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Tagungen Multilaterale Ökumene Eindrücke und Einschätzungen vom Münchener Kirchentag Mehr als 130 000 Dauerteilnehmer und 40 000 Tagesgäste haben den Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) in München besucht. Dazu einige Analysen der Katholischen Nachrichtenagentur KNA. Im Gegensatz zu früheren Kirchen- und Katholikentagen dominierte kein einzelnes politisches oder gesellschaftliches Thema. Und anders als beim ersten Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin war auch nicht das Ereignis schon das Ereignis. In München gelang sehr viel stärker als in Berlin der Schritt von der bilateralen Ökumene zwischen Katholiken und Protestanten zu einer multilateralen Ökumene, die auch die orthodoxen Kirchen und die evangelischen Freikirchen einschloss. So warnte der griechischorthodoxe Metropolit Augoustinos vor einer Engführung der ökumenischen Diskussion auf die Abendmahlsgemeinschaft. „Gemeinschaft kann es auch anders geben“, betonte er unter Hinweis auf die beeindruckend gelungene Feier des 16 BKU-Journal 2 2010 Das Podium im Haus der Deutschen Wirtschaft (Bericht auf Seite 14): Hier diskutierten Marlehn Thieme vom AEU (v.li.), der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitzsch, Moderator Prof. Michael Rutz vom Rheinischen Merkur, der Vorstandsvorsitzende der Münchener RückversicherungsGesellschaft, Dr. Nikolaus von Bomhard und die BKU-Vorsitzende Marie-Luise Dött, MdB. Foto: Peter Unterberg Brotbrechens im Rahmen eines orthodoxen Vespergottesdienstes mit 20 000 Menschen auf dem Odeonsplatz. Die politische Botschaft des Treffens war die Ankündigung der Kirchen, ein neues gemeinsames Sozialwort vorlegen zu wollen. Es gehe um mehr soziale Gerechtigkeit, um „weniger ich und mehr du“, sagte der evangelische ÖKT- Ehrbare Kauffrau KKV zeichnet Braumeisterin aus Freiburg aus Prof. Dr. Brun-Hagen Hennerkes (li.) und der KKV-Bundesvorsitzende Bernd M. Wehner (re.) bei der Preisverleihung an Martina Feierling-Rombach. Foto: KKV Die Freiburger Brauerei-Inhaberin Martina Feierling- Rombach ist erste Trägerin des Ehrenpreises der „Ehrbare Kaufmann“, den der Sozialverband KKV auf dem Kirchentag verliehen hat. Als Laudator lobte der Vorstand der Stiftung Familienunternehmen, Prof. Dr. Dr. h.c. Brun-Hagen Hennerkes, den unternehmerischen Mut und das soziale Engagement der Preisträgerin. Für sie gelte ein Satz aus Thomas Manns „Buddenbrooks“, sagte BKU-Mitglied Hennerkes: „Mein Sohn, sei mit Lust bei den Geschäften am Tage, aber mache nur solche, dass wir bei Nacht ruhig schlafen können.“ Unt Präsident Eckhard Nagel. „Gott stürzt die Mächtigen vom Thron“, hieß es im biblischen Text zum Beginn der Abschlussfeier. Dazu passten die vielen drastischen Worte zum Wirtschaftsgebaren. Münchens Erzbischof Reinhard Marx sprach von entfesseltem Kapitalismus und ideologischer Verwirrung, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Nikolaus Schneider, von Verantwortungslosigkeit. Nicht bewahrheitet haben sich die Befürchtungen, der Missbrauchsskandal der katholischen Kirche werde den Kirchentag dominieren und überschatten. Wohl bei jedem der offiziellen politischen Termine am Rande des ÖKT ging es um den Skandal. Der Vertrauensverlust der Kirche macht auch Spitzenpolitikern jeglicher Couleur Sorge. Doch das Thema eignet sich nicht zum Anstoß einer Kirchentag-typischenMassenbewegung. Zwar sprach der Rektor des Berliner Canisius-Collegs, Pater Klaus Mertes, zu diesem Thema vor 5 000 Zuschauern. Ähnliche Veranstaltungen waren indes längst nicht so gut gefüllt wie der Autritt des Jesuiten, der die Skandale im Januar öffentlich gemacht hatte.
Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor BKU Düsseldorf und Bankhaus Vontobel greifen wichtiges Thema auf Warum beschäftigt sich der BKU mit dem Thema Nachhaltigkeit? Mit dieser Frage eröffnete die Vorsitzende der Diözesangruppe Düsseldorf, Maria Fischer, am 14. April ein gemeinsames Forum des BKU und des Bankhauses Vontobel in Düsseldorf über „Nachhaltigkeit bei Kapitalanlagen“. „Der BKU ist ein Zusammenschluss von Menschen, die ihr Handeln im Lichte der Katholischen Soziallehre reflektieren“, beantwortete Fischer ihre Eingangsfrage. Dazu gehöre der biblische Auftrag, sich die Erde Untertan zu machen – aber nicht, sie zu zerstören. Ihren besonderen Dank sprach sie BKU-Mitglied Mathias Klein von Vontobel für die Vorbereitung des Tages aus. Grundlagen zum Thema vermittelte Prof. Dr. Stephan Paul von der Ruhr-Universität Bochum. Er berichtete, dass die Zahl nachhaltiger Publikumsfonds in Europa in den vergangenen 20 Jahren von 15 auf 680 gestiegen ist. Davon seien 280 in Deutschland angesiedelt und verwalteten ein Anlagevermögen von rund 30 Milliarden Euro. Doch obwohl diese Produkte damit längst aus dem Nischendasein herausgetreten seien, fühlten sich viele potenzielle Anleger zu diesem Thema noch schlecht informiert, sagte Paul. Der Finanzwissenschaftler definierte nachhaltige Kapitalanlagen als Produkte, die neben den konventionellen Kriterien wie Rendite, Risiko und Liquidität noch ethische oder moralische Kriterien erfüllen. Damit ergebe sich der klassische Dreiklang von Ökonomie, Ökologie und Sozialem, der in nachhaltigen Anlagen (Socially Responsible Investment) vereint werden müsse. Anleger, die auf Nachhaltigkeit achten, orientieren sich „Nachhaltiges“ in Düsseldorf: Matthias Klein von Vontobel (v.li.), die DG- Vorsitzende Maria Fischer und Prof. Dr. Stephan Paul. Foto: P. Unterberg traditionell an Ausschlusskriterien: Dabei geht es um die Einhaltung von Menschenrechten, bestimmte Produkte wie Waffen oder die Haltung zu Tierversuchen. Auf der Veranstaltung herrschte Konsens, dass diese Kriterien bei Anlageentscheidungen eine zunehmende Rolle spielen werden. Für die Unternehmen ergibt sich daraus die Notwendigkeit, über ihren Umgang mit der Nachhaltigkeit immer offensiver zu berichten. Gerade im Mittelstand sieht Paul hier noch viel Nachholbedarf. Die Auswahl nachhaltiger Anlagen in der Praxis beschrieb die Leiterin Nachhaltigkeit der Bank Vontobel AG in Zürich, Sabine Döbeli. Für sie steht fest, dass dieser Bereich aus der Öko-Nische herausgetreten ist. Bevölkerungswachstum, Klimawandel und Rohstoffknappheit erhöhten den Druck zum Umdenken. „Unternehmen, die hier vorangehen, können profitieren“, glaubt Döbeli. Vontobel setze daher bei der Auswahl seines Anlageuniversums auf Agenturen, die sich auf die Recherche nachhaltiger Unternehmensführung spezialisiert haben und Informationen zur Auswahl zusammentragen. Dabei geht es zunächst um Ausschlusskriterien, in einem zweiten Schritt aber auch um Einschlusskriterien: Hier profitieren Unternehmen, die auf bestimmten Gebieten besonders gut abschneiden: Das können Umwelt- und Sicherheitsstandards ebenso sein wie transparente Managementstrukturen oder ein aktiver Dialog mit externen Anspruchsgruppen. Als Unternehmen, das die Nachhaltigkeit als Teil seiner DNA betrachtet, stellte sich die Firma Henkel vor. Ihr Leiter CSR/Sustainable Management, Uwe Bergmann, zeigte am konkreten Beispiel, wie ein Unternehmen diese Herausforderungen positiv aufgreifen kann: So hat Henkel ambitionierte Ziele beschlossen und veröffentlicht, um Energieverbrauch, Arbeitsunfälle und andere Faktoren zu reduzieren. Der Geistliche Berater des Düsseldorfer BKU, Pater Johannes Zabel, OP, erinnerte im Schlusswort an die goldene Regel des Evangeliums: „Was Du von anderen erwartest, das tue auch ihnen!“ Heute gelte es, über diese Forderung hinaus auch den ersten Schritt zu gehen in der Hoffnung, damit eine positive Entwicklung in Gang zu setzen, meinte Zabel. Der Verlauf des Tages habe zudem gezeigt, dass Nachhaltigkeit und Ertragssteigerung durchaus zusammenpassen. Peter Unterberg BKU-Journal 2 2010 17 Tagungen
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