler<br />

im Juni 1992 kurz vor den<br />

Maastrichter Beschlüssen zur<br />

Währungsunion. Dies ist nur ein<br />

Beispiel dafür, wie sich Watrin als<br />

„ordoliberaler Fels in der Brandung“<br />

verdient gemacht hat.<br />

Damals schrieb er: „Eine einmalige<br />

– stichtagsbezogene – und damit<br />

mehr oder weniger zufällige<br />

32 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />

Monstranz für Moldawien<br />

Bernd Cassau griff Dornbusch-Motiv auf<br />

Über einen seltenen Auftrag konnte sich <strong>BKU</strong>-Mitglied Bernd Cassau<br />

aus Paderborn freuen. Der Gold- und Silberschmied erhielt eine Anfrage<br />

aus Österreich, für Wallfahrten nach Moldawien eine große, weit<br />

sichtbare Monstranz zu schaffen. Bei der thematischen Gestaltung<br />

griff er das Bild vom brennenden Dornbusch auf, in dem sich Gott<br />

dem Mose zu erkennen gab. Der Leib Christi im Mittelpunkt dieser 107<br />

Zentimeter hohen Flammenmonstranz wird von zwölf Rubinen umgeben,<br />

die die zwölf Apostel symbolisieren.<br />

Foto: Maria Aßhauer, Kirchenzeitung Paderborn<br />

Ordoliberaler Fels in der Brandung<br />

Der langjährige <strong>BKU</strong>-Berater Christian Watrin wird 80 Jahre alt<br />

Prof. Dr. Christian Watrin warnte<br />

schon früh vor den Risiken der<br />

Europäischen Währungsunion.<br />

Erfüllung einzelner Kriterien ist<br />

kein Nachweis der erforderlichen<br />

Konvergenz. Die ökonomisch<br />

schwächeren Partnerländer werden<br />

bei einer gemeinsamen Währung<br />

einem verstärkten Konvergenzdruck<br />

ausgesetzt, wodurch sie aufgrund<br />

ihrer geringeren Produktivität<br />

und Wettbewerbsfähigkeit<br />

wachsende Arbeitslosigkeit erfahren<br />

werden. Hohe Transferzahlungen<br />

im Sinne eines Finanzausgleiches<br />

sind notwendig.“ Genau<br />

das hat Griechenland jetzt eindruckvoll<br />

bestätigt.<br />

Bis zu seiner Emeritierung im<br />

Jahre 1999 war Watrin Inhaber des<br />

Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik<br />

der Universität zu Köln, danach für<br />

einige Jahre Präsident der renommierten<br />

Mont Pèlerin Society. Am<br />

29. Juli feiert er seinen 80. Geburtstag.


Intern<br />

Nachrichten und Berichte<br />

Im Rhododendron-Garten<br />

DG Düsseldorf besuchte Graf von Spee im Park von Schloss Heltorf<br />

Farbenpracht im Rhododendron-Garten. Foto: Christian Dick<br />

Am Vorabend des Fronleichnamsfestes<br />

versammelten sich<br />

mehr als 80 Mitglieder und<br />

Gäste der DG Düsseldorf auf<br />

Schloss Heltorf in Düsseldorf-<br />

Angermund. Eingeladen zu<br />

diesem „Rhododendron-Abend“<br />

hatte <strong>BKU</strong>-Mitglied Graf<br />

Wilhelm von Spee.<br />

Der Einladung in die idyllische At-<br />

mosphäre waren auch Freunde<br />

aus dem Arbeitskreis Evangelischer<br />

Unternehmer, den Christen<br />

in der Wirtschaft und dem KKV<br />

gefolgt. Im Gottesdienst wies der<br />

Geistliche Berater des <strong>BKU</strong> Düsseldorf,<br />

Pater Johannes Zabel, OP,<br />

darauf hin, dass in der Fronleichnamsprozession<br />

für alle Menschen<br />

sichtbar die Monstranz als Zeichen<br />

der Verehrung Christi durch die<br />

Straßen getragen wird. Der Segen<br />

Gottes mache jedoch nicht an den<br />

Kirchentüren Halt, sondern gelte<br />

allen Menschen. In diesem Sinne<br />

sollten sich alle Christen als Monstranzen<br />

begreifen und die Verehrung<br />

Christi in der Welt verbreiten.<br />

Es folgte ein Spaziergang durch<br />

den Schlosspark „Dicke-Busch“.<br />

Die Farbenvielfalt des Rhododendron-Gartens,<br />

in dem auch bis zu<br />

360 Jahre alte Bäume zu bestaunen<br />

sind, ließ die Besucher sich wie im<br />

Paradies fühlen! Die Parkanlage<br />

entstand ab dem Jahre 1803 nach<br />

den Plänen von Maximilian Friedrich<br />

Weyhe. Schloss Heltorf ist bereits<br />

seit dem 17. Jahrhundert Sitz<br />

der Grafen von Spee.<br />

Im Anschluss lud Graf von Spee<br />

gemeinsam mit seiner Mutter Gräfin<br />

von Spee zum Imbiss und – lebhaften<br />

– Gesprächen in die Orangerie.<br />

Christian Dick<br />

Unterwegs in „zwei Welten“<br />

Die langjährige Europaabgeordnete Ruth Hieronymi bei der DG Köln<br />

„Ich hatte immer das Gefühl,<br />

in zwei Welten zu leben“, sagte<br />

die langjährige Europaabgeordnete<br />

Ruth Hieronymi zum<br />

Auftakt ihres Vortrages bei der<br />

DG Köln.<br />

Thema des Abends waren „Aktuelle<br />

Herausforderungen für die<br />

Europäische Union“. Bevor sie zu<br />

den aktuellen Fragen rund um<br />

die griechische Finanzkrise kam,<br />

bedauerte sie, dass es der Politik in<br />

den vergangenen 50 Jahren noch<br />

nicht gelungen ist, die politischen<br />

Entscheidungsstrukturen der EU<br />

zu erklären. Das gelte für die breite<br />

Bevölkerung ebenso wie für die<br />

Eliten, sagte Hieronymi, die von<br />

Gedanken über Europa machten<br />

sich Ruth Hieronymi und DG-Vorstand<br />

Fritz Roth.<br />

1999 bis 2009 Mitglied des Europäischen<br />

Parlaments war.<br />

Bei aller Kritik an Griechenland erinnerte<br />

sie daran, dass Deutschland<br />

den Stabilitätsvertrag zum Euro<br />

seinerzeit verhandelt habe – um<br />

diesen dann im Jahr 2001 als erstes<br />

Land zu brechen. Im Ministerrat<br />

kämpfte die Bundesregierung<br />

von Gerhard Schröder dann darum,<br />

den drohenden „Blauen Brief“<br />

zu verhindern. „Wenn das nicht geschehen<br />

wäre, stünden wir heute<br />

anders da“, ist Hieronymi sicher.<br />

Mit mittlerweile 27 Mitgliedsländern<br />

sei es heute aber kaum noch<br />

möglich, die Regeln zu verschärfen,<br />

befürchtet sie. So werde die Zukunft<br />

der EU wesentlich davon abhängen,<br />

wie Deutschland sich als<br />

größtes Mitgliedsland verhalte.<br />

„Wenn Deutschland die Stabilität<br />

beachtet, können wir es schaffen“,<br />

hofft sie. Peter Unterberg<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 33<br />

.


<strong>BKU</strong>-Intern<br />

Neue Mitglieder<br />

Becht, Maria Michaele<br />

Steuerbüro Becht, Rödermark<br />

Demmer, Markus<br />

Geschäftsführer der factor P automatisierung<br />

& IT GmbH, Losheim am See<br />

Dirr, Reinhard<br />

Stv. Vorstand Sparkasse Ingolstadt<br />

Ehret, Patricia<br />

Studentin, Emmendingen<br />

Hanke, Michael<br />

Geschäftsführer HSH Immobilien<br />

Management GmbH, Hamburg<br />

Hartmann, Josef<br />

Gesellschafter/Geschäftsführer der<br />

Future Pool GmbH, Aschaffenburg<br />

Irsfeld, Norbert<br />

geschäftsf. Gesellschafter Prudentes<br />

Management GmbH, Frankenthal<br />

Kraus, Andreas<br />

Leiter Konzernrepräsentanz<br />

DEKRA e.V., Berlin<br />

Maus, Hubert<br />

Sparkassendirektor a.D., Hamburg<br />

Matjaz, Markelj<br />

Gesellschafter/Geschäftsfüshrer Genesis<br />

Asset Management GmbH, Berlin<br />

Mötter, Michael<br />

Stv. Geschäftsführer Bildungswerk der<br />

Bayerischen Wirtschaft e.V., München<br />

Nohr, Klaus<br />

Geschäftsführer der Wirtschaftsberatung<br />

Breuer + Nohr, Landau<br />

Roegele, Elisabeth<br />

Leiterin, Corporate Center Recht,<br />

Chefsyndikus der Deka Bank,<br />

Deutsche Girozentrale, Frankfurt<br />

Scherm, Dr. Michael<br />

Stragenion ltd, London - Regensburg<br />

Schmeier, Markus<br />

Gesellschafter/Geschäftsführer Architekturbüro<br />

Schmeider + Miersch,<br />

Magdeburg<br />

Schmitt, Klaus-Dieter<br />

Vorstandsmitglied Kreissparkasse<br />

St. Wendel<br />

Schreyer, Dietmar<br />

DiWoPa Verwaltungs GmbH, Bremen<br />

Schulte, Karl-Sebastian<br />

Geschäftsführer Zentralverband des<br />

Deutschen Handwerks, Berlin<br />

Schürmann, Wilhelm<br />

Geschäftsführer Sozialmarketing CJD,<br />

Ebersbach<br />

Sonnleitner, Wolfgang<br />

Gesellschafter/Geschäftsführer der<br />

Sonnleitner Steuerberatungsgesellschaft<br />

mbH, Leichlingen<br />

Spital, Thomas<br />

Geschäftsführer/Gesellschafter Hotel<br />

Altenberger Hof GmbH, Odenthal<br />

Theißen, Rolf<br />

geschäftsf. Gesellschafter der InduSer<br />

GmbH & Co. KG, Ratingen<br />

Tritschler, Manfred<br />

Freiburg<br />

Zeihe, Alexander<br />

Direktionsbevollmächtigter der<br />

Hanse-Merkur Versicherungsgruppe<br />

Hamburg<br />

■ Umwandlung der Mitgliedschaft<br />

Firmenmitgliedschaft Fanziskus-Stiftung<br />

von Herrn Dr. Rudolf Kösters<br />

auf Dr. Klaus Goedereis<br />

34 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />

Markt und Gesellschaft<br />

DG Stuttgart traf sich am Bodensee<br />

Rund 35 Teilnehmer konnte der<br />

Vorsitzende der DG Stuttgart,<br />

Reinald Wolff, jetzt bei einem<br />

Vortragsabend „zwischen<br />

Markt und Gesellschaft“ in<br />

Friedrichshafen am Bodensee<br />

begrüßen.<br />

Christof von Branconi von der<br />

Tognum AG unterstrich in seinem<br />

Vortrag die Bedeutung einer „guten<br />

Unternehmensgeschichte“ für<br />

die Akzeptanz der Firma. Für sein<br />

Unternehmen begann diese Geschichte<br />

mit dem Übergang eines<br />

Traditionsunternehmens an die<br />

Börse. Diese turbulente Zeit be-<br />

Wohlgenährte Mönche<br />

Diakon Pauels kalauerte bei der DG Köln<br />

Heiteres und Besinnliches zur<br />

Fastenzeit präsentierte der<br />

„Bergische Jung“ Willibert<br />

Pauels (Bild) bei der Diözesangruppe<br />

Köln.<br />

Der büttenredende Diakon schaffte<br />

dabei den Spagat zwischen ernsten<br />

und heiteren Themen: Er mokierte<br />

sich über die wohlgenährten<br />

Mönche des Mittelalters, die auch<br />

in der Fastenzeit viele Ausnahmen<br />

von den eigentlich strengen Fastenregeln<br />

kannten: So durften Reisende,<br />

Gastgeber und Kranke auch<br />

vor Ostern gut essen.<br />

schrieb er in seinem Vortrag.<br />

Der Vorstandsvorsitzende der Zeppelin<br />

University (ZU), Ernst Suchanek,<br />

beschrieb sein Führungscredo:<br />

„Wichtig ist, dass der Kopf<br />

stimmt, die Schlüsselfunktionen<br />

mit Top-Leuten besetzt sind und<br />

die Mitarbeiter ehrlich in die Firmensituation<br />

eingebunden sind.<br />

Die organisatorische Vorbereitung<br />

des Abends lag in den Händen von<br />

Prof. Dr. Alexander Eisenkopf,<br />

der an der ZU lehrt.<br />

Zum Erfolg des Abends trug auch<br />

die lockere, sommerliche Atmosphäre<br />

am Bodensee bei, die durch<br />

den Seeblick des Tagungsraumes<br />

auch auf die Runde abfärbte.<br />

Wenig später erklärte er, woher der<br />

Brauch kommt, an Ostern Eier zu<br />

essen: So war es während der Fastenzeit<br />

untersagt, Eier zu essen.<br />

„Aber das wussten die Hühner ja<br />

nicht“, sagte er. So wurden die Eier<br />

gekocht und ab Ostern vertilgt.<br />

Dann kalauerte Pauels über Kalorien,<br />

diese „fiesen Tierchen, die<br />

nachts die Kleider enger schneidern“,<br />

um wenig später wieder<br />

ernst zu werden: „Wer den Engel<br />

erzwingen will, der schafft eine<br />

Bestie“, mahnte er in Anlehnung an<br />

Blaise Pascal vor allzu viel moralischer<br />

Strenge. Unt


Im Eisfeld<br />

Extremwanderer Neumann bei der DG Koblenz<br />

Harry Neumann<br />

Harry Neumann<br />

Mit<br />

Mit<br />

Werten<br />

Werten<br />

in<br />

in<br />

Führung<br />

Führung<br />

gehen<br />

gehen<br />

Die Natur als Führungskraft<br />

Die Natur als Inspirationsquelle<br />

07.09.2010, 19.30 Uhr,<br />

Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar<br />

Aktuelle Termine<br />

■ Juli<br />

09.07. DG Kurpfalz: 17.00 Uhr, Mitgliederversammlung<br />

bei M & A Consultant,<br />

Manheim und Vortrag<br />

„Markante Ereignisse der Kirchengeschichte“,<br />

anschließend Treffen<br />

im Restaurant Cavallo, Gartenschauweg<br />

14.07. DG Bamberg: 18.00 Uhr Abendessen<br />

und Vortrag Prof. Dr. Wolfgang<br />

Harbrecht: „Sprengt Griechenland<br />

die europäische Währungsunion?“,<br />

Tennenloher Hof, Erlangen<br />

21.07. DG Regensburg: 12.30 Uhr, Mittagstisch<br />

im Restaurant Frederico<br />

Secondo, Deichgasse 1, Regensburg<br />

22.07. DG München: 19.00 Uhr, <strong>BKU</strong>-<br />

Sommerfest<br />

22.07. DG Würzburg: 20.30 Uhr: Pedro<br />

Calderon: Das große Welttheater,<br />

Aufführung auf dem Kiliansplatz<br />

(Karten im Museum am Dom)<br />

24.07. DG Stuttgart: 15.00 Uhr: Sommerfest<br />

im Kloster Roggenburg<br />

■ August<br />

06.08. DG Magdeburg: 13.00 Uhr, Mittagstisch<br />

bei Bralo<br />

26.08. DG Magdeburg: 18.00 Uhr, Sommerempfang<br />

mit dem AEU<br />

30.08. DG Berlin: Gespräche unter uns bei<br />

Norman Gebauer, Künstler<br />

■ September<br />

01.09. DG Hamburg: 19.30 Uhr, Hafen-<br />

Klub Hamburg, Referent: Michael<br />

Wefers, Unternehmensberater aus<br />

Oldenburg<br />

02.09. Erfurt: 18.00 Uhr Gottesdienst,<br />

19.00 Uhr Sommerempfang<br />

03.09. DG Magdeburg: 13.00 Uhr, Mittagstisch<br />

bei Bralo<br />

05.-<br />

07.09. Ludwigshafener Ordo-Gespräche,<br />

„Ordnung der Finanzmärkte“, Heinrich-Pesch-Haus<br />

07.09. DG Köln: Vortrag Bärbel Diekmann,<br />

Welthungerhilfe: Haiti nach<br />

dem Erdbeben<br />

08.09. DG Rhein-Main: „Frankfurter Unternehmerforum“,<br />

18.00 Uhr Messe<br />

im Kaiserdom mit Bischof Peter<br />

Terbartz-van Elst, 19.00 Uhr Vortrag<br />

im Akademischen Zentrum am<br />

Dom, Wolfgang Gutberlet (tegut):<br />

Nachhaltigkeit, anschl. Aussprache<br />

und Empfang<br />

13.09. DG Bonn: Mittagstisch<br />

15.09. DG Regensburg: 12.30 Uhr, Mittagstisch<br />

im Restaurant Frederico<br />

Secondo, Deichgasse 1, Regensburg<br />

16.09. DG Aschaffenburg und Würzburg:<br />

18.00 Uhr, Treffen auf der Karlshöhe<br />

(Spessart)<br />

16.09. DG Bonn: gemeinsame Abendveranstaltung<br />

mit der Volksbank<br />

18.09. DG Kurpfalz: voraussichtlich 17.30<br />

Uhr, Gottesdienst mit geistlichem<br />

Beirat Dr. Klaus Zedtwitz<br />

19.09. DG Erfurt: Bistumswallfahrt<br />

21.09. DG Magdeburg: Vortrag und Diskussion,<br />

Dr. Reiner Haseloff „Zur<br />

wirtschaftlichen und politischen<br />

Lage in Sachsen-Anhalt vor der<br />

Wahl“<br />

22.09. DG Aachen: 19.00 Uhr, Mitgliederversammlung<br />

in der Wohnanlage<br />

Sophienhof, Am Weiherhof 23,<br />

52382 Niederziehr<br />

24.09.-<br />

01.10. DG Regensburg: Herbstreise nach<br />

Portugal (Lissabon)<br />

Zusammen mit der Philosophisch-TheologischenHochschule<br />

in Vallendar lädt die DG<br />

Koblenz am 7. September um<br />

19.30 Uhr zu einer außergewöhnlichen<br />

Veranstaltung ein.<br />

Unter dem Thema „Mit Werten in<br />

Führung gehen“ tritt dort der<br />

Unternehmensberater, Pädagoge<br />

und Extremwanderer Harry Neumann<br />

auf. Angelehnt an das<br />

große Vorbild Natur nimmt er<br />

eine ungewöhnliche Perspektive<br />

ein. Anhand der Durchquerung eines<br />

kanadischen Eisfeldes möchte<br />

Harry Neumann wesentliche<br />

Punkte einer werteorientierten<br />

Führung herausarbeiten. Dies verspricht<br />

viel Spannung.<br />

25.09. <strong>BKU</strong>-Besinnungstag in der Maxkirche<br />

in Düsseldorf 9.00-15.00<br />

Uhr<br />

28.09. DG München: 19.00 Uhr, Wirtschaftsunternehmen<br />

Kirche<br />

28.09. DG Berlin: <strong>BKU</strong>-Sommerempfang im<br />

Canisius-Colleg, Berlin mit Bundesfinanzminister<br />

Wolfgang Schäuble<br />

■ Oktober<br />

01.10. DG Magdeburg: 13.00 Uhr, Mittagstisch<br />

bei Bralo<br />

06.10. DG Hamburg: 19.30 Uhr, Geistlicher<br />

Abend<br />

07.10. DG Stuttgart: 13.00 Uhr, 2. Stuttgarter<br />

Unternehmer-Dialog, „Was<br />

Unternehmen zusammen hält“, Esslingen<br />

07.10. DG Köln: 19.00 Uhr, Jahresempfang<br />

mit Vortrag<br />

08.10. DG Magdeburg: Erntedankfest auf<br />

Gut Glüsig mit Vortrag, anschließend<br />

Schlachtfest<br />

08.-<br />

09.10. Tagung zur Eigentümerverantwortung<br />

in Paderborn<br />

10.10. DG Stuttgart: 15.00 Uhr, Geistliche<br />

Teestunde mit Dr. Weigele, Schloss<br />

Mittelbiberach<br />

21.10. DG Köln und Ordo socialis: Abends<br />

Vortrag Bernhard Vogel: Globale<br />

Welt und soziale Gerechtigkeit,<br />

Köln<br />

29.-<br />

31.10. <strong>BKU</strong>-Bundestagung in Hamburg<br />

■ Vorschau<br />

28.-<br />

30.11. Münchener Ordo-Gespräche<br />

02.-<br />

05.12. Besinnungstage Kloster Himme-<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 35<br />

<strong>BKU</strong>-Intern


I M P R E S S U M<br />

G 2943 F<br />

bku-JOURNAL<br />

Quartalszeitschrift des Bundes Katholischer Unternehmer.<br />

Herausgeber: Bund Katholischer Unternehmer e.V.,<br />

Georgstraße 18, 50676 Köln,<br />

Telefon 0221/27237-0, Fax 0221/2723727<br />

E-Mail: unterberg@bku.de<br />

Internet: http://www.bku.de<br />

Redaktion: Peter Unterberg<br />

Druck: Zimmermann Druck und Medien, Köln<br />

Erscheinung: viermal jährlich<br />

Bezugspreis: 4,00 Euro<br />

ISSN 1865-4576<br />

Adressenfeld<br />

Beteiligungsrecht ist Beteiligungspflicht<br />

Minister a. D. Wiesheu bei den Frauenwörther Gesprächen<br />

Der langjährige bayerische<br />

Wirtschaftsminister Dr. Otto<br />

Wiesheu war der Redner der<br />

Frauenwörther Gespräche am<br />

25. Juni auf der Insel Frauenchiemsee.<br />

Der Einladung der<br />

bayerischen <strong>BKU</strong>-Gruppen und<br />

des CSU-Wirtschaftsbeirates<br />

Bayern folgten rund 150 Teilnehmer.<br />

Mit einer „Steilvorlage“ für den Referenten<br />

eröffnete Martin Choroba<br />

vom Vorstand der <strong>BKU</strong>-Diözesangruppe<br />

München und Freising<br />

die Tagung: Er stellte die Frage,<br />

ob Ludwig Erhard heute der<br />

„Methusalem der Wirtschaft“ sei<br />

oder der nach wie vor aktuelle Vater<br />

der Sozialen Marktwirtschaft.<br />

Wiesheu machte in seiner Rede<br />

klar, dass er die zweite Antwort für<br />

richtig hält. Unter dem programmatischen<br />

Titel „Freiheit,<br />

Verantwortung, Gerechtigkeit“ beschrieb<br />

er zentrale Elemente der<br />

Erhard’schen Wirtschaftsordnung,<br />

die bis heute aktuell seien. Zur Freiheit<br />

etwa gehöre, dass sich jeder<br />

Mensch am Wirtschaftsleben beteiligen<br />

darf. „Aber Beteiligungsrecht<br />

heißt auch Beteiligungspflicht!“,<br />

forderte Wiesheu. Folglich<br />

sei Umverteilung nur für die Menschen<br />

geboten, die sich nicht selbst<br />

helfen können. „Wer sich nicht<br />

helfen will, dem müssen wir auf die<br />

Sprünge helfen. Eine anstrengungslose<br />

Beteiligung war von<br />

Erhardt nicht gedacht“, mahnte er.<br />

Der Sozialstaat sei „aktivierend“,<br />

aber nicht „alimentierend“.<br />

Die Aktiven der Frauenwörther Gespräche: Der Vorsitzende des Wirtschaftsbeirates<br />

Rosenheim, Adolf Dinglreiter (v.li.), Minister a.D. Dr. Otto<br />

Wiesheu, Äbtissin Johanna Meyer OSB, Martin Choroba und Dr. Gunther<br />

Bös vom Vorstand der <strong>BKU</strong>-Diözesangruppe München, der Generalsekretär<br />

des Wirtschaftsbeirates, Dr. Jürgen Hofmann und<br />

Mitorganisator Dr. Michael Elsen vom <strong>BKU</strong> . Foto: Peter Unterberg<br />

Von diesen Grundlagen kam<br />

Wiesheu schnell zu aktuellen Themen:<br />

Es ärgert ihn, dass die Krise<br />

der Finanzwirtschaft mit einer<br />

Krise der Sozialen Marktwirtschaft<br />

gleichgesetzt wird. Marktwirtschaft<br />

brauche Regeln, um zu<br />

funktionieren. Die Probleme hätten<br />

damit begonnen, dass sich die<br />

Finanzwirtschaft als Industrie<br />

definierte. Deren Wertschöpfung<br />

sei aber rein spekulativ gewesen,<br />

kritisierte er. Um das in Zukunft zu<br />

kanalisieren, forderte der Politiker,<br />

auch für spekulative Geschäfte die<br />

Eigenkapitalregeln zu verschärfen.<br />

Im Schlusswort rief der Vorsitzende<br />

des Wirtschaftsbeirates Rosenheim,<br />

Adolf Dinglreiter, die<br />

Anwesenden auf, aktiv für die<br />

Prinzipien der Sozialen Markt-<br />

wirtschaft zu werben – auch wenn<br />

das gegen den Zeitgeist ist.<br />

„Wie geht Leben? Wie kann<br />

Leben gelingen?“ Diese Frage<br />

griff Äbtissin Johanna Meyer<br />

OSB auf, die als Hausherrin des Inselklosters<br />

die Gäste begrüßte.<br />

Für sie steht fest, dass die christliche<br />

Lebensweise Europa geprägt<br />

hat – und dass sie auch heute<br />

noch ausreichend Kraft hat, die<br />

Gesellschaft zu prägen. Wie notwendig<br />

das ist, betonte der der<br />

Geistliche Berater des Münchener<br />

<strong>BKU</strong>, Pater Eugen Hillengass, in<br />

der Messe: „Wirtschaft braucht,<br />

wenn sie funktionieren soll, letztlich<br />

das Gewissen der Menschen“,<br />

sagte er.<br />

Peter Unterberg

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