Wer beherrscht die Unternehmen? Shareholder Value ... - MPIfG
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48 Kapitel 2<br />
Investor Relations mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Public Relations vermischt,<br />
deren Ziel es ist, das <strong>Unternehmen</strong> in der Öffentlichkeit allgemein<br />
in einem positiven Licht erscheinen zu lassen.<br />
Bei DaimlerChrysler 15 fand <strong>die</strong> Investor-Relations-Arbeit gerade in<br />
schlechten Zeiten Anerkennung von Aktionären und Analysten, als unvorteilhafte<br />
Finanzinformationen offen transportiert und damit Risiken transparent<br />
gemacht wurden (Luber 2000: 94). Als besonders aktionärsorientiert<br />
bewertet wird auch <strong>die</strong> Investor-Relations-Arbeit von SAP und Mannesmann,<br />
während andere <strong>Unternehmen</strong> wie der Axel Springer Verlag oder<br />
Strabag regelmäßig wegen aus Aktionärssicht mangelhafter Informationspolitik<br />
kritisiert werden. 16 Große Unterschiede in der Intensität der Kommunikation<br />
mit den Anteilseignern zeigen sich auch bei der teilnehmenden<br />
Beobachtung von Hauptversammlungen, wobei zum Beispiel Bayer und RWE<br />
als besonders offene <strong>Unternehmen</strong>, Holzmann hingegen als ein besonders<br />
verschlossenes <strong>Unternehmen</strong> erscheint. <strong>Unternehmen</strong>svergleichende Daten<br />
zu <strong>die</strong>sem <strong>Shareholder</strong>-<strong>Value</strong>-Kriterium liefert der jährlich verliehene Investor-Relations-Preis<br />
(Enzweiler/Friese/Nitschke 1997; Enzweiler/Friese/<br />
Nitschke 1998; Luber/Nitschke 1999; Luber 2000). Diese Daten beruhen<br />
auf Fragebögen, <strong>die</strong> von der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und<br />
Finanzberatung an um <strong>die</strong> 1.000 Analysten 17 von Banken, Fondsgesellschaften<br />
und Versicherungen verschickt und mit denen Urteile über <strong>die</strong> Qualität<br />
der Investor-Relations-Arbeit deutscher Großunternehmen in der jeweiligen<br />
Vorperiode erhoben werden. Dabei werden <strong>die</strong> Erreichbarkeit der <strong>Unternehmen</strong>,<br />
<strong>die</strong> Offenheit im Dialog, <strong>die</strong> Zuverlässigkeit der Informationen und<br />
<strong>die</strong> Qualität der Kommunikation bewertet. 18 Um <strong>die</strong>se Daten als Indikatoren<br />
der <strong>Shareholder</strong>-<strong>Value</strong>-Orientierung verwenden zu können, wurden <strong>die</strong> In-<br />
15 Die Investor-Relations-Arbeit von DaimlerChrysler wird als besonders aktionärsorientiert<br />
bewertet. Die entsprechende Abteilung besteht aus einundzwanzig Führungskräften,<br />
<strong>die</strong> Kommunikation zwischen Investor-Relations-Abteilung und Vorstand gilt als besonders<br />
ausgeprägt (Luber 2000: 95). Die durchschnittliche Mitarbeiterzahl der Investor-<br />
Relations-Abteilungen von vierzig <strong>Unternehmen</strong> aus dem DAX 100 beträgt, der Stu<strong>die</strong><br />
von Achleitner/Bassen (2000: 13f.) zufolge, drei Personen. Zu <strong>die</strong>sem (späten) Zeitpunkt<br />
verfügen alle vierzig von Achleitner/Bassen betrachteten <strong>Unternehmen</strong> über Investor-Relations-Abteilungen.<br />
16 Im Rahmen des Investor-Relations-Preises 1998 wurde <strong>die</strong> Informationspolitik von<br />
Springer, Holzmann und anderen als indiskutabel bezeichnet. Ein Jahr später lautete das<br />
Urteil über <strong>die</strong>selben <strong>Unternehmen</strong>: »Sie finden keinen Draht zu Investoren« (Enzweiler/<br />
Friese/Nitschke 1998; Luber/Nitschke 1999; Luber 2000).<br />
17 1997 und 1998 wurden 900, 1999 1.100 und im Jahr 2000 1.500 Analysten befragt.<br />
18 Die Auswertung wird von dem Finanzexperten Otto Loistl, Wirtschaftsuniversität Wien,<br />
geleitet.