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Wer beherrscht die Unternehmen? Shareholder Value ... - MPIfG

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28 Kapitel 1<br />

regulierung, Kündigungsschutz, Börsenaufsicht und Führungskräfterekrutierung<br />

in ein- und demselben Modell. Die Frage, welche Art der Börsenaufsicht,<br />

der <strong>Unternehmen</strong>sfinanzierung und der Arbeitnehmermitwirkung <strong>die</strong><br />

effizienteste ist – <strong>die</strong>s alles sind typische wirtschaftswissenschaftliche Forschungsfragen<br />

– wäre aus Sicht des »Varieties-of-Capitalism«-Ansatzes als<br />

falsch gestellt zurückzuweisen. Per se effizienteste Institutionen gibt es<br />

demnach nicht, Elemente von Produktionsregimen können nur in Zusammenhang<br />

mit den anderen endogenen Teilelementen bewertet werden. Nicht<br />

<strong>die</strong> Wahl einzelner Elemente, sondern deren Kombination sagt etwas über<br />

das Leistungsprofil von Produktionsregimen aus. Ein liberalisiertes Corporate-Governance-Regime,<br />

das feindliche Übernahmen ermöglicht, könnte in<br />

Deutschland ebenso fehl am Platz sein wie Mitbestimmungsrechte auf <strong>Unternehmen</strong>sebene<br />

oder ein rigides Kündigungsschutzrecht in den Vereinigten<br />

Staaten.<br />

Da <strong>die</strong> entscheidende Bestandsvoraussetzung der Teilelemente – <strong>die</strong>ser<br />

Sicht zu Folge – in ihrer Effizienz besteht und <strong>die</strong>se mit der Kohärenz des<br />

Gesamtsystems steht und fällt, ist zu erwarten, dass institutionelle Konfigurationen<br />

in der Wirklichkeit nicht zufallsverteilt sind, sondern in Clustern<br />

von jeweils kohärenten Kombinationen auftreten: »[The theory] gives a<br />

partial reason for there being only a limited number of possible constellations<br />

of institutional frameworks« (Soskice 1999: 110). Hall/Soskice (2001:<br />

18–21) führen vor, dass <strong>die</strong>se Voraussage der Theorie tatsächlich erfüllt<br />

wird. Sechs OECD-Länder weisen demnach durchweg marktförmige Institutionen<br />

auf und werden als liberale Marktökonomien klassifiziert: <strong>die</strong> Vereinigten<br />

Staaten, Großbritannien, Australien, Kanada, Neuseeland und Irland.<br />

In zehn OECD-Ländern – Deutschland, Österreich, Japan, der Schweiz, den<br />

Niederlanden, Belgien, Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland –<br />

findet sich eine kohärente Kombination marktbeschränkender, koordinierender<br />

Merkmale in den jeweiligen Teilsphären. Nur in sechs Fällen zeigen<br />

sich Mischformen aus koordinierenden und liberalen Merkmalen: in Frankreich,<br />

Italien, Spanien, Portugal, Griechenland und der Türkei. Kritisch kann<br />

eingewandt werden, dass <strong>die</strong> Existenz kulturell verwandter »Families of<br />

Nations« (Castles 1993) noch nicht <strong>die</strong> Unmöglichkeit oder Inkohärenz von<br />

anderen als den empirisch vorgefundenen Kombinationen beweist.<br />

Für <strong>die</strong>se Arbeit hat das Konzept der institutionellen Komplementaritäten<br />

zwei Implikationen. Erstens verschärft es <strong>die</strong> Frage nach den Ursachen kapitalmarktorientierter<br />

<strong>Unternehmen</strong>sführung. Denn da sich <strong>die</strong> Teilelemente<br />

von Produktionsregimen gegenseitig stabilisieren, ist nicht zu erwarten, dass<br />

<strong>Unternehmen</strong> von sich aus Institutionen (wie <strong>die</strong> Übernahme internationaler

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